Pancuronium Hikma
Fachinformation
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Pancuronium Hikma
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Wirkstoff: Pancuroniumbromid
1 ml Injektionslösung enthält 2 mg Pancuroniumbromid.
Hilfsstoffe siehe unter 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Injektionslösung
4. KLINISCHE ANGABEN
Pancuronium Hikma ist ein langwirksames nichtdepolarisierendes Muskelrelaxans.
4.1 Anwendungsgebiete
Muskelrelaxierung einschließlich Präcurarisierung im Rahmen der Allgemeinanästhesie
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Grundsätzlich gilt, daß nur die kleinste Dosis verabreicht werden darf, mit der die gewünschte Muskelrelaxation erreicht werden kann.
Es besteht eine große interindividuelle Schwankungsbreite hinsichtlich der neuromuskulären Empfindlichkeit gegenüber Pancuroniumbromid. Dieser Streuung ist durch Dosisfindung mittels Nervenstimulator angemessen Rechnung zu tragen.
Falls hierzu die Möglichkeit nicht besteht, sind die nachfolgenden Dosierungsempfehlungen als allgemeine Richtlinie für Erwachsene und Kinder zu verstehen:
Intubation und anschließende Operation:
Nach i.v. Injektion von 0,1 mg/kg KG (zweifache ED951) entwickeln sich in 90-120 s gute bis ausgezeichnete Intubationsbedingungen, bei 0,08 mg/kg KG in 120-150 s. Die WD252beträgt danach 100 bzw. 86 min.
Repetitionsdosis:
Durch Gabe von 0,01-0,02 mg/kg KG im Abstand von 30-45 min kann die vollständige neuromuskuläre Blockade aufrecht erhalten werden.
Präcurarisierung:
Zur Vermeidung des Auslösens von Muskelkontraktionen durch Suxamethoniumhalogenid oder zur Verkürzung der Anschlagzeit3von nichtdepolarisierenden Muskelrelaxantien empfiehlt sich die Vorgabe von 0,01 bis 0,02 mg Pancuroniumbromid/kg KG.
Eine Dosisreduktion kann erforderlich sein bei:
- Patienten mit Nierenfunktionsstörungen (s. 4.4)
- Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen (s. 4.4)
- adipösen und sehr alten Patienten
- gleichzeitiger Anwendung von Inhalationsanästhetika
- operativen Eingriffen in Hypothermie
Mit einem erhöhten Bedarf an Pancuronium Hikma zu rechnen bei:
Patienten mit Verbrennungen, Hypergammaglobulinämie oder Lebererkrankungen (s. 4.4)
Kinder:
Der Dosisbedarf bei Kindern im Alter über 4 Wochen entspricht dem bei Erwachsenen. Bei Neugeborenen muß die Dosis reduziert werden.
Ältere Patienten:
Im hohen Alter muß mit einer Verlängerung der Wirkdauer gerechnet werden. Ursache ist die Verlängerung der Eliminationshalbwertzeit durch die im Alter reduzierte Nierenfunktion.
Pancuronium Hikma wird ausschließlich intravenös appliziert. Die Injektion sollte entweder langsam zur laufenden Infusion oder als Dauerinfusion erfolgen.
4.3 Gegenanzeigen
Unmöglichkeit der künstlichen Beatmung
Allergische Überempfindlichkeit gegen Pancuronium, Bromid oder einen der Hilfsstoffe
4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bei allergischer Überempfindlichkeit gegen andere Muskelrelaxantien darf Pancuronium Hikma nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden.
Pancuronium Hikma darf nur von Ärzten angewendet werden, die die Methoden und Techniken der Intubation, künstlichen Beatmung und Wiederbelebung beherrschen und die mit den Wirkungen von Pancuronium Hikma vertraut sind. Weitere Voraussetzung für die Anwendung von Pancuronium Hikma ist die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung.
Pancuronium Hikma lähmt die Atem- und Skelettmuskulatur, ohne das Bewusstsein zu beeinträchtigen. Deshalb darf Pancuronium Hikma erst nach Gabe hypnotisch wirkender Pharmaka angewendet werden. Ein Antidot sollte unmittelbar zur Verfügung stehen.
Die neuromuskuläre Funktion sollte intraoperativ mittels eines Nervenstimulators überwacht werden. Die Dosierung kann so den operativen Erfordernissen genau angepaßt und das Risiko einer Überdosierung minimal gehalten werden, insbesondere bei neuromuskulären Erkrankungen, bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen sowie bei allen Erkrankungen, die den Arzneistoffwechsel beeinflussen.
Bei Patienten, bei denen eine Tachykardie vermieden werden sollte (z.B. bei kardiovaskulären Erkrankungen), darf Pancuronium Hikma nur niedrig dosiert werden.
Erkrankungen, die mit einer langsamen Kreislaufzeit einhergehen, (z.B. Herzinsuffizienz), können zu einer Verlängerung der Anschlagzeit führen.
Pancuronium Hikma sollte bei allen Erkrankungen des neuromuskulären Systems mit größter Vorsicht eingesetzt werden, da bei diesen Patienten die Reaktion auf neuromuskulär blockierende Substanzen erheblich verändert sein kann. Ausmaß und Richtung dieser Veränderung können stark variieren.
Bei Patienten mit Myasthenia gravis oder Eaton-Lambert-Syndrom (auch wenn diese klinisch noch nicht manifest sind) können die im Rahmen der Präcurarisierung applizierten normalerweise nur unterschwellig wirksamen Dosen von Pancuronium Hikma eine vollständige Lähmung der Skelettmuskulatur bewirken.
Da die Elimination von Pancuronium Hikma überwiegend renal erfolgt, ist bei eingeschränkter Nierenfunktion mit einer verlängerten Wirkungsdauer zu rechnen.
Bei einer Lebererkrankung besteht die Möglichkeit eines langsamen Wirkungseintritts, eines höheren Gesamtdosisbedarfs sowie einer Verlängerung der neuromuskulären Blockade und der Erholungszeit.
Die Antagonisierung der muskelrelaxierenden Wirkung von Pancuronium Hikma durch Neostigmin (in Kombination mit Atropin) kann bei Patienten mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen erschwert oder unmöglich sein.
Pancuronium Hikma enthält Natrium, aber weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Ampulle.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Wirkung von Pancuronium Hikma wird durch die Gabe von Inhalationsnarkotika (z.B. Halothan, Isofluran, Enfluran, Sevofluran, Desfluran), Benzodiazepinen, Antibiotika (insbesondere durch Aminoglykoside, Polymyxine, Tetrazykline und Lincosamide), Magnesium und Lithium verstärkt.
Bei einer Langzeittherapie mit trizyklischen Antidepressiva (z. B. Imipramin) sollte Pancuronium Hikma wegen der Gefahr schwerer Herzrhythmusstörungen nicht gegeben werden. Das Risiko ist bei gleichzeitiger Anwendung von Halothan erhöht.
Bei gleichzeitiger Aminophyllin-Zufuhr kann Pancuronium Hikma sehr selten ( 1/10000) eine tachykarde Rhythmusstörung auslösen. Darüber hinaus schwächt Aminophyllin vermutlich über eine verstärkte Freisetzung von Acetylcholin die Wirkung von Pancuroniumbromid ab.
Eine Vorgabe von Pancuronium Hikma kann die Wirkdauer kurzwirksamer Muskelrelaxantien wie Mivacurium und Atracurium erheblich verlängern und deren Anschlagzeit verkürzen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Während der Schwangerschaft darf Pancuronium Hikma nur kurzfristig für Narkosen eingesetzt werden. Ausreichende Erfahrungen mit der Anwendung am Menschen liegen nicht vor. Eine eventuelle Unverträglichkeit der Schwangeren gegen Muskelrelaxantien sollte vor der Narkose ausgeschlossen werden.
Eine Antagonisierung der durch Pancuronium Hikma induzierten neuromuskulären Blockade kann bei Patientinnen, die Magnesiumsulfat wegen einer Schwangerschaftstoxikose erhalten, unzureichend sein, weil Magnesiumsalze eine neuromuskuläre Blockade verstärken. In solchen Fällen sollte die Dosierung reduziert werden.
Bei einer geburtshilflichen Narkose tritt Pancuronium nur in minimaler Menge durch die Plazenta über; klinische Auswirkungen auf das Neugeborene sind nicht beobachtet worden. Es ist nicht bekannt, ob Pancuronium in die Muttermilch ausgeschieden wird. Aufgrund der pharmakokinetischen Eigenschaften von Pancuronium ist aber davon auszugehen, dass nur geringe Mengen in die Muttermilch übergehen. Da Pancuronium nach oraler Aufnahme kaum resorbiert wird, ist mit unerwünschten Wirkungen auf den Säugling nicht zu rechnen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Pancuronium Hikma sollte wegen der langen Wirkungsdauer nicht für Narkosen bei ambulanten Patienten gegeben werden. Nach der Gabe von Pancuronium Hikma im Rahmen einer Allgemeinanästhesie dürfen die Patienten 24 Stunden nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen und keine Maschinen bedienen. Diese Warnung bezieht sich eher auf die gleichzeitig verwendeten Narkosemittel als auf das Muskelrelaxans.
4.8 Nebenwirkungen
Pancuronium Hikma bewirkt dosisabhängig einen mäßigen Herzfrequenzanstieg, der von einer Zunahme des Herzzeitvolumens und des Blutdrucks begleitet wird. Oft maskieren gleichzeitig angewendete bradykard wirkende Medikamente (z.B. Opioide) diese Nebenwirkung.
Pancuronium Hikma hemmt sehr stark die unspezifische Plasmacholinesterase; die klinische Bedeutung ist unklar.
Sehr selten ( 1/10000) kann Pancuronium Hikma durch eine Histaminfreisetzung bei entsprechend disponierten Patienten einen Bronchospasmus auslösen.
4.9 Überdosierung
Überdosierung führt zu verlängerter peripherer Ateminsuffizienz. Bis zum Wiedereintritt ausreichender Spontanatmung ist eine künstliche Beatmung erforderlich. Zusätzlich kann ein Cholinesterasehemmstoff, z.B. Neostigmin (gemeinsam mit Atropin) eingesetzt werden, vorausgesetzt, es sind bereits erste motorische Anzeichen einer beginnenden Spontanatmung erkennbar.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
ATC-Code: M03A
Pancuronium Hikma ist ein Muskelrelaxans vom kompetitiven oder nichtdepolarisierenden Typ. In Konkurrenz mit Acetylcholin besetzt es die cholinergen Rezeptoren an der motorischen Endplatte, unterbricht die physiologische Impulsübertragung von der Nerven- auf die Muskelzelle und führt zu einer schlaffen Lähmung (neuromuskuläre Blockade).
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Die Ausscheidung erfolgt überwiegend in unveränderter Form mit dem Urin, in etwa 5 bis 20 % mit der Galle. In der Leber werden etwa 10 bis 15 % durch Deacetylierung metabolisiert. Das 3-Hydroxy-Derivat hat noch eine etwa halb so starke neuromuskuläre Wirksamkeit wie die Ausgangssubstanz. Entsprechend ist bei einer Nierenfunktionsstörung mit einer verzögerten Ausscheidung und verlängerter Wirkung zu rechnen.
Die Wirkdauer der neuromuskulären Blockade wird primär durch Umverteilung im Organismus bestimmt. Die wichtigsten pharmakokinetischen Parameter:
Verteilungsvolumen (ml/kg) 220 - 300
Eliminationshalbwertszeit (min) 110 - 160
totale Clearance (ml/min) 80 - 160
Die neuromuskuläre Blockade ist quantifizierbar anhand der Reaktion des M. adductor pollicis auf indirekte supramaximale Reizung mittels eines Nervenstimulators. Nach intravenöser Injektion einer Einzeldosis (ED90-951= 0,05-0,07 mg/kg KG) ergeben folgende Richtwerte:
Anschlagzeit3 4 bis 6 min
WD252 28 bis 40 min
WD902 62 bis 84 min
Erholungsindex4 32 min
1ED90-95: effektive Dosis, bei der eine 90-95 %ige neuromuskuläre Blockade erzielt wird
2WD25(90): Wirkdauer vom Injektionsbeginn bis zur 25 %igen (90 %igen) Erholung der neuromuskulären Blockade
3Anschlagzeit: Zeit vom Beginn der Injektion bis zur maximalen Wirkung
4Erholungsindex: Erholung der neuromuskulären Blockade von 25 auf 75 % des Kontrollwertes
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Bedingt durch die pharmakologische Wirkungsweise (neuromuskuläre Blockade) führte Pancuroniumbromid bei verschiedenen Tierspezies bereits nach sehr niedrigen Dosierungen ohne gleichzeitige künstliche Beatmung zum Tod durch Atemstillstand.
Mutagenitätsuntersuchungen mit Pancuronium Hikma sowie strukturell verwandten Stoffen verliefen negativ. Untersuchungen zum tumorerzeugenden Potential wurden nicht durchgeführt.
Pancuroniumbromid ist unzureichend auf reproduktionstoxische Wirkungen geprüft. Am Kaninchen traten embryotoxische Effekte nach Gabe von 4 mg/kg/Tag auf. Hinweise auf ein Mißbildungspotential ergaben sich im Tierversuch nicht.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Hilfsstoffe
Natriumacetat, Natriumchlorid, Essigsäure, Wasser für Injektionszwecke
6.2 Inkompatibilitäten
Es wird nicht empfohlen, Pancuronium Hikma mit anderen Lösungen oder Arzneimitteln in derselben Spritze oder Infusionsflasche zu mischen.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Die Ampulle im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Im Kühlschrank lagern (2°C – 8°C).
Nicht einfrieren.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Originalpackung:
10 Ampullen mit 2 ml Injektionslösung (N 2)
Bündelpackung:
100 (10 x 10) Ampullen mit 2 ml Injektionslösung
6.6 Hinweise für die Handhabung
Nach Anbruch Rest verwerfen.
7. Pharmazeutischer Unternehmer
Hikma Farmaceutica LTD
Estrada do Rio da Mó, 8 8a e 8b
2705-906 Terrugem SNT
Portugal
[ggf.
Im Vertrieb der:
Hikma Pharma GmbH
Raiffeisenstr. 5
D-55270 Klein-Winternheim]
8. Zulassungsnummer
44563.00.00
9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
24.02.1999 / 24.02.2004
10. Stand der Information
Oktober 2004
11. Verschreibungsstatus / Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig