Megacillin Oral 1,5 Millionen I.E.
Megacillin oral 1 Million I.E., Filmtabletten Zul.-Nr.: 562.00.00/562.01.00
Magacillin oral 1,5 Millionen I.E., Filmtabletten
Fachinformation Stand: Mai 2009
Version: 11.00
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Fachinformation
Megacillin oral Filmtabletten
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Megacillin oral 1 Million I.E., Filmtabletten
Megacillin oral 1,5 Millionen I.E.,Filmtabletten
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Wirkstoff: Phenoxymethylpenicillin-Kalium
Megacillin oral 1 Million I.E:
1 Filmtablette enthält 1 Million internationale Einheiten, entsprechend 653,6 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium bzw. 590 mg Phenoxymethylpenicillin
Megacillin oral 1,5 Millionen I.E.:
1 Filmtablette enthält 1,5 Millionen internationale Einheiten, entsprechend 982,32 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium bzw. 885 mg Phenoxymethylpenicillin
Sonstige Bestandteile:
Enthält Kalium, Lactose und Minzöl.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Filmtablette
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Infektionen, die durch phenoxymethylpenicillin-sensible Erreger bedingt und einer oralen Penicillin-Therapie zugänglich sind, wie z. B.
Infektionen des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches (Pharyngitis, Tonsillitis, Sinusitis, Otitis media)
Infektionen der tiefen Atemwege (Bronchitis, Bronchopneumonie, Pneumonie),
Infektionen verursacht durch betahämolysierende Streptokokken der Gruppe A, z. B. Scharlach, Erysipel, Rezidivprophylaxe bei rheumatischem Fieber,
Infektionen der Haut (Pyodermie, Furunkulose, Phlegmone),
Endokarditisprophylaxe bei Eingriffen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich oder am oberen Respirationstrakt.
Gegebenenfalls ist eine Kombination mit einem weiteren geeigneten Antibiotikum möglich.
Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Megacillin oral 1 Million I.E. und Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. zu berücksichtigen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung mit Einzel- und Tagesangaben
Die antibakterielle Aktivität des Phenoxymethylpenicillin wird sowohl auf der Basis von internationalen Einheiten als auch auf Masse- (Gewichts-)Basis festgelegt. Dabei gilt folgende Beziehung:
1 mg Phenoxymethylpenicillin (freie Säure) entspricht
1.695 internationalen Einheiten und
1 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium entspricht
1.530 internationalen Einheiten.
500.000 internationale Einheiten entsprechen ungefähr 295 mg Phenoxymethylpenicillin bzw. 326,8 mg Phenoxymethylpenicillin-Kalium.
Dosierung (generelle Rahmenempfehlungen):
Üblicherweise wird die Tagesdosis in 3 bis 4 Einzeldosen – gleichmäßig über den Tag verteilt – möglichst im Abstand von 6 bis 8 Stunden verabreicht.
Bei Infektionen des Hals-, Nasen- oder Ohrenbereiches ist die Verabreichung der Tagesdosis in nur zwei Einzeldosen ‑ vorzugsweise im Abstand von 12 Stunden – möglich.
Zur Beachtung:
Alle Milligramm-Angaben in den folgenden Ausführungen beziehen sich auf Phenoxymethylpenicillin (freie Säure).
Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:
Diese erhalten je nach Schwere und Lokalisation der Infektion üblicherweise 3- bis 4-mal täglich jeweils 295 bis 885 mg Phenoxymethylpenicillin (0,5 bis 1,5 Millionen internationale Einheiten).
Kinder unter 12 Jahren:
Reife Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder und Kinder bis zum Alter von 12 Jahren erhalten eine auf das jeweilige Körpergewicht und Lebensalter abgestimmte Tagesdosis.
Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. 1,5 Millionen I.E. Filmtabletten sind für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder unter 12 Jahren auf Grund der Darreichungsform und mangelnder Dosierbarkeit nicht geeignet. Für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder unter 12 Jahren stehen niedriger dosierbare, flüssige Darreichungsformen (z. B. Megacillin oral Trockensaft) zur Verfügung.
Spezielle Dosierungsangaben für einzelne Altersgruppen:
Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsempfehlungen:
Erwachsene und Jugendlicher ab 12 Jahren
Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren nehmen 3-mal täglich 1 Filmtablette (entsprechend 1770 bis 2655 mg Phenoxymethylpenicillin; ca. 3,0 bis 4,5 Millionen internationalen Einheiten).
Bei schweren Fällen bzw. bei minderempfindlichen Erregern oder ungünstig gelegenem Infektionsort kann die Tagesdosis auf das Doppelte und mehr gesteigert werden.
A-Streptokokken-Tonsillitis/-Pharyngitis
Im Rahmen der Therapie der A-Streptokokken-Tonsillitis bzw. -Pharyngitis kann die gesamte Tagesdosis auch auf 2 Einzelgaben verteilt werden.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:
Bis zu einer Kreatininclearance von 30 bis 15 ml/min ist es bei einem Dosierungsintervall von 8 Stunden im Allgemeinen nicht erforderlich, die Dosis von Phenoxymethylpenicillin zu verringern.
Art und Dauer der Anwendung
Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. sollten jeweils etwa 1 Stunde vor den Mahlzeiten eingenommen werden, um eine möglichst hohe Resorptionsquote zu erreichen.
Die Filmtabletten Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. sind unzerkaut (schlechter Geschmack des Wirkstoffes) mit reichlich Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) einzunehmen.
Um Jugendlichen die regelmäßige Einnahme zu erleichtern, können sie Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. Filmtablettenausnahmsweise auch während der Mahlzeiten einnehmen.
Megacillin oral soll in der Regel 7 bis (10) Tage lang eingenommen werden, mindestens 2 bis 3 Tage nach Abklingen der Krankheitserscheinungen.
Die Behandlungsdauer ist vom Ansprechen der Erreger bzw. dem klinischen Erscheinungsbild abhängig. Sollte nach 3 bis 4 Tagen ein Therapieeffekt nicht erkennbar sein, so ist eine erneute Sensibilitätsbestimmung durchzuführen und gegebenenfalls das Antibiotikum zu wechseln.
Bei der Behandlung von Infektionen mit betahämolysierenden Streptokokken sollte die Therapiedauer mindestens 10 Tage betragen, um Spätkomplikationen (rheumatisches Fieber, Glomerulonephritis) vorzubeugen.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Phenoxymethylpenicillin-Kalium, Minzöl oder einen der sonstigen Bestandteile.
Wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks darf Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. bei Patienten mit erwiesener Penicillin-Überempfindlichkeit nicht angewandt werden.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Allergische Diathese
Eine Kreuzallergie mit anderen Betalaktam-Antibiotika (u. a. Cephalosporine) kann bestehen.
Bei Patienten mit allergischer Reaktionsbereitschaft (z. B. Heuschnupfen, Asthma bronchiale) ist das Risiko für schwerwiegendere Überempfindlichkeitsreaktionen erhöht, weshalb Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. 1,5 Millionen I.E in solchen Fällen mit besonderer Vorsicht angewandt werden sollte.
Bei Patienten, die an Hautpilzerkrankungen leiden, ist das Risiko allergischer Reaktionen erhöht.
Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktoinen (z B. Anaphylaxie siehe Abschnitt 4.8)
Bei anaphylaktischen Reaktionen muss die Behandlung mit Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E sofort abgebrochen werden und die üblichen Sofortmaßnahmen müssen eingeleitet werden.
Eine urtikarielle Sofortreaktion deutet meist auf eine echte Penicillin-Allergie hin und zwingt zum Therapieabbruch
Pseudomembranöse Enterokolitis (siehe Abschnitt 4.8)
Tritt eine pseudomembranöse Enterokolitis auf, ist eine Beendigung der Therapie mit Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E in Abhängigkeit von der Indikation zu erwägen und ggf. sofort eine angemessene Behandlung einzuleiten (z. B. Einnahme von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit klinisch erwiesen ist). Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, sind kontraindiziert.
Bei Patienten mit schweren Magen- und Darm-Störungen mit Erbrechen und Durchfällen sollte von der Behandlung mit Phenoxymethylpenicillin abgesehen werden, da eine ausreichende Resorption nicht gewährleistet ist. (Hier empfiehlt sich eine parenterale Therapie, z. B. mit Benzylpenicillin oder einem anderen geeigneten Antibiotikum.)
Mögliche Resistenzentwicklung
Langfristige und wiederholte Anwendung kann zu Superinfektionen mit resistenten Bakterien oder Sprosspilzen führen.
Hinweis zur hormonellen Kontrazeption
Bei gleichzeitiger Einnahme von Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E und oralen Kontrazeptiva kann eine Wirksamkeitsminderung der hormonellen Kontrazeption nicht ausgeschlossen werden. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nicht-hormonelle empfängnisverhütende Maßnahmen anzuwenden.
Hinweis für Patienten mit Herzerkrankungen oder schweren Elektrolytstörungen anderer Genese
Bei Patienten mit Herzerkrankungen oder schweren Elektrolytstörungen anderer Genese sollte auf die Kaliumzufuhr durch das Präparat geachtet werden.
Eine Filmtablette Megacillin oral 1 Million I.E. enthält 1,7 mmol (ca. 64 mg) Kalium.
Eine Filmtablette Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. enthält 2,6 mmol (ca. 97 mg) Kalium.
Dies ist zu berücksichten bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sowie Personen unter kaliumkontrollierter Diät.
Hinweis bei Lactose Unverträglichkeit
Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E.enthalten Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose Malabsorption sollten Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bakteriostatische Antibiotika bzw. Chemotherapeutika
Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika/Antibiotika (z. B. Tetracycline, Erythromycin, Sulfonamide oder Chloramphenicol) kombiniert werden, da ein antagonistischer Effekt möglich ist.
Probenecid
Die gleichzeitige Gabe von Probenecid führt als Folge einer Hemmung der renalen Ausscheidung zu höheren und länger anhaltenden Phenoxymethylpenicillin-Konzentrationen im Serum und in der Galle.
Indometacin, Phenylbutazon, Salicylate, Sulfinpyrazon
Indometacin, Phenylbutazon, Salicylate und Sulfinpyrazon führen zu erhöhten und länger anhaltenden Phenoxymethylpenicillin-Konzentrationen im Serum.
Orale Kontrazeptiva
Siehe Abschnitt 4.4.
Aminoglykoside
Die Resorption oral applizierter Penicilline kann bei unmittelbar vorausgegangener oder andauernder Darmsterilisation mit nicht resorbierbaren Aminoglykosiden (z. B. Neomycin) reduziert sein.
Einfluss auf Laboruntersuchungen
Unter einer Therapie mit Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E können nicht enzymatische Methoden zur Harnzuckerbestimmung ein falsch positives Resultat ergeben.
Ebenso kann der Urobilinogennachweis gestört werden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Beobachtungen am Menschen haben bisher keinen Hinweis auf Schädigung des im Mutterleib befindlichen Kindes ergeben. Experimentelle Studien haben keine fruchtschädigende Wirkung erkennen lassen.
Da bisher keinerlei schädigende Wirkungen von Phenoxymethylpenicillin bekanntgeworden sind, ist eine Anwendung von Megacillin oral 1 Million I.E. bzw. Megacillin oral 1,5 Millionen I.E während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit bei entsprechender Indikation möglich.
Phenoxymethylpenicillin wird in die Muttermilch ausgeschieden.
Die maximalen Milchspiegel betragen etwa 50% der maximalen Serumspiegel.
Beim gestillten Säugling ist die Möglichkeit einer Sensibilisierung bzw. Beeinflussung der physiologischen Darmflora mit Auftreten von Durchfall oder Sprosspilzbesiedlung zu beachten.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 1/10)
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Organklasse |
Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) |
Selten |
Sehr selten |
Infektionen und parasitäte Erkrankungen |
|
|
Pseudomembranöse Enterokolitis (siehe Abschnitt 4.4) |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
|
|
Reversible Blutbildveränderungen (Granulozytopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie, Panzytopenie, hämolytische Anämie, Eosinophilie) |
Erkrankungen des Immunsystems |
Allergische Reaktionen (z. B. Exantheme, Juckreiz, Urtikaria siehe Abschnitt 4.4) |
|
Schwerwiegende allergische Reaktionen als Folge einer Sensibilisierung gegen die 6-Amino-Penicillansäure-Gruppe, z. B. in Form von Arzneimittelfieber, Gelenkschmerzen, angioneurotischem Ödem, Larynxödem, Bronchospasmen, Herzjagen, Luftnot, Serumkrankheit, allergischer Vaskulitis, Blutdruckabfall bis hin zum anaphylaktischen Schock, Lyell-Syndrom, Stephens-Johnson-Syndrom. |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Magendrücken, Bauchschmerzen, Flatulenz, weiche Stühle und Durchfälle, Schleimhautentzündungen im Bereich des Mundes (Glossitis, Stomatitis) |
Schwarze Haarzunge, trockener Mund,, Geschmacksveränderungen |
Reversible Zahnverfärbungen |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzell-gewebes |
Allergische Hautreaktionen (siehe SOC „Erkrankungen des Immunsystems“) |
. |
Schwere exfoliative Hautreaktionen (siehe SOC „Erkrankungen des Immunsystems“) |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
|
|
Interstitielle Nephritis |
4.9 Überdosierung
Die Toxizität von Phenoxymethylpenicillin ist äußerst gering, die therapeutische Breite ist außerordentlich groß.
Wie bei anderen Penicillinen ist die einmalige orale Aufnahme mehrfach therapeutischer Dosen von Phenoxymethylpenicillin nicht akut toxisch.
Bei oraler Verabreichung ist es praktisch unmöglich, Konzentrationen zu erreichen, die zur Auslösung neurotoxischer Symptome führen.
Notfallmaßnahmen:
Spezielle Maßnahmen bei Überdosierung, außer dem Absetzen des Arzneimittels, sind nicht erforderlich.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe
Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V) ist ein biosynthetisches, säurestabiles, nicht betalaktamasefestes Betalaktam-Antibiotikum.
ATC-Code
J01CE02
Wirkungsweise
Der Wirkungsmechanismus von Phenoxymethylpenicillin beruht auf einer Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese (in der Wachstumsphase) durch Blockade der penicillinbindenden Proteine (PBPs), wie z. B. der Transpeptidasen. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der MHK des Erregers liegt.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Phenoxymethylpenicillin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
-
Inaktivierung durch Betalaktamasen: Phenoxymethylpenicillin ist nicht betalaktamasefest und wirkt daher nicht gegen betalaktamasebildende Bakterien (z. B. Staphylokokken oder Gonokokken).
-
Reduzierte Affinität von PBPs gegenüber Phenoxymethylpenicillin: Die erworbene Resistenz bei Pneumokokken und einigen anderen Streptokokken gegenüber Phenoxymethylpenicillin beruht auf Modifikationen vorhandener PBPs als Folge einer Mutation. Für die Resistenz bei Methicillin (Oxacillin)-resistenten Staphylokokken hingegen ist die Bildung eines zusätzlichen PBPs mit verminderter Affinität gegenüber Phenoxymethylpenicillin verantwortlich.
-
Unzureichende Penetration von Phenoxymethylpenicillin durch die äußere Zellwand kann bei gramnegativen Bakterien dazu führen, dass die PBPs nicht ausreichend gehemmt werden.
-
Durch Effluxpumpen kann Phenoxymethylpenicillin aktiv aus der Zelle transportiert werden.
Eine partielle oder vollständige Kreuzresistenz von Phenoxymethylpenicillin besteht mit anderen Penicillinen und Cephalosporinen.
Grenzwerte
Die Testung auf Empfindlichkeit gegenüber Phenoxymethylpenicillin erfolgt mit Hilfe von Benzylpenicillin unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte
Erreger |
Sensibel |
Resistent |
Streptococcus spp.
|
0,25 mg/l |
> 0,25 mg/l |
Streptococcus pneumoniae |
0,06 mg/l |
> 2 mg/l |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe |
0,06 mg/l |
> 1 mg/l |
Neisseria meningitidis |
0,06 mg/l |
> 0,25 mg/l |
gramnegative Anaerobier |
0,25 mg/l |
> 0,5 mg/l |
grampositive Anaerobier |
0,25 mg/l |
> 0,5 mg/l |
Nicht speziesspezifische Grenzwerte* |
0,25 mg/l |
> 2 mg/l |
* Basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind –insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen –lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Phenoxymethylpenicillin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Phenoxymethylpenicillin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien (Stand: Dezember 2008):
Üblicherweise empfindliche Spezies |
Aerobe grampositive Mikroorganismen |
Actinomyces israeli° |
Corynebacterium diphtheriae° |
Enterococcus faecalis$ |
Erysipelothrix rusiopathiae° |
Gardnerella vaginalis° |
Streptococcus agalactiae |
Streptococcus pneumoniae |
Streptococcus pyogenes |
Streptococcus dysgalactiae subsp.
equisimilis° |
Streptokokken der „Viridans“-Gruppe°^ |
Aerobe gramnegative Mikroorganismen |
Borrelia burgdorferi° |
Eikenella corrodens°$ |
Haemophilus influenzae°$ |
Anaerobe Mikroorganismen |
Clostridium perfringens° |
Clostridium tetani° |
Fusobacterium spp.° |
Peptococcus spp.° |
Peptostreptococcus spp.° |
Veillonella parvula° |
Andere Mikroorganismen |
Treponema pallidum° |
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können |
Aerobe grampositive Mikroorganismen |
Staphylococcus aureus+ |
Staphylococcus epidermidis+ |
Staphylococcus haemolyticus+ |
Staphylococcus hominis+ |
Von Natur aus resistente Spezies |
Aerobe grampositive Mikroorganismen |
Enterococcus faecium |
Nocardia asteroides |
Aerobe gramnegative Mikroorganismen |
Alle Enterobacteriaceae-Spezies |
Moraxella catarrhalis |
Pseudomonas aeruginosa |
Anaerobe Mikroorganismen |
Bacteroides spp. |
Andere Mikroorganismen |
Chlamydia spp. |
Chlamydophila spp. |
Legionella pneumophila |
Mycoplasma spp. |
° Bei Veröffentlichung der Tabelle lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
$Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.
+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50 %.
^ Sammelbezeichnung für eine heterogene Gruppe von Streptokokken-Spezies. Resistenzrate kann in Abhängigkeit von der vorliegenden Streptokokken-Spezies variieren.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Soweit nicht ausdrücklich erwähnt, beziehen sich die folgenden Angaben ausschließlich auf Phenoxymethylpenicillin-Kalium. Phenoxymethylpenicillin wird aufgrund seiner Säurestabilität nach weitgehend verlustfreier Magenpassage in den oberen Dünndarmabschnitten resorbiert. Die Resorptionsquote beträgt etwa 60 %. Das Ausmaß der Resorption hängt auch von der galenischen Form ab. Feste Darreichungsformen sind unproblematischer als Granulate zur Zubereitung einer Lösung/Suspension. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme führt zu einer Verminderung der Resorption. Maximale Serumkonzentrationen werden nach ca. 30 bis 60 Minuten erreicht. Nach oraler Gabe von 0,4 g, 1 g, 2 g und 3 g Penicillin-V wurden mittlere Spitzenkonzentrationen von 6,1; 15; 26,3 und 35,5 mg/l gemessen. In dem Dosisbereich von 0,12 bis 3 g besteht eine annähernd lineare Beziehung zwischen der Höhe der Dosis und der Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC). Nach Gabe von Phenoxymethylpenicillin-Calcium in Form von Tabletten waren die mittleren Serumkonzentrationen niedriger als nach Gabe einer gleich hohen Dosis des Kalium-Salzes.
Verteilung:
Phenoxymethylpenicillin ist gut gewebegängig, und in verschiedenen Organen und Körperflüssigkeiten werden therapeutisch wirksame Konzentrationen erreicht. Die Liquorgängigkeit von Phenoxymethylpenicillin ist auch bei entzündeten Meningen gering.
Die Serumproteinbindung von Phenoxymethylpenicillin liegt bei 75 ± 14 % und ist damit höher als die des Benzylpenicillin mit 48 %. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt 15,3 ± 1,17 l.
Plazentagängigkeit/Übergang in die Muttermilch:
29 Schwangere erhielten Phenoxymethylpenicillin während der Geburt. Die fetalen Blutspiegel betrugen 44 % der Konzentrationen im mütterlichen Blut. Im Fruchtwasser wurden 58 % der mütterlichen Serumkonzentrationen erreicht. Nach einmaliger Einnahme von Phenoxymethylpenicillin lag der Quotient aus Milchkonzentrationen und korrespondierenden Serumkonzentrationen zwischen 0,05 und 1,02 mit einem Mittelwert von 0,15. Etwa 0,2 % der Dosis, die eine stillende Mutter einnimmt, gelangen durch das Stillen in den kindlichen Organismus.
Elimination:
Etwa 34 ± 20 % einer Dosis werden in Form von inaktiven Umwandlungsprodukten (z. B. Penicilloinsäure) im Urin aufgefunden. Die Exkretion von unverändertem Phenoxymethylpenicillin und seinen Umwandlungsprodukten erfolgt fast ausschließlich über die Nieren. Phenoxymethylpenicillin wird durch glomeruläre Filtration und tubuläre Sekretion ausgeschieden. Innerhalb von 12 Stunden werden 29 bis 43 % der verabreichten Dosis in unveränderter mikrobiologisch aktiver Form im Urin wiedergefunden. Innerhalb von 24 Stunden wird praktisch die gesamte resorbierte Menge in Form der Muttersubstanz und der Umwandlungsprodukte mit dem Urin ausgeschieden.
Bei Nierengesunden liegt die Serum-Halbwertszeit bei 30 bis 45 Minuten. Die Halbwertszeit ist dosisabhängig. Bei Untersuchungen der Halbwertszeit fand sich nach Gabe einer 0,4-g-Dosis eine Halbwertszeit von 0,5 h und nach einer 3-g-Dosis eine Halbwertszeit von 1,1 h.
Bei Neugeborenen und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Ausscheidung verzögert.
Für die totale Clearance von Phenoyxmethylpenicillin wurde nach i. v. Gabe ein Wert von ca. 800 ml/min ermittelt und in einer anderen Untersuchung ein niedrigerer Wert von 476 236 ml/min.
Eine Elimination von Phenoxymethylpenicillin kann mittels Hämodialyse erzielt werden.
Bioverfügbarkeit
Eine mit Megacillin oral 1 Million I.E., Filmtablettenim Jahr 1988 durchgeführte Bioverfügbarkeitsanalyse an 12 Probanden ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:
|
Testpräparat |
Referenzpräparat |
||||
|
Mittel-wert |
Streuung |
Mittel-wert |
Streuung |
||
maximale Plasmakonzentration (cmax): |
8,7 |
± 0,45 µg/ml |
6,41 |
± 0,64 µg/ml |
||
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (tmax): |
0,57 |
± 0,041 h |
0,67 |
± 0,89 h |
||
Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC 0 - 7 h): |
10,4 |
± 0,91 µg x h/ml |
8,64 |
±0,78 µg x h/ml |
Angabe der Werte als arithmetischer Mittelwert und Streubreite von AUC, Cmaxund tmax(s. Abbildung 3).
Abb. 1: Mittlere Plasmaspiegelverläufe und Einzelprofile von Megacillin oral 1 Million I.E. Filmtabletten (Testpräparat) im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
Megacillin oral 1,5 Millionen I.E., Filmtabletten:
Eine im Jahr 1978 durchgeführte Bioverfügbarkeitsanalyse an 12 Probanden ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:
|
Testpräparat |
Referenzpräparat |
|||
|
Mittelwert |
Streuung |
Mittelwert |
Streuung |
|
maximale Plasmakonzentration (cmax): |
5,05 |
2,12 µg/ml |
6,04 |
2,0 µg/ml |
|
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (tmax): |
0,83 |
0,58 h |
0,54 |
0,14 h |
|
Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC 0 - 7 h): |
6,41 |
1,56 µg x h/ml |
6,30 |
1,83 µg x h/ml |
Angabe der Werte als arithmetischer Mittelwert und Streubreite von AUC, Cmaxund tmax(s. Abbildung 2).
Abb. 2: Mittlere Plasmaspiegelverläufe und Einzelprofile von Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. Filmtabletten (Testpräparat) im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bisherige Genotoxizitätsuntersuchungen von Phenoxymethylpenicillin ergaben keine Hinweise auf klinisch relevante Effekte.
Langzeituntersuchungen an Ratten und Mäusen ergaben keine Anhaltspunkte für ein tumorigenes Potenzial von Phenoxymethylpenicillin.
Untersuchungen an verschiedenen Tierspezies haben keine Hinweise auf teratogene Wirkung von Phenoxymethylpenicillin ergeben.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Megacillin oral 1 Million I.E. Filmtabletten:
Minzöl, mikrokristalline Cellulose, Eisen(III)-oxid (E 172), Eisen(III)-hydroxid-oxid (E 172), Hypromellose, Lactose-Monohydrat, Macrogol 6000, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Maisstärke, Crospovidon, Propylenglycol, Saccharin-Natrium, hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Titandioxid (E 171).
Megacillin oral 1,5 Millionen I.E. Filmtabletten:
Minzöl, mikrokristalline Cellulose, Eisen(III)-oxid (E 172), Hypromellose, Lactose-Monohydrat, Macrogol 6000, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Maisstärke, Crospovidon, Propylenglycol, Saccharin-Natrium, hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Titandioxid (E 171).
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Megacillin oral 1 Million I.E.:
Blisterfolien: Polypropylen/ Aluminium
Packungen mit
10 Filmtabletten
30 Filmtabletten
Klinikpackungen mit
140 Filmtabletten (7 Packungen à 20 Filmtabletten)
Megacillin oral 1,5 Millionen I.E.:
Packungen mit
10 Filmtabletten
20 Filmtabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Grünenthal GmbH - 52099 Aachen
Tel.: 0241 569-1111
Fax: 0241 569-1112
E-Mail: service@grunenthal.com
8. ZULASSUNGSNUMMERN
Megacillin oral 1 Million I.E.: 562.01.00
Megacillin oral 1,5 Millionen I.E.: 562.00.00
9. DATUM DER VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Megacillin oral 1 Million I.E.: 31.07.2003
Megacillin oral 1,5 Millionen I.E.: 31.07.2003
10. STAND DER INFORMATION
Mai 2009
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig