Vagantin
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Vagantin®
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Vagantin®
50 mg, überzogene Tablette
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff
1 überzogene Tablette enthält:
50 mg Methantheliniumbromid.
Sonstige Bestandteile: Enthält Lactose und Gelborange S (E 110) (siehe Abschnitt 4.4 und 4.8).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Überzogene Tablette
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Vagantin® wird angewendet bei:
- übermäßigem Schwitzen,
- Reizblase (überaktiver Detrusor mit Blasenspasmen, Einnässen infolge neurogener Blase),
- Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni, Gastritis, Reizmagen verbunden mit Hyperacidität, vermehrte Bewegungsvorgänge im Magen- und Darmbereich, Reizkolon.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene und Jugendliche 3-mal täglich 1 überzogene Tablette als Normaldosis ein.
Vagantin® wird unzerkaut etwa 15 ‑- 30 Minuten vor den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen.
Die Dauer der Einnahme richtet sich nach dem klinischen Bild.
Die Erfahrung bei Kindern ist begrenzt.
4.3 Gegenanzeigen
Vagantin® darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Gelborange S (E 110) oder einen der sonstigen Bestandteile,
- mechanische Stenosen des Magen-Darm-Traktes, schwere chronische entzündliche Darmerkrankungen, toxisches Megakolon,
- Harnverhaltung bei Prostataadenom oder anderen Stenosen der Hanrröhre,
- Vorliegen eines Engwinkelglaukoms,
- Herzrhythmusstörungen, Tachykardie,
- Myasthenia gravis.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Vagantin® darf nur mit Vorsicht angewendet werden bei
- Patienten mit Niereninsuffizienz oder bei vorbestehenden Lebererkrankungen,
- bei Kindern; die Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren kann nicht allgemein empfohlen werden, da die Erfahrungen bei diesen Patienten begrenzt sind.
Patienten mit der seltenen hereditären Fructose- oder Galactose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Lactase- oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Vagantin® nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Vagantin® kann die anticholinergen Effekte von Amantadin, trizyklischen Antidepressiva, Chinidin, Disopyramid, Antihistaminika u.a. Anticholinergika verstärken. Ebenso kann die tachykarde Wirkung von -Sympathikomimetika verstärkt werden.
Durch die Verminderung der Magen-Darm-Motilität kann die Absorption gleichzeitig verabreichter Medikamente beeinflusst werden (Absorptionsverzögerung und/oder verstärktes Ausmaß der Resorption).
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Es liegen keine hinreichenden Daten für die Anwendung von Methantheliniumbromid bei Schwangeren vor. Ebenso ist nicht untersucht, ob der Wirkstoff die Frucht im Mutterleib erreicht bzw. in die Milch übergeht.
Wegen dieser fehlenden Erfahrungen beim Menschen sollte Vagantin® nur unter strengster Indikationsstellung während der Schwangerschaft und in der Stillzeit angewendet werden.
Tierexperimentelle Studien lassen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Auswirkungen auf Schwangerschaft, embryonale/ fetale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung schließen (siehe Abschnitt 5.3).
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Vagantin® kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch durch Störung der Sehschärfe (Akkomodation) die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen vermindern. Daher hat nach Einnahme von Vagantin® das Führen von Fahrzeugen und das Bedienen von gefährlichen Maschinen nur unter Vorsicht zu erfolgen.
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig (> 1/10)
Häufig (> 1/100 - < 1/10)
Gelegentlich (> 1/1.000 - < 1/100)
Selten (> 1/10.000 - < 1/1.000)
Sehr selten (< 1/10.000)
Nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Peripheres Nervensystem
Eine häufige Nebenwirkung ist Mundtrockenheit. Es können weitere Effekte im vegetativen Nervensystem, wie z.B. Hemmung der Schweißsekretion (trockene Haut), Miktionsstörungen (Beschwerden beim Wasserlassen) und Steigerung der Herzfrequenz auftreten. Mit einer Akkomodationsstörung ist zu rechnen. Das gilt besonders für Patienten, die hyperop sind und nicht ausreichend korrigiert werden.
Haut
In Einzelfällen kann es zu dermatologischen Erscheinungen (Hautrötung bis zur exfoliativen Dermatitis) kommen.
Immunsystem
Der Farbstoff Gelborange S (E 110) kann allergische Reaktionen hervorrufen.
4.9 Überdosierung
Vergiftungserscheinungen sind bisher beim Menschen nicht bekannt geworden. Bei Überdosierung können anticholinerge Symptome, wie Sehstörungen, Tachykardie, Mundtrockenheit und Hautrötungen auftreten, die mit einem Acetylcholinesterase-Hemmer (z.B. Neostigmin) behandelt werden können. Bei Glaukomkranken kann lokal Pilokarpin gegeben werden.
5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Anticholinergika
ATC-Code: A03AB07,
D11AA (Antihidrotika)
G04BD (Urolog. Spasmolytika)
Methantheliniumbromid ist ein quaternäres Ammoniumderivat mit anticholinerger Wirkung. Methantheliniumbromid vermindert den Tonus der glatten Muskulatur im Bereich des Magen-Darm- und des Urogenitaltraktes. Es hemmt die Magensäuresekretion sowie die Bronchial-, Speichel- und die Schweißsekretion sowie die Akkomodation.
Therapeutisch genutzt wird die Blockierung der Acetylcholinwirkung an den vorwiegend cholinerg innervierten Schweißdrüsen bei Hyperhidrosis. Das klinische Bild besserte sich besonders deutlich bei axillärer Hyperhidrose in einer placebo-kontrollierten randomisierten Studie (N=41).
Im Urogenitaltrakt führt die Dämpfung einer Detrusorüberaktivität mit unwillkürlichen Kontraktionen in der Füllungsphase zur Erhöhung der Blasenkapazität und verminderten Miktionszahl.
Von Vorteil ist die stark eingeschränkte Penetration der Blut-Hirn-Schranke durch das stark hydrophile Molekül, weshalb weniger ZNS-Wirkungen als nach Atropingabe auftreten.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Die Dauer der Wirkung von Methantheliniumbromid ist klinisch länger als die von Atropin und beträgt bei einer therapeutischen Dosis von 50 - 100 mg etwa 6 h.
Es wurde eine Untersuchung an gesunden Freiwilligen durchgeführt (N=12), die den Verlauf der Serumspiegel nach Einnahme von 2 überzogenen Tabletten Vagantin® beschreibt. Es wurde im Mittel ein cmax von 25 ng/ml erreicht, tmax lag bei etwa 3 h. Die Eliminationshalbwertzeit betrug etwa 2 h. Es wurde eine große interindividuelle Streuung der Serumspiegel beobachtet. Die Geschwindigkeit der Absorption und die Elimination waren bioäquivalent zu einer entsprechenden Trinklösung.
Der Verlauf der Serumspiegel korrelierte gut mit der Speichelsekretionshemmung.
Die absolute Bioverfügbarkeit von Vagantin® ist gering und im Einzelnen nicht bekannt.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Methantheliniumbromid besitzt eine geringe Toxizität nach oraler Gabe. Die Prüfung der akuten Toxizität ergab eine LD50 oral bei der Maus von 400-500 mg/kg, bei der Ratte von 1000-1600 mg/kg. Nach i.p. oder i.v. Gabe liegen die Werte wesentlich niedriger.
Die chronische Toxizität wurde an Ratten und Hunden getestet. Dabei wurden oral 104 mg/kg (Ratte) bzw. 29 mg/kg (Hund) über 343 bzw. 277 Tage ohne jegliche Toxizitätszeichen vertragen. Als Nebenwirkungen wurden Xerostomie und Mydriasis verzeichnet. Eine Erhöhung der Dosis auf das Doppelte oder mehr führte beim Hund bei einigen Tieren zum Tod unter Curare-ähnlichen Intoxikationszeichen.
Untersuchungen an der Ratte über 3 Generationen hinweg zeigten bei chronischer Gabe des Wirkstoffes bis auf eine Wachstumsretardierung nach hohen Dosen keinen Einfluss auf die Nachkommen.
Untersuchungen ergaben, dass Methantheliniumbromid kein mutagenes Potenzial besitzt.
6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Maisstärke, Povidon (K-30), hochdisperses Siliciumdioxid, Lactosemonohydrat, Magnesiumstearat, Hypromellose, Talkum, arabisches Gummi, Calciumcarbonat, Titandioxid (E 171), weißer Ton, Macrogol 6000, Sucrose, Gelborange S (E110), Carnaubawachs.
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
2 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über 25 ºC lagern.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Aluminium-Kunststoff-Blister
OP mit 20 (N 1), 50 (N 2) oder 100 (N 3) überzogenen Tabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
RIEMSER Arzneimittel AG
An der Wiek 7
17493 Greifswald - Insel Riems
Fon +49 (0)38351/ 76-0
Fax +49 (0)38351/ 308
8. Zulassungsnummer
ENR 0497331
9. Datum der Erteilung der Zulassung
Hinweis
Dieses Arzneimittel ist nach den gesetzlichen Übergangsvorschriften im Verkehr. Die behördliche Prüfung auf pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ist noch nicht abgeschlossen.
10. Stand der Information
Dezember 2009
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Vagantin_spc_DE_2007_11rev1