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Cernevit

Document: 08.03.2010   Fachinformation (deutsch) change

ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS


1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Cernevit


2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


Eine Injektionsflasche mit 750 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung enthält:


Ascorbinsäure 125 mg


Cyanocobalamin 0,006 mg


Folsäure 0,414 mg


Nicotinamid 46 mg


Colecalciferol 0,0055 mg

entsprechend Vitam D3 220 I.E.


Retinolpalmitat 1,925 mg

entsprechend Retinol, Vitamin A 1,050 mg

3500 I.E.

Natrium(riboflavin-5'-hydrogenphosphat 5,67 mg

entsprechend Riboflavin, Vitamin B2 4,14 mg


Dexpanthenol 16,15 mg

entsprechend Pantothensäure, Vitamin B5 17,25 mg


all-rac-alpha-Tocopherol 10,2 mg

entsprechend Vitamin E 11,20 I.E.


Biotin 0,069 mg


Thiamindihydrogenphosphat 4 H2O 5,8 mg

entsprechend Thiamin, Vitamin B1 3,51 mg


Pyridoxinhydrochlorid 5,50 mg

entsprechend Pyridoxin, Vitamin B6 4,53 mg


Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.


3. DARREICHUNGSFORM


Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung.


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete

Dem täglichen Bedarf von Erwachsenen und Kindern über 11 Jahren entsprechende Vitaminzufuhr, sofern die orale Gabe contraindiziert oder nicht möglich ist und eine Vitaminsubstitution im Rahmen einer parenteralen Ernährung erforderlich ist.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


Soweit nicht anders verordnet, gelten folgende Dosierungsrichtlinien:

- Erwachsene und Kinder über 11 Jahre:


1 Injektionsflasche pro Tag.


Infusion: Zusatz zu Infusionslösungen, nach Überprüfung der Kompatibilität.


Art und Dauer der Anwendung


Zur intravenösen Infusion.

Cernevit ist ausschließlich zur Verwendung als Zusatz zu Infusionslösungen bestimmt.

Der Inhalt der Injektionsflasche wird durch Injektion und behutsames Schütteln von 5 ml einer geeigneten Trägerlösung aufgelöst (Wasser für Injektionszwecke).

Langsame Infusion (mindestens über 1 bis 2 Stunden) z.B. in isotonischer Natriumchlorid- oder Glucoselösung.

Cernevit kann bestimmten Infusionslösungen zur parenteralen Ernährung, die Kohlenhydrate, Fette, Aminosäuren und Elektrolyte enthalten, zugesetzt werden. Zuvor ist jedoch die Kompatibilität und Stabilität mit der entsprechenden Lösung sicherzustellen.

Auflösung und Zusatz zur Infusionslösung müssen unmittelbar vor Verabreichung erfolgen.

Die Gesamtanwendungsdauer (auch nach intermittierender Gabe) ist auf 4 Wochen zu begrenzen, da keine ausreichenden Langzeituntersuchungen vorliegen.


4.3 Gegenanzeigen


Überempfindlichkeit gegenüber (3-sn-Phosphatidyl)cholin aus Sojabohnen, Soja, Erdnuß oder einem der sonstigen Bestandteile


Hypervitaminose.

Verdacht auf Thiamin-Überempfindlichkeit sowie bekannte Überempfindlichkeit gegen eines der in Cernevit enthaltenen anderen Vitamine oder sonstigen Bestandteilen. Namentlich sollen Patienten, bei denen Zeichen einer Thiaminintoleranz (Überempfindlichkeit) aufgetreten sind, kein Cernevit bekommen.

Mangels entsprechender Studien wird empfohlen, bei schwangeren und stillenden Frauen auf die Verabreichung des Präparates zu verzichten.


4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Der Vitamin A- und Vitamin D-Gehalt von Cernevit ist bei zusätzlicher Gabe anderer Vitamin A- und Vitamin D-haltiger Präparate zu berücksichtigen, um Überdosierungen zu vermeiden.


Cernevit enthält kein Vitamin K. Falls erforderlich muss dieses getrennt verabreicht werden.


Im Falle einer Nierenfunktionsstörung ist der Spiegel der fettlöslichen Vitamine (A, D, E) zu verfolgen.


Bei einer Anwendung von Cernevit über einen Zeitraum von 3 Wochen hinaus sind Blutbildkontrollen sowie laborchemische Kontrollen der Leberenzyme durchzuführen.


Aufgrund des Gehaltes an Glycocholsäure, ist bei wiederholter Verabreichung oder Langzeit-Verabreichung von Cernevit an Patienten mit leberbedingter Gelbsucht oder deutlichen biochemischen Anzeichen einer Cholestase eine sorgfältige Überwachung der Leberfunktionen erforderlich.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Thiamin (Vitamin B1) wird durch Sulfit-haltige Infusionslösungen vollständig abgebaut. Andere Vitamine, insbesondere Cyanocobalamin, können in Anwesenheit von Vitamin B1-Abbauprodukten inaktiviert werden.


Unter Folsäuregabe kann es zu einer verminderten, antikonvulsiven Wirkung einiger Antiepileptika wie z.B. Phenytoin, Primidon kommen.


4.6 Schwangerschaft und Stillzeit


Schwangerschaft

In der Schwangerschaft beträgt die empfohlene maximale Tagesdosis 2,4 mg Retinol-Äquivalente bzw 8.000 IE und die maximale Einzeldosis 0,9 mg Retinol-Äquivalente bzw. 3.000 IE. Bei der Einnahme hoher Dosen Vitamin A während der Schwangerschaft besteht die Gefahr kindlicher Missbildungen.

Überdosierungen von Vitamin D in der Schwangerschaft müssen verhindert werden, da eine lang anhaltende Hypercalcämie zu körperlicher und geistiger Retardierung, supravalvulärer Aortenstenose und Retinopathie des Kindes führen kann. Die empfohlene tägliche Vitamin B12-Zufuhr in der Schwangerschaft beträgt 4 g. Nach den bisherigen Erfahrungen haben höhere Dosen keine nachteiligen Auswirkungen auf den Feten. Kontrollierte Studien an Schwangeren mit Tagesdosen bis 5 mg Folsäure haben keine Hinweise auf Schädigungen des Embryos oder Fetus ergeben. Folsäure-Supplementierung kann das Risiko von Neuralrohrdefekten vermindern. Da die Sicherheit einer höheren Dosierung nicht gewährleistet ist, ist eine Dosierung von mehr als 5 mg Folsäure pro Tag in der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.


Stillzeit

Die Vitamine A und D gehen in die Muttermilch über, Cernevit kann jedoch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch in der Stillzeit verwendet werden.

Die empfohlene tägliche Vitamin B12-Zufuhr in der Stillzeit beträgt 4 g. Nach den bisherigen Erfahrungen haben höhere Dosen keine nachteiligen Auswirkungen auf den Säugling. Vitamin B12 wird in der Muttermilch ausgeschieden. Für Dosierungen bis 5 mg Folsäure pro Tag sind keine Risiken bekannt. In höheren Dosierungen als 5 mg pro Tag darf Folsäure in der Stillzeit nicht angewendet werden.

Männer und Frauen im reproduktionsfähigen Alter sollten während der Behandlung effektive Maßnahmen der Empfängnisverhütung praktizieren.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen


Nicht zutreffend.


4.8 Nebenwirkungen


Sehr selten wurden bei der parenteralen Verabreichung von Thiamin (Vitamin B1), Cyanocobalamin und Folsäure anaphylaktische oder anaphylaktoide Reaktionen (ekzematöse und urtikarielle Hautreaktionen, Übelkeit, Schweißausbrüche, Herzrasen, Bronchospasmus, Atemnot, Schockzustände) beobachtet.

(3-sn-Phosphatidyl)cholin aus Sojabohnenkann sehr selten allergische reaktionen hervorrufen.


4.9 Überdosierung


Im angegebenen Dosisbereich ist mit einer Überdosierung nicht zu rechnen.


a) Symptome der lntoxikation


Eine Vitamin A- und D-Hypervitaminose.


Symptome: Vitamin-A-Hypervitaminose


Akuter Anstieg des Liquordruckes mit Kopfschmerz, Erbrechen, Schwindel, Bewusstlosigkeit. Bei Säuglingen Vorwölbung der Fontanellen.


Symptome bei chronischer Überdosierung:

Hirndrucksymptome, Hautabschilferung und -trockenheit, Haarausfall, Knochen- und Gelenkschmerzen, röntgenologischer Nachweis von Umbauzonen.


Symptome: Vitamin-D-Hypervitaminose


Ergocalciferol (Vitamin D2) und Cholecalciferot (Vitamin D3) steigern die Calcium- und Phosphatabsorption aus dem Darmlumen und mobilisieren Calcium aus dem Knochen.

Hierbei ist Vitamin D mehr antirachitisch aktiv, dessen Reduktionsprodukt DHT (Dihydrotachysterol) ist wirksamer bei der Calcium-Mobilisation aus den Knochen. Alle diese Stoffe besitzen nur eine relativ geringe therapeutische Breite. Die toxische Grenzschwelle liegt beim Erwachsenen für Vitamin D bei > 0,5 mg/d, für DHT bei > 0,25 mg/d. Einmalige akute Dosen wirken jedoch in der Regel nicht toxisch.

Bei Überdosierung kommt es neben einem Anstieg von Phosphor im Serum und Harn zum Hypercalciämiesyndrom, später auch hierdurch zur Calciumablagerung in den Geweben und vor allem in der Niere (Nephrolithiasis, Nephrocalcinose) und den Gefäßen (Hypertonie). Das klinische Bild des Hypercalciämiesyndroms ist uncharakteristisch: Schwäche, Müdigkeit, Abgespanntheit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe. Bei verminderter Konzentrationsfähigkeit der Niere ferner Polyurie, Polydipsie, Nocturie und Proteinurie. Vor allem beim Vorherrschen eines Psychosyndroms mit Verwirrtheit wird das Vergiftungsbild leicht verkannt (z.B. Diabetes mellitus, Malignom, Psychose). Diagnostisch charakteristisch ist der Anstieg des Calciums, des Phosphors und des NPN im Plasma bzw. Serum, u.U. auch eine röntgenologisch feststellbare Osteoporose und Gewebs- bzw. Nierenverkalkungen.

Wiederholte Serumcalciumkontrollen! Knochenhistologie!


b) Therapie von lntoxikationen


Sofortiges Absetzen des Präparates.


1. Vitamin A-Überdosierung


Druckentlastung und fortlaufende Kontrolle von Herz-, Leber- und Nierenfunktion, Blutbild und Augenhintergrund.


2. Hypercalcämie


Bei ausreichender Nierenfunktion wirken Infusionen mit isotonischer NaCI-Lösung (3-6 l in 24 Stunden) mit Zusatz von Furosemid unter fortlaufender Calcium- und EKG-Kontrolle recht zuverlässig calciumsenkend. Bei Oligo-Anurie ist dagegen eine Hämodialysetherapie indiziert. Glukokortikoide und Calcitonin können versucht werden.

CAVE: Todesfälle oft auch nach Normalisierung des Serum-Calcium-Spiegels!


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN

5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Blut und blutbildende Organe – Blutersatzmittel und Perfusionslösungen – Additiva zu i.v.-Lösungen – Vitamine,

ATC-Code: B05XC


Multivitaminpräparat


Die enthaltenen Wirkstoffe sind physiologische Substanzen und entfalten in den angegebenen Dosierungen keine pharmakologische Wirkung.


5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Keine Angaben.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


In physiologischen Konzentrationen sind toxische Wirkungen am Menschen nicht zu erwarten.


a) Akute Toxizität

Für Cernevit-Lösung wurde an Mäusen eine LD50, von 21 ml/kg nach intravenöser Gabe ermittelt.


b) Chronische Toxizität

In einer Studie zur chronischen Toxizität am Hund über 30 Tage wurde eine ca. 3fache therapeutische Dosis symptomlos vertragen. Nach einer ca. 10fachen therapeutischen Dosis traten erste toxische Zeichen (Lipomatosis des Knochenmarks, leichter Anstieg der SGPT) und nach einer ca. 40fachen therapeutischen Dosis zusätzlich erhöhte Cholesterol- und Phospolipidspiegel sowie ein leichter Anstieg der alkalischen Phosphatase auf.


c) Lokale Verträglichkeit

Die lokale Verträglichkeit nach intravenöser Gabe am Kaninchen kann als gut eingeschätzt werden. Nach intradermaler und intramuskulärer Injektion traten hingegen Gewebsschädigungen am Tier auf.


d) Mutagenes und tumorerzeugendes Potential

Untersuchungen zum mutagenen bzw. kanzerogenen Potential von Cernevit liegen nicht vor.

Unter den Bedingungen der klinischen Anwendung sind mutagene und tumorerzeugende Effekte von Retinol nicht zu erwarten.

Aus der vorliegenden Literatur ergeben sich keine Erkenntnisse über mutagene oder kanzerogene Eigenschaften von Vitamin B12.

In physiologischen Dosierungen sind keine mutagenen Effekte von Folsäure zu erwarten. Langzeitstudien zum tumorerzeugenden Potential liegen nicht vor.


e) Reproduktionstoxizität

Embryotoxizitätsstudien mit Cernevit liegen nicht vor. Das Trägersystem - die sog. Misch-Mizellen (Glycocholsäure + Lecithin) - wurde jedoch untersucht. Embryotoxizitätsstudien an Ratten und Kaninchen haben keine Hinweise auf ein teratogenes Potential ergeben. Bei Kaninchen führte eine ca. 10fache therapeutische Dosis zu Aborten. Die Anwendung einer etwa 10- bis 20fachen therapeutischen Dosis in der Peri- Postnatalperiode hatte bei Ratten eine erhöhte Sterblichkeit der Nachkommen zur Folge. Es liegen keine Erfahrungen beim Menschen mit der Anwendung in der Schwangerschaft und in der Stillzeit vor.

Im Tierexperiment wirken sowohl Vitamin A-Mangel als auch Vitamin A-Überdosierung teratogen. In Tierstudien zur Reproduktionstoxizität wurden bei Überdosierung von Colecalciferol während der Trächtigkeit bei Ratten, Mäusen und Kaninchen Fehlbildungen ausgelöst (Skelettdefekte, Mikrozephalie, Herzmissbildungen). Aus der vorliegenden Literatur ergeben sich keine Erkenntnisse über reproduktionstoxische Eigenschaften von Vitamin B12. Tierstudien zur Abklärung reproduktionstoxikologischer Eigenschaften von Folsäure liegen nicht vor.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN

6.1 Liste der sonstigen Bestandteile


Glycin

Glycocholsäure

(3-sn-Phosphatidyl)cholin aus Sojabohnen

Natriumhydroxid-Lösung

Salzsäure


pH-Wert: 5,9

Steril.


6.2 Inkompatibilitäten


Inkompatibilitäten sind bisher nicht bekannt.


Kompatibilität mit Infusionslösungen:

Als kompatibel werden Infusionslösungen bezeichnet, wenn bei Raumtemperatur innerhalb von 24 Stunden keine Trübung, keine Ausflockung, kein Niederschlag entsteht.


Über die Verwendung von Mischinfusionen entscheidet der verantwortliche Arzt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


Die Haltbarkeit beträgt in unversehrten Behältnissen 3 Jahre.

Das Verfalldatum ist auf der Packung aufgedruckt.


6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung


Nicht über 25°C lagern!

Im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.


Nach Auflösung darf eine in der Injektionsflasche eventuell verbleibende Restmenge nicht aufgehoben werden, sondern muss sofort verworfen werden.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Glas-Durchstechflasche mit Gummistopfen und Plastikverschluss


Packung mit 10 Durchstechflaschen mit je 750 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung.


6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung


Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen.


7. INHABER DER ZULASSUNG


Max Pharma GmbH

Marienstr. 71

D-95028 Hof / Saale


Hersteller:

Alliance Healthcare s.r.o.

Podle Trati 624/7

10800 Prague 10-Malesice

Tschechische Republik


8. ZULASSUNGSNUMMER(N)


Zul.-Nr.: 72004.00.00


9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


11. November 2009


10. STAND DER INFORMATION


März 2010


11. VERKAUFSABGRENZUNG


Verschreibungspflichtig


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