Spasmolyt 30 Mg Teilbare Filmtabletten
Wortlaut der für die Fachinformation vorgesehenen Angaben
Fachinformation
1. Bezeichnung des Arzneimittels
Spasmolyt® 30 mg Teilbare Filmtabletten
Wirkstoff: Trospiumchlorid
2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung
Wirkstoff:
1 teilbare Filmtablette Spasmolyt® 30 mg enthält 30 mg Trospiumchlorid.
Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1.
3. Darreichungsform
Filmtabletten (weiß, glänzend, bikonvex)
4. Klinische Angaben
4.1 Anwendungsgebiete
Zur Behandlung der Detrusor-Instabilität oder der Detrusor-Hyperreflexie mit den Symptomen Pollakisurie, imperativem Harndrang und Dranginkontinenz.
4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Es werden 3mal täglich ½ Filmtablette oder morgens 1 und abends ½ Filmtablette eingenommen.
Bei stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance zwischen 10 und 30 ml/min/1,73 m2) sollte eine Tagesdosis von 20 mg nicht überschritten werden. Die empfohlene Dosis beträgt 20 mg/Tag bis 20 mg alle 2 Tage.
Die Filmtabletten werden unzerkaut mit einem Glas Wasser nüchtern vor den Mahlzeiten eingenommen.
Die Notwendigkeit der Weiterbehandlung sollte in regelmäßigen Abständen von 3 - 6 Monaten überprüft werden.
4.3 Gegenanzeigen
Spasmolyt® 30 mg darf nicht angewendet werden bei:
-
Harnverhalt
-
Engwinkelglaukom
-
Tachyarrhythmie
-
Myasthenia gravis
-
schwerer chronisch entzündlicher Darmerkrankung
-
toxischem Megakolon
-
dialysepflichtiger Niereninsuffizienz (Kreatinin-Clearance <10 ml/min/1,73 m²)
-
Kindern unter 12 Jahren
-
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile.
4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung
Trospiumchlorid sollte bei Patienten
-
mit obstruktiven Zuständen des Gastrointestinaltraktes (z.B. Pylorusstenose)
-
mit Behinderung des Harnabflusses mit dem Risiko der Restharnbildung
-
mit autonomer Neuropathie
-
mit einer Hiatushernie mit Refluxösophagitis
-
bei denen eine schnelle Herzschlagfolge nicht erwünscht ist, z.B. jenen mit Hyperthyreose, koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz
nur mit Vorsicht eingesetzt werden.
Da keine Untersuchungsergebnisse an Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen vorliegen, wird von der Behandlung dieser Patienten mit Trospiumchlorid abgeraten. Bei Patienten mit leichter bis mäßiger Beeinträchtigung der Leberfunktion ist Vorsicht geboten.
Trospiumchlorid wird hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden.Bei Patienten mit starker Einschränkung der Nierenfunktion wurden erhebliche Erhöhungen der Plasmaspiegel beobachtet. Deshalb sollte in dieser Patientengruppe, aber auch bei leichter bis mäßiger Einschränkung der Nierenfunktion mit Vorsicht behandelt werden.
Vor Beginn einer Therapie sollten organische Ursachen für Pollakisurie, Drangsymptomatik und Dranginkontinenz, wie Herz- oder Nierenkrankheiten, Polydipsie, sowie Infektionen und Tumoren der Harnorgane ausgeschlossen werden.
Spasmolyt® 30 mg enthält Lactose-Monohydrat. Patienten mit der seltenen hereditären Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactase-Malabsorption sollten Spasmolyt® 30 mg nicht einnehmen.
4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen
Mögliche Wechselwirkungen sind:
-
Verstärkung der anticholinergen Wirkung von Amantadin, trizyklischen Antidepressiva, Chinidin, Antihistaminika, Disopyramid sowie
-
Verstärkung der tachykarden Wirkung von Beta-Sympathomimetika
-
Abschwächung der Wirkung von Prokinetika (z.B. Metoclopramid, Cisaprid).
Da Trospiumchlorid die gastrointestinale Motilität und Sekretion beeinflussen kann, kann die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, dass die Resorption anderer, gleichzeitig eingenommener Medikamente verändert wird.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten, die Stoffe wie Guar, Colestyramin und Colestipol enthalten, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Resorption von Trospiumchlorid verringert wird. Deshalb wird die gleichzeitige Anwendung von Medikamenten, die diese Stoffe enthalten, nicht empfohlen.
Stoffwechselbedingte Wechselwirkungen mit Trospiumchlorid wurden in vitro mit Cytochrom-P450-Enzymen, die am Medikamentenstoffwechsel beteiligt sind, durchgeführt (P450 1A2, 2A6, 2C9, 2C19, 2D6, 2E1, 3A4). Dabei wurde kein Einfluss von Trospiumchlorid auf deren metabolische Aktivität festgestellt. Da Trospiumchlorid nur zu einem geringen Teil verstoffwechselt wird und eine Esterhydrolyse den einzig relevanten Stoffwechselweg darstellt, werden keine stoffwechselbedingten Wechselwirkungen erwartet.
Zudem ergaben sich weder aus klinischen Studien noch aus der Arzneimittelüberwachung Erkenntnisse, welche auf klinisch relevante Wechselwirkungen schließen lassen.
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
In tierexperimentellen Untersuchungen wurden keine Hinweise darauf gefunden, dass Trospiumchlorid schädliche Effekte auf die Schwangerschaft, die embryonale und fötale Entwicklung, die Geburt oder die nachgeburtliche Entwicklung ausüben könnte.
Dennoch sollte Spasmolyt® 30 mg in der Schwangerschaft und Stillzeit nur unter strenger Indikationsstellung angewandt werden, da keine Erfahrungen beim Menschen während der Schwangerschaft und Stillzeit vorliegen.
4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Durch Störungen der Akkomodation kann es zu einer Beeinträchtigung der Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zur Bedienung von Maschinen kommen.
Untersuchungen anderer Parameter zur Messung der Fahrtüchtigkeit (visuelle Orientierung, allgemeine Reaktionsbereitschaft, Reaktion unter Stress, Konzentration und motorische Koordination) haben jedoch keine Hinweise auf einen Einfluss von Trospiumchlorid ergeben.
Nebenwirkungen
Bei den Häufigkeitsangaben zu Nebenwirkungen werden folgende Kategorien zugrunde gelegt:
Sehr häufig: ≥ 1/10
Häufig: ≥ 1/100 bis < 1/10
Gelegentlich: ≥ 1/1.000 bis < 1/100
Selten: ≥ 1/10.000 bis < 1/1.000
Sehr selten: < 1/10.000
Nicht bekannt: Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar
Während der Behandlung mit Trospiumchlorid kann es zu anticholinergen Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Dyspepsie und Verstopfung kommen.
Sehr häufig:
Magen-Darmtrakt: Mundtrockenheit
Häufig:
Magen-Darmtrakt: Dyspepsie, Verstopfung, Bauchschmerzen, Übelkeit
Gelegentlich:
Magen-Darmtrakt: Blähungen, Diarrhoe
Selten:
Harntrakt: Miktionsstörungen (z.B. Bildung von Restharn), Harnretention
Herz- und Gefäßsystem: Tachykardie
Sehstörungen: Störungen der Akkommodation (besonders bei Patienten, die hypermetrop und nicht ausreichend korrigiert sind)
Atmungsorgane: Dyspnoe
Haut: Ausschlag
Allgemein: Asthenie, Brustschmerzen
Sehr selten:
Herz- und Gefäßsystem: Tachyarrhythmie
Muskel-Skelett-System: Myalgie, Arthralgie
Haut: Angioödem
Leber- und Gallesystem: geringer bis mäßiger Anstieg der Serumtransaminasenspiegel
Gesamtes Körpersystem: Anaphylaxie
ZNS: Kopfschmerz, Schwindel.
4.9 Überdosierung
Als höchste Einzeldosis wurden gesunden Probanden 360 mg Trospiumchlorid oral verabreicht. Hierbei traten Mundtrockenheit, Tachykardie und Miktionsbeschwerden verstärkt als Nebenwirkungen auf. Fälle schwerwiegender Überdosierung oder Vergiftung mit Trospiumchlorid sind bisher nicht bekannt geworden.
Als Zeichen einer Überdosierung sind verstärkte anticholinerge Symptome wie Sehstörungen, Tachykardie, Mundtrockenheit und Hautrötung zu erwarten.
Bei Vorliegen einer Vergiftung sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
-
Magenspülung und Verminderung der Resorption (z.B. Aktivkohle)
-
lokale Gabe von Pilocarpin bei Glaukomkranken
-
Katheterisierung bei Harnverhalt
-
Gabe eines Parasympathomimetikums bei schweren Symptomen (z.B. Neostigmin)
Gabe von Betablockern bei ungenügendem Ansprechen, ausgeprägter Tachykardie und/oder Kreislaufinstabilität (z.B. initial 1 mg Propranolol i.v. unter EKG- und Blutdruckkontrolle).
5. Pharmakologische Eigenschaften
5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften
Pharmakotherapeutische Gruppe: Urologisches Spasmolytikum
ATC-Code: G04BD09
Trospiumchlorid ist ein quaternäres Derivat von Nortropan und gehört zur Stoffgruppe der Parasympatholytika oder Anticholinergika.Der Wirkstoff konkurriert konzentrationsabhängig und kompetitiv mit der körpereigenen Überträgersubstanz Acetylcholin um postsynaptische Bindungsstellen.
Trospiumchlorid besitzt eine hohe Affinität zu den M1- und den M3- Rezeptoren und eine vergleichsweise etwas geringere Affinität zu den M2- Rezeptoren und bindet vernachlässigbar gering an nicotinische Rezeptoren.
Für die anticholinerge Wirkung von Trospiumchlorid ist vor allem der über die Muskarin-Rezeptoren vermittelte relaxierende Effekt an glattmuskulären Geweben und Organen wesentlich.
Trospiumchlorid vermindert den Tonus der glatten Muskulatur im Bereich des Magen- Darm- und des Urogenitaltraktes. Es hemmt die Bronchial-, Speichel- und Schweißsekretion und lähmt die Akkomodation. Zentrale Effekte wurden bislang nicht beobachtet.
5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften
Nach oraler Applikation von Trospiumchlorid werden nach 4 - 6 Stunden maximale Blutspiegelwerte erreicht.Die Eliminationshalbwertszeit ist sehr variabel und beträgt bei oraler Verabreichung im Mittel 6 – 18 Stunden. Es tritt keine Akkumulation auf. Die Plasmaproteinbindung beträgt 50 - 80 %. Im Dosisbereich von 20 - 60 mg als Einzeldosis sind die Plasmaspiegel proportional zur verabreichten Dosis. Die überwiegende Menge des systemisch verfügbaren Trospiumchlorids wird unverändert, ein geringerer Teil (ca.10 %) als Spiroalkohol, dem durch Hydrolyse entstehenden Metaboliten, renal ausgeschieden.
Pharmakokinetische Daten ergaben keine wesentlichen Unterschiede bei älteren Patienten, sowie keine Geschlechtsunterschiede.
In einer Studie bei Patienten mit schwerer Einschränkung der Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance 8 - 32 ml/min/1,73 m2) war die durchschnittliche AUC 4-fach und die Cmax 2-fach erhöht. Die Halbwertszeit war gegenüber gesunden Personen 2-fach verlängert. Es sind keine Studien bei Patienten mit geringerem Grad der Einschränkung der Nierenfunktion bekannt.
Ergebnisse einer Pharmakokinetik-Studie an Patienten mit leichter bis mässiger Beinträchtigung der Leberfunktion lassen keine Notwendigkeit einer Dosisanpassung bei dieser Patientengruppe erkennen und stehen in Übereinstimmung mit der untergeordneten Rolle des Lebermetabolismus bei der Verstoffwechselung und Elimination von Trospiumchlorid.
Bioverfügbarkeit
Eine im Jahr 2002 durchgeführte Bioverfügbarkeitsuntersuchung an 23 Probanden ergab im Vergleich zu einem marktgeführten Referenzpräparat am fünften Tag der Einnahme im sog. Steady-state (erreichter Fließgleichgewichtszustand) folgende Werte:
|
Testpräparat1 Filmtabl. (30 mg) morgens und ½ Filmtabl. (15 mg) abends |
Referenzpräparat1 Filmtabl. (30 mg) morgens und ½ Tabl. (15 mg) abends |
maximale Plasmakonzentration (Cmax) morgens |
2,54 [ng/ml] |
2,34 [ng/ml] |
Zeitpunkt der maximalen Plasmakonzentration (tmax) |
3,31 Stunden (#) |
3,22 Stunden (#) |
Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUCss) |
17,48 [ng/ml h] |
16,24 [ng/ml h] |
Angabe der Werte als geometrische bzw. arithmetische (#) Mittelwerte
Abb. 1: Mittlere Plasmaspiegelverläufe im Vergleich zu einem Referenzpräparat in einem Konzentrations-Zeit-Diagramm
Die absolute Bioverfügbarkeit von Spasmolyt® 30 mg beträgt 9.6 ± 4.5 % (Mittelwert ± Standardabweichung). Die inter- und intraindividuelle Variabilität der Bioverfügbarkeit beträgt 16 % bzw. 36 %.
Die Bioverfügbarkeit von Trospiumchlorid ist vom Füllungszustand des Magens bzw. gleichzeitiger Nahrungsaufnahme abhängig. Gleichzeitige Nahrungsaufnahme schränkt die Resorption von Trospiumchlorid ein. Nach einer Mahlzeit mit hohem Fettanteil betragen die Cmaxund die AUC nur noch 15 – 20 % des Ausgangswertes unter Nüchternbedingungen.
5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit
a)
Mutagenes und tumorerzeugendes Potential
Trospiumchlorid zeigte in vitro und in vivo keine mutagenen
Wirkungen.
Langzeitkanzerogenitätsstudien an Ratten und Mäusen ergaben keine
Hinweise auf ein tumorerzeugendes Potential.
b)
Reproduktionstoxizität
Embryotoxizitätsstudien an Ratten und Kaninchen haben keine
Hinweise auf embryotoxische Wirkungen ergeben. Entwicklung der
Feten, Geburtsvorgang, postnatale Entwicklung der Nachkommen sowie
Fertilität bei Ratten wurden nicht beeinträchtigt.
Trospiumchlorid passiert bei der Ratte die
Plazenta und geht in die Muttermilch über.
Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen nicht vor.
6. Pharmazeutische Angaben
6.1 Liste der sonstigen Bestandteile
Mikrokristalline Cellulose, Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) (Ph.Eur.), Povidon, hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Hypromellose, Macrogol 8000, Simeticon, Titandioxid (E171).
Hinweis für Diabetiker:
1 Filmtablette Spasmolyt® 30 mg enthält 0,103 g Kohlenhydrate (entsprechend 0,009 BE).
6.2 Inkompatibilitäten
Nicht zutreffend.
6.3 Dauer der Haltbarkeit
4 Jahre
6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung
Für dieses Arzneimittel sind keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
6.5 Art und Inhalt des Behältnisses
Aluminiumbeschichtete PVDC-Blister
Originalpackungen mit 30 (N1), 50 (N2), 84 (N3), 90 (N3) und 100 (N3) Filmtabletten
Klinikpackungen mit 500 (10 x 50) und 2000 (40 x 50) Filmtabletten
Unverkäufliches Muster mit 10 Filmtabletten
6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung
Keine besonderen Anforderungen.
7. Inhaber der Zulassung
MADAUS GmbH
51101 Köln
Telefon: 0221/8998-0
Telefax: 0221/8998-701
8. Zulassungsnummer
56400.00.00
9. Datum der Erteilung der Zulassung / Verlängerung der Zulassung
25.11.2004
10. Stand der Information
Dezember 2009
11. Verkaufsabgrenzung
Verschreibungspflichtig
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