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Norfluxx

Document: 23.08.2004   Fachinformation (deutsch) change

E.-Nr. 2 142 235

2727

FA Anlage 3


zum Zulassungsbescheid Zul.-Nr. 42235.00.00



FB Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben




FC F a c h i n f o r m a t i o n

(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)



FD 1. Bezeichnung des Arzneimittels


norfluxx


Wirkstoff: Norfloxacin



FG 2. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge)


Eine Filmtablette enthält 400 mg Norfloxacin.



3. Darreichungsform


Filmtablette



4. Klinische Angaben


FM 4.1 Anwendungsgebiete


norfluxx ist ein bakterizides Antibio­tikum/Chemo-therapeutikum mit breitem Wirkungsspektrum zur Therapie folgender Infektionen, sofern diese durch Norfloxacin-empfindliche grampositive oder gramnegative aerobe Bakterien hervorgerufen werden und einer oralen Therapie zugänglich sind:


akute oder chronische komplizierte wie auch unkomplizierte Infektionen der oberen und unteren Harnwege (dazu gehören: Cystitis, Pyelitis, Cystopyelitis, Pyelonephritis)


chronische bakterielle Prostatitis


Harnwegsinfektionen im Zusammenhang mit chirur­gischen und urologischen Eingriffen oder Nephrolithiasis


akute Gonorrhoe (mit Penicillinase produzierenden und nicht Penicillinase produzierenden Neisseria genorrhoeae-Stämmen)


bakterielle Enteritiden.


Bei immunsupprimierten Patienten mit schwerer Neutro­penie kann norfluxx zur Prophylaxe von Infektionen mit gramnegativen Bakterien eingesetzt werden. Norfloxacin unterdrückt die endogene aerobe Darmflora, die bei Patienten mit Neutropenie eine Sepsis verursachen kann.



4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Die Dosierung richtet sich nach der Empfindlichkeit der Erreger und der Schwere der Erkrankungen. Die Empfind­lichkeit des krankheitsauslösenden Keims gegen Norfloxacin sollte überprüft werden. Trotzdem kann die Therapie mit Norfloxacin schon begonnen werden, bevor die Ergebnisse des Empfind­lichkeitstests vorliegen. Vor Beginn einer solchen kalkulierten Therapie sollte jedoch Material zur Erregerdiagnostik gewonnen werden, um die Therapie bei Nichtansprechen gegebenenfalls modifizieren zu können.



Dosierung


Diagnose

Dosierung

Therapiedauer


Unkomplizierte akute Cystitis


2 mal 400 mg pro Tag


3 Tage


Harnwegsinfektionen


2 mal 400 mg pro Tag


7 - 10 Tage1)


Chronisch rezidivierende Harnwegsinfektionen


2 mal 400 mg pro Tag


bis zu 12 Wochen2)


Prophylaxe von gram­negativen Infektionen bei immunsupprimierten Patienten mit schwerer Neutropenie


2 bis 3 mal
400 mg pro Tag


Dauer der Neutropenie­ 3)


Bakterielle Prostatitis


2mal 400 mg pro Tag


4 Wochen

Bakterielle Enteritiden

2mal 400 mg pro Tag

5 Tage

Akute Gonorrhoe

1mal 2 Film­tabletten
(800 mg) pro Tag

1 Tag
(Einmalgabe)


1) Bestimmte Symptome einer Harnwegsinfektion wie zum Beispiel Brennen bei der Miktion oder Fieber und Schmerzen bessern sich bereits nach 1 bis 2 Tagen. Trotzdem sollte die volle empfohlene Therapiedauer eingehalten werden.


2) Wenn ein adäquater Therapieerfolg in den ersten vier Wochen erzielt wird, kann die Dosis auf eine Tablette norfluxx pro Tag reduziert werden.


3) Es liegen zur Zeit keine Erkenntnisse über eine Therapiedauer von mehr als 8 Wochen vor.



Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nieren­funktion


Norfloxacin ist zur Behandlung von Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion geeignet. Bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance  30 ml/min x 1,73 m2beträgt die empfohlene Dosis einmal täglich eine Tablette norfluxx.


Dosierung bei älteren Patienten


In pharmakokinetischen Studien ergaben sich keine Hin­weise auf eine veränderte Pharmakokinetik von Norflox­acin bei älteren Patienten. Es wurde lediglich eine geringfügige Verlängerung der Plasmahalbwertszeit

beobachtet. Sofern keine Einschränkung der Nieren­funktion vorliegt, ist eine Anpassung der Dosierung bei älteren Patienten daher nicht erforderlich.




Art der Einnahme


norfluxx kann auf nüchternen Magen mit Flüssigkeit oder auch zu den Mahlzeiten eingenommen werden.


Die Filmtabletten werden vorzugsweise morgens und abends eingenommen. Bei täglich nur einer Einnahme sollte diese stets zur gleichen Tageszeit erfolgen.



FN 4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegen Norfloxacin oder einen der sonstigen Bestandteile von norfluxx oder gegen verwandte Wirkstoffe aus der Gruppe der Chinolonderivate.


Norfloxacin ist kontraindiziert bei Patienten mit anamnestisch bekannter Tendinitis oder Sehnenruptur im Zusammenhang mit einer Chinolontherapie.


Anwendung bei Patienten mit Epilepsie und anderen Störungen des zentralen Nervensystems


Bei Epileptikern und Patienten mit bestehenden Erkran­kungen des ZNS (z.B. eine geringe Krampfschwelle, bekannte Krampfleiden, verminderte cerebrale Durch­blutung, Veränderungen in der Hirnstruktur oder Schlag­anfall) sollte Norfloxacin nur bei ausge-glichenem Nutzen-Risiko-Verhältnis angewandt werden, da bei diesen Patienten Nebenwirkungen auf das ZNS nicht aus­geschlossen werden können.


Anwendung bei eingeschränkter Nierenfunktion


Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion sind Vor‑ und Nachteile des Einsatzes von norfluxx im Einzelfall sorg­fältig abzuwägen (siehe Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung). Die Konzen­tration von Norfloxacin im Urin kann sich bei stark eingeschränkter Nierenfunk­tion verringern, da Norfloxacin vorwiegend renal ausge­schieden wird.




Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit und bei Kindern und Jugendlichen im Wachstumsalter


Norfloxacin darf Kindern oder Jugendlichen im Wachstums­alter oder während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht verordnet werden, da die Wirksamkeit und Unbedenk­lich­keit für diese Gruppe von Patienten bis jetzt noch nicht ausreichend nachgewiesen ist. Basierend auf Ergeb­nissen aus Tierversuchen kann eine Schädigung der Gelenkknorpel im wachsenden Körper nicht vollständig ausgeschlossen werden (siehe auch Abschnitt 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit).



FQ 4.4 Warnhinweise; Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Lichtempfindlichkeit


Bei der Einnahme von Norfloxacin oder anderer Arzneistoffe aus der Gruppe der Chinolone kann es zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit kommen. Während der Behandlung ist längere und stärkere Sonnen­bestrahlung zu vermeiden. Ebenso sollte in dieser Zeit auf die Benutzung von Solarien verzichtet werden. Die Therapie sollte beendet werden, wenn Anzeichen einer Photosensibilisierung auftreten.


Sehnenentzündung und/oder Sehnenruptur


Wie bei anderen Arzneistoffen aus der Gruppe der Chinolone wurden auch nach der Anwendung von Norfloxacin in einigen seltenen Fällen Sehnenentzündungen und/oder Sehnenrisse beobachtet (insbesondere der Achillessehne). Besonders betroffen waren ältere Patienten und Patienten unter Corticoid-Therapie. Beim ersten Anzeichen von Schmerzen oder Entzündungen sollte der Patient die betroffenen Gelenke ruhigstellen und einen Arzt konsultieren. Kann eine Tendinitis oder Sehnenruptur nicht ausge­schlossen werden, ist die Behandlung mit Norfloxacin abzubrechen.


Myasthenia gravis


Norfloxacin kann eine (unter Umständen bisher un­bekannte) Myasthenia gravis demaskieren, wodurch eine lebensbedrohliche Insuffizienz der respiratorischen Muskulatur ausgelöst werden kann.

Beim Auftreten von Luftnot unter der Therapie mit Norfloxacin sollten sofort entsprechende Vorsichts- und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.



G6PD (Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase)-Mangel


Bei Patienten mit latentem oder manifestem G6PD-Mangel können wie bei anderen Chinolonen hämolytische Reak­tionen auftreten.



FP 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Mitteln


Norfloxacin hemmt das Enzym CYP 1 A2, wodurch es zu Wechsel­wirkungen mit anderen Pharmaka, die durch dieses Enzym metabolisiert werden, kommen kann.


Nitrofurantoin

Zwischen Norfloxacin und Nitrofurantoin konnte ein in‑vitro‑Antagonismus gezeigt werden. Die gleich-zeitige Gabe von Norfloxacin und Nitrofurantoin ist deshalb zu vermeiden.


Probenecid

Probenecid vermindert die Ausscheidung von Norfloxacin im Urin, beeinflusst aber nicht dessen maximale Serum­konzentra­tion.


Theophyllin

Bei gleichzeitiger Gabe von Theophyllin und Chinolonen wurde über erhöhte Theophyllin-Spiegel im Plasma berichtet. Vereinzelt wurden durch Theophyllin verur­sachte Nebenwirkungen auch bei gleichzeitiger Gabe von Norfloxacin und Theophyllin mitgeteilt. Deshalb sollte die Theophyllinkonzentration im Plasma kontrolliert und gege­benen­falls die Dosierung von Theophyllin angepasst werden.


Coffein

Unter Chinolonen - einschließlich Norfloxacin - kommt es zu einer Hemmung des Coffein­abbaus. Dies kann zu einer verringerten Ausscheidung und zu einer verlängerten Plasma-Halbwertszeit von Coffein führen.

Dies ist beim Konsum von Kaffee sowie bei der Einnahme von coffeinhaltigen Medikamenten (z. B. bestimmte Analgetika) zu beachten.



Ciclosporin

Berichtet wurde über einen Ciclosporin-Anstieg im Serum bei gleichzeitiger Gabe von Norfloxacin. Die Ciclospo­rin-Konzentration im Serum sollte deshalb über­wacht werden und es sollte ggf. eine entsprechende Dosis­anpassung durchgeführt werden.


Warfarin

Chinolone - einschließlich Norfloxacin - können die Wirkung des oralen Antikoagulans Warfarin oder seiner Derivate (z. B. Phenprocoumon, Acenocoumarol) verstär­ken. Werden diese Arzneimittel gleichzeitig gegeben, sollten die Prothrombinzeit oder andere geeignete Gerinnungsparameter eingehend überwacht werden.


Hormonale Kontrazeptiva ("Pille")

In seltenen Fällen kann unter der Therapie mit Anti­biotika die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkungen von oralen hormonalen Kontrazeptiva ("Pille") in Frage gestellt sein. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nichthormonale empfängnis-verhütende Maßnahmen anzuwenden.


Fenbufen

Untersuchungen an Tieren zufolge kann die gleich-zeitige Gabe von Chinolonen mit Fenbufen zu Krampf-anfällen führen. Die gleichzeitige Gabe von Chinolonen mit Fenbufen sollte deshalb vermieden werden.


Verschiedene Präparate (Eisen-Präparate, Antazida und Produkte die Magnesium, Aluminium, Calcium oder Zink enthalten)

Calciumpräparate, Multivitaminpräparate, die Calcium enthalten oder andere Präparate, die Eisen oder Zink enthalten sowie Antazida oder Sucralfat sollen nicht gleichzeitig mit norfluxx eingenommen werden, weil es sonst zu einer verringerten Resorption von Norfloxacin mit der Folge erniedrigter Konzentra­tion in Serum und Harn kommen kann. Dies gilt auch für orale Nähr­lösungen und größere Mengen von Molkereiprodukten (Milch oder flüssige Milchprodukte wie Joghurt). norfluxx sollte entweder 2 Stunden vorher oder mindestens 4 Stunden nach der Aufnahme solcher Produkte eingenommen werden.



4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft


norfluxx darf Schwangeren nicht ver­ordnet werden, da keine ausreichenden Erfahrungen über die Sicherheit der Anwen­dung von Norfloxacin bei dieser Personengruppe vor­liegen.


Tierversuche haben keinen Hinweis auf teratogene Wirkun­gen ergeben. Norfloxa­cin - wie auch andere Chinolon­antibiotika - hat in Tierversuchen Gelenkknorpel­schädi­gungen beim noch nicht erwachsenen Organismus verur­sacht. Norfloxacin tritt in das Nabelschnurblut und das Fruchtwasser über.


Stillzeit


Während der Stillzeit darf norfluxx nicht verordnet werden, da nicht bekannt ist, ob Norfloxacin - wie andere Chinolonantibiotika - in die Muttermilch übergehen kann.



4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


norfluxx kann auch bei bestimmungs­gemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, daß die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedie­nen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn, Dosis-erhöhung und evtl. bei Präparatewechsel sowie im Zusammen­wirken mit Alkohol.



FO 4.8 Nebenwirkungen


Gelegentlich (0,1% - 1%)


Haut

Exanthem


Verdauungstrakt

Bauchschmerzen und -krämpfe, Übelkeit.


Nervensystem/Psyche

Kopfschmerzen, Schwindel und Benommenheit.


Selten (0,01% - 0,1%)


Verdauungstrakt

Leichte Magenbeschwerden, Sodbrennen, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit, pseudomembranöse Colitis, Pankreatitis, Hepatitis.


Nervensystem/Psyche

Müdigkeit, Veränderungen der Stimmungslage, Parästhesien, Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Depression, Angstgefühl, Nervosität, Reizbarkeit, Euphorie, Desorientierung, Halluzinationen, Verwirrt­heit, Polyneuropathie einschließlich Guillain-Barré Syndrom, Krampfanfälle.


Herz-Kreislaufsystem

Palpitationen.


Haut

Schwere Hautreaktionen, exfoliative Dermatitis, Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syn­drom und Erythema exsudativum multiforme, Photosensibilisierung, Juckreiz.


Überempfindlichkeit

Überempfindlichkeitsreaktionen wie Anaphylaxie, Angio­ödem, Urtikaria, interstitielle Nephritis, Petechien, hämorrhagische Bullae und Papeln mit Krustenbildung als Ausdruck einer Gefäßbeteiligung (Vaskulitis).


Sinnesorgane

Sehstörung, vermehrter Tränenfluss, Tinnitus.


Bewegungsapparat/Skelett und Muskulatur

Arthritis, Myalgie, Arthralgie,Tendinitis, Tendo­vaginitis.


Selten (0,01% - 0,1%) wurden unter Therapie mit Wirk­stoffen aus der Gruppe der Fluorchinolone und u. a. auch mit Norfloxacin Entzündungen der Achillessehne beobach­tet. Diese können zum Achillessehnenriß führen (s. auch unter Pkt. 4.4 Warnhinweise).


Mögliche Demaskierung bzw. Verschlimmerung einer Myastenia gravis ist möglich. (s. a. Abschnitt Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung)


Blut

Hämolytische Anämie. (s. a. Abschnitt Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung)



Urogenitaltrakt

Vaginale Candidiasis.


Laborwerte und hämatologische Parameter:


Gelegentlich (0,1% - 1%): Leukopenie, Neutropenie, Eosinophilie, Erhöhung der SGOT, SGPT und der alkalischen Phosphatase.


Selten (0,01% - 0,1%): Thrombozytopenie, Erhöhung von Serum-Bilirubin, -Harnstoff und -Creatinin




Gegenmaßnahmen bei Nebenwirkungen


Folgende seltene (0,01% - 0,1%) Nebenwirkungen (nähere Erläuterungen zu diesen Nebenwirkungen siehe oben) können unter Um­ständen akut lebensbedrohlich sein:


Pseudomembranöse Colitis:


Hier muss eine Beendigung der Therapie mit norfluxx in Abhängigkeit von der Indikation erwogen und sofort eine angemessene Therapie ein­geleitet werden (z. B. Einnahme von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit klinisch erwiesen ist).


Arzneimittel, welche die Darmperistaltik hemmen, dürfen nicht eingenommen werden.


Schwere akute Überempfindlichkeitsreaktion (z. B. Anaphylaxie):


Die Therapie mit norfluxx muss sofort abgebrochen und die entsprechenden Notfallmaßnahmen müssen eingeleitet werden (z. B. Gabe von Antihistaminika, Korti­kosteroiden, Sympathomimetika und ggf. Beatmung).


Auftreten von (epilepsieähnlichen) Krampfanfällen:


Die üblichen, entsprechenden Notfallmaßnahmen sind angezeigt (z. B. Atemwege freihalten, Gabe von Antikonvulsiva wie Diazepam oder Barbiturate).


Hinweis zur Verkehrstüchtigkeit und zum Bedienen von Maschinen (siehe Pkt. 4.7)



4.9 Überdosierung


Erfahrungen mit Überdosierungen von Norfloxacin liegen bisher nicht vor.


Im Fall einer vor kurzem eingetretenen, akuten Über­dosierung sollte der Patient angehalten werden, Calcium-haltige Lösungen zu trinken, um Norfloxacin in einen Calcium-Komplex zu transformieren, welcher nur in sehr geringem Maße aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert wird. Der Patient ist sorgfältig zu beobachten und sollte, falls nötig, symptomatische sowie unterstützende Behandlung erhalten. Für eine aus­reichende Flüssigkeitszufuhr ist zu sorgen.



FV 5. Pharmakologische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe/ATC-Code J01 MA 06

Gyrasehemmer, Fluorochinolon, Antibiotikum/ Chemotherapeutikum



5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Allgemeine Eigenschaften

Norfloxacin weist bakterizide Wirkung auf und hemmt die Synthese der bakteriellen Desoxyribo­nuklein­säure (DNS). Ein Enzym, die sogenannte DNS-Gyrase, spielt in diesem Prozeß eine Schlüsselrolle.


Auf molekularer Ebene spielen sich unter dem Einfluss von Norfloxacin bei Bakterien, untersucht an Escherichia coli, drei spezifische Vorgänge ab:


1. Hemmung der ATP-abhängigen Quartärstrukturierung (supercoiling reaction) der DNS, katalysiert durch DNS-Gyrase,


2. Hemmung der Relaxation überspiraliger DNS,


3. Beschleunigung des Bruchs der doppelsträngigen DNS.



Grenzkonzentrationen:

Zur Unterscheidung zwischen empfindlichen Erregern (S), solchen mit intermediärer Empfindlichkeit (I) und resistenten Erregern (R) werden folgende MHK-Werte als Grenzkonzentrationen (Breakpoints) vorgeschlagen:


Interpretation

NCCLS*

MHK

(mg/l)

DIN 58940

MHK

(mg/l)

empfind­lich

4

1

intermediäre Empfind­lich­keit

8

2

resistent

16

4


* National Committee for Clinical Laboratory Standards.


Diese Angaben zur Empfindlichkeit gelten nur für aus Urin- und Stuhlproben isolierte Erreger.

Neisseria gonorrhoeae und aus Prostatasekret und Geweben isolierte Erreger sind bei einem MHK-Wert
1,0 mg/l als resistent gegen Norfloxacin anzusehen.



Sensitivität:


Wirkspektrum von Norfloxacin in Hinblick auf die im Abschnitt "Anwendungsgebiete" genannten Indikationen:


Neisseria gonorrhoeae (einschließlich Penicillinase produzierender Stämme) fällt bei evtl. vorhandenen geographischen Unterschieden der Empfindlichkeit grundsätzlich in das Wirkspektrum von Norfloxacin. Aufgrund der generell bekannten Resistenzlage bei Fluorchinolonen kann auch davon ausgegangen werden, daß Norfloxacin in der Regel wirksam ist gegen Erreger von Harnwegsinfektionen wie E. coli, Enterobacter spp., Klebsiellen, Proteus spp., Pseudomonas aeruginosa und Serratia marcescens. Weiterhin kann Norfloxacin als in der Regel wirksam angesehen werden bei Erregern von Enteritiden wie entsprechenden Stämmen von E. coli, Enteritis-Salmonellen und Campylobacter spp.

Norfloxacin ist mäßig aktiv gegen einzelne Stämme von Ureaplasma urealyticum. Bei Enterococcus faecalis und insbesondere bei Enterococcus faecium ist mit höheren bis hohen Resistenzquoten zu rechnen.

Norfloxacin ist nicht wirksam gegen obligat anaerobe bakterielle Erreger wie Actinomyces spp., Bactero-ides spp., Clostridium spp. (Ausnahme einzelne Stämme von C. perfringens), Peptostreptococcus spp.

Norfloxacin ist auch unwirksam gegen Stenotro-phomonas maltophilia sowie Chlamydia trachomatis.


Da die Prävalenz erworbener Resistenzen bei bestimmten Erregern sowohl geographisch als auch im Laufe der Zeit durchaus Schwankungen unterworfen sein kann, sollte die jeweils aktuelle örtliche Resistenzlage insbesondere bei der Behand­lung schwerer Infektionen stets überprüft werden. Die hier gemachten Angaben sind lediglich als Anhalts­punkt für den Grad der Wahrscheinlichkeit zu verstehen, mit der bestimmte Erreger gegenüber Nor­floxacin empfindlich sind.


Die Daten der folgenden Tabelle stellen aktuelle Resistenzaspekte von Norfloxacin dar und sind synoptisch mit der Textinfor­mation zum Wirkspektrum und zur Resistenzsituation zu inter­pretieren.

Für die Grenzwerte wurde die oben angegebene DIN-Norm zugrunde gelegt.


Mikroorganismus

Erworbene Resistenz in Europa [%]

sensitiv


aerob gram-positiv


Staphyloccoccus aureus

0-15

Staphyloccoccus saprophyticus


Staphyloccoccus saprophyticus in vivo

0,0


aerob gram-negativ


Campylobacter spp.

6,1

Citrobacter diversus


Citrobacter freundii


Citrobacter spp.


Enterobacter aerogenes


Enterobacter cloacae


Enterobacter spp.


Escherichia coli


Klebsiella pneumoniae


Klebsiella oxytoca


Morganella morganii


Neisseria gonorrhoeae

0,4

Proteus mirabilis


Proteus vulgaris


Proteus rettgeri


Pseudomonas aeruginosa


Salmonella spp.


Serratia marcescens


Serratia spp.


Shigella spp.


Vibrio cholerae


Yersinia enterocolitica




intermediär


aerob gram-positiv


Staphyloccoccus epidermidis

40

Enterococcus faecalis




resistent


aerob gram-positiv


Staphyloccoccus haemolyticus


Enterococcus faecium



aerob gram-negativ


Acinetobacter baumannii

93,3





Korrelation zwischen der Empfindlichkeit in vivo und in vitro


Bei dem oben aufgeführten Wirkunsspektrum von Norfloxacin handelt es sich bis auf eine Ausnahme um in-vitro Daten. Eine Aussage über die klinische Wirksamkeit des Wirkstoffes gegenüber den als sensitiv, intermediär bzw. resistent beurteilten Erregern ist mit in-vitro-Daten nicht notwendigerweise verbunden.

Eine Auswertung aller bislang mit Norfloxacin gemachten klinischen Erfahrungen belegt jedoch gute Übereinstimmung zwischen in vitro durchge­führten Empfindlichkeitstests und antibakterieller bzw. klinischer Wirk­sam­keit.


Weitere Informationen


Parallelresistenz besteht teilweise mit anderen Fluorchinolonen.

Im Allgemeinen besteht mit strukturell nicht ver­wandten Substanzen wie Penicillinen, Cephalospo-rinen, Tetrazyklinen, Makrolidantibiotika, Amino-glykosiden und Sulfonamiden, 2,4-Diaminopyrimidinen bzw. Kombi­nationen aus diesen Substanzen (z. B. Cotrimoxazol) keine Parallelresistenz.

Methicillin-resistente Staphylokokken sind jedoch meistens auch gegen Fluorchinolone resistent.


Erworbene Resistenz bei Chinolonen ist bedingt durch chromosomale Mutationen oder evtl. selten Plasmid-vermittelt. Veränderungen der DNS-Gyrase (A-Unter­einheit), Veränderungen der Permeabilität der äußeren Membran oder aktive Efflux-Vorgänge werden u. a. als Mechanismen der Norfloxacin-Resistenz bei verschiedenen Bakterienarten beschrieben.



FY 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Resorption


Nach oraler Gabe wird Nor­floxacin rasch resorbiert. Bei gesunden Probanden werden mindestens 30-40% einer oral verabreichten Dosis resorbiert.


Verteilung


Innerhalb von 1-1,5 h nach oraler Gabe von 400 mg Norfloxacin wurden Serumspiegel zwischen 0,84 und 1,64 mg/l gemessen. Der Zeitpunkt der maximalen Plasma­konzentration (tmax) lag zwischen 0,75 und 2,0 h. Die Serumhalbwertszeit beträgt bei gesunden Probanden dosisunabhängig im Mittel 3-4 h.


In verschiedenen Körperflüssigkeiten und -geweben wurden 1-4 h nach Gabe von zwei Dosen von  400 mg Nor­floxacin mittlere Konzentrationen in einem Bereich von 1,6 - 7,3 µg/g gemessen:


Das scheinbare Verteilungsvolumen (Vd) beträgt ca. 223 97 l.


Protein­bindung


Bei einer Konzentration von 2,5 mg/l in Humanserum wird Norfloxacin zu etwa 13,8% an Plasmaproteine gebunden.


Elimination


Aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiertes Nor­floxacin wird sowohl durch Metabolisierung als auch durch renale und biliäre Exkretion eliminiert. Nach einmaliger Gabe von 400 mg Norfloxacin finden sich durchschnittliche Werte von 278 µg, 773 µg und 82 µg Norfloxacin pro g Faeces nach 12, 24 bzw. 48 Stunden.


Die renale Ausscheidung erfolgt sowohl durch glomeruläre Filtration als auch durch tubuläre Sekretion wie u.a. aus der hohen renalen Clearance von ca. 236 56 ml/min und der Hemmung der Ausscheidung durch Probenecid hervor­geht. Die Gesamtkörperclearance liegt bei 506 211 ml/ min.


Bei gesunden Erwachsenen lagen die nach oraler Einmal­gabe von 400 mg in den Sammel­urin­proben 1-2, 3-4, 6-8, 8-12 und 12-24 Stunden p.a. gemessenen Norfloxacinkon­zentrationen bei durchschnittlich 417, 211, 100, 47 bzw. 22 mg/l. Bei nierengesunden erwachsenen Probanden werden nach einmaliger bzw. wiederholter Verabreichung von 400 mg p.o. ca. 25-40% der Dosis im Urin wiedergefunden.


Bei gesunden älteren Probanden (65-75 Jahre; alters­entsprechend normale Nierenfunktion) wird Norfloxacin entsprechend der in dieser Altersgruppe physiologisch verminderten Nierenfunktion langsamer ausgeschieden. Die Resorption der Substanz bleibt allem Anschein nach unbeeinflusst. Die Eliminationshalbwertszeit betrug bei geriatrischen Patienten bei einer Dosierung von 400 mg/ Tag 2,7-3,5 h und bei einer Dosierung von 400 mg zwei­mal täglich 5,3-5,4 h.


Norfloxacin erscheint im Urin als unveränderte Substanz sowie in Form von sechs aktiven Metaboliten, deren anti­bakterielle Wirksamkeit geringer ist als die der Muttersubstanz. Die ausgeschiedene Substanz liegt zu über 70% in unmetabolisierter Form vor.


Die antibakterielle Wirksamkeit von Norfloxacin wird von Änderungen des pH-Werts des Urins nicht beeinflusst.


Pharmakokinetik bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion


Nach einer Einzeldosis von 400 mg steht Norfloxacin bei Patienten mit einer Kreatinin-Clearance über 30 ml/min1,73 m² in ähnlichem Umfang wie bei gesunden Probanden zur Verfügung. Bei einer Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min1,73 m² ist die renale Norfloxacinexkretion deutlich vermindert. Die Eliminationshalbwertszeit von Norfloxacin lag bei Erwachsenen mit einer Kreatinin-Clearance von 30-80, 10-29 bzw. unter 10 ml/min1,73 m² bei durchschnittlich 4,4, 6,6 bzw. 7,6 h. Die Serum­spitzenkonzentrationen von Norfloxacin werden bei bestehender Niereninsuffizienz allem Anschein nach nicht beeinflusst.



Bioverfügbarkeit


Eine im Jahr 1997 durchgeführte Bioverfügbarkeits-untersuchung an 24 gesunden Probanden (m., 23 - 43 Jahre) ergab nach einmaliger Einnahme von 400 mg Norfloxacin im Vergleich zum Referenzpräparat:




Testpräparat

Referenzpräparat



Mittelwert

Streuung

Mittelwert

Streuung

maximale Plasma­konzentration

(Cmax) [ng/ml]

1476

(geom. 1497)

36%

1393

(geom. 1559)

48%

Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve

(AUC0-)[ng/ml x h]


8268

(geom.

8187)


29%


7896

(geom. 7582)


41%

Zeitpunkt der maximalen Plasma­konzentration

(tmax) [h]


1,22


40%


1,26


32%



CVAnova-log beträgt für AUC0-30% und für Cmax 42% bezogen auf das Verhältnis Test- zu Referenzpräparat.



Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zum Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm:





5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Wie bei anderen Chinolonen kam es auch unter Nor­floxacineinwirkung bei unreifen Tieren zu Arthro­pathien.


An Mäusen, Ratten und Kaninchen wurde Norfloxacin bis in den maternaltoxischen Dosisbereich geprüft. Bei Cynomolgus-Affen und Kaninchen war die Anzahl der lebensfähigen Feten bei 200 mg/kg bzw. 100 mg/kg her­abgesetzt. Dosis- oder substanzabhängige Missbildungen wurden nicht beobachtet.


Untersuchungen zur Fertilität und zur Peri- und Post­nataltoxizität zeigten keine nachteiligen Auswirkungen.


Es liegen keine Erfahrungen beim Menschen mit der Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit vor.


Norfloxacin ist in Fruchtwasser und Nabelschnurblut nachweisbar.


Chinolonantibiotika werden in die Muttermilch aus­geschieden.



Potentielle kataraktogene Wirkung:


Untersuchungen auf eine potentielle kataraktogene Wirkung nach Norfloxacin-Exposition liegen nicht vor. Da während der bisherigen therapeutischen Anwendung keine entsprechenden unerwünschten Wirkungen bekannt geworden sind, sind diese z. Zt. auch nicht erforderlich.



Kanzerogenität


Kanzerogenitätsstudien an Ratten und Mäusen ergaben keine Hinweise auf ein kanzero­genes Potential von Nor­floxacin.



Genotoxizität


Norfloxacin kann durch Hemmung von Topoisomerasen in Säugerzellen genotoxisch wirken. Dieser Effekt hat einen Schwellenwert, der beim therapeutischen Einsatz nicht überschritten wird.


Für den Bereich Photomutagenität/Photokanzerogenität liegen keine Daten zu Norfloxacin vor. Daten zu anderen Fluorochinolonen lassen eine schwache photomutagene bzw. phototumorigene Wirkung von Norfloxacin in vitro bzw. im Tierversuch vermuten.



6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Hilfsstoffe


Microkristalline Cellulose, Croscarmelose-Natrium, Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Hypromellose [Viskosität (2% in Wasser) 4-7 mPas], Macrogol 6000, Talkum, Poly[ethylacrylat-co-methylmethacrylat-co-(2-trimethylammonioethyl) methacrylatchlorid] (1:2:0.2) (Eudragit RL 30D),

Triacetin, Titandioxid E 171, Eisenoxidhydrat E 172.


6.2 Inkompatibilitäten


Keine bekannt.



F2 6.3 Dauer der Haltbarkeit


Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 5 Jahre.



F3 6.4 Besondere Lagerungshinweise


Keine.

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Originalpackungen mit 10(N1), 20(N2) und 50(N3) Filmtabletten.

Klinikpackung mit 200 (10x20) Filmtabletten.



F6 7. Name/Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers


Leo Spalda GmbH

Stuttgarter Str. 2

D-73240 Wendlingen


8. Zulassungsnummer

42235.00.00



9. Datum der Zulassung

07.02.2001



10. Stand der Informationen


August 2004



11. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht


Verschreibungspflichtig

48/7

100.1-c-de11 27272718

SPC-Norxac400