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Vincristin Liquid, L 1 Mg/Ml Injektionslösung

Document: 14.02.2005   Gebrauchsinformation (deutsch) change

Gebrauchsinformation zur Auflagenbearbeitung vom 14. Februar 2005

VINCRISTIN LIQUID, L; Zul.-Nr.: 3266.00.00

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Gebrauchsinformation


Lesen Sie die gesamte Packungsbeilage / Gebrauchsinformation sorgfältig durch, bevor Sie mit der Einnahme / Anwendung dieses Arzneimittels beginnen.

  • Heben Sie die Packungsbeilage auf. Vielleicht möchten Sie diese später nochmals lesen.

  • Wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

  • Dieses Arzneimittel wurde Ihnen persönlich verschrieben und darf nicht an Dritte weiter gegeben werden. Es kann anderen Menschen schaden, auch wenn diese das selbe Krankheitsbild haben wie Sie.


Die Packungsbeilage beinhaltet:

Was ist VINCRISTIN LIQUID, L und wofür wird es angewendet?

Was müssen Sie vor der Anwendung von VINCRISTIN LIQUID, L beachten?

Wie ist VINCRISTIN LIQUID, L anzuwenden?

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Wie ist VINCRISTIN LIQUID, L aufzubewahren?



VINCRISTIN LIQUID, L

Wirkstoff: Vincristinsulfat

Der arzneilich wirksame Bestandteil ist Vincristinsulfat.

1 ml Injektionslösung enthält 1 mg Vincristinsulfat.

Die sonstigen Bestandteile sind:

1,3 mg Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) – E218, 0,2 mg Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) – E216, Mannitol (Ph.Eur.), Essigsäure, Natriumacetat 3 H2O und Wasser für Injektionszwecke.

VINCRISTIN LIQUID, L ist in Packungen mit 1 Durchstechflasche und in Packungen mit 1 Fertigspritze erhältlich.

1 Durchstechflasche mit 1 ml Injektionslösung enthält 1 mg Vincristinsulfat

1 Durchstechflasche mit 2 ml Injektionslösung enthält 2 mg Vincristinsulfat

1 Durchstechflasche mit 5 ml Injektionslösung enthält 5 mg Vincristinsulfat

1 Fertigspritze mit 1 ml Injektionslösung enthält 1 mg Vincristinsulfat

1 Fertigspritze mit 2 ml Injektionslösung enthält 2 mg Vincristinsulfat

1. Was ist VINCRISTIN LIQUID, L und wofür wird es angewendet?

VINCRISTIN LIQUID, L ist ein Zytostatikum (tumorhemmendes Arzneimittel) aus der Gruppe der Vinca-Alkaloide, Mitosehemmstoff (hemmt die Zellteilung).

von: cell pharm GmbH – Feodor-Lynen-Straße 23 – 30625 Hannover – Telefon: 05 11 / 54 60 8-0 – Telefax: 05 11 / 54 60 8-11

hergestellt von: Lilly France S.A.S. – Rue du Colonel Lilly – F-67640 Fegersheim - Frankreich

VINCRISTIN LIQUID, L wird bei folgenden Indikationen in der Regel in der Kombinationschemotherapie angewendet:

- Remissionseinleitung und Konsolidierung bei akuter lymphatischer Leukämie

- Hodgkin-Lymphome

- Non-Hodgkin-Lymphome

- metastasiertes Mamma-Karzinom (Metastasen-bildender Brustkrebs) (Palliativtherapie (lindernde Therapie) bei ansonsten therapieresistenten Fällen)

- kleinzelliges Bronchialkarzinom

- Sarkome (osteogenes Sarkom, Ewing-Sarkom, Rhabdomyosarkom)

- Wilms-Tumor

- Neuroblastome

VINCRISTIN LIQUID, L wird in der Monotherapie angewendet bei:

- Therapierefraktären idiopathischen Thrombozytopenien (Morbus Werlhof)

2. Was müssen Sie vor der Anwendung von VINCRISTIN LIQUID, L beachten?

VINCRISTIN LIQUID, L darf nicht angewendet werden:

wenn Sie überempfindlich (allergisch) gegenüber Vincristin, Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.), Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) oder einem der sonstigen Bestandteile von VINCRISTIN LIQUID, L sind.

- bei vorbestehenden neuromuskulären Erkrankungen, speziell bei neuraler Muskelatrophie (Muskelschwund) mit segmentaler Entmarkung (demyelinisierende Form des Charcot-Marie-Tooth-Syndroms)

bei ausgeprägter Knochenmarkdepression (Knochenmarkschädigung)

VINCRISTIN LIQUID, L darf keinesfalls in die Rückenmarkflüssigkeit (intrathekal) verabreicht werden, da diese Anwendungsart tödliche Folgen hat.

Besondere Vorsicht bei der Anwendung von VINCRISTIN LIQUID, L ist erforderlich:

bei Leberfunktionsstörungen wegen der überwiegend in der Leber stattfindenden Metabolisierung (Verstoffwechselung) von Vincristin.

da Vincristin Patienten nicht gegeben werden sollte, die eine Strahlentherapie erhalten, bei der das Bestrahlungsfeld die Leber einschließt

Überwachungsmaßnahmen:

Vor Therapiebeginn und während der Behandlung sowie vor jedem Behandlungskurs sollten die Leber- und Nierenfunktion, das Blutbild sowie die neurologischen Funktionen untersucht werden. Bei Zeichen von Knochenmarkdepression ist die nächste Dosis erst nach sorgfältiger Beurteilung des Krankheitsbildes zu applizieren. Ebenso ist beim Auftreten von neurologischen Symptomen zu verfahren, da sich bei Fortsetzung der Behandlung schwere Neuropathien (Nervenleiden) entwickeln können.

Schwangerschaft und Stillzeit

Vincristinsulfat kann erbgutschädigend und fruchtschädigend wirken. Männern, die mit VINCRISTIN LIQUID, L behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis zu 6 Monate danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer irreversiblen Infertilität (dauerhafte Unfruchtbarkeit) nach einer Therapie mit VINCRISTIN LIQUID, L über die Möglichkeit einer Spermakonservierung beraten zu lassen.

VINCRISTIN LIQUID, L sollte während einer Schwangerschaft nicht angewendet werden. Bei vitaler (lebensnotwendiger) Indikation zur Behandlung einer schwangeren Patientin, sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen.

Frauen dürfen während einer Behandlung mit VINCRISTIN LIQUID, L und bis zu 6 Monate danach nicht schwanger werden.

Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein, so ist die Möglichkeit einer genetischen Beratung zu nutzen.

Während der Behandlung darf nicht gestillt werden.

Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen:

VINCRISTIN LIQUID, L kann durch Nebenwirkungen am Nervensystem und im Magen-Darm-Bereich zu einer Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit oder der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen führen.

Wichtige Warnhinweise über bestimmte Bestandteile von VINCRISTIN LIQUID, L

Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) und Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) können Überempfindlichkeits­reaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen und selten eine Verkrampfung der Atemwege (Bronchospasmus).

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln

Bitte informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen / anwenden bzw. vor kurzem eingenommen / angewendet haben, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.

Die Wirkung von VINCRISTIN LIQUID, L kann bei gleichzeitiger Behandlung mit nachfolgend genannten Arzneistoffen bzw. Präparategruppen beeinflußt werden:

Verstärkung der Wirkung oder der Nebenwirkungen von VINCRISTIN LIQUID, L durch:

Die Wirkung nachfolgend genannter Arzneistoffe bzw. Präparategruppen kann bei gleichzeitiger Behandlung mit VINCRISTIN LIQUID, L beeinflußt werden:

Abschwächung der Wirkung von:

Verstärkung der Wirkung oder der Nebenwirkungen von:

Dactinomycin: schwere Lebertoxizität (Leberschädigung) bei Patienten mit Wilms-Tumor.

Bleomycin: dosisabhängiges Raynaud-Syndrom (Gefäßkrämpfe, vorwiegend an den Fingern).

Wegen der immunsuppressiven Effekte von Chemotherapien, die auch Vincristin beinhalten, ist mit einem verminderten Ansprechen auf die jeweiligen Vakzine zu rechnen und bei Lebendvakzinen besteht die Gefahr einer Impfschädigung. Der Zeitraum bis zum Auftreten einer adäquaten Immunantwort nach Chemotherapie kann – in Abhängigkeit unter anderem von der Art der Chemotherapie und der malignen Grunderkrankung - 3 Monate bis 1 Jahr betragen.

3. Wie ist VINCRISTIN LIQUID, L anzuwenden?

Art der Anwendung:

VINCRISTIN LIQUID, L darf nur strengintravenös angewendet werden.

Eine paravenöse (neben eine Vene) Injektion ist sorgfältig zu vermeiden (siehe Abschnitte 2 und 4). Vor der Applikation von Vincristinsulfat ist die Injektion von isotonischer Natriumchloridlösungratsam, um sich von der richtigen Lage der Kanüle zu überzeugen. Ein Durchspülen der Kanüle am Ende der Vincristinsulfat-Injektion kann lokalen Reizungen an der Injektionsstelle vorbeugen.

Die Injektion kann entweder direkt intravenös oder in den Schlauch einer laufenden intravenösen Infusion erfolgen und sollte in einer Minute abgeschlossen sein.

VINCRISTIN LIQUID, L darf nur mit isotonischer Natriumchloridlösung oder Glukoselösung verdünnt werden. VINCRISTIN LIQUID, L sollte nicht mit Lösungen verdünnt werden, die den pH-Wert über den Bereich von 3,5 bis 5 hinaus erhöhen bzw. erniedrigen und nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.

VINCRISTIN LIQUID, L soll nur unter der Aufsicht eines in der Zytostatikatherapie erfahrenen Arztes angewendet werden.

Falls vom Arzt nicht anders verordnet, ist die übliche Dosis:

Erwachsene:

1,4 mg Vincristin/m2Körperoberfläche i.v., 1 x wöchentlich.

Die maximale Gesamtdosis ist 2 mg/Woche.

Kinder mit einem Körpergewicht von bis zu 10 kg:

0,05 mg Vincristin/kg KG i.v., 1 x wöchentlich.

Hinweis:Die Dosierung bei Kleinkindern wird nach dem jeweiligen Körpergewicht (nicht nach Körperoberfläche) berechnet, da bei Kleinkindern das Verhältnis zwischen Körperoberfläche und Körpergewicht ungünstig ist und es nach einer Chemotherapie bei akuter Leukämie im Vergleich zu größeren Kindern zu stärkeren neurologischen und hepatologischen Nebenwirkungen kommen kann.

Kinder mit einem Körpergewicht von 10 kg und mehr:

2 mg Vincristin/m2Körperoberfläche i.v., 1 x wöchentlich.

Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:

Bei Patienten mit einem direkten Serumbilirubin über 3 mg/100 ml wird eine Reduktion der Vincristindosis um 50% empfohlen.

Die Dosis ist der Indikation, dem angewandten Kombinationschemotherapieplan und dem Zustand des Patienten individuell anzupassen.

Eine Überdosierung von VINCRISTIN LIQUID, L kann sehr ernste, eventuell tödliche Folgen haben. Daher ist die exakte Berechnung der zulässigen Dosis besonders gewissenhaft vorzunehmen.

Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt unter Berücksichtigung der Indikation, des angewandten Kombinationschemotherapieplanes und des Zustandes des Patienten.

Hinweise für die Handhabung

Beim Umgang mit Vincristin muß Schutzkleidung getragen werden.

Haut- und Schleimhautkontakte sind zu vermeiden (Handschuhe tragen!). Wenn Vincristin mit der Haut, Schleimhaut oder den Augen in Berührung kommt, muß sofort gründlich mit Wasser gespült werden. Zur Reinigung der Haut kann Seife verwendet werden.

Die Empfehlungen „Sichere Handhabung von Zytostatika“ des Merkblattes M620 der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege sollten beachtet werden.

Wenn eine zu große Menge VINCRISTIN LIQUID, L angewendet wurde, muß mit einem verstärkten Auftreten von unerwünschten Begleiterscheinungen gerechnet werden, da die Nebenwirkungen von VINCRISTIN LIQUID, L zumeist dosisabhängig sind. Schwerwiegende Erscheinungen können bereits nach Dosen von 3 mg/m2Körperoberfläche auftreten. Bei Kindern unter 13 Jahren haben 10fache therapeutische Dosen zum Tod geführt. Führende klinische Symptome bei Überdosierung von Vincristin sind Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen), neurotoxische Erscheinungen mit Reflexausfällen, sensorische und motorische Störungen, Somnolenz, Thrombozytopenie (Abnahme der Blutplättchen), Leukozytopenie (Abnahme der weißen Blutzellen), paralytischer Ileus (Darmverschluß).

Da ein spezifisches Antidot (Gegenmittel) nicht bekannt ist, sind symptomatische therapeutische Maßnahmen notwendig:

Zu diesen Maßnahmen zählen:

1. Zur Verhütung von Nebenwirkungen, die von einer Störung der Sekretion des antidiuretischen Hormons herrühren, gehört die Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme.

2. Gabe eines Antikonvulsivums für mindestens eine Woche nach der Überdosierung.

3. Anwendung von Einläufen, um einem Ileus (Darmverschluß) vorzubeugen.

4. Überwachung des Kreislaufsystems.

5. Eventuell tägliche Hämatokrit- bzw. Hämoglobinbestimmung (Blutbilduntersuchungen), um den Transfusionsbedarf zu erkennen.

Da nur sehr geringe Mengen Vincristinsulfat im Dialysat erscheinen, ist der Nutzen einer Hämodialyse (Blutwäsche) in Fällen von Überdosierung fraglich.

Nach einem Einzelbericht konnten Nebenwirkungen nach Vincristin-Überdosierung durch Plasmapherese (Austausch des Blutplasmas) abgeschwächt werden.

Versehentliche intrathekale Gabe (Einspritzen in die Rückenmarkflüssigkeit)

Eine versehentliche intrathekale Gabe hat eine aufsteigende Lähmung zur Folge, die zum Tode führt.

Bei einer sehr kleinen Anzahl Patienten konnte eine lebensbedrohliche Lähmung und anschließender Tod verhindert werden. Es kam allerdings zu schwerwiegenden neurologischen Folgeerscheinungen und nur begrenzter späterer Erholung.

Aufgrund der veröffentlichten Behandlung dieser überlebenden Fälle, sollte nach einer versehentlichen intrathekalen Gabe von Vincristin sofort mit der folgenden Behandlung begonnen werden.

1. Über den initialen lumbalen Zugang soviel Rückenmarkflüssigkeit wie risikolos möglich entfernen.

Einbringen eines Epiduralkatheters in den Subarachnoidalraum über den Intervertebralraum oberhalb des initialen lumbalen Zugangs und Spülung der Zerebrospinalflüssigkeit mit Ringer-Laktat-Lösung.

Frischplasma (fresh frozen plasma) sollte angefordert werden. Sobald es zur Verfügung steht, sollte die Ringer-Laktat-Lösung mit 25 ml Frischplasma pro Liter versetzt werden.

Einbringen eines intraventrikulären Drain oder Katheter durch einen Neurochirurgen und Fortsetzung der Spülung der Zerebrospinalflüssigkeit, wobei Flüssigkeit durch den lumbalen Zugang entfernt wird, der mit einem geschlossenen Drainage-System verbunden ist. Ringer-Laktat-Lösung wird kontinuierlich infundiert, 150 ml/Stunde bzw. 75 ml/Stunde, nachdem Frischplasma hinzugefügt wurde.

Die Geschwindigkeit der Infusion sollte so angepaßt werden, daß die Protein-Konzentration in der Zerebrospinalflüssigkeit 150 mg/dl beträgt.

Folgende Maßnahmen wurden zusätzlich angewandt, ohne daß ihr Nutzen unmittelbar bewiesen ist:

Eine Infusion von 10 g Glutaminsäure über 24 Stunden, gefolgt von einer täglichen oralen Gabe von 3 x 500 mg Glutaminsäure für die Dauer von 3 Monaten.

100 mg Folinsäure als Bolus-Injektion, gefolgt von einer 24stündigen Infusion von 25 mg Folinsäure/Stunde, anschließend 4 x 25 mg Folinsäure i.v./Tag für eine Woche.

50 mg Pyridoxin wurden alle 8 Stunden über 30 Minuten intravenös infundiert.

Versehentliche paravenöse Injektion (Injektion neben eine Vene)

Bei einer versehentlichen Paravasation ist die Injektion sofort zu stoppen. Die lokale Injektion von Hyaluronidase und Anwendung von mäßiger Wärme an der betroffenen Stelle tragen zur Verteilung der in das Gewebe gelangten Lösung bei.

4. Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Wie alle Arzneimittel kann VINCRISTIN LIQUID, L Nebenwirkungen haben.

Die unter der Behandlung mit VINCRISTIN LIQUID, L auftretenden Nebenwirkungen sind häufig dosisabhängig und in der Regel reversibel. Bei Leberinsuffizienz (Störung der Leberfunktion) können die Nebenwirkungen infolge verlangsamter Metabolisierung (Verstoffwechselung) und verzögerter biliärer Ausscheidung verstärkt auftreten.



Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrundegelegt:

Sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten

Häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten

Gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1000 Behandelten

Selten: weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10.000 Behandelten

Sehr selten: weniger als 1 von 10.000 Behandelten, einschließlich Einzelfälle

Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems

Eine Myelosuppression (Knochenmarkschädigung) tritt dosisabhängig auf. Sie ist jedoch in der Regel reversibel und eher geringgradig.

Leukozytopenie (Abnahme der weißen Blutzellen) wird sehr häufig, Thrombozytopenie (Abnahme der Blutplättchen) und Anämie (Blutarmut) werden häufig beobachtet.

Über eine vorübergehende Thrombozytose (Vermehrung der Blutplättchen) wurde berichtet.

Erkrankungen des Immunsystems

Allergische Reaktionen wie Anaphylaxie und Ödeme (Wasseransammlung im Gewebe) wurden beobachtet.

Methyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) und Propyl-4-hydroxybenzoat (Ph.Eur.) können Überempfindlichkeits­reaktionen, auch Spätreaktionen, hervorrufen und selten eine Verkrampfung der Atemwege (Bronchospasmus).

Endokrine Erkrankungen

Das Syndrom der gestörten ADH-Sekretion (SIADH; Schwartz-Bartter-Syndrom) mit Hyponatriämie und Wasserretention wurde beobachtet.

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Aufgrund der gastrointestinalen Nebenwirkungen tritt Anorexie sehr häufig sowie Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust auf.

Erkrankungen des Nervensystems

Verstärkte Gefahr für das Auftreten von Neurotoxizität (Nervenschädigung) besteht bei Patienten mit vorbestehenden neurologischen (Nerven-) Erkrankungen.

Das Auftreten neurologischer Nebenwirkungen ist dosis- und altersabhängig.

Sehr häufig werden neuromuskuläre Störungen beobachtet. Die neuromuskulären Erscheinungen treten in Form von Neuropathien mit Sensibilitätsstörungen, Parästhesien (Mißempfindungen) und Taubheit der Finger- oder Zehenspitzen auf.

Kiefer-, Rachen-, Parotis-, Knochen-, Rücken- und Muskelschmerzen, Schmerzen in den Extremitäten und Hoden wurden berichtet.

Bei Fortsetzung der Behandlung können neuritisartige Schmerzen und motorische Ausfälle verschiedener Lokalisation beobachtet werden, des weiteren Reflexausfall (auch der tiefen Sehnenreflexe), Spitzfußstellung, Muskelschwäche, Ataxie (gestörte Bewegungskoordination), Athetose (Bewegungsstörung) und Lähmungen.

Ferner wurde über Kopfschmerzen und autonome Neuropathie unter Vincristin berichtet.

Von Polyneuropathien mit Atemlähmung wurde berichtet.

Manifestationen an den Hirnnerven in Form isolierter Paresen (unvollständiger Lähmungen) und/oder Muskellähmungen können auch bei Fehlen sonstiger motorischer Störungen auftreten.

Gleichgewichtsstörungen mit Benommenheit, Nystagmus (Augenzittern) und Schwindel wurden berichtet.

Im Zusammenhang mit einer Vincristintherapie wurde über das Auftreten von beidseitige Facialisparese (Gesichtslähmung) berichtet.

Es wurden auch uni- und bilaterale (ein- und beidseitige) Stimmbandlähmung (reversibel) und Heiserkeit beobachtet.

Krämpfe (häufig zusammen mit Bluthochdruck), bei Kindern auch Krämpfe mit anschließender Bewußtlosigkeit wurden registriert.

Zentralnervöse Störungen mit Bewußtseinsminderung, Depression, Erregung, Schlaflosigkeit, Verwirrtheitszuständen, Delirien, Koma (tiefe Bewußtlosigkeit) und Enzephalopathien (nicht entzündliche Erkrankung des Gehirns) können auftreten.

Es kann zu Psychosen und Halluzinationen kommen.

Sehr häufig:neuromuskuläre Störungen; Neuropathien mit Sensibilitätsstörungen, Parästhesien und Taubheit der Finger- oder Zehenspitzen; Schmerzen in den Extremitäten, neuritisartige Schmerzen, Reflexausfall, Muskelschwäche, Ataxie, Lähmungen, Heiserkeit.

Häufig:Kiefer-, Muskelschmerzen, motorische Ausfälle, Spitzfußstellung, isolierte Paresen, Muskellähmungen, Benommenheit, Facialsparese, Stimmbandlähmung, Krämpfe, Erregung, Halluzinationen.

Gelegentlich:Koma.

Von verschiedenen Autoren wurde empfohlen, die wöchentliche Dosis auf 2 mg Vincristinsulfat zu begrenzen, um das Auftreten der neuromuskulären Nebenwirkungen zu vermeiden.

Augenerkrankungen

Im Zusammenhang mit einer Vincristintherapie wurde über das Auftreten von Rindenblindheit, Okulomotoris-Lähmung, Ptosis (Herabhängen des Oberlids, sehr häufig), Doppelsichtigkeit, Optikusneuropathien oder -atrophien (Schädigung oder Rückbildung des Sehnervs) und Erblindung berichtet.

Erkrankungen des Ohrs und des Labyrinths

Temporäre oder permanente Hörstörungen (partielle oder vollständige Taubheit) wurden berichtet.

Herzerkrankungen

Kardiotoxische (herzschädigende) Reaktionen können auftreten.

Vorsicht ist geboten bei Patienten mit ischämischen Herzerkrankungen.

Fälle von koronarer Herzkrankheit (Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Angina pectoris und/oder vorübergehende EKG-Veränderungen) wurden berichtet, insbesondere bei Kombination mit anderen Zytostatika oder Mediastinum-Bestrahlung (Bestrahlung des mittleren Brustraums).

Gefäßerkrankungen

Ferner wurde über arterielle Hyper- bzw. Hypotonie (hoher bzw. niedriger Blutdruck) unter Vincristin berichtet.

Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums

Es wurde über ausgeprägten Bronchospasmus (Bronchialkrampf) und akute Atemnot (ARDS) berichtet, im allgemeinen im Rahmen einer Kombinationsbehandlung mit Mitomycin (siehe Abschnitt 2). Diese Reaktionen können im zeitlichen Zusammenhang mit der Gabe von Vincristinsulfat, aber auch verzögert auftreten.

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

Gastrointestinale Nebenwirkungen treten durch neuroviszerale Schädigung in Form von Obstipation (Verstopfung), abdominellen (Bauch-)Krämpfen und Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen und Inkontinenz auf.

Über Entzündungen und Ulzerationen (Geschwüre) an der Mundschleimhaut sowie gastrointestinale Blutungen, Perforation (Durchbruch) und/oder Nekrosen (lokaler Gewebstod) wurde berichtet.

Es kann insbesondere bei Kindern zu paralytischem Ileus (Darmverschluß) kommen.

Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) wurde berichtet.

Sehr häufig:Obstipation, abdominelle Krämpfe und Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen.

Häufig:Durchfall, paralytischer Ileus.

Leber- und Gallenerkrankungen

Insbesondere bei Kindern wurde über ein Budd-Chiari-Syndrom (Verschluß der Lebervenen, VOD) berichtet.

Erkankungen der Haut und des Unterhautgewebes

Sehr häufig tritt eine in der Regel reversible Alopezie (Haarausfall) auf.

Hautauschlag wird häufig beobachtet.

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Es wurden Polyurie (erhöhtes Harnvolumen) und Dysurie (erschwerte Blasenentleerung) berichtet.

Auch Harnverhaltung, Harnblasenatonie und Harninkontinenz traten auf.

Wie bei allen Zytostatikatherapien kann es auch nach Vincristinsulfat-Gabe zu einer akuten Niereninsuffizienz (Störung der Nierenfunktion) infolge einer Hyperurikämie kommen.

Erkrankungen der Geschlechtsorgane und der Brustdrüse

Vincristin kann bei Männern und Frauen zu Infertilität (Unfruchtbarkeit; Azoospermie (Fehlen reifer Spermien), Amenorrhoe (Ausbleiben der Monatsblutung)) führen. Abhängig vom Alter der Patienten und von der Gesamtdosis ist eine Reversibilität der Effekte auf die Fertilität möglich.

Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort

An der Injektionsstelle können Reizungen und Entzündungen auftreten.

Bei versehentlicher paravenöser (neben eine Vene) Anwendung von Vincristinsulfat können lokale Entzündungen bis hin zu schweren Nekrosen (lokaler Gewebstod) auftreten. Die Heilung kann mehrere Wochen dauern und von starken Schmerzen begleitet sein. Die Beschwerden können nach Abheilung persistieren (fortbestehen).

Sehr häufig wurde Fieber beobachtet.

Untersuchungen

Die Harnsäurekonzentration im Blut und Urin kann unter der Therapie mit Vincristinsulfat erhöht sein.

Gegenmaßnahmen

Beim Auftreten von Nebenwirkungen wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren Arzt oder Apotheker.

Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation aufgeführt sind.

5. Wie ist VINCRISTIN LIQUID, L aufzubewahren?

Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren.

Sie dürfen das Arzneimittel nach dem auf dem Etikett und der Faltschachtel angegebenen Verfallsdatum nicht mehr verwenden.

Hinweise auf Haltbarkeit nach Anbruch

Angebrochene Durchstechflaschen können bis zu 14 Tage lang verwendet werden, wenn sie bei Temperaturen zwischen +2°C und + 8°C aufbewahrt werden.

Aufbewahrungsbedingungen

VINCRISTIN LIQUID, L muß zwischen +2°C und +8°C aufbewahrt werden.

Das Behältnis im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.

Sie dürfen VINCRISTIN LIQUID, L nicht verwenden, wenn Sie folgendes bemerken:

Vor der Anwendung sollte die Lösung daraufhin überprüft werden, daß sie frei von Partikeln ist und keine Verfärbung aufweist.

Hinweis zu Entsorgung

Nicht verwendetes VINCRISTIN LIQUID, L und alle Materialien, die mit VINCRISTIN LIQUID, L in Kontakt gekommen sind, müssen gemäß den geltenden Richtlinien für zytostatische Substanzen sachgerecht entsorgt werden.

Die bei einer Behandlung von Vincristin-Lösung mit Schwefelsäure und Kaliumpermanganat entstehenden Rückstände waren in vitro nicht mehr mutagen.


Stand der Information: Februar 2005


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