Venofundin 60 Mg/Ml Infusionslösung
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Fachinformation
(Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels)
1. Bezeichnung des Arzneimittels
VENOFUNDIN 6 % Infusionslösung
2. Zusammensetzung
1000 ml Infusionslösung enthalten:
Poly(O-2-hydroxyethyl)stärke 60,0 g
(Molare Substitution:0,42)
Mittleres Molekulargewicht: 130 000 Da)
Natriumchlorid 9,0 g
Elektrolytkonzentration:
Natrium 154 mmol/l
Chlorid 154 mmol/l
pH-Wert: 4,0 – 6,5
Theoretische Osmolarität: 309 mosm/l
Titrationsacidität: < 1,0 mmol/l NaOH
Sonstige Bestandteile siehe unter 6.1.
3. Darreichungsform
Infusionslösung.
Klare, farblose wässrige Lösung.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Behandlung und Prophylaxe von Hypovolämie und Schock
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Tagesdosis und Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach dem Ausmaß des Blutverlustes bzw. der Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung der hämodynamischen Parameter.
Die ersten 10 – 20 ml sind langsam und unter sorgfältiger Beobachtung des Patienten zu infundieren, damit eine eventuell auftretende anaphylaktische Reaktion so früh wie möglich erkannt werden kann.
Maximale Infusionsgeschwindigkeit:
Die maximale Infusionsgeschwindigkeit hängt von der klinischen Situation ab. Im akuten Schock können bis zu 20 ml/kg KG/h (entsprechend 0,33 ml/kg KG/min bzw. 1,2 g Poly(O-2-hydroxyethyl)stärke (Hydroxyethylstärke)/kg KG/h) gegeben werden.
In lebensbedrohlichen Situationen können 500 ml durch Druckinfusion rasch gegeben werden. Dazu siehe auch unten "Art und Dauer der Anwendung".
Maximale Tagesdosis:
Bis zu 50 ml VENOFUNDIN/kg KG/Tag (entsprechend 3,0 g Hydroxyethylstärke/kg KG/Tag). Bei einem 70 kg schweren Patienten entspricht dies 3500 ml VENOFUNDIN/Tag.
Bei Kindern wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von VENOFUNDIN noch nicht untersucht. VENOFUNDIN darf bei Kindern daher nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und mit Vorsicht angewendet werden.
Art und Dauer der Anwendung:
Zur intravenösen Anwendung.
Wenn die Anwendung durch schnelle Druckinfusion erfolgt, müssen Plastikbehälter und Infusionsbesteck vor Infusionsbeginn vollständig entlüftet werden, da sonst das Risiko der Entwicklung einer Luftembolie während der Infusion besteht.
Die Behandlungsdauer richtet sich nach Dauer und Ausmaß der Hypovolämie sowie nach der hämodynamischen Wirkung der Behandlung und dem Grad der Hämodilution.
4.3 Gegenanzeigen
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Hyperhydratationszustände einschließlich Lungenödem,
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Nierenversagen mit Oligurie oder Anurie,
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Intrakranielle Blutung,
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Schwere Hypernatriämie oder schwere Hyperchlorämie,
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Überempfindlichkeit gegenüber Hydroxyethylstärke oder einem der sonstigen Bestandteile,
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Schwere Einschränkung der Leberfunktion,
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Stauungsherzinsuffizienz.
4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Eine Volumenüberladung durch Überdosierung ist generell zu vermeiden. Insbesondere bei Patienten mit Herzinsuffizienz ist die Dosierung sorgfältig anzupassen.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion geboten. Ggf. ist eine Anpassung der Dosierung erforderlich.
Ältere Patienten mit Hypovolämie müssen sorgfältig überwacht werden, und die Dosis ist so zu wählen, dass eine Verschlechterung der Nierenfunktion vermieden wird.
Neben den Serumelektrolyten sind die Flüssigkeitsbilanz und die Nierenfunktion zu kontrollieren. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist sicherzustellen.
Bei Patienten mit schweren Dehydratationszuständen sollte zunächst eine Therapie mit intravenösen Elektrolytlösungen erfolgen.
Bei Leberinsuffizienz sowie bei Patienten mit Blutgerinnungsstörungen, insbesondere solchen mit Hämophilie und bekanntem oder vermutetem v. Willebrand-Syndrom, ist besondere Vorsicht geboten.
Um eine unverfälschte Blutgruppenbestimmung durchführen zu können, sollte eine Blutprobe vor der Infusion von VENOFUNDIN entnommen werden.
Wegen der Möglichkeit allergischer (anaphylaktischer/
anaphylaktoider) Reaktionen ist eine sorgfältige Beobachtung der Patienten erforderlich, und die Infusion ist mit langsamer Geschwindigkeit zu beginnen (siehe Abschnitt 4.8).
Nach der Infusion von HES-Lösungen können im Serum vorübergehend erhöhte Konzentrationen von -Amylase zu beobachten sein, die nicht als Hinweis auf eine gestörte Pankreasfunktion zu deuten sind (siehe Abschnitt 4.8).
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Bisher sind keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder Nährstoffen bekannt geworden.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Zur Anwendung von VENOFUNDIN in der Schwangerschaft liegen keine gesicherten Daten vor. VENOFUNDIN wurde in reproduktionstoxikologischen Studien an Tieren nicht untersucht; Untersuchungen mit ähnlichen Hydroxyethylstärke-Präparaten haben nach wiederholter Verabreichung bei Labortieren vaginale Blutungen sowie embryotoxische und teratogene Wirkungen erkennen lassen (siehe Abschnitt 5.3). Im Rahmen HES-bedingter anaphylaktischer Reaktionen bei Schwangeren kann es zu fruchtschädigenden Wirkungen kommen. VENOFUNDIN darf in der Schwangerschaft nur dann angewendet werden, wenn der vermutete Nutzen die möglichen Risiken für den Feten übersteigt; dies ist insbesondere dann zu beachten, wenn die Anwendung von VENOFUNDIN im ersten Trimenon beabsichtigt ist.
Da nicht bekannt ist, ob die in VENOFUNDIN enthaltene modifizierte Stärke in die Muttermilch übergeht, ist bei der Anwendung des Arzneimittels in der Stillzeit Vorsicht geboten. Eine vorübergehende Unterbrechung des Stillens ist in Erwägung zu ziehen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen
Nicht zutreffend.
4.8 Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen sind nach ihrer Häufigkeit und entsprechend der folgenden Klassifizierung angeordnet:
sehr häufig (1/10), häufig (1/100, 1/10), gelegentlich (1/1000, 1/100), selten (1/10.000, 1/1.000).
Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen sind unmittelbar auf die therapeutische Wirkung der Stärkelösung und die angewendeten Dosen zurückzuführen, nämlich auf den Verdünnungseffekt, der durch die intravasale Volumenvergrößerung ohne gleichzeitige Zufuhr von Blutbestandteilen hervorgerufen wird. Darüber hinaus kann es auch zu einer Verdünnung der Gerinnungsfaktoren kommen.
Die sehr selten vorkommenden Überempfindlichkeitsreaktionen sind nicht dosisabhängig.
Erkrankungen des Blutes- und des Lymphsystems
Sehr häufig: Hämatokritabnahme und Verminderung der Konzentration der Plasmaproteine infolge des Verdünnungseffekts.
Häufig (dosisabhängig):Höhere Hydroxyethylstärke-Dosierungen bewirken eine Verdünnung der Gerinnungsfaktoren und können dadurch die Blutgerinnung beeinflussen. Nach Anwendung hoher Dosen kann es zu einer Verlängerung der Blutungszeit und der aPTT sowie zu einer Abnahme des FVIII/vWF-Komplexes kommen. Siehe Abschnitt 4.4 "Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung".
Erkrankungen des Immunsystems
Selten:Anaphylaktische Reaktionen unterschiedlicher Schweregrade. Einzelheiten siehe "Anaphylaktische Reaktionen" weiter unten.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort
Gelegentlich:Wiederholte HES-Infusionen im Laufe mehrerer Tage können insbesondere beim Erreichen hoher kumulativer Dosen zu therapierefraktärem Juckreiz führen. Dieser kann auch erst etliche Wochen nach Abschluss der Stärkeinfusionen auftreten und monatelang anhalten. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieser Nebenwirkung ist für VENOFUNDIN noch nicht ausreichend untersucht worden.
Untersuchungen
Sehr häufig: Die Hydroxyethylstärke-Infusion führt zu einem Anstieg der -Amylase im Serum. Dieser Effekt ist auf die Bildung eines Amylase/Hydroxyethylstärke-Komplexes mit verlängerter renaler und extrarenaler Elimination zurückzuführen und sollte nicht als Nachweis für eine Pankreaserkrankung fehlgedeutet werden.
Anaphylaktische Reaktionen
Bei Anwendung von Hydroxyethylstärke kann es zu anaphylaktischen Reaktionen unterschiedlicher Schweregrade kommen. Daher sind alle mit Stärkelösungen behandelte Patienten auf das Auftreten anaphylaktischer Reaktionen hin engmaschig zu überwachen. Bei einer anaphylaktischen Reaktion ist die Infusion sofort abzubrechen, und die üblichen akuten Therapiemaßnahmen sind einzuleiten.
Es stehen keine Tests zur Verfügung, mit deren Hilfe sich vorhersagen ließe, bei welchen Patienten mit anaphylaktischen Reaktionen zu rechnen ist. Auch lässt sich weder der Verlauf noch der Schweregrad solcher Reaktionen vorhersagen.
Die prophylaktische Kortikosteroidgabe hat sich nicht als wirksam erwiesen.
4.9 Überdosierung
Das größte Risiko einer akuten Überdosierung stellt die Hypervolämie dar. In diesem Fall ist die Infusion sofort abzubrechen und die Gabe eines Diuretikums in Erwägung zu ziehen.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Blutersatzmittel und Plasmaproteinfraktionen.
ATC-Code: B05A A07
VENOFUNDIN ist ein kolloidales Volumenersatzmittel mit 6% Hydroxyethylstärke (HES) in physiologischer Kochsalzlösung (Natriumchloridlösung 9 mg/ml). Das mittlere Molekulargewicht des Kolloids beträgt 130 000 Dalton und die molare Substitution ist 0,42.
VENOFUNDIN ist iso-onkotisch, d.h. die Zunahme des intravasalen Plasmavolumens entspricht der infundierten Menge.
Die Dauer des Volumeneffektes hängt vornehmlich von der molaren Substitution und in geringerem Umfang vom mittleren Molekulargewicht ab. Durch intravasale Hydrolyse der HES-Polymere werden fortlaufend kleinere Moleküle freigesetzt, die vor ihrer renalen Elimination ebenfalls onkotisch wirksam sind.
VENOFUNDIN kann eine Abnahme des Hämatokrits und der Plasmaviskosität bewirken.
Nach isovolämischer Anwendung bleibt der volumenstabilisierende Effekt mindestens 6 h lang erhalten.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Hydroxyethylstärke stellt ein Gemisch verschiedener Molekülsorten mit unterschiedlichem Substitutionsgrad und Molekulargewicht dar. Von Substitutionsgrad und Molekulargewicht hängt auch die Elimination ab. Moleküle, die kleiner sind als die Nierenschwelle, werden durch glomeruläre Filtration eliminiert. Größere Moleküle werden zuerst durch -Amylase abgebaut und danach renal eliminiert. Mit steigendem Substitutionsgrad nimmt die Abbaurate ab. Ungefähr 50 % einer angewendeten Dosis werden innerhalb von 24 Stunden mit dem Urin ausgeschieden.
Nach einmaliger Infusion von 1000 ml VENOFUNDIN beträgt die Plasma-Clearance 19 ml/min, die AUC 58 mg • h/ml und die terminale Halbwertszeit ungefähr 12 h.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Mit VENOFUNDIN wurden keine toxikologischen Tierstudien durchgeführt. In Veröffentlichungen toxikologischer Tierstudien zur wiederholten hypervolämischen Anwendung vergleichbarer Hydroxyethylstärke-Präparate fanden sich Hinweise auf Blutungen und ausgedehnte Histiozytose (vermehrte Einlagerung schaumiger Histiozyten/Makrophagen) in mehreren Organen bei erhöhtem Gewicht von Leber, Niere und Milz. Über Fettansammlungen und Vakuolisierungen in Organen wurde ebenso berichtet wie über Anstiege der ASAT- und ALAT-Konzentrationen im Plasma. Für einige der dargestellten Befunde wurden die Gründe in Blutverdünnung, Kreislaufüberlastung sowie der Kumulation von Stärke in Phagozytosezellen vermutet.
Vergleichbare HES-Präparate wurden in Standardtests als nicht gentoxisch eingestuft.
Reproduktionstoxikologische Untersuchungen mit HES-Präparaten ließen nach wiederholter Verabreichung bei Labortieren vaginale Blutungen, embryo-fetotoxische und teratogene Wirkungen erkennen. Diese Wirkungen können mit der Hämodilution in Verbindung stehen, die zu fetaler Hypoxie und Hypervolämie führt. Die Blutungen können zum Teil auch durch direkte Wirkungen von HES auf die Blutgerinnung bedingt sein. Eine Hämodilution durch Volumenüberladung ist bei der Behandlung hypovolämischer Patienten stets zu vermeiden.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Sonstige Bestandteile
Wasser für Injektionszwecke.
6.2 Inkompatibilitäten
Solange keine Kompatibilitätsstudien durchgeführt wurden, darf dieses Arzneimittel nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
Glasflasche: 3 Jahre
Kunststoffflasche: 3 Jahre
Beutel: 2 Jahre
Dauer der Haltbarkeit nach Anbruch: Die Lösung ist unmittelbar zu verwenden.
6.4 Besondere Lagerungshinweise
Nicht einfrieren.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
VENOFUNDIN steht in folgenden Behältnissen und Packungsgrößen zur Verfügung:
Flaschen aus Glas Typ II mit Butylgummistopfen.
10 x 250 ml
10 x 500 ml
Polyethylen-Flasche (Ecoflac plus)
10 x 500 ml
Polypropylen-Beutel (Ecobag) mit Butylgummistopfen und Polypropylen-Außenbeutel.
10 x 250 ml
20 x 250 ml
10 x 500 ml
20 x 500 ml
10 x 1000 ml
6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung
Nur zur einmaligen Anwendung.
Nach dem Anbruch unmittelbar zu verwenden. Nicht verbrauchte Lösung ist zu verwerfen.
Nur dann zu verwenden, wenn die Lösung klar und partikelfrei ist und die Verpackung unversehrt.
7. Pharmazeutischer Unternehmer
B. Braun Melsungen AG
Carl-Braun-Strasse 1
34212 Melsungen
8. Zulassungsnummer
59979.00.00
9. Datum der Zulassung
19.08.2004
10. Stand der Information
August 2004
11. Verschreibungsstatus/Apothekenpflicht
Verschreibungspflichtig
04fab560120af7cbc8395203fa63746d.rtf - B. Braun Melsungen AG / DE -
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