Neostigmin-Actavis 0,5 Mg/Ml
alt informationenFI-971-04/12
Wortlaut der Fachinformation:
FACHINFORMATION
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml
Injektionslösung
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Neostigminmetilsulfat
1 ml Injektionslösung enthält 0,5 mg Neostigminmetilsulfat.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung nicht depolarisierender Muskelrelaxantien.
Myasthenia gravis.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung nichtdepolarisierender Muskelrelaxantien:
Patienten ab 20 kg Körpergewicht erhalten 1 ml bis 4 ml Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml (entsprechend 0,5 mg bis 2 mg Neostigminmetilsulfat). Im Bedarfsfall können bis zu 10 ml Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml gegeben werden (entsprechend 5 mg Neostigminmetilsulfat).
Zur Vermeidung muskarinartiger Nebenwirkungen wird die gleichzeitige Gabe von 0,5 mg bis 1 mg Atropinsulfat i.v. empfohlen.
Kinder unter 20 kg Körpergewicht erhalten 50 µg Neostigminmetilsulfat pro Kilogramm Körpergewicht.
Myasthenia gravis:
Erwachsene erhalten mehrmals täglich 1 ml Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml (entsprechend 0,5 mg Neostigminmetilsulfat).
Art und Dauer der Anwendung
Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung nichtdepolarisierender Muskelrelaxantien:
Die Injektion erfolgt langsam intravenös.
Myasthenia gravis:
Die Injektion erfolgt subkutan oder intramuskulär. Bei guter Verträglichkeit ist die Anwendungsdauer nicht begrenzt.
4.3 Gegenanzeigen
Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml darf nicht angewendet werden bei
- Überempfindlichkeit gegen Neostigmin,
- Gabe depolarisierender Muskelrelaxantien (Suxamethonium-Salze, Decamethonium-Salze),
- Iritis,
- Asthma bronchiale,
- Hyperthyreose,
- Obstruktionsileus sowie Stenosen oder Spasmen des Darmtraktes, der Gallenwege oder der Harnwege,
- Myotonie, Parkinsonismus,
- postoperativen Kreislaufkrisen oder Schock.
Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml sollte nicht angewendet werden bei
- Bradykardie,
- Hypotonie,
- Herzinsuffizienz und frischem Myokardinfarkt.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle, d.h., es ist nahezu „natriumfrei“.
4.5 Wechselwirkungenmit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei Anwendung von Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml sind möglich:
- eine verstärkte Wirkung von Morphinderivaten und Barbituraten,
- cholinerge Krisen durch andere direkte oder indirekte Parasymphatikomimetika bei Patienten mit Myasthenia gravis,
- langanhaltende Bradykardien bei Vorbehandlung mit Beta-Rezeptorenblockern.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Da Neostigmin eine quartäre Ammoniumverbindung ist, die bei physiologischem pH-Wert ionisiert vorliegt, ist eine Plazentapassage und ein Übergang von Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml in die Muttermilch unwahrscheinlich.
Die intravenöse Gabe von Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml sollte in der Schwangerschaft jedoch wegen der möglichen Gefahr einer Frühgeburt vermieden werden.
Nach Behandlung der Mutter mit Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml sind Neugeborene in den ersten zehn Tagen nach Geburt auf Anzeichen einer Myasthenie zu überwachen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen
von Maschinen
Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml kann durch Miosis und Akkomodationsstörungen die Sehleistung und somit das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr oder bei der Bedienung von Maschinen beeinträchtigen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (≥ 10 %)
Häufig (≥1 % - < 10 %)
Gelegentlich (≥ 0,1 % - < 1 %)
Selten (≥ 0,01 % - < 0,1 %)
Sehr selten (< 0,01 % oder unbekannt)
Muskarinartige Nebenwirkungen
Zunahme von Speichelfluß und Schweißsekretion, Bronchospasmus, Krämpfe des Magen-Darm-Trakts, Diarrhoe, Bradykardie sowie Hypotonie bis hin zum Kreislaufkollaps.
Postoperativ kommt es sehr häufig zu Bradykardien, sehr selten auch zu Herzstillstand.
Nikotinartige Nebenwirkungen
Muskelfaszikulationen, Spasmen, Muskelschwäche, bei hoher Dosierung Lähmungen durch neuromuskulären Block.
Nach ileorektalen Anastomosen treten vermehrt Anastomosenlecks auf.
4.9 Überdosierung
a) Symptome einer Überdosierung
Es kann zu Diarrhöen, Bauchkoliken, Übelkeit, Brechreiz, Schwitzen, Bradykardie, Hypotonie, Muskelschwäche und Schluckbeschwerden kommen, bei sehr hohen Dosen zu neuromuskulärer Blockade mit respiratorischer Insuffizienz.
b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung
Die muskarinergen Symptome, besonders die gastrointestinalen Beschwerden, werden durch Gabe von Atropinsulfat (2 mg bis 4 mg i.v. oder s.c.) gebessert.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Cholinesterasehemmer
ATC-Code: N07AA01
Neostigmin ist ein peripher wirkender, reversibler Cholinesterase-Hemmstoff. Es führt am Auge zu Kontraktion des Ziliarmuskels, Miosis, Hemmung der Akkommodation und Abnahme des intraokulären Drucks, am Herzen zu Abnahme der Herzfrequenz und der Erregungsleitungsgeschwindigkeit, an den Bronchien zu Kontraktion der Muskulatur und Zunahme der Sekretion, im Gastrointestinaltrakt zu Zunahme der Sekretion von Magen und Dünndarm, zu Kontraktion der Gallenblase, des Harnleiters, des Harnblasendetrusors und zu Relaxation des Harnblasensphinkters und zu Zunahme der Schweißsekretion. In der Skelettmuskulatur kommt es bei geringen Dosen zu Erregungszunahme (Faszikulationen) und bei hohen Dosen zu Dauerdepolarisation (Lähmungen). Neostigmin ist kaum lipidlöslich und passiert nicht die Blut-Hirn-Schranke, so dass zentralnervöse Wirkungen nicht auftreten.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Neostigmin wird als quartäre Ammoniumverbindung nach oraler Gabe nur schlecht resorbiert. Bei der Ratte werden bei Gabe von 1 bis 50 mmol 14C-markiertem Neostigmin ca. 5 % absorbiert. Beim Menschen wird nach oraler Gabe von 30 mg Neostigminbromid eine durchschnittliche Bioverfügbarkeit von etwa 1 % bis 2 % angenommen, wobei erhebliche interindividuelle Schwankungen auftreten können.
Nach parenteraler Gabe verteilt sich Neostigminbromid rasch im Extrazellulärraum mit Verteilungshalbwertszeiten zwischen 1 und 3 Minuten. Besonders hohe Konzentrationen werden in Muskel- und Lebergewebe gefunden.
Der Abbau von Neostigmin findet vermutlich in der Leber statt. Metaboliten sind Hydroxyphenyltrimethylammonium-Ionen, Hydroxyphenyltrimethylamin sowie deren glukuronidierte Konjugate. Nach intramuskulärer Gabe von Neostigmin werden etwa 80 % innerhalb von 24 Stunden im Urin unverändert oder als Metaboliten ausgeschieden: ca. 50 % unverändert, 15 % als 3-Hydroxyphenyltrimethylammonium-Ionen und 15 % als unbekannte Metaboliten.
Die Eliminationshalbwertszeit nach intravenöser Gabe liegt zwischen 24 und 80 Minuten, die Clearance zwischen 9 und 14 ml/min pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Kindern zwischen 2 und 12 Monaten ist die Eliminationshalbwertszeit signifikant niedriger. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Elimination verlängert.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
a) Akute Toxizität
Die akute LD5Ovon Neostigminmetilsulfat bei Mäusen beträgt bei subkutaner Gabe 0,66 (0,56 ± 0,80) mg/kg KG, bei intravenöser Gabe 0,47 mg/kg KG. Die LD5Onach fünftägiger Gabe für Neostigminbromid-Tabletten p.o. bei Mäusen beträgt 7,95 ± 1,65 mg/kg KG und Tag, bei Ratten 154,5 25,5 mg/kg KG und Tag. Siehe auch Abschnitt 4.9 „Überdosierung“.
b) Chronische Toxizität / Subchronische Toxizität
In Untersuchungen zur subchronischen Toxizität an Ratte und Kaninchen zeigte sich, dass es bei chronischer Gabe von Neostigmin zu einer Toleranzentwicklung kommt, die auf eine Abnahme der Acetylcholinrezeptoren zurückgeführt wird.
c) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Neostigmin ist unzureichend auf Mutagenität untersucht worden. Vorhandene Untersuchungen geben keine Hinweise auf eine mutagene Wirkung. Langzeituntersuchungen zum tumorerzeugenden Potential liegen nicht vor.
d) Reproduktionstoxikologie
Neostigmin ist unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften untersucht. In einer klinischen Studie mit 22 Schwangeren, die Neostigmin im ersten Trimenon der Schwangerschaft erhielten, zeigte sich keine Beziehung zu kongenitalen Defekten.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Die sonstigen Bestandteile sind Natriumchlorid und Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher keine bekannt.
6.3Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit der Lösung im unversehrten Behältnis beträgt 3 Jahre.
Die Injektionslösung ist nur zur einmaligen Anwendung bestimmt. Die Anwendung muss unmittelbar nach Öffnung der Ampulle erfolgen. Nicht verbrauchte Reste sind zu verwerfen.
Das Arzneimittel darf nach Ablauf des auf dem Behältnis und der äußeren Umhüllung angegebenen Verfalldatum nicht mehr angewendet werden.
Nur klare Lösungen in unversehrten Behältnissen zur Injektion verwenden!
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern!
Die Ampullen im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml ist in Braunglasampullen zu 1 ml Injektionslösung erhältlich.
Neostigmin-Actavis 0,5 mg/ml steht in folgenden Packungsgrößen zur Verfügung:
10 Ampullen zu 1 ml (N2)
10 x 10 Ampullen zu 1 ml (AP)
AP = Anstaltspackung
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
Actavis Group PTC ehf.
Reykjavikurvegur 76 - 78
220 Hafnarfjördur
Island
Mitvertrieb:
Actavis Deutschland GmbH & Co. KG
Willy-Brandt-Allee
2
81829 München
8. Zulassungsnummer
6937847.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/ Verlängerung der Zulassung
12.10.1998
10. Stand der Information
April 2012
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Page 10 of 10
888fcf345b6be20ce9fb93a3c3798e82.rtf April 2012