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Pamorelin La 3,75 Mg Pulver Und Lösungsmittel Zur Herstellung Einer Depot-Injektionssuspension

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FACHINFORMATION

(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Pamorelin®LA 3,75 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Depot-Injektionssuspension


2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

Eine Durchstechflasche enthält Triptorelinembonat entsprechend einer Menge von 3,75 mg Triptorelin.

Nach dem Auflösen in 2 ml Lösungsmittel enthält 1 ml der zubereiteten Suspension 1,875 mg Triptorelin.


Dieses Arzneimittel enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Durchstechflasche.


Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. Darreichungsform

Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Depot-Injektionssuspension.

Pulver: Weißes bis weißliches Pulver. Lösungsmittel: Klare Lösung.


4. Klinische Angaben


4.1 Anwendungsgebiete

Pamorelin LA 3,75 mg ist indiziert zur Behandlung des


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die empfohlene Pamorelin LA 3,75 mg-Dosis beträgt 3,75 mg Triptorelin (1 Durchstechflasche), die einmal monatlich (alle 4 Wochen) als subkutane oder intramuskuläre Einzelinjektion verabreicht wird.

Klinische Daten haben gezeigt, dass bei lokal fortgeschrittenem, hormonabhängigem Prostatakarzinom, eine begleitend und nach der Strahlentherapie eingesetzte 3-jährige Androgenentzugstherapie einer 6-monatigen vorzuziehen ist (siehe auch Abschnitt 5.1). In medizinischen Leitlinien wird für Patienten (T3-T4), die eine Strahlentherapie erhalten, eine Androgenentzugstherapie mit einer Behandlungsdauer von 2-3 Jahren empfohlen.


Wie bei anderen Arzneimitteln zur Injektion ist die Injektionsstelle regelmäßig zu wechseln.

Da Pamorelin LA 3,75 mgeine Suspension aus einem Mikrogranulat ist, muss eine unbeabsichtigte intravaskuläre Injektion unbedingt vermieden werden.

Pamorelin LA 3,75 mgmuss unter ärztlicher Überwachung verabreicht werden.

Bei Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion ist keine Dosisanpassungerforderlich.

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Pamorelin LA 3,75 mgwurden bei Neugeborenen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen nicht nachgewiesen, deshalb ist Pamorelin LA 3,75 mgbei diesen Altersgruppen nicht anzuwenden.


4.3 Gegenanzeigen

Überempfindlichkeit gegen GnRH (Gonadotropin-Releasing-Hormon), GnRH-Analogaoder gegen einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels (siehe Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen).


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Die Anwendung von GnRH-Agonisten kann eine Abnahme der Knochendichte verursachen. Vorläufige Daten lassen darauf schließen, dass bei Männern ein Verlust der Knochendichte vermindert werden könnte, wenn ein Bisphosphonat in Kombination mit GnRH-Agonisten verwendet wird. Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit zusätzlichem Risiko für eine Osteoporose (z. B. bei chronischem Alkoholmissbrauch, Rauchern, Langzeittherapie mit Arzneimitteln, welche die Knochendichte vermindern, wie z. B. Antikonvulsiva oder Kortikoide, Vorkommen von Osteoporose in der Familie, Mangelernährung).


Die Behandlung mit GnRH-Agonisten kann in seltenen Fällen ein noch nicht diagnostiziertes Hypophysenadenom der gonadotropen Zellen aufdecken. Bei diesen Patienten kann eine Hypophysenapoplexie auftreten, die durch plötzliche Kopfschmerzen, Erbrechen, Sehstörungen und Augenmuskellähmung charakterisiert ist.


Bei Patienten, die mit GnRH-Agonisten wie Triptorelin behandelt werden, besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Depressionen (die schwerwiegend sein können). Die Patienten sollten diesbezüglich informiert und bei Auftreten von Symptomen entsprechend behandelt werden. Patienten mit bekannter Depression sollten während der Therapie engmaschig kontrolliert werden.


Anfänglich verursacht Triptorelin wie andere GnRH-Agonisten eine vorübergehende Erhöhung des Serumtestosteronspiegels. Daraus folgend kann es in Einzelfällen während der ersten Behandlungswochen fallweise zu einer vorübergehenden Verschlechterung der objektiven und subjektiven Symptome des Prostatakarzinoms kommen. Während der Anfangsphase der Behandlung sollte die zusätzliche Anwendung eines geeigneten Antiandrogens in Betracht gezogen werden, um dem initialen Anstieg des Serumtestosteronspiegels und einer Verschlechterung der klinischen Symptomatik entgegenzuwirken.


Bei einer kleinen Zahl von Patienten kann es zu einer zeitweiligen Verschlechterung der objektiven und subjektiven Symptome ihres Prostatakarzinoms (Aufflammen des Tumors) kommen, und es kann eine zeitweilige Zunahme der tumorbedingten Schmerzen (Metastasenschmerzen), die sich symptomatisch bewältigen lassen, auftreten.


Wie bei anderen GnRH-Agonisten sind Einzelfälle einer Rückenmarkskompression oder Harnröhrenobstruktion beobachtet worden. Wenn es zur Entwicklung einer Rückenmarkskompression oder Beeinträchtigung der Nierenfunktion kommt, sollte eine Standardbehandlung dieser Komplikationen eingeleitet und in extremen Fällen eine sofortige Orchiektomie (chirurgische Kastration) in Erwägung gezogen werden. Während der ersten Behandlungswochen ist eine sorgfältige Überwachung indiziert, speziell bei Patienten, die an vertebralen Metastasen leiden und ein erhöhtes Risiko für eine Rückenmarkskompression haben, sowie bei Patienten mit Harnwegsobstruktion.


Triptorelin bewirkt nach einer chirurgischen Kastration keine weitere Senkung des Serumtestosteronspiegels.

Nach Erreichen des Kastrationsniveaus von Testosteron gegen Ende des ersten Monats bleibt dieses solange unverändert, wie die Patienten ihre monatliche (4-wöchentliche) Injektion erhalten. Die Wirksamkeit der Behandlung kann durch die Messung der Serumspiegel von Testosteron und prostataspezifischem Antigen überwacht werden.


Langfristiger Androgenentzug, entweder durch bilaterale Orchiektomie oder durch Anwendung von GnRH-Analoga, ist mit einem erhöhten Risiko für Knochenschwund verbunden und kann zu Osteoporose und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen.


Zusätzlich ergaben epidemiologische Daten, dass bei Patienten während der Androgenentzugstherapie Änderungen im Stoffwechsel (z. B. Glucoseintoleranz) oder ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen auftreten können. Prospektive Daten konnten jedoch einen Zusammenhang zwischen der Behandlung mit GnRH-Analoga und einer erhöhten kardiovaskulären Mortalität nicht bestätigen. Patienten, die ein erhöhtes Risiko für metabolische oder kardiovaskuläre Erkrankungen haben, sollten vor Therapiebeginn sorgfältig untersucht und während der Androgenentzugstherapie entsprechend kontrolliert werden.


Aufgrund der möglichen Entstehung von Hämatomen an der Injektionsstelle ist bei intramuskulärer Injektion bei Patienten, die mit Antikoagulantien behandelt werden, Vorsicht geboten.


Die Anwendung von Triptorelin in therapeutischen Dosen bewirkt eine Unterdrückung des hypophysären gonadalen Systems. Die normale Funktion ist üblicherweise nach Beendigung der Behandlung wieder hergestellt. Während der Behandlung und nach Abbruch der Behandlung mit GnRH-Analoga durchgeführte diagnostische Hypophysen-Gonaden-Funktionstests können daher irreführend sein.


Pamorelin LA 3,75 mg enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Dosis,

d. h. ist nahezu natriumfrei.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Wenn Triptorelin gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln, welche die Sekretion von Gonadotropinen aus der Hypophyse beeinflussen, gegeben wird, ist Vorsicht geboten, und es wird empfohlen, den Hormonstatus des Patienten zu überwachen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Pamorelin LA 3,75 mgist nicht für die Anwendung bei Frauen vorgesehen.

Tierexperimentelle Studien zeigten Auswirkungen auf die Reproduktionsparameter (siehe Abschnitt 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit).


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen können jedoch beeinträchtigt sein, wenn beim Patienten Schwindel, Somnolenz und Sehstörungen als mögliche Nebenwirkungen der Behandlung oder aufgrund der zugrunde liegenden Erkrankung auftreten.


4.8 Nebenwirkungen

Da Patienten, die an lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem, hormonabhängigem Prostatakarzinom leiden, im Allgemeinen älter sind und bei dieser Altersgruppe auch häufig andere Krankheiten zusammentreffen, berichteten mehr als 90 % der in klinischen Studien eingeschlossenen Patienten über Nebenwirkungen, wobei die Bewertung der Kausalität oft schwierig ist. Wie auch bei der Therapie mit anderen GnRH-Agonisten oder nach chirurgischer Kastration gesehen, waren die während der Triptorelin-Behandlung am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen auf die erwarteten pharmakologischen Effekte zurückzuführen. Zu diesen Wirkungen zählten Hitzewallungen (50 %), erektile Dysfunktion (4 %)und verminderte Libido (3 %).


Mit Ausnahme der immunallergischen Reaktionen (selten) und der Reaktionen an der Injektionsstelle (< 5 %) ist von allen Nebenwirkungen bekannt, dass sie im Zusammenhang mit dem veränderten Testosteronspiegel stehen.


Die folgenden Nebenwirkungen, von denen ein zumindest möglicher Zusammenhang mit der Triptorelin-Behandlung angenommen wird, wurden berichtet. Von den meisten dieser Wirkungen ist bekannt, dass sie in Zusammenhang mit einer biochemischen oder chirurgischen Kastration stehen.


Die Häufigkeit der Nebenwirkungen wird wie folgt klassifiziert: Sehr häufig (1/10); häufig ( 1/100 bis < 1/10); gelegentlich (1/1.000 bis < 1/100); selten (1/10.000 bis < 1/1.000).


Systemorgan-klasse

Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig

(≥1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich

(≥ 1/1.000 bis <1/100)

Selten

(≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)

Zusätzlich nach Marktein-führung (Häufigkeit nicht bekannt)

Infektionen und parasitäre

Erkrankungen




Nasopharyngitis


Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems




Purpura


Erkrankungen des Immun-systems




anaphylaktische Reaktionen,

Überempfind-lichkeits-reaktionen


Endokrine Erkrankungen




Diabetes mellitus


Stoffwechsel- und Ernährungs-störungen



Anorexie, Gicht, Appetitzunahme



Psychiatrische Erkrankungen


Libidoverlust,

Depression*,

Stimmungs-schwankungen*

Schlaflosigkeit, Reizbarkeit

Verwirrtheit, verminderte Aktivität, Euphorie

Ängstlichkeit

Erkrankungen des Nerven-systems

Parästhesien in den unteren Extremitäten

Schwindelanfälle, Kopfschmerzen

Parästhesien

Gedächtnis beeinträchtigt


Augen-erkrankungen




abnormes Empfinden in den Augen, Sehstörung

Verschwom-mensehen

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths



Tinnitus

Vertigo


Systemorgan-klasse

Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig

(≥1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich

(≥ 1/1.000 bis <1/100)

Selten

(≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)

Zusätzlich nach Markt-einführung (Häufigkeit nicht bekannt)

Gefäßerkrank-ungen

Hitzewal-lungen


Hypertonie


Hypotonie


Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums



Dyspnoe

Orthopnoe,

Nasenbluten


Erkrankungen des Gastro-intestinaltrakts


Übelkeit


Abdominal-schmerzen, Obstipation, Diarrhoe, Erbrechen

Bauchauf-treibung, Mundtrockenheit, Geschmacks-veränderung, Blähungen


Erkrankungen der Haut und des Unterhautzell-gewebes

Hyperhidrose


Akne, Alopezie, Pruritus, Haut-rötung

Blasenausschlag

Angioödem,

Urtikaria

Skelett-muskulatur-, Bindegewebs- und Knochen-erkrankungen

Rücken-schmerzen

Schmerzen der Skelettmuskulatur, Schmerzen in den Extremitäten

Arthralgie, Muskelkrämpfe, Muskelschwäche, Myalgie

Gelenkver-steifung, Gelenkschwel-lung, Versteifung der Skelett-muskulatur, Osteoarthritis

Knochen-schmerzen

Erkrankungen der Geschlechts-organe und der Brustdrüse


erektile Dysfunktion


Gynäkomastie, Brustschmerzen, Hodenatrophie, Hodenschmerzen

Ejakulations-störung


Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungs-ort

Asthenie

Müdigkeit,

Erythem an der Injektionsstelle, Entzündung an der Injektionsstelle, Schmerzen an der Injektionsstelle, Reaktionen an der Injektionsstelle, Ödeme

Lethargie, Schmerzen, Schüttelfrost, Somnolenz

Schmerzen im Brustkorb, Dysstasie, influenza-ähnliche Symptome, Fieber

Unwohlsein

Systemorgan-klasse

Sehr häufig (≥ 1/10)

Häufig

(≥1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich

(≥ 1/1.000 bis <1/100)

Selten

(≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)

Zusätzlich nach Markt-einführung (Häufigkeit nicht bekannt)

Untersuchungen



erhöhte Alanin-aminotransferase, erhöhte Aspartat-Amino-transferase, erhöhtes Kreatinin im Blut, erhöhter Harnstoff im Blut, Gewichts-zunahme

erhöhte alkalische Phosphatase im Blut, erhöhte Körper-temperatur, Gewichts-abnahme

erhöhter Blutdruck

*Diese Häufigkeit basiert auf Klasseneffekt-Häufigkeiten, die für alle GnRH-Agonisten zutreffen.


Triptorelin verursacht innerhalb der ersten Woche nach der initialen Injektion der Depotformulierung einen vorübergehenden Anstieg des zirkulierenden Testosteronspiegels. Durch diese anfängliche Erhöhung des zirkulierenden Testosteronspiegels kann es bei einem kleinen Prozentsatz der Patienten (≤ 5 %) zu einer vorübergehenden Verschlechterung der objektiven und subjektiven Symptome ihres Prostatakarzinoms (Aufflammen des Tumors) kommen; dies manifestiert sich zumeist in einer Zunahme der Harntrakt-assoziierten Symptome (< 2%) und Metastasenschmerzen (5 %), die symptomatisch behandelt werden können. Diese Symptome sind vorübergehend und verschwinden in der Regel nach 1 bis 2 Wochen. In Einzelfällen kam es zu einer Verschlimmerung der Krankheitssymptome, entweder zu einer Harnröhrenobstruktion oder einer Rückenmarkskompression infolge von Metastasen. Daher sollten Patienten, die an vertebralen Metastasen und/oder an einer Obstruktion des oberen oder unteren Harntrakts leiden, während der ersten Therapiewochen engmaschig überwacht werden (siehe Abschnitt 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung).


Die Anwendung von GnRH-Agonisten zur Behandlung des Prostatakarzinoms kann mit einem vermehrten Knochenschwund einhergehen und zu Osteoporose führensowie das Risiko von Knochenbrüchen erhöhen. Als Folge kann es zu einer fälschlichen Diagnose von Knochenmetastasen kommen.


Bei Patienten unter Behandlung mit GnRH-Analoga wurde über eine vermehrte Lymphozytenzahl berichtet. Diese sekundäre Lymphozytose steht offensichtlich mit der GnRH-induzierten Kastration in Verbindung und scheint darauf hinzuweisen, dass Gonadenhormone in die Thymusrückbildung involviert sind.


Bei anderen Triptorelin-Präparaten wurde nach subkutaner Injektion gelegentlich über druckempfindliche Infiltrate an der Injektionsstelle berichtet.


4.9 Überdosierung

Die pharmakologischen Eigenschaften von Pamorelin LA 3,75 mgund seine Anwendungsart machen eine versehentliche oder beabsichtigte Überdosierung unwahrscheinlich. Es liegen keine Erfahrungen mit Überdosierungen am Menschen vor. Tierversuche deuten darauf hin, dass keine anderen Wirkungen außer der beabsichtigten therapeutischen Wirkung auf die Konzentration der Sexualhormone und das Fortpflanzungssystem bei höheren Dosen von Pamorelin LA 3,75 mg auftreten. Wenn eine Überdosierung auftritt, sollte diese symptomatisch behandelt werden.


5. Pharmakologische Eigenschaften


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Hormone und verwandte Mittel, Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga

ATC-Code:L02AE04

Wirkungsmechanismus und pharmakodynamische Wirkungen

Triptorelin, ein GnRH-Agonist, wirkt als potenter Hemmer der Gonadotropin-Ausschüttung, wenn es kontinuierlich und in therapeutischen Dosen verabreicht wird. Studien an männlichen Tieren und an Männern haben gezeigt, dass es nach Verabreichung von Triptorelin zu einem anfänglichen und vorübergehenden Anstieg des zirkulierenden Spiegels des luteinisierenden Hormons (LH), des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des Testosterons kommt.


Dagegen führt die längerfristige und kontinuierliche Verabreichung von Triptorelin zu einer verminderten LH- und FSH-Ausschüttung und zur Unterdrückung der Steroidbiosynthese in Hoden und Ovarien. Ungefähr 2 bis 4 Wochen nach Therapiebeginn kommt es bei Männern zu einer Abnahme des Serumtestosteronspiegels in den Bereich, der normalerweise nach chirurgischer Kastration beobachtet wird. Dies führt zu einer Atrophie der akzessorischen Geschlechtsorgane. Diese Wirkungen sind im Allgemeinen nach Absetzen des Arzneimittels reversibel.

In tierexperimentellen Modellen führte die Verabreichung von Triptorelin zur Hemmung des Wachstums einiger hormonsensitiver Prostatatumoren.


Klinische Wirksamkeit

Nach der Verabreichung einer intramuskulären Einzelinjektion von Pamorelin LA 3,75 mg bei gesunden männlichen Probanden stiegen die Serumtestosteronspiegel zunächst an, erreichten am 4. Tag ihren Höhepunkt und sanken dann bis zur 4. Woche auf ein niedriges Niveau. Ab der 8. Woche nach dieser Einzelinjektion bestanden keine niedrigen Testosteronspiegel mehr. Ein ähnliches Serumtestosteronprofil wurde bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom nach der intramuskulären Injektion von Triptorelinembonat beobachtet und nach der zweiten Injektion blieb der Testosteronspiegel im Kastrationsbereich.

In einer randomisierten Phase III-Studie mit 970 Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom (T2c-T4) wurde bei 483 Patienten eine Kurzzeit-Androgenentzugstherapie (6 Monate) und bei 487 Patienten eine Langzeit-Androgenentzugstherapie (3 Jahre), in Kombination mit einer Strahlentherapie, angewendet. In einer Analyse auf Nicht-Unterlegenheit wurden die begleitend und nach der Strahlentherapie angewendeten Kurzzeit- und Langzeit-Hormonbehandlungen mit GnRH-Agonisten, vor allem Triptorelin (62,2 %) oder Goserelin (30,1 %), miteinander verglichen.

Insgesamt lag die 5-Jahres-Gesamtmortalitätsrate in den Gruppen „Kurzzeit-Hormonbehandlung“ bzw. „Langzeit-Hormonbehandlung“ bei 19,0 % bzw. 15,2 %, mit einem relativen Risiko von 1,42 (oberes einseitiges 95,71 % CI = 1,79; oder zweiseitiges 95,71 % CI = [1,09; 1,85], p = 0,65 für Nicht-Unterlegenheit und p = 0,0082 in einer post-hoc-Analyse auf Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen). Die Prostatakarzinom-spezifische 5-Jahres-Mortalität betrug in den Gruppen „Kurzzeit-Hormonbehandlung“ und „Langzeit-Hormonbehandlung“ 4,78 % bzw. 3,2 %, mit einem relativen Risiko von 1,71 (95 % CI = [1,14; 2,57], p = 0,002).

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine Strahlentherapie mit 3-jähriger Androgenentzugstherapie einer Strahlentherapie mit 6-monatiger Androgenentzugstherapie vorzuziehen ist.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Resorption

Nach einer intramuskulären Einzelinjektion von Pamorelin LA 3,75 mg bei gesunden männlichen Probanden betrugen die durchschnittliche maximale Triptorelin-Serumkonzentrationen nach 1 - 3 Stunden 28,4 ng/ml und nach 4 Wochen 0,084 ng/ml. Die absolute Bioverfügbarkeit von intramuskulär verabreichtem Triptorelin betrug im Verhältnis zu intravenös (i.v.) injiziertem Triptorelin ungefähr 83 %. Nach wiederholter monatlicher intramuskulärer Verabreichung von Pamorelin LA 3,75 mgwurde keine signifikante Akkumulation beobachtet.

Verteilung

Ergebnisse pharmakokinetischer Untersuchungen, die bei gesunden Männern durchgeführt wurden, weisen darauf hin, dass nach i.v. Bolusverabreichung Triptorelin entsprechend einem 3-Kompartiment-Modell verteilt und eliminiert wird und die entsprechenden Halbwertszeiten bei ungefähr 6 Minuten, 45 Minuten und 3 Stunden liegen.

Bei gesunden männlichen Probanden betrug das Verteilungsvolumen von Triptorelin im Steady-state-Zustand nach i.v. Verabreichung von 0,5 mg Triptorelinacetat ca. 30 l. Da es keine Hinweise darauf gibt, dass sich Triptorelin in klinisch relevanten Konzentrationen an Plasmaproteine bindet, sind Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln aufgrund einer Verdrängung vom Bindungsort unwahrscheinlich.

Biotransformation

Triptorelin-Metaboliten sind beim Menschen nicht nachgewiesen worden. Humanpharmakokinetische Daten deuten jedoch darauf hin, dass durch Gewebsabbau entstandene C-terminale Fragmente entweder in den Geweben vollständig abgebaut, im Plasma rasch weiter abgebaut oder über die Nieren ausgeschieden werden.

Elimination

Triptorelin wird sowohl über die Leber als auch über die Nieren ausgeschieden. Nach i.v. Verabreichung von 0,5 mg Triptorelin bei gesunden männlichen Probanden wurden 42 % der Dosis als unverändertes Triptorelin im Urin ausgeschieden; dieser Prozentsatz erhöhte sich bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion auf 62 %. Da die Kreatinin-Clearance (Clcreat) bei gesunden Probanden 150 ml/min und bei Personen mit beeinträchtigter Leberfunktion nur 90 ml/min betrug, deutet

dies darauf hin, dass die Leber ein Hauptort der Triptorelin-Elimination ist. Bei diesen gesunden Probanden betrug die tatsächliche terminale Halbwertszeit von Triptorelin 2,8 Stunden und die Triptorelin-Gesamtclearance 212 ml/min, wobei letztere von einer Kombination aus hepatischer und renaler Elimination abhängig war.

Spezielle Patientengruppen

Nach i.v. Verabreichung von 0,5 mg Triptorelin bei Patienten mit mäßiger Niereninsuffizienz (Clcreat40 ml/min) hatte Triptorelin eine Eliminationshalbwertszeit von 6,7 Stunden, bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz (Clcreat8,9 ml/min) von 7,81 Stunden und bei Patienten mit beeinträchtigter Leberfunktion (Clcreat89,9 ml/min) von 7,65 Stunden.

Die Auswirkungen von Alter und Rasse auf die Pharmakokinetik von Triptorelin wurden nicht systematisch untersucht. Jedoch weisen pharmakokinetische Daten, die an jungen gesunden männlichen Freiwilligen im Alter zwischen 20 und 22 Jahren mit einer erhöhten Kreatinin-Clearance (ungefähr 150 ml/min) erhoben wurden, darauf hin, dass Triptorelin bei jungen Personen doppelt so schnell eliminiert wird. Das hängt mit der Tatsache zusammen, dass die Triptorelin-Clearance mit der Kreatinin-Gesamtclearance korreliert, die bekanntermaßen mit zunehmendem Alter abnimmt.

Aufgrund der großen therapeutischen Breite von Triptorelin und da es sich bei Pamorelin LA 3,75 mg um eine Depotformulierung handelt, wird bei Patienten mit Beeinträchtigung der Leber- oder Nierenfunktion keine Dosisanpassung empfohlen.

Pharmakokinetische/pharmakodynamische Zusammenhänge

Die Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Triptorelin ist nicht einfach zu bestimmen, da sie nicht-linear und von der Zeit abhängig ist. Nach primärer Verabreichung an zuvor unbehandelte Personen verursacht Triptorelin eine dosisabhängige Zunahme der Freisetzung von LH und FSH.

Bei Verabreichung als Depotformulierung stimuliert Triptorelin während der ersten Tage nach der Verabreichung die LH- und FSH-Sekretion sowie als Folge die Testosteronsekretion. Wie aus den Ergebnissen der verschiedenen Bioäquivalenzstudien hervorgeht, wird die maximale Testosteronzunahme nach etwa 4 Tagen mit einem entsprechenden maximalen Plasmaspiegel erreicht, der unabhängig von der Freisetzungsrate des Triptorelins ist. Diese initiale Anregung bleibt trotz kontinuierlicher Triptorelin-Exposition nicht erhalten und wird von einer progressiven und äquivalenten Abnahme des Testosteronspiegels gefolgt. Auch in diesem Fall kann das Ausmaß der Triptorelin-Exposition merklich variieren, ohne dass die Gesamtwirkung auf den Testosteronspiegel beeinflusst wird.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Die Toxizität von Triptorelin auf nicht genitale Organe ist gering.

Die beobachteten Effekte resultierten hauptsächlich aus der Übersteigerung der pharmakologischen Wirkung von Triptorelin.

In Studien zur chronischen Toxizität bei klinisch relevanten Dosen führte Triptorelin zu makro- und mikroskopischen Veränderungen der Fortpflanzungsorgane bei männlichen Ratten, Hunden und Affen. Diese werden als Reaktion der Unterdrückung der Gonadenfunktion durch die pharmakologische Aktivität des Wirkstoffs angesehen. Die Veränderungen gingen während der Erholungsphase teilweise zurück. Nach subkutaner Verabreichung von 10 µg/kg an Ratten an den Tagen 6 bis 15 der Gestation hatte Triptorelin keine embryotoxische, teratogene oder sonstige Wirkung auf die Entwicklung der Nachkommen (F1-Generation) oder auf ihre Fortpflanzungsleistung. Bei 100 µg/kg wurden eine Verringerung der mütterlichen Gewichtszunahme und eine erhöhte Anzahl von Resorptionen beobachtet.

Triptorelin ist weder in vitro noch in vivo mutagen. Die Anwendung bei Mäusen zeigte keine onkogene Wirkung von Triptorelin bei einer Dosierung bis zu 6.000 µg/kg nach 18 Monaten Behandlung. Eine 23-monatige Kanzerogenitätsstudie bei Ratten zeigte ein fast 100 %iges Auftreten gutartiger Hypophysentumoren bei jeder Dosisstufe, die zum frühzeitigen Tod führten. Das erhöhte Vorkommen von gutartigen Hypophysentumoren bei Ratten ist ein häufig vorkommender Effekt bei der Behandlung mit GnRH-Agonisten. Die klinische Relevanz ist nicht bekannt.


6. Pharmazeutische Angaben


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Pulver:

Poly(glycolsäure-co-milchsäure)

Mannitol

Carmellose-Natrium

Polysorbat 80

Lösungsmittel:

Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilitäten

Da keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

2 Jahre

Nach Zubereitung sofort anwenden.

Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Injektionssuspension sofort angewendet werden. Wenn sie nicht sofort angewendet wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich, die nicht länger als 24 Stunden bei 2°C - 8°C betragen sollte.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Nicht über 25°C lagern.

Aufbewahrungsbedingungen der gebrauchsfertigen Injektionssuspension siehe Abschnitt 6.3.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

6 ml Durchstechflasche (Glastyp I) mit Butylgummistopfen und Aluminium-Schnappdeckel.

Lösungsmittelampulle (Glastyp I) mit 2 ml sterilem Lösungsmittel zur Herstellung der Injektionssuspension.


Originalpackung mit:


Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung

Das Pulver muss unmittelbar vor Anwendung suspendiert werden. Dazu darf nur das beigepackte Lösungsmittel verwendet werden.


Die homogene, milchige Injektionssuspension wird durch leichtesSchwenken hergestellt. Die Anweisungen für die Herstellung, nachstehend und in der Gebrauchsinformation, sind genau zu beachten.

Nur zum einmaligen Gebrauch. Jede nicht verwendete Suspension muss verworfen werden. Benutzte Injektionsnadeln müssen in einem dafür vorgesehenen Behälter entsorgt werden. Produktreste müssen verworfen werden.


Das Pulver muss in 2 ml Wasser für Injektionszwecke suspendiert werden:

Dazu wird das Lösungsmittel unter Benutzung einer der beigepackten Injektionsnadeln vollständig in die beigepackte Spritze aufgezogen und in die Durchstechflasche, die das Pulver enthält, überführt. Die Durchstechflasche muss leichtgeschwenkt werden, um ein vollständiges Dispergieren des Pulvers zu einer homogenen, milchigen Suspension zu erreichen. Die Suspension wird dann in die Spritze aufgezogen. Nun muss die Injektionsnadel gewechselt und die Suspension sofort verabreicht werden.


Die Suspension ist zu verwerfen, wenn sie nicht unmittelbar nach der Zubereitung angewendet wird (siehe Abschnitt 6.3).


7. Inhaber der Zulassung

Ipsen Pharma GmbH

76275 Ettlingen

Tel.: 07243 184-80

Fax: 07243 184-39


8. Zulassungsnummer

59220.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

08. März 2005 / 08. März 2010


10. Stand der Information

Februar 2013


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig


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