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Tramadol Actas 200 Mg Retardtabletten

Document: 16.10.2012   Fachinformation (deutsch) change

Textspezifikation LPH SP T PFI407000-02

Tramadol actas 100/150/200 mg Retardtabletten

Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben

Stand: 092012


Fachinformation



FC 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Tramadol actas 100 mg Retardtabletten

Tramadol actas 150 mg Retardtabletten

Tramadol actas 200 mg Retardtabletten

Wirkstoff: Tramadolhydrochlorid


FD 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Tramadol actas 100 mg Retardtabletten

1 Retardtablette Tramadol actas Retardtabletten enthält 8,3 mg Tramadolhydrochlorid schnell freisetzend und 91,7 mg Tramadolhydrochlorid langsam freisetzend.


Tramadol actas 150 mg Retardtabletten

1 Retardtablette Tramadol actas Retardtabletten enthält 12,5 mg Tramadolhydrochlorid schnell freisetzend und 137,5 mg Tramadolhydrochlorid langsam freisetzend.


Tramadol actas 200 mg Retardtabletten

1 Retardtablette Tramadol actas Retardtabletten enthält 16,7 mg Tramadolhydrochlorid schnell freisetzend und 183,3 mg Tramadolhydrochlorid langsam freisetzend.


Hilfsstoffe siehe unter 6.1.


FE 3. DARREICHUNGSFORM

Retardtabletten


FG 4. KLINISCHE ANGABEN


FH 4.1 Anwendungsgebiete

Mäßig starke bis starke Schmerzen


FN 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung sollte an die Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden.


Soweit nicht anders verordnet, soll Tramadol actas Retardtabletten wie folgt dosiert werden:


Tramadol actas 100 mg Retardtabletten


Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre:

1 - 2 Retardtabletten Tramadol actas Retardtabletten zweimal täglich (ent­sprechend 200 - 400 mg Tramadolhydrochlorid/Tag), wobei sich die Einnahme morgens und abends empfiehlt.


Tramadol actas 150 mg Retardtabletten


Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre:

1 Retardtablette Tramadol actas Retardtabletten zweimal täglich (entsprechend 300 mg Tramadolhydrochlorid/Tag), wobei sich die Ein­nahme morgens und abends empfiehlt.


Tramadol actas 200 mg Retardtabletten


Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre:

1 Retardtablette Tramadol actas Retardtabletten zweimal täglich (entsprechend 400 mg Tramadolhydrochlorid/Tag), wobei sich die Ein­nahme morgens und abends empfiehlt.


Tramadol actas 100 mg / 150 mg / 200 mg Retardtabletten


Generell sollte die niedrigste zur Schmerzstillung ausreichende Dosierung gewählt werden. Tagesdosen von 400 mg Wirkstoff sollten nicht überschritten werden, es sei denn, es liegen besondere medizinische Umstände dafür vor. Ein Dosierungsintervall von 8 Stunden darf nicht unterschritten werden.


Tramadol actas 100 mg / 150 mg / 200 mg Retardtabletten


Ältere Patienten

Im Regelfall ist eine Dosisanpassung bei älteren Patienten bis zu 75 Jahren ohne klinisch manifeste Leber- oder Niereninsuffizienz nicht erforderlich. Bei älteren Patienten über 75 Jahren kann es zu einer verlängerten Elimination kommen. Daher muss, falls notwendig, das Dosierungsintervall entsprechend dem Bedarf des Patienten verlängert werden.


Leber- und Niereninsuffizienz/Dialyse

Bei Patienten mit Leber-und/oder Niereninsuffizienz ist die Elimination von Tramadol verzögert. An Patienten mit schwerer Leber- und/oder Nierenin­suffizienz sollten Tramadol actas Retardtabletten nicht verabreicht werden. In weniger schweren Fällen sollte eine Verlängerung des Dosierungsintervalls entsprechend dem individuellen Bedarf in Betracht gezogen werden.


Hinweis:
--------

Die empfohlenen Dosierungen sind Anhaltswerte. Generell sollte die niedrigste zur Schmerzstillung ausreichende Dosierung gewählt werden. Bei der Therapie chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.


Art und Dauer der Anwendung
---------------------------

Die Retardtabletten sind unzerkaut und unzerkleinert mit ausreichend Flüssigkeit - unabhängig von den Mahlzeiten - einzunehmen.


Tramadol actas Retardtabletten sollten auf keinen Fall länger als therapeutisch unbedingt notwendig angewendet werden. Wenn entspre­chend Art und Schwere der Erkrankung eine längerdau­ernde Schmerzbehandlung mit Tramadol actas Retardtabletten erforderlich er­scheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abstän­den regelmäßige Überprüfung erfolgen (gegebenenfalls durch Einlegen von Anwendungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Erfordernis weiter besteht.


FI 4.3 Gegenanzeigen

Tramadol actas Retardtabletten dürfen nicht angewendet werden bei:


- bekannter Überempfindlichkeit gegen Tramadol oder einen derHilfsstoffe;


- akuten Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, Analgetika, Opioiden und Psychopharmaka;


Patienten, die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben (siehe "Wechselwirkungen");


Epilepsie, die durch Behandlung nicht ausreichend kontrolliert werden kann.


Tramadol actas Retardtabletten dürfen nicht zur Drogensubstitution angewendet werden.


Tramadol actas 100 mg / 150 mg / 200 mg Retardtabletten

Tramadol actas Retardtabletten sind nicht geeignet für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren.


FK 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Tramadol actas Retardtabletten dürfen nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechenden Vorsichtsmaß­nahmen angewendet werden bei:


- Abhängigkeit von Opioiden,


- Bewusstseinsstörungen unklarer Genese, Schock


- Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion,


- Zuständen mit erhöhtem Hirndruck bei Kopf­verletzungen oder Erkrankungen des Gehirns,


- eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion


Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren, soll das Medikament nur mit Vorsicht angewendet werden.


Bei der Einnahme von Tramadol in der empfohlenen Do­sierung ist über Krampfanfälle berichtet worden. Ein erhöhtes Risiko kann bei der Verabreichung von Dosie­rungen bestehen, die über die empfohlene Tagesdosis (400 mg) hinausgehen. Bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die die Krampfschwelle erniedrigen, kann Tramadol das Risiko von Krampfanfällen erhöhen (s. "Wechselwirkungen"). Patienten, die an Epilepsie leiden oder zu Krampfanfällen neigen, sollten nur in zwingenden Ausnahmefällen mit Tramadol behandelt werden.


Tramadol hat ein geringes Abhängigkeitspotential. Bei längerem Gebrauch können sich Toleranz, psychische und physische Abhängigkeit entwickeln. Bei Patienten, die zu Arzneimittelmissbrauch oder Medikamentenabhängigkeit neigen, ist daher eine Behandlung mit Tramadol actas Retardtabletten nur kurz­fristig und unter strengster ärztlicher Kontrolle durchzuführen.


Tramadol actas Retardtabletten eignen sich nicht als Ersatzdroge bei Opiat-Abhängigkeit. Obwohl Tramadol ein Opiat-Agonist ist, kann es Morphinentzugssymptome nicht unterdrücken.


Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Tramadol actas Retardtabletten nicht einnehmen.

Tramadol actas Retardtabletten


Rizinusöl kann Magenverstimmungen und Durchfall hervorrufen.


FM 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen

Bei Vorbehandlung mit MAO-Hemmstoffen innerhalb der letzten 14 Tage vor einer Gabe des Opioids Pethidin sind lebensbedrohende Wechselwirkungen gesehen worden, die Zentralnervensystem sowie Atmungs- und Kreislauf­funktion betrafen. Dieselben Wechselwirkungen mit MAO-Hemmstoffen sind bei Tramadol actas Retardtabletten nicht auszuschließen.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadol actas Retardtabletten und Substanzen, die ebenfalls auf das zentrale Nervensystem wirken, einschließlich Alkohol, ist mit einer gegenseitigen Verstärkung der zentralen Effekte zu rechnen.


Bei gleichzeitiger oder vorheriger Applikation von Cimetidin (Enzyminhibitor) ist aufgrund vorliegender pharmakokinetischer Ergebnisse nicht mit klinisch relevanten Wechselwirkungen zu rechnen. Bei gleich­zeitiger oder vorheriger Gabe von Carbamazepin (Enzym­induktor) können eine Verringerung des analgetischen Effektes und eine Verkürzung der Wirkungsdauer ein­treten.


Die Kombination von gemischten Agonisten/Antagonisten (z. B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) und Tramadol ist nicht empfehlenswert, da die theoretische Möglichkeit besteht, dass die analgetische Wirkung eines reinen Agonisten unter diesen Umständen ab­geschwächt wird.


Tramadol kann Krampfanfälle auslösen und das krampfauslösende Potential von selektiven Serotonin-Wideraufnahmehemmern (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs), trizyklischen Antidepressiva, Neuroleptika und anderen, die Krampfschwelle herab-setzenden Arzneimitteln (wie Bupropion, Mirtazapin und Tetrahydrocannabinol) erhöhen.


Die gleichzeitige Therapie mit Tramadol und serotoninergen Arzneimitteln wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs), MAO-Hemmstoffen(siehe Abschnitt 4.3), trizyklischen Antidepressiva und Mirtazapin kann ein Serotoninsyndrom verursachen. Ein Serotoninsyndrom ist wahrscheinlich, wenn eines der folgenden Symptome oder eine der folgenden Symptomgruppen beobachtet werden kann:


Absetzen der serotoninergen Arzneimittel führt in der Regel zu einer raschen Besserung. Gegenmaßnahmen richten sich nach der Art und Schwere der Symptome.


Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadol und Cumarin-Derivaten (z.B. Warfarin) ist Vorsicht geboten, da bei einigen Patienten erhöhte INR-Werte mit schweren Blutungen und Ekchymosen beobachtet.


Andere CYP3A4-hemmende Substanzen, wie Ketoconazol und Erythromycin, können sowohl den Metabolismus von Tramadol (N-Demethylierung) als auch möglicherweise des aktiven O-demethylierten Metaboliten hemmen. Die klinische Bedeutung dieser Interaktion ist nicht bekannt.


Die analgetische Wirkung von Tramadol wird zum Teil durch die Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und die verstärkte Freisetzung von Serotonien (5-HT) vermittelt. In Studien steigerte die prä- oder postoperative Gabe des antiemetischen 5-HT3-Antagonisten Odansetron den Bedarf an Tramadol bei Patienten mit postoperativen Schmerzen. Auch wenn hierzu keine Untersuchungen durchgeführt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass andere 5-HT3-Antagonisten in gleicher Weise mit Tramadol interagieren.


FL 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Tramadol passiert die Plazenta.

Mit einer chronischen Anwendung von Tramadol in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Die wiederholte Gabe von Tramadol in der Schwangerschaft kann zur Gewöhnung des ungeborenen Kindes an Tramadol und infolgedessen nach der Geburt zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen führen. Deshalb sollten Tramadol actas Retardtabletten nicht während der Schwangerschaft angewendet werden.

Vor oder während der Geburt gegeben, beeinflusst Tramadol nicht die Kontraktionsfähigkeit des Uterus. Beim Neugeborenen kann es zu Veränderungen der Atem­frequenz führen, die aber in der Regel klinisch nicht bedeutsam sind.

Tramadol wird in sehr geringen Mengen (etwa 0,1 % einer i.v. applizierten Dosis) in die Muttermilch ausgeschieden. Daher sollte Tramadol nicht während der Stillzeit angewendet werden. Bei einer einmaligen Gabe von Tramodol ist eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich.


FQ 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Tramadol actas Retardtabletten können auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch durch Benommenheit und verschwommenes Sehen das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder Ar­beiten ohne sicheren Halt beein­trächtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie auch im Zusammenwirken mit anderen zentral wirkenden Arznei­mitteln und insbesondere im Zusammenwirken mit Alkohol.


FJ 4.8 Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen, die während der Behandlung mit Tramadol actas Retardtabletten auftreten, sind Übelkeit und Schwindel, die häufiger als bei 1 von 10 Patienten auftreten.


Herz-Kreislauf-System:

gelegentlich ( 1%, > 0,01%): Beeinflussung der Kreislaufregulation (Herzklopfen, erhöhter Herzschlag, Schwächeanfälle und Kreislaufzusammenbruch). Diese Nebenwirkungen können insbesondere bei aufrechter Körperhaltung und körperlicher Belastung auftreten.

selten ( 0,1%, > 0,01%): Bradykardie (Verlangsamung der Herzfrequenz), Blutdruckanstieg.


Zentrales Nervensystem:

sehr häufig ( 10%): Schwindel.

häufig ( 10%, > 1%): Kopfschmerz, Benommenheit.

selten ( 0,1%, > 0,01%): Appetitveränderungen, Paraesthesien, Zittern, Verminderung der Atmung, epileptiforme Krampfanfälle.

Werden die empfohlenen Arzneimengen überschritten oder gleichzeitig andere Arzneimittel angewendet, die dämpfend auf das Gehirn wirken, kann eine Verminderung der Atmung auftreten.

Epileptiforme Krampfanfälle traten überwiegend nach Anwendung hoher Tramadol-Dosierungen auf oder nach gleichzeitiger Anwendung von Medikamenten, welche selbst krampfauslösend wirken können oder die Krampfschwelle erniedrigen.


Psyche:

selten ( 0,1%, > 0,01%): Halluzinationen, Verwirrtheit, Schlafstörungen und Albträume.

Psychische Beschwerden können nach einer Behandlung mit Tramadol actas Retardtabletten auftreten, wobei ihre Intensität und ihr Wesen individuell unterschiedlich in Erscheinung treten (je nach Persönlichkeit und Dauer der Anwendung). Hierbei kann es sich um Stimmungsveränderungen (meist gehobene, gelegentlich auch gereizte Stimmung), Veränderungen der Aktivität (meist Dämpfung, gelegentlich Steigerung) und Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (Veränderung der Sinneswahrnehmung und des Erkennens, was zu Fehlern im Entscheidungsverhalten führen kann) handeln.

Eine Abhängigkeit kann sich einstellen.


Sinnesorgane:

selten ( 0,1%, > 0,01%): Verschwommene Sicht


Atmungsorgane:

Über erschwerte Atmung und über eine Verschlimmerung von Asthma ist berichtet worden, wobei jedoch ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Wirkstoff Tramadol nicht hergestellt werden konnte.


Magen-Darm-Trakt:

Sehr häufig ( 10 %): Übelkeit

Häufig ( 10%, > 1%): Erbrechen, Verstopfung, Mundtrockenheit.

Gelegentlich ( 1%, > 0,1%): Brechreiz, Durchfall, Magenbeschwerden (z. B. Magendruck, Völlegefühl)


Haut und Hautanhangsorgane:

Häufig ( 10%, > 1%): Schwitzen

Gelegentlich ( 1%, > 0,1%): Hauterscheinungen (z. B. Juckreiz, Ausschlag, Flush).


Bewegungsapparat:

selten ( 0,1%, > 0,01%): verminderte Muskelkraft.


Leber, Galle:

sehr selten ( 0,01%): erhöhte Transaminasen.


Niere:

selten ( 0,1%, > 0,01%): Miktionsstörungen, bzw. verminderte Diurese.


Gesamtbefinden:

selten ( 0,1%, > 0,01%): Allergische Reaktionen (z.B. Atemnot, "pfeifende" Atemgeräusche, Hautschwellungen) und Schockreaktionen (plötzliches Kreislaufversagen) sind in sehr seltenen Fällen aufgetreten.


Werden Tramadol actas Retardtabletten über einen längeren Zeitraum angewendet, kann sich Abhängigkeit einstellen, wenn auch das Risiko gering ist. Nach Absetzen der Medikation können Entzugsreaktionen auftreten (siehe "Auswirkungen, wenn die Behandlung mit Tramadol actas Retardtabletten abgebrochen wird").


FO 4.9 Überdosierung

Symptome


Grundsätzlich ist bei Intoxikationen mit Tramadol eine Symptomatik wie bei anderen zentralwirksamen Anal­getika (Opioiden) zu erwarten. Insbesondere ist mit Miosis, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Bewusstseins­störungen bis komatösem Zustand, Krämpfen und Atem­depression bis Atemlähmung zu rechnen.


Therapie


Es gelten die allgemeinen Notfallregeln zum Freihalten der Atemwege (Aspiration!), Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf je nach Symptomatik. Als Antidot bei Atemdepression Naloxon. Bei Krämpfen war in tier­experimentellen Untersuchungen Naloxon wirkungslos. Hier sollte Diazepam i.v. angewendet werden.


Tramadol ist nur gering dialysabel. Aus diesem Grund sind Hämodialyse oder Hämofiltration allein zur Behandlung der akuten Intoxikation mit Tramadol actas Retardtabletten nicht geeignet.


FF 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


F1 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


ATC-Code: N02AX02


Tramadol ist ein zentral wirksames Opioid-Analgetikum. Es ist ein nicht selektiver reiner Agonist an µ-, d- und k-Opioidrezeptoren mit größerer Affinität an µ-Rezeptoren. Andere Mechanismen, die zu seiner anal­getischen Wirkung beitragen, sind die Hemmung der neuronalen Wiederaufnahme von Noradrenalin sowie die Verstärkung der Serotonin-Freisetzung.


Tramadol besitzt eine antitussive Wirkung. Im Gegen­satz zu Morphin besitzt Tramadol in analgetischen Dosen über einen weiten Bereich keine atemdepressive Wirkung. Ebenso wird die gastrointestinale Motilität nicht beeinflusst. Die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind eher gering. Die Wirkstärke von Tramadol wird mit 1/10bis 1/6derjenigen von Morphin angegeben.


F2 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Tramadol wird nach oraler Gabe zu über 90% resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt im Mittel bei ca. 70 %, unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der Unterschied zwischen resorbiertem und unmetabo­lisiert verfügbarem Tramadol dürfte durch einen nur geringen first-pass-Stoffwechsel zu erklären sein. Der first-pass-Stoffwechsel stellt sich nach oraler Gabe auf maximal 30 % ein.


Nach oraler Applikation (100 mg) in flüssiger Form beträgt nach rechnerisch 1,2 Stunden die maximale Plasmakonzentration Cmax= 309 ± 90 ng/ml und nach gleicher Dosis als feste orale Form nach 2 Stunden Cmax= 280 ± 49 ng/ml. Tramadol besitzt eine hohe Gewebeaffinität (Vd,ß= 203 ± 40 l). Die Bindung an Serumproteine beträgt etwa 20 %.


Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke und die Plazenta. Es findet sich in der Muttermilch zusammen mit seinem O-Desmethylderivat in sehr geringen Mengen (0,1 % bzw. 0,02 % der applizierten Dosis).


Die Eliminationshalbwertszeit t1/2,ßbeträgt unabhängig von der Art der Applikation etwa 6 h. Bei Patienten über 75 Jahre kann sie um ca. den Faktor 1,4 ver­längert sein.


Tramadol wird beim Menschen im wesentlichen durch N- und O-Demethylierung sowie durch Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure metabo­lisiert. Nur O-Desmethyltramadol ist pharmakologisch aktiv. Bei den weiteren Metaboliten bestehen in quantitativer Hinsicht beträchtliche interindivi­duelle Unterschiede. Im Urin wurden bisher 11 Meta­boliten gefunden. Nach tierexperimentellen Befunden übertrifft O-Desmethyltramadol die Wirkungsstärke der Muttersubstanz um den Faktor 2 - 4. Seine Halbwerts­zeit t1/2,ß(6 gesunde Probanden) beträgt 7,9 h (range 5.4 - 9.6 h) und liegt in der gleichen Größenordnung wie Tramadol.


Die Hemmung der an der Biotransformation von Tramadol beteiligten Isoenzyme CYP3A4 und/oder CYP2D6 kann die Plasmakonzentration von Tramadol oder seines aktiven Metaboliten beeinflussen. Bisher sind keine klinisch relevanten Wechselwirkungen berichtet worden.


Tramadol und seine Metaboliten werden fast vollständig renal ausgeschieden. Die kumulative Urinausscheidung stellt sich auf 90% der Gesamtradioaktivität der verabfolgten Dosis. Bei Störungen der Leber- und Nierenfunktion muss mit einer geringen Verlängerung der Halbwertszeiten gerechnet werden. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurden Eliminations-Halbwertszeiten von 13,3 +4,9 h (Tramadol) bzw. 18,5 +9,4 h (O-Des­methyltramadol), im Extremfall von 22,3 h bzw. 36 h bestimmt. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 5 ml/min) betrugen die Werte 11 +3,2 h bzw 16,9 +3 h, im Extremfall 19,5 h bzw. 43,2 h.


Im therapeutischen Dosisbereich zeigt Tramadol ein lineares pharmakokinetisches Profil.


Die Relation zwischen Serumkonzentrationen und analgetischer Wirkung ist dosisabhängig, jedoch mit großen Abweichungen im Einzelfall. Eine Serum­konzentration von 100 - 300 ng/ml ist im Regelfall wirksam.


F3 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

In einigen In-vitro-Testsystemen wurden Hinweise auf mutagene Effekte gesehen. In-vivo-Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf mutagene Effekte. Tramadol ist nach vorliegendem Erkenntnismaterial als nicht mutagene Substanz einzustufen.


Studien zum tumorerzeugenden Potential von Tramadol­hydrochlorid wurden an Ratten und Mäusen durchgeführt. Aus der Studie an Ratten ergaben sich keine Hinweise auf substanzbedingt erhöhte Tumorinzidenzen. In der Studie an Mäusen wurden eine erhöhte Inzidenz für Leberzelladenome bei männlichen Tieren (ab 15 mg/kg dosisabhängig, nicht signifikant erhöht) und ein Anstieg der Lungentumoren bei weiblichen Tieren aller Dosisgruppen (signifikant, aber nicht dosisabhängig erhöht) beobachtet.


In Studien zur Reproduktionstoxizität verursachten Tramadoldosierungen ab 50 mg/kg und Tag bei Ratten maternal-toxische Effekte und führten zu einem Anstieg der Neugeborenensterblichkeit. Bei den Nachkommen traten Retardierungen in Form von Ossifikations­störungen und verzögerter Vaginal- und Augenöffnung auf. Teratogene Effekte wurden nicht beobachtet. Die Fertilität männlicher Ratten wurde nicht beein­trächtigt. Weibchen zeigten nach höheren Dosierungen (ab 50 mg/kg pro Tag) eine geringere Trächtigkeits­rate. Bei Kaninchen traten ab 125 mg/kg maternal-toxische Effekte sowie Skelettanomalien bei den Nachkommen auf.


FR 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


F7 6.1 Hilfsstoffe

Aluminiumhydroxid, Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), mikrokristalline Cellulose, Hypromellose, Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), Maisstärke, Povidon K 25, hydriertes Rizinusöl, hochdisperses Siliciumdioxid, Farbstoffe Chinolingelb (E104), Indigocarmin (E132)


FS 6.2 Inkompatibilitäten

Keine bekannt.


FT 6.3 Dauer der Haltbarkeit

Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre.


Das Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.


FX 6.4 Besondere Lagerungshinweise

Keine.


FY 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses

PP/Alu Blister


Tramadol actas 100 mg Retardtabletten

10 Retardtabletten N1

20 Retardtabletten N1

50 Retardtabletten N2

100 Retardtabletten N3


Tramadol actas 150 mg Retardtabletten

10 Retardtabletten N1

20 Retardtabletten N1

50 Retardtabletten N2

100 Retardtabletten N3


Tramadol actas 200 mg Retardtabletten

10 Retardtabletten N1

20 Retardtabletten N1

50 Retardtabletten N2

100 Retardtabletten N3


F4 6.6 Hinweise für die Handhabung

Keine.


FZ 7. Pharmazeutischer Unternehmer


Aristo Pharma GmbH

Wallenroder Str. 8-10

13435 Berlin

Tel.: +49 30 71094 4200

Fax: +49 30 71094 4250

E-Mail: info@aristo-pharma.de


F5 8. Zulassungsnummer


Tramadol actas 100 mg Retardtabletten

49469.00.00


Tramadol actas 150 mg Retardtabletten

49469.01.00


Tramadol actas 200 mg Retardtabletten

49469.02.00


F6 9. Datum der Zulassung / Verlängerung der Zulassung

22.05.2001 / 08.04.2009


F10 10. Stand der Information

September 2012


F11 11. Verschreibungspflichtig


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