Retacillin Compositum 1,2 Mio I.E.
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Bitte lesen Sie folgende Gebrauchsinformation aufmerksam, weil sie wichtige Informationen darüber enthält, was Sie bei der Anwendung dieses Arzneimittels beachten sollen. Wenden Sie sich bei Fragen bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
G e b r a u c h s i n f o r m a t i o n
Retacillin(R)compositum1,2 Mio I.E.
Wirkstoffe: Benzylpenicillin-Natrium
Benzylpenicillin-Procain
Benzylpenicillin-Benzathin
Zusammensetzung
1 Injektionsflasche mit Pulver enthält:
arzneilich wirksame Bestandteile
Benzylpenicillin-Natrium 180 mg
entsprechend 300 000 Einheiten (E) Benzylpenicillin
Benzylpenicillin-Procain 297 mg
entsprechend 300 000 Einheiten (E) Benzylpenicillin
Benzylpenicillin-Benzathin 507 mg
entsprechend 600 000 Einheiten (E) Benzylpenicillin
sonstige Bestandteile
15 mg Povidon; Lecithin, Polysorbat 80, Natriumcitrat H2O-frei, Citronensäure H2O-frei, Mannitol, Simethicon
1 Brechampulle mit 5 ml Lösungsmittel enthält:
Wasser für Injektionszwecke
Darreichungsform und Inhalt
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionssuspension
Packung mit
1 Injektionsflasche mit Pulver und
1 Ampulle mit 5 ml Lösungsmittel N 1
Packung (Bündelpackung) mit
2 x 1 Injektionsflasche mit Pulver und
2 x 1 Ampulle mit 5 ml Lösungsmittel N 2
Packung (Bündelpackung) mit
5 x 1 Injektionsflasche mit Pulver und
5 x 1 Ampulle mit 5 ml Lösungsmittel N 2
Packung (Bündelpackung) mit
10 x 1 Injektionsflasche mit Pulver und
10 x 1 Ampulle mit 5 ml Lösungsmittel N 3
Stoff- oder Indikationsgruppe
Antibiotikum, intramuskulär anwendbares Depotpenicillin
Pharmazeutischer Unternehmer: Hersteller:
Mibe Vertriebsgesellschaft mbH Mibe GmbH Arzneimittel
Otto-Schott-Straße 15 Münchener Straße 15
07745 Jena 06796 Brehna
Telefon (03641) 648 0
Telefax (03641) 648 1803
Anwendungsgebiete
Leichtere bis mittelschwere akute sowie chronische Infektionen durch Keime mit bekannter oder nachgewiesener hoher Empfindlichkeit gegenüber Benzylpenicillin wie
Infektionen des HNO-Bereiches:
eitrige Angina (hervorgerufen durch Streptococcus pyogenes, insbesondere der serologischen Gruppe A) sowie Streptokokken-Pharyngitis
Die intramuskuläre Gabe von einem Depotpenicillin ist vor allem dann sinnvoll, wenn wegen Schluckbeschwerden eine orale Therapie, z.B. von Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V), nicht möglich ist bzw. die Compliance nicht gesichert ist.
Plaut-Vincent-Angina (hervorgerufen durch anaerobe Fusobakterien und Spirochäten [Borrelia vincenti])
Sinusitis frontalis, maxilaris, ethmoidalis und sphenoidalis sowie Otitis media (durch A-Streptokokken und Pneumokokken verursacht)
Infektionen der Atemwege:
Lobär- und Segmentpneumonie sowie Bronchopneumonien und akute bakterielle Bronchitiden (hervorgerufen durch Streptococcus pneumoniae), wenn eine orale Therapie mit geeigneten Wirkstoffen nicht möglich ist
Infektionen der Haut:
Erysipel einschließlich Rezidivprophylaxe sowie
Impetigo contagiosa (hervorgerufen durch Streptococcus pyogenes,
vorwiegend der serologischen Gruppe A)
Schweinerotlauf (hervorgerufen durch
Erysipelothrix rhusiopathiae - außer bei gleichzeitiger Sepsis
oder Endokarditis)
kalkulierte Therapie von Wundinfektionen im
Bereich von Haut- und Unterhautgewebe nur bei Biss-Infektionen
durch Pasteurella multocida
Infektionen im
Mund-Kiefer-Bereich:
schwere entzündliche Paradontopathien, apikale
Zahnabszesse und periapikale Granulome (hervorgerufen meist durch
penicillinempfindliche aerob-anaerobe
Mischflora)
Diese Infektionen können zusätzlich zu den lokalen zahnärztlichen Maßnahmen mit einem Depotpenicillin behandelt werden, wenn eine orale Gabe, z.B. von Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V) nicht möglich ist.
Scharlach (hervorgerufen durch Streptococcus pyogenes A)
Langzeitbehandlung von chronischen Streptokokkeninfektionen (z.B. rheumatisches Fieber) als Rezidivprophylaxe
Frühsyphilis (primäre, sekundäre oder latente Syphilis bei maximal einjähriger Infektionsdauer) ohne pathologische Liquorbefunde
Syphilis mit einer mehr als einjährigen Infektionsdauer (latente, kardiovaskuläre oder späte benigne Syphilis) mit Ausnahme der Neurosyphilis und nicht beim Vorliegen pathologischer Liquorbefunde.
Gegenanzeigen
Wann darf Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. nicht angewendet werden?
Wenn Sie bereits früher mit Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. oder mit anderen Penicillin-Präparaten behandelt wurden und dabei Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Hautausschläge, Juckreiz, Fieber, Atemnot, Blutdruckabfall) aufgetreten sind, darf Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. wegen der Gefahr eines lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks nicht angewendet werden. Das betrifft auch Überempfindlichkeiten gegenüber Lokalanästhetika vom Ester-Typ sowie einen der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels.
Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. darf weiterhin nicht angewendet werden bei der Behandlung Neugeborener mit vor der Geburt erworbener Syphilis.
Wann darf Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. erst nach Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden?
Im folgenden wird beschrieben, wann Sie Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. nur unter bestimmten Bedingungen und nur mit besonderer Vorsicht anwenden dürfen. Befragen Sie hierzu bitte Ihren Arzt. Dies gilt auch, wenn diese Angaben bei Ihnen früher einmal zutrafen.
Wenn bei Ihnen nach Anwendung anderer Antibiotika Unverträglichkeiten aufgetreten sind, entscheidet Ihr Arzt, ob Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. angewendet werden darf.
Was muss in Schwangerschaft und Stillzeit beachtet werden?
Bisherige Erfahrungen mit der Anwendung bei Schwangeren haben keine Anhaltspunkte für fruchtschädigende Wirkungen ergeben. Eine Anwendung von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. während der gesamten Schwangerschaft ist bei entsprechender Indikationsstellung möglich.
Benzylpenicillin und Procain werden mit der Muttermilch ausgeschieden.
Bei der Anwendung von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. während der Stillzeit ist beim gestillten Säugling eine Sensibilisierung und Beeinträchtigung der normalen bakteriellen Darmbesiedlung nicht auszuschließen.
Auf Durchfälle und Sprosspilzbesiedlung der Schleimhäute sollte beim Säugling geachtet werden.
Besonderer Hinweis:
Bei Nierenfunktionsstörungen ist die verlangsamte Ausscheidung von Povidon zu beachten.
Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise
Welche Vorsichtsmaßnahmen müssen beachtet werden?
Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. darf nicht subkutan, intravenös, intrathekal oder in Körperhöhlen injiziert oder instilliert werden.
Bei Patienten mit Verdacht auf Penicillin-Überempfindlichkeit oder allergischer Reaktionsbereitschaft ist wegen der Depotwirkung besondere Vorsicht bei der Anwendung von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. geboten. Bei jeder Anwendung von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. sollten eine ausreichende Nachbeobachtung und Möglichkeiten zur Schockbekämpfung gewährleistet sein. Bei anamnestischen Hinweisen auf eine Penicillin-Allergie muss vor der Anwendung von Depot-Präparaten ausdrücklich gewarnt werden.
Da schwere allergische Sofortreaktionen auch bei Erstanwendung möglich sind, sollte eine ärztliche Überwachung bzw. Erreichbarkeit über mindestens 1 Stunde gewährleistet sein.
Bei Patienten, die an Hautpilzerkrankungen leiden, ist das Risiko allergischer Reaktionen erhöht.
Bei Diabetikern ist mit einer verzögerten Resorption aus dem intramuskulären Depot zu rechnen.
Langfristige und wiederholte Anwendung von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. kann zu Superinfektionen mit resistenten Bakterien und Sprosspilzen führen.
Bei Neugeborenen und Säuglingen sollte die Anwendung wegen der erhöhten Gefahr eines Nicolau-Syndroms nur unter strenger Indikationsstellung erfolgen.
Bei primären Koagulopathien und medikamentöser Herabsetzung des Gerinnungssystems, z.B. mit Cumarinen, ist Retacillin(R)compositum 1,2 Mio I.E. nicht zu empfehlen.
Bei Anwendung von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio können die Ergebnisse folgender labordiagnostischer Untersuchungen beeinflusst werden:
Die Eiweißbestimmung im Urin mittels Präzipitationsverfahren (Sulfosalicylsäure, Trichloressigsäure), der Folin-Ciocalteu-Lowry-Methode oder der Biuret-Methode kann zu falsch positiven Ergebnissen führen.
Ebenfalls zu falsch positiven Ergebnissen kann die Aminosäurebestimmung im Urin mittels der Ninhydrin-Methode führen.
Penicilline binden an Albumin. In elektrophoretischen Methoden zur Albumin-Bestimmung kann dadurch eine Pseudobisalbuminämie vorgetäuscht werden.
Unter der Therapie mit Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. können der nichtenzymatische Harnzuckernachweis und der Urobilinogen-Nachweis falsch positiv ausfallen.
Bei der Bestimmumg von 17-Ketosteroiden (mittels der Zimmermann-Reaktion) im Urin können unter der Therapie mit Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. erhöhte Werte auftreten.
Was müssen Sie im Straßenverkehr sowie bei der Arbeit mit Maschinen und bei Arbeiten ohne sicheren Halt beachten?
Da das Arzneimittel Benzylpenicillin-Procain enthält, kann im Einzelfall nicht ausgeschlossen werden, dass nach der Injektion die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird.
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E.?
Die gleichzeitige Gabe von Probenecid bewirkt eine Ausscheidungshemmung von Benzylpenicillin und führt zu erhöhten Konzentrationen und einer verlängerten Verweildauer im Blut. Gleichartig wirken Acetylsalicylsäure und andere Salicylsäureverbindungen, Phenylbutazon, Indometacin und Sulfinpyrazon.
Probenecid hemmt auch den Penicillin-Transport aus der Gehirn-Rükkenmark-Flüssigkeit, so dass bei gleichzeitiger Gabe von Probenecid die ohnehin schlechte Penetration von Penicillin in das Gehirngewebe noch verringert wird.
Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. sollte aufgrund möglicher antagonistischer Effekte nicht mit das Bakterienwachstum hemmenden (bakteriostatischen) Arzneimitteln (wie Tetracycline, Chloramphenicol, Makrolide und Sulfonamide) kombiniert werden.
Die Kombinationstherapie mit geeigneten Antibiotika wie Aminoglykosiden kann zu einem synergistischen Effekt führen.
Beachten Sie bitte, dass diese Angaben auch für vor kurzem angewandte Arzneimittel gelten können.
Hinweise:
Es ist nicht auszuschließen, dass unter der Therapie mit Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. in seltenen Fällen die Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkung von hormonalen Kontrazeptiva ("Pille") in Frage gestellt sein kann. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich andere Methoden der Empfängnisverhütung anzuwenden.
Das Auftreten von Durchfällen kann zur Störung der Aufnahme anderer Arzneimittel in den Körper führen und damit deren Wirkung beeinträchtigen.
Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung
Der Internationale Biologische Referenzstandard für Benzylpenicillin wurde 1968 abgeschafft, nachdem die Substanz vollständig durch analytische Prüfmethoden charakterisiert werden konnte. Für die quantitative Angabe der Dosierung bevorzugt man jedoch noch die (biologischen) Einheiten.
Die folgenden Angaben gelten, soweit Ihnen der Arzt Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. nicht anders verordnet hat.
Wie viel Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. und wie oft sollte dieses angewendet werden?
Im Allgemeinen erhalten in Abständen von 4 bis 7 Tagen (bei Bedarf kann das Injektionsintervall verkürzt werden):
Erwachsene und Kinder über 10 Jahre (Körpergewicht über 30 kg)
1 200 000 E
Kinder über 6
Jahre (Körpergewicht über 20 kg)
600 000 bis 1 200 000 E
Kinder über 3
Jahre (Körpergewicht über 10 kg)
600 000 bis 900 000 E
Säuglinge von 10
bis 12 Wochen bis 1 Jahr (Körpergewicht 5 bis 10 kg);
beachte: "Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und
Warnhinweise"
200 000 bis 600 000 E
Rezidiv-Prophylaxe des rheumatischen Fiebers und Erysipel
Erwachsene und Kinder 1- bis 2-mal pro Monat 1 200 000 E
Erworbene Syphilis (Syphilis im Stadium I und II sowie bei nicht länger als einem Jahr bestehender latenter Syphilis):
2 400 000 E einmalig injiziert (je 1 200 000 E an zwei verschiedenen Injektionsorten)
Latente Syphilis, die länger als ein Jahr besteht oder deren Dauer unbekannt ist:
3 Injektionen von je 2 400 000 E in Abständen von einer Woche
Bei Nierenfunktionsstörungen sind in üblicher Dosierung keine toxischen Spiegel von Benzylpenicillin zu erwarten (beachte "Besonderer Hinweis" unter "Gegenanzeigen").
Wie sollte Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. angewendet werden?
Herstellung der Suspension
Das Suspendieren des Inhalts einer Injektionsflasche Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. sollte mit dem beigegebenen Lösungsmittel erfolgen. Das Lösungsmittel wird in die Injektionsflasche eingespritzt und anschließend die Flasche geschwenkt. Starkes Schütteln ist wegen Schaumbildung zu vermeiden.Die spritzfertige Suspension ist unverzüglich zu injizieren.
Injektion
Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. wird ausschließlich tief intramuskulär mit langer, dicker Nadel (Kanülendurchmesser 0,90 mm) in den oberen äußeren Quadranten der Gesäßmuskulatur in Stichrichtung auf den Darmbeinkamm oder nach der Methode von Von Hochstetter injiziert.Der Einstich sollte möglichst senkrecht zur Hautoberfläche, die Injektion möglichst fern von größeren Gefäßen erfolgen. In jedem Fall muss vor der Injektion aspiriert werden. Bei der Aspiration von Blut oder bei Schmerzen unter der Injektion muss diese abgebrochen werden.
Die Injektion darf nicht in Gewebe mit verminderter Durchblutung erfolgen. Bei wiederholter Anwendung ist die Injektionsstelle zu wechseln.
Die Injektion soll möglichst langsam und nur mit schwachem Druck vorgenommen werden. Ein "Verreiben" nach der Injektion ist zu vermeiden.
Bei der Langzeitbehandlung mit Depotpenicillinen (z.B. bei der Syphilis-Behandlung) kann es nach wiederholten Injektionen in ein engbegrenztes Areal im Muskelgewebe zu einer Gewebsschädigung sowie Durchwachsung mit Blutgefäßen kommen, wodurch bei jeder weiteren Injektion die Möglichkeit des Eindringens von Injektionsgut in die Blutbahn - sei es durch direkte Injektion in ein Blutgefäß, sei es durch Einpressen infolge des Injektionsdruckes oder gar durch "Verreiben" des Depots - vergrößert wird. Es empfiehlt sich daher, bei der Langzeitbehandlung jede Injektion möglichst weit entfernt vom Ort der letzten Injektion vorzunehmen.
Hinweis:
Wegen der möglichen Nebenwirkungen (Nicolau- oder Hoigné-Syndrom zusammen mit der Procainwirkung) ist es dringend geboten, durch einen Aspirationsversuch mit leerer Injektionsspritze die intravasale Lage der Kanüle auszuschließen.
Wie lange sollte Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. angewendet werden?
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.
Die Behandlungsdauer ist vom Ansprechen der Erreger bzw. dem klinischen Erscheinungsbild abhängig.
Die Rezidiv-Prophylaxe bei rheumatischem Fieber sollte über mindestens 5 Jahre nach der letzten Attacke erfolgen.
Überdosierung und andere Anwendungsfehler
Was ist zu tun, wenn Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. in zu großen Mengen angewendet wurde (beabsichtigte oder versehentliche Überdosierung)?
Spezielle Maßnahmen bei Überdosierung außer dem Absetzen von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. sind nicht erforderlich.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. auftreten?
Überempfindlichkeitserscheinungen
Die Häufigkeitsangaben über das Auftreten allergischer Reaktionen schwanken in einem weiten Bereich von 0,6 bis 10 %. Lebensbedrohliche anaphylaktische Schockreaktionen treten bei 1 bis 5 von 10 000 mit Penicillin behandelten Patienten auf.
Ca. 5 % der allergischen Reaktionen nach Gabe eines Depotpenicillins, das Benzylpenicillin-Procain enthält, beruhen auf einer Procain-Allergie.
Leichte Formen treten als Hautausschlag auf.
Schwerwiegender sind entzündliche Reaktionen an der Haut und an Schleimhäuten, die sich hauptsächlich an den Gefäßen der Haut und Schleimhäute abspielen wie stark juckende Hautquaddeln (Urtikaria), Schwellungen der Haut und Schleimhäute, vor allem im Gesichtsbereich, im Mund, Rachen und Kehlkopf (angioneurotisches Ödem, Larynxödem), druckschmerzhafte Hautknoten (Erythema nodosum), Kapillarblutungen in Haut und Schleimhäuten (allergische Purpura, allergische Vaskulitis), weiterhin arterielle Gefäßverschlüsse, allergische Lungenreaktionen (eosinophile pulmonale Infiltrate), Arzneimittelfieber, Atemnot (Bronchospasmus).
Eine urtikarielle Sofortreaktion muss immer als bedrohliches Zeichen angesehen werden und zwingt zum Therapieabbruch.
In Einzelfällen kann es zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock mit Kreislaufversagen, Schweißausbruch und Bewusstseinsstörungen kommen.
Im Zusammenhang mit einer Benzylpenicillin-Therapie wurde in Einzelfällen über das Auftreten schwerer, zum Teil lebensbedrohlicher blasenbildender Hautreaktionen, in der Regel mit Schleimhautbeteiligung, berichtet (Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom).
Bei Patienten mit Hautpilzerkrankungen können bereits bei erstmaliger Gabe von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. allergische Reaktionen auftreten.
Allergische Spätreaktionen kommen erst nach Tagen zur Ausbildung. Dazu gehört die seltene Allergie vom Typ der Serumkrankheit. Sie kann mit Fieber, Gelenkschwellungen und einem allergischen Exanthem einhergehen.
Jarisch-Herxheimer-Reaktion
Bei der Behandlung von Spirochäteninfektionen (Lues, Borreliose) kann es (meist 2 bis 12 Stunden nach der ersten Dosis) zum Auftreten einer Jarisch-Herxheimer-Reaktion kommen, die durch Fieber und Schüttelfrost gekennzeichnet ist.
Lokale Reaktionen
Auch bei sachgerechter Ausführung kann die intramuskuläre Injektion von Retacillin(R) compositum 1,2 Mio I.E. schmerzhaft sein. Gelegentlich werden Infiltrate oder Fieberreaktionen gesehen.
Sonstige Nebenwirkungen
Bei versehentlicher intravenöser Injektion eines Depotpenicillins kann ein Hoigné-Syndrom auftreten, das durch Todesangst, Halluzinationen, Sehstörungen, Ohrensausen, Schwindel, Parästhesien oder Tachykardien sowie bedingt durch das im Arzneimittel enthaltene Benzylpenicillin-Procain durch Erscheinungen einer Procainintoxikation gekennzeichnet ist. In der Regel verschwinden diese Symptome innerhalb von 30 Minuten vollständig, jedoch sind auch letale Ausgänge bekannt.
Nach versehentlicher intraarterieller Applikation eines Depotpenicillins kann ein Nicolau-Syndrom auftreten. Neben den örtlichen ischämiebedingten Befunden (Schmerzen, Blässe, Ödem- und Blasenbildung mit anschließender Nekrotisierung) sind schwere Verlaufsformen mit Schock und Verbrauchskoagulopathie möglich.
In Einzelfällen sind psychotische Reaktionen und Krampfanfälle beobachtet worden, die wahrscheinlich auf das in vivo freigesetzte Procain zurückzuführen sind.
Besonderer Hinweis:
Aufgrund des Povidon-Gehaltes kann nicht ausgeschlossen werden, dass es nach häufiger oder länger dauernder Anwendung in sehr seltenen Fällen zu einer Speicherung von Povidon im retikuloendothelialen System (RES) oder zu örtlichen Ablagerungen und Fremdkörpergranulomen kommen kann, die zur Verwechslung mit Geschwülsten Anlass geben können.
Wenn Sie Nebenwirkungen bei sich beobachten, die nicht in dieser Gebrauchsinformation aufgeführt sind, teilen Sie diese bitte Ihrem Arzt oder Apotheker mit.
Welche Gegenmaßnahmen sind bei Nebenwirkungen zu ergreifen?
Bitte informieren Sie Ihren Arzt über aufgetretene Nebenwirkungen, damit er diese gegebenenfalls spezifisch behandeln kann.
Bei schweren Unverträglichkeitsreaktionen sind ärztliche Sofortmaßnahmen erforderlich.
Hinweise und Angaben zur Haltbarkeit dieses Arzneimittels
Das Verfallsdatum dieser Packung ist außen aufgedruckt. Verwenden Sie diese Packung nicht mehr nach diesem Datum!
Haltbarkeit nach Herstellung der gebrauchsfertigen Zubereitung:
Die Injektionssuspensionen von Retacillin(R)compositum 1,2 Mio I.E. sind unmittelbar vor der Anwendung frisch zuzubereiten.
Wie ist Retacillin(R)compositum 1,2 Mio I.E.aufzubewahren?
Vor Licht geschützt und nicht über 25 °C lagern!
Achten Sie stets darauf, dieses Arzneimittel so aufzubewahren, dass es für Kinder nicht zu erreichen ist!
Stand der Information
Oktober 2004
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Dieses Arzneimittel ist nach den gesetzlichen Übergangsvorschriften im Verkehr. Die behördliche Prüfung auf pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ist noch nicht abgeschlossen.