iMedikament.de

Meptid

Fachinformation Seite 11/11




Meptid®


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Meptid®; 100 mg; Injektionslösung

Wirkstoff: Meptazinolhydrochlorid


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Wirkstoff:

1 ml Injektionslösung (1 Durch­stechflasche) enthält 115,6 mg Meptazinolhydrochlorid entspre­chend 100 mg Meptazinol.

Meptazinol ist m-(3-Ethylhexa­hydro-1-methyl-1H-azepin-3-yl)-phenol.


Enthält Glucose.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Ab­schnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Injektionslösung


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Mäßig starke bis starke Schmer­zen verschiedener Ursachen.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Dosierung wird durch den Arzt festgelegt. Die übliche Dosis be­trägt:


Erwachsene

i.v.: 50 bis 100 mg Meptazinol (= 0,5 bis 1 ml Meptid®). Im Be­darfsfall Nachinjektion der gleichen Dosis alle 2 bis 4 Stunden.

i.m.: 75 bis 100 mg Meptazinol (= 0,75 bis 1 ml Meptid®). Im Be­darfsfall Nachinjektion der gleichen Dosis alle 2 bis 4 Stunden.


Zur Schmerzbekämpfung im ersten Abschnitt der Geburt je nach Ge­wicht der Patientin 100 bis 150 mg Meptazinol (= 1 bis 1,5 ml Mep­tid®), bis zu 2 mg Meptazinol pro kg Körpergewicht.


Kinder

Es gibt keine Erfahrungen bei Kindern (siehe Abschnitt 4.4).


Art und Dauer der Anwendung

Die Injektion erfolgt intramuskulär oder langsam intravenös. Über die Dauer der Anwendung von Meptid® muss der Arzt entschei­den, sie richtet sich nach der Schmerzursache bzw. Art der Erkrankung.


4.3 Gegenanzeigen


Bei Überempfindlichkeit gegen Meptazinol darf dieses Medika­ment nicht angewandt werden.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Bislang liegen keine Erfahrungen mit der Anwendung von Meptid® bei Kindern vor. Kinder sollten daher nicht mit Meptid® behandelt werden.


Obwohl nach bisheriger Erfahrung die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass eine körperliche oder psychi­sche Abhängigkeit entsteht, sollte Meptid® Patienten, die zu Medika­mentenmissbrauch neigen, nur mit Vorsicht verordnet werden.

Nach bisheriger Kenntnis ist Meptid® kein geeigneter Ersatz für Opiate bei abhängigen Personen.

Bei Patienten, die zuvor länger­fristig Betäubungsmittel eingenom­men haben, können nach deren Ersatz durch Meptid® Opiat-Ent­zugserscheinungen auftreten.


Vorsichtsmaßnahmen

Bei Patienten mit erheblichen Stö­rungen der Leber- oder der Nieren­funktion ist Meptid® mit Vorsicht anzuwenden.


In der bisherigen klinischen Prü­fung zeigte Meptid® keine klinisch bedeutende atemdämpfende Wir­kung, jedoch soll es bei Patienten mit beeinträchtigter Atemfunktion nur mit Vorsicht angewandt werden. Diese Vorsicht ist insbe­sondere geboten bei Patienten mit verminderter Atemreserve (Bron­chialasthma, Emphysem, Cor pul­monale, Brustkorbverletzungen) sowie bei Patienten mit Myxödem, Schädel-Hirn-Verletzung, gestei­gertem intrakraniellen Druck und bei Allergieneigung.


Für die Anwendung von Meptid® beim Herzinfarkt liegen noch nicht genügend Erkenntnisse vor.


Patienten mit der seltenen Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Meptid® nicht einnehmen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Bei gleichzeitiger Anwendung von Meptid® mit Mitteln, die auf das Zentralnervensystem dämpfend wirken (Beruhigungsmittel, Tran­quilizer, Neuroleptika u.a.), ist eine wechselseitige Verstärkung der Müdigkeit möglich. Arzneimittel, die eine Enzyminduktion bewirken (z.B. Prednisolon, Diphen­hydramin), können die schmerz­lindernde Wirkung von Meptid® möglicherweise abschwächen.


4.6 Schwangerschaft und Still­zeit


Für Meptazinol liegen keine klinischen Daten über exponierte Schwangere vor. Tierexperimen­telle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwanger­schaft, embryonale/fetale Entwick­lung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen (siehe Abschnitt 5.3). Bei einer Anwen­dung in der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten.


Bei Neugeborenen kann es zu einer Atemdepression kommen, wenn die Mutter während der Geburt Meptid® erhalten hat.


Es ist nicht bekannt, in welchen Mengen Meptazinol über die Mut­termilch ausgeschieden wird. Bei einer Entscheidung darüber, ob das Stillen unterbrochen bzw. wei­tergeführt werden soll oder ob die Anwendung von Meptid® unter­brochen bzw. weitergeführt werden soll, ist eine Nutzen-Risiko-Analyse durchzuführen und der Nutzen des Stillens für das Kind und der Nutzen von Meptid® für die Mutter zu berücksichtigen. Bei nur ein­maliger Anwendung von Meptazi­nol ist ein Abstillen in der Regel nicht erforderlich.


4.7 Auswirkungen auf die Ver­kehrstüchtigkeit und die Fähig­keit zum Bedienen von Maschinen


Meptazinol verändert auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit, dass z.B. die aktive Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen von Maschinen während der An­wendung von Meptid® nicht emp­fohlen wird. Dies gilt insbesondere im Zusammenwirken mit zentral wirksamen Mitteln einschließlich Alkohol, Beruhigungsmitteln, Seda­tiva und Hypnotika. Eine indivi­duelle Empfehlung sollte vom be­handelnden Arzt gegeben werden.


4.8 Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Neben­wirkungen werden folgende Kate­gorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig (> 1/10)

Häufig (> 1/100 - < 1/10)

Gelegentlich (> 1/1.000 - < 1/100)

Selten (> 1/10.000 - < 1/1.000)

Sehr selten (< 1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).


Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Sehr häufig: Übelkeit, Erbrechen

Gelegentlich: Magen- und Darmstörungen (Bauchschmerzen, Obstipation oder Diarrhöe)


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Sehr selten: Atemdämpfung

Nicht bekannt: Bei Neugeborenen kann es zu einer Atemdepression kommen, wenn die Mutter während der Geburt Meptid® erhalten hat, je­doch trat diese seltener und weniger ausgeprägt ein als nach anderen, in der Geburtshilfe ge­bräuchlichen Schmerzmitteln vom Opiattyp.


Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig: Euphorie, Dysphorie

Häufig: Müdigkeit, Schwindel

Gelegentlich: Benommen­heit, Kopfschmerzen Halluzi­nationen


Herzerkrankungen

Nicht bekannt: Nach Injektion von Meptazinol wur­de in Einzelfällen über eine Verän­derung des Blutdrucks berichtet. Beobachtet wurde sowohl eine Blutdruckabnahme als auch, je­doch seltener, ein leichter Anstieg des Blutdrucks.


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig: Schwitzen

Sehr selten: Über­empfindlichkeitsreaktionen (Exan­them, Juckreiz)


4.9 Überdosierung


Erfahrungen über Intoxikationen in­folge erheblicher Überdosierungen beim Menschen liegen bislang nicht vor. In Untersuchungen zur akuten Toxizität bei Tieren wurden als Hauptsymptome letaler Dosen zentrale Erregungszustände und Krämpfe beobachtet.


Therapie von Intoxikationen

Im Falle einer Überdosierung ist der kardiale und respiratorische Zustand des Patienten engma­schig zu überwachen und es sind entsprechende unterstützende Maßnahmen einzuleiten. Ein spe­zifischer Opioidantagonist wie Naloxon kann die Wirkungen von Meptazinol teilweise aufheben.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigen­schaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Starkes Analgetikum aus der Stoffgruppe der Hexahydroazepine

ATC-Code: N02AX05

Meptazinol besitzt strukturelle Ähnlichkeiten zu den Opiaten und seine Wirkung ähnelt teilweise der der Opiat-Agonisten/-Antagonisten. Es fanden sich jedoch in den tier- und human-pharmakologischen Untersuchungen sowie in den klinischen Untersuchungen auch für Opiat-Analgetika untypische Eigenschaften wie eine relativ niedrige Inzidenz von Atemdepression, Verstopfung und Miosis. Die analgetische Wirkung von Meptazinol wird nach dem bisherigen Kenntnisstand sowohl über Wirkungen auf die µ1-Opiatrezeptoren als auch über zentral cholinerge Wirkungen vermittelt. Untersuchungen am Rattenhirn belegten eine mittlere Affinität zu den µ1-Opiatrezeptoren und eine geringe Affinität zu den µ2-Rezeptoren (etwa 1/10 der Affinität zu den µ1-Rezeptoren). Dieses Profil ähnelt dem der endogenen Enkephaline und weicht deutlich von dem des Morphins und anderer Opiat-Agonisten/-Antagonisten ab, die häufig annährend gleichstarke Affinitäten zu den µ1- und µ2-Rezeptoren aufweisen. Die Affinität des Meptazinols zu den δ- und κ-Rezeptoren betrug in diesen Messungen etwa 1/100 bzw. 1/500 der Affinität zu den µ1-Rezeptoren. Nach bisheriger Kenntnis vermitteln die µ1-Rezeptoren insbesondere die supraspinale Analgesie, sind jedoch weder an der Entwicklung physischer Opiat-Abhängigkeit noch an der atemdepressiven Wirkung der Opiate beteiligt. In verschiedenen Tiermodellen wurde eine reversible Hemmung der Cholinesteraseaktivität durch Meptazinol gefunden. Die resultierenden zentral-cholinergen Effekte tragen sehr wahrscheinlich zur analgetischen Wirkung von Meptazinol bei.


In der klinischen Praxis erwies sich Meptazinol als wirksam bei der Dämpfung der Jarisch-Herxheimer-Reaktion nach antibiotischer Behandlung von Spirochäten-Erkrankungen. Bei Tieren mit hämorrhagischem Schock kam es nach Meptazinol-Injektion zu einer raschen Normalisierung des Blutdrucks.


5.2 Pharmakokinetische Eigen­schaften


Meptazinol wird nach intramusku­lärer Verabreichung von Meptid® schnell und vollständig resorbiert. Bei Probanden wurden 15 Minuten nach i.v. Verabreichung von 25 mg Meptazinol mittlere Plasmaspiegel von 90 ng/ml beobachtet; bei älteren Patienten wurden nach i.v. und i.m. Gabe von 25 mg Mept­azinol innerhalb von 15 Minuten mittlere maximale Plasmaspiegel von 106 ng/ml bzw. 87 ng/ml er­reicht.


Die mittlere Eliminationshalbwerts­zeit betrug nach i.v. Gabe bei jungen Probanden 2,1 Stunden. Bei älteren Patienten war die Eliminationshalbwertszeit auf 2,9 Stunden verlängert, nach i.m. Gabe wurde bei älteren Personen eine Halbwertszeit von 3,1 Stun­den ermittelt. Die Clearance war bei älteren Personen geringfügig verringert. Ebenso wurde eine Ver­längerung der Eliminationshalb­wertszeit (4,2 gegen 2,7 Stunden) bei zirrhotischen Patienten beo­bachtet.


Nach Gabe von Meptid® 3 Stunden vor der Geburt betrugen die kindlichen Plasmaspiegel zum Zeitpunkt der Geburt das 0,57-fache der mütterlichen Spiegel; die Eliminationshalbwertszeiten beim Neugeborenen betrugen 3,4 + 1,5 Stunden.


Meptazinol wird hauptsächlich zum pharmakologisch inaktiven Glu­curonid- und Sulfat-Konjugat, da­neben zu einem geringen Teil zum ebenfalls inaktiven Oxo-Meptazinol und zu Desmethyl-Meptazinol ver­stoffwechselt. Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal, weniger als 10 % der verabreichten Dosis werden in den Faeces wieder­gefunden.


Die Plasmaeiweißbindung ist relativ gering und beträgt im Mittel 27 %.


Der analgetische Effekt tritt bei i.m. Gabe nach etwa 15 Minuten ein, die maximale Wirkung wird nach 30 - 60 Minuten erreicht und hält etwa 3 - 4 Stunden an. Nach i.v. Gabe tritt die Wirkung binnen weniger Minuten ein und hält mindestens eine Stunde an.


Nach i.m. Injektion ist Meptid® praktisch vollständig systemisch bioverfügbar (auf der Basis der Blutspiegel-Zeitverläufe 98,1 % verglichen mit einer i.v. Injektion).


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Präklinische Daten lassen auf der Grundlage herkömmlicher Studien keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Glucose, Wasser für Injektions­zwecke


6.2 Inkompatibilitäten


Meptid® sollte mit anderen Injek­tionslösungen nicht gemischt wer­den, es sei denn, dass die Kompatibilität vorher untersucht wurde. Meptid® kann in stark alkalischen Lösungen (z.B. Thio­pental-Lösung) ausfallen. Die un­mittelbar aufeinander folgende In­jektion von Meptid® und stark al­kalischen Lösungen durch diesel­be Kanüle kann Ausfällungen zur Folge haben, die die Kanüle ver­stopfen können. Für ein zwischen­zeitliches Durchspülen ist daher Sorge zu tragen.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


3 Jahre


Zusätzliche Information für medizinisches Fachpersonal:

Stabilitätsuntersuchungen haben gezeigt, dass sich bei einer kurzzeitigen Lagerung bis zu einem Monat bei Raumtemperatur („Nicht über 25°C lagern.“) die Qualität des Arzneimittels nicht negativ ändert. Der angegebene Lagerhinweis („Im Kühlschrank lagern, 2 – 8°C.“) bleibt für die Dauerlagerung bestehen (siehe Abschnitt 6.4).


6.4 Besondere Vorsichtsmaß­nahmen für die Aufbewahrung


Im Kühlschrank lagern (2°C – 8°C).


6.5 Art und Inhalt des Be­hältnisses


OP mit 5 Durchstechflaschen zu 1 ml Injektionslösung

OP mit 10 Durchstechflaschen zu 1 ml Injektionslösung

OP mit 20 Durchstechflaschen zu 1 ml Injektionslösung

AP mit 50 Durchstechflaschen zu 1 ml Injektionslösung


6.6 Hinweise für die Hand­habung und Beseitigung


Reste sind nach Anbruch zu ver­werfen.


7. INHABER DER ZULASSUNG


RIEMSER Arzneimittel AG

An der Wiek 7

17493 Greifswald – Insel Riems

Fon +49 (0) 38351/ 76-0

Fax +49 (0) 38351/ 308


Mitvertreiber

biosyn Arzneimittel GmbH

Schorndorfer Straße

70734 Fellbach

Fon +49 (0) 711 575 32 00

Fax +49 (0) 711 575 32 99

e-Mail: info@biosyn.de

http://www.biosyn.de


8. ZULASSUNGSNUMMER


4043.00.00


9. DATUM DER ERTEILUNG UND DER VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


16.06.1988 / 20.02.2008


10. STAND DER INFORMATION


August 2011


11. VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig

Meptid_spc_DE_2011_08_clean