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Nitroxolin Forte

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Fachinformation

(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)


Nitroxolin forte

Wirkstoff: Nitroxolin



1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Nitroxolin forte

Wirkstoff: Nitroxolin


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

Eine Kapsel Nitroxolin forte enthält 250 mg Nitroxolin.


Hilfsstoffe: siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM

Weichkapsel


4. KLINISCHE ANGABEN

4.1. Anwendungsgebiete

Akute und chronische Infektionen der ableitenden Harnwege (z.B. Cystitis, Urethritis, Ureteritis) mit Nitroxolin-empfindlichen Bakte­rien und Sprosspilzen. Rezi­divprophylaxe.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Akute Harnwegsinfekte:

Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene 3 x täglich eine Kap­sel Nitroxolin forte ein.


Bei chronischen Harnwegsinfek­ten und zur Rezidivprophylaxe empfiehlt sich die tägliche Ein­nahme von 1-2 Kapseln Nitroxo­lin forte.


Nitroxolin forte Kapseln soll­ten über den Tag verteilt mit einem Glas Wasser möglichst vor den Hauptmahlzeiten einge­nommen werden. Bei besonderer Magenempfindlichkeit kann die Einnahme auch 1-2 Stunden nach einer Mahlzeit erfolgen.

Zur Rezidivprophylaxe empfiehlt sich die Einnahme abends vor der Nachtruhe.


4.3 Gegenanzeigen

Nitroxolin forte darf nicht eingenommen werden

- bei Überempfindlichkeit gegenüber Nitroxolin, Sojaöl, Ponceau 4R (E124) oder einem der sonsti­gen Bestandteile von Nitroxolin forte.

- bei schweren Nieren- und Leberfunktionsstö­run­gen.


Zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit, siehe Abschnitt 4.6.


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Bei längerfristiger Anwendung sollten die Leberwerte regelmäßig kontrolliert werden.


Sojaöl und Ponceau 4R (E124) können in seltenen Fällen schwere allergische Reaktionen hervor­rufen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Aufgrund theoretischer Überlegungen kann bei gleichzeitiger Einnahme hochdosierter Mineral­stoffpräparate mit Nitroxolin forte ein hemmender Einfluss auf die Wirksamkeit von Nitroxolin nicht ausgeschlossen werden.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Es liegen keine klinischen Daten zu einer Anwendung von Nitroxolin in der Schwangerschaft vor. Tierexperimentelle Studien zur Reproduktionstoxizität von Nitroxolin wurden nicht durchgeführt (siehe 5.3). Aufgrund der vorliegenden Daten zur Toxikologie kann jedoch ein neurotoxisches Risiko für den Fetus/Embryo nicht generell ausgeschlossen werden (siehe 5.3).

Daher darf Nitroxolin forte in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn aufgrund der individuellen Resistenzsituation (Antibiogramm) eine zwingende Indikation vorliegt.


Stillzeit

Da keine Daten zum Übertritt in die Muttermilch vorliegen, soll Nitroxolin forte während der Stillzeit nicht angewendet werden. Beim gestillten Säugling ist die Möglichkeit einer Beeinflussung der physiologischen Darmflora mit Durchfall oder Sprosspilzbesiedlung zu beachten. An die Möglichkeit einer Sensibilisierung sollte gedacht werden.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Nach bisherigen Erfahrungen hat Nitroxolin im Allgemeinen keinen Einfluss auf die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit. Sehr selten können allerdings Nebenwirkungen wie Schwindel und Gang­unsicherheit auftreten (siehe 4.8), die zu Risiken bei der Ausübung der genannten Tätigkeiten füh­ren können.


4.8 Nebenwirkungen

Häufig (≥ 1 % - < 10 %) können gastro­intesti­nale Beschwerden (z. B. Übelkeit, Erbrechen, Di­arrhoe) auftre­ten. Diese Erschei­nungen gehen meist wäh­rend der Behandlung zurück und erfordern im Allge­meinen keinen Therapie­ab­bruch.

Gelegentlich (≥ 0,1 % - < 1 %) treten allergische Hauterscheinungen (Rötung, Ju­cken) auf, die entweder passager sind oder sich nach Absetzen des Präparates zurückbilden.

Selten (≥ 0,01 % - < 0,1 %) wurden unter der The­ra­pie allergische Blutbildverände­rungen (Thrombozytopenie) beo­bachtet.

Sehr selten (< 0,01 %) können neurologische Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Kopfschmerz, Schwindel und Gangunsicherheit auftreten.


Hinweis:

Der Wirkstoff Nitroxolin hat eine intensiv gelbe Farbe. Selten (≥ 0,01 % - < 0,1 %) kann es zu einer geringfügi­gen Ausscheidung der Wirksubstanz mit dem Schweiß kommen. Dies kann zu einer unbedenklichen und vorübergehenden Gelbfärbung von Haut, Haaren, und Nägeln führen. Sehr selten (< 0,01 %) ist auch eine vorübergehende Gelbfärbung der Skleren möglich.


Sojaöl und Ponceau 4R (E124) können in seltenen Fällen (≥ 0,1 % - < 1 %) schwere allergische Reaktionen hervor­rufen.


4.9 Überdosierung

Trotz der vielfältigen Anwendung von Nitroxolin ist erst ein Fall ei­ner akuten (in suizidaler Absicht herbeigeführten) Überdosierung mit 5.000 mg Nitro­xolin bekannt geworden. Zum Zeitpunkt ihrer stationären Auf­nahme war die Patientin müde, jedoch bewusst­seinsklar und voll orientiert. Es wurden keine weiteren Intoxikati­onssymptome festgestellt. Ohne dass weitere Maßnahmen er­grif­fen wurden, erholte sich die Pa­ti­entin.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

ATC-Code: J01XX07

Pharmakotherapeutische Gruppe: Harnwegstherapeutikum


Nitroxolin ist ein Chelatbildner für zweiwertige Kationen. In therapeu­tisch erreichbaren Konzentra­tio­nen wirkt die Substanz bakterizid gegenüber den meisten gramne­gativen und grampositiven bakte­riellen Erregern von Harnwegsinfektionen. Auch My­koplasmen (M. hominis, Urea­plasma urealyticum) sind sensitiv gegenüber Nitroxolin. Pseudomonaden sind als resistent anzusehen. Uneinheitliches Resistenzverhalten zeigen Acinetobacter spp., Enterococcus spp. und Serratia spp.

Das Wirk­spektrum umfasst fer­ner mykoti­sche Erreger, so z.B. human­pathogene Arten der Gat­tung Candida. Dabei beruht der Wirkmechanismus auf einer se­lektiven Hemmung bestimmter Enzyme, insbesondere der RNA-Polymerase.


Subinhibitorische Konzentratio­nen (kleiner MHK/32) inhibieren bereits die bakterielle Adhäsion. Da dies der zentrale und initiie­rende Schritt einer Harnwegsin­fektion ist, eignet Nitroxolin sich zur Infektions- und Re­zidivprophylaxe.


Die physiologische Darmflora wird durch die orale Applikation von Nitroxolin nicht beeinträch­tigt.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Oral appliziertes Nitroxolin wird rasch und nahezu vollständig im Darm resorbiert. 15 – 30 Minuten nach einer oralen Gabe von Nitroxolin ist der Wirk­stoff im Blut nachweisbar. Maximale Plasmaspiegel werden nach 1 – 1,5 Stunden erreicht.


Wirksame Serum- oder Gewebe­spiegel werden nicht nachgewie­sen, mit Ausnahme der Pros­tata, in der nach höherer Dosie­rung therapeutisch wirksame Nitroxolin-Spiegel gefunden wur­den. Die Plasmaeiweißbindung beträgt ca. 10 %.


Die Elimination erfolgt größtenteils renal, überwiegend in Form von glucuronierten und sulfatierten Konjugaten. Die mittlere Halbwertszeit im Urin beträgt ca. 2 Stunden. Bei mäßig eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin im Serum bei 2 mg/100 ml) er­folgt die Aus­scheidung zeitlich verzögert, kli­nisch wirksame Urinspiegel wer­den jedoch erreicht. Bei stärkerer Niereninsuffizienz (Kreatinin im Serum > 2 mg/100 ml) ist die Elimina­tion von Nitroxolin und damit die klinische Wirksam­keit nicht mehr gewährleistet.

Unter extremen Bedingungen (z.B. Sauna) kann Nitroxolin in gerin­gen Mengen auch über den Schweiß ausgeschieden werden.

Im Urin werden nach 1 – 2 Stunden bakteriologisch aktive Konzentrationen erreicht.


Bioverfügbarkeit

Eine im Jahr 1992 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung erbrachte folgende Ergebnisse:


Plasmakonzentrationen im Vergleich zum Referenzpräparat (Pilotuntersuchung an 3 Probanden):

Parameter

Testpräparat

Nitroxolin Kapsel 250 mg

Referenzpräparat

Nitroxolin Suspension 250 mg

Cmax [µg/ml]

6,09 – 7,78

6,17 – 9,56

tmax [h]

1,02 – 1,52

1,50 – 2,50

AUC0-∞ [µg·h/ml]

15,11 – 17,68

14,43 – 20,08


Urinspiegelverläufe nach Gabe von 250 mg Nitroxolin (Nitroxolin forte Kapsel bzw. Nitroxolin Suspension) bei 24 Probanden (Konzentrations-Zeit-Diagramm):


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

In den Untersuchungen zur akuten und chronischen oralen Toxizität von Nitroxolin an Maus, Ratte, Katze und Hund wurden dosisabhängige neurotoxische Symptome beschrieben. Hohe Dosen führten bei Nagern zu pathomorphologischen Veränderungen in den motorischen Neuronen des Rückenmarks und im peripheren Nervensystem. Weitere toxische Wirkungen von Nitroxolin bedingten dosisabhängige pathomorphologische Veränderungen in den parenchymatösen Organen.

In einer Studie zur Langzeitanwendung hoher Dosierungen wurden bei Ratten Katarakte beobachtet. In anderen Studien und bei anderen Tierspezies wurden solche Effekte jedoch nicht beobachtet.


Bisherige in-vitro- und in-vivo-Tests zur genetischen Toxikologie verliefen negativ.


Langzeituntersuchungen zum kanzerogenen Potential liegen nicht vor.


Es wurden keine relevanten tierexperimentellen Studien zur Reproduktionstoxizität von Nitroxolin durchgeführt.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Hilfsstoffe

Gelbes Wachs, hydriertes Sojaöl (Ph. Eur.), partiell hydriertes Sojaöl (DAB), entölte Phospholipide aus Sojabohnen, mittelkettige Triglyce­ride, 3-Ethoxy-4-hydroxybenzaldehyd, 1-(4-Methoxy­phe­nyl)etha­non, Gelatine, Glycerol, gereinigtes Wasser, Titandioxid (E 171), Ponceau 4R (E 124).


6.2 Inkompatibilitäten

bisher keine bekannt


6.3 Dauer der Haltbarkeit

Nitroxolin forte Kapseln sind 3 Jahre haltbar.

Nach Ablauf des Verfalldatums soll das Arz­nei­mittel nicht mehr angewandt werden.


6.4 Besondere Lagerungshinweise

Nicht über 30 °C lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

PVC/Aluminium-Blisterpackungen in Faltschachteln


Packungsgrößen:

20 Kapseln (N1)

50 Kapseln (N2)

100 Kapseln (N3)


6.6 Hinweise für die Handhabung

Nitroxolin ist von gelber Farbe. Da der Wirkstoff über den Urin ausgeschieden wird, führt dies zu einer unbedenklichen Gelbfär­bung des Harns. Verfärbungen der Unterwäsche werden bei nor­malem Waschvorgang wieder entfernt. Wäsche aus Synthetik­fasern sollte während einer Behand­lung mit Nitro­xolin forte vor­sorglich nicht getragen wer­den.


7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER

Chephasaar

Chem.-pharm. Fabrik GmbH

Mühlstr. 50

66386 St. Ingbert

Tel.: (06894) 971-0

Fax: (06894) 971-199


Mitvertrieb

Rosen Pharma GmbH

Kirkeler Str. 41

66440 Blieskastel


Vertrieb

MIP Pharma GmbH

Kirkeler Str. 41

66440 Blieskastel


8. ZULASSUNGSNUMMER

6143515.01.00


9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

31.01.2005


10. STAND DER INFORMATION

März 2005


11. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht

Verschreibungspflichtig