Seroquel 200 Mg Filmtabletten
Fachinformation (Zusammenfassung der Produkteigenschaften/SPC)
S
eroquel 200 mg Filmtabletten
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Seroquel 200 mg Filmtabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
1 Filmtablette enthält:
200 mg Quetiapin (als Quetiapinfumarat).
3. Darreichungsform
Filmtablette
Seroquel 200 mg Filmtabletten sind weiß.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Behandlung der Schizophrenie
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Seroquel 200 mg Filmtabletten sollten 2 x täglich eingenommen werden. Die Einnahme kann zu den Mahlzeiten oder unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Erwachsene
In den ersten vier Tagen der Behandlung beträgt die gesamte Tagesdosis am 1. Tag 50 mg Quetiapin, am 2. Tag 100 mg Quetiapin, am 3. Tag 200 mg Quetiapin und am 4. Tag 300 mg Quetiapin.
Nach dem 4. Tag sollte die Dosis bis zur üblichen wirksamen Dosis von 300 bis 450 mg Quetiapin pro Tag titriert werden. Die Dosis kann je nach individuellem Ansprechen des Patienten und der Verträglichkeit zwischen 150 und 750 mg Quetiapin pro Tag liegen.
Ältere Patienten
Bei der Behandlung älterer Patienten mit Seroquel 200 mg Filmtabletten ist, wie bei anderen Antipsychotika, vor allem in der Anfangsphase Vorsicht geboten. Je nach individuellem Ansprechen des Patienten und der Verträglichkeit kann es erforderlich sein, die Dosistitration langsamer vorzunehmen und eine geringere therapeutische Tagesdosis zu wählen als bei jüngeren Patienten. Bei älteren Personen war die mittlere Plasmaclearance von Quetiapin im Vergleich zu der jüngerer Patienten um 30 – 50 % niedriger.
Kinder und Jugendliche
Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Seroquel 200 mg Filmtabletten bei Kindern und Jugendlichen sind nicht untersucht worden.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Eine Dosisanpassung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist nicht erforderlich.
Eingeschränkte Leberfunktion
Quetiapin wird extensiv in der Leber metabolisiert. Daher sollten Seroquel 200 mg Filmtabletten bei Patienten mit bekannten Leberfunktionsstörungen vor allem in der initialen Behandlungsphase mit Vorsicht angewendet werden. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollte die Anfangsdosis 25 mg Quetiapin pro Tag betragen. Je nach individuellem Ansprechen des Patienten und der Verträglichkeit sollte die Dosis täglich schrittweise um 25 – 50 mg Quetiapin pro Tag bis zum Erreichen der wirksamen Dosis gesteigert werden.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der Hilfsstoffe des Arzneimittels.
Die gleichzeitige Verabreichung von Cytochrom P450 3A4-Hemmern wie HIV-Protease-Hemmern, Antimykotika vom Azol-Typ, Erythromycin, Clarithromycin und Nefazodon ist kontraindiziert (siehe auch unter 4.5 ,,Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen‘‘).
4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Herz-Kreislaufsystem
Seroquel 200 mg Filmtabletten sollten mit Vorsicht bei Patienten mit bekannten kardiovaskulären oder zerebrovaskulären Erkrankungen oder anderen Störungen, die für Hypotonie anfällig machen, angewendet werden. Quetiapin kann vor allem während der initialen Dosistitrationsphase eine orthostatische Hypotonie auslösen, daher sollte in solchen Fällen eine Reduzierung der Dosis oder eine langsamere Titration in Erwägung gezogen werden.
Krampfanfälle
In kontrollierten klinischen Prüfungen gab es keinen Unterschied in der Inzidenz von Krampfanfällen zwischen mit Seroquel 200 mg Filmtabletten oder mit Placebo behandelten Patienten. Bei der Behandlung von Patienten mit Krampfanfällen in der Vorgeschichte wird, wie bei anderen Antipsychotika auch, Vorsicht empfohlen.
Extrapyramidalmotorische Symptome
In kontrollierten klinischen Studien gab es bei der Häufigkeit des Auftretens von extrapyramidalmotorischen Symptomen im empfohlenen therapeutischen Dosisbereich keinen Unterschied zu Placebo.
Spätdyskinesie
Falls Anzeichen und Symptome einer Spätdyskinesie auftreten, sollte erwogen werden, die Dosis zu reduzieren oder Seroquel 200 mg Filmtabletten abzusetzen.
Malignes neuroleptisches Syndrom
Das maligne neuroleptische Syndrom ist mit der antipsychotischen Therapie in Zusammenhang gebracht worden. Zu den klinischen Anzeichen gehören Hyperthermie, Bewusstseinsveränderungen, Muskelrigidität, autonome Instabilität und ein Anstieg der CPK-Werte. In derartigen Fällen sollten Seroquel 200 mg Filmtabletten abgesetzt und eine angemessene medizinische Behandlung eingeleitet werden.
Interaktionen
Siehe auch unter 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Seroquel 200 mg Filmtabletten und stark leberenzyminduzierenden Substanzen wie Carbamazepin oder Phenytoin wird die Plasmakonzentration von Quetiapin erheblich verringert, was die Wirksamkeit der Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten beeinflussen kann. Bei Patienten, die mit Arzneimitteln behandelt werden, die Leberenzyme induzieren, sollte die Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten nur begonnen werden, wenn der behandelnde Arzt entscheidet, dass der mögliche Nutzen einer Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten größer ist als das Risiko des Absetzens des leberenzyminduzierenden Arzneimittels. Es ist wichtig, dass jede Veränderung einer Behandlung mit einem leberinduzierenden Arzneimittel ausschleichend erfolgt, und dieses Arzneimittel, falls erforderlich, durch eine nicht leberinduzierende Substanz (z.B. Natriumvalproat) ersetzt wird.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Da Quetiapin primär auf das Zentralnervensystem wirkt, sollten Seroquel 200 mg Filmtabletten nur mit Vorsicht mit anderen zentralwirksamen Arzneimitteln kombiniert werden und nur mit Vorsicht mit Alkohol zusammen eingenommen werden.
Der Metabolismus von Quetiapin erfolgt über das Cytochrom-P450(CYP)-System, das vorrangig beteiligte Enzym ist CYP3A4.
In einer Interaktionsstudie mit Ketoconazol, einem CYP3A4-Inhibitor, die an Probanden durchgeführt wurde, bewirkte die gleichzeitige Verabreichung von Quetiapin (Dosierung: 25 mg) eine 5 – 8-fache Zunahme der AUC des Quetiapins. Aufgrund dieser Ergebnisse ist die gleichzeitige Anwendung von Quetiapin und CYP3A4-Inhibitoren kontraindiziert. Quetiapin sollte auch nicht zusammen mit Grapefruitsaft eingenommen werden.
In einer Pharmakokinetikstudie, in der die Patienten mehrfach vor und während der Behandlung mit Carbamazepin (das als leberenzyminduzierend bekannt ist) Quetiapin erhielten, führte die gleichzeitige Verabreichung von Carbamazepin zu einem signifikanten Anstieg der Quetiapin-Clearance. Dieser Anstieg der Clearance reduzierte die systemische Exposition gegenüber Quetiapin (gemessen anhand der AUC) auf durchschnittlich 13 % im Vergleich zur Exposition bei der Verabreichung von Quetiapin allein; bei einigen Patienten wurde sogar ein noch stärkerer Effekt beobachtet. Infolge dieser Interaktion kann es zu erniedrigten Plasmakonzentrationen kommen, was die Wirksamkeit der Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten beeinflussen kann.
Die gleichzeitige Verabreichung von Seroquel 200 mg Filmtabletten und Phenytoin (eine weitere Substanz, die mikrosomale Enzyme induziert) führte zu einem Anstieg der Quetiapin-Clearance um ca. 450 %. Bei Patienten, die mit Arzneimitteln behandelt werden, die Leberenzyme induzieren, sollte die Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten nur begonnen werden, wenn der behandelnde Arzt entscheidet, dass der mögliche Nutzen einer Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten größer ist als das Risiko des Absetzens des leberenzyminduzierenden Arzneimittels. Es ist wichtig, dass jede Veränderung einer Behandlung mit einem lebnerinduzierenden Arzneimittel ausschleichend erfolgt, und dieses Arzneimittel, falls erforderlich, durch eine nicht leberinduzierende Substanz (z.B. Natriumvalproat) ersetzt wird (siehe auch unter 4.4 „Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“).
Nach gleichzeitiger Verabreichung der Antidepressiva Imipramin (das als CYP2D6-Hemmer bekannt ist) oder Fluoxetin (das als CYP3A4- und CYP2D6-Hemmer bekannt ist) war die Pharmakokinetik von Quetiapin nicht signifikant verändert.
Die Pharmakokinetik von Quetiapin war nach der gleichzeitigen Verabreichung der Antipsychotika Risperidon und Haloperidol nicht signifikant verändert. Die gleichzeitige Verabreichung von Seroquel 200 mg Filmtabletten und Thioridazin führte zu einem Anstieg der Quetiapin-Clearance um ca. 70 %.
Nach gleichzeitiger Gabe von Cimetidin war die Pharmakokinetik von Quetiapin nicht verändert.
Die Pharmakokinetik von Lithium wurde bei gleichzeitiger Gabe von Seroquel 200 mg Filmtabletten nicht verändert.
Studien zu Wechselwirkungen mit allgemein verwendeten Arzneimitteln zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden nicht durchgeführt.
4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit
Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Quetiapin in der Schwangerschaft beim Menschen sind nicht belegt.
Tierexperimentielle Untersuchungen ergaben bisher keine Hinweise auf schädigende Wirkungen, wobei mögliche Wirkungen auf das fötale Auge nicht untersucht wurden. Quetiapin sollte daher in der Schwangerschaft nur dann angewendet werden, wenn der Nutzen die möglichen Risiken rechtfertigt.
Es ist nicht bekannt, in welchem Ausmaß Quetiapin beim Menschen in die Muttermilch übertritt. Stillenden Müttern sollte daher geraten werden, während der Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten nicht zu stillen.
4.7 Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
In Anbetracht seiner Wirkungen auf das zentrale Nervensystem kann Quetiapin Tätigkeiten, die Wachsamkeit erfordern, beeinträchtigen. Daher sollte Patienten vom Autofahren oder dem Bedienen von Maschinen abgeraten werden, bis ihr individuelles Ansprechen auf das Präparat bekannt ist.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten kann es zu leichter Asthenie, Mundtrockenheit, Rhinitis, Verdauungsstörungen oder Obstipation kommen. Es kann Schläfrigkeit auftreten, gewöhnlich während der ersten zwei Behandlungswochen, die aber im Allgemeinen bei fortgesetzter Verabreichung von Seroquel 200 mg Filmtabletten vorübergeht.
Die Einnahme von Seroquel 200 mg Filmtabletten kann, wie auch bei anderen Antipsychotika, vor allem in den ersten Behandlungswochen mit einer begrenzten Gewichtszunahme einhergehen.
Wie andere Antipsychotika, die die 1-adrenergen Rezeptoren blockieren, kann Quetiapin vor allem während der initialen Dosistitration (siehe unter 4.4 ,,Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung‘‘) häufig eine orthostatische Hypotonie auslösen, die mit Schwindelgefühl, Tachykardie und bei einigen Patienten mit Synkopen einhergeht.
Gelegentlich wurde über Krampfanfälle bei Patienten, die mit Seroquel 200 mg Filmtabletten behandelt wurden, berichtet. Die Häufigkeit war jedoch nicht größer als die in kontrollierten klinischen Studien unter Placebo beob-achtete (siehe unter 4.4 ,,Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung‘‘).
Sehr selten wurde bei Patienten, die Seroquel 200 mg Filmtabletten einnahmen, über Priapismus berichtet.
Wie bei anderen Antipsychotika (siehe unter 4.4 ,,Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung‘‘) wurde unter der Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten in seltenen Fällen über einen möglichen Zusammenhang mit dem Auftreten eines malignen neuroleptischen Syndroms berichtet.
Wie bei anderen Antipsychotika wurde nach der Verabreichung von Seroquel 200 mg Filmtabletten Leukopenie und/oder Neutropenie beobachtet. In kontrollierten klinischen Studien mit Seroquel 200 mg Filmtabletten gab es keine Fälle von persistierender schwerer Neutropenie oder Agranulozytose. Erfahrungen nach Markteinführung zeigten, dass Leukopenie und/oder Neutropenie nach Beendigung der Therapie mit Seroquel 200 mg Filmtabletten reversibel waren.
Mögliche Risikofaktoren für Leukopenie und/oder Neutropenie sind eine vorbestehende erniedrigte Anzahl weißer Blutzellen sowie Arzneimittel-induzierte Leukopenien und/oder Neutropenien in der Vorgeschichte. Gelegentlich wurde über Eosinophilie berichtet.
Wie auch bei anderen Mitteln gegen psychische Erkrankungen wurden in seltenen Fällen bei Patienten, die mit Seroquel 200 mg Filmtabletten behandelt wurden, periphere Ödeme beobachtet.
Bei einigen Patienten wurde während der Therapie mit Seroquel 200 mg Filmtabletten ein asymptomatischer Anstieg der Serum-Transaminasen ALT (GPT) und AST (GOT) oder des -GT-Spiegels beobachtet. Dieser Anstieg war gewöhnlich bei fortgesetzter Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten reversibel.
Während der Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten wurde ein leichter Anstieg der Serum-Triglyceridspiegel und des Gesamtcholesterins bei Patienten mit normaler Nahrungsaufnahme beobachtet.
Die Behandlung mit Seroquel 200 mg Filmtabletten war von einer geringen, dosisabhängigen Senkung der Schilddrüsenhormonspiegel, insbesondere des Gesamt-T4 und des freien T4, begleitet. Die Verringerung des Gesamt- und freien T4 erreichte in den ersten 2 – 4 Wochen der Behandlung mit Quetiapin ihr Maximum, ohne dass es während der Langzeitbehandlung zu einer weiteren Abnahme kam. In fast allen Fällen waren die Veränderungen des Gesamt- und freien T4 nach Beendigung der Behandlung mit Quetiapin unabhängig von der Behandlungsdauer reversibel. Die Spiegel des Thyroxin-bindenden Globulins (TBG) waren unverändert, und ein re-ziproker Anstieg des Thyreotropins (TSH) wurde generell nicht beobachtet. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Seroquel 200 mg Filmtabletten eine klinisch relevante Hypothyreose hervorrufen.
Nach dem von dem Council for International Organisations of Medical Sciences (CIOMS) empfohlenen Schema ist die Inzidenz der oben genannten möglichen Nebenwirkungen, die in kontrollierten klinischen Prüfungen der Phasen II und III mit Seroquel 200 mg Filmtabletten als unerwünschte Ereignisse beobachtet worden sind, nachfolgend aufgelistet:
Sehr häufig (> 10 %)
Nervensystem: Schläfrigkeit
Häufig (1 – 10 %)
Allgemein: Schwächegefühl
Herz-Kreislaufsystem: Orthostatische Hypotonie, Hypotonie, Tachykardie
Magen-Darm-Trakt: Obstipation, Mundtrockenheit, Verdauungsstörungen
Blut, Lymphsystem: Leukopenie
Stoffwechsel und Ernährung: Anstieg von ALT (GPT) und AST (GOT), Gewichtszunahme
Nervensystem: Schwindelgefühl
Atemwege: Rhinitis
Gelegentlich (0,1 –1 %)
Herz-Kreislaufsystem: Synkope
Magen-Darm-Trakt: -GT-Anstieg
Stoffwechsel und Ernährung: Hypercholesterinämie, Hyperlipidämie
Blut, Lymphsystem: Eosinophilie
Nervensystem: Krampfanfälle
Selten (0,01 – 0,1 %)
Allgemein: Malignes neuroleptisches Syndrom
Magen-Darm-Trakt:: Gelbsucht
Nervensystem: Grand-Mal-Anfälle
4.9 Überdosierung
Aus klinischen Prüfungen liegen nur begrenzte Erfahrungen mit Überdosierung vor. Dosen von schätzungsweise bis zu 20 g Quetiapin sind ohne tödlichen Ausgang eingenommen worden. Die Patienten erholten sich ohne Folgeerscheinungen.
Im Allgemeinen bestand die Symptomatik in einer Verstärkung der bekannten pharmakologischen Wirkungen der Substanz, d. h. Benommenheit und Sedierung, Tachykardie und Hypotonie.
Es gibt kein spezifisches Antidot gegen Quetiapin. In schwerwiegenden Fällen sollte die Möglichkeit der Beteiligung mehrerer Arzneimittel überprüft werden. Intensivmedizinische Maßnahmen werden empfohlen, dazu gehört das Öffnen und Freihalten der Atemwege, die Sicherstellung adäquater Sauerstoffversorgung und Ventilation sowie Überwachung und Unterstützung des kardiovaskulären Systems. Obwohl es keine Untersuchungen zur Verhinderung der Resorption der Überdosis gibt, sollte eine Magenspülung (nach Intubation bei bewusstlosen Patienten) und die Gabe von Aktivkohle zusammen mit einem Abführmittel erwogen werden.
Eine enge medizinische Überwachung sollte bis zur Erholung des Patienten fortgesetzt werden.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
ATC-Klassifizierung: N05AH04
Quetiapin ist eine atypische antipsychotisch wirksame Substanz, die mit einem breiten Spektrum von Neurotransmitter-Rezeptoren interagiert. Quetiapin besitzt Affinität zu zerebralen serotonergen (5HT2)- und dopaminergen D1- und D2-Rezeptoren. Es wird angenommen, dass diese Kombination eines Rezeptorantagonismus mit höherer Selektivität für 5HT2- verglichen mit D2-Rezeptoren für die antipsychotischen Eigenschaften und das gering ausgeprägte extrapyramidalmotorische Nebenwirkungsprofil von Seroquel 200 mg Filmtabletten mit verantwortlich ist. Quetiapin hat auch eine hohe Affinität zu histaminergen und 1-adrenergen Rezeptoren und eine weniger ausgeprägte Affinität zu 2-adrenergen Rezeptoren, jedoch keine nennenswerte Affinität zu cholinergen, muscarinergen oder Benzodiazepin-Rezeptoren. In Tests zur Untersuchung des antipsychotischen Potentials, wie z. B. im konditionierten Vermeidungstest, ist Quetiapin wirksam. Es blockiert auch die Wirkung von Dopamin-Agonisten, gemessen durch Verhaltensbeobachtung oder elektrophysiologisch, und erhöht die Konzentration von Dopamin-Metaboliten, ein neurochemischer Index für eine D2-Rezeptorblockade.
In präklinischen Prüfungen, die Schlüsse auf extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen ziehen lassen, unterscheidet sich Quetiapin von Standard-Antipsychotika und weist ein atypisches Profil auf. Quetiapin führt nach chronischer Gabe nicht zu D2-Rezeptor-Überempfindlichkeit. Bei Dosen, die eine effektive D2-Rezeptorblockade bewirken, ruft Quetiapin nur eine schwach ausgeprägte Katalepsie hervor. Nach chronischer Anwendung zeigt Quetiapin Selektivität für das limbische System, indem es eine Depolarisationsblockade der mesolimbischen, nicht aber der nigrostriatalen dopaminhaltigen Neuronen hervorruft. Bei Cebusaffen, mit oder ohne Haloperidol-Sensibilisierung, wirkt Quetiapin nach akuter und chronischer Gabe nur minimal dystonieauslösend. Aus den Ergebnissen dieser Tests kann man schließen, dass Seroquel 200 mg Filmtabletten wahrscheinlich nur ein minimales Potential zur Auslösung extrapyramidalmotorischer Nebenwirkungen besitzen und es wird angenommen, dass Substanzen, die nur in geringem Maße extrapyramidalmotorische Symptome hervorrufen, auch ein geringes Potential zur Auslösung einer Spätdyskinesie besitzen.
In drei placebokontrollierten Studien mit unterschiedlichen Quetiapin-Dosen gab es in Bezug auf die Inzidenz von extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen oder die zusätzliche Anwendung von Anticholinergika keine Unterschiede zwischen den Seroquel Filmtabletten- und Placebo-Gruppen. In einer placebokontrollierten Studie, in der fixe Dosen zwischen 75 und 750 mg Quetiapin pro Tag verabreicht wurden, gab es keine Hinweise auf ein vermehrtes Auftreten extrapyramidalmotorischer Nebenwirkungen oder eine Zunahme an gleichzeitigverabreichten Anticholinergika. Die fehlende Auslösung extrapyramidalmotorischer Symptome gilt als Merkmal eines atypischen Antipsychotikums.
Im Unterschied zu vielen anderen Antipsychotika führen Seroquel 200 mg Filmtabletten nicht zu einer dauerhaften Erhöhung des Prolaktinspiegels, was als Merkmal atypischer Antipsychotika gewertet wird. In einer klinischen Studie mit unterschiedlichen festen Dosen wurden bei den Prolaktinspiegeln am Ende der Studie keine Unterschiede zwischen Seroquel 200 mg Filmtabletten im empfohlenen Dosisbereich und Placebo festgestellt.
Klinische Studien haben gezeigt, dass Seroquel 200 mg Filmtabletten bei zweimal täglicher Gabe wirksam sind, obwohl Quetiapin eine Halbwertzeit von ca. 7 Stunden hat. Dies wird auch durch eine Untersuchung mittels Positron-Emissions-Tomographie (PET) bestätigt, in der nachgewiesen wurde, dass Quetiapin an 5HT2 - und D2-Rezeptoren bis zu 12 Stunden bindet. Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Dosen über 800 mg Quetiapin pro Tag sind nicht untersucht worden.
Die Wirksamkeit der Langzeitbehandlung mit Quetiapin zur Prävention von Rückfällen wurde noch nicht in verblindeten klinischen Studien überprüft. In offenen Studien blieb die Wirksamkeit von Quetiapin bei Patienten, die anfänglich auf die Therapie angesprochen hatten, bei der Fortsetzung der Therapie erhalten, was auf eine Wirksamkeit der Langzeitbehandlung hindeutet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach oraler Verabreichung wird Quetiapin gut resorbiert und umfassend metabolisiert. Die Hauptmetaboliten im menschlichen Plasma besitzen keine signifikante pharmakologische Wirksamkeit. Die Bioverfügbarkeit von Quetiapin wird durch gleichzeitige Nahrungsaufahme nicht signifikant beeinträchtigt. Die Eliminationshalbwertzeit von Quetiapin beträgt ca. 7 Stunden. Die Plasmaproteinbindung von Quetiapin liegt bei etwa 83 %.
Die Pharmakokinetik von Quetiapin ist linear und bei Männern und Frauen gleich.
Die durchschnittliche Clearance von Quetiapin liegt bei Älteren um 30 bis 50 % unter der von Erwachsenen im Alter von 18 bis 65 Jahren.
Bei Personen mit schweren Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min/1,73 m2) war die mittlere Plasma-Clearance um etwa 25 % reduziert, die individuellen Clearance-Werte liegen jedoch innerhalb des Bereichs gesunder Personen.
Quetiapin wird extensiv in der Leber metabolisiert; nach der Verabreichung von radioaktiv markiertem Quetiapin werden weniger als 5 % der ursprünglichen Substanz unverändert mit dem Urin oder den Faeces ausgeschieden. Ungefähr 73 % der Radioaktivität werden mit dem Urin ausgeschieden, 21 % mit den Faeces. Bei Personen mit eingeschränkter Leberfunktion (stabile alkoholbedingte Zirrhose) ist die mittlere Plasma-Clearance von Quetiapin um ca. 25 % reduziert. Da Quetiapin extensiv in der Leber metabolisiert wird, wird bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion ein erhöhter Plasmaspiegel erwartet, so dass bei diesen Patienten eine Dosisanpassung erforderlich sein kann (siehe unter 4.2 ,,Dosierung, Art und Dauer der Anwendung‘‘).
In-vitro-Untersuchungen haben bestätigt, dass in erster Linie das Enzym CYP3A4 für den Metabolismus von Quetiapin über das Cytochrom-P450-System verantwortlich ist.
Es wurde festgestellt, dass Quetiapin und einige seiner Metaboliten beim Menschen eine schwache Hemmung der Aktivität der Cytochrome P450, 1A2, 2C9, 2C19, 2D6 und 3A4 bewirkten, jedoch nur in Konzentrationen, die mindestens 10- bis 50-mal so hoch waren wie die üblicherweise wirksamen Tagesdosen von 300 bis 450 mg. Aufgrund dieser in-vitro-Ergebnisse ist es unwahrscheinlich, dass die gleichzeitige Anwendung von Quetiapin und anderen Arzneimitteln eine klinisch signifikante Hemmung des Cytochrom-P450-abhängigen Metabolismus des anderen Arzneimittels zur Folge hat. Tierexperimentelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass Quetiapin Cytochrom-P450-Enzyme induzieren kann. In einer speziellen Interaktionsstudie bei Psychose-Patienten ist jedoch nach der Verabreichung von Quetiapin kein Anstieg der Cytochrom-P450-Aktivität festgestellt worden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
In einer Reihe vonin-vitro- und in-vivo-Genotoxizitätsstudien ergaben sich keine Hinweise auf eine Genotoxizität. Im Tierversuch sind nach klinisch relevanter Exposition folgende Veränderungen festgestellt worden, die jedoch bisher nicht in klinischen Langzeituntersuchungen bestätigt worden sind:
In der Schilddrüse von Ratten wurden Pigmentablagerungen nachgewiesen, bei Cynomolgus-Affen wurden eine Hypertrophie follikulärer Schilddrüsenzellen, erniedrigte T3-Plasmaspiegel und eine Verminderung der Hämo-globin-Konzentration sowie der Erythrozyten- und Leukozyten-Werte beobachtet. Bei Hunden traten Linsentrübung und Katarakte auf.
Unter Berücksichtigung dieser Befunde muss für den Patienten der Nutzen der Behandlung mit Quetiapin gegen die Risiken abgewogen werden.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Hilfsstoffe
Povidon
Calciumhydrogenphosphat
Mikrokristalline Cellulose
Poly(O-carboxymethyl)stärke, Natriumsalz
Magnesiumstearat
Lactose
Hypromellose
Macrogol
Titandioxid (E 171)
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Wie im Bezugsland angegeben.
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Nicht über 30° C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Die Filmtabletten sind in PVC-Aluminium-Blisterstreifen in einer Faltschachtel abgepackt.
Packung mit 20, 50, 100 Filmtabletten
6.6 Hinweise für die Handhabung
Keine speziellen Hinweise.
7. Name und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers
Eurim-Pharm Arzneimittel GmbH
Am Gänslehen 4 - 6
83451 Piding
Tel.: 08651 / 704 - 0
Fax: 08651 / 704 - 324
8. Zulassungsnummer
52224.02.00
9. Datum der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
31.05.2002
10. Stand der Information
Mai 2001
11. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig
Dieses Arzneimittel enthält einen Stoff, dessen Wirkung in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein bekannt ist. Der pharmazeutische Unternehmer hat deshalb für dieses Arzneimittel der zuständigen Bundesoberbehörde einen Erfahrungsbericht gemäß § 49 Abs. 6 AMG vorzulegen.
Januar 2003