Stiemycine
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Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben
FACHINFORMATION
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Stiemycine®
2% Lösung
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
10 ml Lösung enthalten 0,2 g Erythromycin und 4,9 g Ethanol absolut (mind. 99,4%). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Propylenglycol (siehe Abschnitt 4.4).
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile, siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Lösung
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Alle Formen der Akne, insbesondere entzündliche Formen mit Papeln und Pusteln.
Hinweis:
Die offiziellen Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antimikrobiellen Wirkstoffen sind zu berücksichtigen.
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Jugendliche und Erwachsene
Soweit vom Arzt nicht anders verordnet, wird Stiemycine 2-mal täglich auf die befallenen, vorher gereinigten und abgetrockneten Hautareale aufgetragen.
Kinder
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Stiemycine ist bei der Anwendung an Kindern unter 12 Jahren nicht untersucht worden, da Akne vulgaris selten in dieser Altersgruppe vorkommt.
Ältere Patienten
Es gelten keine besonderen Empfehlungen für die Anwendung bei älteren Patienten.
Nierenfunktionsstörungen/Leberfunktionsstörungen Eine Anpassung der Dosierung ist nicht erforderlich.
Aufgrund der sehr geringen perkutanen Absorption von Erythromycin bei topischer Anwendung ist eine systemische Exposition von klinischer Signifikanz nicht zu erwarten.
Art der Anwendung
Stiemycine ist zur Anwendung auf der Haut bestimmt.
Stiemycine wird mit der Applikatorflasche direkt auf die Haut aufgetragen. Dauer der Anwendung
Zur Erzielung eines guten Behandlungserfolges soll Stiemycine über einen Zeitraum von mindestens 6 bis 8 Wochen angewendet werden.
Wenn nach 6 bis 8 Wochen keine Besserung eintritt oder sich die Erkrankung verschlechtert, sollte die Behandlung beendet werden.
Der behandelnde Arzt sollte den Nutzen einer 12 Wochen überschreitenden Behandlung wegen des erhöhten Risikos einer Antibiotikaresistenz überprüfen.
Die Therapiedauer sollte 6 Monate nicht überschreiten.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Aufgrund der Entflammbarkeit von Stiemycine sind die Patienten anzuweisen, während und unmittelbar nach der Anwendung offene Flammen und Hitze (einschließlich des Gebrauchs von Haartrocknern) zu meiden und nicht zu rauchen (siehe auch Abschnitt 6.4).
Die gleichzeitige Anwendung topischer Akne-Therapeutika sollte mit Vorsicht erfolgen, da eine kumulative irritierende Wirkung auftreten kann. Dies gilt insbesondere für die Anwendung von Peelings, abschuppenden oder abrasiven Substanzen. Sollte eine Irritation oder Dermatitis auftreten, sollte die Anwendung von Stiemycine beendet werden.
Kontakt mit Mund, Augen, Lippen, Schleimhäuten oder verletzter Haut sollte vermieden werden.
Resistenz gegenüber Erythromycin
Eine Kreuzresistenz und Kreuzempfindlichkeit kann gegenüber anderen Makrolid-Antibiotika oder gegenüber Clindamycin auftreten.
Der Gebrauch von antibiotischen Arzneimitteln kann zur Vermehrung Antibiotika-resistenter Organismen führen. Sollte dies auftreten, ist die Anwendung zu beenden.
Pseudomembranöse Colitis
Erythromycin sollte bei Patienten mit bestehender oder einer Vorgeschichte von lokaler Enteritis, Colitis ulcerosa oder Antibiotika-assoziierter Colitis (einschließlich pseudomembranöser Colitis) mit Vorsicht angewendet werden.
Von pseudomembranöser Colitis wurde im Zusammenhang mit nahezu allen Antibiotika, einschließlich Erythromycin, berichtet und diese kann im Schweregrad zwischen mild bis lebensbedrohlich variieren. Obwohl dies bei topisch angewendetem Erythromycin unwahrscheinlich ist, sollte beim Auftreten von schweren oder anhaltenden Durchfällen oder abdominalen Krämpfen die Behandlung sofort abgebrochen und der Patient weiter untersucht werden, da diese Symptome eine Antibiotika-assoziierte Colitis anzeigen können.
Propylenglycol kann Hautreizungen hervorrufen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Clindamycin und Erythromycin haben in-vitro einen Antagonismus gezeigt.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen nur begrenzte Daten zur topischen Anwendung von Erythromycin während der Schwangerschaft vor. Da die Resorption von Erythromycin bei der topischen Anwendung sehr gering ist, ist kein Effekt während der Schwangerschaft zu erwarten. Dennoch sollte topisches Erythromycin während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Nutzen das potentielle Risiko für den Fötus überwiegt.
Stillzeit
Die perkutane Absorption von Erythromycin ist sehr gering. Es ist jedoch unbekannt, ob Erythromycin bei topischer Anwendung in die humane Muttermilch übergeht. Bei oraler oder parenteraler Anwendung geht Erythromycin in die humane Muttermilch über.
Topisches Erythromycin sollte daher während der Stillzeit nur angewendet werden, wenn der Nutzen das potentielle Risiko für den Säugling überwiegt.
Bei Anwendung während der Stillzeit sollte Erythromycin nicht im Bereich der Brust aufgetragen werden, um eine unbeabsichtigte orale Aufnahme von Erythromycin durch den Säugling zu verhindern.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Stiemycine hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (> 1/10)
Häufig (> 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Daten aus klinischen Studien
Systemorganklasse |
Nebenwirkung |
Häufigkeit |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
Brennendes Hautgefühl, Irritation der Haut, Trockenheit der Haut (insbesondere zu Beginn der Behandlung), Stechen am Applikationsort, Rötung am Applikationsort (insbesondere zu Beginn der Behandlung) |
Sehr häufig |
Daten aus Berichten nach Markteinführung
Systemorganklasse |
Nebenwirkung |
Häufigkeit |
Erkrankungen des Immunsystems |
Allergische Reaktionen |
Nicht bekannt |
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
Durchfall, abdominale Beschwerden, Schmerzen im oberen Bauchraum |
Nicht bekannt |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
Hautausschlag, Urtikaria, Pruritus |
Nicht bekannt |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
Gesichtsödem |
Nicht bekannt |
Propylenglycol kann Hautreizungen hervorrufen (siehe Abschnitt 4.4).
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Website: www.bfarm.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Symptome und Anzeichen
Im Falle einer versehentlichen oralen Aufnahme können die gleichen gastrointestinalen Nebenwirkungen beobachtet werden wie bei oral angewendetem Erythromycin.
Die Formulierung enthält eine signifikante Menge an Ethanol. Dessen systemische Absorption sollte im Falle einer Überdosierung als Möglichkeit in Erwägung gezogen werden.
Therapie
Die weitere Behandlung der Überdosierung sollte wie klinisch angezeigt durchgeführt werden oder sollte, wo zutreffend, entsprechend den Empfehlungen der nationalen Giftinformationszentralen erfolgen.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Erythromycin ist ein Makrolid-Antibiotikum mit einem 14-gliedrigen Laktonring, ATC-Code: D10AF02
Wirkmechanismus
Der Wirkungsmechanismus von Erythromycin beruht auf der Hemmung der Proteinbiosynthese durch Bindung an die 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Hieraus resultiert zumeist eine bakteriostatische Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration (MHK) des Erregers liegt.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Erythromycin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
- Efflux: Eine Resistenz kann durch Erhöhung der Anzahl von Effluxpumpen in der Zytoplasmamembran hervorgerufen werden, von der ausschließlich 14- und 15-gliedrige Makrolide betroffen sind (sog. M-Phänotyp).
- Veränderung der Zielstruktur: Durch Methylierung der 23S rRNS ist die Affinität zu den ribosomalen Bindungsstellen erniedrigt, wodurch es zur Resistenz gegenüber Makroliden (M), Linkosamiden (L) und Streptograminen der Gruppe B (SB) kommt (sog. MLSB-Phänotyp).
- Durch Effluxpumpen kann Erythromycin aktiv aus der Zelle transportiert werden.
- Die enzymatische Inaktivierung von Makroliden ist nur von untergeordneter klinischer Bedeutung.
Beim M-Phänotyp liegt eine vollständige Kreuzresistenz von Erythromycin mit Azithromycin, Clarithromycin bzw. Roxithromycin vor. Beim MLSB-Phänotyp besteht zusätzlich Kreuzresistenz mit Clindamycin und Streptogramin B. Mit dem 16-gliedrigen Makrolid Spiramycin besteht eine partielle Kreuzresistenz.
Grenzwerte
Die Testung von Erythromycin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe für Erythromycin. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte
Erreger |
Sensibel |
Resistent |
Staphylococcus spp. |
< 1 mg/l |
> 2 mg/l |
Streptococcus spp. (Gruppen A, B, C, G) |
< 0,25 mg/l |
> 0,5 mg/l |
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Erythromycin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Erythromycin anzustreben.
Bei der lokalen Anwendung auf der Haut werden meist deutlich höhere Konzentrationen des Antibiotikums erreicht als bei der systemischen Anwendung. Dadurch bedingt kann eine klinische Wirksamkeit auch bei Keimen gegeben sein, die in der /n-v/tro-Resistenzbestimmung intermediär empfindlich sind oder auf Grund einer relativ moderaten Erhöhung der minimalen Hemmkonzentrationen als resistent eingestuft werden.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten der letzten 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und -studien (Stand: Dezember 2009; den Angaben liegen die o. g. Grenzwerte für die systemische Anwendung zugrunde):
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Streptococcus pyogenes
Anaerobe Mikroorganismen
Prop/on/bacter/um acnes°
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen
Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel)
Staphylococcus aureus (Methicillin-resistent)+
° Bei Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen. + In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50%.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Was Resorption und Ausscheidung von Erythromycin betrifft, kann generell gesagt werden, dass diese nur bei oraler Therapie eine Rolle spielen. Bei Studien konnten bei zweimonatiger, topischer Anwendung von 2% Erythromycin keine Serumspiegel nachgewiesen werden.
In der alkoholischen Lösung penetriert Erythromycin in die Talgdrüseninfundibula und wirkt dort bakteriostatisch.
Erythromycin wird aus alkoholischer Grundlage genügend freigegeben. Dies konnte durch in-vivo-(Zyanoacrylarmethode) und in-vitro-Untersuchungen (Lochplattentest) gesichert werden.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei wiederholter Gabe, Reproduktionstoxizität, Genotoxizität und zum kanzerogenen Potential lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Propylenglycol, Lauromacrogol 400.
6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
Nach Anbruch: Bis zum Ende des Verfalldatums.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C lagern.
Die Flasche nach der Anwendung fest verschließen.
Der Inhalt ist entflammbar. Vor Feuer, Flammen, Hitze und direkter Sonnenbestrahlung schützen.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Braune Glasflasche mit einem Applikator, dessen Tupfer aus Nylon gefertigt ist, und einem Schraubverschluss.
Inhalt: 25 ml und 50 ml (mit Applikator).
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG 80700 München Service Tel.: 0800 1 22 33 55 Service Fax: 0800 1 22 33 66 E-Mail: produkt.info@gsk.com http: //www .glaxosmithkline.de
Mitvertrieb:
Stiefel GmbH & Co. KG Industriestraße 32-36 23843 Bad Oldesloe
8. ZULASSUNGSNUMMER(N) Zul.-Nr.: 5456.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG / VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung 18.12.1984
Datum der letzten Verlängerung der Zulassung 18.12.2008
10. STAND DER INFORMATION
Januar 2014
11. VERKAUFSABGRENZUNG
Verschreibungspflichtig.
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