Ortoton K.I.S.
Änderungsanzeige vom 22.12.2008 |
Ortoton® K.I.S. Zul.-Nr.: 6739691.00.01 Fachinformation Stand: Dezember 2008 |
Nachlieferung vom 22.12.2008 |
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Ortoton®K.I.S.
Methocarbamol 100 mg/ml
Injektions-/Infusionslösung zur Anwendung bei Erwachsenen
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Ampulle mit 10 ml Injektions-/Infusionslösung enthält:
Wirkstoff:
Methocarbamol 1.000 mg
Sonstige Bestandteile:
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Injektions-/Infusionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Symptomatische Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen,
insbesondere des unteren Rückenbereiches (Lumbago).
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Ortoton K.I.S. wird intravenös oder intramuskulär angewendet.
Dosierung und Häufigkeit der Injektion sollte sich fallspezifisch nach der Schwere der Erkrankung und dem jeweiligen Behandlungserfolg richten. Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsrichtlinien:
Bei mäßigen Krämpfen der Skelettmuskulatur können schon 10 ml (1 Ampulle) genügen, da die eingetretene Besserung durch Ortoton Tabletten aufrecht erhalten werden kann.
In sehr ernsten Fällen oder nach Operationen, wenn die Einnahme der Tabletten nicht möglich ist, kann es notwendig werden 20 - 30 ml (2 - 3 Ampullen) pro Tag zu injizieren. Die Gesamtdosis sollte 90 ml, jeweils 30 ml pro Tag (entsprechend 3 Ampullen pro Tag) für drei aufeinander folgende Tage nicht überschreiten.
Nach 48 Stunden Pause kann nötigenfalls ein ähnlicher Behandlungszyklus wiederholt werden.
Intravenöse Injektion
Ortoton K.I.S. kann unverdünnt direkt in die Vene injiziert werden mit einer maximalen Injektionsgeschwindigkeit von 3 ml pro Minute.
Paravenöse Injektionen müssen unbedingt vermieden werden, da die hypertonische Lösung Thrombophlebitis verursachen kann. Während der Injektion und mindestens 10 - 15 Minuten danach sollte der Patient liegen.
In die Spritze aufgezogenes Blut mischt sich nicht mit der hypertonischen Lösung. Das Blut kann ohne Schaden mit der Injektionslösung wieder injiziert werden.
Empfehlenswert ist die Anwendung als intravenöse Infusion.
Intravenöse Infusion
Der Zusatz zu einer sterilen isotonischen Natriumchloridlösung für parenterale Anwendung ist möglich. Eine als Einzeldosis zu injizierende Ampulle sollte möglichst mit 100 ml, maximal mit 250 ml isotonischer Natriumchloridlösung verdünnt werden.
Der Inhalt einer Ampulle mit 10 ml Ortoton K.I.S. wird unter sterilen Bedingungen in eine Flasche mit steriler 0,9 %iger Kochsalzlösung gespritzt (Durchstechstopfen). Nach gründlichem Vermischen der Lösungen wird der Stopfen der Flasche mit einem Infusionssystem durchstoßen und die verdünnte Lösung wird mit ca. 2 – 4 Tropfen pro Sekunde intravenös infundiert.
Zur Haltbarkeit der zubereiteten Infusionslösung siehe Abschnitt 6.3.
Während der Infusion und mindestens 10 - 15 Minuten danach sollte der Patient liegen.
Intramuskuläre Injektion
Wenn eine intramuskuläre Injektion indiziert ist, sollten nicht mehr als 5 ml (½ Ampulle) in einen Glutealmuskel injiziert werden. Nötigenfalls können die Injektionen in Abständen von 8 Stunden wiederholt werden.
Sobald eine ausreichende Muskellockerung erzielt worden ist, kann diese für gewöhnlich mit Ortoton Tabletten aufrechterhalten werden.
4.3 Gegenanzeigen
OrtotonK.I.S. darf nicht angewendet werden:
-
bei Überempfindlichkeit gegen Methocarbamol
-
bei Überempfindlichkeit gegen einen der sonstigen Bestandteile
-
während der Schwangerschaft und Stillzeit
-
bei komatösen oder präkomatösen Zuständen
-
bei Patienten mit ZNS-Erkrankungen
-
bei Patienten mit Myasthenia gravis
-
bei Patienten mit Epilepsieneigung
-
bei Verdacht auf oder Bestehen einer Nierenerkrankung.
Kinder unter 12 Jahren sollen nicht mit Ortoton K.I.S. behandelt werden, da hierzu keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Ortoton K.I.S. soll bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion mit Vorsicht angewendet werden.
Bei Verdacht auf oder Bestehen einer Nierenerkrankung soll Ortoton K.I.S. nicht angewendet werden. Diese Vorsichtsmaßnahme ist erforderlich wegen des Gehaltes an Macrogol 300. Durch diese Substanz kann eine bereits bestehende Azidose verschärft und bei nierengeschädigten Patienten Harnsäureverhaltung verursacht werden. Dazu müssen jedoch beträchtlich höhere Dosen Macrogol 300 verabreicht werden, als sie in der empfohlenen Dosierung enthalten sind. Aus Gründen allgemeiner Vorsicht ist jedoch an oben genannter Gegenanzeige festzuhalten.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Anwendung von Methocarbamol mit zentral wirksamen Arzneimitteln wie Barbituraten, Opioiden sowie Appetitzüglern kann es zu einer wechselseitigen Wirkungsverstärkung kommen.
Bei Einnahme von Alkohol während der Behandlung mit Methocarbamol kann es zu einer Wirkungsverstärkung kommen.
Methocarbamol kann die Wirkung von Pyridostigminbromid abschwächen, daher darf Methocarbamol bei Patienten mit Myasthenia gravis, die mit Pyridostigmin behandelt werden, nicht eingesetzt werden.
Methocarbamol kann eine Farbinterferenz bei Untersuchungen auf Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA) und Vanillinmandelsäure (VMA) verursachen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine Erfahrungen mit einer Anwendung von Ortoton K.I.S. in der Schwangerschaft vor. Es liegen keine hinreichenden tierexperimentelleStudien in Bezug auf die Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/fetale Entwicklung, Geburt und postnatale Entwicklung vor (siehe Abschnitt 5.3). Das potentielle Risiko für Menschen ist nicht bekannt.
Daher darf Ortoton K.I.S. während der Schwangerschaft nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3).
Stillzeit
Es ist nicht bekannt, ob Methocarbamol und/oder seine Metaboliten in die Muttermilch übergehen. Methocarbamol und/oder seine Metaboliten werden bei Hunden in die Milch ausgeschieden. Ortoton K.I.S. darf daher in der Stillzeit nicht angewendet werden (siehe Abschnitt 4.3)
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
In einer Studie zur oralen Anwendung von Methocarbamol (OrtotonTabletten, 750 mg Methocarbamol) wurde nachgewiesen, dass keine Beeinträchtigung des Leistungsvermögens auftritt. Sowohl bei der Einmalgabe als auch bei längerfristiger Anwendung treten keine Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen auf.
4.8 Nebenwirkungen
Die folgenden Nebenwirkungen wurden in Zusammenhang mit der Behandlung mit Methocarbamol berichtet, wobei - soweit Angaben zur Häufigkeit aus der Literatur hervorgehen - die folgenden Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt werden:
Sehr häufig ( 1/10)
Häufig ( 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich ( 1/1.000 bis < 1/100)
Selten ( 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
- Allgemein und Beschwerden am Verabreichungsort
Durch zu hohe Injektionsgeschwindigkeit können gelegentlich Benommenheit, Mattigkeit und leichte Übelkeit auftreten. Intramuskuläre Injektionen verursachen gelegentlich ein Brennen an der Injektionsstelle.
Selten: Kopfschmerz,Fieber, angioneurotisches Ödem
Sehr selten: Hitzewallung, anaphylaktische Reaktionen
- Herz
Selten:Hypotonie
Sehr selten: Bradykardie, Synkopen
- Gastrointestinaltrakt
Sehr selten:Brechreiz und Erbrechen
- Nervensystem
Selten: Schwindel, metallischer Geschmack
Sehr selten:Nystagmus, Sehstörungen, Doppeltsehen, Benommenheit, Zittern, Krampfanfall
- Psyche
Sehr selten: Unruhe, Angst, Verwirrtheit, Anorexie
- Haut und Unterhautzellgewebe
Selten:Juckreiz, Hautausschlag, Urticaria
- Augen
Selten:Bindehautentzündung mit Nasenschleimhautschwellung
4.9 Überdosierung
Nach oraler Einnahme von 22,5 bis 50 g Methocarbamol in suizidaler Absicht kam es bei zwei Patienten zu Schläfrigkeit. Beide Patienten erholten sich komplett innerhalb von 24 Stunden.
In der Literatur finden sich 3 Todesfälle, in denen außer Methocarbamol noch große Mengen Alkohol (2 x) bzw. Opiate (1 x) gleichzeitig in suizidaler Absicht eingenommen wurden.
Die Behandlung von Intoxikationen besteht in symptomatischer Therapie und Überwachung der Vitalfunktionen.
Der Nutzen einer Hämodialyse im Zusammenhang mit der Behandlung einer Überdosierung ist nicht bekannt.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
ATC-Code: M03BA03, Pharmakotherapeutische Gruppe: Muskelrelaxanzien, zentral wirkende Mittel, Carbaminsäureester
Methocarbamol ist ein zentral wirkendes Muskelrelaxans. Es entfaltet seine muskelrelaxierende Wirkung über eine Hemmung der polysynaptischen Reflexleitung im Rückenmark und subkortikalen Zentren. Der physiologische Tonus und die Kontraktilität der Skelettmuskulatur sowie die Motilität der glatten Muskulatur werden durch Methocarbamol bei therapeutischer Dosierung nicht beeinträchtigt und die motorische Endplatte nicht beeinflusst.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Die Plasmahalbwertzeit von Methocarbamol beträgt ca. 2 Stunden. Methocarbamol und seine zwei Hauptmetaboliten werden an Glucuron- und Schwefelsäure gebunden und fast ausschließlich über die Nieren ausgeschieden. Etwa die Hälfte der applizierten Dosis wird innerhalb von 4 Stunden mit dem Urin eliminiert, davon nur ein kleiner Teil als unverändertes Methocarbamol.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Die akute Toxizität von Methocarbamol ist vergleichsweise gering. Zeichen der Intoxikation im Tierversuch sind Ataxie, Katalepsie, Krämpfe und Koma.
Untersuchungen zur Toxizität bei chronischer Gabe wurden nicht durchgeführt.
Paravenöse Injektion führte beim Kaninchen zu epidermaler Ulzeration und akutem, entzündlichem Zellinfiltrat.
Untersuchungen zur Abklärung eines reproduktionstoxikologischen Potentials wurden nicht durchgeführt.
Aus In-vitro-und In-vivo-Untersuchungen zur genetischen Toxikologie mit Methocarbamol ergaben sich keine Hinweise auf ein mutagenes Potential.
Langzeituntersuchungen zur Abklärung eines kanzerogenen Potentials wurden nicht durchgeführt.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Macrogol 300, Salzsäure 36%, Wasser für Injektionszwecke
Inkompatibilitäten
Da keine weiterführenden Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf Ortoton K.I.S. außer mit den unter Abschnitt 4.2 „Dosierung, Art und Dauer der Anwendung“ angegebenen Arzneimitteln nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
Dauer der Haltbarkeit
Ortoton K.I.S. soll nach Ablauf des Verfalldatums nicht mehr angewendet werden. Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.
Die chemische und physikalische Stabilität der zubereiteten Infusionslösung (siehe Abschnitt 4.2) wurde bei Lagerung bei Raumtemperatur für 6 Stunden nachgewiesen. Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Zubereitung sofort verwendet werden, es sei denn, die Methode des Verdünnens schließt das Risiko einer mikrobiellen Kontamination aus. Wenn die Infusionslösung nicht sofort verwendet wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Keine
Art und Inhalt des Behältnisses
Ampullen
3 Ampullen mit je 10 ml Injektions-/Infusionslösung
9 Ampullen mit je 10 ml Injektions-/Infusionslösung
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Zur einmaligen Anwendung. Restmengen sind zu verwerfen.
7. Inhaber der Zulassung
Merckle Recordati GmbH
Eberhard-Finckh-Str. 55
89075 Ulm
Telefon: (0731) 7047-0
Fax: (0731) 7047-298
24 Stunden-Telefondienst für Notfälle: (0731) 440 11
8. Zulassungsnummer
6739691.00.01
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
09.09.2005
10. Stand der Information
Dezember 2008
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
15 / 15