Taurolin 2%
Fachinformation
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Taurolin® 2 %
2,0 g / 100 ml, intraperitoneale Instillationslösung
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
100 ml Lösung enthalten 2,0 g Taurolidin.
Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile: siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Intraperitoneale Instillationslösung Klare Lösung, farblos bis schwach rötlich Hinweis
Die Konzentration von Taurolidin in Taurolin 2 % liegt an der Grenze des Sättigungsbereiches. Eventuelle Auskristallisationen lösen sich durch Erwärmen auf Körpertemperatur wieder auf.
4. KLINISCHE ANGABEN
4.1 Anwendungsgebiete
Bei lokaler oder diffuser Peritonitis (Appendicitis perforata) purulenter, sterkoraler oder sonstiger Genese; bei durch anaerobe/aerobe Bakterien bedingten Peritonitiden
4.2 Dosierung und Art der Anwendung
Dosierung
Soweit nicht anders verordnet, gilt folgende Dosierung:
In Abhängigkeit vom Schweregrad der Peritonitis sind folgende Mengen während der Operation zu instillieren:
• Bei schweren Fällen (diffuse Peritonitis, Appendicitis perforata): 200 - 250 ml Taurolin 2 %
• Bei leichten Fällen (lokale Peritonitis): 100 ml Taurolin 2 %
Kinder
Bei Kindern im schulpflichtigen Alter (6 - 15 Jahre) soll die Dosierung entsprechend dem Alter und Körpergewicht auf 50 ml bis maximal 100 ml Taurolin 2 % begrenzt werden.
Taurolin 2 % ist kontraindiziert bei Kindern unter 6 Jahren (siehe Abschnitt 4.3).
Prä-, peri- und postoperativ ist die intravenöse Anwendung von Antibiotika möglich.
Art der Anwendung:
Zur intraoperativen Instillation (intraperitoneale Anwendung)
Zur einmaligen Anwendung. Nach Anbruch einer Flasche sind Reste zu verwerfen.
Hinweis:
Die Konzentration von Taurolidin in Taurolin 2 % liegt an der Grenze des Sättigungsbereiches. Eventuelle Auskristallisationen lösen sich durch Erwärmen auf Körpertemperatur wieder auf.
4.3 Gegenanzeigen
Taurolin 2 % darf nicht angewendet werden:
• bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile
• bei terminaler Niereninsuffizienz
• bei Kindern unter 6 Jahren
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Die Auslösung einer metabolischen Azidose ist möglich, wenn Taurolidin zusammen mit PVP-Jod, Dakinscher Lösung (Natriumhypochlorit) oder Wasserstoffperoxid angewendet wird (siehe auch Abschnitt 6.2).
Bei der intra-operativen Anwendung von Taurolidin kann es - wenn die Narkose nicht tief genug ist, um bei der Instillation eventuell auftretende Schmerzen zu unterdrücken - zu Blutdruckabfall oder -anstieg mit entsprechender Pulsfrequenzänderung kommen (siehe auch Abschnitt 4.8).
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Siehe Abschnitt 5.1.
Zu Inkompatibilitäten siehe Abschnitt 6.2.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Zur Anwendung in der Schwangerschaft liegen bisher keine Erfahrungen beim Menschen vor. Experimentelle Studien haben keine Hinweise auf Fruchtschädigungen ergeben.
Zur Anwendung in der Stillzeit liegen bisher keine Erfahrungen beim Menschen vor.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es liegen keine Erfahrungen hinsichtlich der Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit und der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen vor.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt: Sehr häufig (> 1/10)
Häufig (> 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 bis < 1/100)
Selten (> 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Sehr selten: allergische Hautreaktionen
Bei i.p. Instillation können geringe Reizwirkungen auftreten. Bei wachen Patienten führt die Instillation mit Taurolin 2 % zu brennenden Schmerzen, die für 1 - 2 Minuten andauern. Ist die Narkose nicht tief genug, können die Schmerzreaktionen zu Blutdruckabfall oder -anstieg mit entsprechender Pulsfrequenzveränderung führen.
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung über das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger Allee 3, D-53175 Bonn, Website: http://www.bfarm.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Es ist kein Antidot bekannt. Über anderweitige Gegenmaßnahmen können keine Aussagen gemacht werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Breitband-Chemotherapeutikum ATC-Code: Spüllösungen, Antiinfektiva, B05CA05 Taurolidin
Mikrobiologische Eigenschaften
Taurolidin besitzt eine antimikrobielle und eine antitoxische Wirksamkeit.
Taurolidin ist in vitro wirksam gegen eine Reihe klinisch wichtiger Erreger wie zum Beispiel Streptokokken unterschiedlicher serologischer Gruppen, Pneumokokken, Staphylokokken, Escherichia coli, Acinetobacter, Klebsiella spp., Proteus vulgaris, Proteus mirabilis, Pseudomonas aeruginosa, Pseudomonas cepacia, Serratia marcescens, Salmonella spp., Shigella spp., Mycobacterium tuberculosis, Bacteroides fragilis, Fusobacterium, Clostridium perfringens, Peptostreptococcus sowie gegen einige Pilze (z. B. Candida albicans, Cryptococcus neoformans, Aspergillus fumigatus, Aspergillus niger, Trichophytum rubrum, Epidermophytum floccosum, Pityrosporum ovale).
Die minimalen Hemmkonzentrationen liegen in einem Bereich von 0,3 - 5 g/l.
Durch Zusatz von Blut, Serum oder Eiter wird die Wirkung nicht beeinträchtigt.
Über eine Resistenzbildung ist bisher nichts bekannt.
Taurolidin wirkt auf gramnegative Keime, ohne dass Endotoxine freigesetzt werden, und entgiftet in vitro und in vivo Exo- und Endotoxine.
Wirkungsmechanismus
Die Angriffspunkte von Taurolidin bei Mikroorganismen sind nur zum Teil bekannt. Neuere In-vitro-und In-vivo-Untersuchungen unterstützen die These der Zellwand- und Membranschädigung durch Methylolgruppen-Übertragung. Die Oligosaccharid-Peptid-Komplexe der Bakterien werden denaturiert und die Lipopolysaccharide der Endotoxine entgiftet.
Bakteriologie
Gramnegative Keime:
MHK- resp. MBK-Werte im Bereich von 0,5 - 5 mg/ml:
Aerobacter, Citrobacter, Enterobacter, Escherichia coli, Indolnegative Proteus-Arten, P. mirabilis, Pseudomonas aeruginosa, Salmonella, Serratia marcescens
Grampositive Keime:
MHK- resp. MBK-Werte im Bereich von 1 - 2 mg/ml:
Staphylococcus, Streptococcus, Enterococcus, Pneumococcus
Anaerobier:
MHK- resp. MBK-Werte im Bereich von 0,03 - 0,3 mg/ml:
Bacteroides fragilis, Fusobacterium, Clostridium perfringens, Peptostreptococcus anaerobius
Fungi:
MHK-Werte im Bereich von 0,3 - 5 mg/ml:
Candida albicans, Cryptococcus neoformans, Aspergillus fumigatus, Aspergillus niger, Trichophytum rubrum, Epidermophytum floccosum, Pityrosporum ovale
In vitro wurden keine antagonistischen Effekte zwischen Taurolidin und Vancomycin bei einer begrenzten Anzahl von untersuchten Staphylococcus aureus-Stämmen gefunden. Die Frage der Übertragbarkeit dieses Befundes auf klinisch-therapeutische Situationen ist jedoch gegenwärtig noch offen.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach intraperitonealer Gabe wird Taurolidin rasch resorbiert. Maximale Blutspiegel werden innerhalb von 15 Minuten erreicht. Die Halbwertszeit der Metaboliten liegt zwischen 3 h (Taurultam) und 6 h (Taurinamid). Taurolidin wird rasch in Taurinamid, Taurin und CO2 metabolisiert.
Die Ausscheidung erfolgt innerhalb von 24 h als Taurinamid zu 25 % über die Niere.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Taurolidin besitzt am Tier sehr geringe Toxizität. Die i.v. LD50 an der Maus ist größer als 4,05 g/kg, am Kaninchen größer als 3,6 g/kg. Der Abbau der Wirksubstanz zum endogenen Taurin sowie der Mechanismus der Übertragung von Methylol-Gruppen erklären die geringe Toxizität von Taurolidin und lassen deshalb Mutagenitäts- und Kanzerogenitätsprüfungen als nicht notwendig erscheinen. Beim Tier können durch zu rasche i.v. Infusion kurzfristig vagotone Nebenwirkungen auftreten, die sich durch Atropin aufheben lassen.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Povidon (K 17), Wasser für Injektionszwecke, Natriumhydroxid zur pH Einstellung
Taurolin 2 % darf nicht mit PVP-Jod, Dakinscher Lösung (Natriumhypochlorit) oder Wasserstoffperoxid (Oxidationsmittel) gemischt werden.
Beim Mischen dieser Lösungen mit Taurolin 2 % wird der Wirkstoff Taurolidin zu Ameisensäure abgebaut. Bei der Anwendung einer solchen Mischung kann eine metabolische Azidose ausgelöst werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht im Kühlschrank lagern oder einfrieren.
Flaschen vorzugsweise waagerecht lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Durchstechflasche aus farblosem Glas mit Gummistopfen und Aluminiumbördelkappe
Packung mit 4 x 100 ml Lösung Packung mit 10 x 100 ml Lösung Packung mit 10 x 250 ml Lösung
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Die Konzentration von Taurolidin in Taurolin 2 % liegt an der Grenze des Sättigungsbereiches. Eventuelle Auskristallisationen lösen sich durch Erwärmen auf Körpertemperatur wieder auf.
Zur einmaligen Anwendung. Reste in angebrochenen Flaschen sind zu verwerfen.
Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.
7. INHABER DER ZULASSUNG
BERLIN-CHEMIE AG Glienicker Weg 125 12489 Berlin Deutschland
Tel.: (030) 6707-0 (Zentrale)
Fax: (030) 6707-2120 www.berlin-chemie.de
8. ZULASSUN GSNUMMER(N)
7920.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
Datum der Erteilung der Zulassung: 16.02.1988 Verlängerung der Zulassung: 18.02.2005
10. STAND DER INFORMATION September 2013
11. VERKAUFSABGRENZUNG Verschreibungspflichtig
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