Medyn Forte Kapseln
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Medyn forte Kapseln 0,5 mg/ 25 mg/ 2,5 mg, Hartkapseln
Wirkstoffe.
Cyanocobalamin/ Pyridoxinhydrochlorid/ Folsäure
2. Qualitative und quantitative ZUSAMMENSETZUNG
Wirkstoffe:
1 Hartkapsel enthält:
Cyanocobalamin (Vitamin B12) 0,5 mg
Pyridoxinhydrochlorid (Vitamin B6) 25 mg
Folsäure 2,5 mg
Die vollständige Auflistung der sonstigen
Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Hartkapsel
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Nachgewiesener, kombinierter Mangel an Vitamin
B6,
B12und
Folsäure, der ernährungsmäßig nicht behoben werden kann.
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Es soll täglich eine Hartkapsel eingenommen werden.
Art und Dauer der Anwendung
Über die
Therapiedauer entscheidet der behandelnde Arzt.
Gegenanzeigen
Megaloblasten-Anämie infolge eines isolierten Vitamin B12-Mangels (z.B. infolge Mangels an Instrinsic-Faktor), isolierter Folsäure-Mangel.
4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei der
Anwendung
Bei langfristiger Einnahme von Tagesdosen über 50 mg Pyridoxinhydrochlorid sowie bei kurzfristiger Einnahme von Dosen im Grammbereich wurden periphere sensorische Neuropathien beobachtet. Beim Auftreten von Anzeichen einer peripheren sensorischen Neuropathie (Paraesthesien) ist die Dosierung zu überprüfen und das Medikament ggf. abzusetzen.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Therapeutische Dosen von Pyridoxinhydrochlorid können die Wirkung von L-Dopa abschwächen. Es bestehen Wechselwirkungen mit INH, D-Penicillamin, Cycloserin und Hydralazin.
Die enterale Resorption von Folsäure ist verringert bei gleichzeitiger Gabe von Primidon, Diphenylhydantoin, Phenobarbital, Carbamazepin, Valproat, Sulfasalazin, hormonalen Antikonzeptiva sowie Folsäure-Antagonisten wie Methotrexat, Trimethroprim, Pyrimethamin und Triamteren.
Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine klinischen Daten über die Anwendung von Medyn forte Kapseln in der Schwangerschaft vor. Die empfohlene tägliche Zufuhr in Schwangerschaft und Stillzeit beträgt für Vitamin B124 µg, für Vitamin B62,4-2,6 mg und für Folsäure 600 µg und sollte durch eine ausgewogene Ernährung sichergestellt werden. Systematische Untersuchungen zur Anwendung von Vitamin B12, B6und Folsäure in Dosierungen oberhalb des angegebenen Tagesbedarfs (wie in diesem Präparat enthalten) liegen nicht vor (siehe auch 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit). Eine Anwendung dieses Präparates während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte daher nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt entschieden werden.
Die Vitamine B12, B6und Folsäure gehen in die Muttermilch über.
Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Keine bekannt.
Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (>10 %)
Häufig (> 1/100 - < 1/10)
Gelegentlich (>1/1.000 - < 1/100)
Selten (>1/10.000 - < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Vitamin
B6:Im angegebenen Dosisbereich für die
Prophylaxe und Therapie eines Vitamin B6-Mangels sind keine
Nebenwirkungen bekannt. Tagesdosen über 50 mg können eine periphere
sensorische Neuropathie hervorrufen (s. Warnhinweis).
Folsäure:Durch Folsäure kann es bei
der Gabe hoher Dosen gelegentlich zu gastrointestinalen Störungen,
Schlafstörungen, Erregung und Depression kommen. Sehr selten können
nach der Einnahme von Folsäure Allergien auftreten.
Vitamin B12:Sehr selten wurde über Akne, ekzematöse oder urtikarielle Arzneimittelreaktionen sowie über anaphylaktische oder anaphylaktoide Reaktionen berichtet.
Überdosierung
Symptome der Intoxikation
Sehr selten besteht die Gefahr eines allergischen Schocks.
Therapie von Intoxikationen
Im äußerst seltenen Fall des allergischen Schocks sind die notwendigen allgemeinen Notfallmaßnahmen zu ergreifen. In Fällen von leichten Unverträglichkeitsreaktionen genügt das Absetzen von Medyn forte Kapseln.
5. Pharmakologische Eigenschaften
Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmkotherapeutische Gruppe: Folsäure,
Kombinationen
ATC-Code: B03BB51
Vitamin B6ist in seiner phosphorylierten Form (Pyridoxal-5‘-phosphat, PALP) das Coenzym einer Vielzahl von Enzymen, die in den gesamten nicht-oxidativen Stoffwechsel der Aminosäuren eingreifen. Sie sind durch Decarboxylierung an der Bildung physiologisch aktiver Amine (z.B. Adrenalin, Histamin, Serotonin, Dopamin, Tyramin), durch Transaminierung an anabolen und katabolen Stoffwechselvorgängen (z.B. Glutamat-Oxalacetat-Transaminase, Glutamat-Pyruvat-Transaminase, -Aminobuttersäure, -Ketoglutarat-Transaminase) sowie an verschiedenen Spaltungen und Synthesen der Aminosäuren beteiligt. Vitamin B6greift an 4 verschiedenen Stellen in den Tryptophan-Stoffwechsel ein. Im Rahmen der Synthese des roten Blutfarbstoffes katalysiert B6die -Amino-ß-Ketoadipinsäurebildung. Ferner bestehen direkte biochemische Verknüpfungen mit anderen Vitaminen der B-Gruppe.
Folsäure ist nicht als solche wirksam, sondern in der reduzierten Form als Tetrahydrofolsäure. Sie fungiert als Überträger von C1-Gruppen. Damit besitzt Folsäure eine zentrale Bedeutung für den Intermediärstoffwechsel aller lebenden Zellen.
Das als Pro-drug zugeführte Vitamin B12-Derivat Cyanocobalamin muss erst in die beim Menschen wirksamen Coenzyme Methylcobalamin und 5-Desoxyadenosylcobalamin umgewandelt werden. Methylcobalamin ist zur Bildung von Methionin aus Homocystein erforderlich.
Bei
der Methylierung von Homocystein zu Methionin entsteht freie
Tetrahydrofolsäure aus 5-Methyltetra-hydrofolsäure, aus welcher
nach C1-Transfer von Serin die aktivierten C1-Einheiten entstehen. Sie sind
für die Biosynthese von Purinbasen und Desoxyribonucleinsäure, z.B.
im Rahmen der Hämatopoese, von Bedeutung. 5-Desoxyadenosylcobalamin
ist für die Umwandlung von Methylmalonyl-Coenzym A in
Succinyl-Coenzym A notwendig. Ein Fehlen führt zu erhöhten Spiegeln
an Propionsäure und Methylmalonsäure, die Ursachen zur Bildung
abnormer Fettsäureketten sind.
Im intermediären Stoffwechsel besteht demnach ein Wirkungssynergismus zwischen Folsäure und Vitamin B12, in dem beide Vitamine an der enzymatischen Methionin-Synthese-Reaktion beteiligt sind. Bei diesem Stoffwechselschritt erfolgt der Transfer der Methylgruppe von 5-Methyltetrahydrofolsäure auf Homocystein unter Bildung von Methionin. Bei einem Vitamin B12-Mangel ist diese Reaktion aufgrund eines Cofaktor-Defizits blockiert, woraus eine Verarmung des Organismus an reaktionsfähigen Folatverbindungen resultiert. Diese Verwertungsstörung von 5-Methyltetrahydrofolsäure wird auch mit dem Begriff Methylfolat-Falle bezeichnet. Als Folge der Akkumulation von 5-Methyltetrahydrofolsäure resultieren bei einem Vitamin-B12-Mangel erhöhte Folsäure-Konzentrationen im Plasma und erniedrigte Folatkonzentrationen in den Erythrozyten, da keine Tetrahydrofolsäure aus 5-Methyltetrahydrofolsäure für die Synthese der speicherfähigen Folat-Polyglutamat-Verbindungen zur Verfügung gestellt wird. Eine weitere Folge ist der eingeschränkte Transfer der Formiminogruppe von Formiminoglutaminsäure auf Tetrahydrofolsäure, so dass vermehrt Formiminoglutaminsäure (FIGLU) im Harn ausgeschieden wird. Einen wichtigen Synergismus zwischen B6/B12und Folsäure gibt es bei der Verstoffwechselung von Homocystein.
Homocystein (HC) ist eine in der Nahrung nicht vorkommende Aminosäure, die im menschlichen Körper aus der essentiellen Aminosäure Methionin gebildet wird und als Methylgruppenspender wirkt.
Vermutlich wegen der hohen Toxizität existieren zwei Hauptmechanismen für die Kontrolle des HC-Blutspiegels: Umwandlung in Cystein (B6-abhängig) und die bereits erwähnte Remethylierung zu Methionin (B12- und folatabhängig). Abnorm hohe (toxische) Blutspiegelwerte beim Menschen treten auf, wenn ein Mangel an den Kofaktoren B6, B12, Folat vorherrscht, oder wenn für bestimmte Enzyme (CBS/MTHFR) ein genetischer Defekt besteht.
Die genetisch bedingte Homocysteinurie beruht ebenfalls auf einem Mangel an einem oder mehreren dieser Enzyme. Kinder mit Homocysteinurie haben hohe Blut-HC-Werte (200 µmol/l) und sterben frühzeitig. Weniger hohe HC-Werte (20-100 µmol/l) entstehen aus einer relativen Vitaminmangelsituation (B6, B12, Folat). Dieser Mangel erhöht das Risiko einer vorzeitigen Gefäßerkrankung.
Durch die kombinierte Gabe von B6/B12/Folsäure können erhöhte Homocystein-Blutspiegel zuverlässig gesenkt werden.
Pharmakokinetische Eigenschaften
Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin werden hauptsächlich im oberen Magen-Darm-Trakt rasch resorbiert und mit einem Maximum zwischen 2 und 5 Stunden ausgeschieden. Das Hauptausscheidungsprodukt ist die 4-Pyridoxinsäure.
Voraussetzung für die Funktion als Coenzym ist die Phosphorylierung der CH2OH-Gruppe in 5-Stellung (PALP). PALP ist im Blut zu nahezu 80 % an Proteinen gebunden.
Der Körperbestand an Vitamin B6beträgt 40-150 mg, die tägliche renale Ausscheidung 1,7-3,6 mg und die tägliche Turnover-Rate 2,2-2,4 %.
Die in der Nahrung größtenteils als Polyglutamat vorliegende Folsäure muss zur Absorption durch eine Carboxypeptidase im Bürstensaum der Mukosazellen des Duodenums und oberen Jejunums zu Monoglutamat hydrolisiert werden. Die Absorption erfolgt bei niedriger Konzentration aktiv und Carrier-vermittelt, wonach die Folsäure reduziert und methyliert wird und als 5-Methyltetrahydrofolsäure ins Blut gelangt. Bei höherer Konzentration erfolgt grundsätzlich eine passive Diffusion. Für Folsäure besteht ein entero-hepatischer Kreislauf, wobei bis zu 200 µg/Tag mit der Galle sezerniert werden und zur Rückresorption zur Verfügung stehen. Folsäure wird als Polyglutamat im Gewebe hauptsächlich in der Leber gespeichert. Der Gesamtkörperbestand an Folsäure beträgt bei normaler Ernährung 5-10 mg und deckt den Bedarf für etwa 3-4 Monate. Die Ausscheidung ist abhängig von der zugeführten Menge und beträgt normalerweise bis 24 µg/Tag mit dem Urin und 500 µg/Tag mit den Faeces. Die Eliminationshalbwertszeit von Folsäure liegt zwischen 1,5 und 2 Stunden.
Die Absorption von Vitamin B12aus dem Gastrointestinaltrakt erfolgt über zwei Wege: Es wird im Dünndarm aktiv in der an den Intrinsic-Faktor gebundenen Form resorbiert. Der Transport des Vitamin B12zum Gewebe erfolgt durch Anlagerung an Transcobalamine, Substanzen, die in der Reihe der Plasma-ß-Globuline zu finden sind.
Unabhängig vom Intrinsic-Faktor kann das Vitamin auch durch passive Diffusion über den Magen-Darm-Trakt oder Schleimhäute in den Blutstrom gelangen. Von oral angebotenen Mengen gelangen jedoch nur 1-3 % ins Blut.
Untersuchungen an Normalpersonen ergaben, dass von oralen Dosen (< 5 µg) über den Intrinsic-Faktor im Durchschnitt maximal 1,5 µg resorbiert werden. Bei Patienten mit perniziöser Anämie wurden nach oralen Dosen von 100 µg und mehr Resorptionsraten von maximal 1 % gefunden.
Das im Körper enthaltene Vitamin B12ist in Depots gespeichert, von dem die Leber das wichtigste ist. Der durch den täglichen Bedarf verbrauchte Vitamin B12-Anteil ist sehr gering und liegt bei 1 µg, die Turnover-Rate bei 1,5 µg.
Die biologische Halbwertszeit beträgt ca. 1 Jahr. Dabei werden 2,55 µg B12pro Tag oder 0,051 % der Gesamtbestände des Körpers umgesetzt.
Vitamin B12wird überwiegend über die Galle ausgeschieden und bis auf 1 µg wieder über den enterohepatischen Kreislauf rückresorbiert. Wird die Speicherkapazität des Körpers, insbesondere durch parenterale Gaben überschritten, so wird der nicht retinierte Anteil im Urin ausgeschieden.
Die Blutplasmaspiegel geben über die Höhe des B12-Depots im Körper Auskunft. Wird einem gesunden Organismus jegliche B12-Zufuhr entzogen, braucht es einen Zeitraum von 3-5 Jahren, bis kritische Werte erreicht werden, die einen Vitamin-Mangelzustand anzeigen.
50-90 % einer i.m.- oder i.v.-verabreichten Gabe von 0,1-1 mg Cyanocobalamin werden innerhalb von 48 Stunden mit dem Urin ausgeschieden, wobei nach i.v.-Gabe die Elimination sogar schneller verläuft. Nach Applikation von Hydroxocobalamin werden dagegen länger anhaltende Serumspiegel beobachtet, wobei innerhalb von 72 Stunden lediglich 16-66 % der Dosis im Urin erscheinen, mit einem Maximum nach 24 Stunden. Dieser Effekt soll jedoch bei einer Langzeitbehandlung spätestens nach einem Monat verloren gehen, so dass zwischen Hydroxcobalamin und Cyanocobalamin keine wesentlichen Unterschiede im Resorptions- und Retentionsverhalten bestehen.
Präklinische Daten zur Sicherheit
Die orale Verabreichung von 150-200 mg Vitamin B6(Pyridoxinhydrochlorid)/kg KG/Tag über einen Zeitraum von 100-107 Tagen verursachte bei Hunden Ataxien, Muskelschwäche, Gleichgewichtsstörungen sowie degenerative Veränderungen der Axone und Myelinscheiden. Ferner sind im Tierversuch nach hohen Vitamin B6-Dosen Konvulsionen und Koordinationsstörungen aufgetreten.
In physiologischen Dosierungen sind keine mutagenen Effekte durch Vitamin B12, B6und Folsäure zu erwarten. Langzeitstudien am Tier zum tumorerzeugenden Potential liegen nicht vor.
Aus der vorliegenden Literatur ergeben sich keine Erkenntnisse über reproduktionstoxische Eigenschaften von Vitamin B12und Folsäure. Vitamin B6ist plazentagängig und die fetalen Konzentrationen sind höher als die maternalen. Vitamin B6ist im Tierversuch unzureichend geprüft. In einer Embryotoxizitätsstudie an der Ratte ergaben sich keine Hinweise auf ein teratogenes Potential. Bei männlichen Ratten führte die Gabe von Megadosen Vitamin B6zu Spermatogeneseschäden.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Maltodextrin; Citronensäure-Monohydrat; Natriumcitrat 2 H20; mikrokristalline Cellulose; hochdisperses Siliciumdioxid; Magnesiumstearat (Ph. Eur.); Titandioxid; Eisen(III)oxid; Natriumdodecylsulfat; gereinigtes Wasser; Gelatine.
6.2 Inkompatibilitäten
Keine.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre.
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30 °C aufbewahren. Im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht und Feuchtigkeit zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Blister, PCV/PVDC-Aluminium Folie
Packung mit 30 Hartkapseln
Packung mit 90 Hartkapseln
7. Pharmazeutischer Unternehmer
MEDICE
Arzneimittel
Pütter GmbH & Co. KG
Kuhloweg 37
58638 Iserlohn
Germany
8. Zulassungsnummer
54937.00.00
Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
28. Juni 2005
Stand der Information
August 2011
11. Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht
Apothekenpflichtig