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Pancuronium Hikma

Document: 12.11.2008   Fachinformation (deutsch) change

Pancuronium Hikma

Zul.-Nr.: 44563.00.00

November 2008



Fachinformation

Seite 11


Fachinformation


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Pancuronium Hikma, 2 mg/ml, Injektionslösung

Wirkstoff: Pancuroniumbromid


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


1 ml Injektionslösung enthält 2 mg Pancuroniumbromid.

Eine Ampulle mit 2 ml Injektionslösung enthält 4 mg Pancuroniumbromid


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM

Injektionslösung


4. KLINISCHE ANGABEN

Pancuronium Hikma ist ein langwirksames nichtdepolarisierendes Muskelrelaxans.


4.1 Anwendungsgebiete

Muskelrelaxierung einschließlich Präcurarisierung im Rahmen der Allgemeinanästhesie.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Grundsätzlich gilt, daß nur die kleinste Dosis ver­abreicht werden darf, mit der die gewünschte Muskel­relaxation erreicht werden kann.


Es besteht eine große interindividuelle Schwankungs­breite hinsichtlich der neuromuskulären Empfindlich­keit gegenüber Pancuroniumbromid. Dieser Streuung ist durch Dosisfindung mittels Nervenstimulator angemessen Rechnung zu tragen.


Falls hierzu die Möglichkeit nicht besteht, sind die nachfolgenden Dosierungsempfehlungen als allgemeine Richtlinie für Erwachsene und Kinder zu verstehen:


Intubation und anschließende Operation:

Nach i.v. Anwendung von 0,1 mg/kg KG (zweifache ED951) entwickeln sich in 90-120 s gute bis ausgezeichnete Intubationsbedingungen, bei 0,08 mg/kg KG in 120-150 s. Die WD252beträgt danach 100 bzw. 86 min.


Repetitionsdosis:

Durch Gabe von 0,01-0,02 mg/kg KG im Abstand von 30-45 min kann die vollständige neuromuskuläre Blockade aufrecht erhalten werden.


Präcurarisierung:

Zur Vermeidung des Auslösens von Muskelkontraktionen durch Suxamethoniumhalogenid oder zur Verkürzung der Anschlagszeit3von nichtdepolarisierenden Muskelrelaxantien empfiehlt sich die Vorgabe von 0,01 bis 0,02 mg Pancuroniumbromid/kg KG.


Eine Dosisreduktion kann erforderlich sein bei:


- Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (s. 4.4)

- Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen (s. 4.4)

- adipösen und sehr alten Patienten

- gleichzeitiger Anwendung von Inhalationsanästhetika

- operativen Eingriffen in Hypothermie


Mit einem erhöhten Bedarf an Pancuronium Hikma ist zu rechnen bei:

Patienten mit Verbrennungen, Hypergammaglobu­linämie oder Lebererkrankungen (s. 4.4)


Kinder:

Der Dosisbedarf bei Kindern im Alter über 4 Wochen entspricht dem bei Erwachsenen. Bei Neugeborenen muß die Dosis reduziert werden.


Ältere Patienten:

Im hohen Alter muß mit einer Verlängerung der Wirk­dauer gerechnet werden. Ursache ist die Verlängerung der Eliminationshalbwertzeit durch die im Alter redu­zierte Nierenfunktion.


Pancuronium Hikma wird ausschließlich intravenös appliziert. Die Injektion sollte entweder langsam zur laufenden Infusion oder als Dauerinfusion erfolgen.


4.3 Gegenanzeigen

Unmöglichkeit der künstlichen Beatmung

Allergische Überempfindlichkeit gegen Pancuronium, Bromid oder einen der sonstigen Bestandteile


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Bei allergischer Überempfindlichkeit gegen andere Muskelrelaxantien darf Pancuronium Hikma nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden.


Pancuronium Hikma darf nur von Ärzten angewendet werden, die die Methoden und Techniken der Intubation, künstlichen Be­atmung und Wiederbelebung beherrschen und die mit den Wirkungen von Pancuronium Hikma vertraut sind. Weitere Voraussetz­ung für die Anwendung von Pancuronium Hikma ist die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung.


Pancuronium Hikma lähmt die Atem- und Skelettmuskulatur, ohne das Bewusstsein zu beeinträchtigen. Deshalb darf Pancuronium Hikma erst nach Gabe hypnotisch wirkender Pharmaka angewendet werden. Ein Antidot sollte unmittelbar zur Verfügung stehen.


Die neuromuskuläre Funktion sollte intraoperativ mit­tels eines Nervenstimulators überwacht werden. Die Dosierung kann so den operativen Erfordernissen genau angepaßt und das Risiko einer Überdosierung minimal gehalten werden, insbesondere bei neuromuskulären Er­krankungen, bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen sowie bei allen Erkrankungen, die den Arzneistoffwech­sel beeinflussen.


Bei Patienten, bei denen eine Tachykardie vermieden werden sollte (z.B. bei kardiovaskulären Erkrankungen), darf Pancuronium Hikma nur niedrig dosiert werden.


Erkrankungen, die mit einer langsamen Kreislaufzeit einhergehen (z.B. Herzinsuffizienz), können zu einer Verlängerung der Anschlagszeit führen.


Pancuronium Hikma sollte bei allen Erkrankungen des neuromuskulären Systems mit größter Vorsicht eingesetzt werden, da bei diesen Patienten die Reaktion auf neuromuskulär blockierende Substanzen erheblich verändert sein kann. Ausmaß und Richtung dieser Veränderung können stark variieren.


Bei Patienten mit Myasthenia gravis oder Eaton-Lam­bert-Syndrom (auch wenn diese klinisch noch nicht manifest sind) können die im Rahmen der Präcurarisierung applizierten normalerweise nur unterschwellig wirksamen Dosen von Pancuronium Hikma eine vollständige Lähmung der Skelettmuskulatur bewirken.


Da die Elimination von Pancuronium Hikma überwiegend renal er­folgt, ist bei eingeschränkter Nierenfunktion mit einer verlängerten Wirkungsdauer zu rechnen.


Bei einer Lebererkrankung besteht die Möglichkeit eines langsamen Wirkungseintritts, eines höheren Gesamtdosisbedarfs sowie einer Verlängerung der neuromuskulären Blockade und der Erholungszeit.


Die Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung von Pancuronium Hikma durch Neostigmin (in Kombination mit Atropin) kann bei Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen erschwert oder unmöglich sein.


Pancuronium Hikma enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Die Wirkung von Pancuronium Hikma wird durch die Gabe von Inhalationsnarkotika (z.B. Halothan, Isofluran, Enfluran, Sevofluran, Desfluran), Benzodiazepinen, Antibiotika (insbesondere durch Aminoglykoside, Polymyxine, Tetrazykline und Lincosamide), Magnesium und Lithium verstärkt.


Bei einer Langzeittherapie mit trizyklischen Antidepressiva (z. B. Imipramin) sollte Pancuronium Hikma wegen der Gefahr schwerer Herzrhythmusstörungen nicht gegeben werden. Das Risiko ist bei gleichzeitiger Anwendung von Halothan erhöht.


Bei gleichzeitiger Aminophyllin-Zufuhr kann Pancuronium Hikma sehr selten ( 1/10000) eine tachykarde Rhythmusstörung auslösen. Darüber hinaus schwächt Aminophyllin vermutlich über eine verstärkte Freisetzung von Acetylcholin die Wirkung von Pancuroniumbromid ab.


Eine vorherige Gabe von Pancuronium Hikma kann die Wirkdauer kurzwirksamer Muskelrelaxantien wie Mivacurium und Atracurium erheblich verlängern und deren Anschlagszeit verkürzen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Während der Schwangerschaft darf Pancuronium Hikma nur kurzfristig für Narkosen eingesetzt werden. Ausreichende Erfahr­ungen mit der Anwendung am Menschen liegen nicht vor. Eine eventuelle Unverträglichkeit der Schwangeren gegen Muskelrelaxantien sollte vor der Narkose ausge­schlossen werden.


Eine Antagonisierung der durch Pancuronium Hikma induzierten neu­romuskulären Blockade kann bei Patientinnen, die Ma­gnesiumsulfat wegen einer Schwangerschaftstoxikose er­halten, unzureichend sein, weil Magnesiumsalze eine neuromuskuläre Blockade verstärken. In solchen Fällen sollte die Dosierung reduziert werden.


Bei einer geburtshilflichen Narkose tritt Pancuronium nur in minimaler Menge durch die Plazenta über; klini­sche Auswirkungen auf das Neugeborene sind nicht beob­achtet worden. Es ist nicht bekannt, ob Pancuronium in die Muttermilch ausgeschieden wird. Aufgrund der pharmakokinetischen Eigenschaften von Pancuronium ist aber davon auszugehen, dass nur geringe Mengen in die Muttermilch übergehen. Da Pancuronium nach oraler Aufnahme kaum resorbiert wird, ist mit unerwünschten Wirkungen auf den Säugling nicht zu rechnen.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Pancuronium Hikma sollte wegen der langen Wirkungsdauer nicht für Narkosen bei ambulanten Patienten gegeben werden. Nach der Gabe von Pancuronium Hikma im Rahmen einer Allgemeinanästhesie dürfen die Patienten 24 Stunden nicht aktiv am Stra­ßenverkehr teilnehmen und keine Maschinen bedienen. Diese Warnung bezieht sich eher auf die gleichzeitig verwendeten Narkosemittel als auf das Muskelrelaxans.


4.8 Nebenwirkungen

Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:

Sehr häufig (10 %)

Häufig ( 1 % - < 10 %)

Gelegentlich ( 0,1 % - < 1 %)

Selten ( 0,01 % - < 0,1 %)

Sehr selten (< 0,01 % oder unbekannt)


Pancuronium Hikma bewirkt dosisabhängig einen mäßigen Herzfrequenzanstieg, der von einer Zunahme des Herzzeitvolumens und des Blutdrucks begleitet wird. Oft maskieren gleichzeitig angewendete bradykard wirkende Medikamente (z.B. Opioide) diese Nebenwirkung.


Pancuronium Hikma hemmt sehr stark die unspezifische Plasma­cholinesterase; die klinische Bedeutung ist unklar.


Sehr selten kann Pancuronium Hikma durch eine Histaminfreisetzung bei entsprechend disponierten Patienten einen Bronchospasmus auslösen.


4.9 Überdosierung

Überdosierung führt zu verlängerter peripherer Atem­insuffizienz. Bis zum Wiedereintritt ausreichender Spontanatmung ist eine künstliche Beatmung erforderlich. Zusätzlich kann ein Cholinesterasehemmstoff, z.B. Neostigmin (gemeinsam mit Atropin) eingesetzt werden, vorausgesetzt, es sind bereits erste motorische Anzeichen einer beginnenden Spontanatmung erkennbar.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Muskel- und Skelettsystem, Muskelrelaxans, peripher wirkendes Mittel, andere quatäre Ammoniumverbindung, Pancuronium

ATC-Code: M03AC01


Pancuronium Hikma ist ein Muskelrelaxans vom kompetitiven oder nichtdepolarisierenden Typ. In Konkurrenz mit Acetyl­cholin besetzt es die cholinergen Rezeptoren an der motorischen Endplatte, unterbricht die physiologische Impulsübertragung von der Nerven- auf die Muskelzelle und führt zu einer schlaffen Lähmung (neuromuskuläre Blockade).


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Die Ausscheidung erfolgt überwiegend in unveränderter Form mit dem Urin, in etwa 5 bis 20 % mit der Galle. In der Leber werden etwa 10 bis 15 % durch Deacetylie­rung metabolisiert. Das 3-Hydroxy-Derivat hat noch eine etwa halb so starke neuromuskuläre Wirksamkeit wie die Ausgangssubstanz. Entsprechend ist bei einer Nierenfunktionsstörung mit einer verzögerten Ausschei­dung und verlängerter Wirkung zu rechnen.


Die Wirkdauer der neuromuskulären Blockade wird primär durch Umverteilung im Organismus bestimmt. Die wich­tigsten pharmakokinetischen Parameter:


Verteilungsvolumen (ml/kg) 220 - 300

Eliminationshalbwertszeit (min) 110 - 160

totale Clearance (ml/min) 80 - 160


Die neuromuskuläre Blockade ist quantifizierbar anhand der Reaktion des M. adductor pollicis auf indirekte supramaximale Reizung mittels eines Nervenstimulators. Nach intravenöser Anwendung einer Einzeldosis (ED90-951= 0,05-0,07 mg/kg KG) ergeben sich folgende Richtwerte:


Anschlagzeit3 4 bis 6 min

WD252 28 bis 40 min

WD902 62 bis 84 min

Erholungsindex4 32 min


1ED90-95: effektive Dosis, bei der eine 90-95 %ige neuromuskuläre Blockade erzielt wird

2WD25(90): Wirkdauer vom Injektionsbeginn bis zur 25 %igen (90 %igen) Erholung der neuromuskulären Blockade

3Anschlagzeit: Zeit vom Beginn der Injektion bis zur maximalen Wirkung

4Erholungsindex: Erholung der neuromuskulären Blockade von 25 auf 75 % des Kontrollwertes


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Bedingt durch die pharmakologische Wirkungsweise (neuromuskuläre Blockade) führte Pancuroniumbromid bei verschiedenen Tierspezies bereits nach sehr niedrigen Dosierungen ohne gleichzeitige künstliche Beatmung zum Tod durch Atemstillstand.


Mutagenitätsuntersuchungen mit Pancuronium Hikma sowie strukturell verwandten Stoffen verliefen negativ. Untersuchungen zum tumorerzeugenden Potenzial wurden nicht durchgeführt.


Pancuroniumbromid ist unzureichend auf reproduktionstoxische Wirkungen geprüft. Am Kaninchen traten embryotoxische Effekte nach Gabe von 4 mg/kg/Tag auf. Hinweise auf ein Mißbildungspotential ergaben sich im Tierversuch nicht.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Natriumacetat, Natriumchlorid, Essigsäure 99 %, Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilitäten

Es wird nicht empfohlen, Pancuronium Hikma mit anderen Lösungen oder Arzneimitteln in derselben Spritze oder Infu­sionsflasche zu mischen.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

2 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung

Die Ampulle im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

Im Kühlschrank lagern (2°C – 8°C).

Nicht einfrieren.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Braunglasampulle mit einer klaren Lösung.

Originalpackung:

10 Ampullen mit 2 ml Injektionslösung (N 2)


Bündelpackung:

100 (10 x 10) Ampullen mit 2 ml Injektionslösung


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise für die Handhabung

Nach Anbruch Rest verwerfen.


7. Inhaber der Zulassung

Hikma Farmacêutica (Portugal), S.A.

Estrada do Rio da Mó, 8 8a e 8b

2705-906 Terrugem SNT

Portugal


[ggf.

Im Vertrieb der:

Hikma Pharma GmbH

Am Woog 11

55268 Nieder-Olm]


8. Zulassungsnummer

44563.00.00


9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

24.02.1999 / 03.05.2004


10. Stand der Information

November 2008


11. Verkaufsabgrenzung

Verschreibungspflichtig