Tobramycin B. Braun 1 Mg/Ml Infusionslösung
ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS
1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung
Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung
2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml
1 ml der Lösung enthält 1 mg Tobramycin.
1 Flasche mit 80 ml enthält 80 mg Tobramycin.
Sonstiger Bestandteil:
1 Flasche mit 80 ml enthält283 mg Natrium (als Chlorid).
Tobramycin B. Braun 3 mg/ml
1 ml Lösung enthält 3 mg Tobramycin.
1 Flasche mit 80 ml enthält 240 mg Tobramycin.
1 Flasche mit 120 ml enthält 360 mg Tobramycin.
Sonstiger Bestandteil:
1 Flasche mit 80 mlenthält 283 mg Natrium (als Chlorid).
1 Flasche mit 120 ml enthält 425 mg Natrium (als Chlorid).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. DARREICHUNGSFORM
Infusionslösung.
Klare, farblose, wässrige Lösung.
4. KLINISCHE ANGABEN
Anwendungsgebiete
Zur Behandlung von schweren Infektionen durch tobramycinempfindliche Bakterien (siehe Abschnitt 5.1), wenn weniger toxische antimikrobielle Wirkstoffe nicht wirksam sind. Unter diesen Voraussetzungen können Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung oder Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung eingesetzt werden für:
-
Nosokomiale Infektionen der unteren Atemwege einschließlich schwerer Pneumonie
-
Exazerbation von unteren Atemwegsinfektionen bei Patienten mit zystischer Fibrose
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Komplizierte und rezidivierende Harnwegsinfektionen
-
Intraabdominelle Infektionen
-
Infektionen von Haut und Weichteilgewebe, einschließlich schwerer Verbrennungen
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung oder Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösungwird in der Regel im Rahmen einer Kombinationstherapie eingesetzt, in erster Linie zusammen mit einem Betalactam‑Antibiotikum oder mit einem gegen anaerobe Bakterienwirksamen Antibiotikum vor allem bei lebensbedrohlichen Infektionen aufgrund unbekannter bakterieller Erreger, bei anaerob‑aeroben Mischinfektionen, bei systemischen Pseudomonas‑Infektionen und bei immungeschwächten, hauptsächlich neutropenischen Patienten mit geringer Widerstandskraft.
Die allgemein anerkannten Richtlinien für den angemessenen Gebrauch von antibakteriellen
Wirkstoffen sind zu berücksichtigen.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung und Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösungwerden ausschließlich als intravenöse Infusion gegeben.Die bevorzugte Infusionsdauer beträgt 30 Minuten, kann jedoch bis zu 60 Minuten verlängert werden (siehe Abschnitte 5.1 und 5.2).
Dosierung
Dosierung bei Patienten mit normaler Nierenfunktion
Erwachsene und Jugendliche (12 bis 17 Jahre)
Schwere Infektionen:
3 mg/kg Körpergewicht pro Tag als tägliche Einmaldosis oder gleichmäßig aufgeteilt in Dosen von jeweils 1 mg/kg Körpergewicht alle 8 Stunden.
Lebensbedrohliche Infektionen:
Bis zu 5 mg/kg Körpergewichtpro Tag als tägliche Einmaldosis oder gleichmäßig aufgeteilt in Dosen von jeweils1,66 mg/kg Körpergewicht alle 8 Stunden(fallweise 6–stündliche Gabe). Sobald klinisch angezeigt, ist die Dosis zu reduzieren.
Zystische Fibrose:
Bei Patienten mit zystischer Fibrose kann die Pharmakokinetik von Tobramycin verändert sein und es kann notwendig sein, die Dosis auf 8 ‑ 10 mg/kg Körpergewicht pro Tag zu erhöhen, um therapeutische Serumspiegel zu erreichen. Wegen der großen interindividuellen Variabilität sollten die Tobramycin‑Serumspiegel überwacht werden.
Pädiatrische Patienten (älter als eine Woche)
6 – 7,5 mg/kg Körpergewicht pro Tag als tägliche Einmaldosis oder 2 ‑ 2,5 mg/kg Körpergewicht alle 8 Stunden, oder fallweise 1,5 ‑ 1,9 mg/kg Körpergewicht alle 6 Stunden. Infolgedessen wird Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung oder Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösungnicht empfohlen für Kinder mit einem Körpergewicht von unter 12 kg (bei einmal täglicher Gabe) bzw. 32 kg (bei mehrmals [dreimal] täglicher Gabe). Da für Patienten mit Atemwegsinfektionen und zystischer Fibrose eine höhere Dosis pro kg empfohlen wird (8 ‑ 10 mg/kg/Tag), kann Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösungbei diesen Patienten angewendet werden, wenn sie ein Körpergewicht von mindestens 25 kg haben (mehrmals tägliche Gabe).
Tägliche Infusionsvolumina bei Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung:
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Gesamt‑Infusionsvolumen pro Tag |
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Dosis pro kg KG/ Tag |
Körpergewicht |
50 kg |
60 kg |
70 kg |
80 kg |
90 kg |
100 kg |
3,0 mg |
|
150 ml |
180 ml |
210 ml |
240 ml |
270 ml |
300 ml |
3,5 mg |
|
175 ml |
210 ml |
245 ml |
280 ml |
315 ml |
350 ml |
4,0 mg |
|
200 ml |
240 ml |
280 ml |
320 ml |
360 ml |
400 ml |
4,5 mg |
|
225 ml |
270 ml |
315 ml |
360 ml |
405 ml |
450 ml |
5,0 mg |
|
250 ml |
300 ml |
350 ml |
400 ml |
450 ml |
500 ml |
5,5 mg |
|
275 ml |
330 ml |
385 ml |
440 ml |
495 ml |
550 ml |
6,0 mg |
|
300 ml |
360 ml |
420 ml |
480 ml |
540 ml |
600 ml |
6,5 mg |
|
325 ml |
390 ml |
455 ml |
520 ml |
585 ml |
650 ml |
7,0 mg |
|
350 ml |
420 ml |
490 ml |
560 ml |
630 ml |
700 ml |
7,5 mg |
|
375 ml |
450 ml |
525 ml |
600 ml |
675 ml |
750 ml |
8,0 mg |
|
400 ml |
480 ml |
560 ml |
640 ml |
720 ml |
800 ml |
Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung:
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|
Gesamt‑Infusionsvolumen pro Tag |
|||||
Dosis pro kg KG/ Tag |
Körpergewicht |
50 kg |
60 kg |
70 kg |
80 kg |
90 kg |
100 kg |
3,0 mg |
|
50 ml |
60 ml |
70 ml |
80 ml |
90 ml |
100 ml |
3,5 mg |
|
58 ml |
70 ml |
82 ml |
93 ml |
105 ml |
117 ml |
4,0 mg |
|
67 ml |
80 ml |
93 ml |
107 ml |
120 ml |
133 ml |
4,5 mg |
|
75 ml |
90 ml |
105 ml |
120 ml |
135 ml |
150 ml |
5,0 mg |
|
83 ml |
100 ml |
117 ml |
133 ml |
150 ml |
167 ml |
5,5 mg |
|
92 ml |
110 ml |
128 ml |
147 ml |
165 ml |
183 ml |
6,0 mg |
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100 ml |
120 ml |
140 ml |
160 ml |
180 ml |
200 ml |
6,5 mg |
|
108 ml |
130 ml |
152 ml |
173 ml |
195 ml |
217 ml |
7,0 mg |
|
117 ml |
140 ml |
163 ml |
187 ml |
210 ml |
233 ml |
7,5 mg |
|
125 ml |
150 ml |
175 ml |
200 ml |
225 ml |
250 ml |
8,0 mg |
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133 ml |
160 ml |
187 ml |
213 ml |
240 ml |
267 ml |
Eine exakte Dosierung ist gewährleistet, wenn Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung oder Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösungmittels einer Infusionspumpe gegeben wird.
Tägliche Einmaldosierung
Üblicherweise wird Tobramycin in geteilten Dosen, und zwar in 8‑stündigen Intervallen, gegeben. Experimentelle und klinische Studien zeigen jedoch, dass eine einmal tägliche Anwendung, verglichen mit mehrmaligen Gaben pro Tag, im Hinblick auf Wirksamkeit und Sicherheit Vorteile aufweist. Tobramycin hat einen lang anhaltenden postantibiotischen Effekt (siehe Abschnitt 5.1). Neuere in‑vitro‑und in‑vivo‑Studien zeigen, dass der Übertritt von Aminoglykosiden in den renalen Kortex limitiert ist und daher bei höheren Serum‑Spitzenkonzentrationen vonTobramycin (nach täglicher Einmaldosierung) weniger Aminoglykosid in den Nieren gespeichert wird als bei der konventionellen mehrmals täglichen Gabe. Auch bei einer Kombinationstherapie (z. B. mit einem normal dosierten Betalactam‑Antibiotikum) ist es möglich, die gesamte Tagesdosis als Einmaldosis zu geben.
Es wird empfohlen, Tobramycin B. Braun 1 mg/ml oder 3 mg/ml einmal täglich zu geben, außer bei Patienten mit geschwächter Immunabwehr (z. B. bei Neutropenie), schwerem Nierenversagen, zystischer Fibrose, Aszites, bei Patienten mit ausgedehnten Verbrennungen (mehr als 20 % der Haut), sowie in der Schwangerschaft (siehe Abschnitt 5.2).
Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
Nach einer Initialdosis von 1 mg/kg muss die Dosierung angepasst werden, entweder durch Reduzierung der alle 8 Stunden angewendeten Dosis (Muster 1) oder durch Verlängerung des Abstands zwischen den normalen Dosen (Muster 2, siehe Tabelle unten). Wenn die Tobramycin-Serumkonzentrationen nicht direkt gemessen werden können, muss die Dosisanpassung als Funktion der Serumcreatinin‑Konzentration oder der Creatinin‑Clearance ermittelt werden, wobei vorausgesetzt sein muss, dass diese Parameter und die Halbwertzeit von Tobramycin gut korrelieren.
Für Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss die Erhaltungsdosis entsprechend ihrer Nierenfunktion nach dem folgenden Schema angepasst werden:
Erhaltungstherapie nach einer Initialdosis von 1 mg/kg (*), als Funktion der Nierenleistung und des Körpergewichtes des Patienten:
Nierenfunktion |
Muster 1 Angepasste Dosen, gegeben in 8‑Stunden Intervallen |
Muster 2 Fixe Dosen, gegeben in angepassten Intervallen |
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Harnstoff‑ Stickstoff mg/100 ml |
Serum‑ Creatinin mg/100 ml |
Creatinin‑ Clearance ml/min |
Körpergewicht |
Gewicht/Dosis |
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50 – 60 kg |
60 – 80 kg |
50 – 60 kg: 60 mg 60 – 80 kg: 80 mg |
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Normal |
1,3 |
70 |
60 mg |
80 mg |
alle 8 h |
||
21 ‑ 34 |
1,4 ‑ 1,9 |
69 ‑ 40 |
30 – 60 mg |
50 – 80 mg |
alle 12 h |
||
35 ‑ 49 |
2,0 ‑ 3,3 |
39 ‑ 20 |
20 ‑ 25 mg |
30 – 45 mg |
alle 18 h |
||
50 ‑ 65 |
3,4 ‑ 5,3 |
19 ‑ 10 |
10 – 18 mg |
15 – 24 mg |
alle 24 h |
||
66 ‑ 74 |
5,4 ‑ 7,5 |
9 ‑ 5 |
5 – 9 mg |
7 – 12 mg |
alle 36 h |
||
75 |
7,6 |
4 |
2,5 ‑ 4,5 mg |
3,5 – 6 mg |
alle 48 h |
(*) Bei lebensbedrohlichen Infektionen können Dosen gegeben werden, die 50 % höher sind als die empfohlenen Dosen. Sobald sich der Zustand des Patienten gebessert hat, sollte auf die normale Dosis reduziert werden. Zur Berechnung der Creatinin‑Clearance ist eine stabile Nierenfunktion, d.h. ein stabiler Blut‑Harnstoffspiegel, erforderlich.
Eine alternative Methode zur Berechnung reduzierter Dosen bei Anwendung in 8‑stündlichen Intervallen (bei Patienten mit einem stabilen und bekannten Serum‑Creatininspiegel) besteht darin, die normale empfohlene Dosis durch die spezifische Creatininkonzentration (mg/100 ml) des Patienten zu dividieren. Für die Ermittlung der Dosierungshäufigkeit in Stunden genügt es im Allgemeinen, die Serum‑Creatininkonzentration (mg/100 ml) des Patienten mit 6 zu multiplizieren.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion, bei einer Langzeit‑ und Hochdosistherapie, bei Säuglingen und Kleinkindern und bei Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren für toxische Reaktionen sollte die Dosis durch Messung der Tobramycin‑Serumkonzentration kontrolliert und, wenn nötig, angepasst werden.
Die maximale Serumkonzentration sollte zwischen 4 und 10 Mikrogramm/ml und die minimale Konzentration vor Gabe der nächsten Dosis unter 2 Mikrogramm/ml liegen, damit toxische Nebenwirkungen vermieden werden.
Hämodialyse:Nach jeder Dialysesitzung muss die Dosis individuell je nach Tobramycin‑Serumkonzentration angepasst werden. Die üblicherweise empfohlene Tobramycin‑Dosis nach Hämodialyse ist eine Dosis, die der halben Aufsättigungsdosis entspricht.
Ältere Patientenbenötigen zum Erreichen therapeutischer Plasmakonzentrationen möglicherweise niedrigere Erhaltungsdosen als jüngere Erwachsene.
Übergewicht:
Die angemessene Tagesdosis kann berechnet werden, indem zu dem geschätzten Idealgewicht des Patienten 40 % des Übergewichts addiert werden.
Behandlungsdauer
Die übliche Behandlungsdauer beträgt 7 bis 10 Tage. Bei refraktären oder komplizierten Infektionen kann eine Langzeittherapie notwendig sein. Es ist ratsam, die Nieren‑, Hör‑ und Gleichgewichtsfunktion des Patienten zu überwachen, da die Wahrscheinlichkeit einer Nephro‑ oder Neurotoxizität zunimmt, wenn die Behandlung länger als 10 Tage andauert.
4.3 Gegenanzeigen
Überempfindlichkeit gegen Tobramycin oder andere Aminoglykoside oder einen der sonstigen Bestandteile.
Myasthenia gravis.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Aufgrund des nephrotoxischen und ototoxischen Potentials von Aminoglykosiden müssen die Patienten während der Behandlung klinisch engmaschig überwacht werden.Bei Patienten, die bereits eine Beeinträchtigung des achten Hirnnervs aufweisen (z. B. Innenohrschwerhörigkeit), sollte Tobramycin nur bei lebensbedrohlichen Infektionen angewendet werden. Es wird empfohlen, bei Patienten, die alt genug sind, um bei ihnen serielle Audiogramme anzufertigen, diese Untersuchung nach Möglichkeit durchzuführen, vor allem bei Hochrisikopatienten. Wesentlich ist die Überwachung der Nierenfunktion und der Funktion des achten Hirnnervs, wenn eine eingeschränkte Nierenfunktion erwiesen ist oder ein entsprechender Verdacht besteht, sowie bei solchen Patienten, deren Nierenfunktion anfangs normal war, die während der Behandlung aber Zeichen einer eingeschränkten Nierenfunktion zeigen (siehe Abschnitt 4.8). Wann immer möglich, sollten während der Behandlung die Serumkonzentrationen von Tobramycin bestimmt werden. Eine engmaschige Kontrolle der Serumkonzentrationen ist besonders bei Patienten mit bekannter Beeinträchtigung der Nierenfunktion wichtig. Serumtalspiegel über 2 Mikrogramm/ml können auf eine Akkumulation im Gewebe hindeuten und müssen vermieden werden, entweder durch eine Dosisreduktion oder durch eine Verlängerung des Dosierungsintervalls. Maximale Serumkonzentrationen über 12 Mikrogramm/ml über einen längeren Zeitraum (besonders bei mehrmals täglicher Gabe) können mit toxischen Wirkungen verbunden sein und sind zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.2).
Urin sollte auf eine erhöhte Ausscheidung von Eiweiß, Zellen und Zylindern untersucht werden. Serumcreatinin oder die Creatinin‑Clearance sollten regelmäßig gemessen werden. Wenn möglich, wird empfohlen, bei Patienten, die alt genug sind, um bei ihnen serielle Audiogramme anzufertigen, diese Untersuchung nach Möglichkeit durchzuführen, vor allem bei Hochrisikopatienten. Überwacht werden müssen auch Calcium, Magnesium und Natrium im Serum.
Ein erhöhtes Risiko für toxische Wirkungen haben Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, ältere Patienten, dehydrierte Patienten und Patienten, die eine Hochdosis‑ oder Langzeitbehandlung oder wiederholte Therapiezyklen erhalten. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit vestibulären oder kochlearen Abnormalitäten (siehe Abschnitt 4.8). Eine Komedikation von Tobramycin mit sehr stark wirksamen Diuretika und generell mit allen ototoxisch oder nephrotoxisch wirkenden Substanzen ist zu vermeiden (siehe Abschnitt 4.5). Anzeichen von Nephrotoxizität oder Ototoxizität erfordern eine Dosisanpassung oder das Absetzen des Arzneimittels.
Neuromuskuläre Störungen
Über neuromuskuläre Blockierung und Atemlähmung wurde bei Tieren berichtet, die das Mehrfache der empfohlenen Dosis erhalten hatten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass derartige Wirkungen beim Menschen auftreten, besonders, wenn das Arzneimittel Patienten gegeben wird, die Muskelrelaxantien, Anästhetika oder massive Blut-Transfusionen erhalten, deren Gerinnung mit Citrat gehemmt wurde. Wenn es zu einer neuromuskulären Blockade kommt, kann diese durch Gabe von Calciumsalzen aufgehoben werden. Wegen der neuromuskulär blockierenden Effekte sollten Aminoglykoside bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen, wie z. B. Parkinsonismus, mit Vorsicht angewendet werden (hinsichtlich Myasthenia gravis siehe Abschnitt 4.3).
Antibiotika-assoziierte Diarrhoe, pseudomembranöse Kolitis
Bei der Anwendung von Tobramycin wurde über Antibiotika-assoziierte Diarrhoe und pseudomembranöse Kolitis berichtet. Diese Diagnosen sollten bei jedem Patienten, der während oder innerhalb von zwei Monaten nach der Behandlung Durchfall entwickelt, in Betracht gezogen werden. Falls es während der Behandlung zu schwerem und/oder blutigem Durchfall kommt, sollte Tobramycin abgesetzt und eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden. Peristaltikhemmer dürfen nicht gegeben werden (siehe Abschnitt 4.8).
Bei Patienten mit ausgedehnten Verbrennungen kann die Pharmakokinetik von Aminoglykosiden verändert sein, was zu verminderten Serumkonzentrationen führen kann. Es ist wichtig, die Serumkonzentrationen zu überwachen.
Es ist wichtig, dass Patienten, die mit Aminoglykosiden behandelt werden, während der Behandlung gut hydriert sind.
Aminoglykoside aus lokalen Spülungen oder Applikationen können in beträchtlichen Mengen über die Körperoberflächen absorbiert werden und Neurotoxizität und Nephrotoxizität verursachen. Dies ist bei gleichzeitiger systemischer Anwendung bei der Gesamtdosis zu berücksichtigen.
Pädiatrische Patienten
Tobramycin muss bei Frühgeborenen und Neugeborenen wegen der Unreife ihrer Nieren, die zu einer Verlängerung der Serumhalbwertzeit des Arzneimittels führt, mit Vorsicht angewendet werden.
Kreuzallergenität/Kreuzresistenz
Kreuzallergenität und Kreuzresistenz wurden bei Aminoglykosiden nachgewiesen.
Sonstige Bestandteile
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml enthält 0,15 mmol (oder 3,45 mg) Natrium in 1 ml und 12,3 mmol (oder 283 mg) Natrium in 80 ml.
Tobramycin B. Braun 3 mg/ml enthält 0,15 mmol (oder 3,45 mg) Natrium in 1 ml, 12,3 mmol (oder 283 mg) Natrium in 80 ml und 18,5 mmol (oder 425 mg) Natrium in 120 ml.
Dies ist bei Patienten unter natriumkontrollierter Diät zu berücksichtigen.
Die Lösung ist isotonisch. Der Gehalt an Natrium und Chlorid in Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung oder Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung ist zu berücksichtigen, wenn die Gabe von Natrium und Chlorid klinisch nachteilig sein kann.Die Menge der infundierten Lösung ist bei der Berechnung der täglich intravenös zuzuführenden Flüssigkeiten zu berücksichtigen, besonders in der pädiatrischen Population.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Tobramycin/Muskelrelaxantien und Ether/Citratblut (siehe Abschnitt 4.4)
Die neuromuskulär blockierenden Wirkungen von Aminoglykosiden werden durch Ether, Muskelrelaxantien oder große Mengen von Citratblut forciert. Eine eventuelle neuromuskuläre Blockade kann durch Anwendung von Calciumsalzen aufgehoben werden.
Tobramycin/Methoxyfluran‑Anästhesie
Aminoglykoside können die nephrotoxischen Wirkungen von Methoxyfluran verstärken. Bei gleichzeitiger Anwendung kann es zu schweren Nephropathien kommen. Der Anästhesist sollte vor dem chirurgischen Eingriff über die Anwendung von Aminoglykosiden in Kenntnis gesetzt werden.
Tobramycin/andere potentiell nephrotoxische oder ototoxische Substanzen (siehe Abschnitt 4.4)
Patienten, die gleichzeitig oder nacheinander potentiell ototoxische oder nephrotoxische Substanzen erhalten, z. B. Amphotericin B, Colistin, Ciclosporin, Tacrolimus, Cisplatin, Vancomycin, Polymyxin B, Aminoglykoside, Cephalotin, oder Schleifendiuretika wie z. B. Etacrynsäure oder Furosemid, sollten sorgfältig überwacht werden, weil ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Wirkungen besteht.
Im Hinblick auf Cisplatin‑haltige Arzneimittel ist zu bedenken, dass auch drei bis vier Wochen nach Anwendung dieser Substanzen die Nephrotoxizität von Tobramycin noch erhöht sein kann.
Tobramycin/andere Antibiotika
Eine Kombinationstherapie mit geeigneten Antibiotika (z. B. Betalactame) kann zu einem Synergieeffekt führen. Tobramycin und Betalactam‑Antibiotika können chemisch miteinander reagieren und inaktive Amide bilden. Deshalb sollten Tobramycin und Betalactam‑Antibiotika nicht über dasselbe Infusionsbesteck gegeben werden.
Bei Patienten mit stark eingeschränkter Nierenfunktion kann Tobramycin durch Betalactam‑Antibiotikainaktiviert werden. Eine solche Inaktivierung findet man nicht bei Patienten mit normaler Nierenfunktion, die die Arzneimittel über unterschiedliche Routen gegeben bekommen.
Tobramycin/Diuretika
Intravenös angewendete Diuretika können die Toxizität von Aminoglykosiden durch Veränderung der Serum‑ und Gewebespiegel des Antibiotikums erhöhen. Einige Diuretika wirken selbst ototoxisch; eine gleichzeitige Anwendung kann zu einem erhöhten Risiko für unerwünschte Wirkungen dieser Art führen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Verwendung von Tobramycin bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf teratogene Effekte von Tobramycin schließen (siehe Abschnitt 5.3). Allerdings können Aminoglykoside schädliche Wirkungen auf den Fetus haben (z. B. kongenitale Taubheit und Nephrotoxizität), wenn bei schwangeren Frauen hohe systemische Konzentrationen erreicht werden. Wegen des potentiellen Risikos für den Fetus sollte Tobramycin während der Schwangerschaft nicht verwendet werden, es sei denn, die Vorteile für die Mutter überwiegen die Risiken für den Fetus. Im Falle einer Exposition während der Schwangerschaft ist es ratsam, beim Neugeborenen das Gehör und die Nierenfunktion zu prüfen.
Stillzeit
Tobramycin wird beim Menschen in kleinen Mengen in die Muttermilch ausgeschieden. Da Tobramycin bei Kleinkindern potentiell oto‑ und nephrotoxisch wirkt, muss eine Entscheidung getroffen werden, ob das Stillen beendet oder die Tobramycin‑Behandlung abgesetzt bzw. nicht begonnen wird. Tobramycin kann die Darmflora des Kindes schädigen. Wenn bei einem gestillten Kind Verdauungsstörungen (intestinale Candidamykose, Diarrhö) auftreten, muss die Entscheidung getroffen werden, ob das Stillen beendet oder die Tobramycin‑Behandlung abgesetzt bzw. nicht begonnen wird.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen durchgeführt. Bei Anwendung an ambulanten Patienten ist angesichts möglicher unerwünschter Wirkungen wie Schwindel beim Lenken eines Fahrzeugs und Bedienen von Maschinen Vorsicht geboten.
4.8 Nebenwirkungen
Tobramycin zeigt ototoxische und/oder nephrotoxische Wirkungen. Eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion wird bei Patienten, die mit Tobramycin behandelt werden, gelegentlich beobachtet; diese ist in der Regel reversibel und verschwindet mit Absetzen des Arzneimittels. Toxische Wirkungen treten häufiger auf bei Personen mit Nierenversagen, bei Patienten, die andere ototoxische oder nephrotoxische Substanzen gegeben bekommen, bei Langzeit‑ und wiederholter Behandlung und/oder bei Personen, die eine höhere als die empfohlene Dosis erhalten. Das ototoxische Risiko kann mit höherem Lebensalter und bei Dehydrierung ansteigen.
Die unerwünschten Wirkungen, die als zumindest potentiell mit der Therapie zusammenhängend angesehen werden, sind unten nach Systemorganklasse und absoluter Häufigkeit angegeben.
Häufigkeit |
Häufig (1/100 to <1/10) |
Gelegentlich (1/1,000 to <1/100) |
Selten (1/10,000 to <1/1,000) |
Sehr selten (<1/10,000) |
Nicht bekannt (auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar) |
Systemorganklasse |
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Infektionen und parasitäre Erkrankungen |
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Pseudomembranöse Kolitis (siehe Abschnitt 4.4), Superinfektion mit Tobramycin-resistenten Erregern |
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems |
Eosinophilie |
Leukopenie |
Anämie, Granulozytopenie, Thrombozytopenie, Leukozytose |
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Erkrankungen des Immunsystems |
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Hypersensibilitätsreaktionen einschließlich Pruritus, arzneimittelbedingtes Fieber und Hauterkrankungen wie bei "Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes" unten beschrieben |
Schwere Hypersensibilitätsreaktionen einschließlich Hauterkrankungen wie bei "Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes" unten beschrieben und systemische Reaktionen bis hin zu anaphylaktischem Schock |
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Psychiatrische Erkrankungen |
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Verwirrtheit, Desorientiertheit |
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Erkrankungen des Nervensystems |
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Kopfschmerzen |
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Parästhesien, Hautkribbeln, Muskelzucken, Konvulsionen (Zeichen von Neurotoxizität); Benommenheit |
Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths |
Kochleare und vestibuläre Schädigung (bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion)* |
Kochleare und vestibuläre Schädigung (bei Patienten mit normaler Nierenfunktion)* |
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Gefäßerkrankungen |
Thrombophlebitis |
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Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts |
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Übelkeit, Erbrechen |
Diarrhoe |
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Leber- und Gallenerkrankungen |
Aspartataminotransferase (AST) erhöht, Alaninaminotransferase (ALT) erhöht |
Alkalische Phosphatase erhöht, Laktatdehydrogenase erhöht, Serum-Bilirubin erhöht |
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Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes |
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Allergisches Hautexanthem |
Hautrötung |
Toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, Alopezie |
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Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen |
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Neuromuskuläre Blockade |
Erkrankungen der Nieren und Harnwege |
Eingeschränkte Nierenfunktion (bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion) |
Eingeschränkte Nierenfunktion (bei Patienten mit normaler Nierenfunktion) |
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Akutes Nierenversagen (Symptome können einen progressiven Anstieg des Serumkreatinins, der Harnstoff-Stickstoff- und Reststickstoff-Konzentrationen, Oligurie, Zylindrurie und progressive Proteinurie beinhalten. Eine regelmäßige Überwachung ist notwendig, siehe Abschnitt 4.4) |
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Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort |
Schmerzen und lokale Reaktionen an der Einstichstelle |
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Fieber, Lethargie |
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Untersuchungen |
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Serum-Calcium erniedrigt, Serum-Magnesium erniedrigt, Serum-Natrium erniedrigt, Serum-Kalium erniedrigt |
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* Sowohl der vestibuläre als auch der auditorische Zweig des achten Hirnnervs können betroffen sein. Symptome beinhalten Schwindel, Benommenheit, Zisch- und Pfeifgeräusche im Ohr sowie eine Abnahme der Schallempfindung. Der Verlust der Schallempfindung ist im Allgemeinen irreversibel und zeigt sich zuerst als Verlust der Wahrnehmung hoher Frequenzen (siehe Abschnitt 4.4).
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung und Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung enthalten Natrium. Natriumhaltige Lösungen sind mit großer Sorgfalt anzuwenden, wenn das Risiko einer Natriumretention oder von Komplikationen aufgrund einer Natrium‑Überlast besteht.
4.9 Überdosierung
Tobramycin hat ein enges therapeutisches Fenster. Im Falle einer Akkumulation (z. B. infolge eingeschränkter Nierenfunktion) kann es zu einer Schädigung der Niere und des Nervus statoacusticuskommen.
Behandlung bei Überdosierung:
Das Arzneimittel ist abzusetzen. Ein spezifisches Antidot gibt es nicht. Tobramycin kann durch Hämodialyse aus dem Blut entfernt werden (bei Peritonealdialyse verläuft die Elimination langsamer und diskontinuierlich).
Behandlung einer neuromuskulären Blockade:
Falls es zu einer neuromuskulären Blockade kommt (in der Regel verursacht durch Arzneimittelinteraktionen, siehe Abschnitt 4.5), ist eine intravenöse Infusion von Calciumchlorid ratsam und, falls erforderlich, künstliche Beatmung.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Aminoglykoside, ATC‑Code: J01GB01
Wirkmechanismus:
Tobramycin ist ein Aminoglykosid‑Antibiotikum, das von Streptomyces tenebrariusproduziert wird. Die bakterizide Wirkung beruht auf einer Hemmung der Proteinsynthese; diese erfordert den aktiven Transport von Tobramycin durch die Bakterienzellmembran und findet unter anaeroben Bedingungen nicht statt. Tobramycin bindet an die 30S‑Untereinheit des Bakterienribosoms und blockiert den ersten Schritt der Proteinsynthese, die Initiation.
PK/PD‑Verhältnis
Der wichtigste PK/PD‑Parameter zur Vorhersage der bakeriziden Wirkung vonTobramycin ist das Verhältnis zwischen der maximalen Serumkonzentration(Cmax) und der minimalen Hemmkonzentration (MIC) des jeweiligen Erregers. Bei einem Cmax/MIC‑Verhältnis von 8:1 oder 10:1 erwartet man, dass die Bakterien effizient abgetötet werden und weiteres Bakterienwachstum verhindert wird.
Tobramycin zeigt in vitround in vivoeinen postantibiotischen Effekt. Der postantibiotische Effekt ermöglicht eine Verlängerung des Dosierungsintervalls ohne Wirksamkeitsverlust gegenüber den meisten gramnegativen Bakterien.
Resistenzmechanismus/en
Resistenz kann entstehen infolge reduzierter Permeation, schwacher Bindungsaffinität zum Bakterienribosom, Expression von Multidrug‑Efflux‑Systemen oder Inaktivierung von Tobramycin durch mikrobielle Enzyme. Die Entwicklung einer Resistenz während einer Behandlung ist ungewöhnlich.
Grenzwerte
Nach EUCAST gelten für Tobramycin die folgenden Grenzwerte:
Organismus |
EUCAST‑Grenzwerte (mg/l) |
|
S |
R |
|
Enterobacteriaceae |
2 |
4 |
Pseudomonas spp. |
4 |
4 |
Acinetobacter spp. |
4 |
4 |
Staphylococcus spp. |
1 |
1 |
Nicht speziesbezogene Grenzwerte |
2 |
4 |
Die Prävalenz der erworbenen Resistenz ausgewählter Spezies kann örtlich und im Verlauf der Zeit variieren. Deshalb sind – insbesondere für die adäquate Behandlung schwerer Infektionen – lokale Informationen über die Resistenzsituation erforderlich. Falls auf Grund der lokalen Resistenzsituation die Wirksamkeit von Tobramycin bei zumindest einigen Infektionen in Frage gestellt ist, sollte eine Therapieberatung durch Experten angestrebt werden. Die Identifikation des/r Erreger(s) und ein Empfindlichkeitsnachweis wird dringend empfohlen.
Üblicherweise
empfindliche Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Corynebacterium spp. |
Listeria monocytogenes |
Staphylococcus aureus (MSSA) |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Citrobacter koseri |
Francisella tularensis |
Haemophilus influenzae |
Klebsiella oxytoca |
Moraxella catarrhalis |
Proteus vulgaris |
Providencia rettgeri |
Salmonella spp. |
Shigella spp. |
Yersinia spp. |
|
Spezies, bei denen erworbene Resistenzen ein Problem bei der Anwendung darstellen können |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Staphylococcus aureus (MRSA)+ |
Staphylococcus – Koagulase‑negativ+ |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Acinetobacter baumanii |
Citrobacter freundii |
Enterobacter aerogenes+ |
Enterobacter cloacae |
Escherichia coli |
Klebsiella pneumoniae |
Morganella morganii |
Proteus mirabilis |
Pseudomonas aeruginosa |
Serratia marcescens |
|
Von Natur aus resistente Spezies |
Aerobe Gram-positive Mikroorganismen |
Enterococcus spp. |
Streptococcus spp. |
Aerobe Gram-negative Mikroorganismen |
Alcaligenes denitrificans |
Burkholderia cepacia |
Legionella pneumophila |
Providencia stuartii |
Stenotrophomonas maltophilia |
Anaerobe Mikroorganismen |
Alle anaeroben Mikroorganismen |
Andere Mikroorganismen |
Chlamydia spp. |
Chlamydophila spp. |
Mycoplasma spp. |
Rickettsia spp. |
Ureaplasma urealyticum |
Abkürzungen:
MRSA = Methicillin‑resistenter Staphylococcus aureus
MSSA = Methicillin‑sensibler Staphylococcus aureus
+Hohe Resistenzraten (> 50 %) wurden in einer oder in mehreren Regionen der EU beobachtet.
Weitere Hinweise:
Eine Kombination von Tobramycin und einem Cephalosporin kann auch synergistisch gegen bestimmte Gram-negative Mikroorganismen wirksam sein (Pseudomonas aeruginosa). Die Kombination von Penicillin G und Tobramycin hat in vitroeinen synergistischen bakteriziden Effekt gegen einige Stämme von Enterococcus faecalis (Stämme, die den niedrigen Resistenz-Phänotyp zeigen).Diese Kombination zeigt jedoch keinen synergistischen Effekt gegenüber anderen, eng verwandten Mikroorganismen, wie z. B. Enterococcus faeciumund Stämmen von Enterococcus faecalis, die den hochresistenten Phänotyp zeigen.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml Infusionslösung oder Tobramycin B. Braun 3 mg/ml Infusionslösung wird intravenös angewendet. Nach oraler Gabe von Tobramycin findet keine signifikante intestinale Absorption statt. 30 bis 60 Minuten nach intramuskulärer Injektion von 1 mg/kg Körpergewicht wird eine mittlere maximale Serumkonzentration von 4 bis 6 Mikrogramm/ml gemessen. Mit einer intravenösen Kurzinfusion über 15 bis 30 Minuten erreicht man vergleichbare Konzentrationen. Wenn Tobramycin mittels intravenöser Kurzinfusion von 30 Minuten in einer Dosierung von 10 mg/kg Körpergewicht pro Tag, aufgeteilt auf drei Dosen, angewendet wurde, betrugen die bei erwachsenen Patienten mit zystischer Fibrose gemessenen Tobramycin‑Spitzen‑ und Talkonzentrationen 10,5 bzw. 1,3 Mikrogramm/ml. Wurde die gleiche Tagesdosis einmal täglich über 60 Minuten infundiert, wurden Spitzenkonzentrationen von 19,9 Mikrogramm/ml gemessen. Bei schweren Gram-negativen Infektionen sollten die maximalen Serumkonzentrationen zwischen4 und 10 Mikrogramm/ml betragen. Der Serumtalspiegel sollte unter 2 Mikrogramm/ml liegen.
Distribution
Nach parenteraler Anwendung passiert Tobramycin die intakte Blut‑Kammerwasser‑Schranke nur geringfügig, so dass nur minimale Konzentrationen dieses Antibiotikums in der Glaskörperflüssigkeit, im Kammerwasser und Bindehautgewebe gefunden wurden.
Das mittlere Verteilungsvolumen von Tobramycin beträgt 0,22 l/kg, entsprechend dem extrazellulären Raum. Die höchsten Organkonzentrationen werden in den Nieren gefunden. Selektive Aufnahme und/oder verzögerte Abgabe führen zur Anreicherung, besonders in den tubulären Zellen und in der Lymphflüssigkeit des Innenohrs.
Die geringsten Gewebekonzentrationen werden im Zentralnervensystem gemessen. Tobramycin gelangt nur in geringem Maß in die Zerebrospinalflüssigkeit, auch wenn die Meningen entzündet sind. Auch in der Galle sind die Tobramycin‑Konzentrationen niedrig. Bei Entzündungsprozessen beobachtet man nach mehrmaliger Anwendung therapeutisch wirksame Konzentrationen in Peritoneal‑, Pleura‑ und Synovialsekreten.
Tobramycin ist nicht an Serumeiweiß gebunden.
Tobramycin passiert die Plazentaschranke und fetale Konzentrationen können 20 % der mütterlichen Plasmakonzentration erreichen. In die Muttermilch gelangen nur geringe Aminoglykosid‑Konzentrationen.
Metabolismus
Tobramycin wird im Organismus nicht verstoffwechselt.
Elimination
Tobramycin wird fast ausschließlich über die Nieren durch glomeruläre Filtration in unveränderter, mikrobiologisch aktiver Form ausgeschieden. Die Halbwertzeit während der Eliminationsphase beträgt im Durchschnitt 2 bis 3 Stunden. Nach 8 bis 12 Stunden folgt die Freisetzung aus tiefen Kompartimenten, z. B. dem renalen Kortex. Innerhalb von 24 Stunden sind bis zu 93 % der Tobramycin‑Dosis in den Urin ausgeschieden.
Bei Dialysepatienten können 25 % bis 70 % der gegebenen Dosis entfernt werden, je nach Dauer und Art der Dialyse.
Spezielle Patientengruppen
Abhängig vom Gestationsalter verfügen Frühgeborene und Neugeborene über ein erheblich größeres Verteilungsvolumen, das mit zunehmendem Alter abnimmt. Die Plasmaeliminations‑Halbwertzeit wird für termingerecht geborene Säuglinge mit durchschnittlich 4,6 Stunden angeben, bei Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht beträgt sie durchschnittlich 8,7 Stunden. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Serumkonzentration des Antibiotikums im Allgemeinen höher; bei diesen Patienten muss die Dosis entsprechend angepasst werden (siehe Abschnitt 4.2). Bei Patienten mit schweren Verbrennungen kann die Serum‑Halbwertzeit reduziert sein, so dass die Serumkonzentrationen eventuell niedriger sind als erwartet.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Toxizität bei einer Einzeldosis
Für Mäuse, Ratten und Katzen betrugen die LD50‑Werte nach intravenöser Verabreichung 53 ‑ 107 mg/kg Körpergewicht, 133 mg/kg Körpergewicht, bzw. über 50, aber unter 100 mg/kg Körpergewicht.
Toxizität bei wiederholter Gabe
In Studien zur subchronischen und/oder chronischen Toxizität an Ratten, Hunden, Katzen und Meerschweinchen wurden nach parenteraler Verabreichung von Tobramycin Anzeichen für eine dosisabhängige Nephrotoxizität beobachtet (Anstieg von Blut‑Harnstoff‑Stickstoff, Proteinurie, Nekrose des tubulären Kortex, Veränderungen des Tubulusepithels). Bei Ratten zeigte sich nach hohen Dosen eine leichte Abnahme von Hämatokrit, Hämoglobin und Erythrozytenzahl. Dosisabhängige kochleare Ototoxizität beobachtete man bei Meerschweinchen bei Tobramycin‑Dosen zwischen 25 und 150 mg/kg Körpergewicht und bei einem Hund, der 15 mg/kg Körpergewicht Tobramycin i.m. erhielt, kam es ebenso zum Hörverlust. Bei Katzen induzierten 40 mg/kg Körpergewicht Tobramycin Muskel‑ und Atemlähmung, 50 mg/kg Körpergewicht Tobramycin waren mit schwerer Schädigung des Vestibulums verbunden.
Genotoxisches und kanzerogenes Potential
Das mutagene Potential von Tobramycin ist unzureichend untersucht, doch fielen frühere Tests an Mikroorganismen negativ aus. Untersuchungen zum kanzerogenen Potential von Tobramycin liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität
Es gab Anzeichen für Ototoxizität bei Muttertieren und Neugeborenen nach Verabreichung von hohen Dosen Tobramycin an Meerschweinchen während der zweiten Hälfte der Trächtigkeit. Untersuchungen an anderen Tierarten ergaben keinerlei Hinweis auf Teratogenität, Embryotoxizität oder postnatale Entwicklungsstörungen infolge einer Verabreichung von Tobramycin.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml:
Natriumchlorid
Wasser für Injektionszwecke
Schwefelsäure(zur pH‑Einstellung)
Tobramycin B. Braun 3 mg/ml:
Natriumchlorid
Wasser für Injektionszwecke
Salzsäure (zur pH‑Einstellung)
6.2 Inkompatibilitäten
Das Arzneimittel darf, außer mit den unter Abschnitt 6.6 aufgeführten, nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden. Unter keinen Umständen dürfen Aminoglykoside in einer Infusionslösung mit Betalactam‑Antibiotika (z. B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da dies zu einer chemisch‑physikalischen Inaktivierung des Kombinationspartners führen kann. Wenn Tobramycin zusammen mit einem Penicillin oder Cephalosporin gegeben wird, müssen die beiden Substanzen getrennt voneinander angewendet werden und für jedes der beiden Arzneimittel muss die empfohlene Dosierung verwendet werden.
Tobramycin ist nicht kompatibel mit Heparin.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml:
LDPE-Flaschen mit 80 ml Inhalt,
erhältlich in den Packungsgrößen:
10 × 80 ml
20 × 80 ml
Tobramycin B. Braun 3 mg/ml:
LDPE-Flaschen mit 80 ml oder 120 ml Inhalt,
erhältlich in den Packungsgrößen:
10 × 80 ml
20 × 80 ml
10 × 120 ml
20 × 120 ml
Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht.
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Nur zur intravenösen Anwendung.
Nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt.
Nicht verwendete Lösung ist zu entsorgen.
Es dürfen nur klare, partikelfreie Lösungen verwendet werden.
Aus mikrobiologischer Sicht sollte das Arzneimittel sofort verwendet werden. Wenn das Arzneimittel nicht sofort verwendet wird, ist der Anwender für die Dauer der Aufbewahrung und die Lagerungsbedingungen vor der Anwendung verantwortlich; die Aufbewahrung sollte normalerweise 24 Stunden bei 2 bis 8 °C nicht überschreiten.
Die Lösung ist unter aseptischen Bedingungen mit sterilem Infusionsbesteck zu infundieren. Das Infusionsbesteck ist mit der Lösung so zu entlüften, dass keine Luft in das System gerät.
Weitere Informationen siehe Abschnitt 4.2.
7. INHABER DER ZULASSUNG
B.Braun Melsungen AG
Carl-Braun-Straße 1 Postanschrift:
34212 Melsungen, Deutschland 34209 Melsungen, Deutschland
Tel.-Nr.: +49/5661/71-0
Fax-Nr.: +49/5661/71-4567
8. ZULASSUNGSNUMMER(N)
Tobramycin B. Braun 1 mg/ml: Zul.-Nr.: 69217.00.00
Tobramycin B. Braun 3 mg/ml: Zul.-Nr.: 69218.00.00
9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG
29. Januar 2010
10. STAND DER INFORMATION
03/2011
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
20