Levium 25
Zul.-Nr.: 6313986.01.00
Fachinformation
Bezeichnung der Arzneimittel
Levium® 25 mg Tabletten
Levium® 100 mg Tabletten
Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Levomepromazin
Levium® 25:
1 Tablette enthält 33,84 mg Levomepromazinhydrogenmaleat entsprechend 25 mg Levomepromazin.
Sonstiger Bestandteil: Lactose
Levium® 100:
1 Tablette enthält 135,34 mg Levomepromazinhydrogenmaleat entsprechend 100 mg Levomepromazin.
Sonstiger Bestandteil: Lactose
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
Darreichungsform
Tablette
Levium® 25:
weiß, rund (7 mm Durchmesser), bikonvex mit einseitiger Zierkerbe
Levium® 100:
weiß, rund (11 mm Durchmesser), bikonvex mit einseitiger Zierkerbe
Die Kerbe dient nur zum Teilen der Tablette für ein erleichtertes Schlucken und nicht zum Aufteilen in gleiche Dosen.
Klinische Angaben
Anwendungsgebiete
-
Dämpfung psychomotorischer Unruhe- und Erregungszustände im Rahmen psychotischer Syndrome
-
Leichte akute psychotische Syndrome mit Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen und Ich-Störungen
Hinweis:
Im Allgemeinen reicht die antipsychotische Potenz nicht aus, um akute Psychosen allein mit Levomepromazin zu behandeln, da die Art der Nebenwirkungen eine Dosisbegrenzung bedingt.
-
Maniforme Syndrome
-
Zur Kombinationstherapie bei der Behandlung von chronischen oder schweren Schmerzen
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung, Darreichungsform und Dauer der Anwendung müssen an die individuelle Reaktionslage, die Indikation und die Schwere der Krankheit und die mögliche sonstige neuroleptische Medikation angepasst werden. Ein Behandlungsbeginn mit langsam ansteigender Dosierung wird für die ambulante Therapie vorgeschlagen, weniger bei einer stationären Behandlung. Abrupte starke Dosisänderungen erhöhen das Nebenwirkungsrisiko. Nach einer längerfristigen Therapie muss die Reduktion der Dosis in sehr kleinen Schritten über große Zeiträume hinweg erfolgen.
Als mittlere Dosis für Erwachsene und Jugendliche über 50 kg Körpergewicht gelten:
Bei psychomotorischen Unruhe- und Erregungszuständen im Rahmen psychotischer Syndrome, leichten akuten psychotischen Syndromenund maniformen Syndromen werden als Tagesgesamtdosis 150 bis 300 mg Levomepromazin (bis maximal 500 mg Levomepromazin) angewendet.
Bei Schmerzzuständenwerden als Tagesgesamtdosis 50 bis 75 mg Levomepromazin angewendet.
Dosierung bei älteren Patienten
Initial per os 25 bis 50 mg/Tag, gegebenenfalls schrittweise Erhöhung je nach Indikation. Die Tagesdosis kann auf 1-3 Einzeldosen verteilt werden.
Art und Dauer der Anwendung
Die Tabletten sind nach den Mahlzeiten mit etwas Flüssigkeit einzunehmen.
Je nach Schwere der Störungen und Zustand des Patienten wird die Levomepromazin-Behandlung mit parenteralen oder auch oralen Gaben begonnen. Bei parenteraler Gabe von Levomepromazin ist Bettruhe einzuhalten, deshalb sollte die Behandlung stationär eingeleitet werden.
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsbild und dem individuellen Verlauf.
Gegenanzeigen
Levomepromazin darf nicht angewendet werden bei:
-
bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Levomepromazin oder einen der sonstigen Bestandteile,
-
bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Neuroleptika, insbesondere vom Phenothiazin-Typ,
-
Bestehen einer schweren Blutzell- oder Knochenmarkschädigung.
Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Levomepromazin darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:
-
anamnestisch bekanntem malignen neuroleptischen Syndrom,
-
akuter Intoxikation mit zentraldämpfenden Pharmaka (z. B. Opiate, Hypnotika, Antidepressiva, Neuroleptika, Tranquilizer) oder Alkohol,
-
Leukopenie und anderen Erkrankungen des hämatopoetischen Systems,
-
prolaktinabhängigen Tumoren, z. B. Mamma-Tumoren,
-
Leber- und Niereninsuffizienz,
-
kardialer Vorschädigung,
-
schwerer Hypotonie, orthostatischer Dysregulation,
-
epileptischen Anfällen in der Anamnese,
-
nicht pharmakogenen Parkinson-Syndromen,
-
Glaukom, Miktionsstörungen, Pylorusstenose, Prostatahypertrophie,
-
Bradykardie,
-
Hypokaliämie,
-
angeborenem langem QT-Syndrom oder anderen klinisch signifikanten kardialen Störungen (insbesondere koronare Herzkrankheit, Erregungsleitungsstörungen, Arrhythmien),
-
gleichzeitiger Behandlung mit Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall im EKG verlängern oder eine Hypokaliämie hervorrufen können (siehe Abschnitt 4.5).
Erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen
Die Daten zweier großer Anwendungsstudien zeigten, dass ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen, die mit konventionellen (typischen) Antipsychotika behandelt wurden, einem leicht erhöhten Mortalitätsrisiko im Vergleich zu nicht mit Antipsychotika Behandelten ausgesetzt sind. Anhand der vorliegenden Studiendaten kann eine genaue Höhe dieses Risikos nicht angegeben werden und die Ursache für die Risikoerhöhung ist nicht bekannt.
Levium ist nicht zur Behandlung von Verhaltensstörungen, die mit Demenz-Erkrankungen zusammenhängen, zugelassen.
Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten zerebrovaskulären Ereignissen In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte zerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Levium sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.
Thromboembolie-Risiko
Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Levium identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.
Bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren sollte Levomepromazin mit Vorsicht angewendet werden, da kein ausreichendes klinisches Erkenntnismaterial vorliegt.
Vor der Behandlung mit trizyklischen Neuroleptika ist das Blutbild (einschließlich des Differenzialblutbildes sowie der Blutplättchenzahl) zu kontrollieren. Bei abweichenden Blutwerten darf keine Behandlung mit trizyklischen Neuroleptika erfolgen.
Während der Behandlung sind regelmäßig Blutbildkontrollen (Leukozytenzahl und Differenzialblutbild) durchzuführen. Nach Beginn der Behandlung sollten in den ersten vier Monaten die Kontrollen möglichst wöchentlich erfolgen, bei unauffälligen Befunden erscheint danach eine monatliche Blutbildkontrolle ausreichend. Bei schnellem Absinken der Leukozytenzahl - insbesondere bei Werten unter 3000/mm3- oder anderen Blutbildveränderungen ist die Behandlung mit trizyklischen Neuroleptika sofort abzubrechen und durch andere Therapieformen zu ersetzen. Gegebenenfalls sind intensivmedizinische Maßnahmen durchzuführen. Blutbildkontrollen sind bis zur Normalisierung erforderlich. Der Patient sollte angehalten werden, bei Fieber, Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen, Halsschmerzen oder eitriger Angina sowie grippeähnlichen Symptomen, insbesondere wenn diese Symptome innerhalb der ersten 3 Monate der medikamentösen Behandlung auftreten, keine Selbstmedikation durchzuführen, sondern sofort seinen behandelnden Arzt aufzusuchen.
Regelmäßige Kontrollen der Leberenzymaktivitäten sind ebenfalls anzuraten. Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Anamnese sind vor Beginn der Behandlung und nachfolgend regelmäßige Kontrollen der kardiovaskulären Funktion (u. a. EKG, Blutdruck) zu empfehlen. Bei Auftreten von hohem Fieber und Muskelstarre ist an ein malignes neuroleptisches Syndrom zu denken (siehe Abschnitt 4.8), welches nicht selten als Katatonie fehldiagnostiziert wird. Da hier eine erneute Neuroleptikumgabe lebensbedrohliche Konsequenzen haben kann, ist die Differenzialdiagnose von entscheidender Bedeutung (Medikamentenanamnese, Prüfung auf Rigor, Fieber sowie CK-Anstieg und Myoglobin-Anstieg im Blut oder Harn).
Bei Patienten mit organischen Hirnschäden oder arteriosklerotischen Gehirngefäßerkrankungen ist bei der Therapie mit Levomepromazin besondere Vorsicht geboten.
Bei Patienten mit epileptischen Anfällen ist zu berücksichtigen, dass Levomepromazin die Anfallsbereitschaft fördert. Das Auftreten von Krampfanfällen wird durch hohe Dosierung zu Behandlungsbeginn, schnellen Dosisanstieg und abruptes Absetzen hoher Behandlungsdosen begünstigt. Das Bestehen eines Anfallsleidens ist bei gleichzeitiger Fortführung der antikonvulsiven Medikation keine absolute Kontraindikation für eine Verordnung von Neuroleptika bei psychiatrischer Indikation.
Aufgrund der anticholinergen Wirkung ist bei Patienten mit Glaukom, Miktionsstörungen, Pylorusstenose und Prostatahypertrophie vorsichtig zu dosieren. Bei gestörter Leberfunktion sowie Nierenversagen müssen die Dosen angepasst werden. Besonders bei älteren Patienten ist wegen der erhöhten Empfindlichkeit Vorsicht in der Dosierung geboten, die anticholinergen Nebenwirkungen sind häufig stärker.
Ventrikuläre Arrhythmien infolge einer QT-Intervallverlängerung können häufiger bei der Verabreichung hoher Dosen und bei prädisponierten Patienten auftreten.
Die Tabletten enthalten Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lapp-Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten diese Arzneimittel nicht einnehmen.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Einnahme von Levomepromazin mit zentraldämpfenden Pharmaka, wie z. B. Schmerzmittel, Schlafmittel, andere Psychopharmaka sowie Alkohol können Sedierung und Atemdepression verstärkt werden. Die Plasmakonzentration von trizyklischen Antidepressiva wird durch Levomepromazin erhöht.
Die Wirkung von Medikamenten, die den Blutdruck senken, kann bei gleichzeitiger Einnahme von Levomepromazin verstärkt werden (Ausnahme: Guanethidin).
Die anticholinergen Wirkungen von Levomepromazin können durch Anticholinergika verstärkt werden, z. B. mit dem erhöhten Risiko des Auftretens eines pharmakogenen Delirs.
Die kombinierte Anwendung von Levomepromazin mit Dopaminagonisten (z. B. Levodopa) führt zur verminderten Wirksamkeit des Dopaminagonisten.
Bei kombinierter Anwendung mit Medikamenten, die auf die Alpha-Adrenozeptoren wirken, ergeben sich folgende Wechselwirkungen: Bei gleichzeitiger Gabe von Adrenalin und Adrenalinabkömmlingen kann es zum weiteren Blutdruckabfall kommen (Adrenalin-Umkehr). Andere Alpha-Adrenozeptoren-stimulierende Substanzen wie Phenylephrin und Noradrenalin hingegen sind eher in der Lage, eine Levomepromazin-induzierte Hypotension zu beheben.
Die gleichzeitige Anwendung von Levomepromazin zusammen mit Phenytoin kann zu einer Veränderung des Phenytoin-Metabolismus führen. Dadurch können toxische Plasmakonzentrationen von Phenytoin erreicht werden.
Phenothiazine wie Levomepromazin können in Verbindung mit Polypeptid-Antibiotika (z. B. Capreomycin, Colistin, Polymyxin B) eine zentrale Atemdepression verstärken.
Die Reaktion auf Anwendung von Gonadorelin kann durch Phenothiazine aufgrund der Prolaktin-Erhöhung abgeschwächt werden.
Unter der Behandlung mit Levomepromazin kann das Ergebnis eines Phenylketonurietests verfälscht sein (falsch-positives Ergebnis).
Die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika Klasse IA oder III, Makrolid-Antibiotika, Malaria-Mittel, Antihistaminika, Antidepressiva, andere Neuroleptika), zu einer Hypokaliämie führen (z. B. bestimmte Diuretika) oder den hepatischen Abbau von Levomepromazin hemmen können, ist zu vermeiden.
Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
In Einzelfallberichten und einer kontrollierten Studie wurde über unterschiedliche Fehlbildungen bei der Anwendung von Phenothiazinen berichtet. Ein kausaler Zusammenhang ließ sich durch größere Studien nicht erhärten. Zu Levomepromazin liegen keine ausreichend dokumentierten Erfahrungen über die Wirkung auf den menschlichen Embryo oder Feten vor. Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxizität von Levomepromazin liegen nicht vor (siehe Abschnitt 5.3).
Daher soll Levium® im ersten Trimenon der Schwangerschaft nicht angewendet wer-den. Im zweiten und dritten Trimenon soll Levium® nur bei zwingender Indikation unter Berücksichtigung des Risikos für Mutter und Kind verordnet werden. Dabei sollte die niedrigste wirksame Dosis eingesetzt werden. Zur Verhinderung von Extrapyramidal- oder Entzugssymptomatik beim Neugeborenen sollte Levium® in den letzten 10 Tagen der Schwangerschaft nicht mehr eingenommen werden.
Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich Levomepromazin) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können.
Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden.
Falls Levium® einer Patientin im reproduktionsfähigen Alter verschrieben wird, sollte diese darauf hingewiesen werden, sich unverzüglich mit ihrem Arzt in Verbindung zu setzen, wenn Sie schwanger zu werden wünscht oder eine Schwangerschaft vermutet.
Stillzeit
Levomepromazin und dessen Metaboliten gehen in die Muttermilch über. Sollte eine Therapie unverzichtbar sein, ist gegebenenfalls abzustillen.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch kann Levomepromazin die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Dies gilt in verstärk- tem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, die Bedienung von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten ganz, zumindest jedoch während der ersten Phase der Behandlung, unterbleiben. Die Entscheidung in jedem Einzelfall trifft der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der individuellen Reaktion und der jeweiligen Dosierung.
Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Häufigkeitsangaben werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig ≥ 1/10
Häufig ≥ 1/100 bis < 1/10
Gelegentlich ≥ 1/1.000 bis < 1/100
Selten ≥ 1/10.000 bis < 1/1.000
Sehr selten < 1/10.000
Nicht bekannt Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar
Sehr häufigist mit folgenden Nebenwirkungen zu rechnen:
Sedierung, Hypotonie, Beschleunigung der Herzfrequenz und/oder orthostatische Dysregulation. Sehr häufig kann es zu Störungen der Speichelsekretion, Beschwerden beim Harnlassen, Obstipation, vermindertem Schwitzen, Veränderungen des Augeninnendrucks und Sehstörungen kommen.
Sehr häufigkommt es zur Gewichtszunahme. Bei höherer Dosierung oder zerebraler Vorschädigung ist häufiger mit Verwirrtheitszuständen zu rechnen. Zu Beginn der Behandlung kommt es häufiger zur Einengung der Erlebnisfähigkeit, Hemmung der Reaktivität auf Umweltreize, Verminderung der Spontanaktivität, Beeinträchtigung der Informationsaufnahme und -verarbeitung, Verlängerung der Reaktionszeit, Sprechstörungen.
Häufigkann es zur Ausbildung eines Delirs kommen. Sind vorübergehend Leberenzymaktivitäten erhöht, treten Exantheme in unterschiedlicher Ausprägung auf und bei längerfristiger Anwendung höherer Dosen können Substanzablagerungen in der Cornea, der Linse und der Retina des Auges auftreten.
Häufigkönnen Störungen der Erregungsausbreitung und -rückbildung am Herzen auftreten. Insbesondere bei Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen können zu Beginn der Therapie und bei höheren Dosen schwere kardiovaskuläre Komplikationen auftreten.
Ebenfalls häufigkann es bei der Behandlung mit Levomepromazin zu Frühdyskinesien (krampfartiges Herausstrecken der Zunge, Verkrampfung der Schlundmuskulatur, okulogyre Krisen, Schiefhals, Versteifungen der Rückenmuskulatur, Kiefermuskelkrämpfe), einem Parkinson-Syndrom (Zittern, Steifigkeit) und Akathisie (Bewegungsunruhe) kommen. Beim Auftreten von Frühdyskinesien oder Parkinson-Syndromen ist eine Dosisreduktion oder Behandlung mit Antiparkinsonmitteln erforderlich. Die Behandlung der Akathisie ist schwierig; zunächst kann eine Dosisreduktion versucht werden. Sedativa, Hypnotika oder Betarezeptorenblocker sind mit wechselndem Erfolg eingesetzt worden.
Gelegentlichkönnen bei Gabe höherer Dosen zerebrale Krampfanfälle ausgelöst werden, kommt es zu Regulationsstörungen der Körpertemperatur (Hyperthermie/Hypothermie), gelegentlich können Galaktorrhö und/oder Amenorrhö sowie Störungen von Libido und Potenz auftreten. Gelegentlich kommt es zur Photosensibilisierung.
Ventrikuläre Tachyarrhythmien können gelegentlich auftreten; dies ist besonders bei Vorhandensein von Risikofaktoren zu berücksichtigen.
Seltenkann es bei der Behandlung mit Levomepromazin zu einem lebensbedrohlichen malignen neuroleptischen Syndrom mit Fieber über 40 °C und Muskelstarre (Anstieg der Kreatinkinase-Aktivität [CK] und von Myoglobin) kommen. Die Behandlung dieses Syndroms ist schwierig, folgende Maßnahmen werden empfohlen:
-
sofortiges Absetzen des Medikamentes
-
Behandlung der Hyperthermie durch Kühlen, da Antipyretika bei hohem Fieber möglicherweise nicht wirksam sind
-
Behandlung von Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes, der kardiovaskulären Manifestationen, Infektionen, der respiratorischen und renalen Komplikationen
-
Therapieversuch mit Dantrolen-Infusionen (3 bis 10 mg/kg Körpergewicht und Tag) in Kombination mit Bromocriptin (7,5 bis 30 mg/Tag oral).
Ebenfalls seltenkönnen Agranulozytosen innerhalb der ersten vier bis zehn Behandlungswochen auftreten.
Sehr seltenkönnen nach längerfristiger Anwendung, besonders bei älteren Patienten, Spätdyskinesien auftreten, die noch nach Beendigung der Therapie anhalten können.
Levomepromazin kann das QT-Intervall im EKG verlängern, in sehr seltenen Fällen bis hin zu potenziell tödlichen Herzrhythmusstörungen, Torsades de Pointes. In diesen Fällen ist die Behandlung mit Levium® abzubrechen.
Sehr seltenkann es zur Ausbildung von Bein- und Beckenvenenthrombosen kommen.
Nicht bekannt(Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fällen von Lungenembolie und Fällen von tiefer Venenthrombose)
Nicht bekannt:Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen (siehe Abschnitt 4.6.)
Überdosierung
Symptome der Intoxikation
Symptome einer Intoxikation sind Somnolenz bis Koma, mitunter Erregung und delirante Verwirrtheit, seltener zerebrale Krampfanfälle, Hyperthermie, Hypothermie.
Kardiovaskuläre Komplikationen: Hypotension, Tachykardie, im EKG Repolarisationsstörungen, Arrhythmie, Herz- und Kreislaufversagen (rasch bei massiver Intoxikation!).
Extrapyramidale Störungen: akute dyskinetische oder dystone Symptome, Zungen-Schlund-Syndrom, Blickkrämpfe, laryngeale oder pharyngeale Spasmen.
Anticholinerge Effekte: verschwommenes Sehen, Glaukomanfall, paralytischer Ileus, Urinretention.
Respiratorische Komplikationen: Zyanose, Atemdepression, Atemstillstand, Aspiration, (Broncho-)Pneumonie.
Therapie von Intoxikationen
Die Therapie erfolgt symptomatisch und unterstützend, orientiert an den allgemeinen Prinzipien der Vorgehensweise bei Überdosierungen, mit folgenden Besonderheiten: Versuche, ein Erbrechen zu induzieren, können wegen antiemetischer Wirkungen von Neuroleptika sehr erschwert sein. Forcierte Diurese oder Dialyse sind wenig hilfreich. Die Wirksamkeit einer Hämoperfusion ist nicht belegt, die einer Hämofiltration nicht untersucht. Analeptika sind kontraindiziert, da infolge der Senkung der Krampfschwelle durch Levomepromazin eine Neigung zu zerebralen Krampfanfällen besteht.
Bei schweren extrapyramidalen Symptomen sind Antiparkinsonmittel, z. B. Biperiden i.v. zu geben. Eine Verkrampfung der Schlundmuskulatur kann die Intubation erschweren.
Bei Hypotonie sollten wegen der paradoxen Verstärkung keine adrenalinartig wirkenden Kreislaufmittel, sondern noradrenalinartig wirkende Mittel (z. B. Noradrenalin-Dauertropfinfusionen oder Angiotensinamid) gegeben werden.
Bei wiederholten epileptischen Anfällen sind Antikonvulsiva indiziert unter der Vorausset-zung, dass eine Beatmung möglich ist, weil die Gefahr einer Atemdepression besteht.
Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika, Phenothiazine mit aliphatischer Seitenkette
ATC-Code: N05AA02
Levomepromazin ist eine psychotrope Substanz aus der Reihe der Phenothiazine mit antipsychotischen Eigenschaften. Es wirkt im Tierexperiment antagonistisch auf Dopamin-D1- und D2-Rezeptoren. Hierdurch wird die Prolaktinsekretion erhöht, eine Verminderung der Apomorphin- und Amphetaminhyperaktivität sowie eine Katalepsie und Hemmung des bedingten Fluchtreflexes bewirkt. Außerdem wirkt Levomepromazin auf serotonerge Rezeptoren und antagonistisch auf alphaadrenerge, cholinerge und histaminerge (H1 stärker als H2) Rezeptoren. Bei chronischer Gabe kann es zu einer Erhöhung der postsynaptischen Dopaminrezeptordichte in bestimmten Regionen kommen. Für verschiedene Teilwirkungen ist Toleranzentwicklung beobachtet worden. Das klinische Wirkprofil ist charakterisiert durch stark sedierende Wirkungen.
Darüber hinaus wirkt Levomepromazin schwach antipsychotisch (Reduktion von Wahn, Halluzination, Ich-Störungen sowie Denkzerfahrenheit, Dämpfung psychomotorischer und katatoner Erregung, affektiver Gespanntheit sowie manischer Verstimmung und Antriebssteigerung), antiemetisch und analgetisch.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Die Datenlage zur Resorption, Verteilung und Elimination ist lückenhaft. Nach oraler Gabe von 50 mg (Tabletten) erscheinen nach 2 bis 3 h (tmax) maximale Plasmaspiegel von 190 ng/ml. Der Steady-state wird bei oraler Gabe nach 7 Tagen erreicht. Das Sulfoxid erreicht den gleichen Cmax-Wert. Nach intramuskulärer Injektion wird tmaxnach 30 bis 90 min erreicht.
Das Verteilungsvolumen stellt sich auf 23 bis 42 l/kg ein. Bei 6 Patienten (37 bis 80 Jahre) wurden Eliminationshalbwertszeiten von 17 bis 78 h bestimmt. Für die Plasmaeiweißbindung sind keine Daten verfügbar. Die Substanz bildet ein Sulfoxid. Außerdem erfolgt N-Desalkylierung und O-Desmethylierung. Ferner wird in Position 7 hydroxyliert mit nachfolgender Glukoronidbildung. Das N-Desmethylderivat bindet an Dopaminrezeptoren und soll zu dem therapeutischen Effekt, aber auch zu den Nebenwirkungen des Levomepromazin beim Menschen beitragen. Auch das O-Desmethylderivat sowie die phenolischen Metaboliten sind möglicherweise an der Wirkung beteiligt. Dem Sulfoxid dagegen fehlt eine neuroleptische Potenz.
Nur 1 % der verabfolgten Dosis erscheint unverändert im Urin neben 10 % des Sulfoxids. Für die übrigen Metaboliten ergeben sich nach oraler Gabe aus der Literatur keine Angaben. Ein kleiner Teil der Metaboliten, aber nicht das Sulfoxid, wird in den Fäzes gefunden.
Die Bioverfügbarkeit nach oraler Gabe (gegen i.m. Injektion) beträgt 50 % der verabfolgten Dosis.
Bioverfügbarkeit
Eine im Jahr 1993 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 12 Probanden ergab im Vergleich zu einem Referenzpräparat folgende Ergebnisse:
|
Testpräparat |
Referenzpräparat |
maximale Plasmakonzentration (Cmax) in ng/ml |
46,19 ± 21,89 |
52,99 ± 28,52 |
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (tmax) in h |
1,69 ± 0,29 |
1,78 ± 0,54 |
Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC∞) in h•ng/ml |
327,5 ± 146,4 |
397,2 ± 191,6 |
(Angabe der Werte als Mittelwerte und Streubreite)
Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute toxikologische Wirkungen von Levomepromazin betreffen vorwiegend das zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislaufsystem (siehe Abschnitt 4.9), verwertbare präklinische Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen nicht vor.
In-vitro-Untersuchungen zum mutagenen Potenzial von Levomepromazin ergaben keine klinisch relevanten Hinweise auf ein genotoxisches Potenzial. Langzeituntersuchungen auf ein karzinogenes Potenzial von Levomepromazin liegen nicht vor. Aus Langzeituntersuchungen an Mäusen liegen Hinweise vor, dass Phenothiazine eine Induktion von Mammatumoren hervorrufen. Mammatumoren können eine Folge erhöhter Prolaktinkonzentrationen im Blut sein. Zahlreiche Neuroleptika rufen auch beim Menschen eine Hyperprolaktinämie hervor.
Reproduktionstoxikologische Studien wurden nicht durchgeführt.
Verschiedene Phenothiazine blockieren exprimierte HERG-Kanäle in vitroin mikromolaren Konzentrationen, die im oberen Bereich therapeutischer Plasmakonzentrationen liegen. Diese Kanäle sind für die Repolarisation im Herz verantwortlich. Die Substanzen haben daher das Potenzial zur Auslösung bestimmter Formen von Kammerherzrhythmusstörungen (Torsades de Pointes). Für Levomepromazin gibt es bisher keine Untersuchungen dazu.
Pharmazeutische Angaben
Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose-Monohydrat
Kartoffelstärke
Vorverkleisterte Stärke (Ph.Eur.)
Magnesiumstearat (Ph.Eur.)
Povidon K25 Stearinsäure
Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend
Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Das Behältnis (Blisterpackung) im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Art und Inhalt des Behältnisses
Blisterpackungen aus PVC/PVDC/Aluminium-Folie
Originalpackungen mit 50 und 100 Tabletten
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen
Inhaber der Zulassung
HEXAL AG
Industriestraße 25
83607 Holzkirchen
Telefon: (08024) 908-0
Telefax: (08024) 908-1290
E-Mail: medwiss@hexal.com
Zulassungsnummern
Levium® 25
6313986.01.00
Levium® 100
6313986.00.00
Datum der Erteilung der Zulassungen
14.02.2005
Stand der Information
November 2012
Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Stand: 11/2012 ÄA Seite 15 von 15