Moniyot-131 Zur Therapie 37 - 7400 Mbq Hartkapseln
ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
MONIYOT-131 zur Therapie 37 - 7400 MBq Hartkapseln
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Eine Kapsel enthält zum Aktivitätsreferenzzeitpunkt Iod-131 als 37 - 7400 MBq Natriumiodid (131I).
Iod-131 hat eine Halbwertszeit von 8,02 Tagen. Es zerfällt unter Emission von Gammastrahlung von 365 keV (81%), 637 keV (7,3%) und 284 keV (6,0%) und Betastrahlung mit einer maximalen Energie von 606 keV zu stabilem Xenon-131
Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung:
Natrium: 129,68 mg/ml
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Hartkapsel (zur Therapie)
Transparente Hartgelatinekapseln, die ein weißes bis hellbraunes Pulver enthalten.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Die Radioiodtherapie der Schilddrüse ist indiziert bei:
• Therapie des Morbus Basedow, sowie von multifokaler oder disseminierter Autonomie oder autonomem Adenom
• Behandlung papillärer und follikulärer Schilddrüsenkarzinome und deren Metastasen
Die Therapie mit Natriumiodid(131I) wird häufig mit einem chirurgischen Eingriff und thyreostatischen Arzneimitteln kombiniert.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Die zu applizierende Aktivität unterliegt der klinischen Beurteilung. Der therapeutische Effekt tritt erst nach mehreren Monaten ein.
Therapie der Hyperthyreose
Die zu verabreichende Aktivität ergibt sich aus der Diagnose, der Größe und Iodspeicherfähigkeit der Schilddrüse und der Iodclearance. Dabei werden die folgenden Herddosen angestrebt:
- unifokale Autonomie: 300 - 400 Gy Herddosis
- multifokale und disseminierte Autonomie: 150 - 200 Gy Herddosis
- Morbus Basedow: 200 Gy Herddosis
Bei Morbus Basedow, der multifokalen oder der disseminierten Autonomie beziehen sich die o. g. Herddosen auf das Gesamtgewicht der Schilddrüse, bei der unifokalen Autonomie nur auf das Gewicht des Adenoms.
Die erforderliche Aktivität liegt normalerweise zwischen 200 - 800 MBq. Eine Wiederholung der Behandlung kann notwendig sein.
Vor Beginn der Behandlung einer Hyperthyreose mit Natriumiodid (131I) sollte der Patient medikamentös euthyreot eingestellt werden.
Die Berechnung der erforderlichen Aktivität kann nach folgender Formel erfolgen:
Herddosis(Gy) x Herdvolumen (ml)
A (MBq) = - x K
max. Aufnahme Iod-131 (%) x HWZeff(Tage)
Legende:
Herddosis = angestrebte Herddosis in der gesamten
Schilddrüse oder in einem Adenom
Herdvolumen
max. Aufnahme von Iod-131
Volumen der gesamten Schilddrüse
(M. Basedow, multifokale oder disseminierte
Autonomie)
maximale Iod-131-Aufnahme in Schilddrüse oder Knoten in % der verabreichten Aktivität, bestimmt durch eine Testdosis
HWZeff = effektive thyreoidale Halbwertszeit des Iod-131
K = 24,67
Andere dosimetrische Verfahren unter Einschluss des 99mTc-Pertechnetat-Uptake-Tests in der Schilddrüse können herangezogen werden, um die geeignete Herddosis (Gy) zu bestimmen.
Protokolle für Standarddosen können ebenfalls verwendet werden.
Entfernung des Schilddrüsenrestgewebes und Therapie von Metastasen
Die zu verabreichende Aktivitätsmenge nach totaler oder subtotaler Thyreoidektomie zur Entfernung des Schilddrüsenrestgewebes liegt im Bereich von 1850 - 3700 MBq. Die Aktivitätsmenge hängt von der Größe des Restgewebes und der Radioiod-Aufnahme ab. Die anschließende Behandlung der Metastasen erfordert im Allgemeinen die Gabe von Aktivitätsmengen zwischen 3700 - 11100 MBq.
Kinder und Jugendliche
Die zu verabreichenden Aktivitätsmengen bei Kindern und Jugendlichen sollen nach Bestimmung einer individuellen Dosimetrie festgelegt werden. (siehe Abschnitt 4.4)
Art der Anwendung Zum Einnehmen
Die Kapsel sollte nüchtern zusammen mit viel Flüssigkeit eingenommen und unzerkaut geschluckt werden.
Bei der Verabreichung der Kapsel an Kinder, insbesondere bei jüngeren Kindern, ist vorher in geeigneter Weise sicherzustellen, dass die Kapsel unzerkaut geschluckt werden kann. Es empfiehlt sich die Gabe mit etwas Brei.
Hinweise zum Arzneimittel vor der Anwendung, siehe Abschnitt 12.
4.3 Gegenanzeigen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile aufgelistet in Abschnitt 6.1.
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Patienten mit Schluckstörungen, Ösophagusstrikturen, Ösophagusstenose, Ösophagusdivertikel, aktiver Gastritis, Magenerosionen und peptischem Ulcus
- Patienten mit Verdacht auf gastrointestinale Motilitätsstörungen
- Thyroid Scanning außer bei einem follow-up der malignen Erkrankung, wenn 123I oder 99mTc nicht verfügbar sind.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Mögliche Hypersensivitäts- oder anaphylaktische Reaktionen
Wenn Hypersensivitäts- oder anaphylaktische Reaktionen auftreten, muss umgehend die Gabe des Arzneimittels unterbrochen werden und, wenn erforderlich, eine intravenöse Behandlung eingeleitet werden. Um im Notfall schnelle Hilfsmaßnahmen ergreifen zu können, ist es notwendig, dass auf Medizinprodukte und Hilfsmittel wie Endotracheal-Schlauch oder Beatmungsgerät sofort zugegriffen werden kann.
Die therapeutische Anwendung von Iod-131-Kapseln bei Patienten mit signifikant eingeschränkter Nierenfunktion erfordert spezielle Aufmerksamkeit. Hier ist eine Anpassung der Aktivitätsmenge erforderlich.
Kinder und Jugendliche
Bei Kindern und Jugendlichen sollte eine Therapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen mit Natriumiodid (131I) nur in begründeten Ausnahmefällen durchgeführt werden, insbesondere bei Rezidiv nach thyreostatischer Behandlung oder beim Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen von Thyreostatika. Obwohl ein vermehrtes Auftreten von Krebs, Leukämien oder Mutationen beim Menschen nach Iod-131-Therapie gutartiger Schilddrüsenerkrankungen trotz vielfacher Anwendung des Arzneimittels nicht erwiesen ist, müssen bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen die größere Empfindlichkeit kindlicher Gewebe und die längere Lebenserwartung dieser Patienten berücksichtigt und die Risiken der Radioiodtherapie gegen die Risiken anderer in Frage kommender Therapien abgewogen werden. Siehe Abschnitte 4.2 und 11.
Patientenvorbereitung
Um die Strahlenexposition der Blase möglichst gering zu halten, muss der Patient nach Verabreichen des Arzneimittels aufgefordert werden, viel zu trinken und häufig die Blase zu entleeren, insbesondere nach hohen Dosen, z.B. bei der Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms. Patienten mit Miktionsstörungen sollten nach Gabe hoher therapeutischer Aktivitäten katheterisiert werden.
Die Kapseln sollten als Ganzes mit einer ausreichenden Menge Flüssigkeit geschluckt werden, um eine freie Passage in den Magen und oberen Dünndarmabschnitt zu gewährleisten. Die gleichzeitige Gabe von H2-Antagonisten oder Protonenpumpenhemmern wird angeraten, um die gastrointestinalen Reaktionen zu vermindern.
Im Falle von Erbrechen muss das Risiko der Kontamination berücksichtigt werden.
Spezielle Warnhinweise
Die Strahlenexposition der Speicheldrüse soll durch die Stimulation der Speichelsekretion mit sauren Substanzen vermindert werden. Weitere zusätzliche pharmakologische Vorsichtsmaßnahmen können angewendet werden.
Eine Iod-arme Kost vor der Therapie führt zu einer erhöhten Aufnahme in das funktionierende Schilddrüsengewebe.
Die Gabe von Schilddrüsenhormon sollte bei Schilddrüsenkarzinomen vor der Strahlenbehandlung gestoppt werden, um eine ausreichende Aufnahme sicher zu stellen. Ein Zeitraum von 14 Tagen wird bei Triiodthyronin empfohlen und 4 bis 5 Wochen für Thyroxin. Die Wiederaufnahme der Verabreichung sollte 2 Tage nach der Behandlung erfolgen. Ebenso sollte die Gabe von Carbimazol und Propylthiouracil 5 Tage vor der Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion gestoppt und einige Tage später wieder aufgenommen werden.
Die radioaktive Therapie von Morbus Basedow sollte unter gleichzeitiger Behandlung mit Kortikosteroiden erfolgen, wenn eine endokrine Orbitopathie vorliegt.
Patienten, die eine Strahlentherapie der Schilddrüse erhalten, sollten in angemessenen Zeitabständen wieder untersucht werden.
Bei Patienten, bei denen eine Überempfindlichkeit gegen Gelatine bzw. deren Abbauprodukte bekannt ist, sollte für die Radioiodtherapie die Verwendung von Natriumiodid (131I)-Lösung vorgezogen werden.
Dieses Arzneimittel enthält 129,68 mg Natrium pro Dosis. Dies ist zu berücksichtigen bei Personen unter Natrium kontrollierter (natriumarmer/-kochsalzarmer) Diät.
Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf Umweltrisiken siehe Abschnitt 6.6.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Von vielen pharmakologisch wirksamen Substanzen ist bekannt, dass sie mit Radioiodid in Wechselwirkung treten. Dabei sind verschiedene Mechanismen wirksam, die die Proteinbindung, die Pharmakokinetik oder die dynamischen Wirkungen von radioaktiv markiertem Iodid beeinflussen. Als Folge daraus sollte berücksichtigt werden, dass die Thyroid Aufnahme reduziert sein kann. Es ist daher nötig, die vom Patienten eingenommenen Arzneimittel vollständig zu erfassen und festzustellen, ob bestimmte Arzneimittel vor der Verabreichung von Natriumiodid (131I) abgesetzt werden müssen.
Beispielsweise ist die Behandlung mit den folgenden Substanzen zu unterbrechen:
Wirkstoff |
Zeitraum der Unterbrechung vor Gabe von Iod-131 |
Thyreostatika (z.B. Carbimazol, Methimazol, Propylthiouracil), Perchlorat |
1 Woche vor Behandlungsbeginn bis einige Tage danach |
Salicylate, Steroide, Nitroprussidnatrium, Natriumsulfobromphthalein, Antikoagulantien, Antihistaminika, antiparasitäre Arzneimittel, Penicilline, Sulfonamide, Tolbutamid, Thiopental |
1 Woche |
Wirkstoff |
Zeitraum der Unterbrechung vor Gabe von Iod-131 |
Phenylbutazon |
1 - 2 Wochen |
Iodhaltige Expektorantien und Vitaminpräparate |
ca. 2 Wochen |
Schilddrüsenhormonpräparate |
14 Tage Triiodthyronin 4-5 Wochen Thyroxin |
Amiodaron*, Benzodiazepine, Lithium |
ca. 4 Wochen |
Iodhaltige Zubereitungen zur topischen Anwendung |
1 - 9 Monate |
Iodhaltige Kontrastmittel |
bis zu einem Jahr |
* Bei Amiodaron kann aufgrund der langen Halbwertszeit die Aufnahme von Iodid ins Schilddrüsengewebe bis zu mehreren Monaten vermindert sein.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Frauen im gebärfähigen Alter
Falls es erforderlich ist, einer Frau im gebärfähigen Alter ein radioaktives Arzneimittel zu verabreichen, ist immer festzustellen, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Grundsätzlich muss von einer Schwangerschaft ausgegangen werden, wenn die Menstruation ausgeblieben ist. Alternative Behandlungsmethoden, bei denen keine ionisierenden Strahlen angewendet werden, sollten in Betracht gezogen werden.
Frauen, die eine Radioiodtherapie erhalten, sollen angehalten werden, in den 6 - 12 auf die Behandlung folgenden Monaten nicht schwanger zu werden.
Empfängnisverhütung bei Männern und Frauen
Frauen wird nach Radioiodtherapie eine Kontrazeption für 6 - 12 Monate. Als Vorsichtsmaßnahme wird Männern empfohlen 6 Monate nach der Therapie kein Kind zu zeugen, um den Austausch von radioaktiven durch nicht-radioaktive Spermien zu ermöglichen.
Schwangerschaft
Die Gabe von Natriumiodid (131I) ist während vermuteter oder nachgewiesener Schwangerschaft oder wenn eine Schwangerschaft nicht ausgeschlossen werden kann, kontraindiziert, da Natriumiodid (131I) placentagängig ist und schwere eventuell auch irreversible Schilddrüsenüberfunktionen beim Neugeborenen verursachen kann. (Die absorbierte Dosis im Uterus liegt für dieses radioaktive Arzneimittel im Bereich von 11 - 511 mGy, und die fetale Schilddrüse nimmt in hohem Maße Iod während des 2. und 3. Trimesters auf.) (siehe Abschnitt 4.3).
Stillzeit
Bevor ein radioaktives Arzneimittel an eine stillende Mutter verabreicht wird, ist zu prüfen, ob die Untersuchung nicht auf einen Zeitpunkt nach dem Abstillen verschoben werden kann oder ob die Wahl eines radioaktiven Arzneimittels im Hinblick auf die Aktivitätsausscheidung in die Muttermilch wirklich die beste Untersuchungsmethode darstellt. Wird die Verabreichung als nötig erachtet, sollte das Stillen nach der Verabreichung von Natriumiodid (131I) unterbrochen werden.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
MONIYOT-131 zur Therapie hat keinen oder vernachlässigbaren Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Die Häufigkeiten der aufgeführten Nebenwirkungen wurden aus der medizinischen Literatur abgeleitet. Das Sicherheitsprofil von Natrium Iodid I-131 hat eine große Breite, abhängig von der verabreichten Dosis. Die verabreichten Dosen sind abhängig von der Therapieform (zum Beispiel Behandlung von gutartigen oder bösartigen Tumoren). Darüber hinaus hängt das Sicherheitsprofil von der kumulativen Dosis und von Dosierungsintervallen ab. Daher werden die aufgeführten Nebenwirkungen in ihr Vorkommen bei der Behandlung von gutartigen und bösartigen Krankheiten unterteilt.
Häufig auftretende Nebenwirkungen sind: Schilddrüsenunterfunktion, vorübergehende Schilddrüsenüberfunktion, Störungen der Speicheldrüse und Tränendrüse, und lokale radioaktive Effekte. Bei der Krebsbehandlung kommt es zusätzlich zu gastrointestinalen Nebenwirkungen und eine vermehrte Unterdrückung der Knochenmarkfunktion kann hervorgerufen werden.
Die nachfolgende Tabelle beinhaltet gemeldete Nebenwirkungen gegliedert nach Organklassen. Symptome, die sekundär zu einem Gruppen-Syndrom zählen (zum Beispiel Sicca-Syndrom), sind in Klammern hinter dem Syndrom zusammen gefasst.
Folgende Häufigkeiten wurden bei der Berechnung der Nebenwirkungen zu Grunde gelegt:
Sehr häufig: Häufig: Gelegentlich: Selten:
Sehr selten:
>1/10
>1/100 bis <1/10 >1/1.000 bis <1/100 >1/10.0000 bis <1/1.000 <1/10.000
Unbekannt: unbekannte Häufigkeit (kann aufgrund der vorliegenden Daten nicht ermittelt
werden)
Nebenwirkungen nach der Behandlung von gutartigen Erkrankungen
Organklasse |
Symptome |
Häufigkeit |
Erkrankungen des Immunsystems |
Anaphylaktische Reaktionen |
unbekannt |
Endokrine Erkrankungen |
Andauernde Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenunterfunktion |
Sehr häufig |
Vorübergehende Schilddrüsenüberfunktion |
Häufig | |
Thyreotoxische Krise, Schilddrüsenentzündung, Unterfunktion der Nebenschilddrüse (Blutkalzium verringert, Tetanie) |
Unbekannt | |
Augenerkrankungen |
Endokrine Orbitopathie (bei Morbus Basedow) |
Häufig |
Sicca Syndrom |
Unbekannt | |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums |
Lähmung der Stimmbänder |
Sehr selten |
Erkrankungen des Haut und des Unterhautzellgewebes |
Iod-Akne (Akne ähnliche Rötung) |
Unbekannt |
Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes |
Sialadenitis |
Häufig |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am V erabreichungsort |
Lokale Schwellungen |
Unbekannt |
Nebenwirkungen nach der Behandlung bösartiger Erkrankungen
Organklasse |
Symptome |
Häufigkeit |
Gutartige, bösartige und unspezifische Neoplasmen (inklusive Zysten und Polypen) |
Leukämie |
Häufig |
Solide Tumore (z.B. Blutkrebs, Kolonkarzinom, Magenkarzinom) |
Unbekannt | |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
Aplastische Anämie, Erythropenie, Erkrankungen des Knochenmarks |
Sehr häufig |
Leukopenie, Thrombozytopenie |
Häufig | |
Andauernde oder vorübergehende Unterdrückung des Knochenmarks |
Unbekannt | |
Erkrankungen des Immunsystems |
Anaphylaktische Reaktionen |
Unbekannt |
Endokrine Erkrankungen |
Thyreotoxische Krise, vorübergehende Schilddrüsenüberfunktion |
Selten |
Schilddrüsenentzündung (vorübergehende Leukozytose), Unterfunktion der Nebenschilddrüse (Blutkalzium verringert, Tetanie), Schilddrüsenunterfunktion |
Unbekannt | |
Erkrankungen des Nervensystems |
Parosmie |
Sehr häufig |
Hirnödem |
Unbekannt | |
Augenerkrankungen |
Sicca Syndrom (Konjunktivitis, trockene Augen, Trockenheit der Nase) |
Sehr Häufig |
Obstruktion der nasokrimalen Gänge(erhöhte T ränensekretion) |
Häufig | |
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums |
Dyspnoe |
Häufig |
Halskonstriktion*, pulmonare Fibrose, Atemnot, Erkrankung der obstruktiven Atemwege, Pneumonitis, Tracheitis, Erkrankung der Stimmbänder(Lähmung der Stimmbänder, Dysphonie, Heisserkeit ), oropharyngeale Schmerzen, Stridor |
Unbekannt | |
Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes |
Sialoadenitis (trockener Mund, Schmerzen der Speicheldrüse, Vergrößerung der Speicheldrüse, Karies, Zahnausfall), Strahlenkrankheit, Übelkeit, |
Sehr häufig |
Organklasse |
Symptome |
Häufigkeit |
Ageusie, Anosmie, Dysgeusie, verminderter Appetit | ||
Erbrechen |
Häufig | |
Gastritis, Dysphagie |
Unbekannt | |
Leber- und Harnerkrankungen |
Durch Bestrahlung verursachte Zystitis |
Unbekannt |
Erkrankung der Fortpflanzungsorgane und der Brust |
Ovarialinsuffizienz |
Sehr häufig |
Azoospermie, Oligospermie, verminderte Zeugungsfähigkeit, Menstruationsbeschwerden |
Unbekannt | |
Angeborene, familiäre und genetische Erkrankungen |
Angeborene Schilddrüsenunterfunktion |
Unbekannt |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am V erabreichungsort |
Grippeähnliche Erkrankung, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Nackenschmerzen |
Sehr häufig |
Lokale Schwellung |
Häufig |
*besonders bei bestehender Stenose der Trachea Genaue Beschreibung der Nebenwirkungen
Erkrankung der Schilddrüse und Nebenschilddrüse
Eine Dosis abhängige Schilddrüsenunterfunktion kann als letzte Konsequenz aus einer radioaktiven Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion hervorgehen.
Diese kann sich auch erst Wochen oder Jahre nach der Behandlung manifestieren. Dies erfordert eine Messung der Schilddrüsenfunktion in angemessenen Zeitabständen und geeigneter Gabe von Schilddrüsenmedikamenten. Im Allgemeinen kann eine Schilddrüsenunterfunktion bis zu 6-12 Wochen nach der Gabe von Natriumiodid I-131 nicht erkannt werden. Bei der Behandlung von malignen Erkrankungen ist die Schilddrüsenunterfunktion eine häufig beobachtete Nebenwirkung, die jedoch erst durch vorangegangene Thyroidektomie nachgewiesen werden konnte.
Die strahlenbedingte Zerstörung von Schilddrüsenfollikeln durch Natriumiodid (131I) kann nach 2-10 Tagen zur Exazerbation einer bestehenden Hyperthyreose, bis hin zur thyreotoxischen Krise führen.Gelegentlich kann sich nach initialer Normalisierung eine Immunhyperthyreose entwickeln (Latenzzeit 2-10 Monate). Bei der Behandlung mit hohen radioaktiven Dosen, kann es sein, dass der Patient 1-3 Tage nach der Behandlung vorübergehende inflammatorische Entzündungen der Schilddrüse oder der Trachea feststellt, möglicherweise verbunden mit einer Tracheakonstriktion, vor allem wenn eine Stenose der Trachea existiert.
Selten wurde eine vorübergehende Hyperthyreose auch nach Behandlung funktioneller Schilddrüsenkarzinome beschrieben.
Nach der Behandlung mit radioaktiven Strahlen konnten Fälle von vorübergehender Unterfunktion der Nebenschilddrüse beobachtet werden; diese müssen regelmäßig überwacht und mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden.
Augenerkrankungen
Eine endokrine Ophtalmopathie kann fortschreiten oder eine neue Opthalmopathie kann entstehen, wenn eine radioaktive Therapie der Schilddrüsenüberfunktion oder des Morbus Basedow erfolgt ist.
Lokale Auswirkungen der radioaktiven Behandlung
Dysfunktion und Paralyse der Stimmbänder wurden nach der Gabe von Natriumiodid I-131 berichtet. Jedoch konnte in manchen Fällen nicht festgestellt werden, ob die Dysfunktion durch die radioaktive Behandlung oder die Operation hervorgerufen wurde.
Die Aufnahme großer radioaktiver Mengen kann mit lokalen Schmerzen, Unbehagen oder Ödemen einhergehen. So kann zum Beispiel im Fall der radioaktiven Behandlung von Resten der Schilddrüse, ein diffuser starker Schmerz im Gewebe des Kopf-Halsbereiches auftreten.
Durch die Strahlenbehandlung induzierte Pneumonie oder pulmonare Fibrose konnte bei Patienten mit verbreiteten pulmonaren Metastasen von differenziertem Schilddrüsenkarzinom, durch die Zerstörung von metastatischem Gewebe, beobachtet werden.
Dies tritt vor allem nach der Behandlung mit hohen radioaktiven Dosen auf.
Bei der Behandlung von metastasierten Schilddrüsenkarzinomen mit CNS Beteiligung, muss mit der Möglichkeit von lokalen, cerebralen Ödemen und/oder einem erhöhten Vorkommen cerebraler Ödeme gerechnet werden.
Erkrankungen des Magen-Darmtraktes
Hohe Radioaktivitätsspiegel können zu Magen-Darm-Störungen führen, gewöhnlich innerhalb der ersten Stunden oder Tage nach der Anwendung.
Erkrankungen der Speicheldrüse und der Tränendrüse
Eine Entzündung der Speicheldrüsen (Sialadenitis) mit Schwellung und Schmerzen in den Speicheldrüsen kann auftreten, verbunden mit teilweisem Geschmacksverlust und Mundtrockenheit. Die Sialadentis bildet sich gewöhnlich spontan oder unter entzündungshemmender Behandlung zurück. Gelegentlich wurden jedoch auch dosisabhängig Fälle von persistierendem Geschmacksverlust und Mundtrockenheit berichtet. Das Fehlen von Speichel kann zu Infektionen zum Beispiel Karies gefolgt von Zahnverlust, führen. Vorbeugende Maßnahmen zur Erkrankung der Speicheldrüse siehe Abschnitt 4.4.
Funktionsstörungen der Speicheldrüse oder Tränendrüse, gefolgt von einem Sicca-Syndrom, können mit einer Verzögerung von mehreren Monaten bis hin zu 2 Jahren auftreten. Obwohl das Sicca-Syndrom in den meisten Fällen reversibel ist, kann bei manchen Patienten dieses Symptom über Jahre hinweg persistieren.
Knochenmarkdepression
Als Spätfolge einer Radioiodtherapie kann es zur Entwicklung einer reversiblen Knochenmarksdepression mit isolierter Thrombozytopenie oder Erythrozytopenie kommen, die tödlich verlaufen kann. Eine Knochenmarkdepression ist am ehesten dann zu erwarten, wenn die applizierte Einzeldosis über 5000 MBq beträgt oder bei wiederholter Anwendung in Abständen unter 6 Monaten.
Sekundäre Malignität.
Nach dem Einsatz hoher radioaktiver Dosen, die typischerweise bei der Behandlung von thyroidalen malignen Erkrankungen eingesetzt werden, konnte eine erhöhte Inzidenz von Leukämiefällen beobachtet werden. Ebenso gibt es einen Nachweis für das vermehrte Vorkommen von sekundären soliden Tumoren bei hohen radioaktiven Dosen (mehr als 7,4 GBq).
Beeinträchtigung der Fertilität
Nach einer radioiod Therapie eines Schilddrüsenkarzinoms, kann eine dosisabhängige Beeinträchtigung der Fertilität sowohl bei Frauen als auch bei Männern auftreten. Abhängig von der aktiven Dosis kann eine reversible Beeinträchtigung der Spermatogenese bei Dosen über 1850MBq nachgewiesen werden; klinisch relevante Effekte einschließlich Oligospermie und Azoospermie und erhöhte Serum FSH Spiegel wurden bei Gaben von mehr als 3700 MBq beschrieben.
Allgemeine Empfehlungen
Die Expostion mit ionisierenden Strahlen ist mit einer erhöhten Krebsrate und einem erhöhten Potential von erblichen Effekten verbunden. Die Strahlenbelastung durch die Therapie kann in einer erhöhten Krebsrate oder einer erhöhten Rate von Mutationen münden. In allen Fällen ist es notwendig sicher zu sein, dass die Risiken, die mit der Strahlenbelastung einhergehen, geringer sind als die Risiken durch die Krankheit. Die abgegebene Strahlendosis (EDE) nach Behandlung mit therapeutischen Dosen von Natriumiodid I-131 ist höher als 20mSv.
Kinder und Jugendliche
Es wird angenommen, dass die Art der Nebenwirkungen bei Kindern der bei Erwachsenen entspricht. Basierend auf einer erhöhten radioaktiven Sensibillität des kindlichen Gewebes (siehe Abschnitt 11) und einer erhöhten Lebenserwartung können die Häufigkeiten und die Schwere der Nebenwirkungen unterschiedlich sein.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de
anzuzeigen.“
4.9 Überdosierung
Da das Arzneimittel über die Nieren ausgeschieden wird, kann bei Überdosierung der Radioaktivität die Strahlenexposition durch forcierte Diurese und häufige Blasenentleerung reduziert werden. Weiterhin wird bei Überdosierung eine Schilddrüsenblockade, sofort nach der vermuteten Überdosierung, z. B. mit Kaliumiodid oder Perchlorat empfohlen, um die Strahlenexposition der Schilddrüse zu verringern. Um die Aufnahme von Iod-131 zu vermindern, können Arzneimittel verabreicht werden, die Erbrechen auslösen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Radiotherapeutika; (131I)Iod-Verbindungen ATC-Code: V10XA01
Wirkungsmechanismus
Die pharmakologisch aktive Substanz ist Iod-131 als Natriumiodid, das in der Schilddrüse angereichert wird. Es zerfällt überwiegend dort während seiner langen Verweilzeit und führt so zu einer selektiven Bestrahlung des Organs.
Pharmakodynamische Wirkung
Bei den in diagnostischen und therapeutischen Verfahren zur Anwendung kommenden geringen Substanzmengen sind keine pharmakodynamischen Wirkungen des Natriumiodids (131I) zu erwarten. Mehr als 90 % der Strahlenwirkung beruhen auf der emittierten ß-Strahlung, die eine mittlere Reichweite im Gewebe von 0,5 mm hat. Die ß-Strahlung vermindert dosisabhängig die Funktion und Zellteilung der Schilddrüsenzellen und führt zum Zelluntergang. Die kurze Reichweite sowie die praktisch fehlende Aufnahme des Natriumiodids (131I) außerhalb der Schilddrüse führen zu einer vernachlässigbaren Strahlenexposition außerhalb der Schilddrüse.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Aufnahme
Nach oraler Verabreichung wird Natriumiodid I-131 schnell vom oberen Gastrointestinaltrakt (90% innerhalb von 60 Minuten) absorbiert. Die Absorption wird durch die Magenentleerung beeinflusst.
Sie ist bei Hyperthyreose erhöht und bei Hypothyreose vermindert.
In Studien zur Löslichkeit von Natriumiodids (131I) Kapseln wurde nachgewiesen, dass die Auflösung innerhalb von 5-12 Minuten erfolgte und dass die Radioaktivität homogen auf der Magenschleimhaut verteilt war.
Studien zur Serumaktivität zeigten, dass nach einem schnellen Anstieg - der über 10-20 Minuten andauerte - nach etwa 40 Minuten der Gleichgewichtszustand erreicht war. Nach oraler Verabreichung einer 131-I-Natriumiodidlösung wurde ebenfalls zur gleichen Zeit ein Gleichgewichtszustand gemessen.
Verteilung und Organaufnahme
Die Pharmakokinetik entspricht der des nicht radioaktiv markierten Iodids. Nach Eintritt in die Blutbahn verteilt sich das Iod im extrathyreoidalen Kompartiment. Von hier aus wird es überwiegend in die Schilddrüse aufgenommen, die ca. 20 % des Iodids in einem Durchfluss extrahiert, oder renal ausgeschieden. Die Aufnahme des Iodids in die Schilddrüse erreicht ihr Maximum nach 24 - 48 Stunden; 50 % der maximalen Konzentration werden nach 5 Stunden erreicht. Die Aufnahme wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst: Alter des Patienten, Volumen der Schilddrüse, Nieren-Clearance, Spiegel des zirkulierenden Iodids und durch andere Arzneimittel (siehe Abschnitt 4.5). Die Iodid-Clearance der Schilddrüse beträgt normalerweise 5- 50 ml/min, steigt jedoch bei Iodmangel auf bis zu 100 ml/min und bei Hyperthyreose auf bis zu 1000 ml/min an und kann unter Iodüberschuss auf 2 - 5 ml/min zurückgehen. Iodid akkumuliert auch in den Nieren.
Geringe Mengen Iod-131 werden von den Speicheldrüsen und der Magenschleimhaut aufgenommen und sind auch in der Muttermilch, der Plazenta und im Plexus choroideus nachweisbar.
Das in die Schilddrüse aufgenommene Iodid folgt dem bekannten Metabolismus der Schilddrüsenhormone und wird in der Schilddrüse in organische Verbindungen eingebaut, aus denen die Schilddrüsenhormone synthetisiert werden.
Eliminierung
Die Harnausscheidung beträgt 37-75%, die Ausscheidung über den Faeces liegt bei 10% und eine vernachlässigbare Menge wird über den Schweiß ausgeschieden.
Die Harnausscheidung ist charakterisiert durch die Nierenclearance, welche ca.
3 % der Iodid-Passage durch die Nieren verkörpert und relativ konstant von Patient zu Patient ist. Sie ist bei Hypothyreose und Funktionsstörungen der Nieren niedriger und bei Hyperthyreose erhöht. Die mittlere Harnausscheidung bei gesunden Probanden (untersucht wurde der 24-Stunden-Urin) betrug 2,8 mg/kg bei Männern und 2,7 mg/kg bei Frauen.
Bei euthyreoten Patienten mit normaler Nierenfunktion werden 50-75% der verabreichten Aktivität innerhalb 48 Stunden mit dem Urin ausgeschieden.
Halbwertszeit
Die effektive Halbwertszeit von Radioiod im Plasma beträgt ungefähr 12 Stunden, während die effektive Halbwertszeit von in der Schilddrüse gespeichertem Iod etwa 6 Tage beträgt. Nach Gabe von Natriumiodid (131I) weisen daher etwa 40 % der Aktivität eine effektive Halbwertszeit von 0,4 Tagen und die übrigen 60 % eine effektive Halbwertszeit von 8 Tagen auf.
Die Ausscheidung im Harn beträgt 37-75%; die Ausscheidung in den Faeces etwa 10%, die Ausscheidung in den Schweißdrüsen ist vernachlässigbar.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Aufgrund der geringen angewandten Iodmenge im Vergleich zur normalen Iodaufnahme mit der Nahrung (40 - 500 Mikrogramm täglich), ist keine substanzbedingte akute Toxizität zu erwarten oder zu beobachten. Zur Toxizität bei wiederholter Gabe von Natriumiodid oder entsprechende Effekte auf die Reproduktionsfähigkeit von Tieren bzw. mutagene und karzinogene Potenziale sind keine Daten verfügbar.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Kapselinhalt:
Dinatriumhydrogenphosphat
Natriumthiosulfat (Ph.Eur.)
Natriumcarbonat-Decahydrat
Natriumhydrogencarbonat
Salzsäure 1M (zur pH-Wert Einstellung)
Natriumhydroxid-Lösung 1M (zur pH-Wert Einstellung)
Wasser für Injektionszwecke
Kapselhülle:
Gelatine
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
30 Tage, beginnend ab dem auf dem Etikett angegebenen Herstellungsdatum.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren.
Radioaktive Arzneimittel sind entsprechend den nationalen Anforderungen für radioaktive Materialien aufzubewahren.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
1 Kapsel in einem Kunststoffröhrchen mit einem Polypropylen-Unterteil und einem PolyethylenDeckel in einer Blei-Abschirmung.
Jede Blei-Abschirmung enthält 1 Kapsel mit einem Applikator.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Generelle Warnhinweise
Radioaktive Arzneimittel sollten nur von autorisierten Personen in gekennzeichnetem Rahmen erhalten, eingesetzt und verabreicht werden. Der Erhalt, die Lagerung, der Einsatz, die Überführung und die Entsorgung müssen entsprechend den Vorschriften und Vorsichtsmaßnahmen der örtlich zuständigen Organisation durchgeführt werden.
Radioaktive Arzneimittel sollten in einer Art und Weise zubereitet werden, die die radioaktive Sicherheit und die pharmazeutischen Qualitätskriterien sicherstellt.
Die Anwendung von radioaktiven Arzneimitteln stellt einen Risikofaktor für andere Personen aufgrund ausgehender Strahlung oder Kontamination durch Verschütten von Urin, Erbrochenem usw. dar. Vorsichtsmaßnahmen zum Strahlenschutz sind gemäß den nationalen Strahlenschutzverordnungen zu treffen.
Die Verabreichung resultiert bei den meisten Patienten wahrscheinlich in eine relativ hohe Strahlendosis (siehe Abschnitte 4.8 und 11). Die Gabe von hohen radioaktiven Dosen kann zu einer Gefahr für die Umwelt führen. Das kann im betreffenden Fall für die unmittelbare Familie einer behandelten Person oder die Allgemeinheit, abhängig von der verabreichten Dosis, von Belang sein. Geeignete Vorsichtsmaßnahmen sollten bezüglich der ausgeschiedenen Radioaktivität durch die Patienten ergriffen werden, um Kontaminationen zu vermeiden.
Beim Öffnen der Container muss dem Personal klar sein, dass freie Radioaktivität auf den Monitoren gemessen werden kann. Diese Aktivität ist auf Xe-131m zurück zu führen, dass zu 1,17% durch den Zerfall von I-131 entsteht. Obwohl die Radioaktivität auf den Monitoren messbar ist, stellt sie keine Gefahr für das Personal dar. Die effektive Dosis bei Inhalation von Xe-131m beträgt 0,1% der Dosis, einer 1m abgeschirmten Kapsel.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Monrol Europe S.R.L.
Pantelimon,
Str. Gradinarilor, nr.1 Ilfov
Rumänien
8. ZULASSUNGSNUMMER
77454.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
[05. 12. 2011]
10. STAND DER INFORMATIONEN
02.2014
11. DOSIMETRIE
Die angegebenen Daten zur Strahlenexposition stammen aus der ICRP-Veröffentlichung Nr. 53 (1987). Das für die Berechnung der Strahlenbelastung zugrunde gelegte ICRP-Modell bezieht sich auf die intravenöse Gabe. Da die Resorption von Radioiod schnell und vollständig verläuft, ist dieses Modell auch für die orale Anwendung gültig. Es muss allerdings in Betracht gezogen werden, dass bei oraler Gabe eine weitere Strahlenbelastung der Magenwand zusätzlich zur Strahlendosis aufgrund des Magensaft- und Speichelflusses auftritt. Ausgehend von einer mittleren Verweildauer des Arzneimittels im Magen von 0,5 Stunden erhöht sich die von der Magenwand absorbierte Dosis um etwa 30 % im Vergleich zur intravenösen Gabe.
Die Strahlenexposition spezifischer Organe, die nicht Zielorgan der Therapie sind, kann signifikant durch pathophysiologische Veränderungen infolge der Erkrankung beeinflusst werden. Als Teil der Risiko-Nutzen-Bewertung sollte vor der Applikation des Arzneimittels die effektive Dosis und die von den einzelnen Zielorganen wahrscheinlich absorbierten Dosen berechnet werden. Die Aktivitätsdosis kann dann unter Berücksichtigung des Schilddrüsengewichtes, der biologischen Halbwertszeit des Iodids und des “Recycling-Faktors”,der den physiologischen Status des Patienten (einschließlich Iodverarmung) und die zugrunde liegende Pathologie berücksichtigt, angepasst werden.
Die Strahlenbelastung beeinträchtigt hauptsächlich die Schilddrüse. Die Bestrahlung anderer Organe liegt im Allgemeinen in der Größenordnung von Tausendsteln der Belastung der Schilddrüse. Sie hängt auch von der Versorgung mit stabilem Iod über die Nahrung ab (die Aufnahme von radioaktivem Iod ist in Iodmangelgebieten bis zu 90 % gesteigert und fällt in iodreichen Gebieten auf bis zu 5 %). Sie hängt weiterhin von der Schilddrüsenfunktion ab (Eu-, Hyper- oder Hypothyreose) und davon, ob es iodspeicherndes Gewebe im Körper gibt (z.B. der Zustand nach Schilddrüsenentfernung, Vorhandensein iodspeichernder Metastasen) oder ob die Schilddrüse blockiert wurde. Die Strahlenbelastung aller anderen Organe ist entsprechend höher oder niedriger, abhängig vom Grad der Schilddrüseniodspeicherung.
IODID
Schilddrüse blockiert, Iodaufnahme 0%
131I 8,0 Tage
Absorbierte Dosis pro verabreichter Aktivität (mGy/MBq)
Organ |
Erwachsener |
15 Jahre |
10 Jahre |
5 Jahre |
1 Jahr |
Nebennieren |
0,037 |
0,042 |
0,067 |
0,110 |
0,200 |
*Blasenwand |
0,610 |
0,750 |
1,100 |
1,800 |
3,400 |
Knochenoberfläche |
0,032 |
0,038 |
0,061 |
0,097 |
0,190 |
Brust |
0,033 |
0,033 |
0,052 |
0,085 |
0,170 |
Gastrointe stinal-T rakt | |||||
Magenwand |
0,034 |
0,040 |
0,064 |
0,100 |
0,190 |
*Dünndarm |
0,038 |
0,047 |
0,075 |
0,120 |
0,220 |
*Oberer Dickdarm |
0,037 |
0,045 |
0,070 |
0,120 |
0,210 |
*Unterer Dickdarm |
0,043 |
0,052 |
0,082 |
0,130 |
0,230 |
*Nieren |
0,065 |
0,080 |
0,120 |
0,170 |
0,310 |
Leber |
0,033 |
0,040 |
0,065 |
0,100 |
0,200 |
Lungen |
0,031 |
0,038 |
0,060 |
0,096 |
0,190 |
Ovarien |
0,042 |
0,054 |
0,084 |
0,130 |
0,240 |
Pankreas |
0,035 |
0,043 |
0,069 |
0,110 |
0,210 |
Rotes Knochenmark |
0,035 |
0,042 |
0,065 |
0,100 |
0,190 |
Milz |
0,034 |
0,040 |
0,065 |
0,100 |
0,200 |
Testes |
0,037 |
0,045 |
0,075 |
0,120 |
0,230 |
Schilddrüse |
0,029 |
0,038 |
0,063 |
0,100 |
0,200 |
Uterus |
0,054 |
0,067 |
0,110 |
0,170 |
0,300 |
Sonstige Gewebe |
0,032 |
0,039 |
0,062 |
0,100 |
0,190 |
Äquivalent der effektiven Dosis (mSv/MBq) |
0,072 |
0,088 |
0,140 |
0,210 |
0,400 |
Die Blasenwand erhält 50,8% der effektiven Dosis
Unvollständige Blockade
Effektive Dosis pro verabreichter Aktivität (mSv(MBq) bei geringer Iodaufnahme in der Schilddrüse
Aufnahme 0,5% |
0,300 |
0,450 |
0,690 |
1,500 |
2,800 |
Aufnahme 1% |
0,520 |
0,810 |
1,200 |
2,700 |
5,300 |
Aufnahme 2% |
0,970 |
1,500 |
2,400 |
5,300 |
10,000 |
Schilddrüse blockiert, Iodaufnahme 15%
Organ |
Erwachsener |
15 Jahre |
10 Jahre |
5 Jahre |
1 Jahr |
Nebennieren |
0,036 |
0,043 |
0,071 |
0,110 |
0,220 |
*Blasenwand |
0,520 |
0,640 |
0,980 |
1,500 |
2,900 |
Knochenoberflächen |
0,047 |
0,067 |
0,094 |
0,140 |
0,240 |
Brust |
0,043 |
0,043 |
0,081 |
0,130 |
0,250 |
Gastrointe stinal-T rakt | |||||
Magenwand |
0,460 |
0,580 |
0,840 |
1,500 |
2,900 |
*Dünndarm |
0,280 |
0,350 |
0,620 |
1,000 |
2,000 |
*Oberer Dickdarm |
0,059 |
0,065 |
0,100 |
0,160 |
0,280 |
*Unterer Dickdarm |
0,042 |
0,053 |
0,082 |
0,130 |
0,230 |
*Nieren |
0,060 |
0,075 |
0,110 |
0,170 |
0,290 |
Leber |
0,032 |
0,041 |
0,068 |
0,110 |
0,220 |
Lungen |
0,053 |
0,071 |
0,120 |
0,190 |
0,330 |
Ovarien |
0,043 |
0,059 |
0,092 |
0,140 |
0,260 |
Pankreas |
0,052 |
0,062 |
0,100 |
0,150 |
0,270 |
Rotes Knochenmark |
0,054 |
0,074 |
0,099 |
0,140 |
0,240 |
Milz |
0,042 |
0,051 |
0,081 |
0,120 |
0,230 |
Testes |
0,027 |
0,035 |
0,058 |
0,094 |
0,180 |
Schilddrüse |
210,000 |
340,000 |
510,000 |
1100,000 |
2000,000 |
Uterus |
0,054 |
0,068 |
0,110 |
0,170 |
0,310 |
Sonstige Gewebe |
0,065 |
0,089 |
0,140 |
0,220 |
0,400 |
Äquivalent der effektiven Dosis (mSv/MBq) |
6,600 |
10,000 |
15,000 |
34,000 |
62,000 |
Organ |
Erwachsener |
15 Jahre |
10 Jahre |
5 Jahre |
1 Jahr |
Nebennieren |
0,042 |
0,050 |
0,087 |
0,140 |
0,280 |
*Blasenwand |
0,400 |
0,500 |
0,760 |
1,200 |
2,300 |
Knochenoberflächen |
0,076 |
0,120 |
0,160 |
0,230 |
0,350 |
Brust |
0,067 |
0,066 |
0,130 |
0,220 |
0,400 |
Gastrointe stinal-T rakt | |||||
Magenwand |
0,460 |
0,590 |
0,850 |
1,500 |
3,000 |
*Dünndarm |
0,280 |
0,350 |
0,620 |
1,000 |
2,000 |
*Oberer Dickdarm |
0,058 |
0,065 |
0,100 |
0,170 |
0,300 |
*Unterer Dickdarm |
0,040 |
0,051 |
0,080 |
0,130 |
0,240 |
*Nieren |
0,056 |
0,072 |
0,110 |
0,170 |
0,290 |
Leber |
0,037 |
0,049 |
0,082 |
0,140 |
0,270 |
Lungen |
0,090 |
0,120 |
0,210 |
0,330 |
0,560 |
Ovarien |
0,042 |
0,057 |
0,090 |
0,140 |
0,270 |
Pankreas |
0,054 |
0,069 |
0,110 |
0,180 |
0,320 |
Rotes Knochenmark |
0,086 |
0,120 |
0,160 |
0,220 |
0,350 |
Milz |
0,046 |
0,059 |
0,096 |
0,150 |
0,280 |
Testes |
0,026 |
0,032 |
0,054 |
0,089 |
0,180 |
Schilddrüse |
500,000 |
790,000 |
1200,000 |
2600,000 |
4700,000 |
Uterus |
0,050 |
0,063 |
0,100 |
0,160 |
0,300 |
Sonstige Gewebe |
0,110 |
0,160 |
0,260 |
0,410 |
0,710 |
Äquivalent der effektiven Dosis (mSv/MBq) |
15,000 |
24,000 |
36,000 |
78,000 |
140,000 |
Organ |
Erwachsener |
15 Jahre |
10 Jahre |
5 Jahre |
1 Jahr |
Nebennieren |
0,049 |
0,058 |
0,110 |
0,170 |
0,340 |
*Blasenwand |
0,290 |
0,360 |
0,540 |
0,850 |
1,600 |
Knochenoberflächen |
0,110 |
0,170 |
0,220 |
0,320 |
0,480 |
Brust |
0,091 |
0,089 |
0,190 |
0,310 |
0,560 |
Gastrointe stinal-T rakt | |||||
Magenwand |
0,460 |
0,590 |
0,860 |
1,500 |
3,000 |
*Dünndarm |
0,280 |
0,350 |
0,620 |
1,000 |
2,000 |
*Oberer Dickdarm |
0,058 |
0,067 |
0,110 |
0,180 |
0,320 |
*Unterer Dickdarm |
0,039 |
0,049 |
0,078 |
0,130 |
0,240 |
*Nieren |
0,051 |
0,068 |
0,100 |
0,170 |
0,290 |
Leber |
0,043 |
0,058 |
0,097 |
0,170 |
0,330 |
Lungen |
0,130 |
0,180 |
0,300 |
0,480 |
0,800 |
Ovarien |
0,041 |
0,056 |
0,090 |
0,150 |
0,270 |
Pankreas |
0,058 |
0,076 |
0,130 |
0,210 |
0,380 |
Rotes Knochenmark |
0,120 |
0,180 |
0,220 |
0,290 |
0,460 |
Milz |
0,051 |
0,068 |
0,110 |
0,170 |
0,330 |
Testes |
0,026 |
0,031 |
0,052 |
0,087 |
0,170 |
Schilddrüse |
790,000 |
1200,000 |
1900,000 |
4100,000 |
7400,000 |
Uterus |
0,046 |
0,060 |
0,099 |
0,160 |
0,300 |
Sonstige Gewebe |
0,160 |
0,240 |
0,370 |
0,590 |
1,000 |
Äquivalent der effektiven Dosis (mSv/MBq) |
24,000 |
37,000 |
56,000 |
120,000 |
220,000 |
12. ANWEISUNG ZUR ZUBEREITUNG VON RADIOAKTIVEN ARZNEIMITTELN
Die Kapseln sind gebrauchsfertig zur Anwendung mit dem mitgelieferten, pipettenartigen Applikator.
Anleitung zum Öffnen der Packung und zur Verabreichung an den Patienten
Bitte lesen Sie das Sicherheitsetikett auf dem Umkarton. Es sollte nicht zerrissen sein.
Um den Umkarton zu öffnen, ziehen Sie das Sicherheitsetikett ab, nehmen Sie das Arzneimittel aus dem Karton und bringen Sie es zum Labor für radioaktive Arzneimittel.
Überprüfen Sie die Angaben auf dem Etikett: Stellen Sie sicher, dass das Kalibrierungsdatum und die Aktivität der Kapsel mit der Bestellung übereinstimmen.
Ziehen Sie die Laschen auf dem Deckel der Bleiabschirmung.
Öffnen Sie den Deckel indem Sie die Laschen in die Richtung bewegen, die mit Pfeilen angezeigt wird, und ziehen Sie sie vorsichtig hoch.
Die Kapseln sind in einem Plastikröhrchen innerhalb des Abschirmungsgefäßes.
Platzieren Sie die Trinkapparatur auf dem Plastikröhrchen und befestigen Sie sie, indem Sie sie im Uhrzeigersinn bis zum Anschlag drehen. Ziehen Sie sie leicht hoch, um das Röhrchen mit den Kapseln aus dem Abschirmungsgefäß zu heben.
Öffnen Sie den weißen Plastikdeckel der Trinkapparatur bevor Sie diese dem Patienten geben. Der Patient sollte aufgefordert werden die Kapsel mit einem Glas Wasser einzunehmen.
Nachdem MONIYOT-131 zur Therapie eingenommen wurde, halten Sie die Laschen des Deckels,
setzen ihn auf, drehen ihn zum Verschließen wie mit Pfeilen angegeben gegen den Uhrzeigersinn und verschließen das Abschirmungsgefäß._