Novirell B1 50 Mg Injektionslösung
alt informationenStand: 04.01.07 Seite 6 ENR 0147677
Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Novirell B1 50 mg Injektionslösung
Wirkstoff: Thiaminchloridhydrochlorid
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Ampulle mit 1 ml Injektionslösung enthält:
arzneilich wirksamer Bestandteil:
Thiaminchloridhydrochlorid (Vitamin B1) 50 mg
wirksamer Bestandteil:
Propylenglykol 200 mg
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Therapie klinischer Vitamin B1 Mangelzustände.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Zur intramuskulären und intravenösen Anwendung 50 - 100 mg Thiaminchloridhydrochlorid täglich (entsprechend 1 - 2 Ampullen Novirell B1 50 mg Injektionslösung 1mal täglich) vorsichtig und langsam intramuskulär/intravenös injizieren, in Einzelfällen auch mehr.
Die Injektionslösung wird vorsichtig und langsam intramuskulär oder intravenös injiziert.
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach der Ursache des Thiaminmangels.
4.3 Gegenanzeigen
Novirell B1 50 mg Injektionslösung darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen Thiamin oder gegen einen der anderen Bestandteile von Novirell B1 50 mg Injektionslösung.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Anaphylaktoide Schockzustände nach parenteraler Gabe sind sehr selten, aber möglich (siehe unter Nebenwirkungen).
Novirell B1 50 mg Injektionslösung enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro 1 ml, d.h. es ist nahezu „natriumfrei“.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Thiamin wird durch 5-Fluoruracil inaktiviert, da 5-Fluoruracil kompetitiv die Phosphorylierung von Thiamin zu Thiaminpyrophospat hemmt.
Bei Langzeitbehandlung mit Furosemid kann ein Thiamindefizit durch vermehrte renale Ausscheidung entstehen.
Thiamin kann durch sulfithaltige Infusionslösungen vollständig abgebaut werden.
Licht, Wärme und Oxidationsmittel können Thiaminchlorid/Thiaminchloridhydrochloridlösungen inaktivieren.
4.6 Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft und Stillzeit beträgt die empfohlene tägliche Zufuhr für Vitamin-B1 1,5 - 1,7 mg. Bisher sind keine Risiken bei der Anwendung von Vitamin-B1 in den für Novirell B1 50 mg Injektionslösung empfohlenen Dosierungen bekannt geworden. Systematische Untersuchungen zur Anwendung von Vitamin B1 in Dosierungen oberhalb des angegebenen Tagesbedarfs liegen nicht vor. Eine Anwendung dieses Präparates während der Schwangerschaft und Stillzeit sollte daher nur nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung durch den behandelnden Arzt entschieden werden.
Vitamin B1 geht in die Muttermilch über.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Novirell B1 50 mg Injektionslösung hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (>1/10)
Häufig (>1/100 bis <1/10)
Gelegentlich (>1/1.000 bis <1/100)
Selten (>1/10.000 bis <1/1.000)
Sehr selten (<1/10.000)
Sehr selten kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen (Schweißausbrüche, Tachykardie, Hautreaktionen mit Juckreiz und Urtikaria).
Nach parenteraler Gabe können sehr selten Schockzustände, Exantheme oder Atemnot auftreten.
4.9 Überdosierung
Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind beim Menschen keine Überdosierungserscheinungen bekannt. Bei wiederholter parenteraler Gabe kann es zu anaphylaktoiden Reaktionen mit Kreislaufkollaps kommen. Allgemein übliche intensivmedizinische Sofortmaßnahmen, entsprechend der Symptomatik, sind einzuleiten.
Sehr hohe intravenöse Dosen (> 10 g) haben eine ganglienblockierende Wirkung und unterdrücken Curare-ähnlich die neurale Reizübertragung.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Verdauungstrakt und Stoffwechsel, Vitamin B1, Thiamin.
ATC-Code: A11 DA01
Vitamin B1 ist ein essentieller Wirkstoff. Thiamin wird im Organismus zu biologisch wirksamem Thiaminpyrophosphat (TPP) umgewandelt.
TPP greift in wichtige Funktionen des Kohlenhydratstoffwechsels ein. Thiaminpyrophosphat wirkt als Coenzym bei der Umwandlung von Pyruvat zu Acetyl-CoA und bei der Transketolase im Pentosephosphatzyklus. Außerdem wirkt es bei der Umwandlung von Alpha-Ketoglutarat zu Succinyl-CoA im Zitronensäurezyklus. Aufgrund enger Verknüpfungen im Stoffwechsel bestehen Wechselwirkungen mit den übrigen Vitaminen des B-Komplexes. Aus tierexperimentellen Modellen liegen Hinweise auf eine analgetische Wirkung vor.
Vorkommen und Bedarfsdeckung von Vitamin B1
Vitamin B1 ist in seiner biologisch aktiven Form als Thiaminpyrophosphat im Pflanzen- und Tierreich weit verbreitet. Pflanzen und einige Mikroorganismen sind thiaminautotroph. Der Mensch zählt zu den thiaminheterotrophen Organismen.
Besonders thiaminreiche Nahrungsmittel sind z.B. Bierhefe (15,6 mg/100 g), Schweinefleisch (0,9 mg/100g), Weizenkleie (0,7 mg/100 g), Haferflocken und Pistazien (0,6 mg/100 g) und Vollkornmehle(ca. 0,5 mg/100 g).
Wegen einer hohen Turnover-Rate und begrenzten Speicherung muss Thiamin zur Bedarfsdeckung täglich in ausreichenden Mengen aufgenommen werden. Der Gesamtkörperbestand beträgt ca. 30 mg. Hiervon befinden sich ca. 40 % in der Muskulatur.
Zur Vermeidung eines Defizits wird eine tägliche Vitamin-B1-Zufuhr für Männer zwischen 1,3 und 1,5 mg pro Tag und für Frauen zwischen 1,1 und 1,3 mg pro Tag empfohlen. In der Schwangerschaft ist eine Zulage von 0,3 mg pro Tag und in der Stillzeit von 0,5 mg pro Tag erforderlich
Der minimale Vitamin-B1-Bedarf beim Menschen beträgt 0,3 mg/1000 kcal.
Vitamin-B1-Mangelerscheinungen
Vitamin B1-Mangelerscheinungen können- neben anderen Mangelerscheinungen- auftreten bei:
- Mangel- und Fehlernährung (z. B. Beriberi), parenteraler Ernährung über lange Zeit, Hämodialyse, Malabsorption,
- chronischem Alkoholismus (alkoholtoxische Kardiomyopathie, Wernicke-Enzephalopathie, Korsakow-Syndrom) und
- gesteigertem Bedarf.
Die Symptome des voll ausgeprägten Vitamin-B1-Mangels (Beriberi) sind periphere Neuropathien mit Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche, zentralbedingte Koordinationsstörungen, Ataxie, Paresen sowie psychische, gastrointestinale und kardiovaskuläre Störungen. Man unterscheidet die trockene Form der Vitamin-B1-Avitaminose von der feuchten Form. Bei der letztgenannten finden sich zusätzlich ausgedehnte Ödeme. Beim chronischem Alkoholismus kann Vitamin-B1-Mangel zu Kardiomyopathie mit Dilatation des rechten Ventrikels, Polyneuropathie, Wernicke-Enzephalopathie und zum Korsakow-Syndrom beitragen.
Anhaltspunkte für Vitamin-B1-Mangel sind u. a.:
- erniedrigte Thiamin-Konzentration in Vollblut, Plasma und Blutzellen,
- verminderte Thiamin-Ausscheidung im Urin und verminderte Transketolase-Aktivität.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Thiamin wird mit einer Halbwertzeit von 1,0 h für die - Phase ausgeschieden. Die Hauptausscheidungsprodukte sind Thiamincarbonsäure, Pyramin, Thiamin und eine Reihe bisher nicht identifizierter Metabolite. Je höher die Thiamin-Zufuhr, desto mehr unverändertes Thiamin wird innerhalb von 4-6 h ausgeschieden. Die renale Clearance ist bei physiologischen Konzentrationen sehr niedrig und liegt unter der Kreatinin-Clearance.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
a.) Akute, subchronische und chronische Toxizität
Siehe Punkt 4.8 Nebenwirkungen und 4.9 Überdosierung.
b.) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Unter den
Bedingungen der klinischen Anwendung sind mutagene Wirkungen von
Vitamin-B1 nicht zu erwarten.
Langzeitstudien am Tier zum tumorerzeugenden
Potential von Vitamin-B1 liegen nicht vor.
c.) Reproduktionstoxizität
Vitamin B1
wird aktiv in den Fetus transportiert. Die Konzentrationen in Fetus
und Neugeborenen liegen über den maternalen
Vitamin-B1-Konzentrationen.
Es liegen keine systematischen Untersuchungen mit
Vitamin-B1 in Dosierungen oberhalb des angegebenen Tagesbedarfs in
Schwangerschaft und Stillzeit vor.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Natriumtartrat, Weinsäure, Natriumedetat, Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 36 Monate.
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
Teilweise entleerte Ampullen dürfen nicht gelagert werden. Angebrochene Ampullen sind stets zu verwerfen.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
Die Ampullen Novirell B1 50 mg Injektionslösung sollen im Umkarton aufbewahrt werden.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Braunglasampullen mit 1 ml Injektionslösung
Originalpackungen mit 5, 10 und 100 Ampullen zu je 1 ml
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
keine erforderlich
7. Inhaber der Zulassung
Sanorell Pharma GmbH & Co KG
Rechtmurgstraße 27 – 72270 Baiersbronn-Obertal
Produktion und Vertrieb:
D-77815 Bühl/Baden • Hurststrasse 31
Tel. 07223 – 93370 • Fax 07223 - 933750 • www.sanorell.de
8. Zulassungsnummer
6144058.00.01
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
17.01.2000
10. Stand der Information
Januar 2007
11. Verkaufsabgrenzung
Apothekenpflichtig