Myambutol 400 Mg
Fachinformation Seite 15/4
Myambutol®400 mg
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Myambutol® 400 mg,
Injektionslösung
Wirkstoff: Ethambutoldihydrochlorid
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff
1 Ampulle mit 4 ml Injektionslösung enthält 400 mg Ethambutoldihydrochlorid.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
-
Zur Behandlung aller Formen und Stadien der pulmonalen und extrapulmonalen Tuberkulose mit Erregerempfindlichkeit gegen Ethambutol, immer in Kombination mit weiteren antimykobakteriell wirksamen Chemotherapeutika.
-
Zur empirischen Therapie in der Initialphase der Standardtherapie der Tuberkulose bei zunächst unklaren Resistenzsituationen bzw. in Wiederbehandlungsfällen.
-
Einsatz in modifizierten Therapieregimen der Tuberkulose bei nachgewiesener Resistenz gegen einen oder mehrere Standardkombinationspartner.
-
Zur Behandlung atypischer (oder opportunistischer) Mykobakteriosen durch Mycobacterium avium–Komplex bei nachgewiesener Empfindlichkeit der Erreger, immer in Mehrfachkombinationstherapie mit weiteren antimykobakteriell wirksamen Chemotherapeutika.
Die intravenöse Anwendung von Myambutol® soll besonderen Fällen der Tuberkulosetherapie vorbehalten sein – wenn die orale Einnahme aus verschiedenen Gründen gestört ist und nicht gewährleistet werden kann.
Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind bei der Anwendung von Myambutol® zu berücksichtigen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Myambutol® wird in Abhängigkeit von Lebensalter bzw. Körpergewicht dosiert.
Die Dosierung bei Kindern entspricht der körpergewichtsbezogenen Dosierung bei Erwachsenen.
Die übliche Dosierung bei Erwachsenen für die orale Gabe beträgt (15)-20-25 mg/kg KG. Da bei der parenteralen Verabreichung höhere Spitzenwerte der Ethambutol-Serumkonzentration erreicht werden, genügt hier die Dosierung von 20 mg/ kg täglich.
Diese Applikationsart wird man nur initial oder bei Verhinderung der oralen Verabreichungsweise anwenden. Für die intermittierende Gabe wird die intravenöse Applikation nicht empfohlen, da durch die höheren Dosen toxische Spitzenspiegel erreicht werden können.
Erwachsene
Tägliche Therapie:
20 mg/kg Körpergewicht.
Minimale Tagesdosis: 800 mg.
Maximale Tagesdosis: 2000 mg.
Kinder ab 6 Jahre (Kontrolle des Sehvermögens vorausgesetzt)
Tägliche Therapie:
850 mg/m2 Körperoberfläche oder 20 mg/kg KG
Maximale Tagesdosis: 1600 mg.
Tagesdosis 20 mg/kg, i.v.
Körpergewicht [kg] |
Ampullenanzahl Myambutol® 400 mg |
20 |
1 |
30 |
1,5 |
40 |
2 |
50 |
2,5 |
60 |
3 |
70 |
3,5 |
80 |
4 |
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:
Dosisanpassung erforderlich.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Grad I) muss die Dosierung angepasst werden. Im Folgenden sind die täglichen Maximaldosen in Abhängigkeit von den Serum-Kreatinin-Werten und Kreatinin-Clearance angegeben.
Serum-Kreatinin-Werte: |
Dosierung von Ethambutoldihydrochlorid: |
bis 1,3 mg% |
Keine Einschränkung der Dosierung |
über 1,3 mg% |
Dosierung reduziert entsprechend der Kreatinin-Clearance |
Kreatinin-Clearance: |
Dosierung von Ethambutoldihydrochlorid: |
über 75 ml/min |
20 mg/kg |
40 – 75 ml/min |
15 mg/kg |
Die Serumspiegel sollten nach 2 - 4 Stunden im Bereich der minimalen Hemmkonzentration von 2 - 6 µg/ml liegen.
Bei höhergradiger Niereninsuffizienz und bei Dialysepatienten ist eher eine intermittierende Gabe (nicht täglich) zu empfehlen, die wegen der Gefahr von gefährlichen Spitzenspiegeln nicht mit einer intravenösen Gabe durchgeführt werden sollte.
Ethambutol ist gut dialysierbar.
Rasche Ausscheidung bei Hämodialyse (t1/2 = 2 h), mäßige Ausscheidung bei Peritonealdialyse (CAPD, t1/2 = 5 h).
Dosierung bei chronischen Lebererkrankungen:
Nur bei schweren Leberstörungen treten erhöhte Ethambutol-Konzentrationen im Serum auf, so dass auch hier Serumspiegelbestimmungen erforderlich sind.
Art der Anwendung
Die intravenöse Therapie soll grundsätzlich auf begrenzte Zeitdauer befristet sein und ist vor allem in der Initialphase der Behandlung angezeigt. Ein Übergang auf die orale Therapie ist anzustreben.
Intravenöse Infusion:
Zur Durchführung der intravenösen Dauertropfinfusion wird die erforderliche Anzahl der Ampullen (entsprechend der angegebenen Tagesdosis) mit 500 ml isotonischer Natriumchloridlösung oder isotonischer Glukoselösung gemischt.
Die Dauer der Infusion soll ca. 2 h betragen (Tropfgeschwindigkeit ca. 80 Tropfen pro min). Nur klare Lösungen dürfen infundiert werden.
Myambutol, Injektionslösung ist kompatibel mit einer Reihe anderer Antituberkulotika wie Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP) usw. wie auch mit Vitaminen des B-Komplexes und Vitamin C.
Ethambutol gehört zu den Standardtherapeutika der Tuberkulose und wird gegen atypische Mykobakteriosen, verursacht durch andere Mykobakterien (s.a. Abschnitt 5.1) eingesetzt, immer im Rahmen einer Kombinationstherapie.
Die Wahl des Therapieregimes der Tuberkulose und der verwendeten Kombinationspartner stützt sich auf die lokale Resistenzsituation, die Ergebnisse der Resistenztestung des konkreten Patientenisolats und die Kooperationsbereitschaft und Zuverlässigkeit des Patienten (compliance).
Standardtherapie der Tuberkulose
Zur täglichen Therapie wird Ethambutol im Rahmen der Standardtherapie der Tuberkulose (Gesamtdauer: 6 Monate, Initialphase: 2 Monate, Stabilisierungsphase: 4 Monate) in der Initialphase zusammen mit Isoniazid, Rifampicin und Pyrazinamid eingesetzt, jedoch nur so lange, wie das Vorliegen einer Resistenz gegen die übrigen Kombinationspartner nicht sicher ausgeschlossen ist.
Therapie atypischer Mykobakteriosen
Zur Therapie der atypischen Mykobakteriosen durch Mycobacterium kansasii, M.xenopi und M. avium–Komplex wird Ethambutol immer im Rahmen einer Mehrfach-Kombinationstherapie nach entsprechender Resistenztestung im Rahmen einer Langzeit-Chemotherapie eingesetzt.
Dauer der Anwendung
Die Dauer der Anwendung gegen Tuberkulose richtet sich grundsätzlich nach dem jeweils verwendeten Therapieregime.
Alle Therapieregime, bei denen Isoniazid und/oder Rifampicin aus Resistenz- oder Verträglichkeitsgründen nicht über den gesamten Therapiezeitraum gegeben werden können, müssen entsprechend dem modifizierten Kombinationsschema in unterschiedlichem Ausmaß verlängert werden.
Bei Vorliegen einer Resistenz gegen einen der verwendeten Kombinationspartner der Standardtherapie (z.B. Isoniazid oder Rifampicin) oder bei Vorliegen einer Multiresistenz (Resistenznachweis mindestens gegen Isoniazid und Rifampicin) wird Ethambutol bei gegebener Sensibilität über den gesamten Zeitraum des verlängerten und modifizierten Therapieregimes eingesetzt.
4.3 Gegenanzeigen
Myambutol® ist kontraindiziert
- bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile,
-
bei vorbestehender Schädigung des N. opticus (s. Warnhinweise),
-
bei Augenschäden, die eine Visuskontrolle behindern,
-
bei Kindern unter 6 Jahren und Patienten, bei denen aus anderen Gründen eine zuverlässige Visuskontrolle noch nicht oder nicht mehr möglich ist.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
-
Einseitige oder beidseitige axiale retrobulbäre Neuritis des N. opticus äußert sich als Rot-Grün-Schwäche, Visusminderung, Zentralskotom, die periaxiale als Einschränkung der Gesichtsfeldaußengrenzen. Regelmäßige augenärztliche Kontrolluntersuchungen (Visuskontrolle) vor Therapiebeginn und in 4-wöchigen Abständen während der Gesamtdauer der Therapie sind erforderlich – bei Niereninsuffizienz häufiger.
-
Bei Nierenfunktionsstörungen ist eine Dosisanpassung in Abhängigkeit von Wirkstoff-Serumspiegelbestimmungen erforderlich.
-
Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Hyperurikämie und Gicht.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Eine Wirkungsabschwächung von Ethambutol durch Spermin, Spermidin, Magnesium wurde beschrieben.
Sonstige Wechselwirkungen
Mit Disulfiram behandelte chronische Alkoholiker weisen unter Therapie mit Ethambutol ein erhöhtes Risiko für Sehschäden auf.
Störung von Laboruntersuchungen
Ethambutol reagiert bei ausreichender Konzentration im Serum mit Phentolamin und gibt falsch positive Testbefunde bei der Diagnostik des Phäochromozytoms.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Myambutol® passiert die Plazenta. Daten über eine begrenzte Anzahl von Schwangeren lassen nicht auf schädigende Wirkungen von Ethambutol in therapeutischer Dosierung auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Fetus/ Neugeborenen schließen. Tierexperimentelle Studien haben für Ethambutol in hoher Dosierung Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe 5.3).
Ethambutol geht in die Muttermilch über. Die Konzentrationen in der Muttermilch entsprechen den maternalen Blutspiegeln.
Die Anwendung von Myambutol® 400 mg in der Schwangerschaft und Stillzeit sollte nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses erfolgen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Ethambutol kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern, dass z.B. die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird.
Bei bereits vorhandenen Ethambutol-bedingten Sehstörungen ist die Sicherheit beim Steuern von Kraftfahrzeugen und beim Bedienen von Maschinen beeinträchtigt.
4.8 Nebenwirkungen
Die Häufigkeitsangaben zu den im Folgenden genannten Nebenwirkungen variieren in der zugrunde liegenden gängigen Literatur erheblich. Aussagefähige Studien mit Angabe von ausreichenden Patientenpopulationen liegen nicht vor.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden üblicherweise folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (> 1/10)
Häufig (> 1/100 % - < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 - < 1/100)
Selten (> 1/10.000 - < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Nervensystem
Häufig bis sehr häufig tritt eine N. opticus–Neuritis (s.a. Abschnitt 4.4) abhängig von der Dosishöhe und der Länge der Fortsetzung der Therapie nach Auftreten erster Symptome und verstärkt bei Niereninsuffizienz auf:
Die Symptomatik ist üblicherweise reversibel nach Absetzen der Therapie oder nach Therapieunterbrechung, die für die Rückbildung benötigte Zeit ist wiederum abhängig vom Ausmaß der bereits eingetretenen Schädigung. Es sind jedoch auch irreversible Schäden beschrieben.
Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühl in den Extremitäten), Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheitszustände, Desorientiertheit und Halluzinationen und Fingerzittern treten häufig auf.
Niere
Gelegentlich wurden nephrotoxische Effekte beschrieben.
Erhöhte Harnsäurewerte im Blut werden in etwa 50 % der behandelten Patienten, insbesondere bei Gichtpatienten, gefunden. Es wird ein konkurrierender Mechanismus bei der Elimination der Harnsäure im Tubulusapparat angenommen. Dieser Befund kann bereits 24 Stunden nach einer einzigen Dosis oder auch erst nach 90 Tagen Therapie erstmals auftreten und wird möglicherweise durch gleichzeitige Therapie mit Isoniazid und Pyridoxin begünstigt.
Allergische Reaktionen:
Allergische Reaktionen werden als gelegentlich auftretend beschrieben. Sie äußern sich vorwiegend als Exanthem, Juckreiz, Fieber, Leukopenie. Das Auftreten eines Steven-Johnson-Syndroms ist beschrieben.
Selten treten schwere akute Überempfindlichkeitserscheinungen i.S. eines anaphylaktischen Schocks auf. (s.a. Abschnitt 4.8: Gegenmaßnahmen bei Nebenwirkungen).
Magen-Darm-Trakt
Blähungen, Völlegefühl, abdominelle Beschwerden, Übelkeit werden beschrieben.
Haut und Hautanhangsgebilde
Juckreiz, Exantheme und Lichen sind beschrieben. (s.a. allergische Reaktionen).
Leber und Pankreas
Störungen der Leberfunktion treten gelegentlich auf, besonders unter hohen Dosen von Ethambutol.
Blut
Blutbildveränderungen, z.B. Thrombozytopenie, sind selten.
Gegenmaßnahmen bei Nebenwirkungen
Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Anaphylaxie):
Hier muss die Behandlung mit Myambutol® sofort abgebrochen werden und die erforderlichen Notfallmaßnahmen (z.B. Gabe von Antihistamika, Kortikosteroide, Sympathomimetika und ggf. Beatmung) müssen eingeleitet werden.
4.9 Überdosierung
Symptome der Intoxikation
Appetitlosigkeit, Erbrechen, Magen-Darm-Störungen, Fieber, Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit und Halluzinationen.
Therapie von Intoxikationen
Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.
Giftelimination ist wegen der raschen Resorption nur kurze Zeit nach der Einnahme sinnvoll.
Die Weiterbehandlung orientiert sich an den Symptomen. Zur Behandlung neurologischer bzw. ophthalmologischer Nebenwirkungen werden Vit. B1, B6 und B12, Kallikrein und Steroide empfohlen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:
Tuberkulostatikum
ATC-Code: J04A K02
Die antibakterielle Wirksamkeit von Ethambutol ist in Abhängigkeit von der Wirkstoffkonzentration bakteriostatisch bis bakterizid. In Konzentrationen von 6 – 8 µg/ml und mehr wirkt Ethambutol bakterizid, geringere Konzentrationen zeigen bakteriostatische Wirksamkeit.
Ethambutol wirkt auf extrazelluläre und intrazellulär in Makrophagen gelegene Mykobakterien. Die intrazellulär wirksamen Konzentrationen liegen 7-fach über den extrazellulären.
Die Angaben über den Wirkungsmechanismus differieren in der vorliegenden Literatur. Mykobakterien nehmen Ethambutol schnell auf, wenn Ethambutol Kulturen in der exponentiellen Wachstumsphase hinzugefügt wird. Ethambutol stört die Lipidsynthese in den Mykobakterien sowohl in Phasen schnellen Wachstums als auch in ruhenden Erregern, so dass der Wirkungsmechanismus unabhängig von der Wachstumsphase ist. Eine signifikante Wachstumshemmung findet erst nach 24 Stunden statt.
Die Wirkung von INH und RMP wird synergistisch ergänzt.
Eine natürliche Resistenz von M. tuberculosis und bovis gegen Ethambutol ist sehr selten, eine erworbene entwickelt sich langsam, ist dann jedoch wenig zu beeinflussen.
M. tuberculosis gilt in Deutschland als üblicherweise empfindliche Species mit einer Resistenzrate von < 10 % (primäre Reistenz 1,2 %, erworbene Reistenz 3,9 %; Angaben von 1998). Als Grenzwert für die Unterscheidung in empfindliche und in resistente Species werden Konzentrationen von 1 µg/ml (DIN 58943, Teil 8) und 2 µg/ml (NCCLS 2002) angesehen.
Eine Koresistenz mit anderen antimykobakteriell wirksamen Chemotherapeutika besteht nur sehr selten, deshalb ist Ethambutol gut wirksam auf Mykobakterien, die gegen andere Chemotherapeutika (z.B. Isoniazid, Rifampicin, Streptomycin, Pyrazinamid und andere) resistent sind.
Auch bei Unverträglichkeit anderer antimykobakterieller Chemotherapeutika auf Patientenseite oder bei erforderlichen Wiederholungsbehandlungen, die meist auf eine aus unterschiedlichen Umständen resultierende Resistenzproblematik hinweisen, kommt Ethambutol bei gegebener Sensitivität bevorzugt zum Einsatz.
Die Aktivität gegen atypische Mykobakterien variiert stark und muss in jedem Fall mittels Resistenztestung gesichert werden.
Ethambutol hat keine Wirkung auf andere Bakterien, Viren oder Pilze.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Ethambutol wird nach oraler Gabe schnell resorbiert, die erzielbaren Serumkonzentrationen sind proportional zur verabreichten Dosis. Die Spitzenkonzentrationen im Serum (etwa 5 mg/L nach 15 mg/kg oral) werden nach etwa 2 h erreicht.
Bei parenteraler Gabe von Myambutol 200 mg entfällt die Resorptionsphase und die Dosis steht sofort systemisch zur Verfügung.
Verteilung
Ethambutol wird schnell aus dem Plasma eliminiert. Es wird konzentrationsabhängig an Serumeiweiß gebunden und besitzt eine gute Diffusionsfähigkeit in verschiedene Gewebe und Zellen. Es verteilt sich gut im Lungengewebe und reichert sich in Zellen, z.B. in Erythrozyten und Macrophagen, an. In Erythrocyten bleibt Ethambutol über einen längeren Zeitraum mit dem 2-4-fachen Wert der entsprechenden Plasmakonzentration gebunden. Es wird angenommen, dass die Erythrocyten eine Art Reservoir darstellen, aus dem Ethambutol langsam freigesetzt wird. Die Konzentration in Macrophagen steigt auf das 7-fache im Vergleich zum Extrazellularraum an.
Ethambutol überwindet die Blut-Hirnschranke in gesunden Individuen eher schlecht, aber in Patienten mit tuberkulöser Meningitis finden sich in der Literatur Angaben über ausreichende Liquorkonzentrationen.
Ethambutol tritt in den Fetalkreislauf über. Im Nabelschnurblut konnten 32 % der Serumkonzentration bestimmt werden.
Metabolismus und Elimination
Die biologische Halbwertzeit beträgt bei nierengesunden Patienten (2)-4-(6) h. Ethambutol wird in den ersten Stunden nach oraler Applikation weitgehend unverändert, lediglich zu 15 % in Form inaktiver Metaboliten im Harn ausgeschieden.
Nach intravenöser Applikation werden die durchschnittlichen 24-h-recovery-Werte im Harn mit (50)-70-80 % der Dosis angegeben, etwa 0,8 % der Dosis erscheinen in den Faeces innerhalb von 48 h. Ethambutol wird sowohl überwiegend glomerulär filtriert als auch in geringem Umfang tubulär sezerniert. Bei Absinken der Creatinin-Clearance-Werte unter 100 ml/min ist bei gleichbleibender Dosierung mit einer Kumulation des Ethambutol zu rechnen. Da die intakte Nierenfunktion für die Ausscheidung unerlässlich ist, steigt mit ihrer Einschränkung das Risiko einer Kumulation, so dass eine Dosisanpassung erforderlich wird. Ethambutol ist hämo-, weniger effektiv auch peritoneal dialysabel.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität (Tier)
Die akute Toxizität wurde bei Ratten und Mäusen bestimmt. Bei oraler Gabe liegt die LD50 der Maus bei 8,9 g/kg KG, die der Ratte bei 6,8 g/kg KG.
Chronische Toxizität (Tier)
Wiederholte Gaben hoher Dosen Ethambutol führten am Hund zu Myokardläsionen und zur Depigmentierung des Tapetum lucidum. Es wurden nicht dosisabhängige degenerative Veränderungen des ZNS beschrieben. Am Rhesusaffen wurden nach wiederholten Gaben hoher Dosen neurologische Veränderungen und Schädigungen des Myokards beobachtet (siehe auch 4.8. Nebenwirkungen).
Bisherige Untersuchungen zeigen keine relevanten Hinweise auf ein genotoxisches Potenzial von Ethambutol. Langzeitstudien zur Überprüfung eines kanzerogenen Potenzials wurden nicht durchgeführt.
Ethambutol führte zu Fertilitätsstörungen in männlichen Ratten.
Teratogenität
Nur bei Gabe hoher Dosen zeigte Ethambutol in Mäusen, Ratten und Kaninchen teratogene Effekte (Gaumenspalte, Monophthalmie, Abnormalitäten der Halswirbel, Exenzephalie).
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Wasser für Injektionszwecke, Natriumhydroxid.
6.2 Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre. Myambutol® 400 mg sollte nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Glasampullen.
OP mit 10 Ampullen zu je 4 ml (400 mg Wirkstoff) [N 2]
6.6 Sonstige Hinweise zur Handhabung
Myambutol® 400 mg ist nur zur einmaligen Anwendung bestimmt. Restmengen sind zu verwerfen.
Die Injektionslösung muss vor Anwendung visuell geprüft werden. Nur klare Lösungen ohne sichtbare Partikel verwenden.
7. Inhaber der Zulassung
RIEMSER Arzneimittel AG
An der Wiek 7
17493 Greifswald – Insel Riems
Tel.: 038351-76-0
Fax: 038351-308
8. Zulassungsnummer
6293746.01.00
9. Datum der Erteilung der Verlängerung der Zulassung
03.02.2005
10. Stand der Information
August 2007
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
myambutol400inj_spc_DE_2007_08