Sulbactam-Actavis 1000 Mg
FI-463-04/12
Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen
F a c h i n f o r m a t i o n
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Sulbactam-Actavis 1000 mg
Pulver zur Herstellung einer Injektions- bzw. Infusionslösung
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Sulbactam-Natrium
1 Durchstechflasche mit 1094 mg Pulver zur Herstellung einer Injektions- bzw. Infusionslösung enthält:
1094 mg Sulbactam-Natrium entspr. 1000 mg Sulbactam.
Natriumgehalt pro Flasche: 4,2 mmol.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Injektions- bzw. Infusionslösung
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Sulbactam-Actavisist ein Betalaktamase-Inhibitor und geeignet zur Therapie von mittelschweren bis schweren bakteriellen Infektionen in Kombination mit bestimmten Betalaktam-Antibiotika (s. Abschnitt 5.1). Die klinische Anwendung derartiger Kombinationen sollte erfolgen, wenn sie eine größere therapeutische Sicherheit bietet als die Gabe des jeweiligen Betalaktam-Antibiotikums in Monotherapie.
4.2. Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Die empfohlene Dosis beträgt für Erwachsene 0,5 – 1,0 g Sulbactam alle 6, 8 oder 12 Stunden. Sie wird mit dem gleichzeitig verabreichten Antibiotikum intravenös oder intramuskulär gegeben. Die Tageshöchstdosis für Erwachsene beträgt 4,0 g unabhängig von der Dosierung des gleichzeitig verabreichten Antibiotikums. Die Angaben zur empfohlenen Dosierung des gleichzeitig verabreichten Antibiotikums sind den entsprechenden Gebrauchsinformationen bzw. Fachinformationen zu entnehmen.
Kinder, Kleinkinder und Säuglinge erhalten im Allgemeinen eine Tagesdosis von 50 mg Sulbactam pro kg Körpergewicht, zusammen mit dem entsprechenden Antibiotikum, aufgeteilt in Einzeldosen alle 6, 8 oder 12 Stunden. Für Kinder beträgt die Tageshöchstdosis 80 mg Sulbactam pro kg Körpergewicht pro Tag.
Zur perioperativen Kurzzeitprophylaxe bei erhöhter Gefährdung des Patienten durch Infektionen sollte 0,5 bis 1 g Sulbactam mit dem gewählten Betalaktam-Antibiotikum kombiniert bei der Narkoseeinleitung gegeben werden. Die Dosis kann in der für das Betalaktam-Antibiotikum üblichen Weise wiederholt werden. Zu Penicillin G in Kombination mit Sulbactam im Rahmen der perioperativen Prophylaxe liegen keine Erfahrungen vor.
Bei Patienten, mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min) wird Sulbactam verzögert ausgeschieden. Die Dosierung von Sulbactam muß deshalb bei diesen Patienten angepaßt werden: Für Patienten mit einer Kreatinin-Clearance zwischen 15 und 30 ml/min beträgt die Tageshöchstdosis 2,0 g Sulbactam; bei einer Kreatinin-Clearance unter 15 ml/min sollte max. 1,0 g Sulbactam pro Tag gegeben werden. Die Dosis sollte aufgeteilt in Einzeldosen, über den Tag verteilt, zusammen mit dem gewählten Antibiotikum verabreicht werden. Die Angaben zur Anwendung derAntibiotika bei eingeschränkter Nierenfunktion sind den entsprechenden Gebrauchsinformationen bzw. Fachinformationen zu entnehmen.
Sulbactam wird durch Hämodialyse aus dem Blutstrom eliminiert. Die Gabe von Sulbactam sollte deshalb unmittelbar im Anschluß an die Dialyse erfolgen und dann in 48-stündigen Intervallen bis zur folgenden Dialysebehandlung.
Art der Anwendung
Bei Infektionen durch potenziell Betalaktamase produzierende Erreger sind Monotherapien mit nicht Betalaktamase-stabilen Betalaktam-Antibiotika nur nach vorausgegangener Resistenzprüfung indiziert.
Intramuskuläre Injektion:
Der Inhalt einer Durchstechflasche Sulbactam-Actavis 1000 mg wird in 4 ml Wasser für Injektionszwecke oder isotonischer Kochsalzlösung gelöst.
Zur Vermeidung von Schmerzen bei der Injektion kann die Lösung mit 0,5%iger Lidocainhydrochlorid-Lösung zubereitet werden. Es wird empfohlen, Sulbactam als separate Injektion direkt vor dem Betalaktam-Antibiotkum zu applizieren.
Intravenöse Injektion:
Zur intravenösen Injektion kann der Inhalt einer Durchstechflasche Sulbactam-Actavis 1000 mg mit mindestens 4 ml Wasser für Injektionszwecke oder isotonischer Kochsalzlösung zubereitet und nach vollständiger Auflösung der Substanz direkt vor dem Antibiotikum injiziert werden. Die entsprechende Dosis wird über 3 – 5 Minuten verabreicht.
Intravenöse Infusion:
Der Inhalt einer Durchstechflasche Sulbactam-Actavis 1000 mg wird wie zur intravenösen Injektion in Wasser für Injektionszwecke gelöst und anschließend mit 40 bis 100 ml einer der folgenden Infusionslösungen, die eines der genannten Antibiotika enthalten kann, weiterverdünnt: isotonische Kochsalzlösung und 5%iger Glucoselösung. Die fertige Lösung wird während 15 bis 30 Minuten zusammen mit dem Antibiotikum intravenös infundiert.
Intravenöse Infusion von Penicillin G:
Die vorgesehene Einzeldosis von Penicillin G ist zusammen mit Sulbactam-Actavis 1000 mg in 40 bis 100 ml Wasser für Injektionszwecke oder 5%iger Glucoselösung aufzulösen und sofort zu verbrauchen.
Die konzentrierte gebrauchsfertige Lösung von Sulbactam für die intramuskuläre oder intravenöse Injektion oder zur weiteren Verdünnung mit der Antibiotikuminfusionslösung muß innerhalb 24 Stunden nach Zubereitung verbraucht worden sein.
In Wasser für Injektionszwecke, isotonischer Kochsalz1ösung und 5%iger Glucoselösung ist Sulbactam mit dem entsprechenden Antibiotikum über den in Tabelle 1 angegebenen Zeitraum kompatibel bzw. stabil.
Tabelle 1
Antibiotikum |
Inhibitor |
Lösungsmittel-menge |
Mindestdauer der Kompatibilität bei 20-25° C |
Ampicillin 0,5 – 8 g |
Sulbactam 0,25 – 4 g |
in 100 ml |
8 h |
Mezlocillin 2 g oder 4 g |
Sulbactam 1 g |
in 100 ml |
24 h |
Piperacillin 2 g oder 4 g |
Sulbactam 1 g |
in 100 ml |
24 h |
Cefotaxim 2 g |
Sulbactam 1 g |
in 100 ml |
24 h |
Die Behandlung mit Sulbactam sollte stets so lange fortgesetzt werden, wie das Antibiotikum noch gegeben wird.
4.3. Gegenanzeigen
Sulbactam-Actavis darf nicht bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Betalaktam-Antibiotika oder Sulbactam-Natrium angewendet werden.
Die Anwendung von Sulbactam ohne die gleichzeitige Gabe eines Betalaktam-Antibiotikums ist nicht sinnvoll, da Sulbactam selbst keine nennenswerte antibakterielle Eigenwirkung besitzt.
Die Gebrauchsinformation bzw. Fachinformation des Antibiotikums, das mit Sulbactam kombiniert werden soll, ist zu beachten.
Eine mögliche Kreuzallergie zwischen Penicillinen und Cephalosporinen sollte berücksichtigt werden.
Im Fall einer intramuskulären Injektion sollte ggf. Lidocain als Gegenanzeige berücksichtigt werden.
4.4. Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Wirkungen von Sulbactam bei Kindern unter einem Jahr sind noch nicht vollständig geklärt. Daher sollte Sulbactam bei diesem Patientenkollektiv nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses angewendet werden.
Patienten mit Bronchialasthma, Urtikaria und Heuschnupfen sollten mit besonderer Vorsicht behandelt werden.
Schwerwiegende und gelegentlich fatale Überempfindlichkeitsreaktionen (anaphylaktische Reaktionen) wurden bei Patienten unter Betalaktam-Therapie berichtet. Diese Ereignisse treten häufiger bei Patienten mit Überempfindlichkeitsreaktionen gegenüber verschiedenen Allergenen in der Anamnese auf. Falls allergische Reaktionen auftreten ist das Arzneimittel abzusetzen und entsprechende Maßnahmen sind einzuleiten. Schwerwiegende allergische Reaktionen erfordern sofortige Notfallmaßnahmen. Sauerstoff, intravenöse Steroide und Beatmung (inklusive Intubation) sollten ggf. gegeben werden.
Wie bei allen Antibiotika muss ständig auf Symptome einer Überwucherung durch nicht empfindliche Organismen, einschließlich Pilze, geachtet werden. Beim Auftreten einer Superinfektion sollte das Arzneimittel abgesetzt und/oder eine geeignete Therapie durchgeführt werden.
Bei Anwendung von nahezu allen Antibiotika, einschließlich Sulbactam-Actavis, wurde über das Auftreten von Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhöen (CDAD) berichtet. Von der Ausprägung her reichten diese von leichtem Durchfall bis hin zu einer Kolitis mit letalem Ausgang. Eine Therapie mit Antibiotika verändert die normale Darmflora, was zu einer Überwucherung mit C. difficile führen kann.
C. difficile produziert die Toxine A und B, die zur Entwicklung von CDAD beitragen. Hypertoxin produzierende Stämme von C. difficile sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert, da derartige Infektionen therapieresistent gegenüber einer antibiotischen Therapie sein können und eventuell eine Kolektomie notwendig machen. Eine CDAD muss daher bei allen den Patienten in Erwägung gezogen werden, bei denen nach einer Antibiotika-Anwendung eine Diarrhö auftritt. Hierbei ist eine sorgfältige medikamentöse Anamnese durchzuführen, da eine CDAD bis zu 2 Monaten nach Durchführung einer Antibiotikatherapie auftreten kann.
Wie bei anderen systemisch wirksamen Arzneimitteln, ist es empfehlenswert während einer Langzeittherapie regelmäßig die Organfunktionen zu kontrollieren. Dies betrifft die Niere- und Leberfunktion sowie das hämatopoetische System.
Dies ist besonders wichtig bei Neugeborenen, vor allem Frühgeborene, und andere Kinder.
Eine Injektionsflasche Sulbactam-Actavis enthält ca. 4,2 mmol Natrium. Dies ist zu berücksichtigen bei Personen unter Natrium kontrollierter (natriumarmer/kochsalzarmer) Diät.
4.5. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Probenecid:
Kurz vor oder gleichzeitig mit der Gabe von Sulbactam-Natrium verabreichtes orales Probenecid führt zu einer kompetitiven, renalen Hemmung der Sekretion von Sulbactam und führt daher zu höheren und länger andauernden Serumkonzentrationen.
Alle Wechselwirkungen, die bei Kombination von Sulbactam sind mögliche Wechselwirkungen der Antibiotikumkomponente.
Die Gebrauchsinformation bzw. Fachinformation des Antibiotikums, das mit Sulbactam kombiniert werden soll, ist zu beachten.
4.6. Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Bisherige Untersuchungsergebnisse ergaben keinen Anhalt für eine fruchtschädigende Wirkung. Allerdings konnte die Unbedenklichkeit eines Einsatzes von Sulbactam-Actavis beim Menschen während der Schwangerschaft noch nicht abschließend gesichert werden. Daher soll Sulbactam-Actavis während der Schwangerschaft nur bei vitaler Indikation gegeben werden.
Während der Therapie mit Sulbactam sollte abgestillt werden.
4.7. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Es sollte berücksichtigt werden, dass nach Gabe von Antibiotika manchmal zu Schwindel kommen kann.
4.8. Nebenwirkungen
In klinischen Studien zur gleichzeitigen Gabe von Sulbactam mit einem Betalaktam-Antibiotikum (n=483) wurden die folgenden Nebenwirkungen und Häufigkeiten beobachtet.
Sehr häufig (≥1 / 10)
Häufig (≥1 / 100 bis <1 / 10)
Gelegentlich (≥1 / 1.000 bis <1 / 100)
Selten (≥1 / 10.000 bis <1 / 1.000)
Sehr selten (<1 / 10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
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Häufig (≥1 / 100 bis <1 / 10) |
Gelegentlich (≥1 / 1.000 bis <1 / 100) |
Nicht bekannt |
Infektionen und parasitäre Erkrankungen |
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Pilzinfektionen/Stomatitis (siehe Abschnitt 4.4) |
Pseudomembranöse Kolitis (siehe Abschnitt 4.4) |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
Eosinophilie |
Thrombozytopenie, Leukopenie |
Thrombozytose, Leukozytose, Neutropenie, Anämie, verlängerte Blutungszeit, Purpura |
Erkrankungen des Immunsystems |
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Überempfindlichkeit (siehe Abschnitt 4.4) |
Anaphylaktischer Schock (siehe Abschnitt 4.4) |
Erkrankungen des Nervensystems |
Schwindel |
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Kopfschmerzen, Krampfanfälle |
Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes |
Diarrhoe |
Erbrechen |
Gastrointestinale Beschwerden, Übelkeit, verminderter Appetit, Flatulenz |
Leber- und Gallenerkrankungen |
Anstieg der Transaminase |
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Anstieg der Bilirubinkonzentration im Blut |
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
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Hautrektionen |
Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse |
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen |
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Muskelkrämpfe |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
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Anstieg der Kreatininkonzentration im Blut, interstitielle Nephritis |
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
Thrombophlebitis |
Schmerzen an der Injektionsstelle |
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Die bisherigen Studien mit Sulbactam in Kombination mit Betalaktam-Antibiotika ergaben keinen Hinweis, daß durch den Zusatz von Sulbactam Nebenwirkungen auftreten, die mit dem Betalaktam-Antiblotikum allein nicht beobachtet wurden. Alle Nebenwirkungen, die bei Kombination von Sulbactam mit Ampicillin, Mezlocillin, Piperacillin, Cefotaxim oder Penicillin G berichtet wurden, sind mögliche Nebenwirkungen der Antibiotikumkomponente.
Die Gebrauchsinformation bzw. Fachinformation des Antibiotikums, das mit Sulbactam kombiniert werden soll, und die darin im Einzelnen aufgeführten Nebenwirkungen des Antibiotikums sind unbedingt zu beachten.
4.9. Überdosierung
Sulbactamund Betalaktam-Antibiotika besitzen eine große therapeutische Breite. Intoxikationen im strengen Sinn sind nicht bekannt.
Spezielle Patientengruppen:
Bei Neugeborenen ist wegen der unreifen Nierenfunktion die Halbwertszeit von Sulbactam verlängert.
Bei Kindern unter einem Jahr sind die Wirkungen von Sulbactam noch nicht vollständig geklärt.
Um eine Überdosierung zu vermeiden, sollte Sulbactam bei Kindern unter einem Jahr nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses angewendet werden.
Im Fall einer Überdosierung kann bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion durch Hämodialyse eine höhere Elimination erreicht werden.
Bei bestimmten Risikokonstellationen und bei Gabe sehr hoher Dosen kann es zu zentralnervösen Erregungszuständen, Myoklonien and Krämpfen kommen, wie sie auch für andere Betalaktame beschrieben worden sind. Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion, Epilepsie and Meningitis ist das Risiko des Auftretens dieser unerwünschten Wirkungen erhöht.
Bei zentralnervösen Nebenwirkungen, z. B. beim Auftreten von Krämpfen, empfiehlt sich die Sedierung mit Diazepam.
Bei anaphylaktischen Reaktionen sind die üblichen Sofortmaßnahmen, möglichst bei den ersten Anzeichen des Schocks, einzuleiten.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1. Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Beta-Lactamase-Inhibitoren
ATC-Code: J01CG01
Wirkungsmechanismus:
Sulbactam ist ein Inhibitor der folgenden Betalaktamasen: Betalaktamasen des Richmond Typs II, III, IV und V (Plasmid oder chromosomal vermittelt), die von Gram-positiven, Gram-negativen und anaeroben Bakterien produziert werden.
Es bindet außerdem an manche Penicillin-bindende Proteine, so das die Empfindlichkeit der gegenüber dem Antibiotikum sensiblen Stämme erhöht werden kann.
Sulbactam wird nur in Kombination mit Betalaktam-Antibiotika eingesetzt. Die möglichen Kombinations-partner sind:
Ampicillin, Mezlocillin, Piperacillin, Cefotaxim oder Penicillin G.
Gut dokumentiert ist der therapeutische Einsatz der Kombination von Sulbactam mit Ampicillin, Mezlocillin, Piperacillin und Cefotaxim. Darüber hinaus liegen begrenzte therapeutische Erfahrungen zur Kombination von Sulbactam mit Penicillin G bei Haut-/Weichteil-infektionen und Infektionen im HNO-Bereich vor, die unter anderem auch durch Betalaktamase-produzierende Staphylokokken oder Betalaktamase-bildende Gram-negative Anaerobier (z. B. Bacteroides- and Prevotella-Spezies) verursacht sein können. Methicillin-resistente
Staphylokokken sind gegenüber den oben genannten Kombinationen als resistent zu betrachten.
Durch den Zusatz von Sulbactam wird das gewählte Betalaktam-Antibiotikum vor der Zerstörung durch Betalaktamasen geschützt und somit das Wirkspektrum dieses Antibiotikums erweitert und dessen bakterizide Wirksamkeit gegen die meisten betalaktamase-produzierenden Erreger erhöht. Demgegenüber ist Sulbactam nicht geeignet, wenn eine Infektion durch Erreger verursacht wird, die gegenüber dem Kombinationspartner allein schon voll sensibel sind.
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen – lokale Informationen über die Resistenzsituation wünschenswert. Sollte auf Grund der lokalen Prävalenz der Resistenz die Anwendung von Sulbactam-Actavis zumindest bei einigen Infektionen bedenklich erscheinen, sollte eine Beratung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Sulbactam anzustreben.
Das Wirkspektrum der Inhibitor-Antibiotikum-Kombination ist abhängig von der Wahl der Antibiotikumkomponente.
Soweit das jeweilige Antibiotikum gegen die entsprechende Spezies in Abwesenheit von Betalaktamasen wirksam ist, kann bei , kann bei folgenden Spezies die Wirksamkeit trotz Anwesenheit von Betalaktamasen der Typen II, III, IV und V erhalten bleiben:
Gram-positive Aerobier:
Staphylococcus aureus
Staphylococcus epidermidis
Gram-negative Aerobier:
Acinetobacter baumanii
Escherichia coli
Haemophilus influenzae
Klebsiella pneumoniae
Moraxella catarrhalis
Neisseria gonorrhoeae
Proteus mirabilis
Proteus vulgaris
Pseudomonas aeruginosa
Anaerobier
Bacteroides fragilis
Liegen der Resistenz gegen die Antibiotikumkomponente andere Resistenzmechanismen wie die genannten Betalaktamasetypen zugrunde, so ist die Kombination mit Sulbactam ebenfalls nicht wirksam.
5.2. Pharmakokinetische Eigenschaften
Sowohl nach intravenöser als auch nach intramuskulärer Applikation von Sulbactam werden hohe Serumspiegel erreicht, wobei die Bioverfügbarkeit nach intramuskulärer Gabe praktisch vollständig ist Die mittleren Serumspitzenkonzentrationen nach 15-minütiger intravenöser Infusion von 1000 mg Sulbactam liegen bei etwa 60 bis 70 mg/l.
Die Halbwertszeit für Sulbactam beträgt ca. 1 bis 2 Stunden. 75 bis 85 % der Dosis von Sulbactam werden unverändert über die Nieren ausgeschieden. Sulbactam hat ein scheinbares Verteilungsvolumen von ca. 15 l, und die Gesamtclearance liegt bei ca. 270 ml/min. Die Plasmaproteinbindung von Sulbactam beträgt 38 %.
Die gleichzeitige Verabreichung von Sulbactam mit Ampicillin, Mezlocillin, Piperacillin, Cefotaxim oder Penicillin G beeinflußt die Pharmakokinetik der beiden Einzelkomponenten nicht. Es treten keine klinisch relevanten Wechselwirkungen auf.
Die Angaben zur Pharmakokinetik der Kombinationspartner von Sulbactam sind den entsprechenden Gebrauchsinformationen bzw. Fachinformationen zu entnehmen.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion unterschiedlichen Schweregrades korreliert die Gesamtclearance von Sulbactam gut mit der Kreatinin-Clearance. Bei anurischen Patienten ist die Halbwertszeit von Sulbactam deutlich verlängert; sie lag in 2 verschiedenen Studien im Mittel bei 6,9 Stunden bzw. 9,7 Stunden. Durch eine Hämodialyse werden die Halbwertszeit, die Gesamtclearance and das Verteilungsvolumen von Sulbactam deutlich verändert.
Sulbactam penetriert schnell in zahlreiche Gewebe and Körperflüssigkeiten. Es ist plazentagängig and tritt nun in geringem Ausmaß in das Gehirn bzw. den Liquor cerebrospinalis über.
5.3. Präklinische Daten zur Sicherheit
Untersuchungen zur subakuten Toxizität von Sulbactam wurden an Ratten and Hunden durchgeführt; die Sulbactam-Gabe erfolgte dabei intravenös, subkutan oder oral über 17 Tage bis 10 Wochen. Untersuchungen zur chronischen Toxizität von Sulbactam wurden ebenfalls an Ratten and Hunden durchgeführt. Die Sulbactam-Gabe erfolgte subkutan über einen Zeitraum von 6 Monaten. Auswirkungen einer Sulbactam-Gabe wurden an der Leber festgestellt.
Neben Erhöhung der Leberenzymwerte (GOT, GPT, LDH) zeigte sich eine dosis- and geschlechtsabhängige Glykogenablagerung in der Leber, die sich als reversibel nach Absetzen des Medikamentes erwies.
Diese Glykogenablagerung konnte keiner der bekannten Glykogenspeicherkrankheiten zugeordnet werden. Sulbactam verursachte bei diesen Versuchen keine signifikante Veränderung des Glucosestoffwechsels. Aufgrund der im Tierversuch erhobenen Daten sollte die maximale Tagesdosis von 4 g Sulbactam beim Menschen nicht überschritten werden.
Bei lokalen Verträglichkeitsstudien an Kaninchen traten nach intravenöser Anwendung der Kombination von Sulbactam mit Ampicillin, Mezlocillin, Piperacillin oder Cefotaxim keine wesentlichen Irritationen im Bereich der Injektionsstelle auf. Die intraarterielle bzw. extravaskuläre Gabe führte jedoch zu mäßigen, größtenteils reversiblen Gewebeveränderungen. Eine intraarterielle Injektion bzw. Infusion sollte daher unbedingt vermieden werden.
Bei einigen Kaninchen wurde nach der Gabe der Kombination von Sulbactam mit Mezlocillin oder Piperacillin das Auftreten von orange verfärbtem Urin beobachtet; derartige Veränderungen traten beim Mensch bisher nicht auf. Die klinische Relevanz dieses Phänomens ist nicht geklärt.
Die zur Teratogenität an Mäusen, Ratten and Kaninchen durchgeführten Versuche ergaben keinen Hinweis auf medikamentenbedingte Mißbildungen. Die Fertilität von Elterntieren and Nachkommen sowie die Postnatalentwicklung wurden bei Ratten nicht beeinträchtigt.
In-vivo und In-vitro-Untersuchungen zum Nachweis von Gen- und Chromosomenmutationen ergaben keine Hinweise auf ein mutagenes Potential.
Langzeituntersuchungen zur Kanzerogenität wurden nicht durchgeführt.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1. Liste der sonstigen Bestandteile
Keine
6.2. Inkompatibilitäten
Inkompatibel und deshalb getrennt zu applizieren sind:
Aminoglykoside; Metronidazol; injizierbare Tetracyclin-Derivate wie Oxytetracyclin, Rolitetracyclin and Doxycyclin; ferner Thiopental-Na; Prednisolon; Procain 2 %; Suxamethoniumchlorid und Noradrenalin. Optische Zeichen der Inkompatibilität sind Ausfällung, Trübung, Verfärbung.
6.3. Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
Nach Ablauf des auf der Packung angegebenen Verfallsdatums darf das Pulver zur Herstellung einer Injektions- bzw. Infusionslösung nicht mehr verwendet werden.
Die konzentrierte gebrauchsfertige Lösung von Sulbactam für die intramuskuläre oder intravenöse Injektion oder zur weiteren Verdünnung mit der Antibiotikum-infusionslösung muß innerhalb 24 Stunden nach Zubereitung verbraucht worden sein.
Was ist nach Auflösen der Trockensubstanz zu beachten?
Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen Lösung wurde für 24 Stunden bei 25°C bzw. bei 4°C nachgewiesen.
Aus mikrobiologischer Sicht sollte die gebrauchsfertige Zubereitung sofort verwendet werden.
Wenn die gebrauchsfertige Zubereitung nicht sofort eingesetzt wird, ist der Anwender für die Dauer und die Bedingungen der Aufbewahrung verantwortlich.
Sofern die Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung nicht unter kontrollierten und validierten aseptischen Bedingungen erfolgt, ist diese nicht länger als 24 Stunden bei 2-8°C aufzubewahren.
6.4. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25°C aufbewahren.
Lagerungsbedingungen des rekonstituierten Arzneimittels siehe Abschnitt 6.3.
6.5. Art und Inhalt des Behältnisses
Sulbactam-Actavis1000 mg:
(Durchstechflasche mit 1094 mg Pulver zur Herstellung einer Injektions- bzw. Infusionslösung)
Packung mit 5 Durchstechflaschen (N2)
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in Verkehr gebracht.
6.6. Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Das Etikett auf der Sulbactam-Actavis Injektionsflasche ist doppelt ausgeführt. Der obere Teil läßt sich leicht abziehen und soll auf die Flasche aufgeklebt werden, der Sulbactam-Actavis zugegeben wird.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu beseitigen.
7. Inhaber der Zulassung
Actavis Group PTC ehf.
Reykjavikurvegur 76 - 78
220 Hafnarfjördur
Island
Mitvertrieb
Actavis Deutschland GmbH & Co.KG
Willy-Brandt-Allee 2
81829 München
Telefon: 089/558909-0
Telefax: 089/558909-240
8. Zulassungsnummer
62810.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
7. Februar2008
10. Stand der Information
Juni 2012
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
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a7785e04aa7f86d9762fd175e74fa228.rtf Juni 2012