Proaktiv 480mg Hartkapsel
Text der für die SPC vorgesehenen Angaben
Stand: 20.08.2015
FACHINFORMATION
ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Proaktiv® 480 mg Hartkapsel Wirkstoff: Weidenrinden-T rockenextrakt
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG 1 Hartkapsel enthält folgenden Wirkstoff:
Trockenextrakt aus Weidenrinden (16 - 23 : 1) 480,0 mg
Entsprechend 120,0 mg Salicin
Auszugsmittel: Wasser
3. DARREICHUNGSFORM
Hartkapsel
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Rheumatische Beschwerden, Kopfschmerzen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene und Heranwachsende über 12 Jahren 2mal täglich 1 Hartkapsel ein.
Proaktiv® mit reichlich Flüssigkeit einnehmen.
4.3 Gegenanzeigen
Proaktiv® darf nicht angewendet werden bei Magen- und Darmgeschwüren, bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Salicylate, gegen andere Entzündungs-hemmer/Antirheumatika oder bei Neigung zu Allergien, bei Asthma bronchiale sowie spastischen Bronchitiden.
Proaktiv® darf nicht angewendet werden bei Kindern unter 12 Jahren sowie in der Schwangerschaft und in der Stillzeit.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Im Verlauf einer Langzeitbehandlung müssen regelmäßig Blutbild- und Kontrollen des Harnsäurespiegels erfolgen. Bei Patienten mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel besteht das Risiko einer hämolytischen Anämie.
Der Effekt auf die Thrombozytenaggregation bei vermehrter Blutungsneigung aufgrund von Thrombozytenfunktionsstörungen ist nicht untersucht worden. Daher sollte bei diesen Patienten Proaktiv® nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die von anderen Salicylaten bekannten Wechselwirkungen können auch bei der Anwendung von Proaktiv® auftreten, insbesondere können die Wirkung von Mitteln zur Senkung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes (Antikoagulantien, z.B. CumarinDerivate und Heparin), das Risiko einer Magen-Darm-Blutung bei gleichzeitiger Behandlung mit Kortkoiden (z.B. Prednisolon) oder bei gleichzeitigem Alkoholkonsum wie auch die Wirkung von einzunehmenden blutzuckersenkenden Medikamenten erhöht werden. Die Wirkung von Medikamenten zur Steigerung der Harnsäureausscheidung kann vermindert werden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung von Weidenrindenextrakten während der Schwangerschaft- und Stillzeit liegen nicht vor. Proaktiv® soll deshalb im zweiten Trimenon der Schwangerschaft und während der Stillzeit nur nach Rücksprache mit einem Arzt angewendet werden. Eine Einnahme von Salicylaten im ersten und letzten Trimenon der Schwangerschaft ist kontraindiziert.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend.
4.8 Nebenwirkungen
Gelegentlich können Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (z.B. als Juckreiz, Hautrötung, Ausschlag, Nesselsucht) und Asthma auftreten. In Einzelfällen wurden schwere Überempfindlichkeitsreaktionen (anaphylaktische Reaktionen) beobachtet. Bei empfindlichen Patienten sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit und Magenschmerzen möglich.
In der Packungsbeilage wird der Patient auf Folgendes aufmerksam gemacht:
Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte das Präparat abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann über den Schweregrad und gegebenenfalls erforderliche weitere Maßnahmen entscheiden.
Bei den ersten Anzeichen einer Überempfindlichkeitsreaktion darf Proaktiv® nicht nochmals eingenommen werden.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen:
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-RisikoVerhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de, anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Intoxikationen mit Zubereitungen aus Weidenrindenextrakt sind bisher nicht bekannt geworden. Möglicherweise können die unter „Nebenwirkungen" beschriebenen Beschwerden verstärkt auftreten. Der Patient wird in der Packungsbeilage aufgefordert, bei Einnahme zu großer Mengen von Proaktiv® einen Arzt zu verständigen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere nichtsteroidale Antiphlogistika und Antirheumatika.
ATC-Code: M09AP05
Salicinhaltige Zubereitungen aus Weidenrinde wurden insbesondere auf ihre Wirksamkeit im Arachidonsäurestoffwechsel in entzündlichen Geweben untersucht, da die hier entstehenden Produkte als Entzündungsmediatoren gelten.
Im biologischen Entzündungsmodell (Hen's Egg Chorioallantoic Membrane-Test) wurden neben anderen Salicylaten Salicin, Tremulacin und Salicylalkohol auf antiphlogistische Wirkung untersucht. Die Verbindungen zeigten deutlich hemmende Effekte auf das experimentell gesetzte Entzündungsgeschehen an der Chorionallantoismembran. Nötig war aber zum Teil eine längere Aktivierungsphase, in der aus diesen Verbindungen die eigentlich aktiven Metaboliten als wirksame Prinzipien freigesetzt wurden. Salicin wirkte daher gegenüber ASS und Natriumsalicylat verzögert.
Salicylsäure senkt, ebenso wie ASS im entzündlichen Gewebe die Prostaglandin E2-Konzentration um 50 bis 70 %, die Thromboxan B2-Synthese wird von Salicylsäure aber nur schwach und reversibel gehemmt, während ASS zu einer langanhaltenden, totalen Hemmung führte.
Natriumsalicylat hemmt in-vivo die Synthese der im entzündlichen Gewebe aktiven Prostaglandine Ei und E2 ebenso wie ASS, obwohl es in-vitro nur schwach aktiv ist.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Weidenrindenextrakt kann zunächst als pharmakologisch unwirksames Pro-Drug System angesehen werden, das seine pharmakologische Wirkung erst nach Metabolisierung im menschlichen Organismus entfaltet.
Nach bisherigem Erkenntnisstand passiert die im Weidenrindenextrakt vorliegende Glucosidverbindung Salicin unverändert den Magen und wird erst durch die ß-Glucosidase der Darmflora zu Glucose und Saligenin (Salicylalkohol) hydrolisiert. Saligenin wird dann aus dem Darm gut resorbiert. Durch metabolische Oxidation im Blut bzw. im Cytochrom-P450-System der Leber entsteht aus Saligenin die therapeutisch wirksame Salicylsäure mit dem bekannten pharmakologischen Wirkprofil. Salicylsäure flutet bei Anwendung von Weidenrindenextrakten daher langsamer an, verbleibt durch die retardierte Freisetzung jedoch auch länger im Blut. Dies bedingt eine verlängerte Verfügbarkeit im Blut und eine Wirkungsverlängerung am Ort des Entzündungsgeschehens. Eine durch freie Salicylsäure bedingte ulcerogene Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt ist durch die offensichtlich erst im Blut bzw. Leber erfolgende Freisetzung der Salicylsäure bei Weidenrindenextrakten daher nicht zu erwarten.
Untersuchungen am Menschen zeigen, daß Salicin weitgehend zu dem gleichen Metabolitenspektrum wie Acetylsalicylsäure führt. Nach Einnahme von Salicin wird Salicylsäure im Blut nachgewiesen. Die Ausscheidung erfolgt überwiegend über die Niere in Form der Konjugate aus Salicylursäure und Salicylglucoroniden. Nach Einnahme von 500 mg Salicin fanden sich Saligenin, Salicylsäure, Salicylursäure und Gentisinsäure im Urin.
Nach Einnahme von 4000 mg Salicin war Salicylsäure der Hauptmetabolit im Urin. Im Blutplasma fand man nach 30 Minuten nur Salicylsäure; die maximale Konzentration wurde nach 2 Stunden erreicht und betrug 100 gg/ml. Andere Metabolite konnten im Blut nicht nachgewiesen werden.
Die Resorption aus einem pflanzlichen Fertigarzneimittel in Drageeform führt zu einer maximalen Plasmakonzentration an Salicylsäure nach 2 bis 3 Stunden. Bei wiederholter Einnahme nach 4 Stunden wurde ein deutlich erhöhter Blutspiegel nachgewiesen, der nach einer dritten Applikation nicht weiter anstieg.
Die Bioverfügbarkeit der Salicylate ist gesichert. Salicin wird durch die Darmflora (in-vitro durch ß-Glukosidase) zu Salicylalkohol hydrolysiert, der im Blut oder in der Leber zu Salicylsäure oxydiert wird. Eine Verfügbarkeit am Wirkort ist daher gewährleistet.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Für akute Salicylatintoxikationen sind Plasmakonzentrationen von über 200 gg/ml nötig. Solche Plasmakonzentrationen können bei bestimmungsgemäßen Gebrauch mit Zubereitungen aus Weidenrinde nicht erreicht werden.
In der Schwangerschaft ist das teratogene Risiko bei der gelegentlichen Einnahme von ASS in den ersten Schwangerschaftswochen gering. Im letzten Trimenon ist
ASS kontraindiziert, da die Prostaglandinsynthese reduziert ist und es zu Blutverlust, einer Verlängerung der Schwangerschafts- und Geburtsdauer sowie zu einem frühzeitigen Verschluß des Ductus arteriosus botalli kommen kann.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Eisen (III)-oxid E 172, Gelatine, Magnesiumstearat (pflanzlich), hochdisperses Siliciumdioxid, Titandioxid E 171, Natriumdodecylsulfat.
6.2 Inkompatibilitäten
Keine bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Die Haltbarkeit beträgt 36 Monate. Nach Anbruch des Behältnisses ist Proaktiv® 3 Monate haltbar. Proaktiv® darf nach Ablauf des auf dem Behältnis und der äußeren Umhüllung angegebenen Verfalldatums nicht mehr verwendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Keine Angaben vorgesehen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Glasflasche, hydrolytische Klasse III, DIN 12111 Öffnung 34 mm bzw. 42 mm 30, 75, 175 ml
Schraubverschluß CERBO SC 34 bzw. 42 HDPE/LDPE
OP mit 50 Hartkapseln zum Einnehmen (N2)
OP mit 100 Hartkapseln zum Einnehmen (N3)
AP mit 500 Hartkapseln zum Einnehmen
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine speziellen Hinweise.
7. INHABER DER ZULASSUNG
S T E I G E R W A L D Arzneimittelwerk GmbH Havelstraße 5 64295 Darmstadt Deutschland Telefon +49 6151 33050
8. ZULASSUNGSNUMMER(N)
55511.00.00 (D)
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
25.08.2004 (D)
10. STAND DER INFORMATION
August 2015
11. VERSCHREIBUNGSPFLICHT/ APOTHEKENPFLICHT
Apothekenpflichtig