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Tiloxon

Document: 11.12.2006   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation






1. Bezeichnung des Arzneimittels


Tiloxon



Lösung zum Einnehmen



Wirkstoffe: Tilidinhydrochlorid und Naloxonhydrochlorid





2. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht



Verschreibungspflichtig





3. Zusammensetzung des Arzneimittels



3.1 Stoff- oder Indikationsgruppe



Kombination aus einem stark wirksamen Analgetikum aus der Gruppe der Opioide und einem Opioid-Antagonisten.



3.2 Bestandteile nach Art und arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge

- arzneilich wirksame Bestandteile

0,72 ml Lösung zum Einnehmen (ca. 20 Tropfen bzw. 4 Hübe Flasche mit Dosierpumpe) enthalten 51,45 mg Tilidinhydrochlorid ½ H2O (entsprechend 50 mg Tilidinhydrochlorid) und 4,40 mg Naloxonhydrochlorid 2 H2O (entsprechend 4 mg Naloxonhydrochlorid).





4. Anwendungsgebiete



Starke und sehr starke Schmerzen.





5. Gegenanzeigen



Tiloxon darf nicht angewendet werden bei

- Überempfindlichkeit gegen Tilidin, Naloxon oder einen der sonstigen Bestandteile (insbesondere Natriumbenzoat) sowie bei

- Abhängigkeit von Opiaten (Heroin, Morphin) oder Opioiden wegen der Gefahr einer akuten Entzugssymptomatik.


Tiloxon soll nicht eingenommen werden bei anderen Abhängigkeitserkrankungen (s. 8 "Warnhinweise").



Tiloxon darf Kindern unter 2 Jahren nicht gegeben werden, da keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen.





Anwendung in Schwangerschaft und StiIlzeit



Tiloxon sollte während der Schwangerschaft nur nach strengster Nutzen-Risiko-Abschätzung gegeben werden, da keine Erfahrungen am Menschen vorliegen (siehe auch Punkt 13.2 Reproduktionstoxikologie). Es ist nicht bekannt, ob Tiloxon in die Muttermilch übergeht. Ist in der Stillzeit eine Behandlung unbedingt erforderlich, sollte abgestillt werden.



6. Nebenwirkungen



Gelegentlich treten Schwindel, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen auf.



Diese Symptome können verstärkt unter körperlicher Belastung auftreten. Es ist dem Patienten deshalb zu empfehlen, sich nicht körperlich anzustrengen und sich bei Schwindelgefühl hinzulegen.



Aufgrund des Gehaltes an Natriumbenzoat können bei entsprechend veranlagten Personen Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.



Hinweis für Verkehrsteilnehmer:

Tiloxon kann Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen so weit beeinträchtigen, daß die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen nicht mehr gegeben ist.

Eine verstärkte Beeinträchtigung ist insbesondere bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung, Präparatewechsel sowie im Zusammenwirken mit Alkohol oder der Einnahme von Beruhigungs­mitteln zu erwarten.

Die Entscheidung trifft in jedem Einzelfall der behandelnde Arzt.

Bei stabiler Therapie ist ein generelles Fahrverbot nicht zwingend erforderlich.





7. Wechselwirkungen mit anderen Mitteln



Bei gleichzeitiger Einnahme von Tiloxon und Alkohol oder Beruhigungsmitteln kommt es zu einer gegenseitigen Verstärkung und Verlängerung der Wirkungen auf das Zentralnervensystem.



Tiloxon soll nicht mit anderen Opioiden kombiniert werden, da die resultierende Wirkung aufgrund von Wechselwirkungen nicht abgeschätzt werden kann.



Bei Gabe weiterer ZNS-depressiver Arzneimittel ist in Einzelfällen eine Apnoe nicht auszuschließen.





8. Warnhinweise



Bei Arzneimitteln mit Wirkung auf das ZNS besteht grundsätzlich die Gefahr der mißbräuchlichen Verwendung. Vor der Verschreibung von Tiloxon an Patienten, die bereits von einem Pharmakon abhängig sind oder es waren oder die zu Arzneimittelmißbrauch neigen, sollte deshalb die Indikationsstellung sorgfältig geprüft und die Verabreichung von Tiloxon gewissenhaft überwacht werden.



Vor jedem Mißbrauch von Tiloxon durch Drogenabhängige wird dringend gewarnt!



Bei Opiatabhängigen, die als Ersatz für Opiate wie Morphin oder Heroin Tiloxon in hoher Dosis mißbräuchlich einnehmen, löst Tiloxon akute Entzugserscheinungen aus oder verstärkt bereits bestehende Entzugserscheinungen.



Tiloxon ist nicht zur Entzugsbehandlung geeignet!



Die Lösung ist zur oralen Anwendung bestimmt. Sie ist nicht für eine Injektion geeignet!



Nach einer derartigen Fehlanwendung können die nachfolgenden Entzugserscheinungen so stark sein, daß lebensbedrohliche Komplikationen auftreten, z. B. Blutdruckkrisen, Kreislaufversagen.



Aufgrund des Gehaltes an Natriumbenzoat können bei entsprechend veranlagten Patienten Überempfindlichkeitsreaktionen in Form von Reizungen an Haut, Augen und Schleimhäuten auftreten. Bei Neugeborenen besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Gelbsucht.





9. Wichtigste Inkompatibilitäten



Bisher keine bekannt.





10. Dosierung mit Einzel- und Tagesgaben



Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren nehmen als Einzeldosis 20-40 Tropfen bzw. 4-8 Hübe* Flasche mit Dosierpumpe Tiloxon ein. Die Tageshöchstdosis beträgt im allgemeinen 4 mal 40 Tropfen bzw. 4 mal 8 Hübe* Tiloxon



* 1 Hub (= 0,18 ml) der Flasche mit Dosierpumpe Originalpackung mit 100 ml Lösung zum Einnehmen
entspr. 5 Tropfen bzw. 12,5 mg Tilidinhydrochlorid.



Kinder unter 14 Jahren erhalten bis zu 4 mal täglich 1 Tropfen pro Lebensjahr, wobei als Einzeldosis nicht weniger als 3 Tropfen gegeben werden sollten.



Ein Tropfen Tiloxon enthält 2,5 mg Tilidinhydrochlorid und 0,2 mg Naloxonhydrochlorid; die durchschnittliche Tageshöchstdosis beträgt für Erwachsene 400 mg Tilidinhydrochlorid und
32 mg Naloxonhydrochlorid.



Für die Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor.





11. Art und Dauer der Anwendung



Die Lösung wird mit etwas Flüssigkeit eingenommen.


Hinweis zur Flasche mit Tropfaufsatz Originalpackung mit 10/20/50 ml Lösung zum Einnehmen:

Die Flasche besitzt einen kindergesicherten Verschluß (zum Öffnen Verschluß nach unten drücken und gleichzeitig drehen). Zur Entnahme soll die Flasche senkrecht nach unten gehalten werden.



Hinweis zur Flasche mit Dosierpumpe Originalpackung mit 100 ml Lösung zum Einnehmen:

Betätigen Sie die Pumpe bei erstmaligen Gebrauch mehrmals bis zum Austritt der Lösung (dies ist aus technischen Gründen notwendig um den Pumpenmechanismus zu füllen).

1 Hub = 0,18 ml entspr. 5 Tropfen bzw. 12,5 mg Tilidinhydrochlorid.


Die Lösung darf nicht injiziert werden (s. 8 "Warnhinweise")!



Für die Behandlung akuter Schmerzzustände genügt oftmals eine einmalige Gabe. Ggf. kann Tiloxon mehrmals, auch über mehrere Tage, angewendet werden.









Grundsätzlich sollte die kleinste analgetisch wirksame Dosis gewählt werden. Bei der Therapie chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben. Die empfohlene Tagesdosis kann dabei auf bis zu 600 mg Tilidinhydrochlorid gesteigert werden.





12. Notfallmaßnahmen, Symptome und Gegenmittel



a) Symptome einer Überdosierung



Zeichen einer Überdosierung von Tiloxon sind Schwindelgefühl, Benommenheit, Übelkeit, Erbrechen, Ataxie, psychomotorische Unruhe und Hyperreflexie sowie Hyperventilation und Hypoventilationstetanie. Bei sehr starker Überdosierung kann Atemdepression auftreten.



Grundsätzlich sollte an die Möglichkeit einer Mehrfachintoxikation (Alkohol, psychoaktive Substanzen; bei Suizidversuch) gedacht werden.





b) Therapiemaßnahmen bei Überdosierung



Primäre Giftentfernung durch Magenspülung, Resorptionsverminderung durch Kohlegabe, Kreislaufstabilisierung durch Elektrolytinfusionen sowie Verbesserung der Atemfunktion durch Sauerstoffinhalationen und kontrollierte Beatmung. Bei exzitatorischen Symptomen Diazepam intravenös in üblicher Dosierung.





13. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind



13.1 Pharmakologische Eigenschaften



Tilidin ist ein Prodrug mit schwacher Opioidwirkung. Die eigentliche Wirksubstanz ist Nortilidin.



Naloxon ist ein reiner Opioid-Antagonist ohne agonistische Wirkung.



Die Kombination aus Tilidin und Naloxon soll unter Beibehalten der analgetischen Wirkung das Mißbrauchspotential vermindern. Das Mischungsverhältnis ist dabei so gewählt, daß der Naloxon-Zusatz die analgetische Wirkung von Tilidin nicht beeinträchtigt. Bei Verwendung unzulässig hoher Dosen durch Opiatabhängige gelangt aber so viel Naloxon in den Organismus, daß ein Abstinenzsyndrom hervorgerufen werden kann.



13.2 Toxikologische Eigenschaften



Akute Toxizität

Untersuchungen zur akuten Toxizität der kombinierten Wirkstoffe (Tilidin und Naloxon im Verhältnis 50:4) wurden an Ratten und Mäusen durchgeführt. Klinische Symptome waren vor allem tonisch-klonische Krämpfe, Zyanose, Schnappatmung, Ataxie, Exophthalmus, Tremor, Stellreflexverlust und Straubsches Schwanzphänomen.



Chronische Toxizität

Ratten und Hunde wurden 6 Monate lang mit einer Kombination von Tilidinhydrochlorid und Naloxon p.o. behandelt. Bei Ratten traten in hohen Dosierungen erhöhte Lebergewichte sowie Verfettungen der Leberzellen und des Nierenkanälchenepithels auf.









Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Untersuchungen zur Mutagenität von Tilidin im Ames-Test und in einer Zytogenetikstudie an Knochenmarkszellen von Ratten verliefen negativ. Naloxon wurde einer umfassenden Mutagenitätsprüfung unterzogen. Aufgrund der Ergebnisse sind mutagene Wirkungen beim Menschen nach therapeutischer Anwendung von Naloxon hinreichend sicher auszuschließen.



Untersuchungen zum tumorerzeugenden Potential liegen weder für die Einzelwirkstoffe noch für die Kombination von Tilidin und Naloxon vor.



Reproduktionstoxizität



Weder an der Ratte noch am Kaninchen fanden sich nach oraler Verabreichung der Kombination Hinweise auf ein teratogenes Potential. Bis zu einer Dosis von 45 mg/kg/Tag wurden auch keine anderen embryo­toxischen Wirkungen beobachtet.
Nach einer Dosis von 135 mg/kg/Tag traten vermehrt Totgeburten und Jungtiersterblichkeit auf.



13.3 Pharmakokinetik



Tilidin und Naloxon werden nach oraler Gabe rasch resorbiert. Beide Substanzen unterliegen einem ausgeprägtem First-pass-Effekt. Tilidin wird überwiegend zu Nortilidin, der eigentlichen Wirksubstanz, und weiter zu Bis-Nortilidin metabolisiert. Naloxon wird zu dem sehr schwach pharmakologisch wirksamen ß-Naloxol metabolisiert, beides wird glukuronidiert.



Die analgetische Wirkung tritt nach 10-15 Minuten ein .



Das Wirkungsmaximum wird nach etwa 25 bis 50 min erreicht (gemessen nach 100 mg Tilidin plus 8 mg Naloxon oral), die Wirkdauer wird mit 4-6 Stunden angegeben.



Die Eliminationshalbwertszeit beträgt für Nortilidin 3-5 Stunden und für Naloxon und seine Metabolite 3-4 Stunden.



Tilidin und Naloxon werden überwiegend metabolisiert renal eliminiert (Tilidin zu 90 %, Naloxon zu über 70 %). Der Rest erscheint in den Faeces.

Nierenfunktionsstörungen können nicht zur Kumulation pharmakologisch aktiver Metabolite führen.



Bei Leberfunktionsstörungen ist in Abhängigkeit vom Ausmaß der Einschränkung die Maximalkonzentration von Nortilidin im Plasma geringer als bei Lebergesunden und die Halbwertszeit verlängert.



Naloxon, das bei Lebergesunden im Plasma - wenn überhaupt - nur für kurze Zeit in sehr niedrigen Konzentrationen nachweisbar ist, erreicht bei Patienten mit Leberinsuffizienz deutlich höhere Konzentrationen, die mit einer Halbwertszeit von ca. 2 Stunden durch weiteren Metabolismus abklingen.



Es ist nicht sicher auszuschließen, daß bei Patienten mit hochgradiger Leberinsuffizienz die Bildung von aktivem Nortilidin so gering sein kann, daß eine ausreichende analgetische Wirkung u. U. nicht zu erreichen ist, und daß eine unzureichende Inaktivierung von Naloxon durch Antagonisierung der Nortilidin-Wirkung zu einem weiteren Wirkungsverlust führen kann, der insgesamt eine sinnvolle Therapie derartiger Patienten mit der Kombination in Frage stellt.





Untersuchungen an Neugeborenen, deren Mütter i.v.-Gaben von Naloxon erhalten hatten, lassen auf einen Plazentatransfer von Naloxon schließen.



Die Plazentapassage wurde beim Schlaf untersucht. Kurze Zeit nach der Behandlung des Muttertieres war Tiloxon auch im Fetus nachweisbar.





Bioverfügbarkeit



Die relative Bioverfügbarkeit von Tilidin nach Einnahme der Lösung (im Verhältnis zur intravenösen Injektion) ist gleich der absoluten Bioverfügbarkeit, da die eigentlich wirkende Substanz (+)‑Nortilidin erst in der Leber bei der ersten Passage gebildet wird.





14. Sonstige Hinweise



Die Umstellung der Therapie auf Tiloxon bei Patienten, die bereits Opioide in therapeutischer Dosierung erhalten, erfordert für die empfohlenen Dosierungen keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich des Naloxon-Anteils.





15. Dauer der Haltbarkeit



Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.



Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.



Haltbarkeit nach Anbruch: 12 Monate.



16. Besondere Lager- und Aufbewahrungshinweise



Keine





17. Darreichungsformen und Packungsgrößen



OP mit 20 ml Lösung zum Einnehmen Flasche mit Tropfaufsatz (N1)

OP mit 50 ml Lösung zum Einnehmen Flasche mit Tropfaufsatz (N2)

OP mit 100 ml Lösung zum Einnehmen Flasche mit Dosierpumpe (N3)







18. Stand der Information



Dezember 2006





19. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers



Pharmaselect GmbH

Am Sägewerk 13

68526 Ladenburg


Ruf: (06203) 40 46-0

Telefax: (06203) 40 46-20

E-Mail Adresse: office@pharmaselect.de, http://www.pharmaselect.de


Tiloxon -FI-39379.00.00-061207