Cabergolin Al 1 Mg Tabletten
Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels/SPC)
1. Bezeichnung der Arzneimittel
Cabergolin AL 1 mg Tabletten Cabergolin AL 2 mg Tabletten
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Cabergolin AL 1 mg Tabletten 1 Tablette enthält 1 mg Cabergolin
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 75,3 mg Lactose pro Tablette.
Cabergolin AL 2 mg Tabletten 1 Tablette enthält 2 mg Cabergolin
Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: 150,6 mg Lactose pro Tablette. Vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1
3. Darreichungsform
Tablette
Cabergolin AL 1 mg Tabletten
Weiße, ovale, bikonvexe Tablette mit einer Bruchrille auf jeder Seite. Auf einer Seite ist „CBG" und „1" auf jeweils einer Seite der Bruchrille eingeprägt.
Cabergolin AL 2 mg Tabletten
Weiße, kapselförmige, bikonvexe Tablette mit einer Bruchrille auf jeder Seite. Auf einer Seite ist „CBG" und „2" auf jeweils einer Seite der Bruchrille eingeprägt.
Die Tablette kann in gleiche Dosen geteilt werden.
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Behandlung der Parkinson-Krankheit
Falls die Behandlung mit einem Dopamin-Agonisten in Betracht gezogen wird, ist Cabergolin als Therapie der 2. Wahl angezeigt zur Behandlung des Morbus Parkinson:
• als Monotherapie,
• als Zusatztherapie zu Levodopa zusammen mit einem Decarboxylasehemmer,
wenn eine Therapie mit einem Nicht-Ergotamin-Dopaminagonisten nicht oder nicht ausreichend wirksam ist oder nicht vertragen wird.
Die Therapie muss durch einen Spezialisten initiiert werden. Der Nutzen einer Langzeitbehandlung muss regelmäßig überprüft und dabei das Risiko fibrotischer Reaktionen und Herzklappenveränderungen berücksichtigt werden (siehe Abschnitte 4.3, 4.4 und 4.8.)
4.2 Dosierung und Art der Anwendung Dosierung
Erwachsene und ältere Patienten
Wie bei Dopamin-Agonisten zu erwarten, scheint das Ansprechen auf die Dosis sowohl hinsichtlich der Wirksamkeit als auch der Nebenwirkungen mit der unterschiedlichen individuellen Empfindlichkeit zusammenzuhängen. Die optimale Einstellung der Dosis sollte durch langsame initiale Dosissteigerung erreicht werden. Die Anfangsdosis beträgt dabei 0,5 mg Cabergolin (de novo-Patienten) und 1 mg Cabergolin (Patienten unter Levodopa) pro Tag. Die Dosierung von gleichzeitig verabreichtem Levodopa wird gegebenenfalls langsam gesenkt und die Dosierung von Cabergolin erhöht, bis das optimale Gleichgewicht ermittelt ist. Unter Berücksichtigung der langen Halbwertszeit des Wirkstoffs sollte eine Erhöhung der täglichen Dosis um 0,5-1 mg Cabergolin in wöchentlichen (Anfangswochen) oder 2-wöchentlichen Abständen bis zum Erreichen der optimalen Dosis erfolgen. Die maximale Dosis von Cabergolin beträgt 3 mg pro Tag. Cabergolin sollte als tägliche Einzeldosis eingenommen werden.
Kinder und Jugendliche
Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Cabergolin wurde bei Kindern und Jugendlichen nicht untersucht, da die Parkinson-Krankheit diese Altersgruppe nicht betrifft.
Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz
Zur Anwendung bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung oder terminalem Nierenversagen: Siehe Abschnitt 4.4.
Art der Anwendung
Zum Einnehmen.
Um das Risiko gastrointestinaler Nebenwirkungen zu verringern, wird empfohlen, Cabergolin bei allen therapeutischen Indikationen zu den Mahlzeiten einzunehmen.
4.3 Gegenanzeigen
• Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere MutterkornalkaloidAbkömmlinge oder einen der in Abschnitt 6.1 genannten sonstigen Bestandteile,
• pulmonale, perikardiale und retroperitoneale fibrotische Störungen in der Anamnese,
• bei einer Langzeitbehandlung: Anzeichen einer kardialen Valvulopathie, die durch Echokardiographie vor Behandlungsbeginn festgestellt wurde.
(Siehe unter Abschnitt 4.4: Fibrose und Herzklappenveränderungen sowie mögliche klinische Begleiterscheinungen)
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Allgemein
Die Bewertung der Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Cabergolin ist bei Patienten mit Nieren- und Lebererkrankungen begrenzt. Wie andere Ergotabkömmlinge sollte Cabergolin mit Vorsicht bei Patienten angewendet werden, die an folgenden Krankheiten leiden: schwere Herz-KreislaufErkrankungen, Hypotonie, Raynaud-Syndrom, peptischem Ulcus oder MagenDarm-Blutungen.
Die Auswirkungen von Alkohol auf die Gesamtverträglichkeit von Cabergolin sind derzeit nicht bekannt.
Cabergolin sollte mit Vorsicht angewendet werden bei Patienten mit psychotischen Störungen, schwerwiegenden psychotischen Erkrankungen in der Vorgeschichte sowie wenn ein Risiko für eine postpartale Psychose besteht.
Eingeschränkte Leberfunktion
Bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz sollte eine niedrigere Dosis von Cabergolin erwogen werden. Im Vergleich zu gesunden Probanden und Patienten mit weniger stark eingeschränkter Leberfunktion wurde bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh-Klasse C) nach einer Einmalgabe von 1 mg eine Erhöhung der AUC festgestellt. Die Dosiseinstellung bei diesen Patienten sollte mit Vorsicht erfolgen, und es wird empfohlen, dass die Tagesdosis auf maximal 1 Milligramm beschränkt wird.
Orthostatische Hypotonie
Bei Anwendung von Cabergolin, und hierbei besonders während der ersten Tage einer Cabergolin-Therapie, kann es zum Auftreten einer orthostatischen Hypotonie kommen. Es wird zur Vorsicht geraten, wenn Cabergolin zusammen mit anderen Arzneimitteln eingenommen wird, welche den Blutdruck verringern.
Fibrose und Herzklappenveränderung sowie mögliche klinische Begleiterscheinungen
Fibrotische und seröse entzündliche Erkrankungen wie Pleuritis, Pleuraerguss, Pleurafibrose, Lungenfibrose, Perikarditis, Perikarderguss, Herzklappenveränderungen an einer oder mehreren Herzklappen (Aorten-, Mitral-, Trikuspidalklappe) bzw. eine retroperitoneale Fibrose sind nach längerer Anwendung von Ergotamin-Derivaten mit agonistischer Wirkung am Serotonin 5HT2B-Rezeptor, wie Cabergolin, aufgetreten. In einigen dieser Fälle besserten sich die Symptome oder der Ausprägungsgrad der Herzklappenveränderungen nach Beendigung der Cabergolin-Behandlung.
Die Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) war in Verbindung mit einem Pleuraerguss/einer Fibrose pathologisch erhöht. Eine Röntgenaufnahme des Thorax empfiehlt sich bei Patienten mit einem ungeklärten Anstieg der BSG auf pathologische Werte. Serumkreatinin-Bestimmungen können ebenfalls zur Diagnostik einer fibrotischen Störung eingesetzt werden.
Es wurde berichtet, dass sich nach Diagnose von Pleuraerguss, Lungenfibrose oder Herzklappenveränderung durch das Absetzen von Cabergolin eine Verbesserung der Anzeichen und Symptome ergibt (siehe Abschnitt 4.3).
Herzklappenveränderungen traten im Zusammenhang mit kumulierten Dosen auf, daher sollten Patienten mit der niedrigsten wirksamen Dosis behandelt werden. Bei jeder Kontrolle sollte das Nutzen-/Schaden-Verhältnis der Cabergolin-Behandlung für den Patienten neu bewertet werden, um über eine Fortsetzung der Behandlung mit Cabergolin zu entscheiden.
Vor Einleitung einer Langzeitbehandlung
Vor Beginn der Behandlung muss bei allen Patienten eine kardiovaskuläre Untersuchung, einschließlich Echokardiogramm, vorgenommen werden, um das mögliche Vorliegen einer asymptomatischen Herzklappenerkrankung abzuklären. Vor Behandlungsbeginn ist auch eine Bestimmung der BSG oder anderer Entzündungsmarker, eine Röntgenaufnahme des Thorax bzw. eine Prüfung der Lungenfunktion sowie der Nierenfunktion angebracht.
Es ist nicht bekannt, ob eine Cabergolin-Behandlung bei Patienten mit Herzklappenregurgitation die zugrunde liegende Erkrankung verschlechtern kann. Wenn eine fibrotische Herzklappenveränderung festgestellt wird, darf der Patient nicht mit Cabergolin behandelt werden (siehe Abschnitt 4.3).
Während einer Langzeitbehandlung
Da fibrotische Erkrankungen schleichend beginnen können, müssen in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen auf Zeichen einer fortschreitenden Fibrose durchgeführt werden. Während der Behandlung ist insbesondere auf folgende Zeichen und Symptome zu achten:
• Pleuropulmonale Erkrankungen wie Dyspnoe, Kurzatmigkeit, persistierender Husten und Brustschmerz.
• Niereninsuffizienz oder urethrale/abdominelle Gefäßverengung, eventuell mit Schmerzen in der Lendengegend und Ödemen der unteren
Extremitäten, sowie jede Art abdomineller Raumforderung oder Druckempfindlichkeit als Hinweis auf eine retroperitoneale Fibrose.
• Herzinsuffizienz; eine Herzklappenfibrose und Perikardfibrose manifestieren sich oft als Herzinsuffizienz. Eine Herzklappenfibrose (und konstriktive Perikarditis) muss deshalb beim Auftreten entsprechender Symptome ausgeschlossen werden.
Ein klinisch diagnostisches Monitoring hinsichtlich der Entwicklung einer fibrotischen Erkrankung ist dementsprechend unbedingt notwendig. Die erste Echokardiographie nach Behandlungsbeginn muss innerhalb von 3-6 Monaten durchgeführt werden. Danach muss die Häufigkeit weiterer Echokardiographien unter Berücksichtigung geeigneter individueller klinischer Befunde, vor allem der oben genannten Zeichen und Symptome, festgelegt werden, mindestens jedoch alle 6-12 Monate.
Wenn durch eine Echokardiographie eine neu diagnostizierte oder zunehmende Regurgitation, Einschränkung der Klappenbeweglichkeit, Klappensegelverdickung oder eine fibrotische Herzklappenveränderung festgestellt wird, muss die Behandlung mit Cabergolin abgebrochen werden (siehe Abschnitt 4.3).
Die Notwendigkeit weiterer klinischer Untersuchungen (z.B. körperliche Untersuchung, einschließlich sorgfältiger Herzauskultation, Röntgenaufnahme, Computertomographie) sollte von Fall zu Fall entschieden werden. Weitere Untersuchungen, wie Bestimmung der BSG und der Serumkreatinin-Werte, sollten vorgenommen werden, wenn sie zur Bestätigung der Diagnose einer fibrotischen Erkrankung erforderlich sind.
Hypotonie
Innerhalb von 6 Stunden nach Gabe von Cabergolin kann es zu einem symptomatischen Blutdruckabfall kommen. Besondere Vorsicht ist angebracht, wenn Cabergolin gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln mit bekannter blutdrucksenkender Wirkung angewendet wird. Wegen der Eliminationshalbwertszeit von Cabergolin kann die blutdrucksenkende Wirkung noch einige Tage nach Absetzen des Arzneimittels anhalten. Eine Überwachung der Behandlung mit regelmäßigen Blutdruckmessungen an den ersten 3-4 Tagen nach Beginn der Behandlung wird empfohlen.
Somnolenz und plötzliches Einschlafen
Cabergolin wird mit Somnolenz und plötzlichen Schlafattacken in Verbindung gebracht, insbesondere bei Parkinson-Patienten. Über plötzliches Einschlafen während Aktivitäten, manchmal ohne Wahrnehmung oder Warnzeichen, wurde berichtet. Patienten müssen darüber informiert sein und darauf hingewiesen werden, beim Führen von Kraftfahrzeugen oder Bedienen von Maschinen während der Behandlung mit Cabergolin Vorsicht walten zu lassen. Patienten, bei denen Somnolenz und/oder Episoden plötzlichen Einschlafens aufgetreten sind, müssen vom Führen eines Kraftfahrzeugs oder Bedienen von Maschinen absehen. Darüber hinaus ist eine Dosisreduktion oder eine Beendigung der Therapie in Erwägung zu ziehen (siehe Abschnitt 4.7).
Impulskontrollstörungen
Die Patienten sollten regelmäßig hinsichtlich der Entwicklung von Impulskontrollstörungen überwacht werden. Patienten und Betreuer sollten darauf aufmerksam gemacht werden, dass bei Patienten, die mit Dopaminagonisten, einschließlich Cabergolin, behandelt werden, Verhaltensauffälligkeiten im Sinne von Impulskontrollstörungen auftreten können, einschließlich pathologischer Spielsucht, Libidosteigerung, Hypersexualität, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang. Wenn sich solche Symptome entwickeln, sollte eine Dosisreduktion bzw. eine ausschleichende Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Niereninsuffizienz
Bei mittelschweren bis schweren Nierenerkrankungen wurden keine allgemeinen Unterschiede bezüglich der Pharmakokinetik von Cabergolin festgestellt. Die Pharmakokinetik von Cabergolin wurde bei Patienten mit terminalem Nierenversagen sowie bei Patienten unter Hämodialyse bisher nicht untersucht; bei diesen Patienten sollte die Behandlung mit Vorsicht erfolgen.
Andere
Diese Arzneimittel enthalten Lactose. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption sollten Cabergolin AL nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Gleichzeitige Anwendung nicht empfohlen
Analog zu anderen Ergotderivaten sollte Cabergolin wegen einer erhöhten systemischen Bioverfügbarkeit nicht zusammen mit Makrolidantibiotika (z.B. Erythromycin) gegeben werden.
Da Cabergolin über eine direkte Stimulation dopaminerger Rezeptoren wirkt, sollte es nicht mit Arzneimitteln mit Dopamin-antagonistischer Wirkung (wie z.B. Phenothiazinen, Butyrophenonen, Thioxanthenen, Metoclopramid) verabreicht werden, da sie den therapeutischen Effekt von Cabergolin herabsetzen können.
Zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Cabergolin und anderen Ergotalkaloiden liegen keine Informationen vor. Von einer Langzeitbehandlung mit Cabergolin bei Kombination mit diesen Arzneimitteln wird daher abgeraten.
Vorsichtsmaßnahmen
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, die den Blutdruck senken, müssen in Erwägung gezogen werden.
Die gleichzeitige Anwendung von nicht-Dopamin-agonistischen Anti-ParkinsonMitteln (z.B. Selegilin, Amantadin, Biperiden oder Trihexyphenidyl) war in den klinischen Studien bei Patienten, die Cabergolin erhielten, erlaubt. In den Studien, in denen pharmakokinetische Wechselwirkungen zwischen Cabergolin und L-Dopa oder Selegilin untersucht wurden, wurden keine Interaktionen beobachtet. Pharmakokinetische Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln können aufgrund der bisher vorliegenden Informationen zum Metabolismus von Cabergolin nicht vorhergesagt werden.
4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit
Schwangerschaft
Es gibt keine angemessenen und kontrollierten Studien zur Anwendung von Cabergolin bei schwangeren Frauen. Tierexperimentelle Studien zeigten keine teratogenen Effekte, jedoch wurden reduzierte Fertilität und Embryotoxizität in Verbindung mit der pharmakodynamischen Aktivität von Cabergolin beobachtet (siehe Abschnitt 5.3).
Vor der Gabe von Cabergolin ist eine Schwangerschaft auszuschließen und nach der Behandlung ist mindestens 1 Monat lang eine Schwangerschaft zu verhindern.
Aus einer Beobachtungsstudie über 12 Jahre zum Ausgang von Schwangerschaften nach einer Cabergolin-Therapie liegen Informationen über 256 Schwangerschaften vor. Bei 17 dieser Schwangerschaften (6,6%) kam es zu schweren angeborenen Missbildungen oder einer Fehlgeburt. Über 23 von insgesamt 258 Kindern, welche 27 schwere oder leichte neonatale Abnormalitäten aufwiesen, liegen Daten vor. Muskuloskelettale Fehlbildungen waren die häufigsten neonatalen Abnormalitäten (10) gefolgt von kardiopulmonalen Fehlbildungen (5). Zu perinatalen Störungen oder der Langzeitentwicklung von Kindern nach einer Cabergolin-Exposition in utero liegen keine Daten vor. Auf der Grundlage aktueller Literatur liegt die Prävalenz von schweren angeborenen Missbildungen in der Allgemeinbevölkerung bei 6,9% oder höher und sie schwankt zwischen unterschiedlichen Populationen. Da es keine Kontrollgruppe gab, ist es nicht möglich genau zu sagen, ob ein erhöhtes Risiko besteht.
Während der Behandlung mit Cabergolin wird eine effektive Kontrazeption empfohlen.
Cabergolin darf während der Schwangerschaft nur bei zwingender Indikation und nach sorgfältiger Nutzen/Risiko-Abwägung angewendet werden.
Aufgrund der langen Halbwertszeit des Arzneimittels und der geringen Erkenntnisse über die Exposition in utero wird empfohlen, dass Frauen mit Kinderwunsch Cabergolin 1 Monat vor dem gewünschten Beginn der Schwangerschaft absetzen. Sollte während der Behandlung eine Empfängnis eintreten, so ist die Behandlung sofort zu beenden, nachdem die
Schwangerschaft bestätigt wird, um die Cabergolin-Exposition des Fötus so gering wie möglich zu halten. Während der Schwangerschaft müssen diese Patientinnen sorgfältig auf schwangerschaftsbedingte Hypophysenvergrößerungen überwacht werden.
Stillzeit
Bei Ratten werden Cabergolin und/oder dessen Metaboliten in die Muttermilch ausgeschieden. Für den Menschen liegen keine Informationen zum Übergang in die Muttermilch vor. Aufgrund seiner Eigenschaften als Dopamin-Agonist wird jedoch vermutet, dass die Milchbildung durch Cabergolin gehemmt bzw. unterdrückt wird. Frauen sollten dazu angehalten werden, während der Therapie mit Cabergolin nicht zu stillen.
Fertilität
Cabergolin stellt die Ovulation und die Fruchtbarkeit bei Frauen mit hyperprolactinämischem Hypogonadismus wieder her. Da vor Wiedereinsetzen der Menses eine Schwangerschaft eintreten kann, wird - soweit angebracht -ein Schwangerschaftstest während der amenorrhoischen Phase empfohlen sowie nach dem Wiedereinsetzen der Menses jedes Mal dann, wenn die Menstruation sich um mehr als 3 Tage verzögert. Frauen, die keine Schwangerschaft wünschen, sollte geraten werden, während der Behandlung mit und nach dem Absetzen von Cabergolin eine wirksame nicht-hormonelle Kontrazeptionsmethode anzuwenden.
Aufgrund der begrenzten Erfahrung bezüglich der Unbedenklichkeit der fetalen Exposition mit Cabergolin ist es ratsam, dass Frauen, die eine Schwangerschaft planen, frühestens 1 Monat nach dem Absetzen von Cabergolin schwanger werden, angesichts der Tatsache, dass bei einigen Patientinnen ovulatorische Zyklen noch 6 Monate nach dem Absetzen vorhanden sind. Sollte während der Behandlung eine Schwangerschaft eintreten, ist Cabergolin abzusetzen. Als Vorsichtsmaßnahme sind Frauen zu überwachen, die schwanger werden, um Anzeichen einer Hypophysenvergrößerung zu erkennen, da es während der Gestationsphase zu einer Ausdehnung bereits bestehender Hypophysentumoren kommen kann.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Cabergolin senkt den Blutdruck; dies kann die Reaktionen bestimmter Patienten beeinträchtigen. Während der Einleitung der Behandlung sollten Patienten vorsichtig sein bei Tätigkeiten, die eine schnelle und sichere Reaktion erfordern. Dies sollte in Situationen berücksichtigt werden, in denen eine hohe Aufmerksamkeit erforderlich ist, wie z.B. beim Führen eines Fahrzeugs oder beim Bedienen von Maschinen.
Patienten, die mit Cabergolin behandelt werden und über Somnolenz und/oder plötzliche Schlafattacken berichten, müssen angewiesen werden, kein Kraftfahrzeug zu führen oder Tätigkeiten auszuüben, bei denen eine verminderte Aufmerksamkeit sie selbst oder andere dem Risiko schwerwiegender Verletzungen oder des Todes aussetzt (z.B. beim Bedienen von Maschinen), bis diese wiederkehrenden Schlafattacken und die Somnolenz nicht mehr auftreten (siehe unter Abschnitt 4.4: Somnolenz und plötzliches Einschlafen).
4.8 Nebenwirkungen
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeiten zugrunde gelegt: sehr häufig (>1/10), häufig (>1/100 bis <1/10), gelegentlich (>1/1.000 bis < 1/100), selten (>1/10.000 bis <1/1.000), sehr selten (<1/10.000), nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar).
Erkrankungen des Immunsystems Gelegentlich: Überempfindlichkeit.
Psychiatrische Erkrankungen
Häufig: Halluzinationen, Schlafstörungen, Libidosteigerung, Verwirrtheit*. Gelegentlich: Wahnvorstellungen, psychotische Störungen.
Nicht bekannt: Aggression, Hypersexualität, pathologisches Spielen.
Erkrankungen des Nervensystems
Häufig: Kopfschmerzen, Ermüdung, Benommenheit/Vertigo, Dyskinesien. Gelegentlich: Hyperkinesien*.
Nicht bekannt: plötzliches Einschlafen, Synkope, Tremor.
A ugenerkrankungen Nicht bekannt: Sehstörungen.
Herzerkrankungen
Sehr häufig: Herzklappenveränderungen (einschließlich Regurgitationen) und damit verbundene Erkrankungen (Perikarditis, Perikarderguss).
Häufig: Angina pectoris*.
Gefäßerkrankungen
Häufig: Cabergolin wirkt bei Langzeitbehandlung im Allgemeinen blutdrucksenkend; orthostatische Hypotonie.
Gelegentlich: Erythromelalgie*.
Nicht bekannt: Vasospasmen in Fingern und Zehen.
Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und Mediastinums Häufig: Dyspnoe.
Gelegentlich: Pleuraerguss*, Lungenfibrose*.
Sehr selten: Fibrose (einschließlich Pleurafibrose).
Nicht bekannt: Atemstörung, respiratorische Insuffizienz, Pleuritis, Brustschmerz.
Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Sehr häufig: Übelkeit.
Häufig: Verstopfung, Dyspepsie, Gastritis, Erbrechen.
Leber- und Gallenerkrankungen Gelegentlich: anormale Leberfunktion
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Gelegentlich: Ausschlag.
Nicht bekannt: Alopezie.
Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Nicht bekannt: Krämpfe in den Beinen.
Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Sehr häufig: periphere Ödeme.
Häufig: Asthenie.
Gelegentlich: Ödeme, Erschöpfung.
Untersuchungen
Häufig: anormaler Leberfunktionstest, Verringerung des Hämoglobinwerts, des Hämatokrits und/oder des roten Blutzellen (mehr als 15% gegenüber dem Ausgangswert).
Nicht bekannt: erhöhte CPK-Werte.
* Bei gleichzeitiger Levodopa-Behandlung.
Impulskontrollstörungen
Pathologische Spielsucht, Libidosteigerung, Hypersexualität, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang können bei Patienten auftreten, die mit Dopamin-Agonisten, einschließlich Cabergolin, behandelt werden (siehe Abschnitt 4.4).
Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung dem
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Abt. Pharmakovigilanz Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3 D-53175 Bonn
Website: http:lllwww.bfarm.de anzuzeigen.
4.9 Überdosierung
Als Symptome einer Überdosierung sind wahrscheinlich diejenigen einer Überstimulation der Dopaminrezeptoren zu erwarten, z.B. Übelkeit, Erbrechen, Magenbeschwerden, orthostatische Hypotonie, Verwirrtheit/Psychosen oder Halluzinationen auftreten.
Es sollten allgemeine unterstützende Maßnahmen ergriffen werden zur Entfernung nicht-resorbierten Wirkstoffs und zur Aufrechterhaltung des Blutdrucks, wenn notwendig. Zusätzlich kann die Gabe von Dopaminantagonisten ratsam sein.
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Dopamin-Agonist ATC-Code: N04BC06
Cabergolin ist ein synthetisches Ergotalkaloid und ein Ergolinderivat mit lang anhaltenden Dopamin-agonistischen und Prolaktin-hemmenden Eigenschaften. Eine zentrale dopaminerge Wirkung über eine Stimulation der D2-Rezeptoren wird durch höhere Dosierungen erzielt, als durch jene, die die ProlaktinSerumspiegel senken.
Kontrollierte klinische Studien haben gezeigt, dass Cabergolin in durchschnittlichen Dosen von 4 mg pro Tag nach vorausgegangener Titration (bis zu 5-6 mg Cabergolin pro Tag in den verschiedenen Studien) wirksam ist. Cabergolin vermindert die täglichen Fluktuationen der motorischen Funktion bei Parkinson-Patienten unter Levodopa/Carbidopa. Bei neu diagnostizierten Patienten wurde gezeigt, dass Cabergolin als Monotherapie im Vergleich zu Levodopa/Carbidopa geringfügig weniger häufig zu einer klinischen Besserung führt.
Hinsichtlich der endokrinen Wirkungen von Cabergolin, die nicht mit der anti-prolaktinämischen Wirkung zusammenhängen, bestätigen die verfügbaren Daten von Menschen die tierexperimentellen Befunde, die zeigen, dass die Prüfsubstanz eine sehr selektive Wirkung ohne Auswirkungen auf die Basalsekretion anderer Hypophysenhormone oder Cortisol besitzt.
Die pharmakodynamischen Wirkungen von Cabergolin, die nicht mit der therapeutischen Wirkung verbunden sind, beziehen sich ausschließlich auf die Senkung des Blutdrucks. Die maximale blutdrucksenkende Wirkung von Cabergolin als Einzeldosis tritt gewöhnlich innerhalb der ersten 6 Stunden nach Einnahme des Wirkstoffs ein und ist sowohl hinsichtlich der maximalen Senkung und der Häufigkeit dosisabhängig.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Resorption
Nach oraler Gabe wird Cabergolin schnell aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert und die maximalen Plasmakonzentrationen werden nach 0,5 - 4 Stunden erreicht.
Nahrungsmittel scheinen keinen Einfluss auf die Resorption und Verfügbarkeit von Cabergolin zu haben.
Verteilung
/n-vitro-Untersuchungen zeigten, dass Cabergolin in Konzentrationen von 0,1 -10 ng/ml zu 41 - 42% an Plasmaproteine gebunden wird.
Biotransformation
Im Urin wurde als Hauptmetabolit 6-Allyl-8ß-carboxy-ergolin identifiziert; sein Anteil machte 4 - 6% der verabreichten Dosis aus. 3 weitere Metaboliten wurden im Urin identifiziert, die zusammen weniger als 3% der verabreichten Dosis ausmachten. Die Metaboliten erwiesen sich bezüglich der Hemmung der Prolaktin-Sekretion in vitro als weitaus schwächer wirksam als Cabergolin.
Elimination
Die Eliminationshalbwertszeit von Cabergolin ist lang (63 - 68 Stunden bei gesunden Probanden und 79 - 115 Stunden bei Patientinnen mit Hyperprolaktinäm ie).
Aufgrund der Eliminationshalbwertzeit sollte ein Steady State nach 4 Wochen erreicht werden. Dies bestätigen die durchschnittlichen maximalen Cabergolin-Plasmaspiegel nach einer Einzeldosis von 0,5 mg Cabergolin (37 ± 8 pg/ml) und nach Mehrfachgabe über 4 Wochen (101 ± 43 pg/ml).
10 Tage nach der Verabreichung wurden ca. 18% bzw. 72% der Dosis im Urin bzw. in den Fäzes nachgewiesen. Unverändertes Cabergolin wurde im Urin zu einem Anteil von 2 - 3% der verabreichten Dosis gefunden.
Linearität/Nicht-Linearität
Das pharmakokinetische Profil ist bis zu 7 mg pro Tag linear.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
Nahezu alle Befunde, die während einer Serie von präklinischen Studien zur Sicherheit erhoben wurden, sind Folgeerscheinungen des zentralen dopaminergen Effekts von Cabergolin oder der lang anhaltenden Hemmung von Prolaktin bei Spezies (Nagetiere) mit einer zum Menschen unterschiedlichen spezifischen hormonellen Physiologie.
Studien zur präklinischen Sicherheit von Cabergolin deuten auf eine große Sicherheitsbreite des Wirkstoffs bei Nagern und Affen sowie auf ein fehlendes teratogenes, mutagenes und karzinogenes Potenzial hin.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Lactose, Leucin, Magnesiumstearat (Ph. Eur.).
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
3 Jahre.
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Nicht über +30°C lagern.
In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen.
Die Trocknungskapsel oder -beutel mit Silicagel darf aus der Flasche nicht entfernt werden.
6.5 Art und Inhalt der Behältnisse
Braune Glasflaschen (Typ III), die eine Trocknungskapsel oder einen Trocknungsbeutel mit Silicagel enthalten. Die braune Glasflasche besitzt eine induktionsversiegelte kindergesicherte Aluminium-Membran und einen kindergesicherten HDPE-Verschluss.
Cabergolin AL 1 mg Tabletten
Originalpackung mit 20, 40 (2x 20), 60 (3x 20) und 100 (5x 20) Tabletten Cabergolin AL 2 mg Tabletten
Originalpackung mit 20, 60 (3x 20) und 100 (5x 20) Tabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
ALIUD PHARMA® GmbH Gottlieb-Daimler-Straße 19 D-89150 Laichingen Telefon: 07333/9651-0 Telefax: 07333/9651-6004 info@aliud.de
8. Zulassungsnummern
66414.00. 00
66415.00. 00
9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung
14. Dezember 2006/2. September 2009
10. Stand der Information
März 2014
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
Diese Arzneimittel enthalten einen Stoff, dessen Wirkung bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit in der medizinischen Wissenschaft noch nicht allgemein bekannt ist.