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Sehcat

Document: 14.09.2006   Gebrauchsinformation (deutsch) change

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Radioaktives Arzneimittel






Gebrauchsinformation und Fachinformation







SeHCATTM


Bestell-Nr. SC510P































Wirkstoff:Tauroselcholsäure (75Se)



Zusammensetzung


1 Kapsel enthält am Kalibriertermin


Arzneilich wirksamer Bestandteil


Tauroselcholsäure (75Se) 370 kBq (10 μCi).

Spezifische Aktivität: 12,5 – 31,1 kBq/μg Tauroselcholsäure


Physikalische Eigenschaften des Radionuklids Selen-75:

Selen-75 wird unter Neutronenbeschuss von stabilem Selen-74 im Kernreaktor erzeugt und zerfällt unter Emission von Gammaquanten u.a. mit Energien von 265 keV, 136 keV, 280 keV und 121 keV mit einer Zerfallswahrscheinlichkeit von 59 %, 56 %, 25 % bzw. 16 % und einer Halbwertszeit von ca. 120 Tagen zu stabilem Arsen-75.


Sonstige Bestandteile


Tauroselcholsäure, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat (Ph.Eur.), Wasser für Injektionszwecke, Gelatine, Titandioxid (E171), Chinolingelb (E104), Erythrosin (E 127), Natriumdodecylsulfat, Essigsäure.



Darreichungsform und Packungsgrößen


Darreichungsform


Hartkapsel


Packungsgrößen


Eine Packung enthält 1 Kapsel mit 370 kBq am Kalibriertermin.



Anwendungsgebiete


Tauroselcholsäure(75Se) wird zur Untersuchung der Gallensäurenresorption bzw. des Gallensäurenverlusts sowie zur Beurteilung der Ileumfunktion angewendet



Gegenanzeigen


Kinder und Jugendliche

Die Anwendung von SeHCAT™ ist bei Kindern kontraindiziert.

Über die Anwendung von Tauroselcholsäure (75Se) bei Kindern liegen keine Daten vor.


Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen oder Cholestase

Die Anwendung von SeHCAT™ ist bei diesen Patienten wegen der erhöhten Strahlenexposition der Leber kontraindiziert.


Schwangerschaft und Stillzeit

Die Anwendung von SeHCAT™ ist während der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.

Über die Anwendung von Tauroselcholsäure (75Se) während der Schwangerschaft liegen keine Daten vor.


Falls es erforderlich ist, einer Frau im gebärfähigen Alter ein radioaktives Arzneimittel zu verabreichen, so ist festzustellen, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Grundsätzlich muss von einer Schwangerschaft ausgegangen werden, wenn die Menstruation ausgeblieben ist. Im Zweifelsfall sollte die Strahlenexposition auf das für die benötigte klinische Information unumgängliche Mindestmaß verringert werden. Alternative Untersuchungsmethoden, bei denen keine ionisierenden Strahlen angewendet werden, sollten erwogen werden.


Bevor das radioaktive Arzneimittel an eine Stillende verabreicht wird, ist zu prüfen, ob die Anwendung auf einen Zeitpunkt nach Beendigung der Stillperiode verschoben werden kann. Falls eine Anwendung unumgänglich ist, muss abgestillt werden.



Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung


Bei jedem Patienten ist sorgfältig zwischen dem zu erwartenden Nutzen und dem mit der Strahlenexposition verbundenen Risiko abzuwägen. Um die Strahlendosis so gering wie möglich zu halten, darf die zu verabreichende Aktivität nicht höher bemessen werden als für den Erhalt der diagnostischen Information erforderlich ist.


Radioaktive Arzneimittel dürfen nur von dazu berechtigten Personen in speziell dafür bestimmten klinischen Bereichen in Empfang genommen, gehandhabt und verabreicht werden. Der Umgang und die Anwendung unterliegen den Bestimmungen der örtlich zuständigen Aufsichtsbehörde und/oder entsprechenden Genehmigungen.



Wechselwirkungen mit anderen Mitteln


Bei gleichzeitiger Gabe von Cholestyramin-haltigen Arzneimitteln wird die Ausscheidung von Tauroselcholsäure (75Se) beschleunigt. Eine Cholestyramintherapie ist daher mindestens 1 – 2 Tage vor Anwendung von Tauroselcholsäure (75Se) bis zum Ende der Untersuchung abzusetzen.



Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung


Zum Einnehmen


Für Untersuchungen bei Erwachsenen und Patienten im höheren Lebensalter wird im Normalfall eine Kapsel oral verabreicht.


Patientenvorbereitung

Der Patient muss mindestens 6 Stunden vor dem Einnehmen der Kapsel nüchtern bleiben.

Während der Einnahme der Kapsel sollte der Patient sitzen oder stehen.

Vor dem Einnehmen der Kapsel muss der Patient ca. ½ Tasse (mindestens 15 ml) Wasser trinken.

Die Kapsel wird zusammen mit einer weiteren ½ Tasse (mindestens 15 ml) Wasser ohne Zerbeißen heruntergeschluckt.

Danach muss der Patient nochmals ½ bis 1 Tasse Wasser trinken.

Die nächste Mahlzeit sollte erst nach Messung des ersten Retentionswertes, bei Messung der Gallenblasenretention erst nach Ende dieser Untersuchung (ca. 3 – 4 Stunden nach Gabe der Kapsel) eingenommen werden.

Messung des Gallensäurenverlustes

Der Verlust von Gallensäuren aus dem endogenen Pool kann unter Verwendung von SeHCAT™ durch Bestimmung der Aktivitätsretention im Körper über einen Zeitraum von mehreren Tagen oder durch Bestimmung der Aktivitätsausscheidung mit den Faezes erfolgen. Die Ergebnisse können z.B. als “Ausscheidung je Zeitintervall” ausgedrückt werden, wenn mehrere Messungen vorgenommen werden. Einfacher ist es, sie als Prozentsatz der im Körper nach einer bestimmten Zeit (z.B. nach 7 Tagen) verbliebenen Radioaktivität anzugeben. Ein Ganzkörperzähler oder andere Zähltechniken können angewendet werden.


Messung der Tauroselcholsäure (75Se)-Retention im Ganzkörperzähler

Die Messung erfolgt wie bei Ganzkörperzählmethoden üblich. Nach Untergrundsubtraktion stellt der initiale Messwert des Patienten den 100-%-Wert (Wert zum Zeitpunkt to) dar. Nach 7 Tagen erfolgt die zweite Messung. Die Retentionsaktivität wird als Prozentsatz der Ausgangsaktivität ausgedrückt.


Messung der Tauroselcholsäure (75Se)-Retention mit einer unkollimierten Großfeldkamera

Messgeometrie: Der Detektor ist symmetrisch zum Körperstamm des Patienten parallel zum Untersuchungstisch in der maximal möglichen Entfernung zum Patienten einzustellen (Abb. 1). Dadurch können Änderungen der Impulsraten bei kleinen Lageveränderungen in der Horizontalen oder Vertikalen vermieden werden.


Eine gleichbleibende Messanordnung muss gewährleistet sein (konstanter Abstand des Detektors zur Oberfläche der Patientenliege, Orientierung an markanten anatomischen Punkten, z.B. Jugulum).


Abb. 1 Messanordnung zu Retentionsstudien mit der unkollimierten Gammakamera

Um Störungen durch Untergrundaktivität aufgrund von Technetium-99m-Quellen zu vermeiden, sollten die Messungen im Photopeak der Gammaenergie von 280 keV bei einer Fensterbreite von 20 % erfolgen. Bei Patienten, bei denen gleichzeitig noch andere Untersuchungen mit Radionukliden durchgeführt werden, müssen Störungen durch andere Photopeaks verhindert oder bei der Berechnung berücksichtigt werden.

Die erste Ganzkörpermessung sollte 3 - 6 Stunden, jedoch in jedem Falle vor dem ersten Stuhlgang des Patienten nach Einnahme der Kapsel erfolgen (Verteilung der Aktivität im Darmbereich). Nach zweimaliger Messung der Untergrundaktivität sind die Messungen jeweils über ein vorgegebenes Zeitintervall (beispielsweise 300 Sekunden) in ventraler und dorsaler Sicht durchzuführen. Danach sollte die Untergrundaktivität nochmals gemessen werden.

Als Messwert (m) dient das geometrische Mittel der Nettoimpulsraten aus ventraler (mv) und dorsaler (md) Sicht:



Nach 7 Tagen erfolgt die zweite Messung. Für die Zerfallskorrektur kann der am Tag 7 ermittelte Messwert mit 1,04 multipliziert werden. Die Retentionsaktivität wird als Prozentsatz der Ausgangsaktivität ausgedrückt.

Ergebnisse: Bei Verabreichung einer Aktivität von 370 kBq sind zum Zeitpunkt der ersten Messung Nettoimpulsraten von etwa 6000 Impulsen/Sekunde zu erwarten.

Bei normaler enteraler Resorption von SeHCAT™ ergibt sich ein monoexponentieller Abfall der Retention mit einer Halbwertszeit von ≥ 2,5 Tagen bzw. ein Retentionswert nach 7 Tagen von ≥19 %.


Messung der Tauroselcholsäure (75Se)-Retention an einem Messplatz zur Bestimmung der Nierenclearance mit zwei unkollimierten Obertischsonden

Messgeometrie: Positionierung der 3-Sonden siehe Abb. 2. Ansonsten gilt die Beschreibung unter 1.2.


Abb. 2Messanordnung zu Retentionsstudien mit zwei unkollimierten Obertischsonden


Durchführung der Messung wie 1.2. Als Messwert dient das geometrische Mittel der Nettoimpulsraten beider Sonden aus ventraler und dorsaler Sicht.

Ergebnisse: Bei Verabreichung einer Aktivität von 370 kBq sind zum Zeitpunkt der ersten Messung Nettoimpulsraten von etwa 250 Impulsen/Sekunde zu erwarten. Ansonsten gilt 1.2.


Quantitative Bestimmung der Sekretion von Tauroselcholsäure (75Se) in die Gallenblase mit Hilfe der kollimierten Gammakamera.

Die durch die Leber sezernierten Gallensäuren werden im terminalen Ileum rückresorbiert. Im enterohepatischen Kreislauf der Gallensäuren steht die Gallenblase bei intakter Funktion als Depot zur Verfügung. Lässt sich in diesem Depot unter Bedingungen der Nahrungskarenz vorübergehend mehr als 80 % der an Gallensäuren fixierten Aktivität wiederfinden, ist eine Resorptionsstörung im terminalen Ileum ausgeschlossen. Durch diese Voruntersuchung kann ein Großteil von Patienten mit normaler Ileumfunktion maximal 6 Stunden nach Kapselgabe von weiteren Messungen ausgeschlossen werden.

Durchführung der Untersuchung:

Nach oraler Gabe der Kapsel werden statische Szintigramme über dem Bereich des Magens in ventraler und dorsaler Sicht aufgezeichnet. (Kollimation der Gammakamera für die Gammaenergie von 280 keV). Bei vorgegebenen Impulsraten werden anschließend Leerbilder mit gleicher Laufzeit gespeichert. Innerhalb der “Region of Interest” (ROI), welche die im Magen befindliche Kapsel umschließt, werden die Nettoimpulsraten ermittelt und das geometrische Mittel gebildet.




m1= Bruttoimpulsrate ventral (innerhalb der ROI)

mv= Nulleffekt ventral (innerhalb der ROI)

m2= Bruttoimpulsrate dorsal (innerhalb der ROI)

md= Nulleffekt dorsal (innerhalb der ROI)


Im Abstand von etwa 30 Minuten während maximal 6 Stunden werden weitere Szintigramme über dem Bereich der Gallenblase ebenfalls in ventraler und dorsaler Sicht aufgezeichnet und das geometrische Mittel der Nettoimpulsraten über der Gallenblase bestimmt. Es muss darauf geachtet werden, dass keine Überlagerungen von Darmaktivität innerhalb der ROI miterfasst werden.



Messergebnisse: Erreicht geinen Wert ≥ 80 % von m, liegt keine Störung der Gallensäurenresorption vor.

Erreicht gkeinen Wert ≥ 80 %, ist dies nicht beweisend für eine Resorptionsstörung des terminalen Ileums.

Fehlermöglichkeiten: Dysfunktion der Gallenblase, Leberfunktionsstörung. Hierfür ist die Untersuchung nach Verfahren 1.2 bzw. 1.3 fortzusetzen.

Nach Abschluss der Untersuchung kann zur weiteren Reduzierung der an sich geringen Strahlenexposition die Ausscheidung der Aktivität mittels Cholestyramin beschleunigt werden.


Messung der ausgeschiedenen Aktivität

Nach Gabe der Kapsel muss eine komplette Stuhlsammlung über einen Zeitraum von 7 Tagen erfolgen. Auf Kooperativität des Patienten ist zu achten. Die Messung der Stuhlproben wird in einem Gamma-Counter durchgeführt. Eine gleichbleibende Messanordnung muss sichergestellt sein.

Stuhlproben von Patienten, bei denen gleichzeitig andere Untersuchungen mit Radionukliden durchgeführt werden, sollten nicht gemessen werden, es sei denn, die Ausscheidung des anderen Radionuklids ist vernachlässigbar gering oder die Messvorrichtung kann so eingestellt werden, dass selektiv 75Se-Photonenemissionen erfasst werden.




Überdosierung und andere Dosierungsfehler


Überdosierungen sind unwahrscheinlich, da das Arzneimittel ausschließlich in klinischen Einrichtungen in Form einer Kapsel zum Einnehmen verabreicht wird. Im Falle einer Überdosierung kann durch Cholestyramingabe die Ausscheidung der Aktivität aus dem Körper beschleunigt werden.



Nebenwirkungen


Sehr selten wurde über Überempfindlichkeitsreaktionennach Verabreichung von Tauroselcholsäure (75Se) berichtet; ein Kausalzusammenhang konnte jedoch nicht eindeutig nachgewiesen werden. Bei Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen darf keine weitere Zufuhr des Arzneimittels erfolgen. Um im Notfall unverzüglich reagieren zu können, sollten entsprechende Instrumente (u. a. Trachealtubus und Beatmungsgerät) und Medikamente griffbereit sein.


Da die verabreichten Wirkstoffmengen sehr gering sind, liegen die Risiken der Anwendung im Wesentlichen bei der Strahlenexposition. Ionisierende Strahlen können Krebs und Erbgutveränderungen verursachen. Da die meisten nuklearmedizinischen Untersuchungen mit niedrigen effektiven Strahlendosen von weniger als 20 mSv durchgeführt werden, sind diese Effekte mit geringer Wahrscheinlichkeit zu erwarten.Die effektive Strahlendosis liegt bei Gabe einer Kapsel mit 370 kBq bei 0,26 mSv. Die effektive Dosis ist damit niedriger als die Schwankungsbreite der jährlichen Strahlenexposition aus natürlichen Quellen in Deutschland (1-5 mSv).


Der Patient soll vom behandelnden Arzt aufgefordert werden, dem Arzt oder Apotheker jede Nebenwirkung mitzuteilen, die in der Packungsbeilage nicht aufgeführt ist.


Beim geringsten Verdacht auf Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Mitteln im Zusammenhang mit der Verabreichung des radioaktiven Arzneimittels muss der pharmazeutische Unternehmer unverzüglich in Kenntnis gesetzt werden.


Auswirkung auf Kraftfahrer und die Bedienung von Maschinen

Nach Anwendung von Tauroselcholsäure (75Se)wurden bisher keine Auswirkungen auf die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen berichtet.


Hinweise


Das Arzneimittel darf nur bis zu dem auf der Verpackung angegebenen Verfalldatum (18 Wochen nach Herstellung, 12 Wochennach dem Kalibriertermin) verwendet werden.


N icht über 25 oC lagern. Im Dunkeln aufbewahren. Nicht einfrieren. Die Lagerung darf nur im Originalbleitopf oder einer entsprechenden anderen Abschirmung erfolgen. Die nationalen Bestimmungen für die Lagerung radioaktiven Materials sind einzuhalten.


Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung von Gefahren für die Umwelt/Maßnahmen für die Entsorgung


Radioaktive Arzneimittel dürfen nur unter Vorkehrungen zum Schutz vor ionisierenden Strahlen und unter Beachtung pharmazeutischer Qualitätsanforderungen zubereitet und angewendet werden.


Mit radioaktiven Arzneimitteln behandelte Patienten stellen einen Risikofaktor für andere Personen aufgrund der vom Patienten ausgehenden Strahlung oder aufgrund von Ausscheidungen der Patienten dar. Zur Vermeidung der Exposition von Dritten und zur Vermeidung von Kontaminationen sind geeignete Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.


Nach Gebrauch sind sämtliche Materialien (fest und flüssig), die in Zusammenhang mit der Zubereitung und Anwendung von radioaktiven Arzneimitteln verwendet wurden, zu dekontaminieren oder als radioaktiver Abfall zu behandeln. Radioaktiver Abfall einschließlich nicht verwendeter radioaktiver Arzneimittel sowie die Ausscheidungen von Patienten sind gemäß den gesetzlichen Vorschriften und Auflagen zu entsorgen.


Gesetzliche Bestimmungen:

Verordnung für die Umsetzung von EURATOM-Richtlinien zum Strahlenschutz” vom 20.7.2001, Bundesgesetzblatt I, Nr. 34, S. 1714ff (2001).

Strahlenschutz in der Medizin. Richtlinie nach der Verordnung über den Schutz vor Schäden durch ionisierende Strahlen (Strahlenschutzverordnung – StrlSchV)” vom 24.6.2002, Bundesanzeiger, Nr. 207a (2002).



Pharmazeutischer Unternehmer


GE Healthcare Buchler GmbH & Co. KG

Gieselweg 1

38110 Braunschweig



Hersteller


GE Healthcare Limited

Amersham Place

Little Chalfont

Buckinghamshire

HP7 9NA

Großbritannien


Zulassungsnummer

28644.00.00


Datum der Zulassung

08. Juni 2006


Stand der Information

September 2006














Die folgenden Informationen sind nür für Ärzte bzw. medizinisches Fachpersonal bestimmt:



Pharmakologische Eigenschaften


Pharmakodynamische Eigenschaften

Pharmakotherapeutische Gruppe: Nuklearmedizinisches Diagnostikum (ATC Code V09D X01).

Bei den in diagnostischen Verfahren zur Anwendung kommenden Substanzmengen sind nach bisherigen Erkenntnissen keine pharmakodynamischen Wirkungen durch Tauroselcholsäure zu erwarten.



Toxikologische Eigenschaften


Im Tierversuch (Ratten) betrug der Sicherheitsabstand zwischen toxischen Dosen und der maximalen oralen Humandosis bei einmaliger Anwendung 10 000 : 1. Das Arzneimittel ist nicht für mehrmalige Anwendung bestimmt.

Untersuchungen zur Toxizität bei wiederholter Anwendung, zur Reproduktionstoxizität und zur Mutagenität sowie Langzeit-Karzinogenitätsstudien liegen nicht vor.




Pharmakokinetische Eigenschaften


Tauroselcholsäure ist ein Gallensäureanalogon, das sich physiologisch identisch zu natürlich vorkommenden Gallensäurekonjugaten verhält.


Bei Gesunden werden nach oraler Gabe ungefähr 95 % der radioaktiv markierten Gallensäure während eines enterohepatischen Kreislaufs resorbiert, hauptsächlich im terminalen Ileum. Die Aktivität verteilt sich fast ausschließlich im Lumen der Gallengänge, des Darmes und der Leber.

SeHCAT™ erscheint in der Gallenblase zum ersten Mal etwa 73 Minuten nach oraler Verabreichung; die Substanz rezirkuliert anschließend etwa 5 Mal täglich.


Daten zur Ganzkörperretention in normalen Probanden zeigen, dass 97 bis 100 % der Tauroselcholsäure (75Se) mit einer biologischen Halbwertszeit von 2,6 Tagen und bis zu 3 % mit einer mittleren Halbwertszeit von 62 Tagen ausgeschieden werden.


Strahlenexposition


Dem biokinetischen Modell für die orale Verabreichung von SeHCAT™ (gemäß ICRP 57) liegt zugrunde, dass 97 % der verabreichten Aktivität im enterohepatischen System zirkulieren und dass 95 % davon bei jedem Zyklus im terminalen Ileum absorbiert werden. Die mittlere Transitzeit durch den Dünndarm vor der Absorption wird mit 3 Stunden und die Transitzeiten durch die Leber und die Gallenblase werden mit 0,4 bzw. 1,4 Stunden angenommen. Diese Annahmen führen zu einer Halbwertszeit der Ganzkörperretention von 2,7 Tagen. Bei den meisten klinischen Fragestellungen, für die SeHCAT™ benutzt wird (z.B. Morbus Crohn), führen die gestörte Absorption im Ileum und kürzere gastrointestinale Transitzeiten zu geringeren Dosen als im Normalfall. Bei Patienten mit fortgeschrittener Cholestase kann die Dosis der Leber jedoch bis zum 100fachen des Normalwerts betragen (bei 370 KBq Tauroselcholsäure [75Se]), somit bis zu 25 mSv. Aus diesem Grunde ist SeHCAT™ bei Cholestase kontraindiziert.

Gemäß dem biokinetischen Modell der ICRP-Publikation 57 und der aktualisierten Daten aus der ICRP-Publikation 80 ergeben sich folgende Strahlendosen:

Absorbierte Dosis je Einheit der verabreichten Aktivität (mGy/MBq)


Organ

Erwachsene

Nebennieren

0,32

Blasenwand

0,33

Knochenoberfläche

0,23

Gehirn

0,048

Brust

0,077

Gallenblasenwand

6,4

Magen

0,42

Dünndarm

1,9

Dickdarm

2,0

oberer Dickdarm

1,9

unterer Dickdarm

2,1

Herz

0,33

Nieren

0,50

Leber

0,69

Lunge

0,24

Muskulatur

0,20

Oesophagus

0,11

Ovarien

1,0

Bauchspeicheldrüse

0,45

Rotes Knochenmark

0,29

Haut

0,075

Milz

0,30

Testes

0,092

Thymus

0,11

Schilddrüse

0,069

Uterus

0,75

übrige Organe

0,26

Effektive Dosis (mSv/MBq)

0,69


Die effektive Dosis beträgt 0,26 mSv nach Gabe einer Kapsel mit 370 kBq Tauroselcholsäure (75Se) beim Erwachsenen (mit einem Gewicht von 70 kg). Die absorbierte Dosis in den höchst exponierten Organen (Gallenblase, Dünndarm und Dickdarm) beträgt dabei 2,4 mGy, 0,70 mGy bzw. 0,74 mGy.


Bei den meisten klinischen Untersuchungen, für die diese Substanz angewendet wird (z.B. bei Morbus Crohn) ist infolge einer beeinträchtigten Ileumresorption und einer kürzeren Magen-Darm-Passage die Strahlenexposition im Vergleich zum Normalfall reduziert.



Sonstige Hinweise


Tauroselcholsäure (75Se) ist ein Analogon des natürlich vorkommenden Gallensäurekonjugates Taurocholsäure. Untersuchungen haben gezeigt, dass das physiologische Verhalten der beiden Substanzen identisch ist.


Endogene Gallensäuren werden in der Leber gebildet, in die Gallenblase sezerniert und zum größten Teil mit Hilfe eines aktiven Transportmechanismus durch die Mucosa des Ileums resorbiert. Sie werden außerdem durch passive Diffusion im proximalen Dünndarm und Colon resorbiert. Die Konjugation mit Glycin oder mit Taurin ist vollzogen, wenn die Gallensäuren die Hepatozyten verlassen. Ein Teil der Gallensäurekonjugate wird durch intestinale Mikroorganismen dekonjugiert.


Das Taurinkonjugat ist gegenüber der Dekonjugierung resistenter als das Glycinäquivalent. Konjugierte Gallensäuren werden durch den passiven Mechanismus wesentlich langsamer resorbiert; daher erfolgt ihre Resorption hauptsächlich aktiv im terminalen Ileum.


Im Vergleich mit (14C) Taurocholsäure konnte gezeigt werden, dass SeHCAT™ wesentlich resistenter gegenüber der bakteriellen Dehydroxylierung und Dekonjugierung durch fäkale anaerobe Organismen ist als das natürlich vorkommende Analogon. Entfernung oder Bypass des terminalen Ileums verhindern die Resorption von SeHCAT™. Hieraus ist ersichtlich, dass SeHCAT™ ausschließlich durch den aktiven Mechanismus des terminalen Ileums resorbiert wird. Nach Einnahme einer Kapsel verteilt sich SeHCAT™ im endogenen Gallensäurenpool.


SeHCAT™ ermöglicht die Erfassung des Gallensäureverlustes aus dem endogenen Pool. Dies kann sowohl durch die klassische Messung der fäkalen Ausscheidung, als auch durch die unproblematische Bestimmung der Retention der Radioaktivität im Körper über einen Zeitraum von mehreren Stunden bis Tagen erfolgen. Die Resultate können z.B. als “Ausscheidung pro Zeitintervall” oder einfacher als Prozentsatz der im Körper verbliebenen Radioaktivität nach einer bestimmten Zeit (z.B. nach 7 Tagen) ausgedrückt werden. Die Angabe der biologischen Halbwertszeit von SeHCAT™ hat sich ebenfalls als leicht zugänglicher Parameter erwiesen, zumal die Ausscheidung des Gallensäureanalogons im klinisch relevanten Messzeitraum in guter Näherung als monoexponentiell angesehen werden kann.


Die biologische Halbwertszeit der Taurocholsäure wurde durch die Bestimmung der fäkalen Exkretionsrate der (14C) Taurocholsäure ermittelt. Die Resultate, die mit SeHCAT™ erzielt wurden, stimmen mit diesen Werten gut überein. Die untere Normbereichsgrenze für die Retention nach 7 Tagen beträgt 19 % verglichen mit einem Wert von 20 % bei (14C) Taurocholsäure. Entsprechend liegt die untere Normbereichsgrenze der biologischen Halbwertszeit bei 2,5 Tagen. Regional unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten können leicht abweichende Resultate zur Folge haben.


Da SeHCAT™ spezifisch im Ileum resorbiert wird, kann eine krankhafte Veränderung dieses Darmabschnittes, die sich in einer eingeschränkten Gallensäurenresorption des terminalen Ileums äußert, z.B. Morbus Crohn) erfasst und quantifiziert werden.

Das Hauptsymptom der Gallensäurenmalabsorption ist die chronische chologene Diarrhöe, die auf den inhibitorischen Effekt der Gallensäuren auf die Wasserrückresorption im Colon zurückzuführen ist. Durch orale Applikation von Cholestyramin, eines unlöslichen gallensäurebindenden Ionenaustauschers, kann die unmittelbare Ursache dieser Diarrhoe beseitigt werden. Da chronische Diarrhoen auch durch andere Ursachen wie z.B. durch die ulcerative Colitis oder durch Infektionen des Dünndarms bedingt sein können, eignet sich SeHCAT™ zur Abklärung der Ätiologie und somit für die Differentialdiagnose chronischer Diarrhoen.



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13.09.06/tm