Levomepromazin-Neuraxpharm 25 Mg/Ml Injektionslösung
Text Fachinformation Levomepromazin-neuraxpharm (Injektionslösung)
Stand: 09/2012
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Levomepromazin-neuraxpharm
(Injektionslösung, 25 mg / 1 ml)
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff:Levomepromazinhydrochlorid
1 Ampulle mit 1 ml Injektionslösung enthält 27,8 mg Levomepromazinhydrochlorid, entsprechend 25 mg Levomepromazin.
Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Natriumhydroxid.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektionslösung
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Levomepromazin-neuraxpharm Injektionslösung ist indiziert zur Akutbehandlung schwerer psychomotorischer Unruhe- und Erregungszustände im Rahmen psychotischer Störungen sowie bei akuten Erregungszuständen bei maniformen Syndromen unter stationären Bedingungen, wenn orale Darreichungsformen für eine erfolgreiche Behandlung nicht ausreichend erscheinen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung, Darreichungsform und Dauer der Anwendung müssen an die individuelle Reaktionslage, die Indikation und die Schwere der Krankheit und die mögliche sonstige neuroleptische Medikation angepasst werden. Abrupte starke Dosisänderungen erhöhen das Nebenwirkungsrisiko. Nach einer längerfristigen Therapie muss die Reduktion der Dosis in sehr kleinen Schritten über große Zeiträume hinweg erfolgen.
Bei Erwachsenen und Jugendlichen über 50 kg Körpergewicht werden als Tagesgesamtdosis bei intramuskulärer Applikation 50 bis 150 mg Levomepromazin (entsprechend 2 - 6 Ampullen Levomepromazin-neuraxpharm) verabreicht.
Art und Dauer der Anwendung:
Die Injektionslösung wird im Allgemeinen intraglutäal injiziert.
Soweit eine intravenöse Gabe unbedingt erforderlich scheint, ist die Injektion äußerst langsam am liegenden Patienten vorzunehmen, da andernfalls schwere Kreislaufregulationsstörungen ausgelöst werden können. Bei intravenöser Applikation ist der Inhalt einer Ampulle mit Wasser für Injektionszwecke oder physiologischer Natriumchloridlösung auf 10 ml zu verdünnen.
Subkutane, paravenöse und intraarterielle Injektionen sind strikt zu vermeiden, da Gewebs- bzw. Gefäßschäden (mit u. U. Totalverlust der betroffenen Extremität) auftreten können. Wegen der Häufigkeit von Gefäßanomalien in der Ellenbeuge, die zu einer versehentlichen intraarteriellen Injektion führen können, sollten für die intravenöse Injektion von Levomepromazin-neuraxpharm Venen außerhalb der Ellenbeuge verwendet werden.
Je nach Schwere der Störungen und Zustand des Patienten wird die Levomepromazin-Behandlung mit parenteralen oder auch oralen Gaben begonnen. Bei parenteraler Gabe von Levomepromazin-neuraxpharm ist Bettruhe einzuhalten, deshalb sollte die Behandlung stationär eingeleitet werden.
Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Krankheitsbild und dem individuellen Verlauf.
4.3 Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegen Levomepromazin, andere Neuroleptika, insbesondere vom Phenothiazin-Typ, oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels,
- Bestehen einer schweren Blutzell- oder Knochenmarkschädigung.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Levomepromazin darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:
- anamnestisch bekanntem malignem neuroleptischem Syndrom,
- akuter Intoxikation mit zentraldämpfenden Pharmaka (z. B. Opiaten, Hypnotika, Antidepressiva, Neuroleptika, Tranquilizern) oder Alkohol,
- Leukopenie und anderen Erkrankungen des hämatopoetischen Systems,
- prolaktinabhängigen Tumoren, z. B. Mamma-Tumoren,
- Leber- und Niereninsuffizienz,
- kardialer Vorschädigung,
- schwerer Hypotonie, orthostatischer Dysregulation,
- epileptischen Anfällen in der Anamnese,
- nicht pharmakogenen Parkinson-Syndromen,
- Glaukom, Miktionsstörungen, Pylorusstenose, Prostatahypertrophie,
- Bradykardie,
- Hypokaliämie,
- angeborenem langem QT-Syndrom oder anderen klinisch signifikanten kardialen Störungen (insbesondere koronare Herzkrankheit, Erregungsleitungsstörungen, Arrhythmien),
- gleichzeitiger Behandlung mit Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall im EKG verlängern oder eine Hypokaliämie hervorrufen können (siehe Kap. 4.5).
Ventrikuläre Arrhythmien infolge einer QT-Intervallverlängerung können häufiger bei der Verabreichung hoher Dosen und bei prädisponierten Patienten auftreten.
Bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren sollte Levomepromazin mit Vorsicht angewendet werden, da kein ausreichendes klinisches Erkenntnismaterial vorliegt.
Vor der Behandlung mit trizyklischen Neuroleptika ist das Blutbild (einschließlich des Differentialblutbildes sowie der Blutplättchenzahl) zu kontrollieren. Bei abweichenden Blutwerten darf keine Behandlung mit trizyklischen Neuroleptika erfolgen.
Während der Behandlung sind regelmäßig Blutbildkontrollen (Leukozytenzahl und Differentialblutbild) durchzuführen. Nach Beginn der Behandlung sollten in den ersten vier Monaten die Kontrollen möglichst wöchentlich erfolgen, bei unauffälligen Befunden erscheint danach eine monatliche Blutbildkontrolle ausreichend. Bei schnellem Absinken der Leukozytenzahl - insbesondere bei Werten unter 3000/mm3- oder anderen Blutbildveränderungen ist die Behandlung mit trizyklischen Neuroleptika sofort abzubrechen und durch andere Therapieformen zu ersetzen. Gegebenenfalls sind intensivmedizinische Maßnahmen durchzuführen. Blutbildkontrollen sind bis zur Normalisierung erforderlich. Der Patient sollte angehalten werden, bei Fieber, Zahnfleisch- und Mundschleimhautentzündungen, Halsschmerzen oder eitriger Angina sowie grippeähnlichen Symptomen, insbesondere wenn diese Symptome innerhalb der ersten 3 Monate der medikamentösen Behandlung auftreten, keine Selbstmedikation durchzuführen, sondern sofort seinen behandelnden Arzt aufzusuchen.
Regelmäßige Kontrollen der Leberenzymaktivitäten sind ebenfalls anzuraten. Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Anamnese sind vor Beginn der Behandlung und nachfolgend regelmäßige Kontrollen der kardiovaskulären Funktion (u. a. EKG, Blutdruck) zu empfehlen. Bei Auftreten von hohem Fieber und Muskelstarre ist an ein malignes neuroleptisches Syndrom zu denken (siehe Nebenwirkungen), welches nicht selten als Katatonie fehldiagnostiziert wird. Da hier eine erneute Neuroleptikum-Gabe lebensbedrohliche Konsequenzen haben kann, ist die Differentialdiagnose von entscheidender Bedeutung (Medikamentenanamnese, Prüfung auf Rigor, Fieber sowie CK-Anstieg und Myoglobin-Anstieg im Blut oder Harn).
Bei Patienten mit organischen Hirnschäden oder arteriosklerotischen Gehirngefäßerkrankungen ist bei der Therapie mit Levomepromazin besondere Vorsicht geboten.
Bei Patienten mit epileptischen Anfällen ist zu berücksichtigen, dass Levomepromazin die Anfallsbereitschaft fördert. Das Auftreten von Krampfanfällen wird durch hohe Dosierung zu Behandlungsbeginn, schnellen Dosisanstieg und abruptes Absetzen hoher Behandlungsdosen begünstigt. Das Bestehen eines Anfallsleidens ist bei gleichzeitiger Fortführung der antikonvulsiven Medikation keine absolute Kontraindikation für eine Verordnung von Neuroleptika bei psychiatrischer Indikation.
Aufgrund der anticholinergen Wirkung ist bei Patienten mit Glaukom, Miktionsstörungen, Pylorusstenose und Prostatahypertrophie vorsichtig zu dosieren. Bei gestörter Leberfunktion sowie Nierenversagen müssen die Dosen angepasst werden. Besonders bei älteren Patienten ist wegen der erhöhten Empfindlichkeit Vorsicht in der Dosierung geboten, die anticholinergen Nebenwirkungen sind häufig stärker.
Erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen:
Die Daten zweier großer Anwendungsstudien zeigten, dass ältere Menschen mit Demenz-Erkrankungen, die mit konventionellen (typischen) Antipsychotika behandelt wurden, einem leicht erhöhten Mortalitätsrisiko im Vergleich zu nicht mit Antipsychotika Behandelten ausgesetzt sind. Anhand der vorliegenden Studiendaten kann eine genaue Höhe dieses Risikos nicht angegeben werden und die Ursache für die Risikoerhöhung ist nicht bekannt.
Levomepromazin ist nichtzur Behandlung von Verhaltensstörungen, die mit Demenz-Erkrankungen zusammenhängen, zugelassen.
Erhöhtes Risiko für das Auftreten von unerwünschten cerebrovaskulären Ereignissen:
In randomisierten, placebokontrollierten klinischen Studien mit an Demenz erkrankten Patienten, die mit einigen atypischen Antipsychotika behandelt wurden, wurde ein etwa um das Dreifache erhöhtes Risiko für unerwünschte cerebrovaskuläre Ereignisse beobachtet. Der Mechanismus, der zu dieser Risikoerhöhung führt, ist unbekannt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wirkung auch bei der Anwendung anderer Antipsychotika oder bei anderen Patientengruppen auftritt. Levomepromazin sollte daher bei Patienten, die ein erhöhtes Schlaganfallrisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.
Thromboembolie-Risiko:
Im Zusammenhang mit der Anwendung von Antipsychotika sind Fälle von venösen Thromboembolien (VTE) berichtet worden. Da Patienten, die mit Antipsychotika behandelt werden, häufig erworbene Risikofaktoren für VTE aufweisen, sollten alle möglichen Risikofaktoren für VTE vor und während der Behandlung mit Levomepromazin identifiziert und Präventivmaßnahmen ergriffen werden.
Warnhinweis:
Levomepromazin-neuraxpharm Injektionslösung enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Anwendung von Levomepromazin mit zentraldämpfenden Pharmaka, wie z. B. Schmerzmitteln, Schlafmitteln, anderen Psychopharmaka sowie Alkohol können Sedierung und Atemdepression verstärkt werden. Die Plasmakonzentration von trizyklischen Antidepressiva wird durch Levomepromazin erhöht.
Die Wirkung von Medikamenten, die den Blutdruck senken, kann bei gleichzeitiger Anwendung von Levomepromazin verstärkt werden (Ausnahme: Guanethidin).
Die anticholinergen Wirkungen von Levomepromazin können durch Anticholinergika verstärkt werden, z. B. mit dem erhöhten Risiko des Auftretens eines pharmakogenen Delirs.
Die kombinierte Anwendung von Levomepromazin mit Dopaminagonisten (z. B. Levodopa) führt zur verminderten Wirksamkeit des Dopaminagonisten.
Bei kombinierter Anwendung mit Medikamenten, die auf die alpha-Adrenozeptoren wirken, ergeben sich folgende Wechselwirkungen: Bei gleichzeitiger Gabe von Adrenalin und Adrenalinabkömmlingen kann es zum weiteren Blutdruckabfall kommen (Adrenalin-Umkehr). Andere alpha-Adrenozeptoren-stimulierende Substanzen wie Phenylephrin und Noradrenalin hingegen sind eher in der Lage, eine Levomepromazin-induzierte Hypotension zu beheben.
Die gleichzeitige Anwendung von Levomepromazin zusammen mit Phenytoin kann zu einer Veränderung des Phenytoin-Metabolismus führen. Dadurch können toxische Plasmakonzentrationen von Phenytoin erreicht werden.
Phenothiazine wie Levomepromazin können in Verbindung mit Polypeptid-Antibiotika (z. B. Capreomycin, Colistin, Polymyxin B) eine zentrale Atemdepression verstärken.
Die Reaktion auf Anwendung von Gonadorelin kann durch Phenothiazine aufgrund der Prolaktin-Erhöhung abgeschwächt werden.
Unter der Behandlung mit Levomepromazin kann das Ergebnis eines Phenylketonurietests verfälscht sein (falsch-positives Ergebnis).
Die gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika Klasse IA oder III, Makrolid-Antibiotika, Malaria-Mittel, Antihistaminika, Antidepressiva, andere Neuroleptika), zu einer Hypokaliämie führen (z. B. bestimmte Diuretika) oder den hepatischen Abbau von Levomepromazin hemmen können, ist zu vermeiden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft:
In Einzelfallberichten und einer kontrollierten Studie wurde über unterschiedliche Fehlbildungen bei der Anwendung von Phenothiazinen berichtet. Ein kausaler Zusammenhang ließ sich durch größere Studien nicht erhärten. Zu Levomepromazin liegen keine ausreichend dokumentierten Erfahrungen über die Wirkung auf den menschlichen Embryo oder Feten vor. Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxizität von Levomepromazin liegen nicht vor (siehe Kap. 5.3).
Daher soll Levomepromazin-neuraxpharm im ersten Trimenon der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Im zweiten und dritten Trimenon soll Levomepromazin-neuraxpharm nur bei zwingender Indikation unter Berücksichtigung des Risikos für Mutter und Kind verordnet werden. Dabei sollte die niedrigste wirksame Dosis eingesetzt werden. Zur Verhinderung von Extrapyramidal- oder Entzugssymptomatik beim Neugeborenen sollte Levomepromazin-neuraxpharm in den letzten 10 Tagen der Schwangerschaft nicht mehr angewendet werden.
Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft gegenüber Antipsychotika (einschließlich Levomepromazin) exponiert sind, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Entzugserscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können.
Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden.
Falls Levomepromazin-neuraxpharm einer Patientin im reproduktionsfähigen Alter verschrieben wird, sollte diese darauf hingewiesen werden, sich unverzüglich mit ihrem Arzt in Verbindung zu setzen, wenn sie schwanger zu werden wünscht oder eine Schwangerschaft vermutet.
Stillzeit:
Levomepromazin und dessen Metaboliten gehen in die Muttermilch über. Sollte eine Therapie unverzichtbar sein, ist gegebenenfalls abzustillen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch kann Levomepromazin die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
Daher sollten das Führen von Fahrzeugen, die Bedienung von Maschinen oder sonstige gefahrvolle Tätigkeiten ganz, zumindest jedoch während der ersten Phase der Behandlung, unterbleiben. Die Entscheidung in jedem Einzelfall trifft der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der individuellen Reaktion und der jeweiligen Dosierung.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 10 %)
Häufig (≥ 1 %, < 10 %)
Gelegentlich (≥ 0,1 %, < 1 %)
Selten (≥ 0,01 %, < 0,1 %)
Sehr selten (< 0,01 % oder unbekannt)
Sehr häufig ist mit folgenden Nebenwirkungen zu rechnen: Sedierung, Hypotonie, Beschleunigung der Herzfrequenz und/oder orthostatische Dysregulation. Sehr häufig kann es zu Störungen der Speichelsekretion, Beschwerden beim Harnlassen, Obstipation, vermindertem Schwitzen, Veränderungen des Augeninnendrucks und Sehstörungen kommen. Sehr häufig kommt es zur Gewichtszunahme. Bei höherer Dosierung oder zerebraler Vorschädigung ist häufiger mit Verwirrtheitszuständen zu rechnen. Zu Beginn der Behandlung kommt es häufiger zur Einengung der Erlebnisfähigkeit, Hemmung der Reaktivität auf Umweltreize, Verminderung der Spontanaktivität, Beeinträchtigung der Informationsaufnahme und -verarbeitung, Verlängerung der Reaktionszeit, Sprechstörungen.
Häufig kann es zur Ausbildung eines Delirs kommen. Sind passager Leberenzymaktivitäten erhöht, treten Exantheme in unterschiedlicher Ausprägung auf und es können bei längerfristiger Anwendung höherer Dosen Substanzablagerungen in der Cornea, Linse und der Retina des Auges auftreten.
Häufig können Störungen der Erregungsausbreitung und -rückbildung am Herzen auftreten. Insbesondere bei Patienten mit kardiovaskulären Vorerkrankungen können zu Beginn der Therapie und bei höheren Dosen schwere kardiovaskuläre Komplikationen auftreten.
Ebenfalls häufig kann es bei der Behandlung mit Levomepromazin zu Frühdyskinesien (krampfartiges Herausstrecken der Zunge, Verkrampfung der Schlundmuskulatur, okulogyre Krisen, Schiefhals, Versteifungen der Rückenmuskulatur, Kiefermuskelkrämpfe), einem Parkinson-Syndrom (Zittern, Steifigkeit) und Akathisie (Bewegungsunruhe) kommen. Beim Auftreten von Frühdyskinesien oder Parkinson-Syndromen ist eine Dosisreduktion oder Behandlung mit Antiparkinsonmitteln erforderlich. Die Behandlung der Akathisie ist schwierig; zunächst kann eine Dosisreduktion versucht werden. Sedativa, Hypnotika oder Betarezeptorenblocker sind mit wechselndem Erfolg eingesetzt worden.
Gelegentlich können bei Gabe höherer Dosen zerebrale Krampfanfälle ausgelöst werden, kommt es zu Regulationsstörungen der Körpertemperatur (Hyperthermie/Hypothermie), gelegentlich können Galaktorrhö und/oder Amenorrhö sowie Störungen von Libido und Potenz auftreten. Gelegentlich kommt es zur Photosensibilisierung.
Ventrikuläre Tachyarrhythmien können gelegentlich auftreten; dies ist besonders bei Vorhandensein von Risikofaktoren zu berücksichtigen.
Selten kann es bei der Behandlung mit Levomepromazin zu einem lebensbedrohlichen malignen neuroleptischen Syndrom mit Fieber über 40 °C und Muskelstarre (Anstieg der Kreatinkinase-Aktivität [CK] und von Myoglobin) kommen. Die Behandlung dieses Syndroms ist schwierig, folgende Maßnahmen werden empfohlen:
- Sofortiges Absetzen des Medikamentes;
- Behandlung der Hyperthermie durch Kühlen, da Antipyretika bei hohem Fieber möglicherweise nicht wirksam sind;
- Behandlung von Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes, der kardiovaskulären Manifestationen, Infektionen, der respiratorischen und renalen Komplikationen;
- Therapieversuch mit Dantrolen-Infusionen (3 bis 10 mg/kg Körpergewicht und Tag) in Kombination mit Bromocriptin (7,5 bis 30 mg/Tag oral).
Ebenfalls selten können Agranulozytosen innerhalb der ersten vier bis zehn Behandlungswochen auftreten.
Sehr selten können nach langfristiger Anwendung, besonders bei älteren Patienten, Spätdyskinesien auftreten, die noch nach Beendigung der Therapie anhalten können.
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar):Fälle von Thromboembolien (einschließlich Fällen von Lungenembolie und Fällen von tiefer Venenthrombose).
Schwangerschaft, Wochenbett und perinatale Erkrankungen:
Unbekannt (Häufigkeit auf der Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar):Arzneimittelentzugssyndrom des Neugeborenen (siehe Abschnitt 4.6.)
Levomepromazin kann das QT-Intervall im EKG verlängern, in sehr seltenen Fällen bis hin zu potentiell tödlichen Herzrhythmusstörungen, Torsades de pointes. In diesen Fällen ist die Behandlung mit Levomepromazin-neuraxpharm abzubrechen.
4.9 Überdosierung
a) Symptome der Intoxikation:
Symptome einer Intoxikation sind Somnolenz bis Koma, mitunter Erregung und delirante Verwirrtheit, seltener zerebrale Krampfanfälle, Hyperthermie, Hypothermie.
Kardiovaskuläre Komplikationen: Hypotension, Tachykardie, im EKG Repolarisationsstörungen, Arrhythmie, Herz- und Kreislaufversagen (rasch bei massiver Intoxikation!).
Extrapyramidale Störungen: akute dyskinetische oder dystone Symptome, Zungen-Schlund-Syndrom, Blickkrämpfe, laryngeale oder pharyngeale Spasmen.
Anticholinerge Effekte: verschwommenes Sehen, Glaukomanfall, paralytischer Ileus, Urinretention.
Respiratorische Komplikationen: Zyanose, Atemdepression, Atemstillstand, Aspiration, (Broncho-) Pneumonie.
b) Therapie von Intoxikationen:
Die Therapie erfolgt symptomatisch und unterstützend, orientiert an den allgemeinen Prinzipien der Vorgehensweise bei Überdosierungen, mit folgenden Besonderheiten:
Versuche, ein Erbrechen zu induzieren, können wegen antiemetischer Wirkungen von Neuroleptika sehr erschwert sein. Forcierte Diurese oder Dialyse sind wenig hilfreich. Die Wirksamkeit einer Hämoperfusion ist nicht belegt, die einer Hämofiltration nicht untersucht. Analeptika sind kontraindiziert, da infolge der Senkung der Krampfschwelle durch Levomepromazin eine Neigung zu zerebralen Krampfanfällen besteht.
Bei schweren extrapyramidalen Symptomen sind Antiparkinsonmittel, z. B. Biperiden i.v., zu geben. Eine Verkrampfung der Schlundmuskulatur kann die Intubation erschweren.
Bei Hypotonie sollten wegen der paradoxen Verstärkung keine adrenalinartig wirkenden Kreislaufmittel, sondern noradrenalinartig wirkende Mittel (z. B. Noradrenalin-Dauertropfinfusionen oder Angiotensinamid) gegeben werden.
Bei wiederholten epileptischen Anfällen sind Antikonvulsiva indiziert unter der Voraussetzung, dass eine Beatmung möglich ist, weil die Gefahr einer Atemdepression besteht.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:Phenothiazin-Derivat
ATC-Code:N05AA02
Levomepromazin ist eine psychotrope Substanz aus der Reihe der Phenothiazine mit antipsychotischen Eigenschaften. Es wirkt im Tierexperiment antagonistisch auf Dopamin-D1- und -D2-Rezeptoren. Hierdurch wird die Prolaktinsekretion erhöht, eine Verminderung der Apomorphin- und Amphetaminhyperaktivität sowie eine Katalepsie und Hemmung des bedingten Fluchtreflexes bewirkt. Außerdem wirkt Levomepromazin auf serotonerge Rezeptoren und antagonistisch auf alpha-adrenerge, cholinerge und histaminerge (H1stärker als H2) Rezeptoren. Bei chronischer Gabe kann es zu einer Erhöhung der postsynaptischen Dopaminrezeptordichte in bestimmten Regionen kommen. Für verschiedene Teilwirkungen ist Toleranzentwicklung beobachtet worden. Das klinische Wirkprofil ist charakterisiert durch stark sedierende Wirkungen.
Darüber hinaus wirkt Levomepromazin schwach antipsychotisch (Reduktion von Wahn, Halluzinationen, Ich-Störungen sowie Denkzerfahrenheit, Dämpfung psychomotorischer und katatoner Erregung, affektiver Gespanntheit sowie manischer Verstimmung und Antriebssteigerung), antiemetisch und analgetisch.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Die Datenlage zur Resorption, Verteilung und Elimination ist lückenhaft. Nach oraler Gabe von 50 mg (Tabletten) erscheinen nach 2 bis 3 h (tmax) maximale Plasmaspiegel von 190 ng/ml. Der Steady-state wird bei oraler Gabe nach 7 Tagen erreicht. Das Sulfoxid erreicht den gleichen Cmax-Wert. Nach intramuskulärer Injektion wird tmaxnach 30 bis 90 min erreicht.
Das Verteilungsvolumen stellt sich auf 23 bis 42 l/kg ein. Bei 6 Patienten (37 bis 80 Jahre) wurden Eliminationshalbwertszeiten von 17 bis 78 h bestimmt. Für die Plasmaeiweißbindung sind keine Daten verfügbar. Die Substanz bildet ein Sulfoxid. Außerdem erfolgt N-Desalkylierung und O-Desmethylierung. Ferner wird in Position 7 hydroxyliert mit nachfolgender Glukuronidbildung. Das N-Desmethylderivat bindet an Dopaminrezeptoren und soll zu dem therapeutischen Effekt, aber auch zu den Nebenwirkungen des Levomepromazin beim Menschen beitragen. Auch das O-Desmethylderivat sowie die phenolischen Metaboliten sind möglicherweise an der Wirkung beteiligt. Dem Sulfoxid dagegen fehlt eine neuroleptische Potenz.
Nur 1 % der verabfolgten Dosis erscheint unverändert im Urin neben 10 % des Sulfoxids. Für die übrigen Metaboliten ergeben sich nach oraler Gabe aus der Literatur keine Angaben. Ein kleiner Teil der Metaboliten, aber nicht das Sulfoxid, wird in den Faeces gefunden.
Die Bioverfügbarkeit nach oraler Gabe (gegen i.m. Injektion) beträgt 50 % der verabfolgten Dosis.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute toxikologische Wirkungen von Levomepromazin betreffen vorwiegend das zentrale Nervensystem und das Herz-Kreislaufsystem (siehe Kap. 4.9), verwertbare präklinische Untersuchungen zur chronischen Toxizität liegen nicht vor.
In-vitro-Untersuchungen zum mutagenen Potential von Levomepromazin ergaben keine klinisch relevanten Hinweise auf ein genotoxisches Potential. Langzeituntersuchungen auf ein karzinogenes Potential von Levomepromazin liegen nicht vor. Aus Langzeituntersuchungen an Mäusen liegen Hinweise vor, dass Phenothiazine eine Induktion von Mammatumoren hervorrufen. Mammatumoren können eine Folge erhöhter Prolaktinkonzentrationen im Blut sein. Zahlreiche Neuroleptika rufen auch beim Menschen eine Hyperprolaktinämie hervor.
Reproduktionstoxikologische Studien wurden nicht durchgeführt.
Verschiedene Phenothiazine blockieren exprimierte HERG-Kanäle in vitro in mikromolaren Konzentrationen, die im oberen Bereich therapeutischer Plasmakonzentrationen liegen. Diese Kanäle sind für die Repolarisation im Herz verantwortlich. Die Substanzen haben daher das Potential zur Auslösung bestimmter Formen von Kammerherzrhythmusstörungen (Torsades de Pointes). Für Levomepromazin gibt es bisher keine Untersuchungen dazu.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Acetylcystein, Ascorbinsäure, Natriumchlorid, Natriumhydroxid, Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher nicht bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Ampullen aus Braunglas
Originalpackung mit 5 Ampullen zu je 1 ml Injektionslösung
Klinikpackung mit 50 (10 x 5) Ampullen zu je 1 ml Injektionslösung (Bündelpackung)
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
neuraxpharm
Arzneimittel GmbH
Elisabeth-Selbert-Straße 23
40764 Langenfeld
Tel. 02173 / 1060 - 0
Fax 02173 / 1060 - 333
8. ZULASSUNGSNUMMER
6139608.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
24.01.2005
10. STAND DER INFORMATION
09/2012
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig
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