Tannacomp
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
SiandraFilmtabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoffe:
1 Filmtablette enthält:
Tanninalbuminat 500 mg
Ethacridinlactat-Monohydrat 50
mg
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Filmtablette
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Therapie akuter unspezifischer Diarrhoen, Prophylaxe und
Therapie von Reisediarrhoen.
Hinweis:
Sollten die Durchfälle trotz Einnahme von Siandra
nicht nach 3-4 Tagen aufhören sowie mit Fieber und/oder blutigem
Stuhl einhergehen, ist ein Arzt aufzusuchen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosis und die
Häufigkeit der Gabe richten sich nach dem Schweregrad der
Diarrhoe.
Einzeldosis
Erwachsene: 1-2 Filmtabletten
Kinder 5-14 Jahre: 1 Filmtablette
Tagesgaben
Erwachsene: 4mal täglich 1-2 Filmtabletten
Kinder 5-14 Jahre: 3- bis 4mal täglich 1 Filmtablette
Zur Prophylaxe (Erwachsene) werden 2mal täglich 1 Filmtablette
eingenommen.
Die Filmtabletten werden vor oder zu den Mahlzeiten, gegebenenfalls zerkleinert, mit genügend Flüssigkeit bis zum Sistieren der Diarrhoe eingenommen.
Bei Kindern und älteren
Menschen können Durchfälle - insbesondere in Kombination mit
Erbrechen - in kürzester Zeit zu einem gefährlichen Wasser- und
Elektrolytverlust führen. Dies ist im Hinblick auf eine adäquate
Begleittherapie neben Siandra zu berücksichtigen.
Die Wirkung von Siandra wird durch Diät unterstützt.
Schlackenreiche und stark gewürzte Kost sollte vermieden werden.
Von zentraler Bedeutung, insbesondere bei Durchfällen im
Kindesalter und bei älteren Menschen, ist eine gleichzeitige
Wasser- und Elektrolytsubstitution.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Tanninalbuminat, Ethacridinlactat-Monohydrat oder einen der sonstigen Bestandteile.
Die Einnahme bei Kindern unter 5 Jahren sollte nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Keine.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Da Eisensalze mit den phenolischen OH-Gruppen des aus Tanninalbuminat langsam freigesetzten Tannins in Wechselwirkung treten können und dadurch unwirksam werden, sollten Eisenpräparate nicht gleichzeitig mit Siandra eingenommen werden, sondern um mehrere Stunden versetzt.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
In der Schwangerschaft und Stillzeit ist die Einnahme von Siandra nur unter ärztlicher Kontrolle durchzuführen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
-
Sehr häufig ( 1/10)
-
Häufig ( 1/100 bis < 1/10)
-
Gelegentlich ( 1/1.000 bis < 1/100)
-
Selten ( 1/10.000 bis < 1/1.000)
-
Sehr selten (< 1/10.000)
-
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Erkrankungen des Immunsystems
Selten
In seltenen Fällen wurden allergische Reaktionen auf
Ethacridinlactat-Monohydrat und Tanninalbuminat beobachtet.
Erkrankungen des
Gastroinstestinaltraktes
Hinweis:
Der Darminhalt kann nach Einnahme von Siandra aufgrund des
Ethacridinlactat-Monohydrat-Anteils eine gelbliche Färbung
annehmen.
4.9 Überdosierung
Es wurden keine Fälle von Überdosierung berichtet.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Albumintannat, Kombinationen
ATC-Code: A07XA51
Tanninalbuminat ist eine durch Hitzeeinwirkung (110-120 °C)
über 5-6 Stunden gehärtete Verbindung von Ovalbumin (Eiweiß) mit
Tannin (Gerbsäure) aus natürlichen Rohstoffen. Tanninalbuminat
enthält 50% Tannin. Tanninalbuminat ist schwer löslich und wird
nach oraler Aufnahme im Magen nicht aufgespalten. Nachfolgend wird
während der Darmpassage das Tannin im neutralen bis schwach
alkalischen Milieu allmählich freigesetzt. Tanninalbuminat bzw.
Tannin entfaltet daher seine adstringierende Wirkung im gesamten
Darmtrakt proportional zur Löslichkeit.
Die Eiweißfällung durch das freie Tannin bewirkt
eine Verdichtung des kolloidalen Gefüges der Oberfläche der
entzündlich veränderten Darmschleimhaut. Feinste Kapillaren werden
verschlossen. Die Resorption toxischer Stoffe wird dadurch
erschwert, und es entsteht ein Schutz vor weiteren
Schleimhautreizen. Gleichzeitig nimmt die Hypersekretion
ab.
Tierversuche zeigten, dass Tanninalbuminat die
Darmpassage verlangsamt, die Konsistenz des Darminhalts erhöht und
über eine verlängerte Zeit zur Wasserresorption den Wassergehalt
des Kotes verringert.
Ethacridinlactat-Monohydrat wirkt nach oraler Gabe
im Darm antiseptisch-bakteriostatisch sowie astringierend und
spasmolytisch. Durch die spasmolytische Wirkung des
Ethacridinlactat-Monohydrats, das sich als Antagonist des
Acetylcholins erwies, wird die Darmpassage verlangsamt und dadurch
die Rückresorption von Wasser gefördert.
Das antibakterielle Wirkungsspektrum des
Ethacridinlactat-Monohydrats umfasst Erreger der Arten
Staphylococcus aureus, Streptococcus haemolyticus, Streptococcus
faecalis, Escherichia coli, Aerobacter, Proteus, Pseudomonas
aeruginosa, Salmonella typhi, paratyphi und enteritidis sowie
Shigellen. Ethacridinlactat-Monohydrat führt nicht zu einer totalen
Unterdrückung der bakteriellen Besiedlung des Darmes, zerstört also
nicht die physiologische Darmflora, obwohl im Dünndarm
Wirkstoffkonzentrationen erreicht werden, die ein ungewünschtes
Bakterienwachstum zu stoppen vermögen.
Für die Wirkstoffkombination
Tanninalbuminat/Ethacridinlactat-Monohydrat im Verhältnis 10:1
wurden in Tierversuchen die antidiarrhoische und die
antibakterielle Wirksamkeit bestätigt. Am Modell der
Rizinusöl-Diarrhoe der Albino-Maus zeigte die Kombination im
Vergleich zu den Einzelsubstanzen eine um etwa das 3,3fache höhere
Wirksamkeit gemessen an der ED50. Tanninalbuminat und
Ethacridinlactat-Monohydrat wirken in der Kombination deutlich
überadditiv.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Die orale Gabe von Tanninalbuminat führt nicht zu messbaren
Tanninspiegeln im Serum. Bei oraler Gabe des reinen Tannins wird
mit den Faeces kein Tannin mehr ausgeschieden - vollständiger Abbau
in den oberen Darmabschnitten -, während sich nach Gabe von
Tanninalbuminat auch im ausgeschiedenen Kot noch Tannin in geringen
Mengen nachweisen lässt. Die Freisetzung erfolgt also während der
gesamten Passage, so dass auch in den unteren Darmabschnitten
freigesetztes Tannin wirksam werden kann.
Untersuchungen zur Resorption von
Ethacridinlactat-Monohydrat aus dem gastrointestinalen Trakt nach
oraler Applikation ergaben, dass die Hauptmenge mit den Faeces
ausgeschieden wird. Die Gesamtausscheidung über den Urin betrug nur
bis zu 0,04% der oral aufgenommenen Dosis.
Für Ethacridinlactat-Monohydrat ist ein
enterohepatischer Kreislauf bekannt. Die Ausscheidung über die
Galle erfolgt in der gleichen Größenordnung wie über den Urin (max.
0,04% der Dosis).
Tanninalbuminat und Ethacridinlactat-Monohydrat,
die beiden Wirkstoffe in Siandra, entfalten ihre antidiarrhoische
Aktivität im Darmlumen ohne nennenswerte Resorption in den großen
Kreislauf.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Toxische Effekte von Tanninalbuminat sind bei oraler
Applikation nicht bekannt geworden. Das aus Tanninalbuminat
freigesetzte Tannin wird wie ungebundenes Tannin nicht resorbiert,
sondern im Darm abgebaut, so dass nur Abbauprodukte wie z.B. freie
Gallussäure im Harn nachgewiesen werden können.
Für Ethacridinlactat-Monohydrat ergaben sich bei
oraler Applikation bei Mäusen und Ratten LD50-Werte von 3,2-5,4 g/kg bzw.
1,8-3,1 g/kg KG.
In toxikologischen Untersuchungen mit der
Kombination von Tanninalbuminat/Ethacridinlactat-Monohydrat im
Verhältnis 10:1 (Siandra) lagen bei Ratten und Mäusen die Werte für
die LD50> 10 g/kg KG, also über den größten geprüften Gaben. Eine
toxikologische Untersuchung über 4 Wochen beim Hund ergab, dass
eine Tagesdosis der Kombination von 120 mg/kg KG reaktionslos
vertragen wurde.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
mikrokristalline Cellulose (Ph. Eur.), Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph. Eur.), hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum (Ph. Eur.), Magnesiumstearat [pflanzlich] (Ph. Eur.), Poly(vinylalkohol), Macrogol 3350, Titandioxid, Eisen(III)hydroxid-oxid x H2O, Eisen(III)-oxid
6.2 Inkompatibilitäten
Bisher nicht bekannt.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 30°C lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Aluminium-PVC/PVDC-Blister
Originalpackung mit 20 Filmtabletten
7. Inhaber der Zulassung
Medice Pharma GmbH & Co. KG
Kuhloweg 37
58638 Iserlohn
Telefon: (02371) 152790
Telefax: (02371) 937-329
e-Mail: info@medice-pharma.de
8. Zulassungsnummer
6260994.00.00
9. Datum der Erteilung der Verlängerung der Zulassung
24.08.2004
10. Stand der Information
Juli 2012
11. Verkaufsabgrenzung
Apothekenpflichtig
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