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Vincristin Liquid, L 1 Mg/Ml Injektionslösung

Document: 04.02.2003   Gebrauchsinformation (deutsch) change

Liebe Patientin, lieber Patient!


Bitte lesen Sie die folgende Gebrauchsinformation aufmerksam, weil sie wichtige Informationen darüber enthält, was Sie bei der Anwendung dieses Arzneimittels beachten sollen. Wenden Sie sich bei Fragen bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.




Gebrauchsinformation


VINCRISTIN LIQUID, L


Injektionslösung




Zusammensetzung


Arzneilich wirksamer Bestandteil: 1 ml Injektionslösung enthält 1 mg Vincristinsulfat

Sonstige Bestandteile: 1 ml Injektionslösung enthält 1,3 mg Methyl-4-hydroxybenzoat, 0,2 mg Propyl-4-hydroxybenzoat sowie Mannit, Essigsäure, Natriumacetat und Wasser für Injektionszwecke.


Darreichungsform und Inhalt


1 Injektionsflasche mit 1 ml Injektionslösung

1 Injektionsflasche mit 2 ml Injektionslösung

1 Injektionsflasche mit 5 ml Injektionslösung

1 Fertigspritze mit 1 ml Injektionslösung

1 Fertigspritze mit 2 ml Injektionslösung



Stoff- oder Indikationsgruppe


Zytostatikum (tumorhemmendes Arzneimittel) aus der Gruppe der Vinca-Alkaloide
Mitosehemmer (hemmt die Zellteilung)


Pharmazeutischer Unternehmer


cell pharm GmbH

Feodor-Lynen-Str. 23

D-30625 Hannover

Telefon: 05 11 / 54 60 8-0

Telefax: 05 11 / 54 60 8-11


Hersteller


Lilly France S.A.S.

Rue du Colonel Lilly

F-67640 Fegersheim - Frankreich



Anwendungsgebiete


Vincristin wird bei folgenden Indikationen in der Regel in der Kombinationschemotherapie angewandt:


- akute Leukämien (überwiegend akute lymphatische Leukämie)

- Hodgkin-Lymphome

- Non-Hodgkin-Lymphome

- metastasiertes Mamma-Karzinom (Metastasen-bildender Brustkrebs) (Palliativtherapie (lindernde Therapie) bei ansonsten therapieresistenten Fällen)

- kleinzelliges Bronchialkarzinom

- Sarkome (osteogenes Sarkom, Ewing-Sarkom, Rhabdomyosarkom)

- Wilms-Tumor

- Neuroblastome


Monotherapie


- Therapierefraktäre idiopathische Thrombozytopenien (Morbus Werlhof)


Gegenanzeigen


Im folgenden wird beschrieben, wann Vincristin liquid, L nur unter bestimmten Bedingungen und nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden darf. Befragen Sie hierzu bitte Ihren Arzt. Dies gilt auch, wenn diese Angaben bei Ihnen früher einmal zutrafen.


Vincristin liquid, L darf nicht angewendet werden bei:


- Überempfindlichkeit gegenüber Vincristinsulfat, Parabenen oder einem der Hilfsstoffe

- vorbestehenden neuromuskulären Erkrankungen, speziell bei neuraler Muskel­atrophie mit segmentaler Entmarkung (demyelisierende Form des Charcot-Marie-Tooth-Syndroms)

- ausgeprägter Knochenmarkdepression


Vincristin liquid, L darf keinesfalls in die Rückenmarksflüssigkeit (intrathekale Applikation) verabreicht werden, da diese Anwendungsart tödliche Folgen hat.


Vorsicht ist geboten bei Leberfunktionsstörungen wegen der überwiegend in der Leber stattfindenden Metabolisierung (Verstoffwechselung) von Vincristin.

Vincristin sollte Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten, nicht gegeben werden, wenn das Bestrahlungsfeld die Leber einschließt.



Was muß in Schwangerschaft und Stillzeit beachtet werden?


Vincristinsulfat, der Wirkstoff von Vincristin liquid, L kann erbgutschädigend und fruchtschädigend wirken. Männern, die mit Vincristin liquid, L behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis zu 6 Monaten danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer dauerhaften Unfruchtbarkeit nach einer Therapie mit Vincristin liquid, L über die Möglichkeit einer Spermakonservierung beraten zu lassen.


Vincristin liquid, L sollte während einer Schwangerschaft nicht angewendet werden. Ist die Behandlung einer schwangeren Patientin unbedingt erforderlich, sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen.

Frauen dürfen während der Behandlung mit Vincristin liquid, L nicht schwanger werden.

Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein, so ist die Möglichkeit einer genetischen Beratung zu nutzen.

Während der Behandlung darf nicht gestillt werden.



Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise


Welche Vorsichtsmaßnahmen müssen beachtet werden?


Vincristin ist streng intravenös zu injizieren. Bei einer versehentlichen para­venösen Injektion tragen die lokale Injektion von Hyaluronidase und Anwendung von mäßiger Wärme an der betroffenen Stelle zur Verteilung der in das Gewebe gelangten Lösung bei.


Vincristin liquid, L darf keinesfalls in die Rückenmarksflüssigkeit (intrathekale Applikation) verabreicht werden, da diese Anwendungsart tödliche Folgen hat.


Gelangt Vincristin liquid, L in die Augen kann es zu schweren Reizerscheinungen bis zu Hornhautgeschwüren (Hornhautulzerationen) kommen.


Aufgrund des Gehaltes an Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat kann bei Anwendung dieses Arzneimittels Urtikaria (Nesselsucht) auftreten. Möglich sind auch Spätreaktionen wie Kontaktdermatitis. Selten sind Sofortreaktionen mit Urtikaria und Bronchospasmus (Bronchialkrampf).


Überwachungsmaßnahmen:


Vor Therapiebeginn und während der Behandlung sowie vor jedem Behandlungs­zyklus müssen die Leber- und Nierenfunktion, das Blutbild sowie die Funktionen des Nervensystems untersucht werden. Bei Zeichen von Knochenmarkschädigung ist die nächste Dosis erst nach sorgfältiger Beurteilung des Krankheitsbildes zu verab­reichen. Ebenso ist beim Auftreten von Funktionsstörungen des Nerven­systems (neurologischer Symptome) zu verfahren, da sich bei Fortsetzung der Behandlung schwere Nervenleiden (Neuropathien) entwickeln können.


Was müssen Sie im Straßenverkehr sowie bei der Arbeit mit Maschinen und bei Arbeiten ohne sicheren Halt beachten?


Vincristin liquid, L kann durch Nebenwirkungen am Nervensystem und im Magen-Darm-Bereich zu einer Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit oder der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen führen.



Wechselwirkungen mit anderen Mitteln


Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von Vincristin liquid, L?


Die Wirkungen mancher Arzneimittel können durch gleichzeitige Anwendung anderer Mittel beeinflußt werden. Fragen Sie daher Ihren Arzt, wenn Sie andere Mittel ständig anwenden, bis vor kurzem angewendet haben oder gleichzeitig mit dem hier vorliegenden Arzneimittel anwenden wollen. Ihr Arzt kann Ihnen sagen, ob unter diesen Umständen mit Unverträglichkeiten zu rechnen ist, oder ob besondere Maßnahmen, wie z.B. eine neue Dosisfestsetzung, erforderlich sind, wenn dieses Arzneimittel angewendet wird.


Wegen der Neurotoxizität (nervenschädigenden Wirkung) von Vincristin liquid, L sollten andere potentiell neurotoxische Medikamente nicht gleichzeitig gegeben werden.


Die gleichzeitige Gabe von Vincristin liquid, L und Ciclosporin A kann starke Neurotoxizität (Schädigung des Nervensystems) hervorrufen. Eine Kombinations­behandlung mit Vincristin liquid, L und Mitomycin ist wegen der Gefahr eines ausgeprägten Bronchospasmus (Krampf der Bronchialmuskeln) und akuter Atemnot zu unterlassen.


Bei einer Kombinationsbehandlung mit Vincristin liquid, L und L-Asparaginase muß Vincristin liquid, L 12 bis 24 Stunden vor der L-Asparaginase gegeben werden, da sonst eine Verminderung der hepatischen Clearance (Abbau in der Leber) von Vincristinsulfat mit kumulativer Toxizität (Zunahme der Schädigung durch Vincristin) in der Leber auftreten kann.


Zu beachten ist die mögliche Interaktion zwischen Vincristinsulfat und Calciumantagonisten, speziell Nifedipin, da es bei gleichzeitiger Gabe von Vincristin liquid, L und Nifedipin zu einer Herabsetzung der Plasmaclearance von Vincristinsulfat (Verschwinden von Vincristin aus dem Plasma) mit der Gefahr erhöhter Toxizität (Schädigungen) kommen kann.


Durch Chemotherapie, die auch Vincristin liquid, L beinhaltet, kann eine Krampf­anfallsprophylaxe mit Phenytoin beeinträchtigt werden, da Vincristinsulfat zu einer Herabsetzung der Phenytoinkonzentration im Blut führt. Eine Dosisanpassung sollte aufgrund regelmäßiger Blutspiegelbestimmungen erfolgen.


Vincristin liquid, L enthaltende Therapieschemata können den Digoxinplasma­spiegel senken und die renale Exkretion beeinträchtigen.


Dactinomycin: Bei Patienten mit Wilms - Tumor wurde bei Kombination von Vincristin und Dactinomycin über eine schwere Lebertoxizität berichtet.


In der Kombination mit Bleomycin kann Vincristinsulfat dosisabhängig ein Raynaud-Syndrom (Gefäßkrämpfe, vorwiegend an den Fingern) verursachen.


Bei der gleichzeitigen Behandlung mit Vincristin und Itraconazol können Neben­wirkungen, insbesondere neuromuskuläre Störungen, früher bzw. verstärkt auftreten. Es wird angenommen, daß Itraconazol über eine Hemmung des Cytochrom P450 Isoenzyms CYP 3A die Metabolisierung von Vincristin verlangsamt.



Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung


Vincristin liquid, L soll nur unter der Aufsicht eines in der Zytostatikatherapie erfahrenen Arztes angewendet werden.


Eine Überdosierung von Vincristin liquid, L kann sehr ernste, eventuell tödliche Folgen haben. Daher ist die exakte Berechnung der zulässigen Dosis besonders gewissenhaft vorzunehmen. Die Anwendung muß streng intravenös erfolgen. Paravenöse Injektionen führen im betroffenen Bereich zu ausgedehnten Nekrosen.


Die Dosis ist der Indikation, dem angewandten Kombinationschemotherapieplan und dem Zustand des Patienten individuell anzupassen.


Vincristin liquid, L wird in wöchentlichen Abständen streng intravenös injiziert.


Soweit nicht anders verordnet gelten folgende Dosierungsrichtlinien:


Erwachsene:

1,4 mg Vincristin/m2 Körperoberfläche, i.v., 1 x wöchentlich.

Die maximale Gesamtdosis ist 2 mg/Woche.


Kinder mit einem Körpergewicht von bis zu 10 kg:

0,05 mg Vincristin/kg KG i.v., 1 x wöchentlich.

Kinder mit einem Körpergewicht von 10 kg und mehr:

2 mg Vincristin/m2 Körperoberfläche i.v., 1 x wöchentlich.


Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion:

Bei Patienten mit einem direkten Serumbilirubin über 3 mg/100 ml wird eine Reduktion der Vincristinsulfat-Dosis um 50 % empfohlen.



Art der Anwendung


Vincristin liquid, L darf nur intravenös angewendet werden.

Vincristin liquid, L darf nur mit isotonischer Natriumchloridlösung oder Glukose­lösung verdünnt werden. Vincristin liquid, L sollte nicht mit Lösungen verdünnt werden, die den pH-Wert über den Bereich von 3,5 bis 5 hinaus erhöhen bzw. erniedrigen und nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden.


Vor der Anwendung sollte die Lösung daraufhin überprüft werden, daß sie frei von Partikeln ist und keine Verfärbung aufweist. Die Injektion kann entweder direkt intravenös oder in den Schlauch einer laufenden intravenösen Infusion erfolgen und sollte in einer Minute abgeschlossen sein.



Wie lange sollte Vincristin liquid, L angewendet werden?


Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt unter Berück­sichtigung der Indikation, des angewandten Kombinationschemotherapieplanes und des Zustandes des Patienten.



Überdosierung und Anwendungsfehler


Überdosierung


Die Nebenwirkungen von Vincristin liquid, L sind zumeist dosisabhängig, daher muß bei Überdosierung mit einem verstärkten Auftreten von unerwünschten Begleit­erscheinungen gerechnet werden. Schwerwiegende Erscheinungen können bereits nach Dosen von 3 mg/m2 Körperoberfläche auftreten. Bei Kindern unter 13 Jahren haben 10fache therapeutische Dosen zum Tod geführt. Da ein spezifisches Antidot nicht bekannt ist, sind symptomatische therapeutische Maßnahmen notwendig:


Zu diesen Maßnahmen zählen:


1. Zur Verhütung von Nebenwirkungen, die von einer Störung der Sekretion des antidiuretischen Hormons herrühren, gehört die Einschränkung der Flüssig­keitsaufnahme.


2. Gabe eines Antikonvulsivums für mindestens eine Woche nach der Über­dosierung.


3. Anwendung von Einläufen, um einem Ileus vorzubeugen.


4. Überwachung des Kreislaufsystems.


5. Eventuell tägliche Hämatokrit- bzw. Hämoglobinbestimmung, um den Transfusionsbedarf zu erkennen.


Da nur sehr geringe Mengen Vincristinsulfat im Dialysat erscheinen, ist der Nutzen einer Hämodialyse in Fällen von Überdosierung fraglich.


Nach einem Einzelbericht konnten Nebenwirkungen nach Vincristin-Überdosierung durch Plasmapherese abgeschwächt werden.


Versehentliche intrathekale Gabe


Nach versehentlicher intrathekaler Gabe ist umgehend ein neurochirurgischer Eingriff erforderlich, um eine aufsteigende Lähmung zu verhindern, die zum Tode führt.

Bei einer sehr kleinen Anzahl Patienten wurden eine lebensbedrohliche Lähmung und anschließender Tod verhindert. Es kam allerdings zu schwerwiegenden neurolo­gischen Folgeerscheinungen und nur begrenzter späterer Erholung.


Aufgrund der veröffentlichten Behandlung dieser überlebenden Fälle, sollte nach einer versehentlichen intrathekalen Gabe von Vincristin sofort mit der folgenden Behandlung begonnen werden.


1. Über einen lumbalen Zugang soviel Rückenmarksflüssigkeit wie risikolos möglich entfernen.


2. Einbringen eines Epiduralkatheters in den Subarachnoidalraum über den Intervertebralraum oberhalb des initialen lumbalen Zugangs und Spülung der Cerebrospinalflüssigkeit mit Ringer-Laktat-Lösung. Frischplasma (fresh frozen plasma) sollte angefordert werden. Sobald es zur Verfügung steht, sollte die Ringer-Laktat-Lösung mit 25 ml Frischplasma (fresh frozen plasma) pro Liter versetzt werden.


3. Einbringen eines intraventrikulären Drain oder Katheter durch einen Neuro­chirurgen und Fortsetzung der Spülung der Cerebrospinalflüssigkeit, wobei Flüssigkeit durch den lumbalen Zugang entfernt wird, der mit einem geschlossenen Drainage-System verbunden ist. Ringer-Laktat-Lösung wird kontinuierlich infundiert, 150 ml/Stunde bzw. 75 ml/Stunde, nachdem Frischplasma hinzugefügt wurde.

Die Geschwindigkeit der Infusion sollte so angepaßt werden, daß die Protein-Konzentration in der Cerebrospinalflüssigkeit 150 mg/dl beträgt.

Folgende Maßnahmen wurden zusätzlich angewandt, ohne daß ihr Nutzen unmittelbar bewiesen ist.

Eine Infusion von 10 g Glutaminsäure über 24 Stunden, gefolgt von einer täglichen oralen Gabe von 3 x 500 mg Glutaminsäure für die Dauer von 3 Monaten.

100 mg Folinsäure als Bolus-Injektion, gefolgt von einer 24stündigen Infusion von 25 mg Folinsäure/Stunde, anschließend 4 x 25 mg Folinsäure i.v./Tag für eine Woche.

50 mg Pyridoxin wurden alle 8 Stunden über 30 Minuten intravenös infundiert.

Welche Rolle diese Substanzen bei der Verminderung der Neurotoxizität spielten, ist unklar.



Nebenwirkungen


Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung von Vincristin liquid, L auftreten?


Arzneimittel können neben den erwünschten Hauptwirkungen auch unerwünschte Wirkungen, sogenannte Nebenwirkungen, haben.
Nebenwirkungen, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Anwendung von Vincristin liquid, L beobachtet wurden, jedoch nicht bei jedem Patienten auftreten müssen, werden im folgenden genannt.


Die unter Vincristinsulfat auftretenden Nebenwirkungen sind häufig dosisabhängig und in der Regel heilbar. Bei ungenügender Leberfunktion können die Neben­wirkungen infolge verlangsamter Verstoffwechselung und verzögerter Ausscheidung verstärkt auftreten.


Neurologische Nebenwirkungen (Nebenwirkungen der Muskeln und Nerven)


Verstärkte Gefahr für das Auftreten von Neurotoxizität (Nervenschädigung) besteht bei Patienten mit vorbestehenden neurologischen (Nerven-) Erkrankungen.


Am häufigsten werden neuromuskuläre Störungen beobachtet. Die neuromuskulären Erscheinungen treten in Form von Sensibilitätsstörungen, Parästhesien (Empfin­dungsstörungen wie Kribbeln) und Taubheit der Finger- und Zehenspitzen sowie Schmerzen in der Kieferregion auf. Bei Fortsetzung der Behandlung können neuritisartige Schmerzen und motorische Ausfälle verschiedener Lokalisation beobachtet werden, des weiteren Reflexausfall, Ataxie (gestörte Bewegungskoordi­nation) und Lähmungen. Manifestationen an den Hirnnerven in Form isolierter Paresen (unvollständiger Lähmungen) können auch bei Fehlen sonstiger motorischer Störungen auftreten.


In seltenen Fällen werden Hörverlust und Erblindung registriert. Im Zusammenhang mit einer Vincristintherapie wurde über das Auftreten von Rindenblindheit und bilateraler Stimmbänderlähmung (reversibel) berichtet. Es wurden auch Doppel­sichtigkeit, Optikusneuropathien oder -atrophien sowie beidseitige Facialisparese (Gesichtslähmung) beobachtet.


In seltenen Fällen werden Krämpfe (häufig zusammen mit Bluthochdruck), bei Kindern auch Krämpfe mit anschließender Bewußtlosigkeit registriert.


Selten treten zentralnervöse Störungen mit Bewußtseinsminderung, Verwirrt­heitszuständen, Delirien und Koma (tiefe Bewußtlosigkeit) auf. Sehr selten kommt es zu Psychosen und Halluzinationen.


Von verschiedenen Autoren wurde empfohlen, die wöchentliche Dosis auf 2 mg Vincristinsulfat zu begrenzen, um das Auftreten der neuromuskulären Neben­wirkungen zu vermeiden.


Gastrointestinale Nebenwirkungen (Nebenwirkungen des Magen-Darm-Bereiches)


Gastrointestinale Nebenwirkungen treten durch neuroviszerale Schädigung in Form von Obstipation, abdominellen (Bauch-)Krämpfen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen und Gewichtsverlust auf. Über Ulzerationen (Geschwüre) an der Mundschleimhaut, Nekrose (Gewebsschädigung) und/oder Perforation des Intestinums (Durchbruch des Dünndarms) wurde berichtet. In Einzelfällen kann es zu paralytischem Ileus (Darmverschluß) kommen.


Renale Nebenwirkungen (Nebenwirkungen an der Niere)


Es wurden Polyurie und Dysurie berichtet.


Auch Harnverhalten und Harnblasenatonie traten auf.


Selten wurde das Syndrom der gestörten ADH-Sekretion (SIADH; Schwartz-Bartter-Syndrom) mit Hyponatriämie und Wasserretention beobachtet.


Wie bei allen Zytostatikatherapien kann es auch nach Vincristinsulfat-Gabe zu einer akuten Niereninsuffizienz infolge Hyperurikämie kommen.


Knochenmarktoxizität


Eine Myelosuppression (Funktionsminderung des Knochenmarks) tritt selten und dosisabhängig auf. Sie ist jedoch in der Regel reversibel und eher geringgradig. Es werden Leukozytopenie (Abnahme der weißen Blutzellen), Thrombozytopenie (Abnahme der Blutplättchen) und Anämie (Blutarmut) beobachtet.


Kardiovaskuläre Nebenwirkungen (Nebenwirkungen am Herzen und Gefäßsystem)


Selten treten kardiotoxische (herzschädigende) Reaktionen auf. Vincristin enthaltende Zytostatikakombinationstherapien werden in Zusammenhang gebracht mit koronarer Herzkrankheit und Myokardinfarkt (Herzinfarkt) bei Patienten, welche zuvor eine Mediastinum-Bestrahlung (Bestrahlung des mittleren Teils der Brust) erhalten hatten.


Ferner wurde über Kopfschmerzen sowie arterielle Hyper- bzw. Hypotonie (zu hohen Blutdruck bzw. zu niedrigen Blutdruck) unter Vincristin berichtet.


Sonstige Nebenwirkungen


Häufig tritt eine in der Regel reversible Alopezie (Haarausfall) auf. Selten wurden allergische Reaktionen wie Anaphylaxie, Hautausschlag, Fieber und Ödeme (Wasseransammlung im Gewebe) beobachtet.


Bei versehentlicher Anwendung von Vincristinsulfat außerhalb der Vene (paravenöse Injektion), können lokale Entzündungen bis zu schweren Gewebszerstörungen auftreten. Die Heilung kann mehrere Wochen dauern und von starken Schmerzen begleitet sein. Die Beschwerden können nach Abheilung fortbestehen.


Wenn Sie Nebenwirkungen bei sich beobachten, die nicht in dieser Packungsbeilage aufgeführt sind, teilen Sie diese bitte Ihrem Arzt oder Apotheker mit.



Hinweise und Angaben zur Haltbarkeit des Arzneimittels


Das Verfallsdatum dieser Packung ist auf dem Etikett und der Faltschachtel aufgedruckt. Verwenden Sie diese Packung nicht mehr nach diesem Datum!

Vincristin liquid, L muß vor Licht geschützt und zwischen +2o C und +8o C aufbe­wahrt werden.

Angebrochene Injektionsflaschen können bis zu 14 Tage lang verwendet werden, wenn sie bei Temperaturen zwischen +2o C und + 8o C aufbewahrt werden.



Stand der Information


Januar 2003 (Vers.-Nr.: 42355/01)

31. 5. 2017 bvk/ck

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