Mag-3 Kit
Gebrauchsinformation und Fachinformation
Zulassungs-Nr.: 55268.00.00
MAG-3 Kit
Wirkstoff: Mertiatid
Zusammensetzung
2 separate Durchstechflaschen: Flasche (1) und Flasche (2)
Eine Durchstechflasche MAG-3 Kit Trockensubstanz – Flasche (1) – enthält:
Arzneilich wirksamer Bestandteil:
0,20 mg Mertiatid
Sonstige Bestandteile:
Zinn(II)-chlorid-Dihydrat
Natrium-(R,R)-tartrat·2 H2O
Natriumhydroxid
Salzsäure 36%
Stickstoff
Eine Durchstechflasche mit MAG-3 Kit Pufferzusatzlösung – Flasche (2) – enthält:
Sonstige Bestandteile:
Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat (Ph.Eur.)
Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat
Salzsäure 36%
Wasser für Injektionszwecke
Darreichungsform und Packungsgröße
Kit für ein radioaktives Arzneimittel, bestehend aus MAG-3 Kit Trockensubstanz - Flasche (1) - und MAG-3 Kit Pufferzusatzlösung - Flasche (2) - zur Zubereitung einer [99mTc]Technetium-Mertiatid-Injektionslösung. Die Packung besteht aus zwei Faltschachteln mit einmal 5 Durchstechflaschen zu je 24, 09 mg MAG-3-Kit Trockensubstanz – Flasche (1) - und einmal 5 Durchstechflaschen zu je 2,5 ml MAG-3 Kit Pufferzusatzlösung (Natriumphosphatpuffer) – Flasche (2) –.
Stoff- und Indikationsgruppe
Nuklearmedizinisches Diagnostikum. Mertiatid bildet nach der Zubereitung mit Natrium-[99mTc]pertechnetat-Injektionslösung das radiopharmazeutische Diagnostikum [99mTc]Technetium-Mertiatid-Injektionslösung ([99mTc]-MAG3) zur intravenösen Anwendung (Injektion) für die Nierenszintigraphie.
Pharmazeutischer Unternehmer und Hersteller:
ROTOP Pharmaka GmbH
Bautzner Landstr. 45
D-01454 Radeberg
Tel. +49 3 51 26 95 395
Fax +49 3 51 26 95 311
e-Mail: info@rotop-pharmaka.de
Anwendungsgebiete
Nach der Markierung mit Natrium[99mTc]pertechnetatlösung wird die [99mTc]Technetium-Mertiatid-Injektionslösung eingesetzt zur szintigraphischen Beurteilung der Funktion, Morphologie und Perfusion der Nieren sowie der ableitenden Harnwege und des Harnabflusses:
-
Clearancebestimmungen (aus Blut-, bzw. Urinproben)
-
Funktionsszintigraphie (an der computerunterstützten Gammakamera) mit und ohne Clearancebestimmung.
Ab Serum-Kreatinin-Werten > 0,26 mmol/l kann die Nierenfunktion mit dem Arzneimittel nur noch eingeschränkt, ab Werten > 0,35 mmol/l in der Regel gar nicht mehr sicher beurteilt werden.
Im Säuglings- und Kindesalter ist das Arzneimittel insbesondere zur Berechnung der seitengetrennten Nierenpartialfunktionen und der Beurteilung der Harnabflussverhältnisse bei sonographisch unklarer Dilatation des Nierenhohlraumsystems indiziert.
Gegenanzeigen
Keine bekannt
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise
Die Anwendung soll in der Regel nur bei ausreichender Diurese erfolgen (cave: Oligo- und Anurie).
Daher ist vor und nach der Verabreichung auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Um die Strahlenexposition möglichst niedrig zu halten, müssen die Patienten aufgefordert werden, während der ersten Stunden nach der Untersuchung so oft wie möglich die Blase zu entleeren.
Bei verminderter Nierenfunktion kann die Strahlenbelastung erhöht sein. Dies ist bei der Beurteilung der zu verabreichenden Aktivität zu berücksichtigen.
Für jeden Patienten ist eine sorgfältige Abwägung zwischen dem zu erwartenden diagnostischen Nutzen und dem mit der Strahlexposition verbundenen Risiko vorzunehmen. Um die Strahlendosis so gering wie möglich zu halten, darf die verabreichte Aktivität nicht höher als für den Erhalt der diagnostischen Information erforderlich sein.
Radioaktive Arzneimittel dürfen nur von dazu berechtigten Personen in speziell dafür bestimmten Bereichen in Empfang genommen, gehandhabt und verabreicht werden. Der Umgang und die Anwendung unterliegen den Bestimmungen der örtlich zuständigen Aufsichtsbehörde und/oder entsprechenden Genehmigungen.
Radioaktive Arzneimittel dürfen vom Anwender nur unter Vorkehrungen zum Schutz vor ionisierenden Strahlen und unter Berücksichtigung pharmazeutischer Qualitätsanforderungen zubereitet und angewendet werden. Aseptisches Arbeiten ist nach den Richtlinien für eine gute Herstellungspraxis erforderlich.
Markierungsanweisung
[99mTc]Technetium-Mertiatid-Injektionslösung ([99mTc]-MAG3)wird unmittelbar vor Gebrauch mit einer Natrium[99mTc]pertechnetat-Injektionslösung (Arzneibuchqualität Ph.Eur.) steril hergestellt. Sauerstoffeintrag ist zu vermeiden.
Die Flasche (1) mit Trockensubstanz wird in eine ausreichende Bleiabschirmung gestellt und der Stopfen desinfiziert (Desinfektionsmittel trocknen lassen). 2 ml Natrium[99mTc]pertechnetatlösung (40 bis 1250 MBq/ml) werden mit einer Spritze und möglichst kleinlumiger Kanüle in die Flasche (1) überführt. 2 ml Gasvolumen der Flasche (1) werden mit derselben Spritze zum Druckausgleich entnommen. Die Trockensubstanz in der Flasche (1) durch leichtes Schütteln komplett auflösen; dabei soll auch der Stopfen gründlich benetzt werden. Nach 15 Minuten Reaktionszeit werden 2 ml der Pufferzusatzlösung aus Flasche (2) mit einer neuen Spritze in die Flasche (1) überführt und wiederum 2 ml Gasvolumen zum Druckausgleich entnommen. Nach sorgfältigem Schütteln wird die Gesamtaktivität gemessen. Bei Bedarf wird die fertige Injektionslösung mit steriler isotonischer Natriumchloridlösung auf ein Gesamtvolumen bis zu 10 ml verdünnt.
Qualitätskontrolle
Die Europäische Pharmakopöe gibt 2 Prüfverfahren (Papierchromatographie und HPLC) zur Bestimmung der radiochemischen Reinheit vor (Monographie [99mTc]Technetium-Mertiatid-Injektionslösung (Ph.Eur. 2002, 4.00/1372). Eine Prüfung auf radiochemische Reinheit der [99mTc]Technetium-Mertiatid-Injektionslösung ([99mTc]-MAG3)vor der Anwendung am Patienten ist entweder entsprechend den Prüfverfahren der Monographie im Europäischen Arzneibuch (s.o.) oder der nachstehend beschriebenen Methode durchzuführen.
Vereinfachtes chromatographisches Verfahren (Sep-Pak-Methode)
Eine C18 Kartusche (z.B. Sep-Pak Light von der Fa. Waters), wird mit einer Einwegspritze zunächst konditioniert:
Elution von 5 ml Ethanol
Elution von 5 ml 0,001 HCl
Entfernung von Lösungsmittelresten durch Eingabe von 5 ml Luft
Dann werden nacheinander
5-10 MBq (ca. 50 µl) der zu prüfenden Injektionslösung auf die Kartusche gegeben.
5 ml 0,001 M HCl tropfenweise durch die Kartusche in ein Gefäß (A) eluiert.
5 ml Ethanol: Natriumchloridlösung 0,9 % im Verhältnis 1:1 tropfenweise durch die Kartusche in ein Gefäß (B) eluiert.
Die Kartusche wird in ein Gefäß (C) gegeben und die Radioaktivität in den Gefäßen A, B, und C gemessen.
Auswertung:
Das hydrolysierte reduzierte [99mTc]Technetium verbleibt auf der Säule (Aktivität im Gefäß C). Das freie Pertechnetat Tc04 und hydrophile Verunreinigungen befinden sich im Gefäß A.
Das [99mTc]Technetium-Mertiatid befindet sich im Gefäß B.
Berechnung:
[99mTc]Technetium-Mertiatid-Gehalt = B geteilt durch A+B+C (Sollwert ≥ 94 %)
Eine detaillierte Gebrauchsanleitung und das Material für diese Methode sind lieferbar.
Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
sind nicht beschrieben.
Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit
Für Mertiatid liegen keine Untersuchungen zur Embryotoxizität und zum Übergang in die Muttermilch vor.
Falls es erforderlich ist, einer Frau im gebärfähigen Alter ein radioaktives Arzneimittel zu verabreichen, ist festzustellen, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Grundsätzlich muss von einer Schwangerschaft ausgegangen werden, wenn die Menstruation ausgeblieben ist. Alternative Untersuchungsmethoden, bei denen keine ionisierenden Strahlen angewendet werden, müssen in Erwägung gezogen werden.
Nuklearmedizinische Untersuchungen bei Schwangeren beinhalten auch eine Strahlenexposition des Feten. Daher darf MAG-3 Kit während der Schwangerschaft nur angewendet werden bei vitaler Indikation und wenn der zu erwartende Nutzen das Risiko für Mutter und Kind übersteigt.
Bevor MAG-3 Kit bei einer stillenden Mutter angewendet wird, muss geprüft werden, ob die Untersuchung nicht auf einen Zeitpunkt nach dem Abstillen verschoben werden kann und ob die Wahl eines Radiopharmakons im Hinblick auf die Aktivitätsausscheidung in die Muttermilch wirklich die beste Untersuchungsmethode darstellt. Wird die Verabreichung von MAG-3 Kit als notwendig erachtet, muss das Stillen für mindestens 12 Stunden unterbrochen und die abgepumpte Muttermilch verworfen werden.
Entsorgung
Die leere Verpackung gilt als normaler Abfall, wenn die zulässige Freigrenze für [99mTc]Technetium nicht überschritten wird (≤ 0,5 Bq/g bzw. 0,5 Bq/cm²). Auf Radioaktivität hinweisende Angaben müssen vor Beseitigung des nichtradioaktiven Abfalls entfernt und gesondert vernichtet werden. Radioaktive Abfälle sind unter Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen zu beseitigen.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Unter dem Einfluss des tubulär sezernierten Hydrochlorothiazid kann es zu einer Verringerung der tubulären Sekretion von Mertiatid kommen. Dies kann grundsätzlich auch bei anderen Medikamenten, die im proximalen Tubulus sezerniert werden (z.B. nichtsteroidale Antirheumatika), auftreten.
Substanzen wie Benzylpenicillin oder iodhaltige Röntgenkontrastmitteln können zu einer verringerten Wirkung des Transportmechanismus durch die Tubuluszellen und damit ebenfalls zu einer verringerten tubulären Sekretion von Mertiatid führen. Von Metoclopramid wird berichtet, dass es den renalen Plasmastrom verringert. Dies kann während der Dauer einer therapeutischen Gabe möglicherweise zu verringerten Clearancewerten führen. Im Zustand der Dehydratation oder einer Azidose kann die tubulären Clearance von Mertiatid ebenfalls verringert sein.
Unverträglichkeiten
sind nicht bekannt.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Intravenöse Anwendung (Injektion) nach Zubereitung mit Natrium[99mTc]pertechnetatlösung. Erwachsene erhalten, abhängig vom Krankheitsbild und der angewandten Methode, Dosen von 10–200 MBq. Üblicherweise werden folgende Aktivitäten verabreicht:
-
Clearance-Bestimmung (aus Blut- bzw. Urinproben): 10-20 MBq
-
Funktionsszintigraphie (an der computerunterstützten Gammakamera): 100-200 MBq
Die Messung des Aktivitätsverlaufs über den Nieren gestattet diagnostische Aussagen über die Harnwege, intrarenale tubuläre Übergangszeiten und die Ausscheidung über den Abflusstrakt. Intrarenale Übergangszeiten und die Ausscheidung sollten für beide Nieren separat aufgezeichnet werden.
Bei Kindern wird [99mTc]Technetium-Mertiatidangewandt, ohne dass formale Untersuchungen durchgeführt wurden. Die klinische Erfahrung zeigt, dass die Aktivität reduziert werden sollte.
Die Empfehlung der Paediatric Task Group of the European Association of Nuclear Medicine (EANM) von 1990 gibt die Kinderdosis bezogen auf das Körpergewicht als Fraktion der Erwachsendosis an:
3 kg = 0,1 22 kg = 0,50 42 kg = 0,78
4 kg = 0,14 24 kg = 0,53 44 kg = 0,80
6 kg = 0,19 26 kg = 0,56 46 kg = 0,82
8 kg = 0,23 28 kg = 0,58 48 kg = 0,85
10 kg = 0,27 30 kg = 0,62 50 kg = 0,88
12 kg = 0,32 36 kg = 0,71 52–54 kg = 0,90
14 kg = 0,36 38 kg = 0,73 56–58 kg = 0,92
16 kg = 0,40 40 kg = 0,76 60–62 kg = 0,96
18 kg = 0,44 32 kg = 0,65 64–66 kg = 0,98
20 kg = 0,46 34 kg = 0,68 68 kg = 0,99
Eine Aktivität von weniger als 10 % der Erwachsenendosis erlaubt in der Regel keine befriedigende Auswertung der Untersuchung.
Überdosierung und andere Dosierfehler
Überdosierungen im pharmakologischen Sinne sind wegen der geringen verwendeten Stoffmengen nicht zu erwarten. Die Strahlenbelastung durch Überdosierung der Radioaktivität kann durch forcierte Diurese und häufige Blasenentleerung verringert werden. Sollte [99mTc]Technetium-Mertiatid-Lösung versehentlich ohne Pufferzusatz appliziert werden kann es durch den hohen pH-Wert während der Applikation zu einer kurzen vorübergehenden Reizung an der Injektionsstelle kommen.
Nebenwirkungen und Notfallmaßnahmen
Bei allen Anwendungen muss die Strahlenexposition durch den zu erwartenden diagnostischen Nutzen gerechtfertigt und die verabreichte Aktivität so gering wie für die Diagnose nötig sein.
Nebenwirkungen
Nach intravenöser Injektion der gebrauchsfertigen Lösung treten sehr selten (< 0,01%) allergoide Reaktionen auf, die sich bisher in folgenden Symptomen zeigten:
Hautausschlag, Übelkeit teilweise mit Erbrechen, Juckreiz, vasovagale Reaktionen, Schwächeanfall, Kaltschweißigkeit sowie Thoraxschmerz, Rückenschmerz, geschwollene Augen, Husten und Kopfschmerz. Obgleich allergoide Reaktionen sehr selten und zumeist in nur leichter Ausprägung auftreten, sollten um im Notfall unverzüglich reagieren zu können stets entsprechende Instrumente (u. a. Trachealtubus und Beatmungsgerät) und Medikamente für die sofortige Behandlung allergoider Reaktionen (Adrenalin, Kortikosteroide und Antihistamine) griffbereit sein.
Auch über Lokalreaktionen an der Injektionsstelle wurde sehr selten berichtet. Da die verabreichten Wirkstoffmengen sehr gering sind (ca. 0,1 mg Mertiatid bei 185 MBq), liegen die Risiken der Anwendung im Wesentlichen in der Strahlenexposition. Ionisierende Strahlen können Krebs und Erbgutveränderungen verursachen. Da die meisten nuklearmedizinischen Untersuchungen mit niedrigen effektiven Strahlendosen von weniger als 20 mSv durchgeführt werden, sind diese Effekte mit geringer Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Die effektive Strahlendosis liegt bei Gabe der maximalen empfohlenen Aktivität dieses Arzneimittels beim Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion bei 1,4 mSv.
Der Patient soll vom behandelnden Arzt aufgefordert werden, dem Arzt jede Nebenwirkung mitzuteilen, die nicht in dieser Packungsbeilage aufgeführt ist.
Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise
Im Kühlschrank (2 - 8°C) in der Originalverpackung lagern. Radiopharmaka sind grundsätzlich unter Beachtung der Richtlinien des Strahlenschutzes und besonders vor unbefugtem Zugriff sicher zu lagern. MAG-3 Kit darf nach Ablauf des angegebenen Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
Haltbarkeit
Die Haltbarkeit der ungeöffneten Komponenten beträgt für die MAG-3 Kit Trockensubstanz - Flasche (1) - neun Monate, für die MAG-3 Kit Pufferzusatzlösung - Flasche (2)- zwölf Monate.
Haltbarkeit nach Zubereitung
Das mit [99mTc]Technetium markierte Produkt kann innerhalb von 6 Stunden nach Zubereitung injiziert und während dieser Zeit bei Raumtemperatur (15 - 25°C) gelagert werden.
Stand der Information
02.05.2005
Zusätzliche Informationen für Fachkreise
Verschreibungsstatus
Verschreibungspflichtig
Pharmakologische und Toxikologische Eigenschaften
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Nuklearmedizinisches Diagnostikum zur Nierendiagnostik (ATC V09C A03).
Bei den in bildgebenden Verfahren zur Anwendung kommenden geringen Substanzmengen sind nach bisherigen Erkenntnissen keine klinisch relevanten pharmakodynamischen Wirkungen des [99mTc]Technetium-Mertiatidzu erwarten.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach intravenöser Injektion wird das [99mTc]Technetium-Mertiatidschnell über die Nieren aus dem Blut eliminiert. [99mTc]Technetium-Mertiatid besitzt eine relativ hohe Bindung an Plasmaproteine von 78 bis 90%. Die Ausscheidung erfolgt überwiegend durch tubuläre Sekretion und zu ca. 11% über glomeruläre Filtration. Das Ausscheidungsverhalten ähnelt dem der Ortho-Iod-Hippursäure. Bei normaler Nierenfunktion sind nach 30 min. 70% und nach 3 Stunden etwa 95% der verabreichten Dosis ausgeschieden. Der letztere Prozentsatz ist abhängig vom Funktionszustand der Nieren.
Toxikologische Eigenschaften
Untersuchungen zur akuten Toxizität mit Einmaldosen und zur Toxizität bei wiederholter Verabreichung (über 8 Tage) zeigten bis zur 1000fachen Humandosis keine toxischen Wirkungen. Neben negativen Befunden zur Mutagenität liegen für den Wirkstoff Mertiatid auch Hinweise auf eine schwach mutagene Wirkung in vitro vor. Auch aus der Strahlenexposition kann eine mutagene Wirkung resultieren. Untersuchungen zur Reproduktionstoxizität und zur Kanzerogenität liegen nicht vor.
Strahlenexposition
Die Daten zur Strahlenexposition stammen aus den ICRP-Veröffentlichungen 80. Folgende Annahmen liegen den Angaben zugrunde:
1) Im Normalfall (Nierengesunde) wird [99mTc]Technetium-Mertiatid nach intravenöser Gabe schnell im extrazellulären Raum verteilt und durch das Nierensystem vollständig nach dem Nieren-Blasen-Modell ausgeschieden (Stabin et al., 1992). Die renale Durchflusszeit (renal transit time) wird mit 4 min wie für Hippuran angenommen.
2) Ist die Funktion beider Nieren eingeschränkt, wird ein Zehntel der normalen Clearance, eine Erhöhung auf 20 min für die renale Durchflusszeit und eine Aufnahme von 4% in der Leber angenommen.
3) Als Beispiel für eine akute einseitige Nierenobstruktion wird eine Aufnahme von 50% der Do- sis durch die obstruierte Niere angenommen, die mit einer Halbwertszeit von 5 Tagen ver- langsamt wieder in die Blutbahn freigesetzt und durch die gesunde Niere ausgeschieden wird.
Absorbierte Dosis / verabreichte Aktivität [99m]Technetium-Mertiatid (mGy/MBq) |
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|
(Normale Nierenfunktion) |
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Organ |
Erwachsene |
15jährige |
10jährige |
5jährige |
1jährige |
|||
|
|
|
|
|
|
|||
Nebennieren |
0,00039 |
0,00051 |
0,00082 |
0,0012 |
0,0025 |
|||
Blasenwand |
0,11 |
0,14 |
0,17 |
0,18 |
0,32 |
|||
Knochenoberfläche |
0,0013 |
0,0016 |
0,0021 |
0,0024 |
0,0043 |
|||
Gehirn |
0,00010 |
0,00013 |
0,00022 |
0,00035 |
0,00061 |
|||
Brustdrüse |
0,00010 |
0,00014 |
0,00024 |
0,00039 |
0,00082 |
|||
Gallenblase |
0,00057 |
0,00087 |
0,0020 |
0,0017 |
0,0028 |
|||
Magendarmtrakt |
|
|
|
|
|
|||
Magenwand |
0,00039 |
0,00049 |
0,00097 |
0,0013 |
0,0025 |
|||
Dünndarm |
0,0023 |
0,0030 |
0,0042 |
0,0046 |
0,0078 |
|||
Kolon |
0,0034 |
0,0043 |
0,0059 |
0,0060 |
0,0098 |
|||
oberer Dickdarm |
0,0017 |
0,0023 |
0,0034 |
0,0040 |
0,0067 |
|||
unterer Dickdarm |
0,0057 |
0,0070 |
0,0092 |
0,0087 |
0,014 |
|||
|
|
|
|
|
|
|||
Herz |
0,00018 |
0,00024 |
0,00037 |
0,00057 |
0,0012 |
|||
Nieren |
0,0034 |
0,0042 |
0,0059 |
0,0084 |
0,015 |
|||
Leber |
0,00031 |
0,00043 |
0,00075 |
0,0011 |
0,0021 |
|||
Lunge |
0,00015 |
0,00021 |
0,00033 |
0,00050 |
0,0010 |
|||
Muskeln |
0,0014 |
0,0017 |
0,0022 |
0,0024 |
0,0041 |
|||
|
|
|
|
|
|
|||
Ösophagus |
0,00013 |
0,00018 |
0,00028 |
0,00044 |
0,00082 |
|||
Ovarien |
0,0054 |
0,0069 |
0,0087 |
0,0087 |
0,014 |
|||
Pankreas |
0,00040 |
0,00050 |
0,00093 |
0,0013 |
0,0025 |
|||
rotes Mark |
0,00093 |
0,0012 |
0,0016 |
0,0015 |
0,0021 |
|||
Haut |
0,00046 |
0,00057 |
0,00083 |
0,00097 |
0,0018 |
|||
|
|
|
|
|
|
|||
Milz |
0,00036 |
0,00049 |
0,00079 |
0,0012 |
0,0023 |
|||
Testes |
0,0037 |
0,0053 |
0,0081 |
0,0087 |
0,016 |
|||
Thymus |
0,00013 |
0,00018 |
0,00028 |
0,00044 |
0,00082 |
|||
Schilddrüse |
0,00013 |
0,00016 |
0,00027 |
0,00044 |
0,00082 |
|||
Uterus |
0,012 |
0,014 |
0,019 |
0,019 |
0,031 |
|||
Sonstige Gewebe |
0,0013 |
0,0016 |
0,0021 |
0,0022 |
0,0036 |
|||
Effektive Dosis / verabreichte Aktivität (mSv/ MBq) |
0,0070 |
0,0090 |
0,012 |
0,012 |
0,022 |
|||
Die Blasenwand trägt mit 80% zur effektiven Gesamtdosis bei. |
|
|
|
|||||
Effektive Dosis, falls die Blase eine oder eine halbe Stunde nach der Anwendung geleert wird: |
||||||||
1 Stunde |
0,0025 |
0,0031 |
0,0045 |
0,0064 |
0,0064 |
|||
30 Minuten |
0,0017 |
0,0021 |
0,0029 |
0,0039 |
0,0068 |
|||
Die effektive Dosis beträgt beim Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion nach intravenöser Gabe von 200 MBq (maximale Dosis) 1,4 mSv. Die absorbierte Dosis im Zielorgan Niere beträgt dabei 0,68 mGy und im kritischen Organ Blasenwand 22 mGy. |
Absorbierte Dosis / verabreichte Aktivität [99m]Technetium-Mertiatid (mGy/MBq) |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
(Eingeschränkte Nierenfunktion) |
|||||
Organ |
Erwachsene |
15jährige |
10jährige |
5jährige |
1jährige |
|
|
|
|
|
|
|
|
Nebennieren |
0,0016 |
0,0021 |
0,0032 |
0,0048 |
0,0086 |
|
Blasenwand |
0,083 |
0,11 |
0,13 |
0,13 |
0,23 |
|
Knochenoberfläche |
0,0022 |
0,0027 |
0,0038 |
0,0050 |
0,0091 |
|
Gehirn |
0,00061 |
0,00077 |
0,0013 |
0,0020 |
0,0036 |
|
Brustdrüse |
0,00054 |
0,00070 |
0,0011 |
0,0017 |
0,0032 |
|
Gallenblase |
0,0016 |
0,0022 |
0,0038 |
0,0046 |
0,0064 |
|
Magendarmtrakt |
|
|
|
|
|
|
Magenwand |
0,0012 |
0,0015 |
0,0026 |
0,0035 |
0,0061 |
|
Dünndarm |
0,0027 |
0,0035 |
0,0050 |
0,0060 |
0,010 |
|
Kolon |
0,0035 |
0,0044 |
0,0061 |
0,0069 |
0,011 |
|
oberer Dickdarm |
0,0022 |
0,0030 |
0,0043 |
0,0056 |
0,0093 |
|
unterer Dickdarm |
0,0051 |
0,0063 |
0,0085 |
0,0086 |
0,014 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Herz |
0,00091 |
0,0012 |
0,0018 |
0,0027 |
0,0048 |
|
Nieren |
0,014 |
0,017 |
0,024 |
0,034 |
0,059 |
|
Leber |
0,0014 |
0,0018 |
0,0027 |
0,0038 |
0,0066 |
|
Lunge |
0,00079 |
0,0011 |
0,0016 |
0,0024 |
0,0045 |
|
Muskeln |
0,0017 |
0,0021 |
0,0029 |
0,0036 |
0,0064 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Ösophagus |
0,00074 |
0,00097 |
0,0015 |
0,0023 |
0,0041 |
|
Ovarien |
0,0049 |
0,0063 |
0,0081 |
0,0087 |
0,014 |
|
Pankreas |
0,0015 |
0,0019 |
0,0029 |
0,0043 |
0,0074 |
|
rotes Mark |
0,0015 |
0,0019 |
0,0026 |
0,0031 |
0,0050 |
|
Haut |
0,00078 |
0,00096 |
0,0015 |
0,0020 |
0,0038 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Milz |
0,0015 |
0,0019 |
0,0029 |
0,0043 |
0,0074 |
|
Testes |
0,0034 |
0,0047 |
0,0071 |
0,0078 |
0,014 |
|
Thymus |
0,00074 |
0,00097 |
0,0015 |
0,0023 |
0,0041 |
|
Schilddrüse |
0,00073 |
0,00095 |
0,0015 |
0,0024 |
0,0044 |
|
Uterus |
0,010 |
0,012 |
0,016 |
0,016 |
0,027 |
|
Sonstige Gewebe |
0,0017 |
0,0021 |
0,0028 |
0,0034 |
0,0060 |
|
Effektive Dosis / verabreichte Aktivität (mSv/ MBq) |
0,0061 |
0,0078 |
0,010 |
0,011 |
0,019 |
|
Die effektive Dosis beträgt beim Erwachsenen mit eingeschränkter Nierenfunktion nach intravenöser Gabe von 200 MBq (maximale Dosis) 1,22 mSv. Die absorbierte Dosis im Zielorgan Niere beträgt dabei 2,8 mGy und im kritischen Organ Blasenwand 16,6 mGy. |
Absorbierte Dosis / verabreichte Aktivität [99m]Technetium-Mertiatid (mGy/MBq) |
||||||
|
|
|
|
|
|
|
|
(Akute einseitige Nierenobstruktion) |
|||||
Organ |
Erwachsene |
15jährige |
10jährige |
5jährige |
1jährige |
|
|
|
|
|
|
|
|
Nebennieren |
0,011 |
0,014 |
0,022 |
0,032 |
0,055 |
|
Blasenwand |
0,056 |
0,071 |
0,091 |
0,093 |
0,17 |
|
Knochenoberfläche |
0,0031 |
0,0040 |
0,0058 |
0,0084 |
0,017 |
|
Gehirn |
0,00011 |
0,00014 |
0,00023 |
0,00039 |
0,00075 |
|
Brustdrüse |
0,00038 |
0,00051 |
0,0010 |
0,0016 |
0,0030 |
|
Gallenblase |
0,0062 |
0,0073 |
0,010 |
0,016 |
0,023 |
|
Magendarmtrakt |
|
|
|
|
|
|
Magenwand |
0,0039 |
0,0044 |
0,0070 |
0,0093 |
0,012 |
|
Dünndarm |
0,0043 |
0,0055 |
0,0085 |
0,012 |
0,019 |
|
Kolon |
0,0039 |
0,0050 |
0,0072 |
0,0092 |
0,0015 |
|
oberer Dickdarm |
0,0040 |
0,0051 |
0,0076 |
0,010 |
0,016 |
|
unterer Dickdarm |
0,0038 |
0,0048 |
0,0067 |
0,0082 |
0,013 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Herz |
0,0013 |
0,0016 |
0,0027 |
0,0040 |
0,0061 |
|
Nieren |
0,20 |
0,24 |
0,33 |
0,47 |
0,81 |
|
Leber |
0,0044 |
0,0054 |
0,0081 |
0,011 |
0,017 |
|
Lunge |
0,0011 |
0,0016 |
0,0025 |
0,0039 |
0,0072 |
|
Muskeln |
0,0022 |
0,0027 |
0,0037 |
0,0051 |
0,0089 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Ösophagus |
0,00038 |
0,00054 |
0,00085 |
0,0015 |
0,0023 |
|
Ovarien |
0,0038 |
0,0051 |
0,0071 |
0,0092 |
0,015 |
|
Pankreas |
0,0074 |
0,0090 |
0,013 |
0,018 |
0,029 |
|
rotes Mark |
0,0030 |
0,0036 |
0,0050 |
0,0060 |
0,0083 |
|
Haut |
0,00082 |
0,0010 |
0,0015 |
0,0022 |
0,0042 |
|
|
|
|
|
|
|
|
Milz |
0,0098 |
0,012 |
0,018 |
0,026 |
0,040 |
|
Testes |
0,0020 |
0,0029 |
0,0045 |
0,0050 |
0,0098 |
|
Thymus |
0,00038 |
0,00054 |
0,00085 |
0,0015 |
0,0023 |
|
Schilddrüse |
0,00017 |
0,00023 |
0,00045 |
0,00092 |
0,0016 |
|
Uterus |
0,0072 |
0,0087 |
0,012 |
0,013 |
0,022 |
|
Sonstige Gewebe |
0,0021 |
0,0026 |
0,0036 |
0,0047 |
0,0080 |
|
Effektive Dosis / verabreichte Aktivität (mSv/ MBq) |
0,010 |
0,012 |
0,017 |
0,022 |
0,038 |
|
Die effektive Dosis beträgt beim Erwachsenen akuter einseitiger Nierenobstruktion nach intravenöser Gabe von 200 MBq (maximale Dosis) 2 mSv. Die absorbierte Dosis im Zielorgan Niere beträgt dabei 40 mGy und im kritischen Organ Blasenwand 11,2 mGy. |
Radiophysikalische Eigenschaften
[99mTc]Technetium wird aus einem [99Mo/99mTc]-Sterilgenerator erhalten und zerfällt unter Emission von Gammastrahlung mit einer Energie von 140/142 keV mit einer Halbwertszeit von 6,02 Stunden zu [99Tc]Technetium, das wiederum zu stabilem [99Ru]Ruthenium zerfällt; mit einer Halbwertszeit von 214.000 Jahren ist [99Tc]Technetium aber selbst als stabil anzusehen.
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