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Nicerium 10




Fachinformation



1. Bezeichnung des Arzneimittels

Nicerium 10 mg überzogene Tabletten


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Wirkstoff: Nicergolin


1 überzogene Tablette enthält 10 mg Nicergolin.


Sonstige Bestandteile: Glucose, Lactose, Sucrose und Gelborange S (E 110).

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Überzogene Tablette


orange, runde, bikonvexe überzogene Tabletten


4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Als unterstützende Maßnahme bei Hirnleistungsstörungen im Alter (hirnorganisches Psychosyndrom) mit den Leitsymptomen: Einschränkung der Konzentrationsfähigkeit, der Merkfähigkeit, der Gesamtorientierung sowie Schlafstörungen.


Hinweis

Bevor die Behandlung mit Nicergolin begonnen wird, sollte geklärt werden, ob die Krankheitserscheinungen nicht auf einer spezifisch zu behandelnden Grunderkrankung beruhen.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die übliche Tagesdosis beträgt 20-30 mg Nicergolin, einzunehmen in einer oder mehreren Einzeldosen.


Wenn bei dieser Dosierung die gewünschten Wirkungen nicht erzielt werden, kann die Tagesdosis auf bis zu 60 mg Nicergolin gesteigert werden.


Nach deutlicher Besserung der Symptomatik ist vielfach eine Verringerung der Dosierung möglich.


Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion (Serumkreatinin über 2 mg/100 ml) ist die Dosis zu reduzieren.


Art und Dauer der Anwendung

Zur besseren Resorption sollten die überzogenen Tabletten unzerkaut vor den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit (z. B. 1 Glas Wasser) eingenommen werden.


Da der Behandlungserfolg allmählich eintritt, ist die Anwendung über einen längeren Zeitraum angezeigt. In geeigneten Abständen, mindestens jedoch alle 6 Monate, sollte überprüft werden, ob die Therapie mit Nicergolin weiterhin angezeigt ist.


4.3 Gegenanzeigen

Darf nicht angewendet werden bei

- Überempfindlichkeit gegen Nicergolin, andere Mutterkornalkaloide, den Farbstoff Gelborange S (E 110) oder einen der sonstigen Bestandteile

- frischem Herzinfarkt

- akuten Blutungen

- schwerer Bradykardie

- Kollapsneigung

- orthostatischer Dysregulation

- gleichzeitiger Therapie mit Alpha- oder Beta-Rezeptoren-stimulierenden Sympathomimetika.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei leichterer Bradykardie.


Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Fructose-Intoleranz, Lactase-Mangel,Saccharase-Isomaltase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Nicerium 10 nicht einnehmen.


Dieses Arzneimittel enthält den Farbstoff Gelborange S (E 110), der bei Personen, die gegen diesen Stoff besonders empfindlich sind, allergieartige Reaktionen einschließlich Asthma hervorrufen kann. Die Allergie tritt häufiger bei Personen auf, die gegen Acetylsalicylsäure allergisch sind.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Da Nicergolin die Thrombozytenaggregation hemmt und die Blutviskosität verringert, sollten bei entsprechend prädisponierten Patienten häufigere Kontrollen der Blutgerinnungsparameter vorgenommen werden.


Bei gleichzeitiger Anwendung von blutdrucksenkenden Mitteln kann deren Wirkung durch Nicergolin verstärkt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung von Alpha- oder Beta-Rezeptoren-stimulierenden Sympathomimetika kann deren Wirkung hierdurch abgeschwächt werden.


Es gibt Hinweise dafür, dass Nicergolin die kardialen Wirkungen von Beta-Rezeptorenblockern verstärkt.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Nicergolin darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da Erfahrungen beim Menschen nicht vorliegen und Tierversuche Hinweise auf Fehlbildungen und andere Fruchtschädigungen ergeben haben.


Da nicht bekannt ist, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, darf während der Behandlung nicht gestillt werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen soweit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird.

Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen

Aufgrund der Alpha-adrenolytischen Wirkung von Nicergolin kann es, insbesondere bei Patienten mit Hypotonie, zu einem mäßigen Blutdruckabfall eventuell mit kreislaufbedingten Schwindelzuständen kommen. Falls erforderlich sind deshalb regelmäßig Kreislaufkontrollen durchzuführen.

Gelegentlich können auftreten:

- Hautrötung

- vorübergehendes leichtes Hitzegefühl

- Kopfdruck

- Müdigkeit

- Schlaflosigkeit


Vereinzelt kann es zu geringfügigen Magenbeschwerden kommen, die durch Einnahme zu den Mahlzeiten vermieden werden können.


Gelborange S (E 110) kann allergische Reaktionen hervorrufen.


4.9 Überdosierung

Bei einer Überdosierung oder Vergiftung mit Nicergolin ist in jedem Fall unverzüglich ein Arzt (z. B. Vergiftungsnotruf) um Rat zu fragen. Intoxikationen sind bisher nicht bekannt geworden.


Symptome einer Intoxikation

Im Tierversuch an Ratten, Mäusen bzw. Hunden war das Vergiftungsbild durch Sedierung, Ataxie, Dyspnoe und Tremor gekennzeichnet.


Bei einer Überdosierung muss mit stärkerem Blutdruckabfall gerechnet werden. Von Patient zu Patient unterschiedlich können Nebenwirkungen verstärkt auftreten.


Die Beurteilung des Schweregrades der Überdosierung und die Festlegung der erforderlichen Maßnahmen erfolgt durch den Arzt.


Therapiemaßnahmen bei Intoxikationen

Bei der Therapie stehen symptomatische Maßnahmen im Vordergrund.


Bei erhaltenem Bewusstsein sollte möglichst frühzeitig Erbrechen ausgelöst werden. Weitere Maßnahmen zur Verringerung der Resorption: gegebenenfalls Magenspülung, Gabe von Aktivkohle und Beschleunigung der Magen-Darm-Passage (Natriumsulfat).


Bei Blutdruckabfall sind angezeigt: intravenöse Flüssigkeitszufuhr, indirekte, gegebenenfalls auch direkte Alpha-Sympathomimetika, bei Gefäßkrämpfen gefäßerweiternde Mittel (je nach Situation und Befund Beta-Rezeptorenblocker, Calcium-Antagonisten, Papaverin, Theophyllin). In jedem Fall sind regelmäßige Kreislaufkontrollen erforderlich.

Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Periphere Vasodilatatoren, Mutterkorn-Alkaloide

ATC-Code: C04AE02


Pharmakotherapeutische Gruppe: Antidementiva, andere Antidementiva

ATC-Code: N06DX13


Untersuchungen an Tieren zeigten einen antagonistischen Effekt von Nicergolin auf endogene und exogene Katecholamine durch eine Alpha-Rezeptorblockade.


Im Tierexperiment beeinflusst Nicergolin die zentrale Hämodynamik durch Reduktion des Gefäßwiderstandes. Die Autoregulation der zerebralen Gefäße bleibt dabei unverändert. In den akuten Testmodellen einer zerebralen Hypoxie und Ischämie bewirkt Nicergolin während der posthypoxischen und postischämischen Phase eine rasche Erholung in den gestörten metabolischen Vorgängen. Diese Erholung spiegelt sich auch im EEG und im evozierten Potenzial wider.


Nicergolin hemmt in vitround in vivodie Thrombozytenaggregation.


Im Pharmako-EEG ließen sich Indikatoren für vigilanzfördernde Wirkungen von Nicergolin aufzeigen.


Klinisch erbrachten frühere Studien mit der niedrigen Tagesdosierung von 30 mg Nicergolin nur für Einzelsymptome des dementiellen Syndroms statistisch signifikante Verbesserungen. In neuen Therapiestudien konnte mit einer Tagesdosis von 60 mg Nicergolin (2mal 30 mg) über einen Beobachtungszeitraum von 3-6 Monaten eine ausgeprägtere und umfassendere Verbesserung des dementiellen Syndroms um durchschnittlich 25 % erzielt werden, wobei Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Affektstörungen, Antriebs- und Motivationsmangel, Sozialverhalten und somatische Funktionsstörungen wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder Schwindel günstig beeinflusst wurden. Diese Therapieeffekte waren auf drei Untersuchungsebenen nachweisbar: auf der Arztebene mittels psychopathometrischer Beurteilungsskalen, auf der Patientenebene mittels testpsychologischer Verfahren und auf der Angehörigenebene mittels Beurteilungsskalen für Alltagsaktivitäten. Der Behandlungseffekt trat allmählich ein und wurde gegenüber dem Ausgangsbefund nach ca. 3 Monaten deutlich.


Bei Respondern (Patienten mit positivem Ansprechen auf Nicergolin) setzte sich die Besserung des dementiellen Syndroms bis zum 6. Behandlungsmonat fort.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Nicergolin wird schnell und nahezu vollständig aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Nicergolin unterliegt einem ausgeprägten First-pass-Effekt.


Das Ausmaß der systemischen Verfügbarkeit ist nicht bekannt. Die Gabe von 70 µg/kg KG der radioaktiv markierten Substanz führte zu einer Aktivität im Plasma, die einem Plasmaspiegel von 100-200 ng/ml entsprach.


Verteilung

Nicergolin besitzt eine etwa vierfach niedrigere Bindungsaffinität zum Plasmaalbumin als zum alpha1-sauren Glykoprotein. Die prozentuale Bindungsrate bleibt bei physiologischen Plasmaproteinkonzentrationen relativ konstant, auch wenn die Nicergolinkonzentration erhöht wird, d. h. 87 % radioaktiv markierte Substanz wird bei niedrigeren Nicergolinkonzentrationen gebunden und 82 % bei höheren Nicergolinkonzentrationen. Da die Plasmakonzentration von alpha1-saurem Glykoprotein im Alter unter pathologischen Bedingungen, wie z. B. bei akuten Entzündungen, malignen Erkrankungen oder Stress, ansteigen kann, ist zu vermuten, dass sich unter diesen Bedingungen die effektive Wirkstoffkonzentration erniedrigen kann.


Metabolismus

Nicergolin wird durch saure Hydrolyse der Esterbindung und N-Demethylierung nahezu vollständig verstoffwechselt. Die entstehenden aktiven Metaboliten werden mit Glucuronsäure konjugiert.


Elimination

Die Metaboliten von Nicergolin werden zu 80 % über die Nieren und zu 10 % mit den Faeces ausgeschieden.

Die biologische Halbwertszeit beträgt 2,5 Stunden, die des Hauptmetaboliten 10-Methoxydihydrolysergol (MDL) liegt zwischen 12 und 17 Stunden, die des zweiten Metaboliten 1-Methyl-10-Methoxydihydrolysergol (1-MMDL) liegt zwischen 2 und 4 Stunden.


Über die Ausscheidung bei eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion liegen keine Daten vor.


Bioverfügbarkeit

Eine im Jahr 1988 durchgeführte Studie an 12 Probanden mit Nicerium 10 ergab im Vergleich zum Referenzpräparat:


Testpräparat Referenzpräparat


cmax[ng/ml] 42,2 ± 14,45 44,2 ± 12,75

maximale Serum-

konzentration


tmax[h] 2,29 ± 0,58 2,38 ± 0,48

Zeitpunkt der maximalen

Serumkonzentration


AUC0-48[ng/ml*h] 239,8 ± 57,2 233,0 ± 30,8

Fläche unter der

Konzentrations-Zeit-Kurve


Angabe der Werte als Mittelwerte und Streubreite (Standardabweichung)


Mittlere Serumspiegelverläufe des Hauptmetaboliten im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:



5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Akute Toxizität

Untersuchungen zur akuten Toxizität an mehreren Tierspezies ergaben LD50-Werte von 20-47 mg/kg KG/Tag nach intravenöser Applikation und 790-2950 mg/kg KG/Tag nach oraler Gabe. Das Vergiftungsbild zeigte Sedation, Ataxie, Dyspnoe, Exophtalmus und Tremor. Der Tod trat nach agonaler Bradykardie und tonisch-klonischen Krämpfen ein.


Subchronische und chronische Toxizität

Studien an Ratten, Hunden und Affen erbrachten keine Anhaltspunkte für klinisch-pathologische, biochemisch-hämatologische und histologische Veränderungen bei relevanten Dosierungen.


Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial

Vorläufige Untersuchungen zur Mutagenität (AMES Test, Mikrokerntest) verliefen negativ, ermöglichen jedoch keine abschließende Beurteilung des mutagenen Potenzials von Nicergolin.


Langzeitstudien zum tumorerzeugenden Potenzial von Nicergolin liegen nicht vor.


Reproduktionstoxizität

Nicergolin ist unzureichend auf reproduktionstoxische Eigenschaften geprüft. Bei Kaninchen sind ab der niedrigsten geprüften Dosis von 4 mg/kg KG/Tag i.m. oder 8 mg/kg KG/Tag oral teratogene Effekte aufgetreten. Bei 25 mg/kg KG/Tag i.m., einer maternaltoxischen Dosis, wurden embryotoxische (verminderte Fetengewichte) und embryoletale Wirkungen beobachtet. Bei Ratten ist bei oralen Dosen von 10-50 mg/kg KG/ Tag bzw. bei i.m.-Verabreichung von 5-25 mg/ kg KG/Tag eine vorzeitige Skelettverknöcherung aufgetreten, die auf eine verstärkte Plazentadurchblutung zurückgeführt wird.


Untersuchungen zu Auswirkungen auf Fertilität, die Fetalentwicklung, die Geburt und die postnatale Entwicklung der Nachkommen liegen nicht vor.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Calciumcarbonat

Glucosesirup (Ph.Eur.)

Laktose-Monohydrat

Magnesiumstearat (Ph.Eur.)

Maisstärke

Montanglykolwachs

Poly(methacrylsäure, methylmethacrylat)

Povidon K 25

hochdisperses Siliciumdioxid

Sucrose

Talkum

Triethylcitrat

Farbstoff Gelborange S (E 110)

Farbstoff Titandioxid (E 171)


6.2 Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

2 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25ºC lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Originalpackungen mit 25 (N1), 50 (N2) und 100 (N3) überzogenen Tabletten


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.


7. Inhaber der Zulassung

HEXAL AG

Industriestraße 25

83607 Holzkirchen

Telefon: (08024) 908-0

Telefax: (08024) 908-1290

E-Mail: medwiss@hexal.com


8. Zulassungsnummer

6256.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

08.05.1985/08.05.2005


10. Stand der Information

August 2008


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig