Sulmycin Salbe
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Sulmycin®Salbe
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff: Gentamicinsulfat
1 g Sulmycin®Salbe enthält
1,67 mg Gentamicinsulfat (entsprechend 1 mg Gentamicin)
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Salbe
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur kurzfristigen Behandlung von oberflächlichen und kleinflächigen bakteriellen Gentamicin-empfindlichen Hautinfektionen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Dosierung:
Sulmycin®Salbe wird im Allgemeinen 2 bis 3mal täglich, unter Verbänden nur einmal täglich, angewendet.
Art der Anwendung:
Sulmycin®Salbe wird dünn auf die erkrankten Hautstellen aufgetragen, die behandelte Stelle ist gegebenenfalls mit einem Verband abzudecken.
Sulmycin®Salbe ist insbesondere für die Anwendung auf trockener Haut vorgesehen.
Dauer der Anwendung:
Die kurzzeitige Behandlung mit Sulmycin® Salbe sollte 7-10 Tage nicht überschreiten.
4.3 Gegenanzeigen
Sulmycin®Salbe darf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Gentamicin oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Sulmycin®Salbe darf weiterhin wegen der Gefahr toxischer Serumspiegel nicht angewendet werden bei gleichzeitiger systemischer Anwendung von Aminoglykosid-Antibiotika und bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz.
Sulmycin®Salbe ist nicht zur Anwendung am Auge und auf den Schleimhäuten bestimmt.
Keine Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern unter 3 Jahren.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die topische Anwendung von Gentamicin bei Hautinfektionen bringt das Risiko allergischer Reaktionen mit. Gentamicin ist ein Kontaktallergen mit einer individuellen Sensibilisierungsfrequenz von etwa 1,4% mit steigender Tendenz. Die Sensibilisierungsgefahr steigt mit zunehmender Therapiedauer. Zwischen Gentamicin und anderen Aminoglykosiden, wie Neomycin und Kanamycin, besteht Gruppenallergie. Die topisch akquirierte Gentamicin-Allergie schließt eine spätere systemische Anwendung von Gentamicin und anderen Aminoglykosiden aus (siehe auch Abschnitt 4.3 Gegenanzeigen und 4.8 Nebenwirkungen).
Gelegentlich führt die topische Anwendung von Antibiotika zu einem übermäßigen Wachstum nichtempfindlicher Erreger, einschließlich Pilze. In diesem Fall oder bei Auftreten von Hautirritationen, allergischen Reaktionen oder Superinfektionen sollte die Behandlung mit Gentamicin abgebrochen und eine geeignete Therapie eingeleitet werden.
Die systemische Resorption von topisch appliziertem Gentamicin kann bei Behandlung großflächiger Hautbezirke, insbesondere über längere Zeit oder bei Hautrissen, erhöht sein. Unter diesen Umständen ist, insbesondere bei Kindern, Vorsicht geboten, da die Möglichkeit besteht, dass Nebenwirkungen auftreten, die auch nach systemischer Anwendung von Gentamicin vorkommen.
Aufgrund der neuromuskulär-blockierenden Wirkung von Aminoglykosiden bei systemischer Resorption ist Vorsicht geboten bei Patienten mit Myasthenia gravis, Parkinson, anderen Erkrankungen mit muskulärer Schwäche oder gleichzeitiger Anwendung von anderen Arzneimitteln mit neuromuskulär-blockierender Wirkung.
Bei der Behandlung mit Sulmycin®Salbe im Genital- oder Analbereich kann es wegen der Hilfsstoffe weißes Vaselin und dickflüssiges Paraffin bei gleichzeitiger Anwendung von Kondomen aus Latex zu einer Verminderung der Reißfestigkeit und damit zur Beeinträchtigung der Sicherheit von Kondomen kommen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Gentamicin ist inkompatibel mit Amphotericin B, Heparin, Sulfadiazin und Betalaktam-Antibiotika (z.B. Cephalosporine). Aufgrund der möglichen gegenseitigen Inaktivierung sollte Sulmycin®Salbe nicht gleichzeitig zusammen mit anderen topischen Dermatika aufgetragen werden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Gentamicin durchdringt die Plazentaschranke und erreicht im fetalen Gewebe und in der Amnionflüssigkeit messbare Konzentrationen. Tierexperimentelle Studien haben Reproduktionstoxizität gezeigt (siehe Abschnitt 5.3).
Sulmycin®Salbe sollte im ersten Trimenon nicht und im weiteren Verlauf der Schwangerschaft nur bei vitaler Indikation angewendet werden (siehe Abschnitt 5.3).
Gentamicin geht in geringen Mengen in die Muttermilch über. Wegen fehlender Resorption des Arzneimittels aus dem Magen-Darm-Trakt ist bei gestillten Säuglingen nicht mit unerwünschten Wirkungen zu rechnen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt:
Sehr häufig (>1/10)
Häufig (>1/100, <1/10)
Gelegentlich (>1/1.000, <1/100)
Selten (>1/10.000, <1/1.000)
Sehr selten (<1/10.000).
Gelegentlich kann es auf der Haut zu vorübergehendem leichten Brennen, Juckreiz, Rötung oder zu kontaktallergischen Reaktionen kommen (siehe auch Abschnitt 4.4 Warnhinweise).
Die Anwendung von Sulmycin®Salbe kann zu Störungen der Wundgranulation führen.
Auch nach topischer Anwendung von Sulmycin®Salbe kann es zu oto-, vestibular- und nephrotoxischen Erscheinungen kommen, insbesondere bei wiederholter Anwendung von Sulmycin®Salbe auf großflächigen Wunden.
4.9 Überdosierung
Es wurden keine Fälle von Überdosierung mit Sulmycin®Salbe berichtet.
Bei versehentlicher oraler Einnahme von Sulmycin®Salbe sind keine Maßnahmen erforderlich, da Gentamicin enteral nur minimal resorbiert wird.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe
Gentamicin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Aminoglykoside. Es stellt ein Gemisch aus den strukturell sehr ähnlichen Homologen Gentamicin C1, C1aund C2dar.
ATC-Code
D06A X07
Wirkungsweise
Der Wirkungsmechanismus von Gentamicin beruht auf einer Störung der Proteinbiosynthese durch Interaktion mit der ribosomalen RNS und nachfolgend fehleranfälligem Aminosäureeinbau während der Translation. Hieraus resultiert eine bakterizide Wirkung.
Beziehung zwischen Pharmakokinetik und Pharmakodynamik
Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von dem Quotienten aus maximal erreichter Konzentration am Wirkort (Cmax) und minimaler Hemmkonzentration (MHK) des Erregers ab.
Resistenzmechanismen
Eine Resistenz gegenüber Gentamicin kann auf folgenden Mechanismen beruhen:
Enzymatische Inaktivierung: Die enzymatische Modifikationen der Aminoglykosidmoleküle ist der häufigste Resistenzmechanismus. Hierfür sind Acetyltransferasen, Phosphotransferasen oder Nukleotidyltransferasen verantwortlich, die zumeist plasmidkodiert sind.
-
Verminderte Penetration und aktiver Efflux: Diese Resistenzmechanismen finden sich vor allem bei Pseudomonas aeruginosa.
-
Veränderung der Zielstruktur: Modifikationen innerhalb der Ribosomen kommen nur gelegentlich als Ursache einer Resistenz vor.
Es besteht eine weitgehende Kreuzresistenz zwischen Gentamicin und anderen Aminoglykosidantibiotika.
Grenzwerte
Die Testung von Gentamicin erfolgt unter Benutzung der üblichen Verdünnungsreihe. Folgende minimale Hemmkonzentrationen für sensible und resistente Keime wurden festgelegt:
EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) Grenzwerte
Erreger |
Sensibel |
Resistent |
Enterobacteriaceae |
2 mg/l |
> 4 mg/l |
Pseudomonas spp. |
4 mg/l |
> 4 mg/l |
Acinetobacter spp. |
4 mg/l |
> 4 mg/l |
Staphylococcus spp. |
1 mg/l |
> 1 mg/l |
Nicht speziesspezifische Grenzwerte* |
2 mg/l |
> 4 mg/l |
* Basieren hauptsächlich auf der Serumpharmakokinetik
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz einzelner Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind - insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen - lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Gentamicin in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Infektionen oder bei Therapieversagen ist eine mikrobiologische Diagnose mit dem Nachweis des Erregers und dessen Empfindlichkeit gegenüber Gentamicin anzustreben.
Prävalenz der erworbenen Resistenz in Deutschland auf der Basis von Daten aus parenteraler Anwendung der letzen 5 Jahre aus nationalen Resistenzüberwachungsprojekten und –studien (Stand: 19.12.2006). Gesondertes Datenmaterial bezüglich der topischen Applikation liegt nicht vor:
° Bei der Veröffentlichung der Tabellen lagen keine aktuellen Daten vor. In der Primärliteratur, Standardwerken und Therapieempfehlungen wird von einer Empfindlichkeit ausgegangen.
$Die natürliche Empfindlichkeit der meisten Isolate liegt im intermediären Bereich.
+In mindestens einer Region liegt die Resistenzrate bei über 50 %.
§Klinische Wirksamkeit für die Therapie der Enterokokken- und Streptokokken-Endokarditis in Kombination mit Penicillin belegt, wenn keine hochgradige Resistenz (Enterokokken) vorliegt.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Der Wirkstoff Gentamicin kann parenteral oder lokal angewendet werden. Er ist aufgrund einer nur minimalen enteralen Resorption für die orale Anwendung nicht angezeigt. Der Metabolismus topisch angewendeter Antibiotika folgt nach Penetration durch die Haut demselben Schema wie bei systemischer Applikation.
Bei intramuskulärer Gabe von 1 mg Gentamicin/kg Körpergewicht werden nach 30 - 60 Minuten mittlere maximale Gentamicin-Konzentrationen von 3,5 - 6,4 mg/l gemessen. Die Halbwertzeit liegt bei ca. 2 Stunden während der ersten 8 - 12 Stunden, danach wird Gentamicin langsam mit einer Halbwertzeit von 100 - 150 Stunden aus tiefen Kompartimenten abgegeben. Die Ausscheidung erfolgt ausschließlich renal durch glomeruläre Filtration in unveränderter und biologisch aktiver Form.
Nach topischer Applikation von Gentamicin-Zubereitungen beträgt die dermale Resorptionsrate von Gentamicin bei intakter Haut aus einer 0,1%igen Creme-Zubereitung ca. 2% der aufgetragenen Menge, aus einer 0,1%igen Salben-Zubereitung etwa 0,5%.
Aus Wunden werden pro cm2Wundfläche aus einer Creme-Zubereitung durchschnittlich 6,9 µg, aus einer Salben-Zubereitung 1,5 µg Gentamicin resorbiert. Diese Wirkstoff-Dosen können Serumkonzentrationen bis 1 µg/ml ergeben, die etwa 10% der minimalen toxischen Spiegel entsprechen. Bei Brandverletzungen wurden nach topischer Gentamicin-Therapie Serumspiegel zwischen 3 und 4,3 µg/ml festgestellt.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität
Tierart Applikationsart LD50(mg/kg)
Maus subkutan 485
peroral 9050
intraperitoneal 430
intravenös 75
Ratte subkutan 850
peroral >20 000
intraperitoneal 980
intravenös 19
Kaninchen subkutan 1230
intraperitoneal 1350
intravenös 81
Gentamicin ist wie alle Aminoglykosidantibiotika potentiell oto- und nephrotoxisch.
Chronische Toxizität
Zur subkutanen und chronischen Toxizität von Gentamicin liegen eine Reihe von Daten bei systemischer Applikation vor. Bisherige in-vitroTests mit Gentamicin ergaben keine Hinweise auf ein klinisch relevantes genotoxisches Potential.
Systemische Nebenwirkungen sind nach den bisherigen Erfahrungen bei topischer, bestimmungsgemäßer Applikation im Allgemeinen nicht zu erwarten. Bei ausgedehnten Wundflächen und langfristiger Anwendung besteht durch die erhöhte Resorption die Gefahr des Auftretens von toxischen Serumspiegeln, insbesondere bei gleichzeitiger systemischer Therapie und Niereninsuffizienz.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
In bisherigen Untersuchungen zeigte Gentamicin keine mutagenen Wirkungen. Langzeitstudien zur Überprüfung eines kanzerogenen Potentials liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität
Gentamicin zeigte bei Ratten nach i.m. Verabreichung sehr hoher Dosen (75 mg/kg KG) zu verschiedenen Zeitpunkten der Gestation eine transplazentare Nierentoxizität. Bei Meerschweinchen führte die tägliche i.m. Gabe von 4 mg/kg KG Gentamicin von Tag 48 bis 54 der Gestation zu einer vorübergehenden transplazentaren Nierentoxizität. Von anderen Aminoglykosiden ist bekannt, dass sie zu einer Innenohrschädigung des Feten führen können.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Weißes Vaselin
Dickflüssiges Paraffin
6.2 Inkompatibilitäten
Wegen möglicher gegenseitiger Inaktivierung sollte Sulmycin®Salbe nicht gleichzeitig zusammen mit anderen topischen Dermatika aufgetragen werden (siehe auch Abschnitt 4.5 Wechselwirkungen).
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25 °C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Tube mit 20 g (N1), 25 g (N1), 50 g (N2) Salbe.
Klinikpackung mit 10 Tuben à 50 g Salbe.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine speziellen Hinweise.
7. Inhaber der Zulassung
essex pharma GmbH
Thomas-Dehler-Str. 27
D-81737 München
Telefon: 089/62731-0
Telefax: 089/62731-499
www.essex.de
8. Zulassungsnummer
6427201.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
17. November 2005
10. Stand der Information
August 2007
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
1