iMedikament.de

Tiklyd

Fachinformation


T iklyd


1. Bezeichnung des Arzneimittels

Tiklyd

Wirkstoff: Ticlopidinhydrochlorid

2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung

1 Filmtablette enthält

250 mg Ticlopidinhydrochlorid

(entsprechend 219,6 mg Ticlopidin)

3. Darreichungsform

Filmtabletten

Tiklyd 250 mg Filmtabletten sind weiß, rund, bikonvex und mit einem Film überzogen

4. Klinische Angaben

4.1 Anwendungsgebiete

Zur Prophylaxe von thrombotischem Hirninfarkt bei Patienten nach transitorischen ischämischen Attacken (TIA), reversiblem ischämischem neurologischem Defizit (RIND) bzw. zur Prophylaxe bei Patienten, die einen thrombotischen Hirninfarkt durchgemacht haben (Sekundärprophylaxe). Diese Indikationen gelten nur für Patienten, bei denen eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure nicht vertretbar ist.

Zur Hemmung der Thrombozytenaggregation bei Hämodialysepatienten mit Shuntkomplikationen, wenn Unverträglichkeit gegenüber acetylsalicylsäurehaltigen Präparaten besteht.

4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Erwachsene

Die übliche Dosierung bei den angegebenen Indikationen liegt für Erwachsene bei 2-mal je 1 Filmtablette pro Tag. Die Tagesdosis von 500 mg Ticlopidinhydrochlorid sollte nicht überschritten werden.

Um die möglichen gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Diarrhö zu vermeiden bzw. zu vermindern, soll die Tagesdosis auf jeden Fall nur auf zwei Dosen verteilt zu zwei Hauptmahlzeiten (nach der Hälfte des Essens) eingenommen werden.

Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Krankheitsbild. Meist ist eine Langzeitbehandlung angezeigt.

Eingeschränkte Leberfunktion

Da Ticlopidin hauptsächlich in der Leber metabolisiert wird, sollte Tiklyd bei Patienten mit Lebererkrankungen mit besonderer Vorsicht angewandt werden.

Kinder

Die Anwendung bei Kindern wird nicht empfohlen.

4.3 Gegenanzeigen

Tiklyd darf nicht angewendet werden bei hämorrhagischen Diathesen, Erkrankungen mit Verlängerung der Blutungszeit sowie Organläsionen mit Blutungsneigung, wie z.B. akuten Magen-Darm-Geschwüren oder hämorrhagischem apoplektischen Insult.

Auch bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Ticlopidin sowie bei bestehenden oder aus der Anamnese hervorgehenden Blutbildveränderungen, wie z.B. Neutropenie oder Thrombozytopenie, darf Tiklyd nicht angewendet werden.

4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Es ist unbedingt notwendig, die zugelassenen Indikationen, Gegenanzeigen und Warnhinweise von Tiklyd strikt zu beachten.

Blutbildveränderungen

Vor Beginn und während der ersten 3 Monate der Behandlung mit Tiklyd sind zum frühzeitigen Erkennen einer beginnenden Blutbildveränderung Kontrollen des Differenzialblutbildes und der Thrombozytenzahl in 14-tägigen Abständen erforderlich!

Sinkt die Neutrophilenzahl unter 1500/mm3ab, so ist sofort eine zweite Blutuntersuchung durchzuführen. Bestätigen Laboruntersuchungen das Vorliegen einer Neutropenie (< 1500 neutrophile Granulozyten/mm3) oder Thrombopenie (< 100000 Thrombozyten/mm3), so ist die Behandlung mit Tiklyd abzubrechen.

Sollte aus anderen Gründen die Therapie mit Tiklyd innerhalb der ersten 3 Monate abgebrochen werden, so ist 14 Tage nach Therapieende eine Kontrolle des Differenzialblutbildes durchzuführen.

Gewöhnlich führt der Therapieabbruch zu einer Normalisierung des Blutbildes (Differenzialblutbild kontrollieren, bis sich die Zahl der Neutrophilen bzw. Thrombozyten wieder normalisiert hat).

Diese Blutbildveränderungen werden im Allgemeinen während der ersten 3 Monate nach Beginn der Behandlung gesehen und sind zum Teil mit Anzeichen einer Infektion oder anderen klinischen Symptomen kombiniert.

Blutungskomplikationen und Operationen

Patienten mit erhöhter Blutungsneigung, z.B. nach Traumata, Operationen oder anderen pathologischen Zuständen, sind sorgfältig zu überwachen. Bei bevorstehenden, auch kleineren operativen Eingriffen (z.B. Zahnextraktionen) ist die verlängerte Blutungszeit zu beachten. Sofern der plättchenfunktionshemmende Effekt von Tiklyd vor einem Wahleingriff nicht erwünscht ist, ist die Behandlung 10 Tage vor der Operation abzusetzen.

Im Falle einer nicht geplanten Operationkann zur Korrektur einer verlängerten Blutungszeit bzw. zur Minimierung eines Blutungsrisikos die Gabe von Kortikosteroiden mit vasokonstriktiven Eigenschaften (Methylprednisolon, Anwendung gemäß Herstellerangaben), von DDAVP (Desmopressin, Anwendung gemäß Herstellerangaben) oder von im Gewebetyp vergleichbarem Plättchenkonzentrat allein oder in Kombination erwogen werden.

Schwere Verlaufsformen hämatologischer oder hämorrhagischer Nebenwirkungen treten besonders dann auf, wenn

- die Kontrolluntersuchungen nicht korrekt durchgeführt werden, die Diagnose zu spät gestellt wird und falsche Maßnahmen zur Behandlung der Nebenwirkungen ergriffen werden,

- gleichzeitig andere die Blutungsneigung fördernde Medikamente (vgl. Punkt 4.5 „Wechselwirkungen”) eingenommen werden.

Leberfunktionsstörungen

Tiklyd sollte bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion mit Vorsicht angewendet werden.

Bei Verdacht auf Leberfunktionsstörungen sollten die Leberwerte kontrolliert werden, besonders während der ersten 4 Monate der Behandlung.

Bei klinischen Anzeichen einer Hepatitis oder eines Ikterus soll Tiklyd abgesetzt und ein Leberfunktionstest durchgeführt werden.

Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP, Moschcowitz-Syndrom)

Klinische Anzeichen einer sehr selten auftretenden, potenziell letal verlaufenden TTP sind: Thrombozytopenie, Hämolysezeichen, Fieber, neurologische Symptome, die denen einer TIA oder eines Schlaganfalls gleichen, oder Zeichen einer Nierenschädigung. Die Symptome können in unterschiedlicher Ausprägung und Kombination auftreten. Eine TTP kann per-akut auftreten, die meisten Fälle wurden innerhalb der ersten 8 Wochen nach Therapiebeginn dokumentiert. Bei Verdacht auf eine TTP sollte ein Hämatologe hinzugezogen bzw. der Patient in eine entsprechende Klinik eingewiesen werden.

Eine Therapie mit Plasmapherese kann die Prognose deutlich verbessern. Da die Gabe von Thrombozyten zu verstärkter Thrombosierung führen kann, sollte sie möglichst unterbleiben.





Aufklärungspflicht

Jeder Patient, der Tiklyd einnimmt, muss von seinem Arzt angehalten werden, Symptome, die Zeichen einer Neutropenie (Fieber, Halsentzündungen, Mundgeschwüre), einer Thrombozytopenie und/oder gestörten Hämostase (verlängerte oder ungewöhnliche Blutungen, Hämatome, Purpura, Teerstuhl) oder einer TTP (s.o.) darstellen können, zu berichten. Bei Auftreten dieser Symptome sollte sofort eine Blutbildkontrolle erfolgen. Der behandelnde Arzt entscheidet dann, ob die Behandlung mit Tiklyd abgebrochen oder fortgesetzt wird.

Dem Patienten sollen auch Symptome einer Hepatitis (Gelbsucht, z.B. heller Stuhl, dunkler Urin) erklärt werden; er soll dazu angehalten werden, entsprechende Symptome dem Arzt zu berichten.

4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Wirkungsverstärkung

Die Begleitbehandlung mit anderen die Blutungsneigung fördernden Medikamenten (z.B. orale Antikoagulanzien oder die Thrombozytenfunktion beeinflussende Arzneistoffe wie Heparin, Acetylsalicylsäure, sonstige Salicylate, nichtsteroidale Antirheumatika) sollte vermieden werden. Lässt sich eine Kombination von Tiklyd mit solchen Medikamenten nicht vermeiden, so sind engmaschige Laborkontrollen zur Überprüfung der Hämostase erforderlich.

Bei Umstellung von acetylsalicylsäurehaltigen Präparaten auf Tiklyd ist zu beachten, dass eine noch vorhandene Wirkung von Acetylsalicylsäure durch Tiklyd verstärkt werden kann.

Die chronische Verabreichung von Cimetidin erhöht die Ticlopidin-Plasmaspiegel signifikant.

Bei gleichzeitiger Verabreichung von Tiklyd und Theophyllin kommt es zu einem signifikanten Anstieg der Eliminationshalbwertszeit des Theophyllins von 8,6 auf 12,2 Stunden und zu einer vergleichbaren Reduktion der Gesamtplasmaclearance von Theophyllin. Wegen des Risikos einer Überdosierung ist die Theophyllindosis während und auch nach einer Behandlung mit Tiklyd anzupassen.

Die Plasmahalbwertszeit von Phenazon, das über das mikrosomale hepatische Enzymsystem (Cytochrom-P450-System) metabolisiert wird, erfährt durch therapeutische Dosen von Ticlopidin eine Verlängerung um 25 %. Für Substanzen, die ähnlich metabolisiert werden (z.B. bestimmte Beruhigungs- und Schlafmittel), ist eine analoge Wirkung zu erwarten. Auch bei Patienten mit Leberschaden ist mit einer Verlängerung der Plasmahalbwertszeit zu rechnen. In diesen Fällen ist insbesondere für Substanzen mit geringer therapeutischer Breite zu Beginn und am Ende einer Begleitbehandlung mit Tiklyd eine Dosisanpassung vorzunehmen, um optimale therapeutische Blutspiegel aufrechtzuerhalten.

Wirkungsabschwächung

Bei der Gabe von Tiklyd nach Antazida werden 20-30 % niedrigere Ticlopidin-Plasmaspiegel beobachtet.

Bei gleichzeitiger Gabe von Ciclosporin wurde über verringerte Ciclosporin-Blutspiegel berichtet. Die Ciclosporin-Spiegel sollten kontrolliert, die Dosis gegebenenfalls angepasst werden.

Bei gleichzeitiger Gabe von Digoxin kommt es zu einer leichten Abnahme (ca. 15 %) der Digoxin-Plasmaspiegel. Dies lässt kaum eine Änderung des therapeutischen Effektes von Digoxin erwarten.

Weitere Angaben zu Arzneimittelwechselwirkungen

Die chronische Verabreichung von Phenobarbital zeigte bei einer Untersuchung an gesunden Probanden keinen Einfluss auf die Hemmung der Plättchenaggregation durch Ticlopidin.

Klinisch relevante Interaktionen mit Betarezeptorenblockern, Kalziumantagonisten und Diuretika wurden bislang nicht beobachtet. Wechselwirkungen mit Substanzen, die ebenfalls eine hohe Proteinbindung aufweisen, wie Propranolol oder Phenytoin, traten in In-vitro-Untersuchungen nicht auf. Da jedoch der Einfluss von Ticlopidin und seiner Metaboliten auf die Plasmaproteinbindung von Phenytoin noch nicht in vivo untersucht wurde, sollte die gleichzeitige Behandlung mit Phenytoin und Ticlopidin nur mit Vorsicht erfolgen. In Einzelfällen wurde bei gleichzeitiger Behandlung über erhöhte Phenytoin-Plasmaspiegel und Phenytoin-Toxizität berichtet. Gegebenenfalls sollten die Plasmaspiegel von Phenytoin bestimmt und angepasst werden.







4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft

Ticlopidin passiert die Plazentaschranke. Tierexperimentelle Untersuchungen ergaben zwar keine Hinweise auf teratogene Wirkungen von Ticlopidin, doch liegen keine ausreichenden Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen vor. Deshalb soll Tiklyd während der Schwangerschaft nicht verabreicht werden.

Stillzeit

Ticlopidin tritt in die Muttermilch über, deshalb soll Tiklyd während der Stillzeit nicht verabreicht werden.

4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Dieses Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.

4.8 Nebenwirkungen

Blutbildveränderungen und Hämorrhagien

Gelegentlich werden Blutbildveränderungen wie Neutropenie oder Agranulozytose, typischerweise mit Reduktion der Myeloid-Vorläufer-Zellen im Knochenmark, beobachtet. Seltene Fälle von Knochenmarkaplasie oder Panzytopenie wurden beobachtet.

Gelegentlich traten hämorrhagische Nebenwirkungen wie Ekchymosen, Epistaxis, Hämaturie sowie gastrointestinale Blutungen auf. Peri- bzw. postoperativ erhöhte Blutungsneigung oder intrakranielle Blutungen sind beobachtet worden.

Selten tritt Thrombozytopenie (80000/mm3) isoliert oder in Kombination mit hämolytischer Anämie, ferner Panzytopenie und in sehr seltenen Fällen thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (Moschcowitz-Syndrom) auf.

Über hämatologische und hämorrhagische Nebenwirkungen mit lebensbedrohlichem Verlauf wurde berichtet.

Notwendige Blutbildkontrollen und weitere Hinweise siehe Punkt 4.4 „Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“!

Leberfunktionsstörungen

Selten kommt es während der ersten Behandlungsmonate zu Leberfunktionsstörungen wie Hepatitis (zytolytisch und cholestatisch) und cholestatischem Ikterus. Vorherrschend ist eine cholestatische Symptomatik mit häufig starkem Anstieg der alkalischen Phosphatasen (AP) und von konjugiertem Bilirubin, während die Transaminasen im Allgemeinen nur mäßig erhöht werden. Die höchsten Werte werden während der ersten 4 Behandlungsmonate gemessen. Es wurde über sehr seltene Fälle mit tödlichem Ausgang berichtet.

Die Langzeitbehandlung mit Ticlopidin führt zu höheren Serumwerten von HDL, LDL, VLDL, Cholesterin und Triglyzeriden. 1 bis 4 Monate nach Beginn der Therapie liegen die Serumspiegel 8-10 % über den Ausgangswerten. Ein weiterer Anstieg im weiteren Therapieverlauf wird nicht registriert. Das Verhältnis der Lipoprotein-Subfraktionen (insbesondere HDL zu LDL) bleibt unverändert. Wie klinische Studien belegen, ist diese Wirkung nicht mit Alter, Geschlecht, Alkoholgenuss oder Diabetes korreliert. Auch besteht kein Zusammenhang zu einem kardiovaskulären Risiko.

Siehe auch Punkt 4.4. „Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“.

Sonstige Nebenwirkungen

Vermehrt sind gastrointestinale Störungen (z.B. Diarrhö, Nausea, Erbrechen etc.) beobachtet worden. Diese vor allem in den ersten 3 Monaten auftretenden, meist moderat ausgeprägten Begleiterscheinungen klingen jedoch im Verlauf der Therapie häufig innerhalb 1-2 Wochen spontan ab. In Einzelfällen wurde von schwerer Diarrhö mit Colitis (einschließlich lymphozytärer Colitis) berichtet. Bei schweren Verlaufsformen ist ein Therapieabbruch notwendig. Im Falle einer schweren Diarrhö ist eine Rehydratation, wenn notwendig, durchzuführen.

Einnahmehinweise siehe Punkt 4.2. „Dosierung, Art und Weise der Anwendung“.

Gelegentlich treten Schwindel, Kopfschmerzen bzw. Schmerzen anderer Lokalisation sowie Asthenie oder Anorexie auf. Selten werden verschiedenartige Befindlichkeitsstörungen wie Unwohlsein, Benommenheit, Tinnitus, Herzklopfen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Schwitzen, Sensibilitätsstörungen, Veränderung der Geschmacksempfindung oder depressive Verstimmung beobachtet.

Gelegentlich kommt es zu allergischen Hautreaktionen (z.B. Exanthemen, Pruritus oder Urtikaria). Falls diese Nebenwirkungen auftreten, so sind sie gewöhnlich innerhalb der ersten 3 Behandlungsmonate nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 11 Tagen zu sehen. Wenn die Behandlung unterbrochen wird, bilden sich die Symptome innerhalb weniger Tage zurück. Vereinzelt wurde über stark ausgeprägte Hautausschläge, die in generalisierter Form auftreten können, und auch über Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom berichtet.

In Einzelfällen wurde über immunologische Reaktionen mit verschiedenen Erscheinungsbildern, wie z.B. Quincke-Ödem, Vaskulitis, Anaphylaxie, Arthralgie, allergische Pneumopathie, Lupus erythematodes oder Nephritis berichtet.

Sehr selten wurde über isoliert aufgetretenes Fieber berichtet.

4.9 Überdosierung

Bei einer Überdosierung werden neben einer sorgfältigen Überwachung der Patienten induziertes Erbrechen, Magenspülung und andere allgemein unterstützende Maßnahmen empfohlen.

Ticlopidin ist nicht dialysierbar.

Zur Korrektur einer verlängerten Blutungszeit kann die Gabe von Kortikosteroiden mit vasokonstriktiven Eigenschaften (Methylprednisolon, Anwendung gemäß Herstellerangaben), von DDAVP (Desmopressin, Anwendung gemäß Herstellerangaben) oder von im Gewebetyp vergleichbarem Plättchenkonzentrat allein oder in Kombination erwogen werden.

In tierexperimentellen Untersuchungen wurden nach Überdosierung zuweilen schwere gastrointestinale Störungen beobachtet.

5. Pharmakologische Eigenschaften

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe:

Thrombozytenfunktionshemmer (ADP-Antagonist)

ATC-Code: B01AC/05

Ticlopidin ist ein ADP-antagonisierender Plättchenfunktionshemmer mit einem eigenständigen pharmakologischen Profil. Oral verabreicht, bewirkt die Substanz eine dosis- und zeitabhängige Hemmung der Thrombozytenaggregation sowie der Freisetzung von Plättchenfaktoren und eine Verlängerung der Blutungszeit. Die Substanz weist keine signifikante In-vitro-Aktivität auf, ein aktiver Metabolit konnte beim Menschen jedoch bislang nicht nachgewiesen werden.

Ticlopidin greift in die Thrombozytenmembranfunktion ein, indem es die ADP-induzierte Plättchenfibrinogenbindung und die Plättchen-Plättchen-Interaktionen hemmt. Der genaue Wirkungsmechanismus ist nicht vollständig geklärt; im Gegensatz zu Acetylsalicylsäure wirkt Ticlopidin jedoch nicht über eine Beeinflussung des Prostacyclin-Thromboxan-Antagonismus. Auch die cAMP-Konzentration in Plättchen scheint für die Wirkung von Ticlopidin keine Bedeutung zu haben.

Bei therapeutischen Dosen wird die durch ADP in einer Konzentration von 2,5 µmol/l induzierte Plättchenaggregation zu 50 bis 70 % gehemmt. Niedrigere Dosierungen weisen eine entsprechend geringere Hemmwirkung auf.

Eine Hemmung der Plättchenaggregation ist innerhalb von zwei Tagen nach Verabreichung von 2-mal 250 mg Ticlopidinhydrochlorid/Tag nachweisbar. Das Maximum dieser Wirkung tritt nach 5- bis 8-tägiger Behandlung mit 2-mal täglich 250 mg ein.

Die mittels Simplate-Template-Methode bei einem Manschettendruck von 40 mmHg bestimmte Blutungszeit wird gegenüber den Ausgangswerten um das Zweifache verlängert. Die Blutungszeitverlängerung ohne Stauung ist deutlich weniger ausgeprägt.

Die Wirkung von Ticlopidin auf die Plättchenfunktion ist irreversibel. So wird die Fibrinogenbindung nach dem Waschen der Plättchen und die Plättchenaggregation nach Resuspension der Plättchen im gepufferten Medium gehemmt.

Nach Absetzen der Tiklyd-Behandlung normalisieren sich Blutungszeit und andere Plättchenfunktionstests bei der Mehrzahl der Patienten innerhalb einer Woche. Bei den empfohlenen therapeutischen Dosen hat Ticlopidin über die Hemmung der Plättchenfunktion hinaus keine andere signifikante pharmakologische Wirkung.

5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Nach einmaliger oraler Gabe einer therapeutischen Dosis von Ticlopidinhydrochlorid erfolgt eine rasche, nahezu vollständige Resorption. Spitzenplasmawerte treten etwa 2 Stunden nach Verabreichung auf. Durch die Einnahme von Tiklyd nach den Mahlzeiten verbessert sich die Bioverfügbarkeit. Da gegenwärtig keine injizierbare Form von Ticlopidin zur Verfügung steht, lässt sich die absolute Bioverfügbarkeit nicht bestimmen.

Steady-State-Plasmaspiegel werden bei Gabe von 2-mal täglich 250 mg Ticlopidinhydrochlorid nach 7-10 Tagen erreicht. Die durchschnittliche terminale Eliminationshalbwertszeit beim Steady State beträgt annähernd 30-50 Stunden. Die Hemmung der Plättchenaggregation korreliert jedoch nicht mit den Plasmaspiegeln der Substanz.

Ticlopidin ist reversibel (zu 98 %) an Plasmaproteine, vorwiegend Serumalbumin und Lipoproteine, gebunden. Die Bindung an diese beiden Proteine ist über einen großen Konzentrationsbereich nicht gesättigt. Demgegenüber zeigt die Bindung an saures Alpha1-Glykoprotein eine Sättigung. Einige der Metaboliten sind kovalent an Plasmaproteine gebunden.

Die Metabolisierung von Ticlopidin erfolgt hauptsächlich in der Leber. Im Urin ist kein unverändertes Ticlopidin nachweisbar. Nach oraler Gabe radioaktiv markierten Ticlopidins wurden 50-60 % der Radioaktivität im Urin und 23-30 % in den Faeces wieder gefunden. Es besteht ein enterohepatischer Kreislauf.

Eingeschränkte Leberfunktion

Patienten mit Leberfunktionsstörungen weisen nach einmaliger und wiederholter Verabreichung höhere Plasmaspiegel unveränderten Ticlopidins auf als gesunde Probanden.

5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

Akute Toxizität

In Untersuchungen zur akuten Toxizität fanden sich nach peroraler Verabreichung LD50-Werte zwischen 600-850 mg (Maus) und 1500-1938 mg Ticlopidinhydrochlorid/kg KG (Ratte). Beim Pavian wird die orale LD50mit über 5 g/kg KG angegeben. Ein genauer Wert ließ sich wegen des ausgeprägt emetischen Effektes bei dieser Tierart nicht feststellen. Die Symptome, die zum Tod führten, manifestierten sich mit steigender Wirkdosis als nervöse Störungen.

Chronische Toxizität

In Studien zur chronischen Toxizität an Ratte und Pavian erwies sich die Leber als das vor allem betroffene Organ. Die Ergebnisse der Tierversuche (bei Ratte und Pavian: Gewichtszunahme der Leber, Erhöhung des Cytochrom P450 mit leichter Hemmwirkung seiner Aktivität; bei Ratte außerdem: Hypercholesterinämie, Hypertrophie der Hepatozyten, Proliferation des ER) lassen sich jedoch nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen.

Ähnlich verhält es sich mit den Resultaten spezifischer Hämatotoxizitätsstudien. Es fand sich kein geeignetes Tiermodell, mit dem sich die Blutbildveränderungen beim Menschen erklären lassen.

Reproduktionstoxizität

Untersuchungen zur Reproduktionstoxikologie bei Ratte, Maus und Kaninchen lieferten keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung von Ticlopidin.

Die höchste verabreichte Dosis bei der Maus (200 mg Ticlopidinhydrochlorid/kg/Tag) und maternaltoxische Dosen bei der Ratte (400 mg/kg/Tag) führten bei beiden Tierarten zu Anzeichen einer Fetotoxizität (Zunahme der fetalen Resorptionen, Minderung des fetalen Wachstums, Ossifikationsstörungen).

Beim Kaninchen hatten selbst maternaltoxische Dosen von 200 mg Ticlopidinhydrochlorid/kg/Tag keinen Einfluss auf die Feten.

Störungen der Fertilität wurden nicht beobachtet.

Mutagenes und Tumor erzeugendes Potenzial

Hinweise auf ein mutagenes oder kanzerogenes Potenzial von Ticlopidin ergaben sich nicht.

6. Pharmazeutische Angaben

6.1 Hilfsstoffe

Mikrokristalline Cellulose, Citronensäure, Hydroxypropylmethylcellulose, Macrogol 8000, Magnesiumstearat, Maisstärke, Polyvidon, Stearinsäure, Farbstoff Titandioxid (E 171).

6.2 Inkompatibilitäten

Entfällt

6.3 Dauer der Haltbarkeit

Entsprechend der in den Lieferländern festgelegten Haltbarkeitsdauer.

6.4 Besondere Lagerungshinweise

Keine

6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

Tiklyd steht in Faltschachteln mit 30 und 90 Filmtabletten in PVC/Aluminium-Blisterstreifen zur Verfügung.

6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich)

Keine

7. Pharmazeutischer Unternehmer

Eurim-Pharm Arzneimittel GmbH

Am Gänslehen 4 - 6

83451 Piding

Tel.: 08651/704-0

8. Stand der Information

Juni 2002

9. Verschreibungsstatus / Apothekenpflicht

Verschreibungspflichtig

Dieses Arzneimittel enthält einen Stoff, dessen Wirkung in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein bekannt ist. Der pharmazeutische Unternehmer muss deshalb für dieses Arzneimittel der zuständigen Bundesoberbehörde einen Erfahrungsbericht nach § 49 Abs. 6 AMG vorlegen.

10. Packungsgrößen

OP mit 30 Filmtabletten

OP mit 90 Filmtabletten

Anstaltspackungen

November 2002