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Tramundin 50mg Filmtabletten

Document: 12.11.2012   Fachinformation (deutsch) change

Fachinformation

Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels ____________________________________________________________

Tramundin® retard 100 mg Retardtabletten


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS

Tramundin retard 100 mg Retardtabletten

Wirkstoff: Tramadolhydrochlorid


2. QUALITATIVE AND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG

1 Retardtablette enthält 100 mg Tramadolhydrochlorid sowie

sonstige Bestandteile:

1 Retardtablette Tramundin 100 mg enthält 68 mg Lactose-Monohydrat.


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM

Retardtablette. Weiße, längliche Filmtablette mit einseitiger Bruchrille.

Die Retardtablette kann in gleiche Hälften geteilt werden.


4. KLINISCHE ANGABEN

4.1 Anwendungsgebiete

Mäßig starke bis starke Schmerzen


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Dosierung sollte an die Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden. Generell sollte die niedrigste zur Schmerzstillung ausreichende Dosis gewählt werden.



Soweit nicht anders verordnet, soll Tramundin retard 100 mg wie folgt dosiert werden:

Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahre

1-2 Retardtabletten Tramundin retard 100 mg zweimal täglich (entsprechend 200-400 mg Tramadolhydrochlorid/Tag), wobei sich die Einnahme morgens und abends empfiehlt.

Die Retardtabletten können jedoch mit Hilfe der Bruchrille in zwei gleich große Hälften geteilt werden, sofern die gewünschte Dosierung dies erfordert.

Grundsätzlich sollte die kleinste analgetisch wirksame Dosis gewählt werden. Tagesdosen von 400 mg Wirkstoff sollten nicht überschritten werden, es sei denn, es liegen besondere medizinische Umstände dafür vor. Ein Dosierungsintervall von 8 Stunden darf nicht unter­schritten werden.


Geriatrische Patienten

Im Regelfall ist eine Dosisanpassung bei Patienten bis zu 75 Jahren ohne klinisch manifeste Leber- oder Niereninsuffizienz nicht erforderlich. Bei älteren Patienten über 75 Jahren kann es zu einer verlängerten Elimination kommen. Daher muss, falls notwendig, das Dosierungsintervall entsprechend dem Bedarf des Patienten verlängert werden.






Leber- und Niereninsuffizienz/Dialyse

Bei Patienten mit Leber- und/oder Niereninsuffizienz ist die Elimination von Tramadol verzögert. Bei diesen Patienten sollte eine Verlängerung des Dosierungsintervalls entsprechend dem individuellen Bedarf in Betracht gezogen werden.



Kinder

Tramundin retard 100 mg lässt in der Regel für Kinder unter 12 Jahren keine individuelle Dosie­rung zu. Daher sollte auf geeignetere Darreichungsformen ausgewichen werden.



Hinweis

Die empfohlenen Dosierungen sind Anhaltswerte. Grundsätzlich sollte die kleinste analge­tisch wirksame Dosis gewählt werden. Bei der Therapie chronischer Schmerzen ist der Dosierung nach einem festen Zeitplan der Vorzug zu geben.


Art und Dauer der Anwendung

Die Retardtabletten sind unzerkaut und unzerkleinert* mit ausreichend Flüssigkeit - unab­hängig von den Mahlzeiten - einzunehmen.

Tramundin retard 100 mg sollte auf keinen Fall länger als therapeutisch unbedingt notwen­dig angewendet werden. Wenn entsprechend Art und Schwere der Erkrankung eine länger dauernde Schmerzbehandlung mit Tramundin retard 100 mg erforderlich erscheint, sollte eine sorgfältige und in kurzen Abständen regelmäßige Überprüfung erfolgen (gegebe­nenfalls durch Einlegen von Anwendungspausen), ob und inwieweit ein medizinisches Er­fordernis weiter besteht.


4.3 Gegenanzeigen

Tramundin retard 100 mg darf nicht angewendet werden bei:

Tramundin retard 100 mg darf nicht zur Drogensubstitution angewendet werden.

Tramundin retard 100 mg ist nicht geeignet für die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren (siehe auch Abschnitt 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung).


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung

Tramundin retard 100 mg darf nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung und entspre­chenden Vorsichtsmaßnahmen angewendet werden bei:

Bei Patienten, die auf Opiate empfindlich reagieren, soll das Medikament nur mit Vorsicht angewendet werden.

Bei der Einnahme von Tramadol in der empfohlenen Dosierung ist über Krampfanfälle be­richtet worden. Ein erhöhtes Risiko kann bei der Verabreichung von Dosierungen bestehen, die über die empfohlene Tagesdosis (400 mg) hinausgehen. Bei gleichzeitiger Gabe von Arzneimitteln, die die Krampfschwelle erniedrigen, kann Tramadol das Risiko von Krampf­anfällen erhöhen (siehe Abschnitt 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen). Patienten, die an Epilepsie leiden oder zu Krampfanfällen neigen, sollten nur in zwingenden Ausnahmefällen mit Tramadol behandelt werden.

Bei längerfristiger Anwendung von Tramundin retard 100 mg kann es zur Entwicklung einer Toleranz mit der Erfordernis höherer Dosen zum Erzielen des erwünschten analgetischen Effektes kommen. Die chronische Anwendung von Tramundin retard 100 mg kann zu physischer Abhängigkeit führen und bei abrupter Beendigung der Therapie kann ein Entzugssyndrom auftreten. Wenn die Therapie mit Tramadol nicht mehr länger erforderlich ist, kann es ratsam sein, die Tagesdosis allmählich zu reduzieren, um das Auftreten der Symptome eines Entzugssyndroms zu vermeiden.

Tramadol besitzt ähnlich wie andere starke Opioide ein Missbrauchspotenzial und eine psychische Abhängigkeit (Arzneimittelsucht) kann sich entwickeln. Daher ist Tramundin retard 100 mg bei anamnestischem Alkohol-, Drogen oder Arzneimittelmissbrauch nur mit besonderer Vorsicht zu verordnen.

Tramundin retard 100 mg eignet sich nicht als Ersatzdroge bei Opiat-Abhängigkeit. Ob­wohl Tramadol ein Opiat-Agonist ist, kann es Morphinentzugssymptome nicht unter­drücken.

Dieses Arzneimittel enthält Lactose: Patienten mit der seltenen, erblich bedingten Galaktose-Intoleranz, Lapp-Lacta­se-Mangel oder Glucose/Galactose-Malabsorptionssyndrom sollten Tramundin re­tard 100 mg nicht einnehmen.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen

Bei Vorbehandlung mit MAO-Hemmstoffen innerhalb der letzten 14 Tage vor einer Gabe des Opioids Pethidin sind lebensbedrohende Wechselwirkungen gesehen worden, die Zen­tralnervensystem sowie Atmungs- und Kreislauffunktion betrafen. Dieselben Wechselwir­kungen mit MAO-Hemmstoffen sind bei Tramundin retard 100 mg nicht auszuschließen.

Daher darf Tramadol nicht mit MAO-Hemmstoffen kombiniert werden.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramundin retard 100 mg und Substanzen, die eben­falls auf das zentrale Nervensystem wirken, einschließlich Alkohol, ist mit einer gegenseiti­gen Verstärkung der zentralen Effekte zu rechnen.

Bei gleichzeitiger oder vorheriger Applikation von Cimetidin (Enzyminhibitor) ist aufgrund vorliegender pharmakokinetischer Ergebnisse nicht mit klinisch relevanten Wechselwirkun­gen zu rechnen. Bei gleichzeitiger oder vorheriger Gabe von Carbamazepin (Enzyminduk­tor) können eine Verringerung des analgetischen Effektes und eine Verkürzung der Wir­kungsdauer eintreten.

Die Kombination von gemischten Agonisten/Antagonisten (z.B. Buprenorphin, Nalbuphin, Pentazocin) und Tramadol ist nicht empfehlenswert, da die theoretische Möglichkeit be­steht, dass die analgetische Wirkung eines reinen Agonisten unter diesen Umständen ab­geschwächt wird.

Tramadol kann Krampfanfälle auslösen und das krampfauslösende Potenzial von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs), trizyklischen Antidepressiva, Neuroleptika und anderen, die Krampfschwelle herabsetzenden Arzneimitteln (wie Bupropion, Mirtazapin und Tetrahydrocannabinol), erhöhen.

Die gleichzeitige Therapie mit Tramadol und serotoninergen Arzneimitteln wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs), MAO-Hemmstoffen (siehe Abschnitt 4.3), trizyklischen Antidepressiva und Mirtazapin kann ein Serotoninsyndrom verursachen. Ein Serotoninsyndrom ist wahrscheinlich, wenn eines der folgenden Symptome oder eine der folgenden Symptomgruppen beobachtet werden kann:

Absetzen der serotoninergen Arzneimittel führt in der Regel zu einer raschen Besserung. Gegenmaßnahmen richten sich nach der Art und Schwere der Symptome.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Tramadol und Cumarin-Derivaten (z.B. Warfarin) sollten die Patienten sorgfältig überwacht werden, da bei einigen verminderte Quick-Werte und Ekchymosen beobachtet wurden.

In einer begrenzten Anzahl von Studien steigerte die prä- und postoperative Gabe des antiemetischen 5-HT3-Antagonisten - Ondansetron den Tramadol-Bedarf bei Patienten mit postoperativen Schmerzen.

CYP3A4-hemmende Substanzen, wie Ketoconazol und Erythromycin, können so­wohl den Metabolismus von Tramadol (N-Demethylierung) als auch möglicherweise des aktiven O-desmethylierten Metaboliten hemmen. Die klinische Bedeutung dieser Interaktion ist nicht bekannt.



4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Tramadol passiert die Plazenta.

Zur chronischen Anwendung von Tramadol in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Die wiederholte Gabe von Tramadol kann zur Gewöhnung des ungeborenen Kindes an Tramadol und infolgedessen nach der Geburt zu Entzugser­scheinungen beim Neugeborenen führen. Deshalb sollte Tramundin retard 100 mg nicht während der Schwangerschaft angewendet werden.

Vor oder während der Geburt gegeben, beeinflusst Tramadol nicht die Kontraktionsfähigkeit des Uterus. Beim Neugeborenen kann es zu Veränderungen der Atemfrequenz führen, die aber in der Regel klinisch nicht bedeutsam sind.

Tramadol wird in sehr geringen Mengen (etwa 0,1% einer i.v. applizierten Dosis) in die Mut­termilch ausgeschieden. Daher sollte Tramadol nicht während der Stillzeit angewendet wer­den. Bei einer einmaligen Gabe von Tramadol ist eine Unterbrechung des Stillens in der Regel nicht erforderlich.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Tramundin retard 100 mg kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch durch Benommenheit und Verschwommensehen das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn und Präparatewechsel sowie auch im Zusammenwirken mit anderen zentral wirkenden Arzneimitteln und insbesondere im Zusammenwirken mit Alkohol.


4.8 Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen, die während der Behandlung mit Tramundin retard 100 mg auftreten, sind Übelkeit und Schwindel, die häufiger als bei 1 von 10 Patienten auftre­ten.

Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:

Sehr häufig

(≥ 1/10)

Häufig

(≥ 1/100 bis < 1/10)

Gelegentlich

(≥ 1/1.000 bis < 1/100)

Selten

(≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)

Sehr selten

(<1/10.000)

Nicht bekannt

Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar





Erkrankungen des Immunsystems

Selten Allergische Reaktionen (z.B. Atemnot, „pfeifende Atemgeräusche“, Angioödem), anaphylaktische Reaktionen



Psychiatrische Erkrankungen

Selten Halluzinationen, Verwirrtheitszustände, Schlafstörungen, Albträume

Psychische Beschwerden können nach einer Behandlung mit Tramundin retard 100 mg auftreten, wobei ihre Intensität und ihr Wesen individuell unterschiedlich in Erscheinung treten (je nach Persönlichkeit und Dauer der Anwendung). Hierbei kann es sich um Stimmungsveränderungen (meist gehobene, gelegentlich auch gereizte Stimmung), Veränderungen der Aktivität (meist Dämpfung, gelegentlich Steigerung) und Verände­rungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (Veränderung der Sinneswahrnehmung und des Erkennens, was zu Fehlern im Entscheidungsverhalten führen kann) handeln.

Eine Abhängigkeit kann sich einstellen.



Erkrankungen des Nervensystems

Sehr häufig Schwindelgefühl

Häufig Kopfschmerz, Benommenheit

Selten Appetitveränderungen, Parästhesien, Tremor, Atemdepression, Konvulsionen

Werden die empfohlenen Arzneimengen überschritten oder gleichzeitig andere Arzneimittel

angewendet, die dämpfend auf das Gehirn wirken, kann eine Atemdepression auftreten.

Epileptiforme Krampfanfälle (Konvulsionen) traten überwiegend nach Anwendung hoher

Tramadol-Dosierungen auf oder nach gleichzeitiger Anwendung von Medikamenten,

welche selbst krampfauslösend wirken können oder die Krampfschwelle erniedrigen.



Augenerkrankungen

Selten verschwommenes Sehen





Herzerkrankungen

Selten Bradykardie



Gefäßerkrankungen

Gelegentlich Beeinflussung der Kreislaufregulation (Blutdruckabfall, Palpitationen, Tachykardie und Kreislaufkollaps). Diese Nebenwirkungen können insbesondere bei aufrechter Körperhaltung und körperlicher Belastung auftreten.

Selten Blutdruckanstieg



Erkrankungen der Atemwege des Brustraums und Mediastinums

Selten Dyspnoe, „pfeifende“ Atemgeräusche

Über erschwerte Atmung und eine Verschlimmerung von Asthma ist berichtet worden, wobei jedoch ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Wirkstoff Tramadol nicht hergestellt werden konnte.



Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes

Sehr häufig Übelkeit

Häufig Erbrechen, Verstopfung, Mundtrockenheit

Gelegentlich Brechreiz, Durchfall, Magenbeschwerden (z.B. abdominale Beschwerden, Bauch aufgetrieben)



Leber- und Gallenerkrankungen

Sehr selten Erhöhung leberspezifischer Enzyme



Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes

Häufig Schwitzen

Gelegentlich Hautreaktionen (z.B. Juckreiz, Ausschlag, Flush)

Selten Angioödem



Sklelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen

Selten Muskelschwäche



Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Selten Miktionsstörungen, bzw. verminderte Diurese



Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

Gelegentlich Asthenie


Wird Tramundin retard 100 mg über einen längeren Zeitraum angewendet, kann sich eine körperliche Abhängigkeit einstellen, wenn auch das Risiko gering ist. Nach Absetzen der Medikation, können Entzugsreaktionen auftreten: Agitation, Ängstlichkeit, Nervosität, Schlafstörungen, Hyperkinesie, Tremor und gastrointestinale Symptome. Zusätzlich wurden in sehr seltenen Fällen nach Absetzen Panikanfälle, Halluzinationen, Parästhesien, Tinnitus und andere zentralnervöse Symptome beobachtet.



4.9 Überdosierung

Symptome

Grundsätzlich ist bei Intoxikationen mit Tramadol eine Symptomatik wie bei anderen zen­tralwirksamen Analgetika (Opioiden) zu erwarten. Insbesondere ist mit Miosis, Erbrechen, Kreislaufkollaps, Bewusstseinsstörungen bis komatösem Zustand, Krämpfen und Atemdepression bis Atemlähmung, unter Umständen mit fatalem Ausgang, zu rechnen.

Therapie

Es gelten die allgemeinen Notfallregeln zum Freihalten der Atemwege (Aspiration!) sowie Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf je nach Symptomatik. Als Antidot bei Atemde­pression Naloxon. Bei Krämpfen war in tierexperimentellen Untersuchungen Naloxon wir­kungslos. Hier sollte Diazepam i.v. angewendet werden.

Tramadol ist nur gering dialysierbar. Aus diesem Grund sind Hämodialyse oder Hämofiltrati­on allein zur Behandlung der akuten Intoxikation mit Tramundin retard 100 mg nicht geeig­net.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika, Opioide

ATC-Code: N02AX02

Tramadol ist ein zentral wirksames Opioid-Analgetikum. Es ist ein nicht selektiver reiner Agonist an µ-, d- und k-Opioidrezeptoren mit größerer Affinität zu µ-Rezeptoren. Andere Mechanismen, die zu seiner analgetischen Wirkung beitragen, sind die Hemmung der neu­ronalen Wiederaufnahme von Noradrenalin sowie die Verstärkung der Serotonin-Freiset­zung.

Tramadol besitzt eine antitussive Wirkung. Im Gegensatz zu Morphin besitzt Tramadol in analgetischen Dosen über einen weiten Bereich keine atemdepressive Wirkung. Ebenso wird die gastrointestinale Motilität nicht beeinflusst. Die Auswirkungen auf das Herz-Kreis­auf-System sind eher gering. Die Wirkstärke von Tramadol wird mit 1/10 bis 1/6 derjenigen von Morphin angegeben


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften

Tramadol wird nach oraler Gabe zu über 90% resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt im Mittel bei ca. 70%, unabhängig von gleichzeitiger Nahrungsaufnahme. Der Unterschied

zwischen resorbiertem und unmetabolisiert verfügbarem Tramadol dürfte durch einen nur geringen First-Pass-Stoffwechsel zu erklären sein. Der First-Pass-Effekt beträgt nach

oraler Gabe maximal 30 % .

Nach oraler Applikation (100 mg) einer Lösung beträgt die maximale Plasmakonzentration (Cmax) nach 1,2 Stunden 309 ± 90 ng/ml. Nach oraler Applikation der gleichen Dosis in fester Form ist die maximale Plasmakonzentration (Cmax) von 280 ± 49 ng/ml nach zwei Stunden erreicht.

Die Bindung an Serumproteine beträgt etwa 20 %. Tramadol besitzt eine hohe Gewebeaffinität (Vd/β= 203 ± 40 l).

Tramadol überwindet die Blut-Hirn-Schranke und die Plazenta. Es findet sich in der Mutter­milch zusammen mit seinem O-Desmethylderivat in sehr geringen Mengen (0,1% bzw. 0,02% der applizierten Dosis).

Tramadol wird beim Menschen im Wesentlichen durch N- und O-Demethylierung sowie durch Konjugation der O-Demethylierungsprodukte mit Glucuronsäure metabolisiert. Nur O-Desmethyltramadol ist pharmakologisch aktiv. Bei den weiteren Metaboliten bestehen in quantitativer Hinsicht beträchtliche interindividuelle Unterschiede. Im Urin wurden bisher 11 Metaboliten gefunden. Nach tierexperimentellen Befunden übertrifft O-Desmethyltramadol die Wirkungsstärke der Muttersubstanz um den Faktor 2 - 4. Seine Halbwertszeit t½β (6 ge­sunde Probanden) beträgt 7,9 h ( Bereich 5.4 - 9.6 h) und liegt in der Größenord­nung von Tramadol.

Die Hemmung der an der Biotransformation von Tramadol beteiligten Isoenzyme CYP3A4 und/oder CYP2D6 kann die Plasmakonzentration von Tramadol oder seines aktiven Meta­boliten beeinflussen. Bisher sind keine klinisch relevanten Wechselwirkungen berichtet wor­den.

Die Eliminationshalbwertszeit t½β beträgt etwa 6 h. Bei Patienten über 75 Jahre kann sie um ca. den Faktor 1,4 verlängert sein. Die kumulative renale Ausscheidung von Tramadol und seiner Metabolite beträgt 90%. Bei eingeschränkter Leber- bzw. Nierenfunktion muss mit einer geringen Verlängerung der Halbwertzeiten gerechnet werden. Bei Patienten mit Leberzirrhose wurden Eliminations-Halbwertszeiten von 13,3 + 4,9 h (Tramadol) bzw. 18,5 + 9,4 h (O-Desmethyltramadol), im Extremfall von 22,3 h bzw. 36 h bestimmt. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance < 5 ml/min) betrugen die Werte 11 + 3,2 h bzw 16,9 + 3 h, im Extremfall 19,5 h bzw. 43,2 h.

Im therapeutischen Dosisbereich zeigt Tramadol ein lineares pharmakokinetisches Profil.

Die analgetische Wirkung ist dosisabhängig mit großen Abweichungen im Einzelfall. Analgetisch wirksam ist in der Regel eine Serumkonzentration zwischen 100 und 300 ng/ml.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit

In einigen In-vitro-Testsystemen wurden Hinweise auf mutagene Effekte gesehen. In-vivo-Untersuchungen ergaben keine Hinweise auf mutagene Effekte. Tramadol ist nach vorlie­gendem Erkenntnismaterial als nicht mutagene Substanz einzustufen.

Studien zum tumorerzeugenden Potential von Tramadolhydrochlorid wurden an Ratten und Mäusen durchgeführt. Aus der Studie an Ratten ergaben sich keine Hinweise auf substanz­bedingt erhöhte Tumorinzidenzen. In der Studie an Mäusen wurden eine erhöhte Inzidenz für Leberzelladenome bei männlichen Tieren (ab 15 mg/kg dosisabhängig, nicht signifikant erhöht) und ein Anstieg der Lungentumoren bei weiblichen Tieren aller Dosisgruppen (sig­nifikant, aber nicht dosisabhängig erhöht) beobachtet.

In Studien zur Reproduktionstoxizität verursachten Tramadoldosierungen ab 50 mg/kg und Tag bei Ratten maternal-toxische Effekte und führten zu einem Anstieg der Neugeborenen­sterblichkeit. Bei den Nachkommen traten Retardierungen in Form von Ossifikationsstörun­gen und verzögerter Vaginal- und Augenöffnung auf. Teratogene Effekte wurden nicht be­obachtet. Die Fertilität männlicher Ratten wurde nicht beeinträchtigt. Weibchen zeigten nach höheren Dosierungen (ab 50 mg/kg pro Tag) eine geringere Trächtigkeitsrate. Bei Ka­ninchen traten ab 125 mg/kg maternal-toxische Effekte sowie Skelettanomalien bei den Nachkommen auf.



6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile

Tablettenkern: Dibutyldecandioat, Cetylstearylalkohol (Ph.Eur.) pflanzlich, Ölsäure,
Talkum, Magnesiumstearat (Ph.Eur.) pflanzlich, Lactose-Monohydrat,
Ethylcellulose, hochdisperses Siliciumdioxid

Filmüberzug: Hypromellose, Macrogol 400, Talkum, Titandioxid (E171)



6.2 Inkompatibilitäten

Nicht zutreffend.


6.3 Dauer der Haltbarkeit

3 Jahre


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für Aufbewahrung

Nicht über 25°C lagern.


Art und Inhalt des Behältnisses

Verpackungsart: Weiße opaque PVC-Durchdrückpackung mit Aluminiumfolie.

Packungsgröße: 20, 50, 100 Retardtabletten,

Klinikpackungen mit 5 x 20 und 250 Retardtabletten.


Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung

Keine besonderen Anforderungen.



7. INHABER DER ZULASSUNG

Mundipharma GmbH

Mundipharma Straße 2

65549 Limburg

Telefon: (0 64 31) 701-0

Telefax: (0 64 31) 7 42 72


8. ZULASSUNGSNUMMER

34105.00.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG

Datum der Zulassung - 11.06.1997

Datum der Verlängerung der Zulassung – 23.05.2003


10. STAND DER INFORMATION

09/2012


11. VERKAUFSABGRENZUNG

Verschreibungspflichtig

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Weitere Angaben:

Mundipharma Service für Fragen zum Präparat und zur Therapie:


V4586.12 12