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Neostigmin Biokanol 1,0 Mg

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Fachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels / SPC)

1. Bezeichnung des Arzneimittels

Neostigmin Biokanol 1,0 mg, Injektionslösung



Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Wirkstoff: Neostigminmetilsulfat

1 Ampulle mit 1 ml Injektionslösung enthält 1 mg Neostigminmetilsulfat.

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.



3. Darreichungsform

Injektionslösung



4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete

Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung nichtdepolarisierender Muskelrelaxantien.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab 20 kg Körpergewicht erhalten 1 ml oder 2 ml Neostigmin Biokanol 1,0 mg (entsprechend 1 mg bzw. 2 mg Neostig­minmetilsulfat). Im Bedarfsfall können bis zu 5 ml Neostigmin Biokanol 1,0 mg gege­ben werden (entsprechend 5 mg Neostigminmetilsulfat).


Zur Vermeidung muskarinartiger Nebenwirkungen wird die gleichzeitige Gabe von 0,5 mg bis 1 mg Atropinsulfat i.v. empfohlen.


Kinder unter 20 kg Körpergewicht erhalten 50 µg Neostigminmetilsulfat pro Kilogramm Körpergewicht. Hierfür stehen Präparate mit einem geringeren Wirkstoffge­halt zur Verfügung.


Die Injektion erfolgt langsam intravenös.



4.3 Gegenanzeigen


Neostigmin Biokanol 1,0 mg darf nicht angewendet werden bei:


- Überempfindlichkeit gegen Neostigmin,

- Gabe depolarisierender Muskelrelaxantien (Suxamethonium-Salze, Decamethonium-Salze),

- Iritis,

- Asthma bronchiale,

- Hyperthyreose,

- Obstruktionsileus sowie Stenosen oder Spasmen des Darmtraktes, der Gallenwege oder der Harnwege,

- Myotonie, Parkinsonismus,

- postoperativen Kreislaufkrisen oder Schock.


Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Neostigmin Biokanol 1,0 mg sollte nicht angewendet werden bei Bradykardie, Hypotonie, Herzinsuffizienz und frischem Myokardinfarkt.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Bei Anwendung von Neostigmin Biokanol 1,0 mg sind möglich:


- eine verstärkte Wirkung von Morphinderivaten und Barbituraten,

- cholinerge Krisen durch andere direkte oder indirekte Parasymphatikomimetika bei Patienten mit Myasthenia gravis,

- langanhaltende Bradykardien bei Vorbehandlung mit Beta-Rezeptorenblockern.


4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Anwendung von Neostigmin bei Schwangeren vor. In einer klinischen Studie mit 22 Schwangeren, die Neostigmin im ersten Trimenon der Schwangerschaft erhielten, zeigte sich keine Beziehung zu kongenitalen Defekten. Neostigmin Biokanol 1,0 mg sollte in der Schwangerschaft jedoch wegen der möglichen Gefahr einer Frühgeburt nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich.

Nach Behandlung der Mutter mit Neostigmin Biokanol 1,0 mg sind Neugeborene in den ersten zehn Tagen nach der Geburt auf Anzeichen einer Myasthenie zu überwachen.


Es liegen keine hinreichenden tierexperimentellen Studien in Bezug auf die Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryo-fetale und Geburt/postnatale Entwicklung vor (siehe Abschnitt 5.3.



Stillzeit

Es ist unbekannt, ob Neostigmin in die Muttermilch übergeht. Die Exkretion von Neostigmin in die Milch wurde nicht an Tieren untersucht. Da Neostigmin eine quartäre Ammoniumverbindung ist, die bei physiologischem pH-Wert ionisiert vorliegt, ist ein Übergang von Neostigmin Biokanol 1,0 mg in die Muttermilch unwahrscheinlich. Es sollte daher unter Berücksichtigung des Nutzens des Stillens für das Kind und des Nutzens der Therapie für die Mutter entschieden werden, ob das Stillen fortgesetzt/beendet oder ob die Therapie mit Neostigmin fortgesetzt/unterbrochen werden sollte.


Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Neostigmin Biokanol 1,0 mg kann durch Miosis und Akkomodationsstörungen die Sehleistung und somit das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr oder bei der Bedienung von Maschinen beeinträchtigen.


4.8 Nebenwirkungen


Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig (≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich (≥ 1/1.000 bis < 1/100)

Selten (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeiten auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)


Muskarinartige Nebenwirkungen:


Zunahme von Speichelfluß und Schweißsekretion, Bronchospasmus, Krämpfe des Magen-Darm-Trakts, Diarrhoe, Bradykardie sowie Hypotonie bis hin zum Kreislaufkollaps.


Postoperativ kommt es sehr häufig zu Bradykardien, sehr selten auch zu Herzstillstand.


Nikotinartige Nebenwirkungen:


Muskelfaszikulationen, Spasmen, Muskelschwäche, bei hoher Dosierung Lähmungen durch neuromuskulären Block.


Nach ileorektalen Anastomosen treten vermehrt Anastomosenlecks auf.


4.9 Überdosierung


Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel


Symptome einer Überdosierung:


Es kann zu Diarrhöen, Bauchkoliken, Übelkeit, Brechreiz, Schwitzen, Bradykardie, Hypotonie, Muskelschwäche und Schluckbeschwerden kommen, bei sehr hohen Dosen zu neuromuskulärer Blockade mit respiratorischer Insuffizienz.


Therapiemaßnahmen bei Überdosierung:


Die muskarinergen Symptome, besonders die gastrointestinalen Beschwerden, werden durch Gabe von Atropinsulfat (2 mg bis 4 mg i.v. oder s.c.) gebessert.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Cholinesterasehemmer


ATC-Code: N07AA01


Neostigmin ist ein peripher wirkender, reversibler Cholinesterase-Hemmstoff. Es führt am Auge zu Kontraktion des Ziliarmuskels, Miosis, Hemmung der Akkomoda­tion und Abnahme des intraokulären Drucks, am Herzen zu Abnahme der Herzfrequenz und der Erregungsleitungsgeschwindigkeit, an den Bronchien zu Kontraktion der Muskulatur und Zunahme der Sekretion, im Gastrointestinaltrakt zu Zunahme der Sekretion von Magen und Dünndarm, zu Kontraktion der Gallenblase, des Harnleiters, des Harnblasendetrusors und zu Relaxation des Harnblasensphinkters und zu Zunahme der Schweißsekretion. In der Skelettmuskulatur kommt es bei geringen Dosen zu Erregungszunahme (Faszikulationen) und bei hohen Dosen zu Dauerdepolarisation (Lähmungen). Neostigmin ist kaum lipidlöslich und passiert nicht die Blut-Hirn-Schranke, so daß zentralnervöse Wirkungen nicht auftreten.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Bioverfügbarkeit

Neostigmin wird als quartäre Ammoniumverbindung nach oraler Gabe nur schlecht resorbiert. Bei der Ratte werden bei Gabe von 1 bis 50 mmol 14C-markiertem Neostigmin ca. 5 % absorbiert. Beim Menschen wird nach oraler Gabe von 30 mg Neostigminbromid eine durchschnittliche Bioverfügbarkeit von etwa 1 % bis 2 % angenommen, wobei erhebliche interindividuelle Schwankungen auftreten können.

Verteilung

Nach parenteraler Gabe verteilt sich Neostigminbromid rasch im Extrazellulärraum mit Verteilungshalbwerts­zeiten zwischen 1 und 3 Minuten. Besonders hohe Konzentrationen werden in Muskel- und Lebergewebe gefunden.


Metabolismus

Der Abbau von Neostigmin findet vermutlich in der Leber statt. Metaboliten sind Hydroxyphenyltrimethylammonium-Ionen, Hydroxyphenyltrimethylamin sowie deren glukuronidierte Konjugate. Nach intramuskulärer Gabe von Neostigmin werden etwa 80 % innerhalb von 24 Stunden im Urin unverändert oder als Metaboliten ausgeschieden: ca. 50 % unverändert, 15 % als 3-Hydroxyphenyltrimethylammonium-Ionen und 15 % als unbekannte Metaboliten.


Elimination

Die Eliminationshalbwertszeit nach intravenöser Gabe liegt zwischen 24 und 80 Minuten, die Clearance zwischen 9 und 14 ml/min pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Kindern zwi­schen 2 und 12 Monaten ist die Eliminationshalbwertszeit signifikant niedriger. Bei einge­schränkter Nierenfunktion ist die Elimination verlängert.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Chronische Toxizität


In Untersuchungen zur subchronischen Toxizität an Ratte und Kaninchen zeigte sich, daß es bei chronischer Gabe von Neostigmin zu einer Toleranzentwicklung kommt, die auf eine Abnahme der Acetylcholinrezeptoren zurückgeführt wird.


Tumorerzeugendes und mutagenes Potential


Neostigmin ist unzureichend auf Mutagenität untersucht worden. Vorhandene Untersuchungen geben keine Hinweise auf eine mutagene Wirkungen. Langzeituntersuchungen zum tumorerzeugenden Potential liegen nicht vor.


Reproduktionstoxikologie


Neostigmin ist unzureichend auf reproduktionstoxikologische Eigenschaften untersucht.


PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Wasser für Injektionszwecke, Natriumchlorid, Salzsäure 0,1 molar


6.2 Inkompatibilitäten


Inkompatibilitäten sind bisher keine bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 2 Jahre.

Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden.


Hinweis auf Haltbarkeit nach Anbruch oder Zubereitung (Verdünnung):


Nach dem Öffnen der Ampulle sind Reste zu verwerfen.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Neostigmin Biokanol 1,0 mg im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.


Nicht über 25°C lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Originalpackung mit 1 Amp. /5 Amp. /10 Amp. zu 1 mL Injektionslösung.

Anstaltspackungen mit 100 (10 x 10) Amp. zu 1 mL Injektionslösung.

Musterpackung mit 1 Amp. zu 1 ml als „Unverkäufliches Muster“.


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung


Biokanol Pharma GmbH

Kehler Strasse 7

76437 Rastatt


8. Zulassungsnummer(n)


6101333.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

31.03.2000


10. Stand der Information


August 2008


11. Verkaufsabgrenzung


Verschreibungspflichtig

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