Aludrox
Fachinformation Seite 1/3
Aludrox®, 320 mg, Tabletten
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Aludrox®, 320 mg, Tabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff:
1 Tablette enthält 319,77 mg kolloidales Aluminiumhydroxid, entsprechend 209 mg Aluminiumoxid.
1 Einzeldosis (2 Tabletten Aludrox®) entspricht einer theoretischen Säureneutralisationskapazität von ca. 24,6 mmol.
Sonstige Bestandteile: Enthält Sucrose und Pfefferminzöl (siehe Abschnitte 4.3, 4.4 und 4.8).
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
Hinweis für Diabetiker:
Eine Tablette enthält Kohlenhydrate, entsprechend weniger als 0,01 BE.
3. Darreichungsform
Tabletten
Zum Einnehmen
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
- Zur symptomatischen Therapie bei Sodbrennen und säurebedingten Magenbeschwerden.
- Zur Verminderung der Phosphatresorption bei Patienten mit Niereninsuffizienz und erhöhten Serumphosphatspiegeln.
Hinweis
Für die gastroenterologischen Anwendungsgebiete soll Aludrox® nur in fixer Kombination mit anderen Antacida eingenommen werden.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Zur symptomatischen Therapie bei Sodbrennen und säurebedingten Magenbeschwerden wird Aluminiumhydroxid mit einer Neutralisationskapazität von mindestens 20 mmol je Einzeldosis (entsprechend 2 Tabletten) bei Bedarf eingenommen. Die Einnahme sollte 1 bis 2 Stunden nach den Hauptmahlzeiten und zur Nacht erfolgen.
Bei Anwendung als Phosphatbinder erfolgt die Dosierung in Abhängigkeit von der Höhe der Serumphosphatspiegel:
-
Bei phosphatarmer Diät werden 4-mal bis 5-mal täglich als Einzelgabe bis zu 7 Tabletten Aludrox® 10 bis 20 min vor den Mahlzeiten eingenommen (entsprechend täglich bis zu 11,2 g Aluminiumhydroxid).
-
Die angegebenen Dosen sollen nicht unterschritten, bei Nichteinhaltung einer phosphatarmen Diät jedoch heraufgesetzt werden.
Die Tabletten werden mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen. Alternativ können die Tabletten auch zerkaut oder in Wasser zerfallen eingenommen werden. Falls die Tabletten zerkaut werden, sollte ausreichend Flüssigkeit nachgetrunken werden (s. a. Abschnitt 4.5 „Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen“).
Die Dauer der Anwendung ist abhängig von der Grunderkrankung. Bei Einnahme von Aludrox® zur Verminderung der Phosphatresorption ist die Dauer der Anwendung bei guter Verträglichkeit nicht begrenzt.
4.3 Gegenanzeigen
Aludrox® darf nicht angewendet werden bei
-
bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Aluminiumhydroxid oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
-
Säuglingen und Kleinkindern unter 2 Jahren
-
Hypophosphatämie
-
Obstipation
-
bekannten Dickdarmstenosen
-
akutem Abdomen.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatininclearance kleiner als 30 ml/min) sollte Aludrox® nur zur Verminderung der Phosphatresorp-tion gegeben werden.
Aludrox® darf wegen seines Gehaltes an Pfefferminzöl nicht bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren angewendet werden. Aludrox® darf ebenfalls wegen seines Gehaltes an Pfefferminzöl nicht bei Patienten mit Asthma bronchiale oder anderen Atemwegserkrankungen, die mit einer ausgeprägten Überempfindlichkeit der Atemwege einhergehen, angewendet werden. Die Inhalation von Pfefferminzöl kann zur Bronchokonstriktion führen.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Bei langfristigem Gebrauch von Aludrox® sind regelmäßige Kontrollen der Aluminiumplasmakonzentrationen erforderlich. Dabei sollten 40 µg/l nicht überschritten werden.
Bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz sollten auch bei kurzfristigem Gebrauch von Aludrox® die Aluminiumplasmakonzentrationen bestimmt werden. Darüber hinaus sind bei diesen Patienten in regelmäßigen Abständen (etwa alle halbe Jahre) neurologische Untersuchungen einschließlich EEG-Ableitung sowie eventuell Untersuchungen des Knochens sinnvoll, um möglichst frühzeitig eine Aluminiumintoxikation zu erkennen.
Bei hochdosierter längerfristiger Anwendung sollte der Serum-Phosphor-Spiegel in vier- bis achtwöchigem Abstand kontrolliert werden (Normbereich 0,8-1,6 mmol/l).
Bei bestehenden Nierenfunktionsstörungen sollte eine hochdosierte Daueranwendung nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung erfolgen.
Da Aluminiumionen die Dialysemembran passieren können, sollte aluminiumfreies Dialysatwasser verwendet werden, um einer Erhöhung der Aluminiumspiegel vorzubeugen.
Dieses Arzneimittel enthält Sucrose. Patienten mit der seltenen hereditären Fructose-Intoleranz, Glucose-Galactose-Malabsorption oder Saccharase-Isomaltase-Mangel sollten Aludrox® nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen
Die Resorption von Tetrazyklinen und den Chinolonderivaten Cipro-floxacin und Ofloxacin ist vermindert. Die Resorptionsverminderung kann bis zu 90 % betragen und ist Folge der Bildung nichtresorbierbarer Aluminium-Chelate. Die Resorption anderer Arzneistoffe kann ebenfalls vermindert, aber auch erhöht sein. Diese Resorptionsänderungen sind in der Regel klinisch nicht relevant.
Es sollte aber aus Sicherheits-gründen stets zwischen der Einnahme von Aludrox® und der Einnahme anderer Arzneimittel ein Abstand von 1 bis 2 Stunden gewahrt bleiben.
Die gleichzeitige Einnahme säurehaltiger Getränke (Obstsäfte, Wein u.a.) erhöht die intestinale Aluminiumresorption.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
Aludrox® ist in der Schwangerschaft kontraindiziert, da hierfür keine Erfahrungen beim Menschen vorliegen und Tierversuche mit Aluminiumverbindungen schädliche Auswirkungen auf die Nachkommen zeigten (s. Abschnitt 5.3 "Reproduktionstoxizität“).
In der Stillzeit soll Aludrox® nicht eingenommen werden, da es in die Muttermilch übergeht.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Es sind keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen erforderlich.
4.8 Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig: (≥ 1/10)
Häufig: (≥ 1/100 bis < 1/10)
Gelegentlich: (≥ 1/1.000 bis < 1/100)
Selten: (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000)
Sehr selten: (< 1/10.000)
Nicht bekannt: (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar)
Besonders bei hohen Dosierungen kann es zu Obstipation kommen. Sehr selten sind bei chronischer Anwendung Darmverschlüsse beo-bachtet worden.
Bei Niereninsuffizienz und bei langfristiger Einnahme hoher Dosen kann es zu Aluminium-Einlagerung vor allem in Nerven- und Knochengewebe sowie zu Phosphatverarmung kommen.
Bei Dialysepatienten kann es zu einer aluminiumassoziierten Osteo-malazie kommen. Außerdem wurde bei Dialysepatienten eine aluminiumassoziierte mikrozytäre hypochrome Anämie beschrieben. Bei der Dialyseenzephalopathie wurden intrazerebrale Aluminiumablagerungen nachgewiesen.
Pfefferminzöl kann bei Säuglingen und Kindern bis zu 2 Jahren einen Laryngospasmus hervorrufen.
4.9 Überdosierung
a) Symptome der Intoxikation
Bei Überdosierung kann Obstipation auftreten.
Obwohl bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von Aluminiumhydroxid keine systemischen Vergiftungen zu erwarten sind, sollte bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz oder aber unter Dauerhämodialyse grundsätzlich an die Möglichkeit einer Aluminiumintoxikation gedacht werden. Als Teilursache kann die langjährige Einnahme großer Mengen aluminiumhaltiger Phosphatbinder angesehen werden. Eine Intoxikation kann auch in einer erhöhten Aluminiumzufuhr aus anderer Quelle begründet sein.
b) Therapie von Intoxikationen
Bei den ersten Anzeichen einer beginnenden Aluminiumintoxikation sollte jegliche Aluminiumzufuhr gestoppt werden. Bei manifester Intoxikation, erkennbar am Auftreten klinischer Symptome, wird ein Behandlungsversuch mit Deferoxamin (Desferal®) empfohlen.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe:
Antazidum und Phosphatbinder
ATC-Code: A02AB01
Anwendung als Antazidum
Die Wirkung von Aludrox® beruht auf der Neutralisation von Magensalzsäure. Es besteht ebenfalls eine dosis- und pH-abhängige Bindung von Gallensäuren und Lysolecithin.
Anwendung als Phosphatbinder:
Bei einer Einschränkung der Nierenfunktion kommt es infolge der Ausscheidungsinsuffizienz für Phosphate zu einem Anstieg des Phosphorgehaltes im Blut (Normwert 0,8-1,6 mmol/l). Diese Zunahme der Phos-phorkonzentration im Blut hat gleichzeitig mit einer erniedrigten Kalziumkonzentration (Normwert 2,1 ‑ 2,7 mmol/l) eine stärkere Bildung und Abgabe von Parathormon in den Nebenschilddrüsen zur Folge (sekundärer Hyperparathyreodismus). Die erhöhte Parathormon-Sekretion führt wiederum u. a. zu einem Abbau von Kalzium aus dem Knochen mit nachfolgender Knochenschädigung (renale Osteopathie). Weiterhin werden extraossäre Verkalkungen beobachtet.
Zur Vermeidung dieser Störung bei chronischer Niereninsuffizienz wird Aluminiumhydroxid eingesetzt, um eine effektive Senkung der Phosphatkonzentration im Blut durch eine Verhinderung der Resorption von Phosphaten aus dem Magen-Darm-Kanal zu erreichen. Im schwach sauren bzw. basischen Milieu entsteht unlösliches Aluminiumphosphat, das mit dem Stuhl ausgeschieden wird.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Zur Vermeidung einer Hyperphosphatämie bei chronischer Niereninsuffizienz wird Aluminiumhydroxid als Phosphatbinder eingesetzt. Aluminiumhydroxid reagiert mit der Magensalzsäure zu löslichen Aluminiumhydroxokomplexen. Im Darm bilden Aluminiumionen mit Phosphat, Carbonat und Fettsäuren Salze, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden.
Der Ausfällungsprozess kann bei Vorhandensein von Nahrung bereits im Magen stattfinden. Ein Teil des Aluminiums wird resorbiert und führt zu einer passageren Erhöhung der Serumkonzentration von Aluminium und zu einer vorübergehenden Steigerung der renalen Aluminiumausscheidung. Die Serumaluminiumspiegel normalisieren sich in drei bis vier Tagen nach Absetzen der Therapie. Die Ausscheidung von Aluminiumionen erfolgt renal. Bei Niereninsuffizienz und bei langfristiger Einnahme hoher Dosen kommt es zu einer allmählichen Aluminiumeinlagerung vor allem in das Nerven- und Knochengewebe.
Aluminium passiert im Tierversuch die Plazenta. Aluminiumverbindungen gehen in die Muttermilch über.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Akute Toxizität
Eine akute Toxizität ist aufgrund der geringen Absorption (ca. 1 % für Aluminium aus Antacida) und relativ raschen renalen Elimination nicht zu ermitteln.
Chronische Toxizität
Bei eingeschränkter Nierenfunktion können hohe Plasma- und Gewebe-
spiegel (Aluminiumeinlagerungen vor allem in Nerven- und Knochengewebe) sowie Überdosierungserscheinungen auftreten (s. a. Abschnitt 4.8 „Nebenwirkungen“). Bei längerfristiger Anwendung aluminiumhaltiger Antacida kann es trotz geringer Absorption zu Störungen des Phosphat- und Calciumhaushaltes kommen.
Mutagenes und tumorerzeugendes Potenzial
Untersuchungen auf ein mutagenes oder tumorerzeugendes Potential von Aluminiumhydroxid liegen nicht vor.
Reproduktionstoxizität
Zu Aluminiumhydroxid liegen kei-nerlei Untersuchungen vor. In Tier-versuchen mit anderen Aluminium-verbindungen traten embryo- bzw. fetotoxische Effekte auf (erhöhte Resorptionsrate, Wachstumsretar-dierung, Skelettdefekte, Erhöhung der fetalen und postnatalen Sterblichkeit sowie neuromotorische Entwicklungsverzögerungen).
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Maisstärke, Sucrose, Talkum, hochdisperses Siliciumdioxid, Calciumstearat (Ph.Eur.) [pflanzlich], Saccharin-Natrium ∙ 2 H2O, Pfefferminzöl, Methylsalicylat (Ph.Eur.), Vanillin, Rosenöl, Ethanol 96 %
6.2 Inkompatibilitäten
s. Abschnitt 4.5 „Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und sonstige Wechselwirkungen“
6.3 Dauer der Haltbarkeit
5 Jahre
Dieses Arzneimittel soll nach Ablauf des Verfallsdatums nicht mehr angewendet werden.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Durchdrückpackung aus PVC/Aluminium-Folie
OP mit 20 Tabletten [N 1]
OP mit 50 Tabletten [N 2]
OP mit 100 Tabletten [N 3]
AP mit 500 (10 x 50) Tabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
RIEMSER Arzneimittel AG
An der Wiek 7
17493 Greifswald - Insel Riems
Tel.: +49 (0) 3 83 51 / 7 60
Fax: +49 (0) 3 83 51 / 3 08
E-mail: info@RIEMSER.de
Internet: www.RIEMSERgroup.com
8. Zulassungsnummer
6174912.00.00
9. Datum der Verlängerung der Zulassung
30.04.2004
10. Stand der Information
Februar 2008
11. Verkaufsabgrenzung
Apothekenpflichtig
3b4c6d0683355508150014e3fb8d64ae.rtf ÄAnz. vom 03.03.2008