Octenisept Wd
ENR 2163739
Module 1.3.1.1.2 Summary of Product Characteristics - National version
Fachinformation
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Octenisept WD
Octenidinhydrochlorid 0,1 g / 100 g Lösung
Phenoxyethanol (Ph.Eur.) 2,0 g /
100 g Lösung
Lösung zur Anwendung auf der Haut
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
100 g Lösung enthalten:
Octenidinhydrochlorid 0,1 g
Phenoxyethanol (Ph.Eur.)
2,0 g
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Lösung zur Anwendung auf der Haut
Klare, farblose, fast geruchlose Lösung
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Antiseptische Förderung der Wundgranulation, z.B. bei Ulcus cruris.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Octenisept WD wird einmal täglich auf das zu behandelnde Areal mittels präparategetränkter Tupfer bis zur vollständigen Benetzung zweimal hintereinander aufgebracht. Vor weiteren Maßnahmen, wie Anlegen eines geeigneten Wundverbandes, ist eine Einwirkzeit von mindestens 2 Minuten einzuhalten.
Da bisher nur Erfahrungen bei einer kontinuierlichen Anwendungsdauer von ca. 14 Tagen vorliegen, sollte Octenisept WD ohne ärztliche Kontrolle nicht länger als 2 Wochen eingesetzt werden.
Das Präparat ist zur oberflächigen Anwendung vorgesehen und darf nicht z.B. mittels Spritze in die Tiefe des Gewebes eingebracht werden.
4.3 Gegenanzeigen
Octenisept WD darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen einen der Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Octenisept WD nicht in größeren Mengen verschlucken oder in größeren Mengen in den Blutkreislauf, z.B. durch versehentliche Injektion, gelangen lassen.
Um möglichen Gewebeschädigungen vorzubeugen, darf das Präparat nicht unter Druck ins Gewebe eingebracht bzw. injiziert werden. Bei Wundkavitäten muss ein Abfluss jederzeit gewährleistet sein (z.B. Drainage, Lasche).
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Octenisept WD nicht mit Antiseptika auf PVP-Iod Basis auf benachbarten Hautarealen anwenden, da es in den Grenzbereichen zu starken braunen bis violetten Verfärbungen kommen kann.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine Erfahrungen beim Menschen mit der Anwendung von Octenisept WD in Schwangerschaft und Stillzeit vor. Aus Gründen der Vorsicht soll Octenisept® WD nicht während des ersten Trimesters der Schwangerschaft und bei Stillenden nicht im Bereich der Brust angewendet werden.
Tierexperimentelle Studien gaben keinen Hinweis auf teratogene oder andere embryotoxische Effekte von Octenidinhydrochlorid und Phenoxyethanol.
Es liegen keine ausreichenden tierexperimentellen und klinischen Daten zur Anwendung während der Stillzeit vor. Da Octenidinhydrochlorid nicht oder nur in geringsten Mengen resorbiert wird, ist davon auszugehen, dass es nicht in die Muttermilch übergeht.
Phenoxyethanol wird schnell und praktisch vollständig resorbiert und nahezu quantitativ als Oxidationsprodukt über die Nieren ausgeschieden. Eine Anreicherung in der Muttermilch ist somit unwahrscheinlich.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Octenisept WD hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig ( 1/10)
Häufig ( 1/100 bis 1/10)
Gelegentlich ( 1/1.000 bis 1/100)
Selten ( 1/10.000 bis 1/1.000)
Sehr selten ( 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Selten: Brennen, Rötung, Juckreiz und Wärmegefühl am Verabreichungsort
Sehr selten: Kontaktallergische Reaktionen, wie z.B. eine vorübergehende Rötung an der behandelten Stelle
4.9 Überdosierung
Erkenntnisse zu Überdosierungen liegen nicht vor. Eine Überdosierung ist jedoch bei einer topischen Zubereitung sehr unwahrscheinlich. Bei lokaler Überdosierung können die benetzten Stellen mit viel Ringerlösung gespült werden.
Eine akzidentielle orale Einnahme von Octenisept WD wird als nicht gefährlich erachtet. Octenidinhydrochlorid wird nicht resorbiert, sondern über den Faezes ausgeschieden. Reizungen der Magen-Darm-Schleimhaut bei oraler Einnahme von Octenisept WD in höheren Dosen sind nicht auszuschließen.
Octenidinhydrochlorid ist nach intravenöser Applikation deutlich toxischer als nach oraler Anwendung (siehe Abschnitt 5.3, Akute Toxizität). Deshalb soll die Verbindung nicht in größeren Mengen in den Blutkreislauf, z.B. durch versehentliche Injektion, gelangen. Da Octenisept® WDjedoch Octenidinhydrochlorid nur in 0,1%-iger Konzentration enthält, ist eine entsprechende Vergiftung extrem unwahrscheinlich.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
5.1.1 Pharmakotherapeutische Gruppe
Antiseptika und Desinfektionsmittel
ATC D08AJ quaternäre Ammoniumverbindungen
5.1.2 Wirkmechanismus
Octenidinhydrochlorid gehört zu den kationaktiven Verbindungen und besitzt aufgrund seiner zwei kationischen Zentren starke oberflächenaktive Eigenschaften. Es reagiert mit Zellwand- und Membranbestandteilen der Mikrobenzelle und führt damit zur Zerstörung der Zellfunktion.
Der antimikrobielle Wirkmechanismus von Phenoxyethanol beruht u.a. auf einer Erhöhung der Zellmembrandurchlässigkeit für Kaliumionen.
5.1.3 Pharmkodynamische Eigenschaften
Die antimikrobielle Wirksamkeit erstreckt sich auf die Bakterizidie und Fungizidie. Die Wirksamkeitsspektren von Phenoxyethanol und Octenidinhydrochlorid ergänzen sich diesbezüglich.
In qualitativen und quantitativen in-vitro-Versuchen ohne Eiweißbelastung erreicht Octenisept® WD innerhalb von 1 Minute eine bakterizide und fungizide Wirksamkeit mit Reduktionsfaktoren (RF) von 6 ‑ 7 lg-Stufen bei Bakterien und Candida albicans.
Unter Belastung mit 10% defibriniertem Schafsblut, 10% Rinderalbumin oder 1% Mucin bzw. einer Mischung aus 4,5% defibriniertem Schafsblut, 4,5% Rinderalbumin und 1% Mucin erreicht Octenisept® WD nach 1 Minute eine Keimreduktion von 6 ‑ 7 lg-Stufen bei Bakterien und RF > 3 lg-Stufen bei Candida albicansnach 1 Minute Mindesteinwirkzeit.
In 50%-igen bzw. 75%-igen Verdünnungen war Octenisept WDbei einer Eiweißbelastung von 0,1% Albumin wirksam gegenüber Gram-positiven und Gram-negativen Bakterien sowie gegenüber Hefen und Hautpilzen innerhalb einer Einwirkzeit von 1 Minute.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Absorption
Octenidinhydrochlorid wird, wie Tierversuche mit 14C-markiertem Material zeigen, weder über den Magen-Darm-Trakt noch über die Haut und Schleimhaut resorbiert.
Oral appliziertes, radioaktiv markiertes Octendinhydrochlorid wurde bei Maus, Ratte oder Hund über die Schleimhäute des Gastrointestinaltraktes höchstens in sehr geringen Mengen resorbiert (0 - 6%).
An der Maus wurde festgestellt, dass topisch appliziertes Octenidinhydrochlorid während einer 24-stündigen Einwirkzeit unter einem Okklusivverband nicht resorbiert wird.
Aufgrund von Untersuchungen in-vitrokann ein plazentärer Transfer von Octenidinhydrochlorid ausgeschlossen werden.
An der Ratte konnte gezeigt werden, dass oral appliziertes 14C-Phenoxyethanol praktisch vollständig resorbiert und mit dem Urin in Form von Phenoxyessigsäure ausgeschieden wird.
Aus dem Präparat Octenisept WD wurde Octenidinhydrochlorid weder über die Schleimhaut der Vagina (Kaninchen) noch über Wunden (Mensch, Ratte) resorbiert.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität
In Untersuchungen zur akuten Toxizität von Octenisept WD wurde nach oraler Applikation eine LD50von 45 - 50 ml/kg und nach i.p.-Applikation eine LD50von 10 ‑ 12 ml/kg bestimmt. Nach i.p.-Applikation wurden 0,45 ml/kg symptomlos vertragen.
Für Octenidinhydrochlorid wurde an Ratten nach einmaliger oraler Anwendungeine LD50von 800 mg/kg KG, nach einmaliger i.v.-Anwendung eine LD50von 10 mg/kg KG bestimmt.
Phenoxyethanol besitzt eine sehr geringe akute Toxizität bei oraler und dermaler Applikation. Die LD50beträgt bei oraler Applikation 1,3 bis 3,4 g/kg KG (Ratte), bei dermaler Applikation 13 ml/kg KG (Ratte) bzw. 5 g/kg KG (Kaninchen).
Subchronische und chronische Toxizität
Bei Untersuchungen zur chronischen Toxizität wurde nach oraler Gabe bei Mäusen und Hunden ab 2 mg/kg/d Octenidinhydrochlorid, bei Ratten ab 8 mg/kg/d Octenidinhydrochlorid eine erhöhte Mortalität gefunden. Diese ist in Zusammenhang mit entzündlichen hämorrhagischen Schädigungen der Lunge zu sehen. Die Genese der pneumotoxischen Veränderungen ist unklar.
Die wiederholte lokale Anwendung von Octenidinhydrochlorid an der Mundschleimhaut von Hunden über 4 Wochen rief keine toxischen Reaktionen hervor. Bei Ratten und Hunden wurden nach 2 bis 6-wöchiger oraler Behandlung mit 650 mg/kg/d Octenidinhydrochlorid lediglich Darmerweiterungen durch Gasbildung beobachtet, wie sie für antimikrobielle Substanzen typisch sind.
Nach wiederholter Auftragung auf Wunden bei Mensch und Tier wurden keinerlei Symptome beobachtet. Bei den vorgesehenen Anwendungen wird Octenisept WD nur in kleinen Mengen auf der antiseptisch behandelten Körperoberfläche verbleiben.
Reproduktionstoxizität
Versuche an trächtigen Ratten und Kaninchen ergaben keine Hinweise auf teratogene oder embryotoxische Wirkungen von Octenidinhydrochlorid oder Phenoxyethanol.
In einem Generationsversuch an Ratten wurden keine negativen Einflüsse von Octenidinhydrochlorid auf die Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere festgestellt.
Phenoxyethanol darf in den verwendeten Mengen als unbedenklich eingestuft werden. So wurden z.B. in einer Teratogenitätsstudie mit Kaninchen 300 mg/kg dermal über 13 Tage appliziert und von den Muttertieren wie von den Feten symptomlos vertragen.
Tumorerzeugendes Potential
In einer 2-Jahresstudie mit Octenidinhydrochlorid an Ratten wurde eine erhöhte Zahl an Inselzelltumoren des Pankreas gefunden. Die erhöhte Tumorrate wird mit unspezifischen Sekundäreffekten durch die antimikrobielle Wirkung von Octenidinhydrochlorid in Zusammenhang gebracht.
Bei dermaler Anwendung über einen Zeitraum von 18 Monaten bei Mäusen wurden keine Hinweise auf eine tumorerzeugende Wirkung, weder lokal noch systemisch, beobachtet. Auch Symptome einer resorptiven Vergiftung wurden nicht registriert.
Mutagenität
Octenidinhydrochlorid ergab im Ames-Test, im Maus-Lymphom-Zelltest, im Chromosomenaberrationstest sowie im Mikronukleus-Test keine Hinweise auf mutagene Eigenschaften.
Phenoxyethanol zeigte keine Mutagenität im Ames- und Maus-Mikronukleus-Test.
Ein Ames-Test mit Octenisept WD ergab ebenfalls keinen Hinweis auf mutagene Eigenschaften.
Lokale Toxizität
Ein sensibilisierendes Potential wurde für Octenidinhydrochlorid in der Testanordnung nach Bühler nicht festgestellt. Ebenso ergab sich experimentell kein Hinweis auf eine Photoallergenität.
Phenoxyethanol wirkte auf der Haut von Kaninchen leicht reizend. Im Magnusson-Klingmann-Test war Phenoxyethanol beim Meerschweinchen nicht sensibilisierend.
Octenisept WD zeigte an der Haut keine primär toxischen oder sensibilisierenden Eigenschaften. Nach Instillation in den Konjunktivalsack am Kaninchenauge wurden leichte Irritationen registriert.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
(3-Cocosfettsäure-amidopropyl)-dimethylazaniumylacetat, Natrium-D-gluconat, Glycerol 85%, Natriumchlorid, Natriumhydroxid, Gereinigtes Wasser.
6.2 Inkompatibilitäten
Das Octenidin-Kation kann mit anionischen Tensiden, z.B. aus Wasch- und Reinigungspräparaten, schwerlösliche Komplexverbindungen bilden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
250 ml, 500 ml, 1000 ml 5 Jahre
15 ml, 50 ml 3 Jahre
Nach Anbruch darf die Lösung maximal drei Jahre verwendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Octenisept WD ist als Lösung in weißen 15 ml und 250 ml HD-Polyethylen-Rundflaschen mit weißen Schraubkappen aus Polypropylen erhältlich (250 ml Flaschen mit Erst-Entnahme gesicherten Verschlüssen).
Octenisept WD Lösung ist in weißen 50 ml HD-Polyethylen-Formflaschen und 250 ml HD-Polyethylen-Rundflaschen mit weißen Erst-Entnahme gesicherten Pumpen erhältlich.
Octenisept WD ist als Lösung in transparenten, opaken 500 ml und 1000 ml HD‑Polyethylen-Vierkantflaschen mit weißen Erst-Entnahme gesicherten Verschlüssen aus Polypropylen erhältlich.
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
Schülke & Mayr GmbH
Robert-Koch-Str. 2
22851 Norderstedt
Deutschland
8. ZULASSUNGSNUMMER
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
10. STAND DER INFORMATION
03/2012
11. VerKAUFSABGRENZUNG
Apothekenpflichtig
März 2012 Octenisept WD Mod. 1.3.1.1.2, Page 12