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Nifurantin 50 Mg

Document: 05.11.2013   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittel / SPC)

1.    BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Nifurantin® 50 mg Tabletten

2.    QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

Wirkstoff: Nitrofurantoin 1 Tablette enthält 50 mg Nitrofurantoin.

Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.

3.    DARREICHUNGSFORM Tablette

Zum Einnehmen, gelb gefärbt.

4.    KLINISCHE ANGABEN

4.1    Anwendungsgebiete

Nifurantin® 50 mg ist zur Behandlung der folgenden Infektion, die durch Nitrofurantoin-empfindliche Erreger verursacht werden, angezeigt (siehe Abschnitte 4.3, 4.4 und 5.1):

-    Akute, unkomplizierte Zystitis der Frau

Für die folgenden Anwendungen darf Nifurantin® 50 mg nur verabreicht werden, wenn risikoärmere Antibiotika oder Chemotherapeutika nicht einsetzbar sind (siehe Abschnitte 4.3, und 4.4):

-    Suppressivtherapie chronisch-obstruktiver Harnwegsinfektionen bei Patienten mit angeborener oder erworbener Abflussbehinderung der Harnwege.

-    Reinfektionsprophylaxe chronisch rezidivierender aszendierender Harnwegsinfektionen.

Die offiziellen Richtlinien zum angemessenen Einsatz antibakteriell wirksamer Substanzen sind zu beachten.

4.2    Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung, bezogen auf den Wirkstoff Nitrofurantoin, richtet sich nach der Art der Behandlung.

Anwendungs

dauer

Tagesdosis Nitrofurantoin

Dosierung Nifurantin® 50 mg

a) Akuttherapie der

unkomplizierten

Zystitis

5-7 Tage (max. 7 Tage)

5 mg/kg KM

täglich 6 (-8) Tabletten in 3-4 Einzelgaben (alle 8-6 Stunden)

b) intermittierende Therapie

(Suppresivtherapie)

2-3x 14 Tage, mit 14tägigen Pausen (max. 3 Monate)

2-3mg/kg KM

täglich 2-4 Tabletten in 1-2 Einzelgaben

c) Rezidivtherapie

(Reinfektionsprophy

laxe)

max. 6

Monate (siehe Abschnitt 4.4)

1,2 mg/kg KM

abends 1(-2) Tabletten, nach dem letzten Wasserlassen mit etwas Flüssigkeit

Die Einnahme von Nifurantin® 50 mg erfolgt während oder nach einer Mahlzeit mit etwas Flüssigkeit.

Akute Hamwegsinfekte:

Kommt es bei Nifurantin® 50 mg zu Verträglichkeitsproblemen, kann die 3-mal tägliche Gabe von 2 Tabletten auf 6-mal täglich 1 Tablette verteilt werden.

Hinweise:

Nifurantin® 50mg Tabletten sind glutenfrei.

4.3    Gegenanzeigen

■    Überempfindlichkeit gegen Nitrofurantoin und andere Nitrofurane oder einen der sonstigen Bestandteile

■    Niereninsuffizienz jeden Grades

■    Oligurie oder Anurie

■    pathologische Leberenzymwerte

■    Mangel an Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase (Symptom: hämolytische Anämie)

■    Polyneuropathien

■    Schwangerschaft im letzten Trimenon

■    Frühgeborene und Säuglinge bis zum 3. Lebensmonat (wegen Gefahr der hämolytischen Anämie)

4.4    Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung_

Unter der Anwendung von Nitrofurantoin wurden akute, subakute oder chronische Lungenreaktionen, wie interstitielle Pneumonie, bis hin zu tödlich verlaufenden Lungenfibrosen beobachtet (siehe Abschnitt 4.8). Beim Auftreten von Lungenreaktionen wie z. B. Atemnot, Husten, Lungeninfiltrationen und Fieber, ist die Therapie sofort abzubrechen und es sind entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Eine Behandlung mit Kortikosteroiden wird empfohlen. Es darf kein Reexpositionsversuch durchgeführt werden.

Chronische Lungenreaktionen (diffuse interstielle Pneumonitiden sowie zum Teil tödlich verlaufende Lungenfibrosen) können sich schleichend entwickeln. Die Häufigkeit und Schwere dieser Reaktionen nimmt mit der Dauer der Anwendung zu.

Diese seltenen Reaktionen traten meist bei Patienten unter Langzeittherapie mit Nitrofurantoin über mehr als 6 Monate auf. Es wurde aber auch von Fällen bei kürzerer Anwendungsdauer oder bei intermittierender Anwendung berichtet.

Je früher diese Reaktionen erkannt und behandelt werden, desto eher sind diese reversibel. Die Patienten sind darauf hinzuweisen, sich ärztlichen Rat einzuholen, wenn sich Anzeichen und Symptome einer Lungenreaktion wie Atembeschwerden/Atemnot, Husten und Schmerzen im Brustkorb entwickeln. Nitrofurantoin darf daher in der Rezidivtherapie/Prophylaxe nicht länger als 6 Monate angewendet werden._

Nitrofurantoin ist nicht indiziert zur Behandlung von Pyelonephritis, Prostatitis oder irgendeiner systemischen Infektion.

Überwachungsmaßnahmen

Vor Verordnung von Nitrofurantoin sollten Nieren- und Leberfunktion überprüft werden, da bei Störungen dieser Funktionen mit erheblichen Nebenwirkungen zu rechnen ist.

Unter der Therapie mit Nitrofurantoin sind Kontrollen von Blutbild, Leber- und Nierenwerten notwendig. Besonders ist zu achten auf Erhöhung der Transaminasen, Nachweis von Antikörpern (SMA, ANA) sowie auf frühzeitige klinische Symptome von Leberschäden. Insbesondere bei längerer Anwendung bis zu 6 Monaten ist eine strikte Überwachung erforderlich.

Überempfindlichkeit.

Überempfindlichkeits- und allergische Reaktionen, einschließlich anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen, können bereits nach einer Einzeldosis auftreten (siehe Abschnitt 4.8) und können lebensbedrohlich sein. In diesen Fällen ist Nitrofurantoin abzusetzen und eine adäquate ärztliche Behandlung erforderlich.

Leberschäden

Unter der Anwendung von Nitrofurantoin wurde über Fälle von Hepatitis, Lebernekrose und tödlichem Leberversagen berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Beim Auftreten von Anzeichen und Symptomen einer Lebererkrankung (wie Appetitlosigkeit, Ikterus, dunkler Urin, Pruritus oder schmerzempfindliches Abdomen) sollte die Behandlung abgesetzt werden. Eine gelb-grüne oder braune Färbung des Urins ist häufig ohne klinische Bedeutung, sollte jedoch ärztlich abgeklärt werden,

Polyneuropathien

Es wurden Fälle von Polyneuropathie einschließlich optischer Neuritis (beruhend auf beobachteten neurologischen Symptomen wie Schmerz, Brennen, sensorische Störungen oder Muskelschwäche, allein oder in Kombination) bei Patienten, die mit Nitrofurantoin behandelt wurden, berichtet. Risikofaktoren wie Niereninsuffizienz, Anämie, Diabetes mellitus, Elektrolyt-Ungleichgewichte und Vitamin B-Mangel können das Auftreten verstärken. Die Behandlung mit Nitrofurantoin sollte bei Patienten, die Neuropathiesymptome entwickeln, einschließlich Schmerz, Brennen, Kribbeln, Benommenheit und/oder Schwäche, sofort abgebrochen werden, um der Entwicklung irreversibler Schädigung vorzubeugen (siehe Abschnitt 4.8). Bei Patienten mit vorbestehender Polyneuropathie darf Nitrofurantoin nicht eingesetzt werden (siehe Abschnitt 4.3).

Schwere Hautreaktionen

Unter der Verwendung von Nitrofurantoin wurde über Fälle von schweren Hautreaktionen (Erythema multiforme, Stevens-Johnson Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, DRESS Syndrom) berichtet (siehe Abschnitt 4.8). Beim Auftreten solcher Reaktionen ist die Therapie sofort abzubrechen, keinen Reexpositionsversuch durchführen.

Glukose-6-Phosphatdehydrogenasemangel / Hämolytische Reaktionen

Hämolytische Reaktionen unter der Behandlung mit Nitrofurantoin wurden bei Patienten mit Glucose-6-Phosphatdehydrogenasemangel berichtet. Bei Anzeichen einer Hämolyse muss die Behandlung abgebrochen werden. Patienten mit bekanntem Glucose-6-Phosphatdehydrogenasemangel dürfen Nitrofurantoin nicht einnehmen (siehe Abschnitt 4.3).

Kinder

Die Dosierung von Nitrofurantoin richtet sich nach Art der Behandlung und dem Körpergewicht. Nifurantin® 50 mg ist wegen des hohen Wirkstoffgehaltes für Kinder nicht geeignet. Für diese Patienten empfiehlt sich die Gabe von Nifuretten® (20 mg Nitrofurantoin).

Ältere Patienten

Nitrofurantoin darf bei älteren Menschen nur verordnet und angewendet werden, wenn zuvor durch einen Nierenfunktionstest eine Niereninsuffizienz ausgeschlossen wurde und keine Oligurie und Anurie vorliegt (siehe Abschnitt 4.3).

Schwangerschaft und Stillzeit

Im letzten Trimenon ist die Anwendung von Nitrofurantoin kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.3). In den ersten 6 Monaten der Schwangerschaft und in der Stillzeit darf Nifurantin® 50 mg nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich (siehe Abschnitt 4.6).

Kanzerogenität

Aufgrund der vorliegenden Daten zum genotoxischen Profil in vitro und in vivo (siehe Abschnitt 5.3) sollte Nitrofurantoin möglichst nicht dauerhaft angewendet werden, da ein therapeutisch relevantes mutagenes Potenzial derzeit zumindest nicht ausgeschlossen werden kann.

Interaktionen mit Laboruntersuchungen

Die Ergebnisse einiger Laboruntersuchungen, wie z. B. auf Glucose, Harnstoff, alkalische Phosphatase, Bilirubin oder Kreatinin können durch Nitrofurantoin falsch erhöht sein.

Patienten mit Zucker-Intoleranzen

Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Nifurantin® 50 mg nicht einnehmen.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Durch gleichzeitige Gabe von Antazida auf der Basis von Magnesium- oder Aluminiumsalzen sowie von Metoclopramid kann die Resorption von Nitrofurantoin vermindert werden.

Atropin und Propanthelin verzögern die Resorption und Elimination, erhöhen aber die Bioverfügbarkeit und die Wiederauffindungsrate im Harn. Harnalkalisierende Stoffe vermindern, harnansäuernde Mittel erhöhen die Wirksamkeit von Nitrofurantoin. Probenecid und Sulfinpyrazon führen durch Hemmung der Nitrofurantoinausscheidung zu einer Kumulation des Nitrofurantoins.

In vitro antagonisiert Nitrofurantoin die Wirksamkeit von Chinolonen. Eine gleichzeitige Gabe von Nitrofurantoin und Chinolonen sollte deshalb vermieden werden.

Da Nitrofurantoin möglicherweise mit Phenytoin interagiert, ist eine Kontrolle des Phenytoinspiegels erforderlich.

Orale Arzneimittel, insbesondere Kontrazeptiva

Die Anwendung von Nitrofurantoin kann zu Erbrechen und Durchfall führen (siehe Abschnitt 4.8). In diesem Fall kann die Wirksamkeit anderer eingenommener Arzneimittel, wie z. B. oraler Kontrazeptiva, beeinträchtigt werden. Bei Durchfall und Erbrechen sollten zur Empfängnisverhütung während und einen Monat nach der Behandlung zusätzlich ergänzende (nicht hormonelle), empfängnisverhütende Maßnahmen angewendet werden.

4.6    Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit

Es liegen keine hinreichenden Daten für die Anwendung von Nitrofurantoin bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien haben Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3). Das potentielle Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Nitrofurantoin passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über.

Die Anwendung in der Schwangerschaft ist während des letzten Trimenon kontraindiziert (Gefahr der hämolytischen Anämie beim Neugeborenen, siehe Abschnitt 4.3).

In den ersten 6 Monaten der Schwangerschaft und in der Stillzeit darf Nifurantin® 50 mg nicht angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich.

Unter der Einnahme von Nitrofurantoin kann es zu einer reversiblen Hemmung der Spermatogenese kommen (siehe Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen).

4.7    Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Durch Nebenwirkungen wie Schwindel, Ataxie oder Nystagmus (siehe Abschnitt 4.8) kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zur Bedienung von Maschinen beeinflusst werden.

4.8    Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt: Sehr häufig    (>1/10)

Häufig    (>1/100 bis <1/10)

Gelegentlich    (>1/1.000 bis <1/100)

Selten    (>1/10.000 bis <1/1.000)

Sehr selten    (<1/10.000)

Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).

Die folgenden Nebenwirkungen wurden beobachtet:

Sehr häufig

Häufig

Gelegentlich

Selten

Sehr selten

Unbekannte

Häufigkeit

Infektionen und parasitäre Erkrankungen

Super-Infektionen

durch

Pseudomonas-oder CandidaSpezies (auf den Urogenitaltrakt begrenzt)

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Blutbildveränderu ngen (z.B. Eosinophilie, Thrombozytopeni e, Agranulozytose und Neutropenie, Panzytopenie, akute

hämolytische Anämie, siehe Abschnitt 4.4)

Megaloblastäre

Anämie

Erkrankungen des Immunsystems

Autoimmunreakti onen (sog. Lupusähnliche Syndrome, „lupus-like syndromes“, mit Symptomen wie Exanthem, Arthralgie und Fieber);

anaphylaktischer Schock (siehe Abschnitt 4.4)

Psychiatrische Erkrankungen

Verwirrtheit, Depression, Euphorie und psychotische Reaktionen

Erkrankungen des Nervensystems

Schwindel;

Ataxie;

Nystagmus

Kopfschmerzen*

periphere Polyneuropathie n (inkl. optische Neuritis) mit den Symptomen Parästhesie und Sensibilitätsmind erung (siehe Abschnitt 4.4)

Erhöhung des

intrakraniellen

Drucks

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Lungenreaktionen : allergisches Lungenödem, interstitielle Pneumonie, Pleuritis, Atemnot, Husten und

Brustkorbschmer z (siehe Abschnitt 4.4)

Lungenfibrose (siehe Abschnitt 4.4),

Asthmaanfälle

Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes

gastrointestinale Beschwerden(Appetitlo sigkeit, Übelkeit, Erbrechen)

Diarrhoe*

Pankreatitis

infolge

Reexposition,

Parotitis

Leber- und Gallenerkrankungen

Leberreaktionen: reversible Cholestase bis zur chronisch aktiven oder

granulomatösen Hepatitis, Anstieg der

Transaminasen

Lebernekrosen mit tödlichem Leberversagen (siehe Abschnitt 4.4)

Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

allergische

Reaktionen:

Arzneimittelfiebe

r, Pruritus,

urtikarielle

Hautveränderung

en,

angioneurotisches

Ödem

Stevens-JohnsonSyndrom, LyellSyndrom (siehe Abschnitt 4.4), transitorische Alopezie

DRESS-Syndrom (siehe Abschnitt 4.4)

Erkrankungen der Nieren- und Harnwege

Kristallurie

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

reversible Hemmung der Spermatogenese

* besonders zu Therapiebeginn

Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: http://www.bfarm.de anzuzeigen.

4.9 Überdosierung

Symptome der Intoxikation

Bei Überdosierung oder individueller Überempfindlichkeit gegenüber Nitrofurantoin können verstärkt Nebenwirkungen, besonders Erbrechen, auftreten.

Therapie von Intoxikationen

Bei Aufnahme toxischer Mengen wird eine primäre Giftelimination empfohlen. Über die Art der Giftentfernung sollte nach Absprache mit einer Giftinformationszentrale entschieden werden. Alkalisierung des Urins fördert die Ausscheidung; Hämodialyse ist möglich. Die weitere Behandlung ist symptomatisch durchzuführen, bei polyneuritischen Beschwerden ist Vitamin B6 sinnvoll. Kontrollen der Leber- und Nierenfunktion sowie des Blutbildes sind empfehlenswert.

5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe

Nitrofurantoin ist ein Harnwegstherapeutikum aus der Gruppe der Nitrofurane.

ATC-Code

J01XE01

Wirkungsweise

Nitrofurantoin hat keine eigene antimikrobielle Aktivität. Es wird von bakteriellen Nitroreduktasen zur aktiven Verbindung metabolisiert. Die Reduktionsmetaboliten führen durch Adduktbildung mit der DNS zu teilweise deletären Strangbrüchen bzw. hemmen zahlreiche Stoffwechselaktivitäten durch Elektronenentzug.

Resistenzmechanismen

Die Resistenzmechanismen gegen Nitrofurantoin sind nur ansatzweise erforscht. Experimentelle Hinweise in resistenten Escherichia-coli-Isolaten deuten darauf hin, dass ein erniedrigter Gehalt an Nitroreduktasen mit einer verminderten Empfindlichkeit gegenüber Nitrofurantoin assoziiert ist.

Eine Kreuzresistenz von Nitrofurantoin mit den Antibiotika anderer Wirkstoffklassen besteht nicht.

Grenzwerte

Die Testung von Nitrofurantoin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:

EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte

Erreger

Sensibel

Resistent

Enterobacteriaceae 1

< 64 mg/l

> 64 mg/l

Staphylococcus spp. 1)

< 64 mg/l

> 64 mg/l

Enterococcus spp. 1)

< 64 mg/l

> 64 mg/l

Streptococcus spp. (Gruppen A, B, C, G) 1 2)

< 64 mg/l

> 64 mg/l

[) Nur unkomplizierte Harnwegsinfektionen

2) Gilt nur für Streptococcus agalactiae (Gruppe B Streptokokken)

Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland

Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen -lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Nitrofurantoin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Nitrofurantoin anzustreben.

Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien (Stand: Dezember 2012):

Üblicherweise empfindliche Spezies Aerobe Gram-positive Mikroorganismen

Enterococcus ^ faecalis_

Staphylococcus saprophyticus °_

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Escherichia coli


Von Natur aus resistente Spezies_

Aerobe Gram-negative Mikroorganismen

Morganella morganii_

Proteus mirabilis


Proteus vulgaris_

Pseudomonas aeruginosa Serratia marcescens


° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.

5.2    Pharmakokinetische Eigenschaften

Nitrofurantoin wird rasch und nahezu vollständig im Darm resorbiert und in alle Gewebe und Körperflüssigkeiten verteilt (einschließlich Muttermilch und Plazenta), ohne therapeutisch wirksame Spiegel im Serum und den meisten Geweben zu errreichen. Im Nierengewebe erreicht Nitrofurantoin Konzentrationen, wie sie für eine Abtötung von harnwegspathogenen Keimen benötigt werden.

Bei Gabe mit dem Essen verzögert sich die Resorption des Nitrofurantoins, wodurch die durch hohe initiale Serumkonzentrationen bedingten ZNS-Nebenwirkungen (Brechreiz und Schwindel) der Substanz abnehmen. Bei gleichzeitiger Einnahme mit dem Essen wird außerdem die Resorption von Nitrofurantoin erhöht.

Die Elimination von unverändertem Nitrofurantoin erfolgt hauptsächlich renal (40%), ein kleiner Teil wird auch durch die Galle ausgeschieden und der Rest zu inaktiven Metaboliten abgebaut.

Bei normaler Nierenfunktion werden bei Verwendung therapeutischer Dosen üblicherweise Urinspiegel zwischen 50 und 250 ^g/ml erreicht. Bakteriostatisch wirksame Konzentrationen lassen sich über 6-8 Stunden nachweisen.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion nehmen die Urinspiegel ab, und die Serumkonzentrationen können auf toxische Werte ansteigen. Es gibt eine annähernd lineare Beziehung zwischen dem Anteil an renal ausgeschiedenem Nitrofurantoin und der Kreatinin-Clearance.

In den Fäzes werden nur 2% des aktiven Nitrofurantoins wiedergefunden, und es werden auch nach Langzeittherapie keine nennenswerten Darmflora-Veränderungen beobachtet.

5.3    Präklinische Daten zur Sicherheit

Nitrofurantoin wirkt als Mutagen in Bakterien- und menschlichen Fibroblastenkulturen. Eine karzinogene Wirkung beim Menschen wurde nicht beobachtet, allerdings wird Nitrofurantoin im Organismus zu einem Metaboliten mit potentiell karzinogenen Eigenschaften abgebaut (Aminofurantoin).

Nitrofurantoin passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über. In tierexperimentellen Untersuchungen wurde eine erhöhte Missbildungsrate beobachtet.

6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1    Liste der sonstigen Bestandteile

Lactose- Monohydrat, Talkum, Maisstärke, Alginsäure, Magnesiumstearat (Ph.Eur.)

6.2    Inkompatibilitäten Bisher nicht bekannt.

6.3    Dauer der Haltbarkeit

2    Jahre in der Plastikflasche.

3    Jahre im Blister.

6.4    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Plastikflasche: Nicht über 25°C lagern. Das Behältnis im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht und Feuchtigkeit zu schützen.

Blister: Nicht über 25°C lagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht und Feuchtigkeit zu schützen.

6.5    Art und Inhalt des Behältnisses

Plastikflaschen aus Polypropylen in Faltschachteln mit 30, 40, 42, 50, 56, 60, 80, 84,

98,100,196 und 200 Tabletten.

PVC/PVDC/Aluminium-Blister in Faltschachteln mit 30, 40, 42, 50, 56, 60, 80, 84, 98, 100,196 und 200 Tabletten.

Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.

6.6    Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.

7.    INHABER DER ZULASSUNG

APOGEPHA Arzneimittel GmbH

Kyffhäuserstr. 27

01309 Dresden

Tel.: 03 51 / 3 36 33

Fax: 03 51/ 3 36 34 40

info@apogepha.de

www.apogepha.de

8.    ZULASSUNGSNUMMER

6338035.00.00

9.    DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG

5. Dezember 2005

10.    STAND DER INFORMATION

Juli 2013

11.    VERKAUFSABGRENZUNG

Verschreibungspflichtig

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