iMedikament.de

Sulmycin Implant E

Document: 16.01.2008   Gebrauchsinformation (deutsch) change

ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS



1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS


Sulmycin®Implant E


QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG


1 Schwamm von ca. 5 5 0,5 cm enthält:

Gentamicinsulfat 50 mg, entsprechend 32,5 mg Gentamicin

Kollagen aus Pferdesehnen 70 mg


1 Schwamm von ca. 10 10 0,5 cm enthält:

Gentamicinsulfat 200 mg, entsprechend 130 mg Gentamicin

Kollagen aus Pferdesehnen 280 mg


1 Schwamm von ca. 5 20 0,5 cm enthält:

Gentamicinsulfat 200 mg, entsprechend 130 mg Gentamicin

Kollagen aus Pferdesehnen 280 mg


1 cm2Schwamm von 0,5 cm Dicke enthält:

Gentamicinsulfat 2 mg, entsprechend 1,3 mg Gentamicin

Kollagen aus Pferdesehnen 2,8 mg


3. DARREICHUNGSFORM


Implantat


4. KLINISCHE ANGABEN


4.1 Anwendungsgebiete


Sulmycin®Implant E wird zur unterstützenden Behandlung eitriger Entzündungen von Knochen und Knochenmark nach chirurgischer Sanierung der Infektionsherde, einschließlich Osteomyelitis in direktem Zusammenhang mit chronischen infizierten Wunden wie etwa diabetischem Fußgeschwür, angewendet.

Wirksamkeit besteht gegenüber gentamicinempfindlichen Keimen. Ferner kann Sulmycin® Implant E bei der sog. Spongiosaplastik sowie beim Einsetzen von zementfreien Kunstgelenken zum lokalen Infektionsschutz des Knochenlagers angewendet werden, insbesondere bei kleinen, engen Räumen wie der Markhöhle langer Röhrenknochen.

Sulmycin®Implant E wird auch zur Lokalbehandlung von Defekt- und anderen Resthöhlen in der Weichteilchirurgie eingesetzt, wie z. B. der Sakralhöhle nach Rectumamputation oder Weichteilabszesse.


4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung


- Nach Ausräumung des Entzündungsherdes je nach Größe des Defektes 1 – 3 Schwämme 10 10 0,5 cm bzw. 5 x 20 x 0,5 cm für Patienten bis 50 kg Körpergewicht bzw. höchstens 5 Schwämme 10 10 0,5 cm bzw. 5 x 20 x 0,5 cm für Patienten über 50 kg Körpergewicht einführen. Bei kleineren Defekten wird der Schwamm entsprechend zugeschnitten oder Sulmycin®Implant E 5 5 0,5 cm verwendet.

- Bei Spongiosaplastik sowie beim Einsetzen von zementfreien Kunstgelenken je nach Größe des Defektes 1 – 3 Schwämme 10 10 0,5 cm bzw. 5 x 20 x 0,5 cm für Patienten bis 50 kg Körper­gewicht bzw. höchstens 5 Schwämme 10 10 0,5 cm bzw. 5 x 20 x 0,5 cm für Patienten über 50 kg Körper­gewicht einlegen.

- Bei Weichteilinfektionen nach chirurgischer Ausräumung des Entzündungsherdes je nach Größe des Defektes 1 bis höchstens 3 Schwämme 10 10 0,5 cm bzw. 5 x 20 x 0,5 cm einsetzen. Bei klei­neren Defekten wird der Schwamm entsprechend zugeschnitten oder Sulmycin®Implant E 5 5 0,5 cm verwendet.


Hinweis:

Gelangen während des Einsatzes von Sulmycin®Implant E Retransfusionssysteme zum Einsatz, so sind folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten: Beim Einsatz von Retransfusionssystemen, die als reine Filtergeräte arbeiten, sollten nicht mehr als maximal 3 Schwämme 10 10 0,5 cm bzw. 5 x 20 x 0,5 cm Sulmycin®Implant E zur Anwendung gelangen, da mit einem Übertritt aus dem im Operationsgebiet freigesetzten Gentamicin in den systemischen Kreislauf gerechnet werden muß.


4.3 Gegenanzeigen


Sulmycin®Implant E darf nicht angewendet werden bei bekannter Eiweißallergie, erwiesener Unverträglichkeit gegen Gentamicin oder Substanzen equinen Ursprungs.


4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Die Gentamicinkonzentration in der systemischen Zirkulation ist nach Implantation von Sulmycin®Implant E gering. Trotzdem sollte eine Behandlung während der Schwangerschaft und Stillzeit nur unter strenger Indikationsstellung vorgenommen werden.

Ebenfalls sollte Sulmycin®Implant E bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion wie auch bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen nur unter strenger Indikationsstellung angewendet werden.


4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen


Zur Zeit sind keine Wechselwirkungen bekannt.


4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit


siehe 4.4.


4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen


Nicht zutreffend.


4.8 Nebenwirkungen


In der Regel sind die Gentamicin-Serum-Konzentrationen niedrig und stellen nur ein geringes Risiko dar. Trotzdem sind nieren- und neurotoxische Nebenwirkungen möglich. Besondere Vorsicht ist daher bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion geboten.


Nierentoxizität: Nebenwirkungen von Gentamicin auf die Nieren machen sich als Zylinder, Zellen oder Eiweiß im Urin, durch einen Anstieg des Blut-Harnstoff-Stickstoffs (BUN) und des Serumkreatinins sowie durch eine verminderte Harnausscheidung bemerkbar. Sie treten bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen häufiger auf.


Neurotoxizität: Vorwiegend wurde bei systemischer Aminoglykosidbehandlung von Patienten mit Nierenfunktionsstörungen über Nebenwirkungen an beiden Teilen des VIII. Hirnnervs (Hörnerv und Gleichgewichtsnerv) berichtet. Die Symptome umfaßten Schwindel, Vertigo, Tinnitus, Ohrensausen und Hörverlust. Wie bei anderen Aminoglykosiden können die vestibu­lären Anomalien irreversibel sein.


Überempfindlichkeitsreaktionen auf Sulmycin®Implant E sind möglich.


Lokale Rötungen, Juckreiz und eine vermehrte Sekretion zu Beginn der geweblichen Resorp­tion von Sulmycin®Implant E können unter Umständen auftreten.

Sind bei ausgedehnten Infekthöhlen Überlaufdrainagen möglich, sollte darauf nicht verzichtet werden.


4.9 Überdosierung


Symptome einer Überdosierung

Es gibt bislang keine Anhaltspunkte dafür, daß die lokale Verabreichung von Kollagen zu systemischen Unverträglichkeitsreaktionen geführt hat. Das dem Kollagen anhaftende Genta­micin kann jedoch systemisch resorbiert werden. Bei der empfohlenen Applikationsmenge von Sulmycin®Implant E kommt es jedoch zu keinem nennenswerten Anstieg des Serum-Gentamicin-Spiegels.


Behandlung:

Bei schweren Intoxikationen kann eine Peritoneal- oder Hämodialyse und bei Neugeborenen eine Austauschtransfusion in Erwägung gezogen werden.


Eine neuromuskuläre Blockade kann am besten durch Kalziumsalze behoben werden. Tritt eine neuromuskuläre Blockade unter gleichzeitiger Gabe von Suxamethonium bei erworbenem oder genetisch bedingtem Cholinesterasemangel auf, muß künstlich beatmet und Cholinesterase verabreicht werden.


5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN


5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften


Pharmakotherapeutische Gruppe: Aminoglykosidhaltiges Kollagen-Implantat,

ATC-Code: J01G B03


Sulmycin®Implant E enthält Kollagen aus Pferdesehnen und Gentamicinsulfat.

Gentamicin wirkt bakterizid auf empfindliche gram-negative und gram-positive Erreger, indem es die ribosomale Proteinsynthese hemmt.


Kollagen besitzt eine ausgeprägte hämostyptische Wirkung. Durch Kontakt des Blutes mit der Kollagenmatrix von Sulmycin®Implant E wird die Hämostase aktiviert. Kollagen hat auch einen positiven Effekt auf Geweberegeneration und Revaskularisation.


Resistenzmechanismen

Für die bakterielle Resistenz gegenüber Gentamicin wurden die folgenden allgemeinen Mechanismen vorgeschlagen:


(1) Die Aufnahme des Antibiotikums in das Bakterium ist bei Organismen vermindert, die einen Mangel an Systemen für den Elektronentransport aufweisen. Dies führt zu der intrinsischen Resistenz der Anaerobier und Enterokokken. Höhere lokale Gentamicin-Konzentrationen können den bakteriellen Tod in Organismen mit geringem Transmembranpotential fördern.


(2) Aktive Multidrug-Effluxsysteme extrudieren das eintretende Antibiotikum und produzieren so eine geringgradige Breitspektrum-Resistenz.


(3) Veränderung des molekularen Targets des Antibiotikums durch 16S rRNA-Methylase-Enzyme, die mit 16S rRNA-Methyltransferase-Genen codiert werden.


(4) Der wichtigste Resistenzmechanismus bei klinischen Isolaten von gramnegativen und grampositiven Bakterien besteht in der enzymatischen Modifikation der Amino- oder Hydroxylgruppen von Gentamicin durch Aminoglykosid-Phosphotransferasen, Aminoglykosid-Acetyltransferasen und Aminoglykosid-Nukleotidyltransferasen.


Eine Kreuzresistenz mit anderen Aminoglykosiden ist möglich. Gentamicin wird häufig mit anderen antimikrobiellen Mitteln kombiniert, um das Wirkungsspektrum zu erweitern oder die Wirksamkeit zu erhöhen.


Grenzwerte

Die klinischen MHK-Grenzwerte gemäß EUCAST (20.06.2006) sind die folgenden:


Organismus

Empfindlich

Resistent

Enterobacteriaceae

< 2 mg/l

> 4 mg/l

Pseudomonas spp.

< 4 mg/l

> 4 mg/l

Acinetobacter spp.

< 4 mg/l

> 4 mg/l

Staphylococcus spp.

< 1 mg/l

> 1 mg/l

Nicht-speziesbezogene Grenzwerte

< 2 mg/l

> 4 mg/l


Die Prävalenz von erworbener Resistenz kann für ausgewählte Spezies geographisch und mit der Zeit variieren. Daher ist es besonders bei der Behandlung schwerer Infektionen wünschenswert, lokale Informationen heranzuziehen. Nötigenfallsist der Rat von Fachleuten einzuholen, wenn die lokale Prävalenz der Resistenz die Nützlichkeit des Wirkstoffs bei zumindest einigen Infektionstypen in Frage stellt. Besonders bei der Behandlung schwerer Infektionen oder wenn die Therapie fehlgeschlagen ist, muss eine mikrobiologische Diagnose gestellt werden, um den Krankheitserreger und seine Empfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff zweifelsfrei festzustellen.



Normalerweise empfindliche Spezies

Grampositive Aerobier

Koagulasenegative Staphylokokken

Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus haemolyticus


Gramnegative Aerobier

Acinetobacter anitratus, Acinetobacter baumannii, Citrobacter spp., Citrobacter freundii, Citrobacter koseri, Enterobacter spp., Enterobacter aerogenes, Enterobacter cloacae, Escherichia coli, Klebsiella spp., Klebsiella oxytoca, Klebsiella pneumoniae, Proteus spp., Proteus mirabilis, Proteus vulgaris, Salmonella spp., Serratia spp., Serratia liquefaciens, Serratia marcescens


Spezies, für die eine erworbene Resistenz ein Problem darstellen kann

Grampositive Aerobier

Staphylococcus aureus


Gramnegative Aerobier

Acinetobacter calcoaceticus, Psuedomonas aeruginosa


Inhärent resistente Organismen

Grampositive Aerobier

Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium, Streptococcus agalactiae, Streptococcus anginosus, Streptococcus constellatus, Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Streptococcus viridans


Gramnegative Aerobier

Burkholderia cepacia, Neisseria gonorrhoeae, Neisseria meningitides, Stenotrophomonas maltophilia


Anaerobier

Bacteroides spp., Clostridium spp., Propionibacterium acnes




5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften


Das Kollagen wird lokal vollständig durch körpereigenes Gewebe ersetzt. Das freiwerdende Gentamicin wird z. T. systemisch resorbiert. Trotzdem sind die Gentamicin-Serumspiegel sehr gering. Nach Implantation von 20 mg Gentamicinsulfat/kg Körpergewicht - in Form von Sulmycin®Implant E - liegt z. B. der Serumwert bereits 8 Stunden nach Implantation unterhalb des Talspiegels (1-2 mg/l), der bei der systemischen Aminoglykosidtherapie als neben­wirkungsarm betrachtet wird.


5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit


Da es sich beim Kollagen um eine biologische, physiologische Substanz handelt, sind toxische Folgen sehr unwahrscheinlich. Es liegt kein Erkenntnismaterial zur Mutagenität, Embryo­toxizität und Kanzerogenität von Kollagen vor, das durch gezielte Untersuchungen gewonnen wurde.

Experimentelle Untersuchungen zum Gentamicin wurden an verschiedenen Tierspezies durch­geführt. Dabei zeigte Gentamicin nach intravenöser Gabe die größte Toxizität, während oral sehr hohe Dosen toleriert wurden.

Bei Mäusen ergaben sich für die LD50folgende Werte:

Subkutan 485 mg/kg KG, intraperitoneal 430 mg/kg KG, intravenös 75 mg/kg KG, oral 9050 mg/kg KG.


6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN


6.1 Hilfsstoffe


Wasser für Injektionszwecke


6.2 Inkompatibilitäten


Bisher nicht bekannt.


6.3 Dauer der Haltbarkeit


48 Monate.

Angebrochene Packungen mit Resten von Schwammteilen können nicht resterilisiert werden und sind deshalb zu verwerfen.


6.4 Besondere Lagerungshinweise


Nicht über 25°C lagern.


6.5 Art und Inhalt des Behältnisses


Packung mit 5, 10 bzw. 50 Schwämmen zu 25 cm2(5 cm 5 cm)

Packung mit 5, 10, 50, 100 bzw. 250 Schwämmen zu 100 cm2(10 cm 10 cm)

Packung mit 1 Schwamm zu 100 cm2(5 cm 20 cm)


Anstaltspackungen


6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung


Sulmycin®Implant E wird locker eingelegt.

Wird Sulmycin®Implant E nach Bedarf bei chirurgischen Eingriffen eingebracht, wird es anschließend nicht mehr entfernt, da das Trägermaterial vollständig resorbiert wird.

Nicht verbrauchte Reste von Schwammteilen bei einer Operation können nicht resterilisiert werden und sind deshalb zu verwerfen.


PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER


Innocoll Pharmaceuticals Ltd.

Athlone

Co. Westmeath

Ireland


8. ZULASSUNGSNUMMER


6560.00.01


9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG


09.12.1985/04.07.1996


10. STAND DER INFORMATION


November 2007


VERSCHREIBUNGSSTATUS/APOTHEKENPFLICHT


Verschreibungspflichtig

SulmycinImplantESPC_November 2007